Wina und der Ziegenkäse
Autoren: Oliver H. Herde und andere

OHH
Niedlich, wie er ihr nachläuft. Wenn er etwas jünger wäre... Oder... Alles Unfug, sie kennt ihn ja gar nicht!
In sich hineinschmunzelnd und diesmal den Keks ganz in Ruhe kauend, biegt Wina auf die Straße zur Eberpforte ein.
"Wo kommt ihr nochmal her...?"
AN
"Unsere Familie stammt aus Kevl, einem kleinen Dorf im Raschtulswall. Wir haben eine besondere, einmalige Ziegensorte gezüchtet, die neben köstlichem Geschmack auch die Welt farbiger macht. Und die Wolle ist so fein, dass wir luftige, fast schwebende Stoffe weben können. Aber dazu kann dir meine Schwester mehr erzählen. Sie ist die Meisterin des Dorfes.
Lass uns reingehen, vielleicht lässt Shirin uns etwas alten Ziegenkäse probieren", spricht Seysshaban und reicht Wina galant den Arm zur Begleitung.
OHH
Die Welt farbiger? Wie mag das angehen? Fast wird Wina durch das vorhergehende Thema Käse davon abgelenkt. "Ich bin gespannt", bekundet sie, um dann jedoch neugierig zu bohren: "Auf welche Weise machen die Ziegen die Welt bunter?" Oder meint er womöglich mit farbig etwas anderes?
AN
"Och, das kann man schlecht beschreiben - das muss man versuchen. Lasst uns Shirin fragen, ob sie uns probieren lässt!"
OHH
Etwas irritiert wird der Fremde angeblickt. Hat er ihre Frage überhaupt verstanden? Möglicherweise meint er jedoch einfach nur, die Ziegen würden die Welt mit ihrem Käse einfärben. Da sie keine Erfahrungen mit Rauschgift hat, kann sie auch nicht auf eine solche Gedankenkette kommen. Statt dessen setzt sie ihren Weg nach kurzzeitigem Langsamerwerden wieder gewohnt schwungvoll fort und reißt ebenso die Türe auf. Mag die Schwester das aufklären!
Im zurückschauen sieht sie nun zwei Reiter heranpreschen. Was ist denn da los?
AN
Seysshaban hört galoppierende Pferde. Reiter! Ein Überfall! Wir müssen uns verstecken! Aber Wina muss sich zuerst retten. Frauen immer zuerst!
Seysshaban zieht seinen Dolch und wendet sich der Gefahr zu. "Wina! Rasch ins Haus, ich beschütze dich. Ich versuche sie aufzuhalten!"
RG
Rhandarja beugt sich weiter nach vorn, gibt dem Zelter einen leichten Hieb mit der Reitgerte und kann so für eine Weile den Vorsprung halten, bis... ja, bis Gemalion kurz vor dem Ziel an ihr vorbeizieht.
Lachend bringt sie ihr Pferd vor dem Gasthaus zum Halten. "Schon wieder! Aber irgendwann kriege ich dich!"
OHH
Wie bitte? Aufhalten? Zwei harmlos rasende Reisende? Gezückte Waffen sind nicht zu sehen; hier an der Reichsstraße muss man eher damit rechnen, von einem Rüpel in den Straßengraben abgedrängt zu werden. Dabei handelt es sich dann jedoch eher um Gedankenlosigkeit als um einen Angriff. Diese Abwägungen verhindern gerade noch das bereits in Wina aufsteigende Gelächter.
Ob er wohl nur einen Scherz macht? Jedenfalls stehen die beiden Pferde ja bereits umher, wenngleich verdient schnaufend.
"Mir sieht das nicht nach irgendeiner Bedrohung aus", spricht sie ruhig mit einem feinen Lächeln und legt ihm zur Unterstreichung sanft eine Hand auf den Unterarm mit dem ebenfalls fremdartigen Dolche.
NW
"Davon träumst du", grinst Gemalion. Die Aufregung, die sie verursacht haben, scheint er noch nicht registriert zu haben.
AN
Ob dieser unerwarteten Berührung schamhaft errötend, erkennt Seysshaban seinen Fehler und wirft den Ankömmlingen erst einen prüfenden Blick und als die nicht Bedrohliches an sich haben, einen bitterbösen Blick zu und wendet sich mit dem leisem Kommentar "Wüste Raudies, möge Peraine sie mit Hämorrhoiden zu vernünftigem Handeln bewegen" der Eingangstür zu, während er mit einer fließenden Bewegung seinen Dolch wegsteckt.
Er ergreift die Tür und hält sie für Wina auf.
OHH
Hämorbiden? Was mag das nun wieder sein? Vermutlich ein Beruhigungsmittel aus seiner Heimat, da er es mit Peraine in Verbindung bringt.
Ja bereits in der Türe stehend, weicht Wina dem Knurrhahn ein wenig aus, aber dann soll sie wohl doch vorangehen. Da es auch keinen Grund gibt, das Reiterpaar beim Absteigen zu beobachten - außer vielleicht, dass sie eben auch Fremde zu sein scheinen und wohl jeder Gast des Grünen Ebers so seine spannenden Geschichten vorzuweisen hat - tritt Wina nun endlich wieder in den Schankraum ein und lenkt ihre Schritte in Erwartung einer Käseprobe der Theke zu.
AN
Nachdem Seysshaban den Gastraum erneut betreten hat, geht er zu seiner Schwester. "Die beiden Zicklein sind versorgt; kann ich dir helfen?"
JN
Die Ankunft ihres kleinen Bruders reißt Shirin aus ihrem Genussmoment, und sie braucht einen Moment, um in die Realität zurückzukehren. Noch immer dabei, den Nuancen des alten Käses nachzuspüren, vermeidet sie es, den Mund aufzumachen. Aber zu früh herunterschlucken wäre Sünde! Also lässt sie ihre Augen sprechen, begleitet von einem leise hörbaren "Hm-m. Hmm, hmhm - hmmmmmh! Mmh Hmhm hm."
'Alles gut bei mir', vermittelt ihr Blick. 'Läuft. Nimm dir ein Stückchen und genieße den Moment. Aber vergiss nicht, deiner Begleiterin etwas anzubieten.' Wären sie nicht Geschwister, so könnte man denken, sie wären ein altes Ehepaar, das sich wortlos versteht -und immer die angefangenen Sätze des Anderen beendet.
OHH
Ohne Hast folgt Wina dem Fremden - sie will nicht allzu gierig auf seine Schwester wirken. Dem alten Magier nickt sie freundlich zu, dann stützt sie sich seitlich mit dem Ellenbogen auf die Theke und wartet erst einmal ab, was die Geschwister zu bereden haben.
Der Alte bemerkt eine ihm geltende Kopfbewegung des noch jüngeren Fräuleins, welche er urgroßväterlich freundlich erwidert, bevor er sich wieder auf die Zahnreinigung mit der Zunge konzentriert.
Mit hochgezogenen Brauen beobachtet Wina die immer zahlreicher werdenden Gäste am Tresen. Gewiss ist dies kein allzu besonderer Vorgang in einem Wirtshause. Sie selbst hat das schon einige Male beobachten können. Überraschend ist allenfalls die frühe Tageszeit, doch dafür wird die anstehende Feier Grund sein.
Dessen ungeachtet gibt es viele neue Gesichter zu betrachten, was allein schon eine Freude ist.
JR
"Danke für Euer Willkommen, Tesden Eberwirt", erwidert Udana, während sie sich leicht verbeugt, "mein Name ist Udana und ich bin" - sie stockt für einen Moment - "hauptsächlich wegen der Feier für Eure Köchin hier. Sind denn noch Schlafplätze frei?"
AN
Seysshaban sieht seine Schwester fragend an, was sie ihm mit dem verklärten, verzückten Blick sagen möchte. Naja, dann wird er sie bei der Aufgabe unterstützen, nimmt sich einen der geschnitzten Holzspieße zur einmaligen Benutzung, spießt ein Stück Käse auf und wendet sich lächelnd an Wina: "Wollt Ihr etwas probieren, das Ihr bestimmt noch nie gekostet habt und das noch herzhafter den Gaumen schmeichelt, als die Kekse aus dem Stall?" und hält ihr den Käsespieß hin.
OHH
Besonders jener exotisch wirkenden jungen Frau gilt Winas Hauptaugenmerk, doch der fremde Bruder erinnert sie an die nächstversprochene Nascherei. Uh, die scheint es in sich zu haben! Allerdings hat sich Wina beinahe vollständig die kindliche Neugier zu bewahren vermocht. Trotz der Annahme, der Käse komme geschmacklich nicht ans Gebäck heran, soll dies jedenfalls überprüft werden. "Danke", wird daher erwidert, bevor sie den kleinen Spieß entgegennimmt und sich das Käsestück zwischen die erwartungsvollen Lippen schiebt.
NW
"Oh, aber sicher. Soll es ein Einzelzimmer sein? Oder ein Bett im Schlafsaal?" Tesden legt leicht den Kopf schief. "Ihr kennt Sarina?"
JR
"Ein Bett im Schlafsaal genügt für mich vollkommen", spricht Udana ihre Entscheidung aus, um sich dann der zweiten Frage zuzuwenden, die zumindest nicht ganz so schnell und einfach zu beantworten ist.
"Ich kenne Eure Köchin nicht", fährt sie schließlich fort, "auch wenn ich sie wahrscheinlich schon einmal gesehen habe, als ich noch ein kleines Kind war. Meine Mutter hat sie jedoch mehr als einmal erwähnt und als ich unterwegs die Kunde von Euer Feier vernommen habe, habe ich mich beeilt, um schon heute hier zu sein."
NW
"Ah, das erklärt es", nickt Tesden, während seine Hand bereits in der Schublade nach einem der Truhenschlüssel für den Schlafsaal tastet. "Den Schlafsaal findet Ihr die Treppe hoch und dem Gang folgend hinter dem Vorhang." Damit überreicht er Udana den Schlüssel.
Anscheinend hat der Gast noch etwas auf dem Herzen, und so wartet Tesden geduldig.
JR
"Habt vielen Dank", entgegnet Udana, während sie den Schlüssel entgegennimmt. Sie verstaut ihn in einer der zahlreichen Taschen ihres Umhangs und hebt den Blick dann wieder zu dem Wirt.
Sie zögert kurz, gibt sich dann aber einen Ruck und fragt mit fast schon zaghafter Stimme: "Ist meine Mutter in der letzten Zeit hier im Gasthaus vorbeigekommen?"
JN
Der erste Biss: salzig, süß, nussig, wild – ein Spiel aus Gegensätzen, das sich im Mund entfaltet. Kein flüchtiger Genuss, sondern einer, der bleibt, sich einprägt wie eine Berührung. So schmeckt Reife – nach Tiefe, nach Wärme, nach Gewissheit. Denn der junge Käse – so hell, so glatt – erzählt noch nichts. Er verspricht, was er nicht halten kann. Der alte aber flüstert von Zeit, von Druck, von Geduld. Er ist kein Spiel, er ist ein Erlebnis – wie ein Körper, der gelernt hat, wie man genossen wird.
Obgleich noch immer ein leicht verklärtes Lächeln um ihre Züge spielt, kehrt der Blick der Tulamidin wieder ins Hier und Jetzt zurück. Schließlich ist sie nicht zu ihrem Vergnügen hier.
Neugierig betrachtet Shirin die junge Frau, mit der ihr Bruder die Zicklein hinaus gebracht hat, während sich deren Lippen um den Bissen schließen. Und der Wirt? Ah, er ist bereits wieder an der Arbeit.
Doch der alte Magus scheint ein wahrer Genießer zu sein. Kein Wunder, die tausend Furchen und Runzeln in seinem Gesicht sprechen von einem langen und intensiven Leben.
OHH
Fast lässt sich gar nicht recht sagen, wonach der Käse schmeckt - nach Käse zunächst einmal, gewiss, aber solch intensiven hat Wina bislang noch nicht gekostet. Ungewohnt, ein wenig gewöhnungsbedürftig, aber gar nicht übel! Mit jedem Kauen und Lutschen begeistert der verwunderliche Geschmack mehr und lenkt vom nicht eben angenehmen Geruch ab.
Jedoch wäre die Tulamidin vielleicht etwas enttäuscht, wenn sie darum ahnte, wie sehr die anderen Geschehnisse am Tresen Winas Aufmerksamkeit mit beanspruchen. So vieles gibt es zu beobachten, so viele Gesichter kennenzulernen! Dass die fremde Schwester selbst so aufmerksame Blicke auch auf Wina verteilt, wirft zudem für einen Moment Fragen auf, hingegen ja auch auf andere - das mag eben so ihre Art sein.
Schon ist das Käsestück die Kehle hinuntergeschmolzen! "Kann ich noch eins haben?" platzt Wina hervor.
NW
JN
AN
OHH
Wird fortgesetzt...
Ausschnittliste / Charakterbeschreibungen / Lageplan
Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2025