Aktenzeichen XY

Autoren: Christian Rückert, Oliver Baeck, Oliver H. Herde und andere

OHH

Da es im Schankraum mittlerweile recht ruhig geworden ist, gibt es nicht gerade viel zu beobachten. Dass Paar am Nachbartisch direkt vor Yashkir steht nur unschlüssig umher. Am Kamintisch sitzt eine Frau allein, die er aber mehr von schräg hinten sieht und sich letztlich ohne Anlass doch nicht trauen würde, anzusprechen.
Einzig am Tresen ist noch etwas Bewegung. Ja, dort sammeln sich momentan gar recht viele Personen. Ist dies schon Anlass genug, sich zu ihnen zu gesellen und dem Beamten auf den Leib zu rücken? Es bräuchte eine Ausrede!
Vielleicht sollte Yashkir doch lieber ins Bett gehen. Er stutzt, als ihm dazu doch eine Idee kommt. Ja, das ist es! Er springt fast auf, schnappt seinen Stab und nähert sich der Theke.
Seitenblicke auf den Beamten werfend, wendet sich Yashkir an die versammelte Mannschaft hinter dem Tresen, insbesondere die Magd, mit der er bereits sprach: "Verzeiht, es ist ja schon recht spät... Habt Ihr Euch inzwischen mein Bettlaken angesehen? Ich möchte nicht gern neben einem Fußabdruck nächtigen..."
Es ist ihm wirklich etwas unangenehm, solche Umstände zu machen, doch der Gedanke, er könne sich im Schlaf mit dem Gesicht darauf legen, will ihm noch weniger behagen. Und immer wieder schielt er dem Uniformierten über den Rücken.

OB

Während Phecadio sich daran macht, die Eintragung genauer zu beäugen, spürt er ein leichtes Kribbeln im Nacken. Ist es der Verdacht, hier einer großen Intrige begegnet zu sein, oder ist es etwas Näherliegendes?
Der Beamte setzt sich kerzengerade auf. Verstohlen wandern die Augen nach rechts, ohne dass er den Kopf dreht. Gleichzeitig legt er die Hände flach auf die Theke - wie zufällig verdeckt er damit einen großen Teil der Einträge.

OHH

Die Brauen hüpfen verwundert empor. Offenkundig hat Seine Heimlichkeit gemerkt, dass Yashkir hinter ihm steht, was ja nicht schwer war, da er zu der Magd sprach. So wendet der Rockträger seinen Blick auch sogleich wieder zu ihr, um sich nichts anmerken zu lassen. Später mag es eine bessere Gelegenheit geben, und vielleicht wäre er über die Lösung ohnehin furchtbar enttäuscht.

CR

Thallasso tritt von der Seite an Phecadio heran. "Gepäck is' verstaut un' gesichert, Herr", gibt er Meldung, während er den Schlüssel vor Phecadio auf den Tresen legt.

PD

Sie richtet ihre Konzentration auf den Fremdlaender, dessen Worte sie wieder ins Alltagsgeschehen zurückreißen. "Nein, leider hatte ich noch nicht die Gelegenheit", antwortet sie auf dessen Frage. "Aber wenn Ihr in Kürze zu Bett gehen möchtet, dann werde ich mich gleich darum kümmern.
Ja?" macht sie einen fragenden Seitenblick zu Tesden, der gerade so wirkt, als hätte er auch ein Anliegen.

OB

Mit säuerlicher Miene quittiert der Beamte das Wiedererscheinen seines Begleiters - ob sich sein unverhohlener Mangel an Begeisterung auf die frühe Wiederkehr oder auf die bloße Existenz dieser Person bezieht, ist dabei allerdings nicht erkennbar.
"Wie schön..." erwidert der Rechtsgelehrte und nimmt den Schlüssel an sich. Sogleich beginnt er, die Akten zuzuklappen und wieder zu einem Stapel zu fügen. Auch die Verpackung nimmt er an sich, verzichtet jedoch vorerst darauf, die Schriftstücke wieder dort hineinzustopfen. Statt dessen klemmt er sich das gesamte Bündel unter den Arm und steht von seinem Hocker auf. "...dann können wir uns ja an den Tisch zurück begeben."

OHH

"Ja, ich..." '...zumindest vielleicht...' Die letzten Worte spricht Yashkir allerdings nicht aus und erspart sich weitere, da die Magd schon wieder mit dem Wirt beschäftigt ist. Es mag genügen, das Anliegen vorgetragen zu haben - hoffentlich. Bei Fremden weiß man nie, wie groß ihr Verantwortungsgefühl ist. Im Grunde weiß Yashkir dies nicht einmal so recht bei jenen, die er als engere Freunde bezeichnen würde, aber das mag auch ein wenig an deren Berufsstand liegen. Die Frage ist, ob er ohne jenen Piratenüberfall vor einigen Jahren überhaupt so etwas wie Freunde hätte.
Durchatmend wendet er sich wieder - und diesmal ganz offen - dem Beamten und seinem hinzugetretenen Anhang zu. Seine Unschuldsmine ist dabei höchst ehrlich, denkt er sich doch nichts weiter dabei.

CR

Den Verhüllten für den Augenblick ignorierend, antwortet er auf Phecadios Worte, während er sich ihm halb in den Weg stellt: "Aber nich' doch, Herr! Wollt' Euch nich' beim Studerieren stör'n. Wie'er schon gesagt habt, wird's hier ja sicher sein, so dass'er hier ruhig les'n könnt' un' ich mich wieder ann'en Tisch setz'. Zeit zum Quatsch'n hamm'er ja noch reichlich auf'er Reise, nich' wahr..." Abwartend blickt er Phecadio an.

OB

"Aber nicht doch!" erwidert der Beamte scheinbar unbeschwert, allerdings mit leicht gekräuselter Stirn. "Ich gehe auch wieder an den Tisch. Erstens ist es dort bequemer und zweitens hängt mein Umhang dort nun völlig unbewacht..." '...und drittens kann Euch dort niemand über die Schulter schauen, Dom Phecadio.' Mit diesen Worten macht der Rechtsgelehrte sich auf den Weg durch den Schankraum.
Den Sturz des Travia-Geweihten quittiert er mit einem mitfühlend-schmerzhaften Verziehen des Gesichts. Einen raschen Schritt macht er zunächst in die Richtung Seiner Gnaden, hält dann jedoch vorerst inne, um nicht der Inquisition bei ihren hoffentlich bevorstehenden Hilfsaktionen in die Quere zu geraten.

OHH

Schon bei den verstümmelten Worten des Söldlings will sich der momentan gar nicht mehr so Verschleierte seinerseits wieder an den zuletzt besessenen Tisch zurückwenden. Die Widerworte dessen Dinstbefehlenden bremsen ihn allerdings ein wenig. Wenn die beiden ohnehin mitkommen, sollte man sich schon der Höflichkeit halber ihrer Geschwindigkeit anpassen.
Das tut Yashkir denn auch ganz besonders, als er in der halboffenen Eingangstüre etwas großes Orangenes stürzen sieht und hört. Im Grunde sind ja genügent andere Personen zwischen ihm und dem unglücklichen Priester, andererseits kommt sich Yashkir durch Gespräch und ee ein wenig verpflichtet und bekannt mit ihm vor, dass er unsicher doch ein wenig in dessen Richtung zuckt.
Doch schon gibt es helfende Hände von Seiten der vermeintlichen Praiospriesterschaft. Da wird Yashkir wohl nicht gebraucht. Zudem lenkt ihn den Hustenanfall einer Frau hinter ihm ab. Eilig entfernt er sich von ihr einen Schritt, um nicht noch Ziel eines Auswurfes zu werden.

CR

Sorgsam alle Verwicklungen mit Travia-Geweihtem und Inquisition aus dem Wege gehend, folgt Thallasso seinem Herrn. "Wie'er wollt, Herr. Gesellschaft is' natürlich netter."

OB

Mit einem beiläufigen Schlenker nimmt der Beamte wieder auf seinem Stuhl Platz. Das Aktenbündel legt er in einem akkuraten Stapel vor sich ab. Er wirft einen prüfenden Blick in seinen Teebecher, nimmt noch den letzten, inzwischen nur mehr lauwarmen Schluck. Schließlich lehnt er sich zurück und legt einmal mehr die Hände auf der Tischplatte aufeinander. Mit nachdenklicher Miene schweift sein Blick vom Aktenstapel zu dem Stuhl rechts neben sich - welchen er anblickt, als wolle er ihn einem Verhör unterziehen.

OHH

Auch Yashkir begibt sich nun den anderen folgend wieder zum Tische zurück und setzt sich, wie er zuvor saß, auf den ans Kopfende zugezogenen Stuhl.
Sein Blick folgt zunächst dem des Beamten, doch da er dort nichts Ungewöhnliches feststellen kann, beginnt sich sein Geist nicht einmal zu fragen, was jener dort sehen oder sich dabei denken mag. Statt dessen schaut Yashkir unwillkürlich wieder auf die Akten und meint nach einem Moment der Besinnung beiläufig: "So viel Arbeit, dass Ihr sie noch in den Schankraum mitbringen müsst, der Herr?"

OB

Ein zufriedenes Lächeln breitet sich kurzzeitig auf den Zügen des Beamten aus, das dann allerdings recht bald einem irritierten Stirnrunzeln weicht - denn es ist nicht der Mercenario, der ihn auf die Akten anspricht, sondern der Brabaker, während Dom Thallasso eine schier übermenschliche Zurückhaltung an den Tag zu legen scheint.
So fällt denn die Antwort des Rechtsgelehrten höflich, aber nichtssagend aus: "Ein Beamter der Horas ist immer im Dienst, Dom Yashkir."
Die linke Hand mit besitzergreifender Geste auf den Aktenstapel gelegt, knetet Phecadio mit Daumen und Zeigefinger der rechten nachdenklich seine Unterlippe. Wieder wendet sich sein Blick zu dem leeren Stuhl zu seiner Rechten.

OHH

Auch Yashkir schaut dem Beispiele des beamten folgend wiederum auf den freien Platz. Allerdings geht ihm erst nach einem kleinen Weilchen auf, was sie da betrachten und warum. Offensichtlich hat der herr noch etwas mit dem Kartenleger zu besprechen.
So gibt Yashkir bereitwillig Auskunft: "Der Wahrsager ist eben hinaus, vermutlich um Seine Gnaden, den Traviapriester zu suchen..." Da die vier ja ohnehin irgendwie zusammengehören, ist sich Yashkir gewiss, nicht zu viel zu verraten. Zudem mag es als Zeichen seiner Hilfsbereitschaft noch Türen öffnen.

CR

Schweigend folgt der Mercenario Phecadio zurück zum Tisch. Seine Unzufriedenheit mit der Abwesenheit des Almadaners zeigt sich für einen Augenblick in einer steilen Falte in seiner Stirn, die jedoch so schnell verschwindet, wie sie aufgetaucht ist. 'Wofür bezahle ich diesen Kerl eigentlich', schießt es ihm durch den Kopf, während er, immer noch still, auf seinem alten Platz platznimmt.

OB

Es wäre Verschwendung wertvoller Zeit, weiterhin auf die Rückkunft des Almadaners zu warten. In unterbewusster Ungeduld trommeln die Finger der linken Hand des Beamten auf dem Aktenstapel - dann aber schlägt er kurz und entschlossen mit der flachen Hand auf den Stapel, richtet sich in seinem Stuhl auf und öffnet die oberste Akte. Mit einer raschen Bewegung rückt er die Kerze so zurecht, dass ihr Licht so gut wie möglich auf das Schriftstück fällt. So beginnt er, die Blätter mit den Zahlenkolonnen erneut zu studieren.

CR

'Na also, auf diese Paragraphenreiter kann man sich doch verlassen', denkt sich Thallasso, als Phecadio das Aktenstudium wieder aufnimmt. 'Hoffentlich findet er, was er finden soll, sonst bin ich echt aufgeschmissen.' Still und so unauffällig wie möglich verharrt er auf seinem Platz.

OHH

Oho, soviel also zu diesem Gespräch! Natürlich kann Yashkir nicht umhin, sich ein wenig mit über die Akten zu beugen, wo sie doch schon fast direkt vor ihm liegen. Allerdings wird diese durchaus, wenn auch nicht besonders erfolgreich um Diskretion bemühte Bewegung bald wieder rückgängig gemacht. 'Ich habe es ja geaht! Knochentrockener Beamtenzahlentabellensalat! Das Thema kann ich wirklich getrost vergessen.'
So zurückgelehnt jedoch nimmt ihn die ausgesprochen aufdringliche Teilnahmslosigkeit des kriegerischen Handlangers im ersten Moment ein wenig wunder. Doch wirklich nur ganz kurz und intuitiv. Schon kommt Yashkir die einleuchtende Erklärung: "Während Euer Herr sich mit diesem..." 'Krimskrams? Zeugs? Unfug? Chiffrierten Schweinkram?' "...äh, mit diesen Zahlen beschäftigt, erzählt mir dich, werter Mann der Waffe, wohin genau Euch der morgige Weg führen wird." Ob sich Yashkir unter den zu erwartenden Ortsnamen überhaupt etwas vorstellen kann, wird er ja sehen.

CR

Innerlich seufzt Thallasso auf, als er von seinem seltsamen Tischgenossen angesprochen wird. 'Aus ist es mit der Ruhe.' "Shenilo.", antwortet er kurz angebunden. "Un' dann weiter Richtung Pertakis. Ma' schau'n wie weit'wer komm'n."

OHH

Zunächst braucht Yashkir einen Moment, um sich noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, dass Shenilo und Solstono nicht derselbe Ort sind. Dann aber zieht er leicht die Brauen zusammen. "Korrigiert mich, falls ich irre, aber Pertakis liegt nicht unbedingt südlich von hier, oder? Hieß es vorhin nicht, Ihr wolltet gen Süden aufbrechen?" Dabei stützt er den Ellenbogen auf den Tisch und streicht mit dem Zeigefinger über die Oberlippe.

CR

'Ein ganz Schlauer', denkt sich Thallasso, bevor er kurz angebunden antwortet: "Jo, ins Chabab'sche. Un'da dacht' ich, mer geh'n ab besten über Arivor, un' nich' über Kuslik. Bessere Straßen..."

OHH

"Ah, da bin ich ja beruhigt!" erwidert Yashkir nach kurzem Überlegen, wo die genannten Städte ungefähr liegen müssen. "Sicher, ein Schiff ist ja ohnehin kaum zu bekommen. Das ist mir recht." Fast, als fände er seinen Stuhl wahrhaftig bequem, lehnt er sich wieder zurück.
Irgendwie stößt schon seit einer kleinen Weile immer wieder etwas gegen Yashkirs Harmoniebedürfnis. Nicht, dass er nun, da am Tisch schon wieder eine Gesprächspause eintritt, dessen gewahr würde! Er schaut lediglich unwillkürlich auf. Allerdings trifft sein Blick nicht auf etwas, das die Quelle seiner kleinen Unruhe sein könnte, sondern auf die biestig dreinblickende Praiosgeweihte, welche sich gerade dem Ausgang nähert und dabei scheinbar Appetit auf den einen oder anderen Gast entwickelt.
Was für eine gestrenge Herrin! Dies könnte Yashkir beeindrucken, wenn ihr nicht so offensichtlich jegliche Freude an jenem, was immer sie tut, fehlen würde. Sehr unsympathisch! Da schaut er doch lieber schnell einmal nach, ob der Stab auch noch hübsch an der Wand neben ihm lehnt.

OB

Gedankenverloren nippt Phecadio an seinem Becher - dass dieser bereits leer ist, entgeht ihm ebenso wie das Gespräch seiner beiden Tischgenossen. Zu sehr wird seine Aufmerksamkeit von den vor ihm liegenden Papieren in Anspruch genommen. Während der Lektüre der Akte umwölkt sich des Beamten Stirn mehr und mehr. Fast auf jeder Seite des Konvolutes finden sich ein oder zwei höchst rätselhafte, ja geradezu sinistre Einträge - erklekliche Geldsummen von dubioser Herkunft, die nicht in der 'offiziellen' Akte erscheinen. 'Fragen über Fragen, Dom Phecadio. Woher kommt dieses Geld? Wo ist es hin? Wer steckt dahinter? - Nein, das ist klar, Ihr seht ja die Unterschrift des Inspectors. Warum wurden die Akten nunmehr Euch zugespielt? Und was nun?'
Mit einem leichten Aufseufzen lehnt sich Phecadio in seinem Stuhl zurück. Sein grübelnder Blick geht ins Leere, er fixiert einen Punkt schräg oberhalb von Dom Thallassos Kopf.

OHH

Als er den Kopf wieder nach vorne richtet, bemerkt Yashkir den nachdenklichen, fast vergeistigten Ausdruck seines Tischnachbarn. Ob man sich schon sorgen muss? Vermutlich handelt es sich wohlö eher um ein furchtbar unbedeutendes Verwaltungsproblem, wohlmöglich gar nur um einen rechenfehler in einer Bilanz. Da kann Yashkir in Ruhe seinen Blick weiterschweifen lassen.

CR

"Hmhm, Schiffe sin'nix für mich", kommentiert Thallasso Yashkirs letzte Worte an ihn, bevor er des starren Blickes seines Herrn gewahr wird. Den Kopf hin- und herwendend, versucht er zu ergründen, was jener wohl betrachtet. Schließlich gibt er auf, und fragt mit einem von tiefer Ratlosigkeit gezeichneten Gesicht: "Stimmt was nich', Herr?"

OHH

Durch Worte wird Yashkirs Aufmerksamkeit wieder zum Tisch zurückgezogen. "Nun, ich war..." Er bricht den Satz ab, da der Radebrecher schon wieder mit seinem Herrn spricht. In der Tat, der schaut, als erschiene ihm gerade ein weiblicher Geist mit kuschelig seidigen Ärmelschonern.
Aber vermutlich denkt er darüber nach, wie sich dieser fatale Rechenfehler in Zeile 23 auf Seite 7 einschleichen konnte, welcher den Regionalfürsten ganze 2 Heller und 4 Kreuzer gekostet hat.
Yashkirs hämisches Grinsen weicht schnell einem nachdenklichen Ausdruck. Es wäre ja nicht das erste Mal, dass sich ein Buchhalter mit solch kleinen, unauffälligen Fehlerchen auf die Dauer reich gaunert. Aber das allein kann doch unmöglich hinter all dem Versteckspiel dieser vier Hofschauspieler stecken!

OB

Es ist nicht zu erkennen, ob es die Ansprache durch den Mercenario oder der reine Zufall ist - doch kurz nachdem Dom Thallasso geredet hat, wendet der Rechtsgelehrte seinen leeren Blick ein wenig nach unten und nach links. Er schaut nun seinem Gegenüber direkt ins Gesicht, aber er schaut ihn nicht an. Erst allmählich beginnt er, mit zusammengekniffenen Augen und gerunzelter Stirn seinen Begleiter zu fixieren - noch immer ist aber nicht klar zu erkennen, ob dieser finstere Gesichtsausdruck tatsächlich diesem gilt oder ob Dom Thallasso nur gewissermaßen zufällig in der Bahn dieses prüfenden Blickes geraten ist. Der Beamte schweigt - hat er die Worte des Mercenario überhaupt vernommen?

OHH

Doch letztendlich - was schert es ihn eigentlich! All dieses Gewes um einen Stapel stinklangweiligen Papiers! Das hereingebrochene Schweigen am Tische passt im Grunde recht gut dazu.
So hat Yashkir alle nötige Ruhe, über die eben hinausgelaufene junge Magierin nachzugrübeln. Es ist ja recht dunkel im Schankraum, und er hat ihr Gesicht wieder nicht so richtig sehen können. Aber an ihren Bewegungen war irgend etwas, das ihn hat aufmerken lassen.
Wieder erinnert sich Yashkirs Geist daran, wie spät er aufgrund des Tsatagsfestes in der letzten Nacht zu Bett kam. Zwar mag er mehr als den gesamten Vormittag verschlafen habe, doch sein Körper scheltet ihn deutlich für diese ungewohnte Unregelmäßigkeit.
Daher drängt sich ihm ein ganz anderes Rätsel auf: Worauf wartet er hier eigentlich, statt sich in die Federn zu kuscheln?
Die Antwort begibt sich gerade zum Kamintisch.

CR

Innerlich zufrieden grinsend, blickt Thallasso den Referenten scheinbar besorgt an: "Herr? Ist alles in Ordnung mit Euch, Herr?" wiederholt er seine Frage.

OB

Als habe ihn die Ansprache Dom Thallassos aus einer Trance geweckt, zuckt der Beamte kurz zusammen, bevor sich sein Blick wieder klärt - ohne die Blickrichtung zu sehr zu ändern, so dass er dem Mercenario nun mitten ins Gesicht schaut. Er antwortet nicht sofort; hinter der gerunzelten Stirn rasen die Gedanken, schwirren einzelne Gedanken, Ahnungen, Ideen wie ein unvollendetes Mosaik umher.
"Mit MIR ist alles in Ordnung, Dom Thallasso", erwidert der Rechtsgelehrte gedehnt.

CR

Offenbar nicht so recht von der Antwort seines Herrn überzeugt, hakt der Mercenario nach: "Seit's Euch sicher? Seht'er aus, als wenn'er 'nen Geist geseh'n hättet. Soll'ich Euch 'nen Brand hol'n?" Besorgt blickt er Phecadio weiterhin an.

OB

Die so treusorgend klingende Antwort des Mercenario ändert nichts an dem Gesichtsausdruck des Beamten. Einmal mehr klingt sein Tonfall etwas sarkastisch, als er erwidert: "Wenn ich einen Geist gesehen hätte, würde ich mich nicht an Euch wenden, Dom Thallasso, sondern an den Boronsritter am Nebentisch. Und einen Brannt werde ich auch nicht trinken. Ich befinde mich ebenso im Dienst wie Ihr." Und noch immer blickt er dem Söldling mit nachdenklicher Miene prüfend ins Gesicht. 'Ein Becher Tee hingegen wäre nicht zu verachten.'

OHH

Es braucht ein Weilchen, bis ein unerwarteter Umstand über das Gehör zu Yashkirs übernächtigtem und wie einem krausen Haufen Vinsalter Nudeln darniederliegenden Gedankenwirrwarr zu gelangen vermag: Hat jener Daherstammler etwa eben einen Fehlerfreien Satz hingerungen!? Sicher, es war lediglich eine recht kurze Frage, die noch kein Beweis für das Ausderrollefallen eines in Wirklichkeit sprachbegabten Menschen darstellen muss. Leider ist es auch so oder so nicht recht wahrscheinlich, dass sich ein solcher 'Fehler aus Korrektheit' wiederholt.
Und hat sich Yashkir nicht gerade vorhin zum Ixundzwanzigsten Mal entschlossen, sich nicht mehr um diesen possenreißenden Gauklerverein zu kümmern? Was wirft das für ein Licht auf ihn, der immer so stolz auf die eigene Fähigkeit zur Konsequenz war!

CR

Langsam graben sich erste Falten der Irritation in den Gesichtsausdruck Thallassos. "Wollt'ich Euch natürlich nich' zum Trinken anhalten, Herr! Dacht'ich den Brannt nur zu rein medezinalischen Zwecken! Aber wenn'er keinen Geist geseh'n habt, warum schaut'er dann so seltsam?"

OB

Noch immer starrt der Beamte seinen Begleiter an, als wolle er dessen Stirn mit einem Blick durchbohren. Die Frage scheint er vollständig überhört zu haben. "Habt Ihr eigentlich einen schriftlichen Auftrag von Inspector Oberfels bekommen, Dom Thallasso?" fragt der Rechtsgelehrte einigermaßen unvermittelt.

OHH

Ahnungslos, dass er mit seiner letzten Vermutung vielleicht gar nicht so falsch lag, und um so ahnungsloser, was sich zwischen seinen beiden Tischgenossen alles noch verdeckt abspielt, blickt Yashkir immer nur vom einen zum anderen, ohne dabei sein Haupt im Geringsten zu bewegen.
Nur wenig und am Rande bekommt er von dem belanglos erscheinenden Geplauder mit, während sich in seinem Hinterkopf immer mehr die Überlegung regt, ob er sich nicht kurz mit frischer Luft erfrischen soll. Es mag ihn ein wenig aufwecken, und vielleicht schafft die Magd es ja inzwischen, endlich sein Bett in einen beliegbaren Zustand zu versetzen.

CR

Die Irritation in der Miene des Mercenario nimmt deutlich zu, als er antwortet: "Äh, was? Ach, Auftrag! Meinen Auftrag! Ne, vonn'em Herrn Insschpektor hab'ich nix..." Er schweigt einen Moment, um dann hinzuzufügen "Aber vonn'er Komminsion... äh Kommisseurin von Freillint oder so! Aber wieso wollt's das wissen?"

OHH

Die letzten Gesprächsfetzen lenken Yashkirs Aufmerksamkeit für kurz wieder an den Tisch. Kein Interesse entspringt daraus hervor, sondern nur die resignierende Erkenntnis, dass er wohl wirklich recht hatte: Eine Verwaltungsintrige. Wie überaus gähnkrampfanregend und darob enttäuschend!
Seine Entscheidung ist somit gefallen. Er fasst mit beiden Händen demonstrativ die Tischkante und erhebt sich. "Ich werde mir noch ein wenig die Beine vertreten", kündigt er den beiden Herren in beiläufigem Tone an, ergreift den an die Wand gelehnten Stab und bewegt sich vom Tische fort - nicht etwa auf den Aufgang zu, sondern gen Treppe. Schließlich kann er bei dieser Witterung nicht so halbnackt draußen herumlaufen!

OB

Die deutlich sichtbare Irritation des Mercenario scheint den Beamten nicht im geringsten zu interessieren. Ungerührt fährt er fort: "Dürfte ich dieses Schreiben einmal sehen?" Der Tonfall ist durchaus der einer höflichen Bitte - allerdings einer höflichen Bitte, die einen abschlägigen Bescheid nicht akzeptieren würde.
Dass der Brabaker Anstalten macht, den Tisch zu verlassen, nimmt der Rechtsgelehrte gleichgültig zur Kenntnis.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: OHH