Immer geht es auf und ab

Autoren: Oliver H. Herde und andere

OHH

Höchst konzentriert windet sich Yashkir die schmale Treppe hinauf und um eine weitere Linksbiegung in einen Gang hinein. `Was sagte die Köchin? Achja, Vorhang! Verflixt, ich hätte eine Kerze mitnehmen sollen! Andererseits hätte ich sie mir wohl zwischen die Zähne klemmen oder auf den Turban stellen müssen...'
Sich nicht mehr daran erinnernd, wo dieser Vorhang denn sein sollte, tastet sich Yashkir langsam vorwärts. Seine Augen gewöhnen sich recht schnell an die fast völlige Finsternis. Sehr schummriges Licht kommt ja von hinten unten aus dem Schankraum, rechts vorn dringt etwas aus einem Türspalt hervor. Zur weiteren Orientierung schabt der Stab die linke Wand entlang, dies genügt insgesamt, dem dick verpackten Südländer einen doch recht zügigen Schritt zu ermöglichen.
Während die ersten Türen noch recht gut zu erkennen sind, bemerkt Yashkir die zweite links einen winzigen Moment zu spät. Ob seines Tempos bohrt sich sein Stab in die Ecke zwischen Tür und Pfosten. "Verflixtnochmal!"
Unwillig dreht er sich ein wenig, den Stab zu befreien, dann schreitet er weiter - wenn auch geringfügig langsamer.
Schon nach wenigen Schritt stößt der Stab wiederum auf ein Hindernis, doch diesmal eines, das nachgibt. Fast erschrickt Yashkir ein wenig, doch dann erinnert er sich, was er sehen müsste, und tatsächlich kann er nun vage die Falten des Vorhanges erkennen.
Mit einiger Mühe fädelt er sich auf der rechten Seite daran vorbei, immer bedacht, sich mit dem schweren Stoff nicht den Turban vom Haupte zu wischen. Auch das Gepäck macht es nicht einfacher: Erst verheddert sich der Stab, dann droht der Mantel vom Arm zu rutschen. Schließlich aber steht Yashkir vorhangfrei mitten im Schlafraum... und sieht nun wirklich gar nichts mehr.
Erst nach genauerem Umschauen, bei dem Yashkir vorsichtshalber keinen Schritt wagt, erspäht er in ein paar Schritt Entfernung einen dumpfen Lichtspalt. Vermutlich ein Fensterladen. Das vordere Ende des Stabes wird noch etwas tiefer gesenkt als eine Lanze. Während Yashkir es langsam nach links und rechts schwenkt, tritt er langsam vorwärts, bis er auf ein Hindernis stößt. Holz, so klingt es. Aber weit ist er nicht gekommen, und bis zum Spalt ist es noch ein gutes Stückchen. Außerdem verschwindet er e nach Körperhaltung oder taucht wieder auf. So hat das keinen Sinn!
Yashkir stellt die beiden Koffer hinter sich ab, legt auch den Mantel darüber und tastet sich dann mit Stab und Hand wieder deutlich schneller vorwärts.
So etwas wie eine Leiter, dann eine runde Säule, dann Betten rechts und links dicht beisammenstehend... dann endlich die Wand und das zugehörige Fenster. Er öffnet die Läden und schummriges Nebellicht dringt herein, was für eine Orientierung aber reichlich genügt. Nach kurzem Umschauen stellt Yashkir befriedigt fest, dass er schon ungemütlichere Schlafsäle benutzen musste. Er schielt hinauf zu Empore. Da wäre es sicherlich noch kuscheliger, doch die Köchin sagte nichts davon, dass sein Bett so weit oben läge. Er schaut noch einmal nach der Nummer des Schlüsselanhängers, obgleich er sich die 4 darauf doch bereits ohne genaueres Hinsehen eingeprägt hat. Immer dieser Kontrollzwang! Den sollte er sich wirklich einmal abgewöhnen!
Schon die erste Truhe, die er auf deren Nummer prüft, ist die rechte. Also das Bett, das direkt schräg unter dem Fenster liegt. Dies mag den kleinen Vorteil in sich bergen, dass er diese Nacht eine gewisse Oberhoheit auch über dieses Fenster haben wird.
Aber was ist dies!? Ein Fußabdruck gleich neben dem Kopfkissen! Gerade so, als wäre dort jemand aus dem Fenster gesprungen! So eine Sauerei!
Unschlüssig betrachtet er den Abdruck. Zu ärgerlich! Mit so viel Schmutz neben dem Gesicht kann er bestimmt nicht ruhig einschlafen! Hoffentlich haben die Wirtsleute ein Einsehen und wechseln das Laken bis zur Nacht! Der Abdruck ist ja eindeutig zu klein, um von Yashkirs Füßen zu stammen.
Bekümmert über diesen neuerlichen Ärger, wendet sich der Lederverhüllte wieder seinem Gepäck zu. Wird er heute noch etwas daraus brauchen? Wohl nicht. Und selbst wenn, es ständig unten mit sich herumzuschleppen und dann irgendwo zu vergessen, danach steht ihm nicht der Sinn. Er öffnet die Truhe und probiert, ob der größere der beiden kleinen Koffer hineinpasst. Tatsächlich bekommt er beide gerade eben hinein, welch ein Glück! Und sogar der Mantel kann noch darübergelegt werden, nachdem er sorgfältig zusammengefaltet ist.
Die Truhe wird sorgsam verschlossen, dann geht Yashkir wieder zum Fenster, das er natürlich nicht offenstehen lassen möchte. Kurz schaut er hinaus. Viel sieht man nicht, aber wenn es nicht so kalt wäre, könnte man es fast gemütlich finden. Warum nur? Vielleicht weil es so still ist? Weil man keinen Menschen sieht? Schon seltsam! Einerseits hat Yashkir den Lärm und Gestank Al'Anfas gehasst, doch manchmal fehlt ihm auch der Prunk ein wenig.
Seufzend zieht er nach einem letzten Blick auf den Sohlenabdruck die Läden zu, tastet im Finsteren nach dem Stab und bewegt sich recht zielstrebig auf den Ausgang zu.
Wiederum sticht der fast wie eine Lanze bei der Tjoste angelegte Stab in den sozusagen unsichtbaren Vorhang hinein. Da Yashkir diesmal fest damit rechnete, bremst ihn dieses Ereignis kaum ab. Treffsicher schiebt er den nach seinen Maßstäben mangelhaft kuscheligen Stoff beiseite und schlüpft daran vorbei. In einigen Schritt Entfernung ist deutlich das Schummerlicht von unten zu erkennen, auf das der Hagere nun fast eilend zuschreitet, als gäbe es unten etwas umsonst.
Am erhellten Türspalt vorbei, um die Ecke, schon steht das schwergewandete Leichtgewicht auf halber Höhe der Treppe und schaut in den Schankraum. Sein erster Blick fällt unwillkürlich auf den alten Sitzplatz, schon weil der in Laufrichtung liegt. Doch was ist dies! Jemand anderes hat sich dort niedergelassen! Schade drum! Man könnte dies als Anlass nehmen, sich anderswo hinzuzugesellen, doch wo könnte sich dies lohnen? Außerdem wartet ja noch ein Tee mitten auf dem Tische auf Yashkir, der jetzt eine angenehme Temperatur haben dürfte.
So konzentriert sich Yashkir wieder auf die Stufen. Mit seinem langen Rock muss er einfach etwas besser aufpassen, als wenn er nur die Hose trüge. Doch dabei bemerkt er, dass sich am Fuße der Treppe ein kleines Grüppchen aufhält: Der dicke Travianer, der Knecht und einer der vermeintlichen Praiospriester. Nachdenklich bleibt er stehen. `Das sind ja doch langsam ein paar viele! Gibt es hier ein Nest?'

CU

Gryph wendet sich ganz kurz zu Alrik: "Gehn wir's an, junger Mann!" Und schon wendet er sich der Treppe zu. Gerade setzt er den Stiefel auf die unterste Stufe, da kommt ihm von oben jemand entgegen. `Der Kerl sieht aber schon ein wenig merkwürdig aus. Ob das wohl unser Mann ist?' Fester schließt sich die Hand um den Axtstiel. Als er die Treppe weiter erklimmt, wirft der Legionär einen scharfen Blick in das teilweise verhüllte Gesicht des Gastes weiter oben.
`Wenn er es ist, dann tut er gleich irgendwas, dann haben die anderen allerdings die Möglichkeit zu reagieren. Falls er Nerven bewahrt und weitergeht, dann sitzt er unten bei Hochwürden im Schankraum - da kann er dann eh nix anstellen. Und falls er es doch nicht ist, ist es eh wurscht.' Gespannt steigt der Legionär weiter die Treppe hinauf.

OHH

Yashkirs Brauen ziehen sich zusammen, als die Treppe durch den hühnenhaften Praioskrieger massiv an ihrer ohnehin nicht üppigen Geräumigkeit verliert. `So ein Blödmann! Kann der nicht das Momentchen warten?'
Unschlüssig stehen bleibend, blickt Yashkir sowohl auf den Fleischberg, als auch rechts neben die Treppe auf den Boden. Auf ein Herumgedrängel mit jemandem, der dreimal stärker ist, hat er nun wirklich keine Lust! Zumal dieser Mensch keinen gerade kuscheligen Eindruck macht. Es wären nur noch wenige Stufen gewesen, also was soll`s!
Ganz leicht winkelt der schmale Stabträger die Knie an, wobei er sich etwas nach rechts dreht, dann hüpft er seitlich von der Treppe, um dem unhöflichen Muskelpaket Platz zu machen.
Vornehmlich beschäftigt mit seinem kleinen Groll und dem Gefühl, bedrängt worden zu sein, landet Yashkir etwas zu schwungvoll auf dem Boden. Tiefer als beabsichtigt muss er in eine angedeutete Hocke gehen und - um das Gleichgewicht nicht zu verlieren - einen Fuß nach vorne setzen. Dieser aber landet unweigerlich auf dem Rocksaum, dass Yashkirs eigener Tritt ihn ganz in die Knie gehen lässt. Den Stab nicht polternd fallenzulassen benötigt er fast seine gesamte Konzentration, dass es ihm erst im letzten Moment gelingt, sich mit der freien Hand am Boden abzustützen.
"Verflixtnochmal!"

CU

Mit strengem Blick sieht Gryph auf den abspringenden Mann hinunter. Dann folgt ein rascher Blick durch den Raum. Energisch wendet er sich wieder der Treppe zu. Zwei Stufen auf einmal nehmend stürmt er sie hinauf.

OHH

Mit finsterlichen Grummelgedanken erhebt sich Yashkir wieder, nachdem er seinen Fuß aus der Rockfalle befreit hat. Sein ärgerlicher Blick zurück auf die Treppe erfasst nur noch den unten stehenden Knecht. Der andere ist in seiner Eile bereits hinaufverschwunden.
Kopfschüttelnd wendet sich der Hagere dem Tresen und der dort stehenden Magd zu. "Verzeiht, Frau Wirtin, auf ein Wort..."

PD

Siona dreht sich zum Durchgang um und erblickt den nächsten Sonnenlegionär, der offenbar ebenfalls etwas will. Mit einem Seufzer blickt sie ihn fragend an. "Ja?"
Den anderen hinzugetretenen Gast - vor der Theke, wie es sich gehört - hält sie mit einer kurzen Handbewegung hin.

OHH

"Leider fand ich soeben..." beginnt Yashkir, bis er bemerkt, dass nicht ihm, sondern noch einem von diesen zahllos wimmelnden Praioten das Wort erteilt wurde. Er hätte nicht übel Lust, sich wieder zu verschleiern. Andererseits möchte er nicht über Gebühr unhöflich werden, zumal er als Gast auf diese Leute angewiesen ist und ein Anliegen hat.
Nach einem winzigen Seufzerchen tritt er noch weiter um die Theke herum, um sich daraufzustützen, als bräche er sonst unter der Last seiner Sorgen und Nöte zusammen.

NW

Gerade will Heliantos seine Bitte an die Frau bringen, als ein weiterer Gast das Wort ergreift. Mit einer höflichen Handbewegung und einem inneren Seufzer deutet Heliantos an, dass er einen Moment warten könne.

PD

Es spricht für den Sonnendiener, dass er anderen den Vortritt lässt, obgleich er ein gewisses Recht auf Bevorzugung hat und sich als erster gerührt hat. Oder aber ist sein Anliegen derart delikat, dass er keine potentiellen Zuhörer wünscht?
Sie nickt dem Sonnenlegionär mit einem Lächeln zu und dreht sich zu dem anderen Fremden um. "Ja? Was kann ich für Euch tun?"

NW

Heliantos tritt inzwischen hinter der Theke hervor und begibt sich an den Platz, der ihm als Gast in diesem Hause geziemt.

OHH

Wie unterschiedlich Charaktere doch trotz der gleichen Uniform sein können! Dankend nickt Yashkir dem anderen zu, bevor er der Frau antwortet: "Tjanun... Das tut mir sehr leid, aber auf meinem Laken gibt es einen Fußabdruck - direkt neben dem Kopfkissen...!" Er hofft inständig, dass die vermeintliche Wirtin nicht meint, dies sei in diesem Hause nicht anders zu erwarten.

PD

Die Magd presst sich näher an die Theke, auf dass der Sonnenlegionär ungehindert an ihr vorüberkommt, will er doch offenkundig nach vorne. Nicht, dass sie große Berührungsängste hätte, doch schickt es sich zum einen nicht, und wer weiß zum anderen, ob er als Diener Praios' dabei nicht etwas bemerkt, das ihn gegen sie einnimmt.
"Einen Fußabdruck...?" wiederholt sie halb fragend die Worte des anderen Gastes. "Hm, welches Bett ist es? Ich werde mich drum kümmern, sobald ich kann." Er scheint recht auf peinliche Reinlichkeit bedacht zu sein. Hätte es denn nicht gereicht, den Abdruck mit der Hand wegzuwischen?

OHH

Yashkirs Gesichtsausdruck entspannt sich bei diesen Worten außerordentlich. Dass das Bett dieselbe Nummer wie die Truhe und der Schlüssel hat, übersieht er gänzlich, als er erwidert: "Direkt hinter der Säule, jenes unter dem höheren Fenster. Ich dank Euch! Travias Lohn!" Damit schließt er kurz die Lider und deutet eine Verbeugung an, bevor er sich abwendet, um zu dem Ecktisch zurückzukehren.

PD

"Ah ja..." kommentiert Siona und macht sich in Gedanken ein Bild des Schlafsaals, um zu erkennen, welches Bett der Fremdling denn meint. Dann, als der Verhüllte sich abwendet, wendet sie sich zum Sonnenlegionär hin.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: OHH