Wina und die Nachricht

Autoren: Lisa Tyroller, Oliver H. Herde und andere

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Gespannt folgt Ysebia ihrer Jüngsten und damit auch der Aufforderung Hilgons. "Es ist schwer vorstellbar, keinen festen Ort zu haben, wo einer bleiben kann, zumindest für mich", antwortet sie arglos und keineswegs in der Absicht, den schmerzenden Dorn tiefer zu treiben. "Warum..."
Doch die Frage verhallt unausgesprochen, jetzt heißt es erst einmal, Eindrücke zu sammeln. In dieser Hinsicht sind sie und Wina sich sehr ähnlich: Neugier auf Unbekanntes, Menschen, Orte können sich mit großer Macht in den Vordergrund drängen. Und so sieht sie sich erst einmal interessiert um.

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Der erwartungsfrohe Ausdruck in Winas kleinem Gesichtchen erlischt langsam und weicht einem Flunsch. Die Mama hat wohl doch recht gehabt, denn die Leute an den Tischen hat das Mädchen noch nie gesehen - nur Wirt, Magd und Köchin. Aber nirgends ein Mehschiff und nicht einmal der alte Mann, der seine Geschichte noch nicht zuendeerzählt hat. Da lässt selbst Fredo die Ohren Hängen.
Doch auf einmal schaut Wina wieder wacher, und die Schultern heben sich auch wieder. Ob der Mehschiff wohl im Stall auf sie wartet?
Was stinkt hier nur so furchtbar?

LT

"Wollen wir uns setzen?" fragt Ysebia, nicht recht deutlich machend, ob die Frage Hilgon oder ihrer Tochter gilt - denn sie denkt sich, dass Hilgon wohl bei der jungen Frau, die vor ihnen eingetreten ist, sitzen will; diese aber begibt sich zu dem Tisch mit den vornehmen Leuten, wo danach für drei Leute kein Platz mehr sein wird - ganz abgesehen davon, dass die Schneiderin nie und nimmer auf den Gedanken käme, sich zu so edler Herrschaft zu setzen. Insofern möchte sie ihn keineswegs in die Pflicht nehmen, ihnen statt der jungen Frau Gesellschaft zu leisten, wenngleich Ysebia natürlich neugierig wäre, mehr über ihn zu erfahren. Jedenfalls muss er das selbst entscheiden.
Und ihre Kleine? Sie sieht sie fragend an. "Oh..." Rasch geht sie in die Hocke. "Was ist denn, mein Herzchen?"

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Da aber der Quell des verbrannten Geruches unauffällig auf dem kamintische liegt und sein Glosen längst an sich selbst erstickt ist, kann Wina ihn nicht entdecken.
Mögen auch die offenen Fensterläden bereits die Irritation verwehen, so wird das Mädchen durch die Mutter viel effektiver abgelenkt. Das Häschen am Munde, schaut Wina zu ihr auf und folgt mit dem Blick ihrer sinkenden Bewegung. "Der Mehschiff ist gar nicht da", nuschelt sie tief enttäuscht.

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Nachdem die Damen - die kleine wie die große - an ihm vorbei gegangen sind, betritt auch Hilgon den Eber und schließt die Tür hinter sich. Die aufkommende Enttäuschung seiner kleinen Bekannten entgeht ihm angeichts der vielen Eindrücke, welche es aufzunehmen gilt.
Die Efferdgeweihte ist im Gespräch vertieft, nun so wird sie es ihm nicht übelnehmen wenn er sich nicht sogleich zu ihr gesellt. Auch erinnert ihn ein leises Grummeln daran, dass er bereits seit einiger Zeit nicht mehr gegessen hat. Geschmeidigen Schrittes nähert sich der Grüngekleidete kurzentschlossen der Theke.

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Die Fort-Bewegung des freundlichen Mannes mit dem Stern lenkt Winas Aufmerksamkeit für einen Moment von Mehschiff und der Mutter ab, doch dann blickt die Kleine wieder großäugig zu Ysebia.
Noch einmal schaut das kleine Mädchen im Schankraum unher. Dass an dem Ecktisch, wo sie vorgestern Meshif und Khajit kennenlernte auch jetzt ein Magier sitzt, ahnt sie nicht. Er hat nämlich keinen der vermeintlichen Zauberhüte auf dem Kopf.
Aber am Kamintisch ist etwas Interessantes: Eine große Kiste.
Wina dreht sich wieder zur Mutti um und schaut sie fragend an.

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So sehr konzentriert Ysebia sich auf ihre betrübte Kleine, dass ihr das freundliche Lächeln eines anderen weiblichen Gastes ganz entgeht. "Mäuslein, das tut mir Leid. Aber so ist es nun einmal mit Gasthäusern für Reisende..."
Winas flüchtiger Blick zu Hilgon lässt Ysebia an Siarans Nachricht für die Köchin denken. Aber vorher gilt es, das Töchterchen zu trösten - allein, Wina scheint bereits etwas gefunden haben, was ihre Aufmerksamkeit beansprucht. Ysebia kann nur darüber staunen, wie rasch ihre Jüngste traurige Gedanken zu vergessen fähig ist.
"Was guckst du mich an wie der Igel sein Spiegelbild?" fragt sie das Mädchen darum zärtlich-schmunzelnd in Anlehnung an eine Geschichte, die sie Wina hin und wieder erzählt, selbst einen fragenden Ausdruck annehmend.

OHH

Möglicherweise sind es die verschiedenen Eindrücke, welche Wina gerade so sehr verwirren, dass sie erst einmal nachdenken muss, wie das Märchen mit dem Igel denn eigentlich genau ging. Ob dieser Ratlosigkeit übersieht die Kleine nicht nur die eigentlich gestellte Frage, sondern für ein Momentchen überhaupt so ziemlich alles, was sie in den letzten Minuten hin- und herbewegt hat.
Insgesamt fühlt sie sich gerade nicht besonders wohl, was durch einen Anflug von Müdigkeit in ihrem Gesichtchen nur allzu deutlich wird. Sie ist noch zu jung, um klar zu erkennen, dass es vor allem an ihrer Enttäuschung über die Unzuverlässigkeit von Erwachsenen liegt.
Mit den Lippen an Fredos langen Ohren knabbernd, schaut sie suchend herum und murmelt unschlüssig: "Was machen wir jetzt?"

SR

Zielstrebig eilt Siona der Theke entgegen. Schon recht voll ist es inzwischen geworden, stellt sie fest. In Gedanken geht sie nochmals die Bestellungen durch, damit sie auch nichts vergisst, so dass sie beinahe die kleine Person mit dem Stoffhasen übersieht. Überrascht hält sie inne.
"Wina...?" entfährt es ihr. Ihr Blick bleibt jedoch an Ysebia hängen und mit einer Miene, die gerade von Überraschung zu Beruhigung wechselt, lächelt sie diese an. Heute scheint das Mädchen nicht alleine unterwegs zu sein.

OHH

Auf die Nennung ihres Namens hin folgt die Reaktion reflexartig: Wina schaut empor und erkennt die nette Frau von vorgestern. "Ja?" fragt sie, denn irgendwie klang das eben nicht wie ein Gruß, sondern mehr wie die Einleitung zu irgendwas. Ob die ihr jetzt den Apfelmost bringen will? Oder hatte sie den schon bekommen?
Unschlüssig lutscht das Mädchen an der Kuppe des Zeigefingers und rollt ein wenig die Augen.

VW

Quer durch die Gaststube bewegt sich eine recht seltsame Prozession. Voran schreitet Linayan, an beiden Händen eine hölzerne Kiste, mit ernster Miene und wohlgesetzten Schritten, so dass es den Anschein hat, als folge sie einem nur ihr bekannten, wohl von langjähriger Übung und horasischer Etikette geprägten Ballett. Hinter ihr der Kutscher, die Miene ähnlich ernsthaft, doch mit einem Lächeln in den Augen. Auf den ausgestreckten Armen trägt er ein Tablett, und ab und an schießt er hoheitsvoll belustigte Blicke in die Runde.
Das kleine Mädchen wird elegant umschritten und scheint den Bediensteten kaum der Aufmerksamkeit wert, ähnlich einem im Wege stehenden Stuhl.

OHH

Mag Wina auch von den vorüberschreitenden beiden Herrschaften nicht weiter beachtet werden - und ihre Mutter und die Magd wohl noch weniger - so wird ihre Aufmerksamkeit doch auf sie gelenkt. Die sind irgendwie ulkig!
Der Frau und dem Manne noch nachschauend, fragt sie: "Sind die wichtig?" Zugleich kratzt sie sich am Po.
Für einige Momente lang versucht Wina noch, aus der Tischdeckzeremonie schlau zu werden. Das sieht ja doch irgendwie anders aus, als wenn sich die Familie zuhause zum Essen zusammenfindet. Nachdenklich wiegt sie den Kopf hin und her. Kästchen, Messer und Tücher - schon seltsam! Wo sind denn die Teller und Schüsseln?
Da fällt ihr auch wieder ein, wonach sie sich eben erkundigt hat. Das Gesicht wendet sich wieder der Mutti und der anderen Frau zu. Nun hat sie also zwei, die sie fragend anschauen kann.

LT

Ja, was machen wir jetzt? Ysebia weiß gar nicht recht, was sie da antworten soll - die Köchin muss noch Siarans Bitte erhalten, dann hat Wina sicher Hunger und Durst und dann muss man noch zusehen, wo man denn sitzen wird - und bevor sie zu einem Schluss kommt, taucht die Schankmagd auf, die Wina offensichtlich wiedererkennt. Auch wenn Ysebia ja weiß, wie kurz der Aufenthalt ihres Töchterchens hier erst her ist, verblüfft es sie doch, dass die Magd sich bei so vielen Gesichtern, die sie sicher täglich sieht, an ein bestimmtes erinnern kann - wobei Kinder hier gewiss seltener herkommen als Erwachsene, und besonders selten ganz allein.
"Die Götter zum Gruße", antwortet sie der freundlich lächelnden Frau. "Ich sehe, du erinnerst dich an meine Kleine? Sie muss hier wohl Eindruck hinterlassen haben - wie auch mir dieser Tag stark im Gedächtnis geblieben ist. Ich hoffe, du denkst nicht schlecht von..."
Da gewahrt sie, dass Wina eben eine Frage gestellt hat, und unterbricht sich. "Wer? Entschuldige, Wina. Wen meinst du, Liebes?"

SR

"Die Götter zum Gruße. Und ob ich mich erinnere", antwortet Siona der freundlichen Frau in einem Tonfall, der keinen Zweifel daran lässt, dass die Kleine hier jederzeit willkommen ist. "Sie ist wohl ein bisschen sehr unternehmungslustig..." fährt sie fort und zwinkert dabei Wina lächelnd zu.
Aber dann wird auch sie genauso wie das Mädchen von dem Tun der Zofe und des Kutscher ablenkt. Ein Kopfschütteln, das kaum als ein solches zu erkennen ist, ist ihr ganzer Kommentar.
"Sucht euch doch einen Platz", läd sie Ysebia ein, bevor sie weitergeht. "Ich komme dann vorbei."

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Wina fühlt sich sehr geschmeichelt von Sionas Worten - das mit der Unternehmungslust ist sicher sehr nett gemeint. Entsprechend lächelt sie schüchtern und klimpert mit den Äuglein.
Dann klärt sie mit lang ausgestrecktem Finger und Arm die Mutter darüber auf, von wem die Rede ist. "Da, guck mal, was die machen! Sind das Ad... Adelner?" Ein wenig verknautscht sie das Gesicht, weil ihr der Begriff selbst komisch vorkommt.

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"Unternehmungslustig, ganz gewiss..." Ysebia lächelt.
Als die Magd sich abwendet, nickt sie ihr auf ihre Einladung hin bestätigend zu und richtet ihre kurzfristig nochmals abgelenkte Aufmerksamkeit wieder auf Wina.
"Adelige? Allerdings. Aber, Mäuschen..." Es widerstrebt der jungen Schneiderin, ihre Tochter zu maßregeln, und so sanft wie möglich nimmt sie die kleine Hand an Winas ausgestrecktem Arm in die ihre, um sie aus ihrer zeigenden Position fortzubewegen. "...zeig lieber nicht so deutlich auf sie und red etwas leiser. Viele Leute mögen es nicht, wenn man sie anstarrt wie Tiere im Wanderjahrmarkt."
Sie senkt ihre ohnehin schon leise Stimme auf ein Flüstern, so dass es außer Wina nun wirklich niemand hören kann: "Auch wenn ich wie du sehr ulkig finde, was sie machen." Mit einem verschmitzten Lächeln drückt sie ihrem Töchterchen einen Kuss auf die weiche Wange.
Dann richtet sie sich, Winas Hand noch immer haltend, auf und sieht sich um. "Magst du dich hinsetzen? Oder erst der Köchin Siarans Nachricht ausrichten?"

OHH

Adlige, genau, das ist das Wort, welches Wina gemeint hat.
Während der weiteren Erklärung schaut sie noch immer neugierig zu dem großen Tisch hinüber, nun jedoch aus den Augenwinkeln heraus. Und am Ende lächelt sie wieder fröhlich.
Aber die Nachricht! Die hat Wina tatsächlich ganz vergessen. Schnell versucht sie, loszueilen und die Mutter an der Hand hinter sich herzuziehen, um die Frau von eben einzuholen, welche sie in ihrem Eifer für die Köchin hält. "Du, Frau Köchin!" ruft sie und fuchtelt mit Fredo herum, dass seine Ohren fliegen.

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Nun ist Ysebia verwirrt. Sie hat die freundliche Frau von eben für die Schankmagd gehalten und nicht für die Köchin - sonst hätte sie ihr die Nachricht ja schon ausrichten können. Aber vielleicht bedient die Köchin hier auch? Und Wina war ja schon einmal hier. Andererseits achtet sie nicht unbedingt auf solche Kleinigkeiten.
"Wina", fragt sie, sich von ihrer Tochter ziehen lassend, "ist das gewiss die Köchin? Meinst du nicht eher, dass die in der Küche sein könnte? Ähm..."
Sie möchte die Schankmagd beim Namen nennen, da fällt ihr auf, dass sie sich einander noch nicht vorgestellt haben. Nun, erstmal mit zum Tresen, man wird schon sehen.

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Zu sehr beschäftigt mit anderen Dingen ist die Magd, um noch den Ruf Winas zu hören. Bei Umrunden der Theke schaut sie schnell in die Küche hinein.

OHH

Ganz im Gegensatz zur langsam in Fahrt kommenden Mutter, bleibt das Töchterchen einige Kinderschritte vor der Theke auf einmal stehen. Zwecks eines nachdenklichen Ausdrucks legt sie Fredo stellvertretend für die allesamt beschäftigten Finger an die Lippen.
"Wo ist denn die Küche?" fragt Wina zu Ysebia aufschauend, derweil das Häschen schon wieder in der Versenkung verschwindet. Da Erwachsene ja meist so viel mehr wissen, kann die Mami vielleicht auch diese Frage beantworten.
Ein fallender Stuhl lenkt Winas Aufmerksamkeit noch einmal zurück zu dem großen Tisch am anderen Ende des Raumes. Es scheint, die Leute streiten sich über irgend etwas. Ob vielleicht nicht genug Messer vorhanden sind? Dabei ist noch nicht mal etwas zu Essen da!
Irgendwie kamen Wina die Gäste vorgestern viel netter vor. Ihr Ausdruck ähnelt dem eines ratlosen Fröschleins, und Fredos Ohren hängen auch schon wieder recht traurig herunter.

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Noch während Ysebias Blick den Durchgang hinter dem Tresen fixiert und sie schlussfolgert, dass es vermutlich hier zur Küche geht, wird auch sie von dem Geräusch, das der Stuhl beim Umkippen verursacht, und dem lauter werdenden Gezänk abgelenkt. Sie legt ihre freie Hand instinktiv auf Winas Schulter und zieht sie ein bisschen näher an sich.
Warum nur wird denn da auf einmal gestritten? Die Schneiderin dachte immer, dass Adlige so vornehme, stille Leute seien. Aber die Geweihte, die ihr vorhin diesen kritischen Blick zuwarf, ist ja die, die den meisten Lärm verursacht. Nun, es soll nicht ihre Sorge sein.
Sie wendet den Kopf wieder zu Wina. "Ich denke, die Küche ist dort hindurch. Aber ich glaube nicht, dass man einfach hinein kann. Wir können die Magd fragen, ob sie die Bitte weitergeben mag. Aber erst fragen wir sie mal, vielleicht ist sie ja doch die Köchin."
Sanft schiebt sie ihr Töchterchen bis zum Tresen. Sie lächelt die Schankmagd an, die gerade Wein in einen Krug füllt.
"So, Wina, dann überbring mal Siarans Nachricht."

OHH

Leise klappern die Schuhchen bis fast direkt vor die Theke - zu dicht kann Wina ob ihrer Größe nicht heran, weil sie sonst die nette Frau nicht mehr sehen würde.
Die Nachricht... ja, wie war die eigentlich? Für einen Moment knautscht Wina an ihrem Kuschelhäschen herum, die großen Augen auf die Frau gerichtet. Schnell noch ein wenig an der Unterlippe genagt, dann geht es auch schon los: "Bist du die Köchin? Die Siaran und der Boran... wollen dich was fragen." Irgendsowas, genau. Sie nickt eifrig zur Bekräftigung und lächelt dabei stolz über die eigene Nützlichkeit.

SR

"Nein, ich bin nicht die Köchin", antwortet sie lächelnd dem Mädchen. "Wer sind denn Siaran und Boran?" spricht sie weiter und sieht abwechselnd Wina und Ysebia fragend an.

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Wina ist viel zu eifrig bei der Sache, um auch nur für ein winziges Momentchen Enttäuschung über diesen ersten Mitteilungsauftragsmisserfolg erkennen zu lassen.
"Das ist die Frau und das Bärchen." Unwillkürlich weist das Mädchen auf die Türe - also dorthin, wo sie die beiden zuletzt gesehen hat. "Sie hat gesagt, dass sie hinter dem Haus wartet. Darf ich in die Küche, das der Köchin zu... nachrichten?"
Nun wird erst einmal nach Luft geschnappt.

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'Die Frau und das Bärchen? Was sie damit wohl meint? Ein Spiel?' geht es der Magd durch den Sinn. 'Wie auch immer, Sarina wird schon wissen, was das zu bedeuten hat.' Wohlwollend lächelt sie Wina zu.
"Na, dann komm mal mit. Lass uns zusammen nachsehen, ob die Köchin auch wirklich in ihrer Küche ist", läd sie Wina ein und deutet ihr, zum Kücheneingang zu kommen. Sie selbst nimmt vorher noch geschwind den leeren Krug an sich und wirft einen Blick auf Ysebia, um zu sehen, ob es recht ist, wenn die Kleine mit in die Küche geht.

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Fröhlich klappern die Holzschuhe um den Tresen herum - mit einer Unterbrechung. Denn als die Frau in blau so besonders laut wird, schaut Wina noch einmal erschrocken zu dem spannungsgeladenen Gezeter am fernen großen Tisch. Diesen unfreundlichen Leuten geht man wohl wirklich besser aus dem Weg.
Um so schöner, dass sie in die Küche darf! Der verwirrte Ausdruck weicht sogleich wieder einem vorfreudigen Lächeln und jenes verschwindet mitsamt dem Mädchen und dem Hasen hinter der Theke.
Als aber noch weitere wütende Laute durch den Schankraum schallen, bleibt Wina wie angewurzelt stehen und drückt ihren kleinen Liebling an die Brust. So langsam bekommt sie doch ein wenig Angst und schaut ratlos fragend zur Mami und der Magd hinauf.

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Die Atmosphäre im Schankraum wird immer ungemütlicher. Ysebia bemüht sich, nicht zu lauschen, auch wenn es teilweise wirklich nicht schwer wäre, aber sie hat nicht das geringste Interesse daran, mitzuhören, worum es da geht. 'Traviagefällig ist das aber nun wirklich nicht. Unhöflich den anderen Gästen gegenüber außerdem.'
"Ist es recht, wenn ich auch mitkomme?" fragt sie die Schankmagd. Zwar hat sie nicht die geringsten Bedenken, Wina alleine in die Küche gehen zu lassen, aber zum einen macht ihre Kleine im Augenblick einen so verschüchterten, fast ängstlichen Eindruck, dass sie lieber bei ihr bleiben möchte, und zum anderen findet sie es hier gerade dermaßen ungemütlich, dass sie keinen Wert darauf legt, hier zu sein, solange dieses Unwetter nicht vorbei ist.
Ihre Hand tastet intuitiv nach Winas, doch kann sie sie nicht greifen, steht das Mädchen doch auf der anderen Seite des Tresens.

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"Ja, komm besser mit", nickt die Magd Ysebia zu. Es klingt fast so, als ob sie genau wüsste, warum Ysebia Wina jetzt nicht alleine lassen will. Ein Blick auf das Mädchen genügt, um die Sorgen der Mutter zu erahnen. Zudem ist sie selbst ein wenig froh über die Gelegenheit, dem Ärger eine Weile entfliehen zu können. Sie wendet sich dem Eingang zur Küche zu, lässt aber Wina den Vortritt.

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Der Kleinen kommt es momentan gar nicht mehr in den Sinn, in die Küche zu wollen, obgleich sie sich das eben noch als so ein schönes großes Abenteuer vorgestellt hat. Sie sieht nur die suchende Hand ihrer Mutti. Folgerichtig trappelt sie mit zitterndem Gesichtchen nun in der anderen Richtung um die Theke herum und streckt beide Arme empor.

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Dankbar nickt Ysebia in Richtung Schankmagd, aber bevor sie Anstalten machen kann, Wina hinter den Tresen zu folgen, kehrt die Kleine zurück und macht deutlich, was ihr im Moment erstes Bedürfnis ist. Ohne Worte, aber voll tiefempfundener Liebe beugt die Schneiderin sich hinab und nimmt ihr Töchterchen mit geübter Geste auf den Arm, damit sie sich anschmiegen kann.
"Oh, shh..." murmelt sie in beruhigendem Tonfall, obgleich Wina ja gar nichts gesagt hat, und wiegt sich mit dem Mädchen sanft hin und her. Dass jemand aus der Küche getreten ist, bemerkt sie im Moment nicht, achtet nur auf ihre zitternde Kleine und vielleicht am Rande noch darauf, niemandem im Weg zu stehen.

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"Zweimal Huhn und einmal Braten mit Gemüse für den großen Tisch", gibt Siona an Sarina weiter, als diese Zeit für sie hat. "Scheint aber nicht so eilig, will ich meinen...
Und die kleine Wina ist wieder da", spricht sie weiter und deutet auf Mutter und Kind. "Sie will dir etwas erzählen. Es geht um einen Bären oder so." Daraufhin zuckt sie mit den Schultern, um deutlich zu machen, dass das alles ist, was sie dazu weiß.

OHH

Klein Wina nimmt das Kuscheln sehr dankbar entgegen und beruhigt sich spürbar schnell. Das mag auch am andernorts bereits abgeflauten Sturm liegen. So recht kann sie gar nicht begreifen, was da hinten los ist. Nur, dass viele Leute an dem Tisch sind.
Als sie ihren Namen von der anderen Richtung her hört, wendet sich der Kopf und legt sich von Mutters rechter auf deren linkte Schulter. Unsicher, aber neugierig blinzelt sie zu den beiden Frauen hinüber.

Nebenher hat die Köchin einen Becher gegriffen. "Ähmja." Schon wieder etwas viel von verschiedenen Seiten - oder vielmehr immer noch. Der Blick auf das Kind ruft Erinnerungen wach und lässt sie für einen Moment vergessen, was sie mit dem Becher wollte. "Achso? Hast du das Bärchen kennengelernt? Was ist denn damit?" Sie schaut etwas sorgenvoll. Es wird doch hoffentlich nichts passiert sein! Immerhin wirkt das Kind gerade nicht sonderlich fröhlich. Aber verletzt sieht es auch nicht aus.

SR

Jetzt ist es an Siona, ein wenig verwirrt dreinzublicken. "Kennengelernt...?" wiederholt sie erstaunt, bis sie sieht, dass Wina das Gespräch belauscht. Da erst meint sie zu verstehen und lächelt der Köchin anerkennend zu. 'Dass sie sich sogleich auf das Spiel der Kleinen einlässt! Das hätte ich nicht gedacht.'

OHH

Schon geht im Kindergesicht wieder die Sonne auf. "Ja, der Boran und die Siaran wollen dich was fragen", quäkt Wina aufgeregt und wieder hocherfreut, ihre Aufgabe wahrnehmen zu können. Dabei lehnt sie sich ein wenig der Köchin entgegen.
Diese hebt verwundert die Brauen. "Sooo? Nun, dann werde ich gleich einmal zu ihnen gehen." Sie bemerkt den Becher in der Hand und setzt lächelnd hinzu: "Sobald ich den netten Herrn hier zuendebedient habe. Danke, junges Fräulein."
Derweil Wina entzückt schmunzelt, mit den Wimpern klimpert und ihren Kopf wieder an Muttis Schulter schmiegt, wendet sich die Köchin erwähntem Manne zu. "Möchtet Ihr einen Becher mit Wein und einen leeren oder vielmehr zwei halbvolle?"

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Nun fällt auch Ysebia auf, wer da hinzugetreten ist, diesmal wohl wirklich die Köchin, und sie schaut sie direkt an, nickt freundlich grüßend.
Und Wina wirkt schon wieder viel fröhlicher. Dann kann sie sicher auch gleich entscheiden, ob sie hier bleiben mag - der Besuch in der Küche hat sich ja erübrigt - oder raus zu Siaran und Boran will.
"Gut gemacht, mein Schatz", lobt sie ihr anschmiegsames Töchterchen für die inhaltsgetreue Wiedergabe der Botschaft. "So, dann sag doch mal, was du jetzt machen willst. Hast du Hunger oder Durst, oder sollen wir raus zu Siaran und dem Bärchen?" Ihr Gesicht ist an Winas Haar geschmiegt und sie reibt ihre Wange an dem feinen Gespinst.

OHH

Wieder stützt sich Wina ein wenig von der Mutter ab und lehnt sich zurück. Für ein Momentchen schiebt sich die Zunge heraus und empor über die Oberlippe. "Ohja, Durst hab ich!" Aus ihrem Bauch ist leise ein Geräusch zu vernehmen, welches auch einen leeren Magen vermuten lassen kann. "Und Fredo mag ein Stück Wurst." Erwartungsfroh wird der Mutter ins Gesicht gefeixt. Wo dies ob der Nähe schon so einfach ist, muss man es ja ausnutzen.

LT

Ysebia grinst ihre Kleine schelmisch an und reibt ihre Nase an Winas Näschen.
Dann drückt sie einen Kuss darauf und antwortet: "Also, da muss aber schleunigst Abhilfe geschafft werden! Fredo hungern lassen, das geht wirklich nicht! Und mein kleines Naschkätzchen, was mag das wohl trinken?"
Nochmal stupst sie ihre Nase gegen Winas Gesicht und wirft dann einen suchenden Blick über die Theke beziehungsweise auf die sich dahinter befindliche Person. Die Schankmagd ist verschwunden, aber die Köchin steht nun da. Zwar ist sie noch in ein Gespräch gebunden, aber Ysebia stellt sich schon mal so hin, dass sie gleich als nächstes ihre überaus üppige Bestellung aufgeben kann.

OHH

"Milch", fällt Wina als erstes ein, nachdem ihre Gedanken sich von den Zärtlichkeiten gelöst haben. Als sie aber den Blick hinter sich wendet, bemerkt sie die aufmerksame Köchin und neigt das Köpfchen scheu lächelnd wieder an den Hals der Mama, als habe man sie bei irgend etwas ertappt.

LT

Ysebia lächelt die Köchin an, dann Wina, dann wieder die Köchin, "Also, wenn du meiner Kleinen einen Becher Milch bringen könntest und mir einen" - sie spielt mit dem Gedanken, einen Kräuterwein zu bestellen, entscheidet sich aber aus verschiedenen Gründen dagegen - "Saft, wenn das geht, und dann noch ein Stück Wurst, das wäre sehr freundlich - wenn es nicht zu viele Umstände macht."
Mit Winas Köpfchen an ihren Hals gelehnt, beginnt sie wieder unwillkürlich, sich sacht zu wiegen. Allmählich wird die Kleine ihr ein bisschen schwer auf dem Arm, aber die zierliche Schneiderin ist kräftiger, als sie aussieht. Ein Weilchen wird sie schon noch durchhalten.

SR

Mit einem Krug voll mit frischem Brunnenwasser kommt Siona aus der Küche zurück. Sie stellt ihn zu dem Weinkrug auf das Tablett und gesellt auch einige Becher in genügend großer Zahl hinzu, doch die kleine Wina zieht ihre Aufmerksamkeit auf sich. Das Mädchen scheint ihre Angst auf den Armen ihrer Mutter schnell vergessen zu haben. Fröhlich lächelt sie den beiden zu.

OHH

"Aber dafür bin ich doch da", entgegnet Sarina warm. "Ihr sollt gleich alles bekommen." Damit wendet sie sich ab und verschwindet auch schon in den Küchendurchgang hinein.
Wina dagegen, dieses Beobachtungsobjetes enthoben, schaut nun neugierig lächelnd auf die andere freundliche Frau. Das geht hier alles lustig schnell zu!
Dann aber fällt Wina noch etwas ein: "Darf ich jetzt gar nicht mehr in die Küche?" Kurz klimpert sie die Magd noch mit großen Augen an, dann wendet sie den Kopf wieder zur Mama und tut dieser gegenüber ein Gleiches.

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Der Köchin schickt Ysebia ein fröhliches "Danke!" hinterher.
Dann denkt sie kurz, aber ernsthaft über Winas berechtigte Frage nach. "Ja, ich weiß nicht... Notwendig ist es jetzt natürlich nicht mehr, aber vielleicht, wenn du es so gerne magst, erlaubt es dir..." Ihr Blick wandert zu der lächelnden Schankmagd und unwillkürlich lächelt die Schneiderin zurück.
"Verzeih, ich weiß deinen Namen nicht." Wenn sie es mit Wina auf dem Arm könnte, würde sie jetzt entschuldigend die Schultern heben.

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Vergnügt zwinkert die Magd dem kleinen Mädchen zurück. Sie kann sich schon denken, warum sie gerne die Küche sehen möchte. "Frag' am besten die Köchin, sobald sie zurückkommt. Ich muss nun diese Sachen hier wegbringen", erklärt sie Wina und wendet sich dann an ihre Mutter. "Du hast ja Recht! Wir haben uns gar nicht vorgestellt. Ich heiße Siona. Und du?"

OHH

Wieder wird der Kopf gewendet und die Magd aufreizend angeklimpert, aber die aufschiebende Antwort entspricht nicht ganz dem Erhofften. Ein wenig flunscht die Untzerlippe hinunter und rutscht dann gemeinsam mit den rollenden Augen wieder nachdenklich empor. Zuletzt wird der Durchgang zur Küche aufmerksam bewacht, wo allerlei Gerüche und Geräusche hervordringen.

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"Na, das klingt doch gut, oder? Die Köchin kommt bestimmt gleich wieder", meint Ysebia in tröstlichem Tonfall zu ihrer Tochter.
Dann wendet sie sich wieder der Magd zu. "Ysebia heiße ich, Siona - Bia für Freunde." Sie lächelt und fragt sich zugleich, warum sie der um einige Jahrzehnte älteren Magd so bereitwillig ihren gekürzten Namen anbietet, mit dem sie eigentlich nur von wirklich engen Freunden gerufen wird. Siaran zum Beispiel war der jungen Schneiderin wirklich sehr sympathisch und sie mochte sie auf Anhieb, aber dennoch... Vielleicht ist es auch nur, dass sie sich der Magd in gewisser Weise ähnlich fühlt, wohingegen sie mit der herumreisenden Bärenhalterin wenig gemeinsam hat.

OHH

Wenn die Mutti recht hat, lohnt es sich, weiter auf den Küchendurchgang zu stieren. Andererseits hat Wina auch noch etwas zu den Vorstellungen zu sagen. An einem plötzlich ausgestreckten Arm schnellt der Magd ein Stoffhase entgegen. "Und das ist Fredo!"

LT

Der Ruck, der von Winas Arm ausgeht, ist ein bisschen zuviel für die Schneiderin. "Ooh, Schätzchen... ich glaube, du musst wieder auf den Boden."
Sie gibt Wina noch zwei Küsschen - Schläfe, Wange - und setzt sie ab, um ihre Arme auszuruhen.

SR

"Bia, Wina..." wiederholt die Magd beinahe liebevoll. Eine jähe Erinnerung an andere, schon vergessen geglaubte Tage ist der Grund dafür. Doch die Zwiespältigkeit dieser Erinnerung ist zu stark und ihr Tonfall wird schnell wieder scherzhafter, als sie weiter spricht: "Und Fredo natürlich. Das kann ich mir gut merken."
Entschlossen packt sie das voll beladene Tablett und beginnt, die Theke zu umrunden.

OHH

Zwar lässt sich Wina sehr gerne herumtragen, insbesondere, wenn sie dabei an der Mami herumkuscheln kann, aber andererseits tobt sie sich auch gern frei aus.
Nachdem sie der nun weitgehend hinter dem Tresen verborgenen Siona ein wenig mit dem Blick gefolgt ist und auch noch einmal zu ihrer Mutti hinaufgesehen hat, blickt sie sich im Schankraum um wie ein neugieriger Kobold - leicht geduckt, den Kopf hervorgestreckt. Für den Moment ist die Küche vergessen. Hier gibt es doch bestimmt auch etwas zu entdecken! Den Hasen drückt Wina dabei gespannt an sich.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: OHH