Ungewohntes Frühstück

Autoren: Jan Richling, Oliver H. Herde, Oliver Hohlstein und andere

JaR

Nakila erkennt die Geste des Mädchens nicht als das, was sie ist, sie nimmt sie noch nicht einmal bewusst wahr, denn alles ist gesagt, so dass nun Taten folgen können. Dies tut sie auch, indem sie ihrerseits zu dem Tisch geht und nach einem kurzen Zögern so Platz nimmt, dass sie den Kamin im Rücken hat und damit den Rest des Raumes bestens einsehen kann.
Sie fordert das Mädchen nicht gezielt auf, doch ihr Blick ist einladend auf die freien Stühle des Tisches gerichtet.

OHH

Der Bardin folgend und näher an den Tisch herantretend, wird Zulhamina von jener nebenher daran erinnert, sich nicht auf den Boden zu setzen. Bleiben noch drei Plätze übrig. Wieder rollen die Augen umher, dann entscheidet sich das Mädchen für den anderen Stuhl mit der Wand im Rücken. Dort scheint es irgendwie am heimeligsten zu sein, zumal Zulhamina dann nicht gar so direkt im Blick der anderen sitzt.
Erst einmal wird natürlich wieder das Sitzmöbel zurechtgerückt.

JaR

Nakilas Blick geht über die Lebensmittel auf dem Tisch, dann quer durch den leeren Raum und kehrt schließlich wieder zu den Lebensmitteln zurück. Es behagt ihr nicht, die erste zu sein, die davon nimmt, aber ebenso wenig behagt es ihr, das nicht zu tun.
Sie entscheidet sich darum für einen Mittelweg und rückt sich einen Becher zurecht. "Möchtest du auch Tee?" fragt sie dann das Mädchen, während sie bereits danach greift.

OHH

Bald steht der Stuhl ungefähr so, wie es zur Sturzgefahrverringerung am geeignetsten erscheint.
Zulhaminas Lider schlagen auf, den Blick zur Bardin freizugeben. "Gern, H... ähm, danke!" Soll sie das so verstehen, dass die Frau ihr auch einschenken will? Verrückt, und deswegen nicht mehr überraschend, doch wie sonst sollte man die Handbewegungen deuten!
Drum konzentriert sich das Mädchen erst einmal auf das purzelfreie Hinsetzen, wobei es sich an Tisch und Stuhl festhält.

JaR

Mit der freien Hand zieht die Bardin einen zweiten Becher heran und gießt vorsichtig Tee in beide. Sie stellt das Getränk wieder ab und schiebt einen Becher in Zulhaminas Richtung, während sie den anderen selbst nimmt.
"Bitte", reagiert sie auf deren Worte. "Und sei vorsichtig, der Tee ist noch ziemlich warm."

OHH

Wirklich ungewöhnlich! Wie alles hier.
Um dem Drang entgegenzuwirken, sich schon wieder zu bedanken, atmet Zulhamina erst einmal tief durch. Dann tasten ihre Finger nach dem Gefäß, aus welchem es verdächig hervordampft. Heiß. Nicht ungewöhnlich, was man in diesem Falle fast schon ungewöhnlich nennen könnte.
Lächeln, nicken, unschlüssiges Augenrollen. Bloß nicht die schöne Herrin zu sehr anstarren!

OHo

Temaro schlüpft vorsichtig ins Gasthaus hinein - und erstarrt fast vor Schreck. Direkt gegenüber sitzt seine heutige Reisebegleitung mit dem Mädchen, das er gerade vorhin getroffen hat. Worüber die beiden wohl reden? Etwa über ihn?
Seine Hand wandert zum Kragen seines Hemdes und zieht es bis zum Halsansatz hinauf, um die Narben wenigstens notdürftig vor den fremden Blicken zu schützen - oder umgekehrt.

JaR

"Da kommt unser Begleiter", sagt Nakila leise, als sie sieht, wie der Botenreiter das Gasthaus betritt. "Einen wunderschönen Guten Morgen wünsche ich Euch", ruft sie dann mit ihrer wohlklingenden Stimme durch den im Grunde leeren Raum.

OHo

Als der Botenreiter so plötzlich angesprochen wird, erschrickt er kurz. Aber schließlich nickt er, deutet ein Lächeln an und erwidert ebenfalls ein "Guten Morgen", allerdings wesentlich leiser und mit etwas belegter Stimme.
Zögerlich macht er sich mit seinen Schritten auf in Richtung Treppe, schaut dabei immer wieder zum Tisch hinüber, wo die beiden Frauen sitzen.

OHH

Zulhamina hingegen nickt zu alledem nur. Natürlich hat auch sie den Boten nicht übersehen, da es allzu wenig Ablenkung im Raume gibt, welche ein solches Ereignis überdecken könnte. Eines wörtlichen Grußes scheint es ihr aber wiederum nicht zu bedürfen, da sie den Mann ja vorhin schon gesprochen hat. Inklusive Morgengrußes? Das weiß sie gar nicht mehr so. Dennoch genügt ihm nun sicher die Kopfbewegung, zumal er schon wieder hinforteilt.

JaR

Temaro scheint nicht die Absicht zu haben, jetzt gleich im Schankraum zu verweilen, so dass Nakilas Aufmerksamkeit wieder voll und ganz zu Zulhamina zurückkehrt. Sie ist ziemlich neugierig, aber so, wie sich das Mädchen bislang verhalten hat, sieht es nicht wirklich danach aus, als würde es viel von sich erzählen. "Zulhamina", fängt sie darum vorsichtig an, "hast du etwas dagegen, wenn ich dich ein paar Dinge zu deiner Reise frage?" Dies klingt in ihren eigenen Ohren fast ein wenig unverschämt, so dass sie rasch ergänzt: "Du darfst mich natürlich auch alles fragen, was du fragen möchtest!"

OHH

"Aber warum denn!?" platzt Zulhamina auf die Frage hervor, noch während das anschließende Angebot ausgesprochen wird. Dann wird ihr diese bewusst, und sie erwidert ein eifriges Nicken darauf, wenngleich ihr nicht sofort etwas einfällt, das sie wissen möchte. Dafür ist sie jetzt sowieso zu beschäftigt, wird ihr doch auch klar, wie missverständlich ihr Ausruf war.
"Äh, natürlich könnt Ihr alles fragen", führt sie daher aus. Na, hoffentlich war das jetzt kein Fehler! Ach, wird es schon nicht.

JaR

Nakila zuckt bei der heftigen Reaktion ein wenig zusammen, zeigt sie doch, wie sehr das, was das Mädchen denkt, von dem abzuweichen scheint, was sie sagt.
"Nun", entgegnet die Bardin dann vorsichtig, "von hier bis nach Bethana ist es natürlich keine Weltreise und ich denke, dass wir noch heute dort eintreffen werden, aber interessiert es dich nicht, mit wem zusammen du reisen wirst?" Sie lächelt während dieser Worte.

OHH

Am Zucken und den Worten erkennt Zulhamina, dass sie wohl wieder einmal irgend etwas falsch gemacht haben muss. Im Grunde sagt Nakila recht eindeutig, was. Offenbar geht es der Bardin nicht darum, ob sie selbst etwas fragen darf. Bestimmt ist ihr die Antwort von vorne herein klar gewesen. Statt dessen hätte sie wohl gern mehr Interesse von Zulhamina an ihr gespürt.
"Verzeiht, Herrin", entschuldigt sich das Mädchen zunächst einmal, "aber muss man sich nicht erst ein bisschen kennen, damit einem Fragen einfallen?" Naklia jetzt um ein Lied zu bitten, käme allzu wenich spontan. Nachdenklich verliert sich der Blick. Was noch könnte man erfragen?

JaR

"Da hast du natürlich recht, aber wenn man gar nichts fragt, dann weiß man ja auch nichts. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass du ohne jede Scheu alles fragen kannst, was du möchtest - und dass ich schon immer sehr neugierig war, aber das ist wohl das Schicksal einer Geschichtensammlerin."
Sie überlegt kurz, dann fragt sie ihrerseits: "Was ich gerne wissen würde, betrifft deine Reise - und du musst auch nur antworten, wenn du das wirklich willst. Ich habe vorhin nur mitbekommen, dass dein Reisebegleiter verschwunden ist. Reist du denn schon lange mit ihm zusammen oder habt ihr euch in einem der letzten Gasthäuser getroffen und reist mehr oder weniger zufällig zusammen, wie wir das jetzt tun wollen?"

OHH

Oh, neugierig ist Zulhamina ülicherweise auch, und dies nicht zu knapp. Das ist ihr auch schon schlecht bekommen. Aber wie kann man nach der Farbe des Meeres fragen, wenn man noch nie von ihm gehört hat!?
Stimmt, über das Meer könnte Zulhamina die Bardin ausfragen.
Erst jedoch muss sie einmal selbst antworten - nicht bloß aus reiner Gewohnheit heraus gegen alle Beteuerungen der Herrin, sie müsse nicht, sondern weil jene so sympathisch ist. Bestimmt kann man ihr trauen.
"Der Herr Fadim ibn Shahasan sollte mich ungefährdet nach Bethana bringen. Wir haben uns erst vor ein paar Tagen zum ersten Mal gesehen. Warum?" Sie sollte ja alles fragen, was ihr in den Sinn kommt.

JaR

Nakila nickt, wobei ihr eine gewisse Erleichterung anzusehen ist. "Ich habe das gefragt", erklärt sie dann, "weil es schon einen Unterschied macht, ob jemand, den du erst seit ein paar Tagen kennst und für den das nur ein Auftrag ist, einfach so verschwindet, oder ob das jemand tut, den du schon dein ganzes Leben kennst und der mit dir gut befreundet oder verwandt ist." Sie ist sich nicht sicher, ob diese Erklärung ausreicht, aber vielleicht tut sie das ja. "Du willst ihn aber nicht suchen, oder?"

OHH

Wie wenig aussichtsreich eine Suche wohl wäre, wenn sich Zulhamina selbst kaum in der gar fremden Welt zurechtfindet! Freilich ist dies nicht der einzige und bestimmt nicht einmal der beste Grund, der Bardin Frage zu verneinen.
"Wie Ihr schon sagtet: Ich kenne ihn ja kaum. Außerdem haben ja schon der Herr Wirt und der Herr Magier mit den Würfeln nach ihm gesucht. Und vor allem muss ich ja mei... an mein Ziel."
So eine blöde Geheimniskrämerei! Am liebsten würde sich Zulhamina ein Schild 'Sklavin' um den Hals hängen. Dann könnten die Leute mit ihr machen, was immer sie hierzulande eben so mit Sklaven anstellen, aber sie hätte wenigstens nicht mehr diese Scherereien.

JaR

Nakila nickt zustimmend; das klingt einleuchtend und erklärt, warum das Mädchen sich nicht weiter um das Schicksal ihres vorherigen Begleiters kümmern mag.
"Erwartet dich jene Mesherel ash-Yahun oder ist dein Besuch eine Überraschung für sie?" Die Bardin stockt bei dem fremden Namen ein wenig, er geht ihr dann aber fehlerfrei über die Lippen.

OHH

"Sie hat mich zu sich gerufen", ist die einfache und zugleich wunderschön unverfängliche Antwort des Mädchens. "Deswegen darf ich mich auch nicht zu sehr verspäten, sonst sorgt sie sich bestimmt."
Ja, was genau stellen sie denn nun mit Slaven in diesem Lande an? Fadim ibn Shahasan hat sich nicht zu mehr als dunklen Andeutungen bequemt. In den See, in den See? Oder vielleicht verkauft man sie nach auswärts, wenn man hier keine haben soll? Warum eigentlich nicht? Das kann ja wohl nur daran liegen, dass sich die meisten keine leisten könnten und somit Neid und Missgunst unumgänglich wären.

JaR

Diese Antwort ist für die Nivesin in der Tat nachvollziehbar und verständlich: Wenn man jemanden zu sich ruft und derjenige dann nicht kommt, dann macht man sich Sorgen. Das gilt hier ebenso wie in den fernen Steppen des Nordens.
"Keine Sorge, wir werden uns sicher nicht verspäten", erwidert sie, um sich dann zurückzulehnen. Das, was sie gehört hat, reicht zwar nicht, um ihre Neugierde vollständig zu befriedigen - dazu wird wohl nichts ausreichen - aber es genügt, um das Verschwinden des Begleiters des Mädchens nicht als etwas zu sehen, das die weitere Reise in irgendeiner Form bedrohen könnte.
Sie greift nach ihrem Teebecher und nippt ganz vorsichtig daran, dann sieht sie das Mädchen ermutigend an. "Magst du mich auch etwas fragen?"

OHH

Entgegen den vorherigen Anzeichen fallen Zulhamina spontan gleich zwei Dinge ein, mögen diese auch zunächst noch wenig mit der Bardin selbst zu tun haben: "Mja... Ist es noch weit? Habt Ihr schon mal das Meer gesehen? Die Stadt liegt doch am Meer, hab ich gehört?"
Kerzengerade und aufgeweckt sitzt das Mädchen nun am Tische. Die Finger verkrampfen ein wenig beim Festhalten an der Tischkante, was aber der fröhlichen Aufregung und nicht einem verstärkten Gefühl des Ungleichgewichtes geschuldet ist.

JaR

"Ich war selbst ja noch nicht in Bethana", erwidert die Bardin, "aber nach dem, was ich gehört habe, sollten wir heute dort ankommen - in Bethana, das tatsächlich am Meer liegt."
Bei der Erwähnung des Meers verzieht die Nivesin ein wenig das Gesicht, doch sie fährt tapfer fort, schließlich wollte sie genau diese Art von Fragen und Antworten: "Das Meer habe ich schon oft gesehen, aber ich muss zugeben, dass ich es nicht besonders mag. Ich bin ein Kind des weiten Landes der Steppen und Tundras... nicht des Wassers."

OHH

Sogleich legt Zulhamina eine mitleidig-fragende Mine auf. "Aber das Meer soll doch auch recht weit sein? So, wie die Khom, nur" - mit dem Stichwort 'Wasser' würde sie sich selbst das Argument nehmen - "frischer? Das fand ich schon sehr beeindruckend." Offenkundig hat das Mädchen gerade ein recht plastisches Bild vor Augen, welches man nicht im Schankraum sieht.

JaR

"Weit ist es schon, sogar sehr weit und ohne jede wirkliche Abwechslung, aber es ist eben sehr, sehr viel Wasser", antwortet Nakila. "Das ist es, was ich nicht mag. Wasser sollte klein und überschaubar sein, ein Bächlein oder ein kleiner See, aber nicht etwas derlei Großes." Ihr Blick geht bei diesen Worten durch den immer noch weitgehend leeren Schankraum, dann fällt ihr auf, dass sie das Missverständnis noch nicht ganz geklärt hat. "Die Weite hingegen mag ich, das erinnert mich an die Weite des Nordens."

OHH

Andächtig mit einem Zeigefinger auf den Lippen hinter dem Schleierchen lauscht Zulhamina den Worten. Vermutlich wird sie das Meer selbst sehen müssen, um es wirklich beurteilen zu können. "Hm. Da bin ich gespannt! Die Khom war auch sehr weit. Wir sind dort entlanggereist, wo sie an das Gebirge angrenzt, den Ras... Raschtulswall." Eigentlich ein einfach zu merkender Name wegen der Ähnlichkeit zu Rastullah. Man muss eben nur aufpassen, ihn nicht Rastullahswall zu nennen. Obwohl das ja bestimmt eh von ihm aufgehäuft wurde.

JaR

Zulhaminas Antwort erledigt die Frage, die Nakila fast aussprechen will, nämlich ob das Mädchen aus dieser Gegend kommt.
"Die Khom kenne ich nicht", erwidert sie. "Ich glaube auch, dass mir das entschieden zu warm wäre."
Dann gewinnt die Neugierde doch wieder die Oberhand. "Du kommst von noch weiter südlich, nicht wahr?"

OHH

So heiß fand Zulhamina das gar nicht; im Grunde ist ihr überhaupt selten mal was zu warm. Allerdings war sie ja auch nicht in der Wüste, sondern hat nur ihren Rand gesehen.
"Ich glaube eigentlich nicht, Herrin. Süden ist doch Richtung Mittag? Den hatten wir eigentlich fast immer zu Linken und den Abend vor uns."
Sie blinzelt in die Helligkeit der für kurz offenen Türe. Da ist ja wieder dieser hübsche Muskelmann, der so seltsame Fragen gestellt hat.

JaR

Die kurze Ablenkung des Mädchens lässt auch Nakila zur Tür sehen, wo sie gegen das helle Licht ihren anderen Tischgefährten des Vorabends erkennt. "Rahja zum Gruße", ruft sie halblaut in seine Richtung, ehe sie sich dann wieder Zulhamina zuwendet.
"Dann also eher aus Richtung Osten", fasst sie die Erklärung zusammen, "aber in der Gegend kenne ich mich nicht wirklich gut aus. Ich bin lieber im Norden, wo es nicht so warm wird."

OHH

Zulhamina dagegen belässt es lieber bei einem Grußnicken an den Barbrüstigen. Ob er wohl gleich am Tische sitzen wird, da sich die beiden schon kennen?
Auch dies verwischt im Strom der neuen Gedanken. "Das ist aber schade!" bekennt sie unbedarft. Kalt mag sie es ja nun gar nicht!

JaR

"Warum?" fragt die Bardin zurück. Sie kann sich zwar einige mögliche Gründe vorstellen, doch es interessiert sie, welchen das Mädchen für relevant hält.

OB

"Raia zum Gruße", erwidert Kedjo der Bardin. Er sucht sich dann aber einen anderen Tisch. Erstens hat er da auf dem Weg in den Stall schon mal geräubert. Zweitens kommt da durch das Fenster wenigstens ein bisschen mehr Luft und Licht hinein. Und drittens müsste er an dem anderen Tisch eigentlich das Gespräch mit dem Mädchen fortführen. Aber noch weiter über Freiheit und Knechtschaft zu reden, und das auf fast nüchternen Magen? Nö. Also setzt er sich an den kleinen Tisch zwischen Tür und Treppe.

OHH

Bescheiden senkt Zulhamina ein wenig Blick und Haupt, die Hände wandern in den Schoß, und auch Schultern und Arme streben entsprechend etwas abwärts. "Ich mag es warm", erklärt sie verlegen. Auch wenn die Bardin sehr offen wirkt, war diese Äußerung sicherlich recht vorlaut.
Aus Flucht ebenso wie Neugier wird zu dem Manne hinübergesehen, welcher nun doch anderswo seinen Platz sucht. Vielleicht will er nur seine Ruhe haben, oder möchte doch lieber nicht mit einer Sklavin am Tische sitzen.

JaR

Nakila lächelt bei dieser einfachen Antwort und wirkt in keiner Weise verärgert. "Das ist bei mir genau umgekehrt", antwortet sie dann, "ich mag Wärme gerade nicht. Allerdings gefällt mir die eisige Kälte meiner Heimat auch nicht so sehr." Etwas leiser fügt sie nach einer kleinen Pause hinzu: "Sonst wäre ich jetzt vermutlich auch eher dort und nicht hier."

OHo

Temaro ist er am Fuß der Treppe angekommen und beäugt die im Gastraum stehenden Tische. Nur zwei sind besetzt, an dem einen sitzen die beiden Frauen, an dem anderen der Geweihte. Temaro ist unschlüssig, wohin er sich wenden soll. Platz wäre wohl an beiden. Beim Geweihten befürchtet er, die Belehrungen vom gestrigen Abend fortgesetzt zu bekommen. Und am anderen Tisch... da könnte er abgelenkt sein... aber andererseits hat die Bardin ihn ja schon als Reisebegleiter akzeptiert. Etwas verlegen steht der Botenreiter im Schankraum herum und wartet, wer von den beiden wohl am ehesten auf ihn reagiert.

OHH

Das versteht Zulhamina natürlich, weswegen es auch abgenickt wird. Eine wirkliche Vorstellung von Kälte in Nakilas Sinne hat sie freilich nicht unbedingt. Ihr haben die kühlen Nächte am Geirgsrand schon genügt.
Ihre Blicke wandern zu dem ratlos im Raume stehenden künftigen Reisebegleiter. Der ist wirklich besonders seltsam, falls man in diesem Lande eine solche Gewichtung überhaupt noch vornehmen kann. Ulkig irgendwie, und etwas verloren wirkt er.

JaR

Nakilas Blick folgt dem des Mädchens und bleibt für einen Augenblick an Temaro hängen, ehe sie sich wieder Zulhamina zuwendet, sich ein wenig zu dieser beugt und sehr leise geflüstert fragt: "Hast du etwas dagegen, wenn ich ihn zu uns an den Tisch einlade?" Sie verzichtet darauf, in irgendeiner Weise zu beschreiben, wen sie mit 'ihn' meint.

OB

Als Kedjo an Maro vorbeigeht, nickt er ihm freundlich zu. Sagen kann er nichts, denn er kaut mit vollen Backen.

OHH

"Aber nein, Herrin!" stößt Zulhamina doppelt verwundert aus. Dass sie überhaupt gefragt wird, ist ja schon nicht mehr gar so überraschend, wenn sie sich auch noch daran gewöhnen muss. Davon abgesehen fällt ihr aber auch kein Grund ein, weswegen sie etwas gegen diese Gesellschaft haben sollte. Wie er denn nun angesprochen werden will, wird sie bestimmt noch herausbekommen.
Für einen Moment scheint auch der andere Mann aus dem Gang vorhin zum Tische kommen zu wollen, doch dann stellt sich die Theke als sein Ziel heraus. Es gibt also hinreichend viele Leute zu beobachten, was Zulhaminas Blicke entsprechend unstet werden lässt.

JaR

Die Bardin registriert die Verwunderung des Mädchens zwar, macht sich aber erst einmal keine weiteren Gedanken dazu, denn ihr Blick geht nun offen und einladend zu dem Botenreiter. "Gesellt Euch doch zu uns, wenn Ihr mögt!" Ihre Stimme wird dabei durchaus lauter als üblich, aber mit der langen Erfahrung der Geschichtenerzählerin eben genau so laut, wie es für diesen Zweck nötig ist.

OHo

Nachdem die Anwesenden wohl auch noch etwas gezögert haben, wird Temaro schließlich doch an den Tisch mit den zwei Frauen eingeladen. Er lächelt noch etwas zögerlich, nickt dann aber als Bestätigung der Einladung und geht auf den Tisch zu. Er ergreift den Stuhl, der ihm am nächsten steht und lässt sich darauf nieder.

OHH

Als Willkommensgruß lächelt Zulhamina verlegen - was sonst könnte sie tun, wenn ein Herr - oder auch Nichtherr - nicht selbst etwas von sich gibt, was sie zu einer Erwiderung herausfordern würde. Bestimmt weiß die Herrin Rat, wie es weitergeht, ob der Botenreiter die Sklavin als Gesprächsteilnehmerin nun ergänzt oder ablöst oder lediglich Zuhörer bleibt. Entsprechend wandert Zulhaminas Augenmerk wieder zu Nakila.

JaR

Nakila wartet, bis sich der Botenreiter gesetzt hat, dann übernimmt sie die Vorstellung. Denn auch wenn sie weiß, dass Zulhamina Temaro zumindest bereits gesehen hat, so bedeutet das nicht zwangsläufig, dass sie miteinander geredet haben. "Dies ist Temaro Dolorio Mojenar, Botenreiter der schönen Göttin, und dies ist Zulhamina. Sie wird uns nach Bethana begleiten." Die Bardin achtet bei diesen Worten insbesondere auf Temaro, um seine Reaktion auf diese Veränderung der Reisepläne mitzubekommen.

OHH

Welch musikalisch klangvoller Name! Sogleich entlockt er Zulhamina ein verträumtes Lächeln und lässt auch seinen bescheidenen Träger noch sympathischer erscheinen. Unwillkürlich landen die Hände im Schoß - immerhin hat das Mädchen inzwischen etwas Übung darin, auf einem Stuhlsitz zu balancieren.
Als gleich darauf die Rede auf Zulhamina kommt, wimperklimpert sie dem Reiter verlegen zu. Hoffentlich ist er einverstanden, sonst muss sie am Ende doch noch allein nach Bethana finden!

OHo

Temaro nickt Zulhamina zu, als sie ihm vorgestellt wird. "Es ist mir eine Freude, Zulhamina." Der Botenreiter lässt dabei offen, ob sich diese Aussage auf die Bekanntmachung bezieht oder auf die Reisebegleitung. Jedenfalls meint dann wieder zu Nakila. "Wann... dachtet Ihr denn aufzubrechen?"

JaR

Nakila zuckt mit den Schultern. "Lasst uns gemütlich und in aller Ruhe frühstücken. Ich muss danach noch meine Sachen einpacken und den Knecht bitten, sie nach unten zu bringen und auf Nivilaukaju zu laden. Danach können wir dann aufbrechen, oder wolltet Ihr - oder du - vorher noch etwas anderes tun?" Ihr Blick ruht dabei, mit Ausnahme des kurzen an Zulhamina gerichteten Einwurfs, auf dem Botenreiter.

OHH

Ein unwillkürliches Frösteln jagt durch Zulhaminas zierlichen Körper. Denn auch wenn sie den beiden freundlichen Herrschaften traut und ihr wohl nicht viel anderes übrig bleibt, als mit ihnen zu reisen, ist es doch ein erschreckendes neues Abenteuer, eine Fahrt ins Ungewisse.
Ob sie noch etwas tun will oder muss? Müssen wird sie auf jeden Fall, was jeder muss. Innere Kühle und die Frage machen noch einmal auf einen gewissen Druck im Unterleib aufmerksam. Aber sonst? "Ich weiß nicht... Bezahlen?" Fraglos wird sie auch dies müssen, dennoch ist es für sie etwas so Neues und somit Besonderes, dass man es schon mal erwähnen darf.

OHo

Temaro lächelt. "Ja, bezahlen ist ein sehr sinnvoller Schritt bevor man ein Gasthaus wieder verlässt. Das werde ich, denke ich, auch noch tun. Ansonsten... nein, habe ich nichts. Es sei denn, jemand in diesem Haus benötigt noch die Dienste eines Liebesboten!"

JaR

"Auch ich werde natürlich noch bezahlen", greift die Bardin den Gedanken auf, "aber jetzt lasst uns erst einmal frühstücken." Sie mustert nach diesen Worten die auf dem Tisch stehenden Köstlichkeiten und nippt ein wenig von ihrem immer noch ziemlich warmen Tee.

OHH

In Zulhamnas Ohren klingt Temaro etwas unsicher, ob er wirklich bezahlen wird. Ob er irgendwelche besonderen Beziehungen hat oder Tricks kenn? Oder vielleicht will er sich einfach davonstehlen?
Liebesbote? Was ist das nun wieder? Kann man denn Liebe verschicken?
Frühstücken. Eine dankenswert schöne Anordnung von Nakila. Auch Zulhamina nimmt nun endlich einen ersten Schluck vom ziemlich in Vergessenheit geratenen Tee. Als zu heiß scheint sie ihn nicht zu empfinden, da dem ersten weitere folgen.
Ein guter Moment, austreten zu gehen, ist das nun aber nicht unbedingt.

JaR

Nakila stellt den Tee wieder auf den Tisch, um sich dann ein Stück Brot zu nehmen. Sie schwankt kurz zwischen Käse und Wurst, entscheidet sich dann aber für das Letztere. "Lasst es Euch schmecken", wünscht sie den Tischgefährten.

OHo

"Danke, ebenso", erwidert Temaro und greift nach einem Brot mit Käse.

OHH

Um bei Herrschaften keinen Unwillen zu erzeugen, ist die - natürlich respektvolle - Nachahmung immer zu empfehlen. So lange man nicht die eigenen Rechte überschreitet und es auch sonst nicht übertreibt, dass das Vorbild sich veralbert fühlt, wird man eher das Wohlwollen erreichen. So zumindest Zulhaminas bisherige Erfahrung.
Entsprechend greift auch sie nun, da sie den anderen den gebührenden Vortritt gelassen hat, nach Brot und Wurst. "Ähm, auch danke, die Herrschaften. Und Gutschmecken." So oder so ähnlich hieß das doch.

JaR

Mit großem Appetit beißt die Bardin in ihr Wurstbrot und verzehrt recht schnell einen ziemlichen Teil davon, ehe sie wieder einen Schluck vom Tee nimmt.
"Kennt Ihr in Bethana ein Gasthaus, das Ihr empfehlen könnt?" spricht sie dann den Botenreiter an, denn bislang hat dieser Ansatz auf ihrer Reise sehr gut funktioniert und sie nicht zuletzt auch nach hier geführt.

OHo

Nachdem sich Temaro ein Brot mit Käse in den Mund stopft und Zulhaminas Gruß mit einem Nicken quittiert hat, kommt Nakilas Frage. Da er immer noch mit kauen beschäftigt ist und ungern etwas Unverständliches über den Tisch nuscheln will, bittet er mit einer Geste um Geduld, bis er ausgekaut hat.
Dann antwortet er: "Nein, leider nicht."

JaR

"Dann werden wir einfach die Augen offenhalten", erwidert Nakila ohne jedes Zeichen der Enttäuschung, "und schauen, ob wir ein Gasthaus finden, dessen Gäste sich an ein wenig abendlicher Musik erfreuen wollen." Sie weist nicht darauf hin, dass das direkt mit dem zusammenhängt, was sie sich selbst leisten kann, aber das sollte ohnehin klar sein.

OHH

Für Momente steigt Hoffnung in Zulhamina auf, welche durch des Botenreiters Antwort nicht wenig erschüttert wird. "Aber Ihr wart einmal in der Stadt?" wagt sie unvermittelt einzuwerfen. "Habt Ihr das Meer gesehen?" Ihre Herrin wird er eh nicht kennen.

JaR

Während sie weiter von ihrem Brot isst, ist die Aufmerksamkeit der Bardin nun ebenfalls wieder auf den Botenreiter gerichtet. Das hängt weniger mit seiner Antwort zusammen, die für sie zudem recht klar ist, sondern vielmehr damit, wie das Mädchen wohl darauf reagieren mag.

OHo

"Das Meer?" fragt Temaro überrascht. "So... wenn ich mir das recht überlege... nein, ich habe es noch nie gesehen. Ich wäre beinahe einmal mit einer Nachricht nach Harben gereist, aber... der Auftraggeber zog den Auftrag zurück."

OHH

Ein wenig wird die Unterlippe abwärts gekräuselt, ist Temaros Antwort doch enttäuschend. Weiß denn keiner, wie das Meer aussieht! Aber bald kann Zulhamina es ja selbst betrachten - wenn sie Glück hat, viel Glück. Zuerst mal muss sie ja überhaupt wirklich in Bethana ankommen.
Harben, wo ist das nun wieder?
"Warum hat er das getan?" fragt sie unvermittelt mit treuherzigem Blicke.

JaR

Nakila ist bei Temaros Antwort auch ein wenig enttäuscht, bietet sie ihr doch nicht die gewünschte Möglichkeit, die Reaktion des Mädchens auf die Beschreibung des Meers zu beobachten. Aber vielleicht ist das auch gar nicht so wichtig, denn die Gegenfrage deutet nicht nur auf eine ordentliche Portion Neugier hin - etwas, das die Bardin sehr gut verstehen kann - sondern mag den Übergang zu einer ganzen Geschichte bieten.
So nimmt sie ein weiteres Stück Brot und isst davon, während sie der Antwort harrt, die da kommen mag.

OHo

"Ich... bin mir nicht sicher." Temaro ist zwiegespalten. Zum einen will er Zulhamina nicht vor den Kopf stoßen, zum anderen verbietet ihm die Berufsehre, die Beweggründe von Auftraggebern einfach so auszuplaudern. "Es gibt viele Gründe, die einen Menschen dazu bewegen können, eine abgeschickte Nachricht doch wieder zurücknehmen zu wollen. Manche davon sind sehr persönlich, so dass auch ich sie nicht immer erfahre." Hoffentlich gibt sich das Mädchen mit dieser Antwort zufrieden.

OHH

Zunächst will sich Zulhamina mit ihrem halblauten "Achso" zufriedengeben. Wenn schon der Auftraggeber es für zu persönlich hielt, war es bestimmt nicht fein von ihr, überhaupt danach zu fragen.
Dann jedoch runzelt sie die Stirn und schaut den Reiter kritisch von unten herauf an. Er wird diese Erklärung doch nicht vorgeschoben haben? Immerhin hat er so eigenartig formuliert, dass er die Gründe nicht immer erfahre...

JaR

Die Bardin kann die Antwort des Botenreiters gut nachvollziehen, auch wenn sie ihrer eigenen Neugier doch ziemlich zuwiderläuft. Doch darum geht es hier letztlich nicht, auch wenn so mancher Grund, eine Botschaft nicht abzuschicken, sicher eine gute Grundlage für eine schöne Geschichte liefert.
"Ich kann mir gut vorstellen", mischt sie sich wieder ein, "dass die meisten das nicht näher begründen. Gerade in Herzensangelegenheiten ist nicht jede Begründung logisch oder nachvollziehbar, vor allem nicht für andere."
Nakila lässt ihren Blick kurz in die hier nicht wirklich vorhandene Weite schweifen, ehe sie fortfährt. "Viele schöne Geschichten handeln von solchen Dingen."

OHo

"Ganz recht", bestätigt der Botenreiter Nakilas Ausführungen, um nicht doch noch in Gefahr zu laufen, etwas ausplaudern zu müssen, um sich dann wieder an Zulhamina zu wenden. "Wobei euch das alles nicht abhalten soll, das Meer weiter zu suchen. Ich habe von vielen Leuten gehört, dass es dort sehr schön sein soll."

OHH

Mit Herzensangelegenheiten glaubt sich Zulhamina nicht unbedingt kompetent. Da trifft es sich, wenn die Worte wieder zum Meere zurückwogen. Sie lächelt. "Haben sie gesagt, was sie besonders schön fanden, Herr? Äh - Herr Botenreiter?"

JaR

Das Thema biegt wieder in die ursprüngliche Richtung ab, was insofern schade ist, dass die Neugierde ungestillt bleiben muss, aber noch ist ja nicht aller Tage Abend, und zudem steht noch eine längere Reise gemeinsam mit diesen beiden an.
"AM Meer kann es in der Tat schön sein", wirft sie ein, wobei sie das 'Am' überbetont, "das empfinde selbst ich als eine, die dem Meer wenig abgewinnen kann, so. Vielleicht sogar noch mehr als andere..." Sie lässt den Satz ausklingen, um ihn dann sogleich mit einem kurzen Lachen und einem Kopfschütteln zu negieren. "Nein, das wäre albern."

OHo

Temaro runzelt auf Nakilas Bemerkung die Stirn, weil er nicht weiß, worauf sie sich bezieht. Dann ergänzt er: "Ja, am Meer... das meinten diejenigen, mit denen ich gesprochen habe. Was sie allerdings so besonders schön fanden... jemand meinte wohl, die Intensität der Farben, ein anderer meinte das beruhigende Rauschen des Wassers..."
Mit einem Lächeln entschließt sich der Botenreiter zum Gegenangriff. "Was hoffst du denn, dort zu finden?"

JaR

"Oder die beruhigende Sicherheit des Strandes angesichts der unendlichen Weite des Meeres", spricht die Bardin einen Teil ihres Gedanken nun doch aus, während sie gespannt darauf harrt, was das Mädchen erwartet.

OHH

Auch Zulhamina wird nicht ganz schlau aus der Bardin. Was wäre denn nun albern? Nakilas spätere Bemerkung bringt sie aber zum Schmunzeln. So gefährlich kann Wasser doch nicht sein?
Was hat der Reiter gefragt? Ach ja. "Finden, Herr? Ich weiß gar nicht... Ich würde es nur gern mal sehen. Es soll ja ziemlich viel Wasser sein."

OHo

Temaro muss fast ein wenig lächeln ob der doch sehr banalen Beschreibung des Meeres. "Ziemlich viel Wasser... ja... das ist wohl richtig. So wie es in der Khom ziemlich viel Sand gibt und im Farindel ziemlich viel Laub. Aber das erklärt nicht, warum gerade du so gern dorthin willst. Oder hast du zum Element des Wassers eine besondere Beziehung?"

OHH

Verdutzt verknautscht Zulhamina ihr kleines rundes Gesicht. Darüber hat sie noch gar nicht recht nachgedacht. Verlegen senkt sie den Blick und erwidert: "Ich weiß gar nicht so genau. Ich glaube, es muss ein sehr besonderer Anblick sein - so wie die Wüste auch, ja."

JaR

"Sogar sehr, sehr viel Wasser", ergänzt die Bardin, "aber es stimmt schon, der Anblick ist etwas Besonderes. Es ist eine seltsame Mischung aus Wildheit, Bedrohung und Abweisung auf der einen, aber auch einer gewissen Schönheit und manchmal sogar Ruhe auf der anderen Seite." Sie überlegt kurz und fährt dann fort: "Aber ich denke, das musst du dir selbst ansehen, wenn wir in Bethana angekommen sind. Man kann viel darüber erzählen, vor allem als Geschichtenerzählerin, aber ich denke, es ist ein wenig wie der Versuch, einem Blinden zu erzählen, was Farben sind."

OHH

Dass Nakila schon das Meer gehehen haben könnte, hatte Zulhamina unwillkürlich abgetan, da sie ja nie in Bethana war. Das Meer muss also tatsächlich groß sein, außerdem gibt es ja wohl mindestens zwei davon, wie man hört.
Jedenfalls leuchten Nakilas Worte ein und lenken die zustimmendnickende Sklavin auf das Schicksal des armen Blinden. "Oh ja, ist das nicht traurig!? Ein Leben so ganz ohne Purpur und Rot!" Vor blinzelndem Mitleid bekommt sie sogar feuchte Augen.

OHo

Temaro nickt leise zu der Betrachtungsweise über Blinde. Bei der Erwähung der Farbe Rot wollen sich gleich wieder diese unangenehmen Bilder des gestrigen Abends in seinen Geist schleichen. Doch nicht jetzt, entscheidet er, greift auf dem Tisch nach einer Scheibe Brot und beißt hinein. Kauen lenkt ab!

OHH

Hat sie etwa - mal wieder - etwas Falsches gesagt!? Warum sonst wirkt der Narbengesichtige plötzlich so anders? War das eben ein Nicken? Wenn ja, kann er sich damit auf den Blinden, auf die Farben oder auch auf irgendwelche verborgenen Gedanken beziehen, denn immerhin war es eine recht uneindeutige Bewegung wie zu sich selbst.
"Mögt Ihr kein Rot, H-Herr Botenreiter?" schießt es ihr nicht nur durch, sondern aus dem Kopf.

JaR

Wieder einmal überrascht das Mädchen die Bardin mit dem plötzlichen Themenumschwung, da der Zusammenhang zwar recht klar ist, aber trotzdem auf eine naiv-erfrischende Weise kommt. Sie kann sich jedoch angesichts der Gespräche des Abends zumindest einen Teil der Antwort denken, und das ist keine Richtung, in die sie dieses Gespräch gelenkt wissen möchte.
"Es ist ja nicht nur Rot", greift sie darum die vorher angesprochenen Gedanken in einer sehr direkten Weise auf, "es ist schlichtweg nichts. So ein armer Blinder kann nicht einmal unterscheiden, ob es hell oder dunkel ist, ob die Blätter gerade grün sind oder schon braun und auf dem Boden liegen, er kennt nicht den Unterschied im Blau des Himmels und des Meeres." Geschickt führt die Nivesin den Bogen dahin zurück, wo er begonnen hat - selbst wenn das, was sie eigentlich will, nicht funktioniert, das sollte mehr als genug für Zulhamina sein.

OHo

Temaro erschrickt etwas, als Zulhamina ihn auf die Farbe anspricht. Die Gefühle sollten eigentlich nicht so stark nach außen scheinen. Oder hat die Herrin ihm da jetzt einen Streich gespielt?
Er ist fast ein wenig erleichtert, dass Nakila das Gespräch wieder in die alten Pfade zurückführt. Jetzt wartet der Botenreiter ab, ob sich Zulhamina damit zufriedengibt oder doch auf der Beantwortung ihrer Frage besteht.

OHH

Ach, der arme Blinde, ach, das blaue Meer! Tatsächlich lässt sich Zulhamina nur zu bereitwillig durch all die Gedankenbilder und damit verbundenen Gefühlswelten hindurchführen.
Trotzdem. Irgend etwas hier ist eigenartig. Der Botenreiter wirkt so überaus... ja, was eigentlich? Verschlossen? Dann hat sie kein Recht, nachzubohren, aber vielleicht bekommt sie ja später noch mit, was sie eben anscheinend gerade verpasst hat.
"Ähm. Ja, das ist traurig", fällt ihr nichts besseres als eine platte Wiederholung ein. Bald wird sie also das Meer sehen - und die Herrin. Unwillkürlich streben die Mundwinkel wieder nach oben.

OHo

Temaro lächelt, als nun die Frage tatsächlich schon zweimal gestellt wurde. "Das... würde mich allerdings auch interessieren", ergänzt er.

JaR

Nakila seufzt kurz, wobei mehr Schauspiel als ein wirklicher Grund darin liegt. "Es ist das erste, das mir eingefallen ist, als ich nach etwas gesucht habe, das recht sicher niemand hier kennt. Da mein Blick zuerst auf den Tee gefallen ist", sie nimmt den Becher bei diesen Worten wieder in die Hand, "war das eben das erste." Sie nippt kurz an dem Getränk. "Tuuki ist ein Tee meiner Heimat, das ist schon das ganze Geheimnis - mehr ist da nicht verborgen." Sie unterlässt es, auf die geschmacklichen Unterschiede zwischen Tuuki und dem, was sie gerade in der Hand hält, einzugehen, denn das würde das Thema nur wieder in eine vollkommen andere Richtung führen.

OHH

Mit einem Male ist Zulhamina gar nicht mehr vom Geistesreichtum der Bardin überzeugt, zumindest nicht von der Argumentationskette. "Tee kenne ich aber", erklärt sie wie über eine nichtvorhandene Brille hinweg mit einem Unterton fast wie an ein Kind gerichtet.

JaR

"Darum geht es aber nicht", erklärt Nakila geduldig, "und selbst wenn es das täte - du wirst mir zustimmen, dass jeder Tee doch sehr anders schmeckt. Ich wollte dir eigentlich nur zeigen, dass sich hinter einem ungewöhnlich und interessant klingenden Wort eben nicht nur ungewöhnliche und interessante Dinge verbergen können, sondern auch ganz alltägliche Sachen wie eben ein Tee."

OHH

In alter Gewohnheit nickt Zulhamina schon, bevor sie die Worte genügend auf sich hat wirken lassen. Bald aber dämmert es ihr, was wohl gemeint sein muss: das Meer sei mindestens alltäglich und nicht unbedingt so spannend, wie Zulhamina es erwartet. Da mag die bardende Herrin recht haben, also wird nochmal etwas überzeugter mit dem Kopf gewackelt.
Bei all dem Tee und dem vielen Meerwasser rückt sich auch wieder Zulhaminas volle Blase ins Gedächtnis. Allerdings ist sie von Kindesbeinen an geübt, sich solchen Drang für längere Zeit verkneifen zu müssen. Entsprechend schwankt sie einstweilen nur ein wenig auf ihrem Platz vor und zurück. Erstmal noch einen Bissen Brotes!

JaR

Die einkehrende Stille lässt Nakila sich auch wieder verstärkt dem Frühstück zuwenden, denn auch wenn ihr Hunger im Moment nicht mehr so sehr groß ist, so ist ihr durchaus klar, dass sich das unterwegs sehr schnell ändern wird, schließlich geht das darum, ein doch recht beträchtliches Stück Landstraße bis zum Abend zu laufen - etwas, das durchaus den Alltag der letzten Monde der Bardin bestimmt hat.

OHH

Vielleicht ist das ja gerade der günstigste Moment überhaupt, mal eben hinter das Haus zu gehen? Dringlich genug wäre es jedenfalls. Drum schiebt Zulhamina noch halb sitzend den Stuhl zurück. "Ihr erlaubt doch, wenn ich kurz austreten gehe?" Eigentlich zweifelt sie bei diesen netten und so großmütig wirkenden Herrschaften nicht, aber man kann ja nie wissen, und die Frage gehört sich einfach, nach allem, was sie gelernt hat.

JaR

Verwirrt sieht die Bardin das Mädchen ob dieser Frage an. Zulhamina ist bei weitem nicht mehr so klein, als dass sie dafür die Erlaubnis oder gar die Begleitung ihrer Eltern oder anderer Erwachsener benötigen würde, ebenso gibt es keinerlei andere Form einer Abhängigkeit zwischen ihr und den anderen hier am Tisch. "Das musst du doch nicht fragen", kommt darum die sehr verwundert klingende Antwort, "und es ist auch nicht an uns, es dir zu erlauben oder zu verweigern."
Die Verwirrung schwindet langsam aus Nakilas Gesicht, als sie schließlich ergänzt: "Wenn du irgendwelche Dinge hierlassen magst, kann ich gerne darauf aufpassen."

OHo

"Geh ruhig", ergänzt Temaro, "wir warten hier auf dich." Er nimmt sich noch ein Stück Brot und beißt herzhaft hinein.

OHH

Trotz Erfüllung ihrer Erwartung fühlt sich Zulhamina ein klein wenig überrascht. Vermutlich, weil die Reaktionen - zumindest Nakilas - nur in ihrem Ergebnis der Vermutung entsprechen, weniger jedoch in ihrer Art und Weise.
Sogleich erkennt das Mädchen den eigenen Irrtum: Nakila hat im Grunde recht, wenn sie sich keine Rechte über Zulhamina zubilligt. Es ist bloß ein ungewohntes Gefühl, weder Eigentümer noch Weisungsbefugten in der Nähe zu haben. Wann, außer allein eingesperrt oder angebunden, hätte die junge Sklavin so etwas schon einmal erlebt! Auf Anhieb fällt ihr keine Situation ein.
"Ähm, danke!" schießt sie mit einem hektischen Knicks hervor, als ihr die eigene Versonnenheit und Reglosigkeit bewusst wird. Dann setzt sie ihre Bewegung des Aufstehens fort und wendet sich am Tisch vorbeizielend dem irgendwie gerade besonders fern erscheinenden Ausgang zu.

JaR

Nakila sieht dem entschwindenden Mädchen noch kurz nach, ehe sie sich wieder ihrem Essen zuwendet. Sie isst ein wenig von Brot und Wurst, um dann den Blick wieder in Richtung des Botenreiters zu heben. "Es ist doch wirklich in Ordnung für Euch, dass ich ihr unsere Begleitung angeboten habe?"

OHo

Temaro kaut noch aus, ehe er antwortet. Das gibt ihm Gelegenheit, über die Antwort nachzudenken. Eine Reise mit Nakila allein wäre vielleicht reizvoll gewesen, aber das, was er sich davon erhofft hätte, wäre wohl ohnehin nicht eingetreten. Insofern macht es nun auch keinen Unterschied, wenn die Tulamidin sie begleitet. "Ja... natürlich..." antwortet er schließlich.

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Redaktion und Lektorat: OHH 2012/3