Wina und das viele Gerede

Autoren: Lisa Tyroller, Matthias Ott, Oliver H. Herde, Werner Skibar und andere

JS

Schnell, aber ohne dabei das Kind noch extra zu fixieren - dazu müsste er den Kopf zu weit drehen, dass ihm wieder schwindlig würde - antwortet der Novadi dem Mädchen, bevor es ein anderer tun kann: "Nein, Wina, ich muss nur mal eben nach draußen, aber du kommst besser nicht mit." Er klingt nicht böse oder abweisend, einfach nur sachlich und bestimmt. Schließlich hat er Dinge zu erledigen, wo er niemanden gern dabei hätte.
Dann wendet er sich gänzlich dem Tisch ab und steuert auf die Türe zu.

WS

Dass Winas Sitznachbar geht, verschafft Gerrik die notwendige Pause, um einmal kräftig durchzuatmen. Woltan scheint ja sowas von nachlässig bei der Erziehung seiner Tochter zu sein. Für so eine Frechheit hätte seine Tochter schon eine Ohrfeige im Gesicht kleben gehabt. Nennt ihn einfach dumm! Vor all den Leuten. Sowas dürfen sich seine Kinder nicht erlauben. Vielleicht hat aber aber auch schon der Umgang mit den Ebergästen das Kind verdorben?
Sitzt hier, während ihre Eltern wahrscheinlich vor Sorge die Gegend absuchen. Das darf es nicht geben. Woltan muss echt aufpasssen, dass aus seiner Tochter noch was wird. Jetzt wirkt sie noch brav und lieb - und hat schon keinen Respekt - was ist dann erst in ein paar Jahren?
Gerrik kneift seine Augen zusammen, sein sorgenvoller Gesichtsausdruck ist verschwunden. Um im Eber keinen Aufstand zu machen, beherrscht er sich dann doch - und meint mit halbwegs ruhigem, aber doch strengem Tonfall: "Wina! Jetzt horch mal gut zu. Kinder sagen net zu Erwachsenen, dass sie dumm sind. Ich weiß zwar net, was dein Papi dir beigebracht hat, aber des tut man net. Hast verstanden?"

LT

"Nicht doch", murmelt Aquitan beschwichtigend, aber nicht sehr überzeugt von seinen Fähigkeiten als Schlichter.
Allerdings scheint das hier abzuschweifen und eigentlich will er, wenn er schon los muss, bald los. Also sollte Gerrik sich diese Erziehungsmaßnahmen für den Augenblick besser sparen und zum Wesentlichen kommen. Zumal der junge Goldschmied noch immer nicht bezahlt hat und die Geldkatze in seiner Hand dieses Umstandes wegen kein bisschen leerer geworden ist - was ihn an sich ja nun nicht gerade stören würde. Dem Bauern seine Gedanken jedoch einfach mitzuteilen, davon hält seine momentane Unsicherheit über den Ausgang der Angelegenheit ihn dann doch ab. Was schade ist, denn vielleicht wäre gerade das der schnellste Weg, zu einer Lösung zu kommen.

OHH

Wina kommt nicht mehr dazu, zu fragen, wo Meshif sie nicht dabeihaben will. Geknickt schaut sie ihm nach bis der nächste Schlag vom Bauern kommt. Schuldbewusst schaut sie auf den Boden. Es stimmt ja, dass das nicht nett von ihr war. Es ist ihr eben so herausgerutscht.
"Entschuldigung", raunt sie kleinlaut und schwenkt schüchtern die Schultern im Wechsel vor und zurück, derweil die Hände einander vor dem Schoße halten.

WS

Gut, das Mädchen sieht ein, das es hat einen Fehler gemacht hat, also stimmt das auch Gerrik wieder milde. Man muss Kindern halt zeigen, wo ihre Grenzen liegen - sonst tanzen sie dir früher oder später am Kopf herum.
"Schon gut", meint er wieder mit freundlicherem Tonfall, "aber jetzt sag mal: Wie lang bist schon da? Und mit wem bist herkommen?"

OHH

Einfallslos sind sie auch, die Erwachsenen: Immer die gleichen Fragen!
Aber Wina ist ja sowas von artig und hilfsbereit! "Seit dem Nachmittag", erklärt sie in kindhafter Präzision. "Mit Fredo." Schnell nimmt sie den kleinen Kerl an sich und drückt ihn an die Brust, und zwar so, dass er über ihre Arme hinweg noch den Bauern sehen kann.

WS

Seit dem Nachmittag? Bei den Zwölfen, das kann es doch nicht geben! Und Fredo? Wer ist Fredo? Gerrik kennt keinen Fredo im Ort. Das muss geklärt werden.
Er schaut anf und blickt ernst zu den beiden Männern, die auch bei Wina stehen. "Ist aner von euch dieser Fredo?" Dabei achtet er gar nicht darauf, was das Kind gerade tut.

LT

Aquitan kann sich ein Grinsen nicht verkneifen.
"Ähm... nein, keiner von uns... sondern..." Er deutet zaghaft auf den Hasen in Winas kleinen Armen.

MO

Die aufkommende Missstimmung erstickt im Keim, was Asbach vor einem Eingreifen - oder vielmehr andere von Asbachs Eingreifen - bewahrt, denn Kindern, auf die er aufpasst, wird sicherlich von Nichts und Niemandem mal eben so gedroht, sei es in Worten, Gesten oder Blicken.
So schüttelt er auch auf die Frage des Bauern bloß den Kopf, von einer Antwort entbindet ihn ja Aquitan.

OHH

Der Bauer ist ja noch dümmer, als sie dachte! Wina muss sich sehr beherrschen, nicht die Wahrheit zu sagen. Warum hat er ihr das eigentlich verboten?
Sie streckt ihm den Stoffhasen entgegen und erklärt ein wenig zu laut das ihr Selbstverständliche: "DAS ist Fredo!" Ihre Augen funkeln ein wenig im Kerzenschein. So recht weiß sie selbst nicht, ob sie beleidigt oder belustigt sein soll.

WS

Gut, dass Gerrik nicht weiss, was die Anderen über ihn denken. Woher soll er auch wissen, dass Winas Spielzeug Fredo heißt?
Seine Töchter schleppen ja auch dauernd so ein Zeug herum. Frauenkram. Nun gut, wäre das auch geklärt. "Aha, alles klar. Gut, also du bist mit Fredo kommen. Aber jetzt sag - warum bist von zuhause abg'haut?"

OHH

"Bin ich gar nicht!" ruft Wina fast ein wenig empört und sitzt auf einmal viel gerader als bis eben. "Ich bin vom Bolzhügel abgehaun, jawohl! Der Geppert wollte Fredo wehtun!" Letzterer wird auch sogleich wieder fest an die Brust gedrückt.

WS

Bolzhügel? Das ist doch der Wall im Norden, wo die Kinder spielen?
Als Gerrik dann aber einen vertrauten Namen hört, beweist er, dass er ein nicht vorhandenes diplomatisches Talent hat: "Geppert?! Was hat der Depp scho wieder angstellt?" entkommt es ihm eine Spur zu laut. Nicht nur, dass ihm sein Sohn den Selbstgebrannten wegbechert - jetzt wird er auch noch eine Plage im Dorf. Wenn er den in seine Finger kriegt...

OHH

Ein wenig erschrocken lehnt sich Wina zurück und ihre Augen weiten sich. Fredo wird noch fester beschützt. Die Frage des Bauern aber verwundert sie doch sehr, dass sie nur unschlüssig den Mund verzieht und mit den Wimpern klimpert. Das hat sie doch eben gerade erklärt!

MO

Schon, um dem Choleriker die Luft aus den Segeln zu nehmen, mischt sich Asbach jetzt ein: "Aber ihr seid allein weg gegangen?" fragt er mit seiner tiefen Stimme. "Und deine Eltern wissen nichts davon?"

LT

Ungeduldig zieht Aquitan die Luft durch die Zähne. "Das hat sie doch alles schon einmal erklärt", erwidert er bemüht höflich, um weder den Hünen noch den Aufbrausenden zu verärgern. "Nicht wahr, Wina?" fügt er hinzu, damit die Kleine sich nicht total übergangen fühlt.
"Viel wichtiger ist doch jetzt, dass wir bald abreisen, damit sich niemand zu sehr sorgen muss. Ich bin gerne bereit, Wina und Fredo heimzubringen, aber es wäre gut, den Weg genau zu kennen. Also?" Auffordernd sieht er den Bauern an.

MO

Es ist eigentlich das erste Mal an diesem Abend, dass Asbach Aquitan als mehr als eine Randfigur wahrnimmt. Zeitgleich bemerkt er auch, dass er genau darum nichts um seine Absichten und Gewohnheiten weiß.
"Ich habs aber noch nicht von ihr gehört", erklärt er darum, in durchaus ruhigem Ton. "Also, Wina?"

WS

Gerrik will ja das Kind nicht beunruhigen. Aber seine wandelnde Plage Geppert regt ihn halt einfach auf. Aber was auch immer sein depperter Sohn noch so angestellt hat, auf jeden Fall sitzt Wina jetzt hier und ihre Eltern sorgen sich sicherlich. Das passt einfach nicht.
Da meldet sich plötzlich der Hüne zu Worte - und fragt Dinge, die die kleine Wina gerade gesagt hat. Aber vielleicht ist der ein wenig schwer von Begriff. Schliesslich hat er doch vorhin nach seiner Mutti geschrien.
Und schliesslich ergreift der Mann, mit dem er zum Tische gegangen war, das Wort. Natürlich kennt der Bauer den Weg. Einen Teil davon ist er erst kürzlich abgeschritten. Und er ist auch nicht so schwer zu finden.
Aber bevor er noch antworten kann, legt der Hüne wieder los. Hat der wirklich nichts mitbekommen? Gerrik zuckt mit den Schulter, blickt Aquitan an und meint: "Freilich kenn i den Weg!"

OHH

"Genau", murmelt Wina schon bei der Richtigstellung des netten Mannes und verschränkt langsam etwas verärgert die Ärmchen. Immer dasselbe!
Aber der Riese fragt nochmal! "Ja!" kreischt sie, obwohl sie vor Zorn den Inhalt der Frage schon wieder vergessen hat. Erregt blickt sie zwischen den drei Männern umher und zappelt auf ihrem Stuhl herum, als säße sie auf einem Ameisenhaufen. Dabei poltert auch der zweite Holzschuh ungeachtet zu Boden.

AB

"Ja, wer wird denn so laut kreischen?" ertönt eine müde Stimme im Näherkommen. Es hat dann doch länger gedauert, bis Loreley das Stück Weg vom Kamintisch bis hierher zurückgelegt hat.
Am Tisch Halt suchend blinzelt die Alte von einem der Männer zum anderen und richtet dann ihre Frage an Asbach: "Wer von den beiden ist denn nun der Vater von der Kleinen? Dem werd ich was erzählen, so ein kleines Mädchen einfach allein durch den Wald laufen zu lassen. Hätt' ja Travia weiß was passieren können! Und außerdem ist es schon bannig spät und die Kleine ist bestimmt müde und will nach Hause ins Bett." Dabei streicht sie der sitzenden Wina übers Haar, ohne jedoch die Aufregung der Kleinen so recht wahrzunehmen.

OHH

Diese ist auch noch viel zu sehr mit der Suche nach einer Kreischrechtfertigung beschäftigt, um zu bemerken, dass Lore sich schon längst anderem widmet. Etwas ratlos öffnet und schließt sie die Lippen wie ein Fischlein unter Wasser.
Wie war das? Sie ist doch gargar nicht müde, sondern will nur, dass die Eltern sich nicht sorgen! Alles verstehen diese Erwachsenen falsch! Wütend gähnt sie voller Herzhaftigkeit.

MO

Vernehmlich seufzt der große Mann, als nicht nur das kleine Mädchen wütend zu schreien beginnt, sondern auch seine Großmutter genau die Frage stellt, über die er gerade - vermeintlich - Klarheit gewinnt.
"Keener fun die beiden, Muttje. 'S Lütt hess kumm al allein. Utgerissen. Un' nu mag es Hänfling her se heembringn." Schulterzuckend weist Asbach auf den nebenstehenden Aquitan.

WS

"I kenn die Eltern des Mädel. Das Kind soll nach Haus, so schaut's aus!" erwidert Gerrik.

OHH

Da die Erwachsenen so immer unübersichtlicheren Aufstand betreiben und teilweise auch noch so komisch sprechen, schaltet Wina ihre Aufmerksamkeit schnell herunter. Das Streicheln der Alten lullt sie noch weiter ein, dass ihr immer wieder die Äuglein zufallen. Wann darf sie endlich mit Meshif im Stall Räuber spielen?

LT

Aquitan nickt zustimmend zu den Worten des Bauern. "Ja, ich finde auch, dass sie nach Hause sollte, sie ist ja ganz - na, fast - alleine hier. Und Gerrik hier würde mir den Weg beschreiben", erläutert er der alten Frau.

AB

Die Müdigkeit drückt doch erheblich auf die Aufnahmefähigkeit der Alten. Aber eins dringt dann doch zu ihr vor: Dass sich hier die Möglichkeit ergibt, das Kind nach Hause und zu den Eltern zu bringen.
"Is jutt min Jung", beruhigt sie erst einmal ihren Enkel, der - wie so oft, wenn es um kleine Kinder geht - ein wenig hilflos erscheint.
Dann wendet sie sich an die beiden hilfeversprechenden Männer: "Den Dank der Zwölfe an Euch, werte Herren. Ich würde ja selbst mitgehen, doch ist es auch für mich schon zu spät am Abend. Ihr aber macht einen rechtschaffenen Eindruck auf mich, so dass ich die Kleine, die mir doch schon wie mein eigen Fleisch und Blut ans Herz gewachsen ist, gern Euren fürsorglichen Händen übergeben will."
Sie schaut hinunter auf den Kinderkopf, der unter ihrer Liebkosung langsam zur Seite zu sinken beginnt. Mit der freien Hand bedeutet sie dem jungen Goldschmied, näherzukommen. "Nehmt sie am besten vorsichtig auf den Arm, wahrscheinlich wird sie unterwegs einschalfen."

OHH

Diesmal bleibt Winas gähngeweiteter Mund besonders lange und breit offen stehen. Was reden die nur für umständliches Zeugs!? Es war doch längst ausgemacht, dass der Mann sie heimbringt!
Schließlich lehnt sie sich etwas zurück und richtet sich leicht auf. Ihre Lippen verziehen sich unwillig, ihre Brauen ziehen sich etwas zusammen. "Fredo ist langweilig", grummelt sie halblaut.

LT

Aquitan beißt sich auf die Lippen, nickt aber zustimmend. Den ganzen Weg wird er die Kleine ganz gewiss nicht tragen können, aber sicher schafft sie auch noch ein Stück zu Fuß. Vielleicht fallen ihm auch noch ein paar Lieder oder Geschichten ein, die es ihr leichter machen, wach zu bleiben.
Er ist jedenfalls sehr erleichtert, dass er von der alten Dame - woher auch immer sie die Vollmacht dazu nehmen mag - die Zustimmung zu seinem Vorhaben erhält. Denn irgendwie hat er den Eindruck, dass dann auch niemand anders was dagegen sagen kann.
"Wir brechen gleich auf, Wina. Nur muss der Gerrik hier mir noch den Weg erklären, damit wir uns nicht im Wald verlaufen. Und bezahlen muss ich noch, aber das geht sicher schnell." 'Hoffe ich!'

AB

Loreley nickt dem jungen Goldschmied zu. "Ihr seid ein braver Bursche, mein Sohn, und Travia wird es Euch sicher vergelten. Versprecht Ihr mir in Ihrem Namen, dass Ihr für die Kleine sorgt, als wäre es Eure eigene Tochter?"
Immer noch ruht die Hand der Alten wie schützend auf Winas Haupt.

LT

Kein Zögern diesmal. Er nickt, als ginge es hier um einen königlichen Eid anstatt eine Zusicherung, die er insgeheim ohnehin längst gegeben hat.

OHH

Da sie so wenig Verständnis dafür aufbringt, was hier für ein Aufwand betrieben wird, geht das Gespräch doch zunehmend an Wina vorbei. Zum Glück könnte sie ohnehin nicht damit aufwarten, wie schändlich manche Leute mit ihren eigenen Kindern umspringen.
Statt dessen zieht sie weiter ihren Flunsch und schließt immer mal wieder die Augen. Wenn sie schon warten muss, kann sie ebensogut das Streicheln genießen.

AB

Auch die Alte nickt, als hätte sie die unausgesprochenen Worte deutlich vernommen. "Habt Dank. Lasst mich Eure Zeche zahlen, dann könnt Ihr schneller aufbrechen."
Dann beugt sie sich hinunter zu Wina. "Kleinchen, mach die Äuglein auf. Schau, der nette Mann da" - sie deutet auf den Goldschmied - "der bringt dich und Fredo jetzt Heim zu Mama und Papa."

OHH

"Weiß ich doch", murmelt Wina leise piepsend. Allerdings klingt sie mehr erschöpft denn verärgert.
Damit macht sie Anstalten, vom Stuhl zu hinunterzurutschen, um aufzustehen. Fredo wird dabei etwas unbedacht unsanft gegen die Sitzfläche gepresst und verrenkt. Aber natürlich beklagt er sich nicht.

MO

Zufrieden beobachtet Asbach Winas Aufbruchvorbereitungen. Mit dem üblichen Gewicht einer thorwalschen Hand klopft er Aquitan beinahe väterlich auf die Schulter. "Na, dann kumm, wir gehen deine Rechnung begleichen."

OHH

Schließlich steht Wina mir beiden bloßen Füßen auf dem Boden und schaut abwartend zu all den Großen um sie herum auf, wobei Fredo teils unsicher, teils zärtlich ein wenig geknetet wird.

LT

Beinahe klappt Aquitan unter dem Schulterklopfen des Thorwalers zusammen. Gerade noch rechtzeitig bekommt er eine Stuhllehne zu fassen und fängt sich. "Hrm", macht er.
'Ja, aber die Wegbeschreibung?' Sicher, erst bezahlen, dann die Informationen, das ist genauso möglich. Es würde dem jungen Schmied nur irgendwie ganz gut gefallen, ginge es in dieser Hinsicht nach seinem Gutdünken. Aber nach wie vor empfindet er es als wenig angebracht - zumal es ja hier keinerlei Probleme gibt - dem Hünen zu widersprechen. Außerdem hält er immer noch seine Geldbörse in der Hand.
"Also dann..." seufzt er und schickt sich an, dem Großen zu folgen.

MO

Im neugewonnenen Elan entgehen dem Thorwaler die Schwierigkeiten und Bedenken des Goldschmieds. Raschen Schrittes nähert er sich der Theke.

OHH

Etwas verschlafen tappst Wina dem Schmied nach und vergisst dabei gänzlich ihre Holzschuhchen, die noch bei dem Stuhl herumliegen.

AB

Nun scheint ja alles geklärt zu sein. Asbach nimmt ihr sogar die Arbeit mit der Zeche ab, und die Kleine hat auch nicht unnötig protestiert. Doch halt, sie wird doch nicht...
"Kleinchen, Wina... deine Schuhchen!" Loreley deutet auf die vergessenen Holzschuhe.

OHH

Blinzelnd dreht sich Wina um, schaut erst auf die Alte, dann auf die Schuhe. "Oh!" Sogleich ein wenig wacher erscheinend, wackelt sie zurück und setzt sich auf den Boden, um die vergessenen Stücke über die Füße zu streifen. Dabei legt sie Fredo nicht aus der Hand, was die Sache ein klein wenig verkompliziert.
Schließlich aber hat sie es doch geschafft und klappert dem jungen Mann hinterher. Ob er schon bezahlt hat? Er steht so herum, als würde er nur auf sie warten.
Als Wina neben ihm steht, schaut sie zu ihm auf, wofür sie den Kopf weit in den Nacken legt. Aber er schaut ja gar nicht zurück? Wohin schaut er bloß?
Aber wie lustig! Mit dem Kopf so nach hinten sieht es aus, als läge er auf dem Boden und habe die Decke als Wand hinter sich. Und es fühlt sich auch ulkig an. Obwohl... etwas unheimlich sind die Schatten schon, welche das Gebälk im flackernden Kerzenschein wirft.
Gebannt schaut Wina hinauf und bemerkt zunächst gar nicht, wie sie dabei zu schwanken beginnt. Aber als es ihr bewusst wird, macht sie ein Spiel daraus und wiegt sich gefährlich nach hinten und zu den Seiten. Der leichte Fredo bietet wenig auf, das Gleichgewicht zu halten.
Mit einem Male taucht der Bauer kopfstehend in Winas Blickfeld auf. Zuerst muss sie darüber grinsen, doch warum schauet er nur so ernst? Ob er böse ist?
Und irgendwo im Hintergrund schimpft eine Frau.
Unschlüssig verharrt Wina in ihrer Haltung, deren Unbequemlichkeit ihr auf einmal bewusst wird. Denn sie möchte lieber erst einmal abwarten, was der Bauer als nächstes tut.

WS

"Pass auf, dass net umfallst!" meint Gerrik zum Mädchen. Als er ihren unschlüssigen Blick bemerkt, versucht er sie mit einem Lächeln aufzumuntern. "Bald bist daheim. Dann ist alles gut! Brauchst ka Angst haben!"

LT

Dass die Kleine sich neben ihm eingefunden hat, hat der Goldschmied zwar aus dem Augenwinkel mitbekommen, nicht jedoch ihr kleines Spiel, hofft er doch, hier endlich Gehör zu finden.

OHH

Wie seltsam! Ein paarmal blinzelt Wina, doch so recht wird sie sich nicht klar. Schließlich dreht sie sich herum, wobei sie bemüht ist, den Blick auf dem Bauern zu behalten. Nicht leicht, aber schon wieder sehr lustig! Ihr Röckchen schwingt dabei kurz in allen Richtungen auseinander.
Dann steht sie mehr oder weniger ordentlich vor ihm und lächelt ihn unschlüssig an. "Hab ich doch gar nicht!" erklärt sie mit einem Ton, in dem ihre Verwunderung deutlich mitklingt. Oder ob er die Dunkelheit meint? Schon knabbert sie an der Unterlippe, da sie sich ihrer eben gesprochenen Worte schon selbst nicht mehr ganz sicher ist, und rollt ihre Äuglein abwechselnd zu den Seiten. Sehr hell sind die Kerzen ja wirklich nicht.

WS

"Passt", antwortet Gerrik. "Der gute Mann bringt di jetzt heim. Wie hast den eigentlich kennengelernt?" Ein paar vorsichtige Fragen. Nur das Kind nicht beunruhigen. Aber ein wenig neugierig ist er schon.

OHH

Diesmal legt Wina als Gebärde des nachdenkens nicht einen Finger an die Lippen, sondern mit beiden Händen ihren kleinen Liebling, als wolle sie ihn küssen oder sich vielleicht auch ein wenig dahinter verstecken.
Kurz lenkt sie das andere Mädchen ab, welches ihr vom Tresen aus zugrinst. Scheu und nicht recht bei der Sache, lächelt sie ihr noch halb hinter Fredo verborgen zurück.
Dann aber fällt ihr auch schon wieder der Bauer ein, der ja direkt vor ihr steht. "Ääääähmmm..." Ja, wie war das gleich? "Wir haben gesprochen miteinander, und dann hat er gesagt, dass er auch ins Dorf möchte." So ungefähr zumindest.

WS

Gerrik überlegt. Das Kind ist müde, man merkt es ihm an. "Hat er gsagt, was er dort will?" fragt er trotzdem das Mädchen.

OHH

Weiterhin mit Fredo vor dem Munde, erwidert Wina zögerlich: "Mich hinbringen...?" Mit großen Augen, die aber oft blinzeln müssen, blickt sie empor. Was Bauer Schluckspecht - so wird er heimlich von Winas Eltern genannt - alles für komische Fragen hat!

WS

"Ach so", brummt Gerrik, "ich dachte mir, dass er vielleicht was andres auch noch vor hat."
Er könnte ja ein gutes Wirtshaus im Ort empfehlen. Und - hmmm, so ein Bier wäre jetzt wieder was Feines. DAS hilft immer. Aber er muss zeigen, dass er gut mit Kindern umgehen kann. Sonst reden die Leute wieder. Oder drücken seinem geliebten Weibe ihr Beileid aus. Wobei, DAS versteht er doch gar nicht, er lebt ja noch. Aber egal. Bier ist Bier - und Schnaps ist Schnaps.
"Bleibt er dann glei bei euch?" fragt Gerrik weiter nach.

OHH

Hände und Frodo werden wieder gesenkt und vor den Schoß gehalten. Zugleich schwenkt Wina ein wenig die Hüfte herum, dass der Rock schon wieder in Bewegung gerät. "Weiß nicht. Wir können ihn ja fragen. Vielleicht weiß er schöne Spiele oder Geschichten."
Wiederum verschlafener blinzelt sie zu dem Jungen Manne hinüber. So viel Leute an dem langen Tisch mit den hohen Hockern! Aber im Dorfgasthaus hat sie auch schon mal sowas gesehen. Nur so voll ist es da nie, und viel heller!

WS

Gerrik bemerkt den müden Blick von Wina. "Jo, ein wenig dauerts noch! Hier ist halt immer viel los", versucht er das Kind wach zu halten. "Worst du schon mal hier?"
Ganz im Inneren freut er sich zwar schon, wenn Wina auf dem Wege ist - dann kann er sich endlich seinem geliebtem Bier widmen - aber er will ja kein Unmensch sein. Man muss sich schon um die Kinder kümmern, sind schließlich wichtig fürs Morgen. Wie Regen für ein trockenes Feld. Wie Schnaps für einen vollen Magen.

LT

Als er sich wieder dem Schankraum zuwendet, sieht Aquitan, dass Wina und der Bauer beieinander stehen. Wie gut sich das trifft! Mit eiligen Schritten geht er auf die beiden zu und meint: "Ich wär also soweit. Wenn Ihr mir nun noch den Weg beschreiben würdet, Freund?"

WS

Gerrik blickt auf. "Der Weg? Des ist ganz einfach. Aus dem Eber raus und dann gehns einmal in die Richtung!" Er deutet in diese. "Genau. So hundert Schritt. Dort siehst a großes Schild 'Solstono'. Dem folgst. Gut. Der Weg ist in Ordnung. Wirst kein Problem haben, wennst die Kleine trägst. Ist so ne halbe Meile bis zum Dorf. Immer der Straße entlang. Ist alles kein Problem. Wennst dann im Dorf bist, gehst in die Mitte. Dort siehst eh die Schneiderei. Aber Wina weiß das eh. Wenns Probleme gibt, frag nach Woltan und Ysebia. Das sind ihre Eltern. Und lass dich auf nen Klaren einladen. Für all deine Mühe! Ein Klarer ist immer gut." Gerrik grinst dem Goldschmied freundlich zu.

OHH

Gerade will sie sich beklagen, dass sie aber doch jetzt gleich heimgehen möchte, da fragt der Bauer weiter. Sie schüttelt den Kopf, dass eines der Bändchen den zusammengeschneckten Zopf nicht mehr zu halten vermag, doch der Bauer ist bereits durch den zurückgekehrten Heimbringer abgelenkt. Mit unwilligen, ungezielten Bewegungen versucht sie vergeblich, das wieder zu richten. Sie weiß ja nicht, wie das Schleifchen befestigt war. Der Wegbeschreibung folgt sie dabei natürlich nicht so recht.
Mit einer Hand ist das auch gar nicht so einfach. Träge hebt Wina auch die Hand mit Fredo, um sich selbst zu behelfen, doch eine richtige Schnecke will nicht mehr aus dem Zöpfchen werden. Immer wieder baumelt es herunter und hängt bestenfalls kurz wie eine Schaukel neben dem Gesicht.
Das ist doch zu gemein! Wo Wina die neue Frisur doch so gern stolz Mami, Papi und Rike gezeigt hätte! Ihre Lippen verneifen gegeneinander und zittern, derweil die Mundwinkel hinabsinken und die Äuglein feucht werden.

WS

Gerrik achtet derweilen gar nicht auf den einsamen Kampf von Wina wegen ihrer Schnecke, sondern auf seinen Gesprächspartner.

OHH

Dann, irgendwann, gibt sie es auf. Der Zopf hängt wieder ganz normal mit der Schleife herunter. Auch die Ärmchen hängen erschöpft herab, ziehen die Schultern nieder und können kaum den furchtbar schweren Fredo halten, dessen Ohrenspitzen auffallend ebenfalls nach unten weisen.
Irgendwie ist die Welt abends immer viel trauriger als morgends! jedenfalls schluchzt Wina leise, da sie das Gefühl hat, dass sich sowieso gerade niemand um sie schert.

WS

Ein schluchenzendes Kind fällt sogar Gerrik auf. "Was ist den los Wina?" fragt er sie.

OHH

"Meine eine Schnecke ist kaputt!" jammert Wina schon deutlich lauter. Damit glaubt sie, alles Nötige erklärt zu haben. Ihre Tränen wischt sie unbeholfen mit Fredo ab.

LT

"Aber Wina... Kleines..." Eilig greift sich der junge Goldschmied das kleine Mädchen und wuchtet es hoch, trotz mangelnder Übung in Kinderbetreuung instinktiv den für beide Beteiligten mehr oder weniger bequemen Hüftsitz anwendend, bei dem das Mädchen sich festhalten und anlehnen kann, aber nicht muss, und alles sieht, was vor, unter, hinter ihnen beiden vor sich geht.
Tröstend streicht er ihr mit der Rechten über die Wange, während die Linke ihr Gesäß stützt. "Aber das ist doch nicht so schlimm... Schau, natürlich ist es schade um die schöne Frisur, aber du siehst auch so wunderhübsch aus, glaub mir. Außerdem bist du wahrscheinlich müde, nicht wahr? Wir brechen jetzt auf, ehrlich. Ich habe alles erledigt und Gerrik hat mir den Weg beschrieben, es gibt nichts mehr, was unserer Abreise im Wege steht. In Ordnung?"
Er schaut dem Mädchen aufmerksam ins Gesicht. Nein, traurige Kinder sind etwas, was der junge Goldschmied gar nicht erträgt. Leider fehlt ihm die Übung, so dass er sich nicht so ganz sicher ist, ob er den richtigen Ton getroffen hat.

OHH

Zwar hört Wina nun erstmal ganz mit dem Weinen auf, doch der enttäuschte Flunsch ist unübersehbar. "Aber ich-ich wollte sie doch der Mami zeigen...!"
Angestrengt schnauft sie, dann legt sie ihren Kopf an die Schulter ihres Trägers. Das ist alles so gemein, dass sie am liebsten gleich hier einschlafen würde. Aber ohne die Mami mag sie das auch wieder nicht. Verzwickt!
Nun kullert doch noch ein Tränchen die Nase entlang, aber Wina schweigt tapfer und drückt ihren Fredo an die Wange.

WS

Oh Nein. Nun weint sie auch noch. Gerrik reißt sich sehr zusammen, um seine miese Laune nicht zu zeigen. Alles, was er wollte, ist ein Bier zu trinken. Oder Zwei. Oder Drei. Und einen Schnaps. Oder...
Und was ist jetzt - anstatt ein Bier in der Hand steht er wie ein Volltrottel hier herum, durstig und genervt. Ein heulendes Kind - weil die blöde Frisur ruiniert ist. Weiber. Ob klein oder groß - immer das Gleiche mit denen.
Darum hat der Mann ja den Alkohol erfunden. Oder so. Oder egal. Gerrik will was trinken. Gerrik will an der Bar stehen. Männergespräche führen. Nicht das... Er atmet durch.
Dann meint er - und dieses Mal spricht er ganz ruhig und deutlich - was normalerweise kein gutes Zeichen ist: "Ich glaube, Wina sollte bald heim. Sie wirkt schon sehr müde!"

LT

"Ja, da habt Ihr ganz Recht", stimmt Aquitan seinem Gegenüber zu. "Darum machen wir uns jetzt endlich auf den Weg - nicht wahr, Hübsche?" wendet er sich an Wina. "Denn je eher wir bei dir zu Hause sind, desto früher kannst du auch deiner Mami die zweite Schnecke zeigen - und wenn du dich so hinstellst, dass sie nur eine Seite sehen kann, merkt sie gar nicht, dass was fehlt. Also, dann wollen wir mal."
Er lächelt dem Bauern zu und reicht ihm ein wenig mühsam die Hand. "Danke, Freund Gerrik. Genießt den Abend und vielen Dank für die Hilfe."
Weiterhin mit dem Mädchen auf dem Arm und unablässig ihre Wange streichelnd, dabei im Kopfe die Wegbeschreibung wiederholend, macht er sich ein zweites Mal an diesem Abend auf den Weg zur Eingangstüre.

WS

Gerrik ergreift Aquitans Hand. "Immer doch. Gutes Heimbringen von Wina. I werd no a Bier trinken und no a bisserl bleiben!" Dann blickt er den Beiden nach, als sie Richtung Eingangstüre aufbrechen.

OHH

Der verrückte Vorschlag scheint zu fruchten, denn Wina rollt nachdenklich die Äuglein, wie sie das am besten anstellt, nur eine Seite zu zeigen. Probeweise verdreht sie auch schon ein wenig den Kopf. Ein zaghaftes Lächeln schleicht sich in ihre Gesichtszüge.
So ist sie allzu abgelenkt, um sich von diesem aufregenden, tollen Spielplatz mit einem angemessenen Umschauen zu verabschieden. Bestimmt kann sie gleich morgen früh der Rike und Mami und Papi diese Entdeckung zeigen!
Erst, als sie mit ihrem Träger schon an der Türe angelangt ist, fällt ihr Blick noch ein letztes Mal auf den alten Mann, der seine Geschichte jetzt wohl dem weißen Mann und der schwarzen Frau erzählt. Die Geschichte muss wohl sehr traurig sein. Trotzdem schade, dass Wina sie nicht hören durfte! Aber vielleicht erzählt er sie morgen ja nochmal.

MO

Asbach erblickt das davonziehende Paar, hebt seine riesige Hand und wedelt sie ein bisschen hin und her. "Einen guten Weg, Wina!" ruft er, die Geräusche der Gaststube vergleichsweise mühelos übertönend.

LT

Einmal noch wendet der junge Goldschmied sich um, und hebt grüßend die freie Hand. "Travia zum Gruße euch allen und eine gute Nacht! Meister Tesden, gehabt Euch wohl und Dank für die Gastfreundschaft!"
Dann schreitet er, die Kleine, die ihr leises Schluchzen eingestellt zu haben scheint, fest und sicher auf dem Arm haltend, über die Schwelle und ins Dunkel der Nacht hinaus. Leise schließt er die Tür hinter sich und fühlt die frische Nachtluft auf dem Gesicht. Wenn es dem Mädchen nur nicht zu kalt wird unterwegs! Aber dann hat er ja noch das Hemd, das er ihr umlegen kann.
Wohl und wach fühlt er sich, gar nicht unbehaglich und widerwillig, wie es bisweilen ist, wenn man aus einem warmen, hellen, gemütlichen Schankraum ins Freie kommt. Nein, er ist froh, jetzt endlich wieder auf dem Weg zu sein.
"Ist alles in Ordnung, Wina?" Er streichelt ihre Wange. "Wie wär's mit einem Lied oder einer Geschichte?" Dieses Angebot entspringt nicht nur dem Wunsch, ihr den Weg nicht gar zu lang und unheimlich werden zu lassen, sondern auch der Hoffnung, dass er selbst sich dadurch die Müdigkeit wird fernhalten können.

OHH

Durch die laute Stimme aufgeschreckt, winkt Wina dem ulkigen Riesen noch kurz zu, bevor die Türe ihr den Blick dorthin verschließt.
Dann blickt sie gespannt ins Dunkel. So eine Nacht ist doch immer wieder etwas ganz besonders Geheimnisvolles. Auch wenn Mond und Sterne allerlei erkennen lassen. Zum Beispiel dunkelschwarze Bäume, die in den Himmel greifen, der wohl irgendwie heller sein muss.
Auf die erste Frage hin nickt sie noch, da kommt bereits die zweite. "Au ja!" meint sie halblaut in ihrer Mischung aus Begeisterung und Müdigkeit.

LT

Der junge Goldschmied geht mit leicht ungelenken Schritten auf die dunkle Straße hinaus und versucht, sich den Weg noch einmal in Gedanken zu vergegenwärtigen, bevor er endgültig die Reichsstraße Richtung Solstono in Angriff nimmt.
Er rückt sowohl den Rucksack als auch das Mädchen zurecht und grübelt, welches der Lieder, die er von früher noch im Kopf hat, der Kleinen jetzt wohl am ehesten zusagen könnte.
"Hm - also, das ist was für Fredo:" Er räuspert sich und spricht mehr als er singt: "Wir spielen Hoppel-Hase" - er hüpft ein paarmal vorwärts - "und wackeln mit der Nase" - in einem Versuch, ein Kaninchenschnuppern nachzuahmen, rümpft er die Nasenspitze - "und wer am besten wackeln kann, dem wachsen Hasenohren an. Sooo lang!" Er deutet mit Zeige- und Mittelfinger der freien Hand ein verlängertes Ohr neben Winas Köpfchen an.

OHH

Dass das mutmaßliche Lied gar nicht so recht gesungen wird, stört Wina überhaupt nicht. Es ist lustig und hat sogar mit Fredo zu tun - das genügt, ihr ein fröhliches Lachen zu entlocken.
"Sooo lang!" wiederholt sie teils staunend, teils, um einfach mitzumachen. Auch die Handbewegung ahmt sie ob der Müdigkeit und des Schwankens etwas ungelenk nach. Dabei vergleicht sie schnell ihren Spann mit Fredos Ohrenlänge. Das kommt sogar ungefähr hin.
In diesem Moment fällt der Kleinen eine Bewegung am Eingang des Hauses auf, von dem sie schon einige Schritte entfernt sind. Sie könnte selbst nicht genau sagen, woran sie den Schatten erkennt. Und da sie schon so müde ist, vergisst sie ganz, dass sie Meshif ja zu sich ins Dorf einladen wollte, um dort mit ihm Räuber zu spielen. Letzlich glaubt sie ja auch fest daran, morgen wieder herzukommen und ihn dann noch anzutreffen. Denn bestimmt wohnt er hier wie all die anderen Leute.
So murmelt sie nur, dass er sie wohl nicht hörten wird: "Auf Wiedersehen, Mehschiff", und winkt ihm mit Fredo ein wenig zu - und dem kaum mehr sichtbaren lustigen Schweinchen darüber auch.

LT

Kurz wirft der junge Goldschmied einen letzten Blick über die Schulter, um zu sehen, von wem Wina sich da noch verabschiedet. Dann setzt er sich wieder in Marsch.
Ein seltsames Gefühl bemächtigt sich dabei seines Geistes. Es ist einerseits die großartige und beschwingende Tatsache, dass er wieder unterwegs ist - denn er liebt es, sich auf den Weg zu machen, ganz gleich, wohin, wenn es nicht gerade der weit entfernte Osten ist, da er dabei jedesmal einen Anflug von Abenteuer und Freiheit verspürt, selbst wenn es sich wie hier nur um den kurzen Weg nach Solstono handelt.
Und dann ist da noch etwas anderes. Es mag damit zu tun haben, dass er in diesem Moment des endgültigen Aufbruchs mehr oder minder die Rolle eines Beschützers eingenommen hat. Aquitan Aifingla ist nicht gerade der Mutigsten einer, aber er hat das Herz am rechten Fleck, und dass jemand sich unter seine Fittiche stellt, lässt dasselbige höher schlagen.
Also schließt er die Arme, die hoffentlich noch nicht gar zu bald erste Anzeichen von Ermüdung zeigen werden, ein klein wenig fester um das Mädchen und beginnt, leiser als vorher, aber auch klangvoller, zu singen:
"Hab' einen Schmetterling gesehn, flog übern Gluckerbach -
bleib, Schmetterling, so bleib doch stehn!
Patsch! springe ich dir nach.
Hab' einen Schmetterling gesehn, flog übers Tulpenbeet -
bleib, Schmetterling, so bleib doch stehn!
Weg war er, schon zu spät.
Hab' einen Schmetterling gesehn, flog übern Fröscheteich -
bleib, Schmetterling, so bleib doch stehn!
Hab' Acht, ich fang dich gleich.
Hab' einen Schmetterling gesehn, flog übern Regenbogen,
war bunt und herrlich und so schön,
da bin ich mitgeflogen..."
Leise klingen die Töne durch die Nacht, während sich der junge Mann mit seiner schläfrigen, sich an ihn kuschelnden Last auf den Weg macht.

Winas Rückkehr


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Redaktion und Lektorat: OHH