Mahlzeit mit Hindernissen

Autoren: Oliver H. Herde und andere

OHH

Wie auch immer, der Eintopf dürfte jetzt hinreichend abgekühlt sein, dass man sich nicht sämtliche Innereien verbrennt. So selbstverständlich, wie ein Teil des kleinen Turbans bislang als Schleier vor dem Gesicht hing, wird dieser nun beiseitegeschlagen. Eine leicht runde Nase kommt zum Vorschein, darunter ein markantes Kinn in einem insgesamt eher schmal zu nennenden Gesicht.
Die Schüssel wird noch etwas dichter herangezogen, und dann beginnt der nun Unverschleierte seine Mahlzeit ohne sichliche Gemütsregungen.
Kurz scheint er sich durch ein Geräusch gestört zu fühlen, doch dann löffelt der Turbanträger ruhig weiter, derweil sein Blick meist auf die Schüssel gerichtet bleibt, obwohl da ja eigentlich gar nichts Interessantes geschieht. Hin und wieder tunkt er den Löffel spielerisch ein, statt ihn zu füllen. So verbindet er diverse Fettaugen miteinander, die beim Weiteressen wieder zerstört werden.
Auffällige Kopfbewegungen vor ihm lenken den turbanisierten Eintopfesser ab. Auch er reckt kurz den Hals hierhin und dorthin. Wahrlich, die Verspannungen der Kälte sind auch aus seinen Gliedern noch nicht entschwunden. Da muss er husten. Mit vollem Munde sollte man den Hals besser nicht zu sehr bewegen. Er schluckt herunter und atmet konzentriert ein und aus, um die Atemwege wieder zu trocknen.

CH

"PRAIOS Licht über Euch!" schallt es laut und vernehmlich durch den Schankraum.

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Der Mann am Ecktisch hat sich und seine Atmung gerade halbwegs wieder beruhigt, als eine weibliche Stimme durch den Schankraum schmettert. Einen Moment später könnte er selbst nicht mehr recht sagen, ob sein neuerliches Verschlucken und Husten schon durch den überraschenden Lärm oder erst seinen Blick auf die eingetretene Frau hervorgerufen worden ist. Noch jung und nicht hässlich, verbreitet sie doch sogleich eine Stimmung gleißend lodernden Unfriedens. Ganz offenkundig eine Dienerin des ersten der Zwölfe.
Sogleich wendet der Schwarzgewandete seinen Blick unter den soeben ernst zusammengezogenen Brauen wieder auf den Eintopf, als wolle er sich daran festhalten. Leider bietet die halbvolle Schale keinen sonderlich fesselnden Anblick. Ja, der Appetit ist dem Blonden in Leder für jetzt erstmal vergangen. Er kann sich folglich ebensogut wieder verschleiern, um nicht so einladen zu wirken, dass diese Frau sich wohlmöglich noch zu ihm setzt! Der nötige Handgriff ist schnell erledigt.
Erleichtert stellt der nun wieder Vermummte fest, dass sich ein Orangegewandeter der Praiotin entgegenstellt. Gewiss ein Diener der Travia, der sie sogleich auf den zu wahrenden Frieden in diesem Schankraum hinweist. Doch ist dies nicht einer der beiden Tölpel von eben? Das kann ja heiter werden!
Der Blick rollt einmal über das Deckengebälk und an einer bizarren, länglichen Waffe an der Wand vorbei zurück zum Eintopf, von dem der Magen soeben behauptet, hinreichend empfangen zu haben.
Ein kalter Luftzug an den Beinen lässt den Verhüllten trotz aller Kleidungsschichten neuerlich erschaudern. Er zieht den Rock etwas zurecht, doch daran lag es gar nicht, wie er feststellt, als er noch einmal unwillkürlich zu den herumkrakehlenden Geweihten hinüberschaut. Die Türe wird gerade erst verschlossen. Warum hat das nur so lange gedauert? Manche Leute sind wirklich ZU rücksichtslos!
Apropos! Dieses ständige Sein-Geschreie rüttelt langsam an des selbst so ruhigen Gastes Nerven. Mit zusammengezogenen Augenbrauen starrt er zu der anwachsenden Versammlung, insbesondere natürlich den beiden Lautgebenden. Sollte hier etwa in Kürze ein zwölfgöttlicher Konvent ausbrechen? Dann wäre zu erwägen, ob man nicht doch noch an diesem Tage zum nächsten Gasthaus weiterreist, um in Ruhe essen und schlafen zu können.
Es ist auf Dauer schon recht unbefriedigend, jemanden anzustarren, ohne dass derjenige sich dadurch gestört fühlt oder es auch nur bemerkt - eine Ausnahme wäre eine attraktive Dame, die man lediglich betrachten möchte. Für die Praiotin trifft dies nicht unbedingt zu. Sicherlich, als Herrin in einem anregenden Fesselspiel machte sie sich zweifellos gut, auch wenn ihr dazu schwarze, körperbetonende Kleidung ohne all diese vielen Falten, den kratzigen Pomp und die irgendwie störende Haube besser stünde. Allerdings wirkt sie so humorlos, dass man bezweifeln muss, ob sie an erotischen Spielereien überhaupt ihren Spaß finden könnte. Und der gehört schließlich dazu!
Vom Gespräch der Geweihten versteht der Vermummte lediglich Wortfetzen. `Ihren... ihre... seine... seine... sein... seine...' Um wen mag es da gerade gehen? Vielleicht den Herrn von Solstono? Es ist ja auch wahrhaft verwunderlich gewesen, dass er sich gestern Nacht auf seiner eigenen Tsafeier so spärlich hat blicken lassen! Aber wie passen die Silben Licht, Schweig und Pra zu dieser Theorie?
Da endlich schauen die Geweihten herüber. So legt der Verschleierte einen möglichst aufmerksamen und hochkonzentrierten Gesichtsausdruck auf. Das wird sie sicherlich dazu veranlassen, sich entweder endlich hinzusetzen oder deutlicher zu sprechen!
Leider scheinen die Herrschaften zu planen, noch den ganzen Abend dort herumzustehen. Das Gespräch, dem sich inzwischen auch der rundliche Wirt angeschlossen hat, wird etwas ruhiger. Möglicherweise verhandelt man ja über einen geeigneten Tisch.
Der Herr mit der farblich interessanten Samtgewandung lässt sich nun endgültig am Nachbartisch nieder, an dem er offenbar verabredet war. Warum sonst sollte man sich an einen halbvollen Tisch quetschen, zumal der Traviageweihte ihm sicherlich noch folgen wird?
Der Verhüllte wendet seinen Blick wieder vor sich und entdeckt eine Schüssel Eintopfs, in der sich noch lohnende Reste finden. So schlägt er den Schleier wieder beiseite und setzt sein Mahl fort, bevor die Fettaugen demnächst Gelegenheit zum Gefrieren bekommen.
Als eine Frau am Kamintisch scheinbar in Liebesleid verfallen aufspringt und enteilt, weiß sich der wieder weniger Vermummte nur jenen einen Kommentar zu geben: Dass die meisten Frauen eben leider nicht in der Lage sind, sich einen geeigneten Partner auszusuchen. Erst reden sie von Treue und Humor, aber dann schnappen sie sich die schlimmsten Charakterschweine.
Schon seltsamer ist, weswegen sich die Geweihtenschaft da einzumischen die Mühe macht.
Welch einen beruhigenden Anblick gegen diesen rastlosen Haufen bietet dagegen die Magierin vor ihm am großen Tische! Sie speist friedlich, bemüht, sich durch das Herumgerenne nicht stören zu lassen. Mit einem solchen Beispiel fällt es dem Turbanträger leichter, seinen Eintopf zuendezugenießen.
In Tresennähe ist man jedoch weiterhin dabei, die Ruhe des Hauses zu stören. Die hauptsächlichen Protagonisten sind unübersehbar die Geweihten - wie üblich. Müssen sich in aber auch alles einmischen, ganz gleich, ob es auch nur im weitesten Sinne den Zuständigkeitsbereich ihres Gottes betrifft. So beeindruckt es den Schwarzgewandeten in keiner Weise, als der dicke Traviapriester zusammenbricht. Wenn man über eine dermaßen schlechte Konstitution verfügt, mischt man sich eben doch besser im Sitzen ein. Ein erstes Schmunzeln breitet sich auf die Züge des stummen Beobachters.
Gerade will er sich wieder wieder dem Rest Hühnertopfes zuwenden, als er im Augenwinkel etwas möglicherweise wirklich einmal Interessantes erspäht: Auch zwischen seinem und dem Nachbartisch an der Türe hängt eines jener kuriosen Schmuckstücke an der Wand - oben oval, unten länglich und wie es scheint mit einer abschließenden Schlaufe versehen. Sollte hier etwa...? Im Halbdunkel ist es nicht mit letzter Sicherheit zu bestimmen... Das muss man sich wirklich einmal näher anschauen! Etwas steif richtet dich der Mann auf, zieht seinen Rock zurecht und tut zielstrebig die beiden Schritte auf das zu betrachtende Objekt.
Tatsächlich, er hat sich nicht getäuscht! Ein breites Lederhalsband hängt dort an einem der zahlreichen Haken. Ein edles, schwarz gefärbtes Material! Zudem läuft rundum ein dezentes, feines grünes Muster, das man nur aus der Nähe sieht. Vorne - oder momentan richtigerweise unten - gibt es einen kleinen Metallring, an dem eine Lederleine hinabhängt, die nach Armeslänge in einer Schlaufe endet.
Unwillkürlich hebt sich die Rechte des Hochgewachsenen. Sachte fährt sie zu dem ungewöhnlichen Wandschmuck empor, doch noch zögern die Finger, ihn zu berühren.
Immer verträumter wird der Blick, immer verklärter das Lächeln. Sanft streicht der rechte Mittelfinger über das Halsband, doch nur ganz kurz, als wäre er darüber erstaunt, tatsächlich etwas zu spüren. Die andere Hand gesellt sich zu der ersten; gemeinsam bilden die Daumen und Zeigefinger eine ähnlich ellyptische Form wie die des Wandschmuckes. Und der Mann schluckt, als die Größen übereinstimmen. Bei Rastullah und den Zwölfen, es würde passen!
Als er die Hände wieder herunternimmt, streichen die Finger wie zufällig über das Leder, doch langsam, um den Moment nicht gleich wieder zu verlieren.
Wo mag es herstammen? Ist es al'anfanisch, echsisch gar? Auf jeden Fall übersteigt es im Wert sicherlich bei Weitem die Barschaft des Rockträgers. Und mit wem sollte er schon seine Freude daran haben? Noch etwas krummer als ohnehin wirkt er nun, wie er vor der Wand steht und sein Blick langsam wieder an der Leine hinabsinkt.

GH

Mit einem kurzen Nicken steht der massige Mann auf, und wendet sich an der Tischecke zur Wand hin, um gegen den Uhrzeigersinn den Tisch zu umrunden. Offenbar hinter Phecadio und dem Schwarzlockigen vorbei soll ihn sein Weg zur Türe führen.
Als er neben Phecadios Platz angekommen ist, registriert er scheinbar unvermittelt den Verhüllten, der in die Betrachtung des seltsamen Wandbehanges versunken ist. Mit offensichtlicher Überraschung hält er an und spricht zu dem Turbanträger: "Travia zum Gruße, werter Herr!"
Dann führt er eine grazile Verbeugung gegen den Wandbetrachter aus. "Ihr Segen über... Aiih, au, au, au, oooh!" Er zuckt zusammen unter einer offensichtlich neuen Attacke seines Rückens, schwankt gegen Phecadios Stuhl, wo er sich mit verkrampften Fingern festzuhalten sucht - und mit einer ungeschickten Bewegung den Umhang zu Boden reißt.
"Ooh, es geht schon wieder!" stöhnt der Behäbige, wenngleich ihm die Bewegung tatsächlich nicht gut getan hat. "Nein, Euer kostbarer Mantel, wie ungeschickt... wartet, ich heb' ihn auf..." Schnell beugt er sich nieder und fasst mit der Linken den Umhang, während sein Rücken unter der Dehnung mit stechenden Attacken um Hilfe ruft.

OB

Noch bevor Phecadio seinen Gedanken weiterverfolgen kann, erbebt die Erde unter Ingerimms Hammerschlag. Nein, es ist nur sein Stuhl, der gehörig ins Wackeln gerät, als sich der Geweihte urplötzlich daran festhält. Nur unter Aufbietung allen Geschicks gelingt es Phecadio, sich auf dem Stuhl zu halten und gleichzeitig den Löffel auf halber Höhe so zu balancieren, dass sich die Maultasche nicht auf seinem Uniformrock wiederfindet. Nur leider braucht er die Linke, um das Gleichgewicht zu halten - und stößt mit ihr seinen Teebecher um. Scheinbar in aller Seelenruhe, aber mit einem Blick, der alles Leid der Welt enthält, legt er den Löffel auf den Teller, stellt den ausgelaufenen Becher wieder hin, stützt die Ellenbogen auf den Tisch und beginnt, mit den Spitzen von Zeige- und Mittelfinger die Schläfen zu massieren.

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Der Priester beugt sich bis fast unter den Tisch und greift den Umhang mit der Linken. Dann will er sich gerade aus seiner gebückten Haltung erheben, da spritzen einige heiße Tropfen in sein Gesicht. Angewidert schließt der Dicke die Augen. `Iiibääh - das kommt dabei heraus - Ferkelei! Vermutlich Tee', denkt er, während er sich prüfend die Lippen leckt.
In Gedanken richtet er sich immer noch geschlossenen Auges auf. "Auuuh", stöhnt er leise aber deutlich und intensiv. Mit einem Poltern hat sein Kopf die Tischkante gerammt.

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"Hm?" Aus seiner deprimierten Grübelei herausgerissen, wendet sich der Schwarze um, doch kommt er in seiner Überraschung nicht dazu, den Gruß des Geweihten zu erwidern. Zu schnell beweist der wieder sein gewolltes oder ungewolltes geschick, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und Dinge wie Leute in der Gegend herumzuwirbeln.
Nur Kopf und Augen des Rockträgers zucken hin und her, um herauszufinden, wie man in dieser Situation behilflich sein könnte.
Nachdem sich der Priester den Schädel eingerammt hat beugt sich der eben noch Angesprochene zu ihm hinab - allerdings nicht so weit, dass er sich irgendwo stoßen könnte. "Alles in Ordnung, Euer Gnaden? Vielleicht solltet Ihr... hm..." Die Erfahrung lehrt, dass sich die Geweihtenschaft ungerne belehren lässt, gerade die, die es besonders nötig hätte, also verzichtet der Hochgewachsene auf eine Vollendung des Satzes und greift nur ganz sachte unter des Geweigten Schulter, ihm aufzuhelfen, sobald er soweit ist.

GH

"Alles in Ordnung, jaja, alles in Ordnung, ich büße nur gerade meine Sünden - die Unordnung, die ich anrichte, die nicht in Ihrem Sinne ist, die Betrügereien, die Sie gar nicht mag, neinnein, ich Hornvieh von einem Geweih-ten, welches selbiges mir mit Recht wachsen mag, wenn ich so weitermache!" schimpft der Bruder mehr auf sich selbst, als dass er die Besorgnis des Helfers hinter ihm danken kann.
Diese wird ihm erst klar, als er einen wohlmeinend sanften und unterstützenden Griff unter seiner Schulter spürt: `Dass Sie mir bei all diesen Peinlichkeiten noch helfen mag... Noch ein Wohltäter - ich bin wirklich umgeben von Wohltätern...'
"Oh, danke!" bekennt er errötend, während er sich unter der helfenden Hand aufrichtet, "Wenngleich ich Eure Hilfe nicht verdiene, mein unsichtbarer Freund..."

OB

Als des Geweihten Hinterkopf die Tischplatte erneut zum Erzittern bringt, zuckt Phecadio noch einmal kurz zusammen und schließt sodann in stiller Verzweiflung kurz die Augen. "Habt Ihr Euch wehgetan, Euer Gnaden?", fragt er müde. Dass der Schwarzgekleidete näher herangetreten ist, scheint er ebensowenig zur Kenntnis zu nehmen wie das weitere Gespräch an seinem Tisch.

OHH

"Unsichtbar?" Sollte der arme Kerl nicht nur mit Fettleibigkeit und Ungeschick, sondern auch mit Blindheit beladen sein?
"Vorsicht, greift nicht in den Tee, dass Eure Stoffe nicht leiden!" Selbige werden auch sogleich mit einem Blick inspiziert, wo man doch schon Gelegenheit hat, sie zugleich fühlend zu prüfen. Die Farbe freilich ist schon recht grausam! Ob das gar kein Traviapriester ist, sondern er dieses Gewand nur ob seiner optischen Behinderung auswählte?
Gerade noch rechtzeitig kommt dem Lederbekleideten durch diese Gedanken hindurch die Erleuchtung, dass man sich besser in eine standfeste Position bringen sollte, bevor dieser bizarre Gaukler sein volles Gewicht auf die gereichte Stützhand wirft. Breitbeinig macht er sich dafür bereit. Zum Glück ist es ein weiter Rock mit viel Bewegungsfreiheit!

GH

Ja, da wäre er fast mit Hand und Ärmel in eine Teelache getaucht, während er sich bemüht, sich am Tisch abzustützen. Flecken der Schande hätte er davon getragen. `Und recht wär`s mir geschehen!' brütet der Bruder vor sich hin. `Trotzdem: Braun auf orange - wie eklig! Da fühlt man sich in seine Kinderzeit zurückversetzt - Sachen verstecken, sich Beulen holen, sich bekleckern und jetzt ist da niemand mehr... Ja, Mutter ist schuld, hätte sie mehr darauf geachtet... Ach, Mütterlein, warum bist du gegangen... und wer schützt mich jetzt', denkt er, während er sich mit brummendem Schädel und reißendem Rücken aus der gebückten Stellung erhebt, gestützt von einer liebevollen Hand.
`Als wenn es ihre wäre!' Mit kindlichem Lächeln dreht er sich um, löst sich aus dem hilfreichen Griff, fast bereit ein verschüttetes Bild seiner Jugend zu sehen, mit roten Wangen, den einst lebenslustigen und jetzt besorgten Augen, die Mutter in der Schankstube - damals...
Und während er noch schwankend zum Stehen kommt, erstarren seine Augen... ganz kurz nur: `Der Magier, der Tulamide! Wer schützt mich jetzt? Nein, ach nein, nein, der ist ja weg - dennoch ein Zeichen? Vielleicht von Ihr, mir die Angst zu nehmen vor der kommenden Aufgabe... in Neetha, bei den Tulamiden - vielleicht ein Hinweis, dass sie noch höflich und nicht ganz verroht sind... Ihn könnte ich fragen, um mir ein Bild zu machen... das, was ich soll, ist wie ein Legespiel - ich krieg`s noch nicht zusammen...'
Und so beschließt er, mit einer ganz einfachen Frage anzufangen, während er den Ledergewandeten mit immer noch erstaunten Augen von oben bis unten mustert - und setzt stockend an: "Äh, ja... tiefsten Dank im Namen der Gütigen... Ihre hilfreiche Hand soll`s vergelten. Und ich, wenn ich`s tun kann, wenn Ihr einen Wusch habt und Ihr etwas braucht... Denn weitgereist scheint Ihr mir, mein werter Herr und Helfer... Nun... Ihr seid wohl nicht von hier?"

OHH

Der feine Glanz des Gewandes verspricht mehr, als der Leinenstoff zu bieten hat, wie der Turbanträger fühlend feststellt. Und als sich die Falten wieder falten, nachdem sie durch des Geweihten Verrenkungsspiele so gestrafft oder auch einfach nur versteckt worden sind, erlischt das letzte Interesse daran. Falten streichen sich so ungefällig; das sieht richtig unkuschelig aus!
Das vogelförmige Schmuckstück sichert dann aber doch ab: Dies ist ein Diener der Travia. Es steht nirgends geschrieben, dass die sich nicht durchs Leben tölpeln dürften. Vielleicht ist dies gar seine Masche, um seine Mitmenschen auf deren Gutmütigkeit zu prüfen.
"Schon gut", erwidert der Helfer. Für Selbstverständlichkeiten erwartet er keinen Dank. So viele wichtige Dinge könnte man sich im Laufe des Lebens sagen, aber dann wird die Zeit doch nur mit Floskeln vertan - jedenfalls kommt ihm das manchmal so vor.
"Ja, nein, in der Tat! Ich stamme ursprünglich aus... Brabak." Mehr als diese Halbwahrheit kommt ihm nicht über die freundlich geschwungenen Lippen, da er bei all den vielen bewusst gar nicht wahrgenommenen Eindrücken - ein Gesprächspartner, dessen Aufmachung, sinnlos verschütteter Tee, Stimmgewirr, eine kokettierende Köchin am Tisch und manches mehr - zunächst gar nicht auf die Idee kommt, der andere könne seinen Namen hören wollen.

GH

`Der ist aber bescheiden - wischt den Dank mit beiläufiger Geste weg, als hätte er eben nicht einem armen Sünder geholfen. Dabei hat er mich mit einem lieben Bild aus einer Jugend beschenkt', sinnt der Bruder lächelnd, nachdem er endgültig einen ruhigen Stand gefunden hat.
"Ja, Herr, es ist gut, was Ihr mir eben getan habt", antwortet er in warmer Stimmung, die den brummenden Kopf für einen Moment vergessen lässt. "Es sind so kleine Dinge, wie Ihr sie gerade getan habt, die das Leben reich machen! Mich machen sie froh und sehend in den Widerwärtigkeiten, die einem jeden Tag begegnen. Sehend, dass Sie, die Unfassbare sich niederbeugt, sich klein macht, um uns die Hand zu reichen - für dieses Zeichen meinen lieben Dank an Euch - und bitte - verwehrt Euch ihm nicht!" Gerührt über diesen Gedanken streckt er dem Ledergewandeten die Hand hin.
"Bruder Rudeblad aus Ferdok bin ich, vom Convent aus Sewamund. Und wie ist euer Name, lieber Herr... aus Brabak? Wenn ich mich recht entsinne, liegt das im Süden?"

OHH

Es wäre ja beinahe ergreifend, wie dieser Mann eine freundliche Geste zu schätzen weiß, wenn er nicht gar so außerordentlich viel Gewes darum veranstalten würde. Ruhig lächelnd hört ihm der angesprochene zu, bis er zu Wort gebeten wird.
"Sicher, es gibt wohl recht wenige Orte, die es noch südlicher schaffen", erwidert er schmunzelnd und reicht seine Hand der dargebotenen. Dann deutet er eine Verbeugung an, was den herabhängenden Schleierteil des Turbantuches in wallende Bewegung führt. "Magnibilität Yashkir al-Yeshinna el Yiyimris, Euer Gnaden." Fröhlich grinst er ein wenig breiter.

GH

Was er hört, lässt nun auch den Geweihten amüsiert und freudig lächeln: So viele Köstlichkeiten... ein merkwürdiger Titel: `Spektafizienz', ein hoher Rang, der dem Bruder ebenfalls eine Verbeugung abverlangt. Wahrscheinlich verbirgt sich gar der Rang eines Akademieleiters dahinter - ja wahrscheinlich nennen sich in der vornehm gleißenden Sprache des Südens diese Persönlichkeiten so. Gab es in diesem Brabak - irgendwie erinnert sich der Dicke dunkel an die Lage dieser Stadt auf der Eslamsroder Weltkarte, vor der er immer wieder in seiner Novizenzeit dort gestanden hat - so eine magische Halle...?
Er kommt nicht so weit, diesen Gedanken weiterzufolgen, denn was folgt ist ein ebenso phantastischer Name... ein Name, der wie ein Niesen klingt, wie durch verstopfte Nase... Oder sollte der arme Kerl sich in diesen kalten Breiten den Schnupfen geholt haben? Heißt er vielleicht Askir oder Jasper oder meinte er gar Admiral Yeshinna - ein Seeoffizier?
Wieder kann er diesen Gdanken nicht zuende denken, denn da bieten sich neue Köstlichkeiten, angeboten in seinem Rücken durch eine holdselige weibliche Stimme - und um diesen süßen Klang nicht unbeachtet entfliehen zu lassen, wendet er sich kurz um und antwortet: "Oh, werte Hüterin Ihres Herdes, nichts wünschte ich mir sehnlicher als das Wildschwein in Pfefferminzsoße, das Ihr da draußen feilbietet - und den gröößten Krug Ferdoker, den Ihr habt!"
Er nickt der Wirtin noch einmal freundlich zu und wendet sich dann wieder an den Turbanträger und schüttelt herzlichst die angebotene Hand. "So sagt mir, lieber Herr Yessica, wie kommt es denn, dass Ihr bei Eurem Stand soweit von der heimischen Küste und Stätte Eures Wirkens weilt?"

OHH

Ein Schmunzeln umspielt Yashkirs Lippen. Jaja, die Phantasietitel schinden oftmals mehr Eindruck als die wirklichen.
Doch was redet der Dicke da? Nicht was er bestellt, verwundert den Hochgewachsenen, sondern woher er es haben möchte. `Draußen? Sollte ich einen Stand oder eine Feuerstelle übersehen haben?' Nicht die blasseste Ahnung hat er, dass es um den ihm entgangenen Namen dieses Gasthauses gehen könnte.
"Ähwas? Achso, tja, ich reise umher in Sachen... Forschung, könnte man sagen. Nebenher bin ich gezwungen, meine Künste zur Schau zu stellen, um mich zu finanzieren." Er schnieft fast ein wenig demonstrativ ob des Klimas, das er hier zu ertragen hat.

GH

Es ist ja gut, wenn einem soviel angeboten wird - ein liebenswürdiges Gespräch, ein kurioser Name und Beruf, besonders die Aussicht auf ein köstliches Mahl und heimatliches Getränk - aber allmählich verliert der Bruder die Übersicht. Ihre Freundlichkeit pflegen und gleichzeitig die angebotenen Gaben der Herrin nicht verachten - wie soll man sich da entscheiden? Vor allem, weil die mütterliche Inkorporation Ihrer heiligen Kochkunst einen raschen Entschluss verlangt. Solchen Verlockungen kann man einfach nicht widerstehen.
So wendet sich der Füllige auf dem Absatz und entgegnet der freundlichen Frau hinter ihm: "Gleich, Magnispizienz, wie Ihr sagt, bin noch unbekömmlich, aber sofort, einen Moment..."
Dann dreht er sich erneut zu dem Südländer, was sein Rücken mit einem Stich Missbilligung registriert, und lächelt ihn verwirrt an: "Ja, Frau Wirtin, auch ich forsche gern in Eurem Bereich... ach was, oh entschuldigt, ich stehe neben mir. Ihr forscht - und seid ein Künstler - wie vielseitig... und habe ich recht gehört, zur See gefahren seid Ihr auch? Bitte erzählt es mir gleich, doch wenn auch Ihr noch einen leiblichen Wunsch habt, sagt es mir erst, dann kann ich just für Euch noch mitbestellen - und Eure Guttat vergelten!"
Hin- und hergerissen ob der vielen Eindrücke blickt er sein Gegenüber erwartungsvoll an.

OHH

Noch am Überlegen, wieviel er dem Geistlichen eigentlich verraten darf, schweift Yashkirs Blick wieder einmal ungelenkt umher und landet bei Fingern in ausgeschüttetem Tee.
`Magnispezienz!?' Mit unbewusst gerümpfter Nase schaut er wieder auf seinen Gesprächspartner. `Noch etwas falscher und jemand wirft mir am Ende titelbetrügerische Hochstapelei vor!' In diesem Zusammenhang ist es ausnahmsweise eher ein schlechtes Zeichen, dass die Herren am Tisch alle aufmerksam zu werden scheinen, was unter normalen Umständen ja durchaus eher angenehm wäre.
Die folgende Rede des Mannes wird allerdings noch konfuser. Macht der Rock seinen Träger schon zur Wirtin? Woher will der andere wissen, wonach er forscht? Zur See? Woher bei allen Gehörnten weiß er das!?
"Ähm, äh, hm..." Zuerst ist Yashkir versucht, das überraschende Angebot abzulehnen, wie schon seine zur Abwehr erhobene Hand verrät, hat er doch seiner Ansicht nach noch nichts getan, was einer Belohnung bedürfte. Andererseits wäre es dumm, eine Einladung abzulehnen. Wer weiß, wie lange der Eintopf vorhält, wenn er nur erst aufgegessen ist! Und falls der Dicke noch viele Geschichten hören will, wird man etwas brauchen, um die Kehle feucht zu halten. "Nun, einen Tee vielleicht", murmelt er halblaut und noch unentschlossen.

GH

Mangelnde Entschlossenheit auf der einen Seite, zum Äußersten entschlossene Zielstrebigkeit auf der anderen - wie soll man da noch das Gebotene tun? Der immer deutlicher sich meldende Hunger gebietet eine sofortige Bestellung - aber die Höflichkeit gegenüber dem Akademieleiter im Dienste der Brabaker Seemacht ein freundliches Nachfragen.
`Ein Tee kann doch nie und nimmer alles sein, so mager wie er wirkt... Sie entweicht? Herrin! Ich muss! Sonst büß' ich das noch mit Magenverdruss... Am besten, wenn ich ihn gar nicht beacht', wenn`s nur den Zaubrer nicht irre macht', fällt die Entscheidung in dem Beleibten mit poetischer Eingebungskraft.
"Gnädigste, so wartet!" ruft er aus, die Linke von den Teeresten freischüttelnd, indem er der Fliehenden zwei Schritte nachsetzt. `Diese kümmerlichen Tropfen dürfen doch nicht alles sein', verzweifelt er fast, während er in der Bewegung kurz seine Hand mustert.
"Bitte nicht Euer Türschild in Pfefferminzsoße", spricht er atemlos der Köchin über die Schulter, als er weit genug heran ist, "ein bekömmliches Hausschwein mit derselben Soße, so ein kleines, feines, gekochtes, tät's auch - vielleicht mit Erbsen, so ganz kleinen zarten, jungen, knackigen Erbschen, nicht wahr, ihr wisst schon?" Ein genussvoll vorfreudiges Lächeln umspielt die Züge des Bruders, während er etwas geduckt mit den Fingern die Größe der Erbschen andeutet: "Etwa so groß, hmmm?"
Dann dreht er sich um und spricht so laut, dass es der Südländer verstehen kann: "Und dieser Herr möchte einen Tee - und noch einiges mehr, aber da fragt ihn bitte ruhig selber!"

OHH

"Türschild?" murmelt Yashkir zu sich selbst und wendet den Blick von der Schüssel auf seinem Tisch wieder ab. Gewöhnlich beachtet er nicht weiter, wie ein Gasthaus heißt. Bei Konkurrenzfällen mehrerer Anbieter pflegt er die Preise zu vergleichen und danach seinen Besuch zu entscheiden.
Doch halt! Was redet dieser Wirrkopf der Köchin ein!? "Moment einmal, werte Frau, Euer Gnaden! Einiges mehr? Ich habe noch nicht einmal meinen Eintopf zuendegegessen. Ich bitte Euch, belasst es einstweilen bei dem Tee!" Eine Entscheidung, die nicht aus Überzeugung für den Tee erwachsen ist, wäre doch ein Saft auch nicht zu verachten gewesen, zumal man dann nicht auf dessen Abkühlung warten müsste. Nein, vielmehr scheinen hier klare Worte vonnöten. Es wäre höchst unangenehm, so viel aufgefahren zu bekommen, dass einem schon beim Anblick schlecht wird - und anschließend auch die Speisen ebenso an Qualität verlieren, weil sie nicht vollständig gegessen werden können!

GH

"Natürlich, nichts lag mir ferner als Euch Gütigste in Verlegenheit zu bringen! Wisst Ihr, ich selber bin nur ein begeisterter Streiter mit Teller und Töpfen..." Für den Moment wird sein Blick fast schuldbewusst, nur um sich sogleich noch mehr aufzuhellen: "Natürlich tut`s auch etwas anderes, Rindenes, Geflügeliges, oder was Euch gerade zur Verfügung steht... Oder habt Ihr vielleicht Fisch..." Die Augen beginnen während der gedehnten Aussprache zu leuchten und ein Zungenschnalzen kann sich der Beleibte nicht verkneifen. "Schöönen Fisch? Fast möchte ich Euch folgen in Euer Reich - ach, wisst Ihr was? Überrascht mich einfach mit etwas Guutem, Königin des Kochlöffels, mit einem herrlichen Pfefferminzsößchen von Euch könnte ich, glaube ich, sogar ein Türschild verdrücken... und für Magnifiletät nur einen Tee, Ihr hört es ja."
Mit einem fragenden Seitenblick auf den Turbanträger fährt er fort: "Das andere vielleicht später?"

OHH

Kopfschüttelnd verliert Yashkir den Faden beim Zuhören. Seine Gedanken schweifen ab, da ihn das Gespräch von Köchin und Priester nur am Rande interessiert. Was soll er diesem neugierigen Kerl erzählen? Er wird ja doch alles durcheinanderbringen!
"Jaja, vielleicht", erwidert er eher abwiegelnd mit einem sehr beiläufigen Nicken.

GH

Was nun geschieht, macht eine Entscheidung nicht leichter, im Gegenteil wirft neue schwierige Fragen auf. Da lässt ihn die Dame des Hauses einfach stehen, ohne auf die Wünsche des Hungrigen weiter einzugehen. Und aus den tiefsten Tiefen hungriger Empfindungen steigt eine Melodie in dem Bruder auf, wie so oft, wenn der flüchtige Moment allzu schnell vergeht und nach Verewigung ruft. Hin- und hergerissen lauscht er in sich hinein - und die Worte, die sich wie von selbst formen, lassen ihn einen Augenblick verharren.
Nach einer kleinen Weile wendet er sich mit bedauerndem Blick wieder in Richtung des einsamen Mageren. `Ach, was soll ich machen! Ich kann ihn doch weder stehenlassen, noch ihm etwas voressen... Aber es zieht mich so hin... Wenn sie doch wiederkäme! Ich bestellt' bescheiden, was ich wollte und hoffte, daß sie nicht darüber grollte...
Einige Gedanken später seufzt der Priester innerlich auf und wendet sich nun wieder pflichtbewusst an den Hohen Herrn aus Brabak: "Nun, Eure... Mag-ni-bilität, verzeiht die Wirrnis, wollt Ihr uns nicht die Zeit des Wartens durch Geschichten aus Eurer schönen Heimat und Euren sicher aufregenden Reisen verkürzen?" `Oder mir mit Tinte, Feder und Papier aushelfen?'

OHH

So sehr und lange ist der Geweihte in seine romantischen Gedanken vertieft, dass Yashkir den Eindruck bekommt, der habe sich gerade in die Köchin verliebt. Zugleich erhält der Rockträger Gelegenheit, die immer zahlreicher werdenden Praiosdiener zu bemerken. `Was geht hier vor...?'
Doch zu langsam sind seine Gedanken, um dem weiter nachzugehen, denn schon wird er wieder angesprochen. "Hm, ähm, wer ist `uns'? Ich meine, dieser Tisch erscheint mir als hinreichend gefüllt..."

GH

`Hinreichend gefüllt' - wie von fern erreicht den Bruder ein neues Stichwort in seiner Grübelei. `Gewiss, hinreichend gefüllt wäre der Teller mit dem Gemüse noch nicht...'
Während der Beleibte sich noch genußvoll die Lippen leckt, erinnert er sich erneut daran, wo er sich befindet. `Oh, nein', klären sich seine Gedanken, `Wie kann ich hier nur so selbstvergessen rumstehen und sämtlichen Respekt vergessen: `Hinreichend gefüllt... natürlich, wir haben ein Platzproblem!'
"Gewiss, Magnibilität!" sprudelt es nun umso eilfertiger aus dem Priester heraus, "ähm, setzen wir uns doch an Euren Tisch, zumindest für die Mahlzeit, denn ich habe auch noch etwas mit Exzellenz hier am Tisch zu besprechen..." Mit dem Kopf weist er dabei in Richtung Phecadio - und dabei fällt ihm schließlich doch der heruntergerissene Mantel neben dem Tisch auf. "Wartet nur einen Moment, dann will ich mich kurz hier abmelden!" `Und dem Wohltäter unauffällig den Umhang zurückspielen', ergänzt er für sich, während er Yashkir freundlich anlächelt.

OHH

Und wieder entschwindet dieser Rudingsda - auch Yashkir hat ein schlechtes Namensgedächtnis, besonders, wenn ihn Personen nicht wirklich interessieren, was eigentlich erst einmal für die meisten Männer gilt - in vergeistigten Gefilden. Ja, die Köchin hat wirklich etwas mitreißend Burschikoses! Nicht uninteressant.
Da läd sich der Travianer an den anderen Tisch ein. Das musste ja so kommen! Ob sich da noch Damen an den Tisch verirren? Na, wird schon nicht zu schlimm werden.
"Hrm, ja, sicher, Euer Gnaden, macht nur..." Damit wendet er sich ab und setzt sich wieder auf seinen Eckplatz, wobei er den Rock zuvor auseinanderzieht, um nicht wiederum auf einer Falte zu ruhen.
Den Blick unwillkürlich wieder auf den noch immer nicht gänzlich verzehrten Eintopf gerichtet, hallen die Worte des Geweihten in Yashkirs Kopfe nach. Ist Exzellenz nicht die Anrede für einen Botschafter oder ähnliches? Sogleich schielt er wieder zu dem Nachbartisch hinüber. Nein, das kann nicht gut sein. Was sollte ein so hoher Herr in einem solchen Wirtshaus wollen? Entweder ist das dort drüben eine Bande von Hochstaplern oder der gute Mann in den Arangefarben ist so verwirrt wie er tut und hat schon wieder alles durcheinandergebracht.
So wendet der Turbanträger seinen Kopf wieder auf die Schüssel vor sich.
Ist ja auch egal; was kümmert ihn dieser Uniformierte am Nebentisch? Kurz wird der spärliche Rest des hühnertopfes umgerührt, um die langsam erstarrende Oberfläche mit dem Übrigen zu vermengen, dann fährt der Löffel beladen wieder zum Munde hinauf.
Nach einem Weilchen ist das Gefäß geleert - so möchte man auf den ersten Blick meinen, und mancher bekräftigte dies wohl auch noch nach dem zweiten. Dennoch wird es zu einer Seite halb gekippt und sorgfältig mit dem Löffel ausgekratzt.
Zu schade, dass Yashkir keine längere Zunge hat, wie er sie sich schon oft wünschte! Allerdings ist dies auch ein Land, in dem er es sich eingehender überlegen würde, ob wohl jemand am Auslecken der Schüssel Anstoß nehmen könnte. Wie auch immer, die Zunge ist, wie sie ist, und der Gründlichkeit sei erst einmal Genüge getan. Alles Schaben würde hier nicht mehr zum Erfolge führen, also schiebt Yashkir das Geschirr von sich und schaut wieder ziellos in den Schankraum, nach den Gedanken suchend, denen er noch eben nachhing. War da nicht irgend etwas dabei, das man noch weiter verfolgen sollte?
Noch bemerkt er überhaupt nicht, dass gleich mehrere Leute, seinen Tisch ansteuern oder anzusteuern planen. Vielmehr verwirrt das Herumgelaufe allerorten mehr seinen ohnehin ob des Schlafmangels labilen Geist. Da sich Yashkir aufrecht zu halten versucht, rutscht sein Kopf nicht vor und der Blick nach unten, sondern umgekehrt. Doch leider gibt auch das Deckengebälk keine neuen Erkenntnisse. Das beste wäre, sich nun schlafenzulegen, doch vor dem Einbruch der Nacht würde Yashkir ja doch kein Auge zubekommen.

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Redaktion und Lektorat: OHH