Verwirrspiel zu zweit
Autoren: Friederike Hölscher und Oliver H. Herde
OHH
Immer bemüht, seine allzu leicht verwirrbare Aufmerksamkeit dort zu behalten, wo er seine Frage stellte, bekommt Yashkir das wunderliche Gestichel und Gewitzel seiner morgigen Reisebegleitung nur sehr am Rande mit.
Vielmehr beeindrucken ihn die Worte des Spielkarteneigentümers. Sicherlich übertreibt jener ein klein wenig, wie es für die Zunft wohl allerorts üblich ist, doch es liegt wahre, ehrliche Begeisterung in dessen Stimme. Kunstvoll sind die Karten allemal, das sieht man gleich. Fast möchte Yashkir nachfragen, warum ihm ein solcher Schatz so ohne Weiteres in die Hände gegeben wird, doch verkneift er sich Neugier und Geschwätzigkeit angesichts des gefühls, das die Karten auf seinen Fingerspitzen hinterlassen.
Er muss sich räuspern, bevor er, den Stapel umdrehend und das Motiv der untersten betrachtend, etwas sagen kann: "Ich, hm, danke Euch für dieses besondere" - das Wort klingt wie eine Frage - "Vertrauen in mich Fremden..."
FH
Der eisige Blick des enteilenden Mercenario vermag es nicht, die Laune des Almadaners zu trüben - vielmehr wird er mit einem weiteren strahlenden Lächeln beantwortet, welches die Vermutung nahelegen könnte, dass es gerade der Abgang des Söldners ist, der diese offensichtliche Freudenkundgebung verstärkt, wenn nicht gar hervorruft; zumal die Aufmerksamkeit des Schwarzgelockten jetzt ganz seinem verbliebenen Tischgenossen gilt.
"Oh, ich bitte Euch", versetzt er dem Verhüllten in herzlichem Ton, "es ist mir keineswegs entgangen, dass ich in Euch einen Freund der schönen Künste vor mir habe. Das allein sollte genügen, um jedes Vertrauen zu rechtfertigen. Indes", fügt er vergnügt hinzu, "sollte ich diesen Schatz überhaupt nicht erst enthüllen, guter Mann, wenn ich nicht auch in der Lage wäre, auf ihn achtzugeben, nicht wahr?"
OHH
"Hmmm..." kommentiert Yashkir die Worte des anderen und streicht sich dabei nachdenklich durch den Schleier hindurch über das Kinn. "Das ist sehr liebenswürdig von Euch. Woran macht Ihr diese Erkenntnis fest? Ich bin immer sehr neugierig, wie meine jeweilige Wirkung auf andere zustandekommt."
Dabei blättert er schon weiter durch die Karten - langsam, als konzentriere er sich auf die Betrachtung schon mehr als auf das Gespräch. In Wirklichkeit aber nimmt er sie schon nur noch intuitiv wahr und nicht mehr gar so bewusst.
FH
Ein Ausdruck milden Erstaunens huscht über das Gesicht des Schwarzgelockten, gerade so, als habe der Turbanträger ihn nach der Funktion seiner Ohren gefragt.
"Nun, das ist doch offensichtlich, oder?" Treuherzig blickt er in das, was vom Gesicht seines Gegenübers zu sehen ist. "Wie hätte mir Euer Interesse an meinem Spiel entgehen sollen? Was bleibt, wäre nur die Frage, ob Ihr mehr an den Karten an sich interessiert seid oder aber an dem, was ich damit anzustellen vermag. Im ersten Fall hättet Ihr Kunstsinn bewiesen und einen Blick für das Schöne - im zweiten, dass Ihr etwas von den ANDEREN Künsten versteht oder wünscht, Eure Kenntnisse zu erweitern. In beiden Fällen hätten wir mindestens etwas gemeinsam."
Riftar macht eine Pause, um einen Schluck aus dem jüngst nachgefüllten Becher zu nehmen.
"Wäre Eure Frage damit beantwortet?"
OHH
Wie einfach die Antwort auf unklar erscheinende Dinge doch sein kann! Aber alles will angesprochen sein, um Ungewissheiten und Missverständnisse zu vermeiden!
"Hmja, das ist sie wohl", wiegt Yashkir sein tuchumhülltes Haupt etwas zur Linken und schielt wieder zu seinem Gesprächspartner. Dessen besonders sicher erscheint er sich zwar nicht, doch wechselt er bereits zurück zu des anderen Mutmaßungen, darauf Bezug zu nehmen: "Sicherlich habt Ihr in beiden Punkten recht. In der Tat gefallen mir diese Zeichnungen ganz einfach ob ihrer Kunstfertigkeit und der Liebe zum Detail. Aber ich war auch durchaus neugierig, was ihr damit anzustellen wisst. Es gibt ja zwei Arten des Umganges... Leider war eben ja nicht sonderlich viel zu beobachten, was aber wohl maßgeblich an Eurem Kunden gelegen haben mag."
Die Bewegung der Hände ist zum Stillstand gekommen; die Karten liegen ruhig und unbeachtet darin. Nur der Mittelfinger der Rechten streicht kaum sichtbar über das Material.
FH
"Nun ja" - ein Schmunzeln kräuselt Riftars Lippen, welches die folgenden Worte irgendwie mehrdeutig klingen lässt - "es war sozusagen eine ernsthafte Angelegenheit."
Das Lächeln vertieft sich. "Mit der Schönheit der Welt ist nicht zu spaßen." Einen Moment lang schaut der Schwarzgelockte versonnen auf die Karten nieder, als wolle er sich besinnen, wovon eigentlich die Rede war.
"Und was die Karten angeht: Wie ich schon sagte, sie sind mir gewissermaßen heilig. Ich benutze sie nicht für... wie würde Dom Phecadio es nennen... Taschenspielereien." Ein rascher Blick fliegt durch den Raum, als wolle sich der Sprecher überzeugen, dass alles und jeder noch an seinem Platz ist, und bleibt kurz an dem Erwähnten hängen.
Dann kehrt er zum Tisch zurück und ruht für einen weiteren Augenblick wie prüfend auf dem Turbanträger. "Was aber nicht heißt..."
Er bricht ab, als wäge er im Geiste etwas ab. Dann, als habe er einen Entschluss gefasst, zieht er mit flinken Fingern eine Karte irgendwo aus dem Stapel und hält sie Yashkir auf der flachen Hand entgegen. Es ist das Glücksrad mit Sphinx, Chamaeleon und Äffchen. "Schaut her."
OHH
Ganz offenkundig gehört zum Handwerk dieses Mannes, ein paar Rätselspiele einzustreuen, um die Aufmerksamkeit der Kundschaft zu zerstreuen und so zu um so überraschenderen Ergebnissen zu gelangen. Doch trotz Yashkirs Argwohn und seiner Müdigkeit gelingt, was er dem Kartenleger unterstellt: Er wird wieder neugieriger, die Wortspiele, die versteckten Andeutungen zu verstehen.
Kurz folgt er dessen Blick auf den Beamten, der gerade beim Wirt irgendwelche Muscheln zu bestellen scheint. Etwas daran lässt Yashkirs Intuiton am Bewusstsein anklopfen. Doch letzteres wird soeben auswärtig von einer plötzlichen Bewegung überfallen und einer Aufforderung niedergestreckt. Folgsam blickt er auf die Karte mit dem Glücksrad und beginnt zu grübeln, was all die Einzelheiten darauf mit ihm zu tun haben mögen.
Dann schaut er fragend, fast auffordernd zu dem Tischgefährten empor. Wirkt er nun klein und aufmerksam wie ein wissbegieriges Kind oder eher sprungbereit wie ein Tiger auf der Jagd? Er weiß es wohl selbst noch nicht so recht.
FH
Während der Turbanträger das Bild auf der Karte ins Auge fasst, scheint dieses in Bewegung zu geraten. Zunächst treten nur die Konturen der Formen etwas plastischer hervor, doch gleich darauf hat der Betrachter das Gefühl, tatsächlich wie durch ein Fenster in einen weiten Raum zu schauen, in dem sich das Rad schwebend dreht - ja, wahrhaftig, es dreht sich! Blitzende Lichtrefexe huschen über die goldschimmernde Oberfläche, als der kleine Affe immer schneller an den Speichen emporklettert und dabei immer mehr oder weniger auf derselben Höhe bleibt, während der Greif in der Mitte und auch das Chamäleon gleichsam an ihrem jeweiligen Ort zu schweben scheinen, als habe die Bewegung des Rades keinen Einfluss auf sie.
Plötzlich wendet das Äffchen, ohne seine Kletterei zu unterbrechen, dem Betrachter das Gesicht zu - und dieses Gesicht zeigt ein geradezu unverschämtes Grinsen, als der Affe ganz kurz eine Hand vom Rad löst und sich an die Stirn tippt.
Das Ganze hat nicht mehr als vielleicht fünf Herzschläge lang gedauert, als sich die Bewegungen von Rad und Äffchen verlangsamen und im Verlauf von zwei weiteren Augenblicken zum Stillstand kommen, während das ganze Bild, als würde ein Schleier darübergezogen, wieder in die Zweidimensionalität zurückgleitet.
OHH
Noch fassungslos auf die Karte schauend, muss Yashkir schlucken. "Das... Also das...!" Nun sieht er zutiefst beeindruckt auf und fühlt sich gezwungen, sich zu räuspern. "Faszinabel! Eure Karten müssen viel Kraft in sich bergen! Ein Lob an Eure machtvolle Großmutter!"
Dann aber verfinstert sich sein Ausdruck merklich und er blickt wieder eingehend auf das Bild. "Aber was bedeutet dies?" raunt er. "Warum zeigt mir das Äffchen einen Vogel?" Beinahe wirkt er bekümmert wie über eine Schelte, die er nicht zu begreifen vermag.
FH
Die höchst beeindruckt wirkende Reaktion des Verhüllten veranlasst den Almadaner, ein weiteres Mal rasche, diesmal ziemlich besorgte Blicke wie grüngefiederte Pfeile durch den Schankraum zu schießen. Wieder einmal mit ziemlicher Verspätung kommt ihm der Gedanke, dass er heute abend jedenfalls nicht hier ist, um das zu tun, was er gerade getan hat. Dennoch ist seine Freude über den Eindruck, den diese seine Tat hinterlassen hat, nicht zu übersehen.
"Nun", erwidert er vergnügt, "meine URgroßmutter war tatsächlich eine ungemein beeindruckende Dame und kunstfertig dazu, so dass jedes Wort zu ihrem Lob nicht besser angewendet sein könnte. Auch habe ich noch nie den leisesten Zweifel gehegt, dass sie mit diesem Inrah-Spiel mehr als ein Kunstwerk geschaffen hat... Mit DEM DA jedoch" - und mit einem arglosen Lächeln zu Yashkir tippt Riftar nun seinerseits an den Kopf des gemalten Äffchens, bevor er mit leicht gesenkter Stimme fast entschuldigend fortfährt - "hat sie jedenfalls nichts zu tun."
OHH
Statt einer Antwort gibt es also gleich noch ein weiteres Rätsel. Wie unerquicklich!
"Wie meint Ihr das? Stammt diese Karte nicht von ihr? Oder" - Yashkir runzelt mal wieder ein wenig die Stirn, als er an seinen eben schon an ihm vorübergezogenen Verdacht erinnert wird - "meint Ihr die Bewegung auf der Karte?" Er schmunzelt fast kameradschaftlich, was wiederum ob des Schleiers bestenfalls an den Augen ablesbar bleibt. Aber auch sein Ton mag den Gesichtsausdruck erahnen lassen: "Sollte es sich um eine Illusion aus Eurer Hand handeln...?"
FH
Der Beamte steht an der Theke, Thallasso ist mindestens zeitweilig mit einem seiner Rolle entsprechenden Auftrag befasst, und Seine Gnaden am Nebentisch wirkt überaus beschäftigt. Niemand scheint weiter auf die beiden Männer am Tisch zunächst der Tür zu achten; und Riftar wäre nicht der, der er ist, wenn in dieser Situation eine gewisse warnende Stimme in seinem Kopf mehr Gewicht hätte als der Stolz auf seine Kunst, zumal Blick und Tonfall seines Gegenübers mehr noch als dessen Worte des Almadaners Gefühl zu bestätigen scheinen, daß er in diesem skurrilen Mann irgendwie so etwas wie eine verwandte Seele vor sich hat.
Immerhin mag in diesem Fall der in mehr als einer Hinsicht Verwickelte durchaus in der Lage sein, seine eigenen Schlüsse zu ziehen; und so begegnen die hellgrünen Augen über den Rand der Augengläser hinweg den blaugrauen des Verhüllten mit einem Blick unschuldigen Erstaunens, hinter dem nichtsdestoweniger ganz eindeutig der Schalk funkelt.
"O doch, selbstveständlich stammt die Karte aus ihrer Hand! Habe ich das nicht erwähnt? - Nur", fügt er mit einem Seufzer und einem fast zärtlichen Blick auf das in unschuldiger Bewegungslosigkeit erstarrte Bildnis des Äffchens hinzu, "für solcherart Unverschämtheiten ist allein ihr missratener Urenkel verantwortlich zu machen. Seht es ihm nach." Das Lächeln in den Augenwinkeln des Schwarzgelockten straft die bedauernden Worte Lügen.
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"Hm", entfährt es Yashkir, und dabei gelingt es ihm, diesen Laut, der vordergründig nicht an die Qualität eines wirklichen Wortes herankommt, doch mit einer Ausdruckskraft auszustatten, als hätte er beispielsweise geantwortet: `Na gut, aber begeistert bin ich nicht!'
Nach einem kurzen Blick, welcher sich anscheinend nicht zwischen strafender Strenge und einem Schmunzeln zu entscheiden vermag, schaut Yashkir wiederum auf die Karte hinunter. Es dauert ein wenig, bis er mit einer Bitte fortsetzt: "So klärt mich auf, ob es eine tiefere Bedeutung hat, was ich sah und sehe, oder ob es blankes Scherzen ist, was ich in meiner nicht unernsten Suche finde! Erweist mir diese kleine Gunst der Erhellung, auf dass ich in meiner Nachsicht nicht das Nachsehen habe!" Und wieder hebt er den Kopf, einen stechenden, doch diesmal unmissverständlich lachenden Blick dem Kartentrickser hinüberwerfend.
FH
Der Mann hat Geist! Wenn er doch endlich diese Vermummung aufgeben würde, so dass Riftar sein Gesicht sehen könnte. `So tu mir endlich den Gefallen und lass den blöden Schleier fallen!' schießt es dem Almadaner durch den Kopf, begleitet von der an Sicherheit grenzenden Vermutung, dass genau solche Reaktionen hervorzurufen der tiefere Sinn dieser Verhüllung sein mag. Also wäre es ein Fehler, sich davon irritieren zu lassen.
"Wer, geschätzter Freund, ist schon in der Lage, jeglichen tieferen Sinn hinter den ach so flüchtigen Erscheinungen wahrzunehmen, welche unsere schwachen Augen und unseren womöglich noch schwächeren Geist allezeit zu narren pflegen?" nimmt Riftar den Ton seines Gegenübers mit sichtbarem Vergnügen auf.
"Wer wäre ich, würde ich mir anmaßen zu beurteilen, welche Erleuchtung sich hinter der Escheinung verbergen mag, welche das klägliche Flämmchen meines Geistes gerade so eben anzuzünden in der Lage ist?"
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Selbst viel zu verwirrt, entgeht Yashkir jeglicher Hinweis darauf, dass man sich an seiner Verschleierung stören könnte. Kurz zuckt der Kopf wie bei einem axxelerierten Schütteln, als er die ersten Worte der Ausrede vernehmen muss. Selbige wiederum hat er sich erst einmal im Geiste langsam zu wiederholen und zu übersetzen, doch der zweite Satz scheint dafür um so klarer.
Die Worte klingen zunächst streng auffordernd, doch auch voll triefender Rhetorik, jedoch zum Schlusse eher schon ein wenig kindlich betrübt, als er erwidert: "Ihr meint folglich, Ihr hattet keinen willentlichen Anteil an Eurer Tat, und ich werde nicht erfahren, warum das Äffchen mich zu kränken beabsichtigte?"
FH
`...keinen willentlichen Anteil an Eurer Tat...' - Was soll denn das werden? Gehört der Verhüllte am Ende auch zur Inquisition? Unwahrscheinlich, denn gerade bei denen müsste nach allem, was Riftar über die Praioten weiß beziehungsweise mutmaßt, strengstes Vermummungsverbot bestehen. Also soll er die Haarspalterei lassen!
Ganz verwirrte Unschuld blinzelt der Almadaner sein Gegenüber an. "Oh - ich glaube nicht, werter Herr, dass eine Kränkung beabsichtigt war! Verzeiht dem Affen - er ist nur ein Gaukler", murmelt er fast verlegen.
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Wiederum heben sich die Brauen ein wenig enttäuscht überrascht, derweil das Augenmerk erneut auf die Karte hinabsinkt, als könne sie Yashkir doch noch irgend etwas sagen. "Achso... Folglich war es nur ein kleiner Scherz, nun gut. Vielleicht suche ich ja allzu oft nach tieferen Bedeutungen, wo gar keine sind." Aufs Neue verspürt er seine trostlose Müdigkeit, die sich auch in seiner Stimme niederschlägt.
Dann, nach einer schweigsamen kurzen Weile, wird sich der Schwarzverhüllte seines wohl sinnlosen Starrens auf die hübsche, doch nichts für ihn bedeutende Inrahkarte klar. So zuckt sein Blick bei unbewegt gesenkt bleibendem Haupte schielend hinauf zum Kartenspieler, ihn zu mustern, als stelle sich die Aufgabe, seine Gedanken zu lesen.
FH
Irgendwie wirkt er traurig, der Verschleierte. Hat Riftar ihn mit seinem kleinen Scherz so gekränkt? Fast verspürt der Almadaner so etwas wie ein schlechtes Gewissen, und so zuckt er innerlich zusammen, als ihn der schräge Blick seines Gegenübers trifft. Soll er jetzt den Rest des Abends damit zubringen, sich zu entschuldigen?
"Verzeiht, mein Herr - Ihr habt nichts davon verlauten lassen, daß Ihr auf der Suche ach tieferen Bedeutungen oder gar Antworten seid. Wie hätte ich es ahnen können?"
Wie nur allzu oft in solchen Situationen greift Riftars Hand automatisch nach dem Becher.
OHH
Sehr wohl nehmen die Augen die Bewegung des anderen wahr, und die Intuition denkt sich sogar etwas dabei. Allerdings nimmt Yashkirs Geist dies nur sehr am Rande zu Kenntnis, dass er mehr wie aus einem Reflex heraus erwidert: "Oh, schon gut! Ich neige sicherlich dazu, alles zu sehr auf mich zu beziehen. Eine dumme Angewohnheit."
Wiederum ist es das Gefühl, welches Yashkir warnt, es könne mit dem gegenseitigen Entschuldigen noch den gesamten Restabend so weitergehen. Oder bekommt er einfach nur etwas schlechter Luft? Jedenfalls führt er den AUfbau gegenseitiger Bekanntschaft und Vertrauens voran, indem er den Teil des turbantuches, der als Schleier dient, nun aus der Wickelung herauslöst und neben dem Gesicht herabhängen lässt. Ein - Lächeln wird dabei zutage gefördert - immer noch entschuldigend, doch auch offen und freundlich.
FH
Des Almadaners Überlegungen, was denn auf solcherart Selbstbezichtigung höflicherweise zu antworten wäre, werden zunächst verdrängt von einem wahrhaft spektakulären Ereignis: Der Verhüllte lüftet das Geheimnis seines Antlitzes.
Beruhigenderweise ist das, was unter dem Schleier zum Vorschein kommt, weit weniger spektakulär als das Ereignis an sich, so dass das zutage geförderte Lächeln zu erwidern als durchaus angemessene Antwort naheliegt.
Und wenn Riftar schon einmal beim Lächeln ist, so sollte auch die eben aus der Kälte hereingeschneite junge Dame nicht ohne ein solches und einen Gruß seinen Tisch passieren müssen. Was trägt sie da mit sich herum - eine Schüssel? Ist sie eine reisende Köchin oder eher eine Baderin, Medica oder dergleichen? Einerlei, das lässt sich später immer noch herausfinden. Vorerst sind ein strahlendes Lächeln und ein munteres "Die Zwölfe zum Gruße, schöne Dame!" angebracht.
OHH
Ganz offenkundig hätte Yashkir die Vorüberhuschende zwar mit den Augen, doch keinesfalls mit dem Geiste entdeckt, denn ein feiner Ruck der Besinnung geht durch seinen umtuchten Schädel, begleitet von einem Blinzeln außerhalb der notwendigen Reihe des Befeuchtens.
Da sie sich jedoch schon zur Theke entfernt, als er des Tischnachbarn Worte auf sie beziehen kann, erübrigt sich die Überlegung, ob man ihr zunicken muss. Die Linke hebt sich, das kantige Kinn sanft zwischen Daumenkuppe und quergelegtem Zeigefinger zu streichen, derweil sich der Ellenbogen auf den Tisch absetzt. Ein kurzer Seitenblick auf den Schwarzgelockten und ein feines Schmunzeln folgen. Der Ausdruck geht allerdings in ein recht nüchternes Mustern über, als Yashkir der `schönen Dame' nachschaut, um diese persönliche Meinung des anderen für sich persönlich nachzuprüfen - unter Erweiterung viel wichtigerer Aspekte wie möglicherweise durch Kleinigkeiten erkennbaren Vorlieben oder Charaktereigenschaften.
Viel lässt sich natürlich so von hinten im Halbdunkel und auf die Schnelle nicht erkennen. Unstet schwankt der Blick links hinüber an den Kamintisch, doch gilt für die dort stizende Kriegsfrau prinzipiell Gleiches. Das Mädel, welches direkt vor Yashkir am kleinen Tische steht, wirkt recht nervös und dabei sehr putzig.
Aber was soll das alles! Vermutlich wird er keine der drei Frauen jemals nahe genug kennenlernen, um wirklich etwas über sie zu erfahren. Über ihre Eigenarten, ihre Träume.
Wieder einmal überkommt den Südländer die Sehnsucht nach der Liebe selbst - begleitet von den Klängen eines passenden Liedes wie aus dem Nichts.
FH
Zu spät! Die angesprochene Dame hat sich bereits ohne eine Erwiderung zur Theke begeben. Der Almadaner folgt ihr interessiert mit den Augen, nur um festzustellen, dass ausgerechnet diese blasse Figur von Beamtem die von Riftar verpasste Gelegenheit nicht nur auf dem Silbertablett angeboten bekommt, sondern sie auch noch sofort ergreift. Ob das an dieser Uniform liegt?
Im Geiste versucht der Schwarzgelockte ein Bild von Riftar Shúyjakin in grüner Uniform mit blinkenden Knöpfen heraufzubeschwören. Leicht angewidert schüttelt er den Kopf, bevor sein Blick zu seinem Tischgenossen zurückkehrt.
OHH
Doch nein, da singt ja wirklich jemand von tiefen Gefühlen! Unwillkürlich muss sich Yashkir danach umdrehen und erkennt, dass es der Traviageweigte ist, den er vorhin ungewollt allein ließ. Ein Glück, er ist beschäftigt und in Gesellschaft! Das beruhigt Yashkirs Gewissen sogleich wieder ein klein wenig. Doch später wird er dem Priester doch wenigstens kurz noch einmal seine Aufwartung machen müssen.
Gedanklich ebenso wie blicklich an den momentan eigenen Tisch wiederkehrend, kommt er sich unter dem Augenmerk des Almadaners vor, als habe er irgend etwas verpasst. "Äh, wie bitte?"
Wie warm es plötzlich ist! Sogleich greift sich der immer noch weitgehend Schwarzverhüllte in den Nacken, das Halstuch zu lösen. Allein, das hängt ja längst an seiner seidigen Gürtelschärpe!
FH
Riftar, selber noch mit ganz anderen Gedanken befaßt und zudem die sich anbahnende Päckchenübergabe an der Theke aus den Augenwinkeln beobachtend, hat augenblicklich ebenfalls das Gefühl, etwas verpasst zu haben. Andererseits deutet die Frage des nun Enthüllten, der darüberhinaus bereits weiter an seiner Kleidung nestelt, darauf hin, dass jener ebenfalls mindestens kurzfristig geistig abwesend war. Aber soll man ihm auch noch aufs Brötchen streichen, dass man es bemerkt hat, zumal, wenn man keinerlei Anstoß daran nimmt?
"Ach, ich bemerkte nur gerade, dass hier kaum etwas zu wünschen übrig bleibt - ein warmes Feuer, guter Wein, angenehme Gesellschaft und dazu noch recht ansprechende Musik... was will man mehr nach einem Tag wie diesem?" antwortet er dem Südländer leutselig.
OHH
Schon holt Yashkir gedanklich Luft, um Einwände zu erteilen, doch dann
veranlasst ihn etwas in der Aufgezählung zu einem fast geschmeichelt
klingenden "Dankesehr!" Seine Hände kehren derweil unverrichteter Dinge in seinen Schoß zurück, wodurch er gleich wieder ein wenig krummer sitzt.
Tja, was will man mehr? Auf den Rücken gebundene Hände vielleicht? Oder eine liebende Frau auf dem Schoße? Besser vielleicht gar beides? Oder bescheidet man sich möglicherweise für den Anfang mit einem ergiebigen Gesprächsthema?
Dass man mit diesen so besonderen Karten Boltan spielen könne, wagt Yashkir doch nicht recht vorzuschlagen, also bezieht er sich auf die unruhig wirkenden Augen des anderen: "Hrmähm... Kennt Ihr den Herrn in Uniform schon länger, oder hat Euch das Kartenlegen für ihn so erregt...?"
FH
"Erregt?"
Die Vorstellung, in den Augen seines Tischgenossen `erregt' zu wirken, behagt Riftar ganz und gar nicht. Und die Frage, in welchem Verhältnis er zu dem Grünuniformierten steht, gehört eigentlich auch nicht direkt zu denen, die er jetzt gerne ausführlicher beantworten möchte. Doch siehe da, schon im nächsten Moment wird er der Überlegungen, wie der diesbezüglichen Frage am unverfänglichsten zu begegnen sei, durch gleich zwei ausreichend spektakuläre und zudem noch höchst geräuschvolle Ereignisse enthoben: Auf dem Treppenabsatz erscheint der nicht eben herbeigesehnte Mecenario; und zwar nicht, wie man es eigentlich hätte erwarten dürfen, auf seinen zwei Beinen einhergehend, sondern mehr oder weniger im Tiefflug, als habe er den ihm entgegenkommenden Pikenträger sozusagen in der falschen Dimension umgehen wollen. Kaum kann sich der Schwarzgelockte ein schadenrohes Grinsen verbeißen, als Thallassos Flugversuch von der sich ihm entgegenwerfenden Wand unsanft beendet wird.
Das durchdringende metallische Scheppern von der Theke her hingegen lässt den Almadaner mit schmerzerfülltem Gesicht zusammenzucken, so dass seine Brille ins Rutschen gerät.
OHH
Zwar zieht Yashkir die Augenbrauen zusammen, als sich die Doppellinksfüßigkeit der Herrschaften auf der Treppe erweist, doch ist er nicht wirklich bereit, sich jenen gedanklich eingehender zu widmen. Unter dem Geschepper von anderer Seite her zieht er gequält den Kopf beiseite. Linkshändige Säuferbande, randalierende! Außerordentlich unerquicklich!
Er schließt kurz die Augen, um sich selbst zu beruhigen. Er hätte nicht übel Lust, um sich zu schlagen, doch Faulheit, Feigheit und ein letztendlich ungeheuer gutmütiger Kern bremsen seinen durch Unausgeschlafenheit begünstigten Zorn. Tief atmet er ein und aus, um anschließend wieder seinen Gesprächspartner abwartend anzustarren. Das Thema hat er zwar für den Moment vergessen, doch ahnt er noch vage, dass er eben eine Frage stellte, die ihrer Antwort harrt.
FH
Mit einem raschen Griff befördert der Schwarzegelockte die Augengläser an ihren Platz, um hernach durch dieselben mit einem Ausdruck deutlichen Misstrauens die eben noch so hoffnungsfroh begrüßte Dame anzustarren. Dann jedoch gleitet der Blick weiter zu dem Beamten, der endlich das Päckchen vom Wirt in Empfang genommen hat und sich jetzt an die Ecke der Theke zurückzieht. Und noch etwas anderes zieht Riftars Aufmerksamkeit an: Die Stille am Nebentisch. Das Lied des Travianers ist beendet. Aber was in aller Welt geht zwischen dem Bruder und der Köchin vor? Und dieser Gedanke bringt den Almadaner auf einen weiteren: Den höchst merkwürdigen Brief des Bruders, den er noch nicht bis zu Ende gelesen hat. Ist ihm da vielleicht etwas Wichtiges entgangen?
Hier unter dem geradezu durchbohrenden Blick seines seltsamen Tischgenossen, der zudem offenbar immer noch der Antwort auf seine verfängliche Frage harrt, scheint nun wahrlich nicht der beste Moment, mit der Lektüre vertraulicher Post fortzufahren. Andererseits...
Mit einer fahrigen Bewegung streicht sich Riftar die Locken aus der Stirn und ein Blick unschuldsvoller Zerstreutheit trifft den nun nicht mehr Verhüllten.
"Bitte vielmals, meine Unhöflichkeit zu verzeihen, bester Herr... aber seht, da ist nun dieses ungeheuer impertinente - nein doch, importante Schriftstück, sehr delikater Natur", hebt er an, wobei er liebenswürdig mit dem erwähnten Dokument vor Yashkirs Gesicht herumwedelt, "welches dringend meine Kenntnisnahme befürwor... nein, erfordert natürlich." Hilflos blinzelt er sein Gegenüber an. "Ihr seht mich innerlich zerrissen, ja, geradezu hin-und-hergerissen zwischen dem Wunsch, die höchst erbauliche Konversation mit Euch fortzuführen und der Verpflichtung einer", hier senkt er verschwörerisch die Stimme, "hochgestellten Persönlichkeit gegenüber."
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Als hinge ein Nachschlagewerk für bosparanische Fremdwörter in der Luft über seinem Haupte, rollt Yashkir seinen Blick dorthin empor. Ist `important' nicht gleichbedeutend mit `untragbar'? Die Nachdenklichkeit über diesen Begriff unterstützend, kratzt er sich kurz neben dem Auge oberhalb der Wange. Kann dieser Kerl nicht Al'Anfani sprechen, wie ein normaler Mensch? Angeberisches Getue!
Gleiches gilt übrigens für das Gewes mit dem Brieflein. Die Brauen ziehen sich leicht zusammen, dann etwas empor, um schließlich mit einem zurückhaltenden Entspannungsseufzer wieder an ihren Ursprungsort zurückzukehren. In einem Ton, der ein wenig unstet zwischen Höflichkeit und Sarkasmus schwankt, erwidert er: "Hrm... Ihr wisst vielleicht, dass man die Neugier der Menschen am schnellsten entfacht, indem man auf eine Sache `Geheimnis' draufschreibt... Aber bittesehr! Lest nur einstweilen! Wünscht Ihr, dass ich mich zurückziehe, oder genügt es Euch, wenn ich nicht gar zu betont und aufmerksam auf Euer Papierchen starre?"
FH
Nichts im Mienenspiel des Almadaners deutet darauf hin, dass er Ironie, Sarkasmus oder eventuellen Unmut seines Gesprächspartners als solche wahrgenommen hätte. Vielmehr antwortet er selbigem mit geradezu feierlichem Ernst: "Ich danke Euch, lieber Herr, für Eure Diskretion und Euer Verständnis! Nein, seid unbesorgt, Eure Entfernung von diesem Tische ist in keinster Weise erforderlich. Ich denke, wenn Ihr geruht, Euer freundliches Angebot, nicht allzuviel Neugier erkennen zu lassen, in die Tat umzusetzen, so wird das für meine Zwecke vollauf genügen."
Spricht`s und rückt nach einem weiteren verbindlichen Lächeln in Yashkirs Richtung erst seine Augengläser ein weiteres Mal zurecht und sodann mit seinem Stuhl gerade so weit vom Tisch ab, dass er seine langen Beine in voller Länge unter dem Tisch ausstrecken und ein wenig nach hinten kippen kann, bis die Rückenlehne des Stuhles die Wand berührt. In dieser Weise auf den Hinterbeinen des Sitzmöbels balancierend, breitet er das ominöse Schriftstück zwischen den Händen aus und beginnt, das Blatt etwa auf Höhe der Tischkante haltend, mit der Fortsetzung der unterbrochenen Lektüre.
OHH
Zunächst braucht Yashkir ein paar Momente, den langen Satz zu verdauen. Zum Glück besitzt er das hierfür notwendige Gedächtnis, die Worte wie ein Echo in seinem Kopfe mehrmals wiederhallen zu lassen, bis sich ihm der Zusammenhang erschließt.
"Mwmf..."
Yashkir atmet in einem Seufzer tief durch. Nicht erkennen lassen - das wird man als Kompromiss wohl wörtlich nehmen müssen, wenn dieser Kerl so heimlich tut! Angestrengt ermahnt sich der Schwarzgewandete zur Geduld. Dadurch wird es in der Tat kein neugieriger, sondern eher etwas grimmiger Blick, den er dem bereits anderweitig Beschäftigten zuwirft.
Eine Ablenkung muss her! Soll er aufstehen? Der Traviageweihte, den er noch sozusagen besuchen müsste, verschwindet gerade mit der Köchin vom Nachbartische, also kann man diesen nicht als Anlass hernehmen.
Geduld! Jawohl, Geduld! Etwas, das Yashkir eigentlich im Übermaß hat, da er alle Zeit der welt besitzt. Doch allzu leicht verliert und vergisst er sie, wenn sie unter Belangen begraben wird, die er als dringlich vermutet.
FH
Während er noch versucht, das Blatt so zu drehen, dass wenigstens ein kleiner Schimmer vom Licht der Kerze darauf zu fallen vermöchte, kehren Riftars Gedanken zu dem bereits Gelesenen zurück; und ebenso kehren seine Zweifel wahlweise am Geisteszustand des Priesters oder aber an seinen Absichten wieder.
In welcher Beziehung steht dieser Mann zu Thallasso - und zu Phecadio? In welche Richtung versucht er die Gedanken des Almadaners zu lenken? Allmählich wird es wirklich Zeit für ein Gespräch unter vier Augen - und als hätte der Geweihte eben diesen Gedanken seines Weggefährten wahrgenommen, stürmt er plötzlich direkt an Riftar vorbei zur Tür hinaus, allerdings ohne den Almadaner eines Blickes zu würdigen. Innerlich verflucht sich Riftar, das Geschehen an der Theke aus den Augen gelassen zu haben. Ein rascher Blick zeigt ihm, dass Dom Phecadio immerhin in den Inhalt des Päckchens vertieft ist.
Was soll Riftar nun tun? Dem Priester folgen? Nun, zunächst tut er besser daran, erst einmal den Rest des Briefes zur Kenntnis zu nehmen.
OHH
Wie, was? Yashkir schaut kurz finster, doch gedankenleer auf den Zettel. Achja: Geduld!
Wieder blickt er im Schankraum umher, auf der Suche nach etwas, das ihn von jenem ominösen Schreiben abhalten könnte. Leute verschwinden durch Türen hinaus - nicht unbedingt so gemeinsam, wie man es erwartet hätte. Am Tresen scheint nichts besonderes vor sich zu gehen. Oder doch? Wo hat der Beamte wohl auf einmal die vielen Akten her?
Obgleich ein paar Handbreit auf diese für Yashkirs Augen allzu gewaltige Entfernung natürlich kaum etwas verbessern können, beugt er sich doch auf die Ellenbogen gestützt weit über den Tisch vor.
Nach ein paar Momenten besinnt er sich allerdings eines Besseren. Was kümmert ihn der staubige Papierkram eines Bürokraten! So lehnt er sich wieder zurück, wobei er tief einatmet und sich sein Blick abermals im vor ihm liegenden Teil des Schankraumes verliert.
FH
Abermals seufzend fährt sich Riftar mit gespreizten Fingern durch die Locken, während er das Papier wieder zusammenfaltet und in seiner Rocktasche birgt, wohlweislich den Blick des Südländers vermeidend.
OHH
Da er sonst gerade wenig fesselndes zu beobachten hat, bemerkt Yashkir sehr wohl, wie verstohlen sein Tischgenosse das Briefchen verschwinden lässt. Das muss ja etwas ungeheuer Prekäres sein! Aber momentan wird er kaum das Thema darauf lenken können. Ratlos zerrt er den Blick von der Tasche fort, woraufhin dieser zunächst erst einmal wieder matt auf dem Tisch zum Ruhen kommt.
Dann aber geht dem etwas durchhängenden Hochgewachsenen auf, dass der andere ihn ja nur des Zettels wegen auf die Wartebank geschickt hat - so hat er zumindest behauptet. Folglich hebt Yashkir wiederum sein Augenmerk und befestigt es aufmerksam und geradezu auffordernd, doch zugleich freundlich-fröhlich mitten im Gesicht des anderen.
FH
Einen Moment lang starrt der Almadaner in die Luft, während es hinter seiner Stirn deutlich arbeitet. Es wird wirklich Zeit, mit dem Priester ein paar Worte unter vier Augen zu wechseln. Zudem machen sich auch die Folgen diverser Becher roten Weines allmählich bemerkbar - vornehmlich in den unteren Körperregionen, aber immerhin mag ein Schluck kühler Luft auch dem Kopf gut tun.
Riftar wendet sich seinem Tischgenossen zu und erwidert dessen Lächeln: "Ich danke Euch, Freund, für Eure beispiellose Diskretion und Eure liebenswürdige Geduld. Dennoch muss ich Euch bitten, mich noch einen Augenblick zu entschuldigen..."
Nebenbei lässt er die Inrah-Karten in den an seiner Seite hängenden Lederbeutel gleiten und erhebt sich vom Tisch. Ein rascher Blick zur Treppe und einer zur Theke, dann hat Riftar die Tür erreicht und tritt hinaus in die Dunkelheit.
OHH
Ein wenig missmutig, doch um ein freundliches lächeln bemüht, nickt Yashkir dem Gehenden als Bestätigung. Was man von der Länge gewisser Augenblicke oftmals zu halten hat, weiß er nur zu gut. Und allzu sehr erscheint ihm das gesamte Gehabe dieses Mannes um allerhöchstes Interesse zu werben. Ist es nicht offenkundig, wem er folgt? Und dann die Blicke zu dem doppellinksfüßigen Radebrecher auf der Treppe und dem Beamten mit seinen aus dem Limbus erschienenen Akten. Hier geht etwas vor sich!
Soll er dem Almadaner nacheilen? Ohne Handschuhe? Und unauffällig wäre das sicherlich in keiner Weise, zumal draußen in Kälte und Finsternis außer ihnen dreien sonst zweifellos niemand unterwegs wäre!
So lehnt sich Yashkir wieder zurück und mustert abwechselnd die verbliebenen Herren jenes konspirativen Vierergrüppchens. In irgendeiner Weise müssen diese wohl alle miteinander zusammenarbeiten - jedoch woran? Politik? Das wäre ein nicht nur im Grunde wenig faszinables, sondern auch gefährliches Geheimnis. Aber vielleicht bekommt man ja genug heraus, um irgendeinen kleinen Nutzen davonzutragen.
Doch bevor man sich wieder vergaloppiert - was könnte es noch sein, um das es hier geht? Die Komödie, die das Quartett der unausgesprochenen heimlichkeiten da um die Wette aufführt, scheint von kaum jemandem überhaupt mitverfolgt zu werden. Der Magus und die Praiosgeweihten sind wohl abgereist, und der andere Haudrauf auf der Treppe scheint auch nur eine Zufallsbegegnung. Oder sind vielleicht schon wichtige Dinge geschehen, die Yashkir nicht bemerkt hat?
Die Karte! Der Maraskaner Magus muss auch zu diesem Verein gehören oder zumindest eine Nebenrolle in diesem Spiel gespielt haben! Schien der Kartenleger nicht sehr beunruhigt darüber? Bestimmt war es eine besondere Botschaft, und der überbringende Priester nur zur Vertuschung eingesetzt. Was war noch gleich darauf abgebildet? Lauter Halbgötter tanzen durch Yashkirs Schädel. Was soll das nur alles?
Durch bloßes Nachdenken allein wird er das allerdings sicher nicht herausfinden. Ebensowenig durch ausschließliches Beobachten von diesem Tische aus, zumal sich die eine Hälfte der Geheimniskrämer hinausbegeben hat und die andere auf die Entfernung nicht viele Neuigkeiten von sich gibt. Besser, man verschiebt das Problem auf später!
Weit reckt sich Yashkir zurück, die Hände im Nacken. Irgendwie sind diese Möbel ein klein wenig zu niedrig für einen langen Kerl wie ihn.
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Redaktion und Lektorat: OHH