Wina und der Zauberer
Autoren: Judith Scharlach, Oliver H. Herde, Pascal Schneider und andere
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Eine kleine Gestalt tappst unregelmäßig die breite und unendlich lang erscheinende schwarze Straße entlang. Hin und wieder hockt sie sich hin, um etwas am Boden genauer zu betrachten, oder sie eilt unvermittelt beiseite, weil dort ihre Aufmerksamkeit angelockt wird. Bei all diesen Bewegungen schwingen die beiden blonden Zöpfe fröhlich mit, ebenso das knöchellange, doch viel Bewegungsfreiheit gewährende Röckchen.
Es handelt sich um ein Mädchen von fünf oder allenfalls sechs Jahren, welches sich hier ebenso ziellos wie unstet unserem Augenmerk nähert - mal die roten Beeren eines Busches bewundernd, mal ungewollt ein Kaninchen aufschreckend und ihm ein kleines Stückchen nachjagend. Obgleich flatterhaft wie ein Schmetterling bleibt es doch immer nahe der Straße, von der es auch einmal vor einem geschwinden Reiter flüchten muss.
Nach einer ganzen Weile schließlich und einem Wegstück, für das ein Erwachsener wohl nur einige Minuten benötigt hätte, kommt die Kleine staunend einem uns wohlbekannten Hause näher. Irgend etwas daran ist anders als bei den Häusern der Handwerker in Solstono und auch den Bauernhöfen in der Nähe. Was, kann das Mädchen auch nicht recht sagen. Aber letztendlich ist ja sowieso alles Neue auch immer spannend.
Schon haben es die kleinen beholzschuhten Füßchen bis fast vor die Eingangstüre getragen, über der ein Schild in Form eines mit Grünspan besetzten Ebers prangt. "Schau mal, Fredo, ein lustiges Schweinchen!" spricht die Kleine zu der Stoffpuppe mit den langen Ohren, welche sie die ganze Zeit mit sich herumgetragen hat. Und natürlich hebt sie Fredo auch sogleich etwas empor, damit er das Schwein auch gut sehen kann.
"Wer hier wohl wohnt?" fragt sie ihren schweigsamen Begleiter, indem sie ihm in das Gesicht mit den zwei schwarzen Garnpunkten schaut.
Dann aber senkt sie die Hand mit ihm, als habe sie ihn schon wieder vergessen. Aufgeregt schaut sie nach links und rechts. Niemand zu sehen. Es ist ein sehr großes Haus, findet sie, wie ein Bauernhof. Und es riecht auch ein wenig nach Tieren. Aus den beiden offenen Fenstern im Erdgeschoss kommt aber ein viel leckerer Duft und verschiedene Geräusche und Stimmen.
Da sie sich natürlich nicht direkt unter das Eberschild gestellt hat, ist jenes Fenster näher, an dem sie eben schon vorbeigetappelt ist. Zu diesem eilt sie nun zurück und späht hinein. Da sie kaum größer als einen Schritt ist, braucht sie sich nicht zu ducken, um - wie sie meint - einen unbemerkten Blick hineinzuwerfen. Natürlich könnte man von drinnen trotzdem Nase, Äuglein, Stirn und Haare sehen.
Oh, was für wunderliche Leute da links an einem Tisch sitzen! Solche Kleidung hat die Kleine noch nie gesehen. Da muss sie doch gleich einmal fragen gehen! Bestimmt sind die Männer nett, denn der eine lächelt gerade ein wenig.
Voller Eifer klappert sie in ihren Holzschühchen wiederum zum Eingang. Dieser lässt sich für ein so kleines Wesen nicht ganz einfach öffnen, denn ist die Klinke auch erreichbar, so wiegt die Türe doch schwer. Andererseits genügt bereits ein Spalt, hindurchzuschlüpfen.
Neuerliches Getrappel, und schon steht das Mädchen am eben beobachteten Tisch, um zu den beiden Männern aufzuschauen und sie etwas genauer zu mustern. Dabei bewegt sie wieder kaum ihr Köpfchen, sondern schwenkt vor allem die Augen vom einen zum anderen hin und her, während ihr Mund zu einem vorsichtigen Lächeln in die Breite gezogen ist. Vor allem das kustvoll geschwungene Tuch mit dem dunkel gemusterten Stein auf dem Kopf des Dunkelhäutigen erregt offenkundig ihre Neugier.
Das Stofftier hält sie mit beiden Händen vor dem Schoß.
PS
Den tulamidischen Gelehrten schreckt das Geklappere der Holzschuhe auf. Sein Blick schweift durch die Taverne und kommt dann schließlich auf dem Kinde zu ruhen, welches ihn mit großen Augen lächelnd mustert.
'Was bei Rastullah...' denkt der Magier verwundert, ringt sich dann aber ebenfalls zu einem zaghaften Lächeln durch, und beginnt mit freundlicher Stimme zu sprechen: "Suchst du jemanden, mein Kind? Oder möchtest du etwas?"
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Das kurze Lächeln ist schon wieder verflogen, als das Kind tatsächlich den Schankraum betritt und sich zu ihnen an den Tisch stellt. Meshif mustert das Mädchen von oben bis unten, fühlt sich gleich noch ein wenig mehr an seine Jugend erinnert, die noch gar nicht so lange zurückliegt, und so kann er sich nicht mehr zurückhalten, nimmt ein Stück des Brotes, das noch auf dem Brett vor ihm liegt und hält es ihm hin. Zwar lächelt er dabei nicht wirklich, aber er spricht ebenfalls freundlich und wohlwollend zu ihm, denn was kann ein Kind schon für seine Armut. "Möchtest du etwas zu essen? Wo sind denn deine Eltern?"
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Gleich sooo viele Fragen von den beiden, wo sie doch selbst welche gehabt hätte! Vielfach blinzelnd schaut sie zwischen ihnen hin und her, zwischendurch auch wiederholt auf das Brot oder ganz woandershin. Ein klein wenig Hunger hat sie tatsächlich inzwischen bekommen, weswegen sie das Kuscheltier in der einen Hand sinken lässt, während die andere nach dem Angebotenen ausgestreckt wird.
"Zuhause", mutmaßt die Kleine ganz beiläufig, denn das erscheint ihr nicht nur selbstverständlich, sondern im Moment auch ziemlich nebensächlich.
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Verwundert schaut der hellhäutige Wüstenmann zu seinem Kameraden rüber, auch wenn nur mehr mit einem Seitenblick, und auch nur für einen kurzen Moment, kaum mehr als ein fragendes Zucken mit den Augen.
Schnell wendet er sich wieder dem Kind zu. "Ich bin Meshif, und wie heißt du?" Er ist nun wirklich neugierig, was so ein junges Ding allein hier macht, aber er ist nicht unbedingt gewohnt, Kindern zu begegnen.
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"Ich bin die Wina", erklärt die Kleine und dreht dabei ein wenig die Hüfte hin und her, dass das Röckchen um sie herumschwenkt. Dann lässt sie das erbeutete Brotstück im Mund verschwinden und kaut angestrengt.
Allerdings fällt ihr ob des Anblickes, der sich ihr ja noch immer bietet, schnell wieder ein, weswegen sie eigentlich hergekommen ist. Daher schaut sie auf den anderen Mann und fragt mit vollem Mund: "Bift bu eim Fauberer?"
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"Oh ja, das bin ich, das hast du gut erkannt, mein Kind..." Khajits zurückhaltendes Lächeln wächst ein wenig mehr in die Breite und wird somit zu einem Grinsen, das dem Gesicht des fremdländischen Magiers einen verschlagenen Ausdruck verleiht, der ganz im Gegensatz zu der freudlichen Stimme steht, mit der er zu sprechen fortfährt. "Du bist ein sehr kluges Mädchen, Wina. Aber was treibt dich denn in dieses Gasthaus, wenn deine Eltern 'zuhause' sind?"
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Kurz schaut Wina sich um, weil am Tresen so gelacht wird. Das macht natürlich neugierig, weil sie gerne mitlachen möchte. Aber der eigenartige Mann ist noch nicht zuende ausgekundschaftet, und außerdem stellt er selber so viele Fragen.
Angestrengt denkt sie darüber nach, hat sie das Haus doch zufällig gefunden und bis eben gar nicht gewusst, dass es ein Gasthaus ist. Zwar kennt sie auch jenes in Solstono, aber dafür dieses hier ja noch nicht. Mit den Zähnen des Oberkiefers nagt sie an der Unterlippe und zieht dabei seltsame Grimassen.
"...Spielen...?" Es klingt fast mehr wie eine Frage denn eine Antwort, vielleicht auch ein wenig wie ein Angebot.
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Auf diese Frage wollte Meshif auch noch hinaus, doch hätte er es, trotz dem wenig gewohnten Umgang mit Menschen, etwas anders gefragt, nicht so direkt, um das Kind nicht zu verschrecken. So entlockt es ihm doch einen etwas verärgerten Blick dem 'Zauberer' gegenüber.
Dafür lächelt er das Mädchen dann wieder freundlich an. "Setz dich doch, Wina, du musst nicht stehen." Er steht auf, um dem Mädchen den Stuhl zurechtzurücken, vielleicht ein wenig behilflich sein zu können.
Könnte es Eifersucht sein? Am liebsten würde er mit dem Kind nach draußen gehen, alleine mit ihm sprechen, doch dieses scheint an ihm weniger Interesse zu zeigen, als er es sich wünschen würde, statt dessen neugierig auf den Tulamiden zu sein. Doch er lässt sich nichts weiter anmerken, und im Verdrängen von Gefühlen ist er wirklich gut.
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Sichtlich erfreut hoppelt Wina auf den Stuhl zu. Beim Erklettern beeilt sie sich, denn sie mag sich nicht gern helfen lassen, weil sie ja schon so groß ist und das allein kann - so halbwegs.
Als sie Platz genommen und das Stofftier in den Schoß gelegt hat, lächelt sie zu Meshif empor und fragt: "Bist du der Zaubererlehr...dings?"
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Reichlich verwundert beobachtet Khajit den Novadi, den er mit einem Mal kaum wiederzuerkennen glaubt. Meshif hat sich während ihrer bisherigen Reise stets menschenscheu und abweisend gezeigt, und nun ist er gegenüber diesem Mädchen so zuvorkommend wie er es von dem Einsiedler nicht für möglich gehalten hätte. Sein Erstaunen beeinträchtigt jedoch in keiner Weise die gute Laune des Magiers, insbesondere auf Winas kindlich naive Frage hin kann er sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. Aber er schweigt und verzichtet darauf, das Mädchen über den Irrtum aufzuklären, und überlässt dies großzügig dem Novadi.
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Etwas überrascht, vor allem, dass Khajit diesen Irrtum nicht gleich richtigstellt, schaut Meshif das Mädchen an, noch immer freundlcih lächelnd, denn vor lauter lauter hat er doch glatt vergessen, dass er ja fremde Menschen eigentlich gar nicht mag. Aber sie ist ja auch noch ein Kind.
Einen Moment muss er auch überlegen, was sie mit Zaubererlehrdings genau meinen könnte, aber als es ihm dann bewusst wird, passiert etwas für ihn wirklich außergewöhnliches: Er fängt tatsächlich an, ein wenig, zwar verhalten, aber doch ehrlich zu lachen! "Nein, ich bin nicht sein Lehrling. Und ich werde gern ein wenig mit dir spielen, wenn du möchtest."
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Meshif überascht den Tulamiden immer mehr, auch wenn dieser sich müht, sich nichts davon anmerken zu lassen. Solche Unbefangenheit hat der Novadi bislang nur bei Pferden gezeigt, die anscheinend die einzigen Freunde dieses Mannes sind. Bis jetzt jedenfalls. Dieses Mädchen hat jedenfalls einen nicht zu übersehenden Einfluss auf ihn.
So lehnt sich der Magier schweigend wieder in seinem Stuhl zurück und beobachtet anscheinend recht gleichmütig, wie dieses Spiel wohl vonstatten gehen soll, auch wenn ihn die Entwicklung dieser ungewöhnlichen Konversation tatsächlich überaus interessiert.
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Wina bemerkt den heftigen thematischen Umschwung überhaupt nicht und vergisst auch völlig, dass sie ja eigentlich etwas ganz anderes wollte. Über das gesamte Gesicht strahlend fragt sie: "Auja! Was spielen wir denn? Darf Fredo mitspielen?" Auch ihre Körperhaltung zeugt von erwartungsvoler Gespanntheit, da sie im Sitzen leicht hüpft und die Ärmchen angewinkelt angehoben hat.
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Etwas verwirrt ist Meshif nun doch, aber dann fällt sein Blick auf das kleine Stofftier im Schoße des Kindes.
"Ähm, natürlich darf er mitspielen. Was möchtest du denn spielen, ich kenne da nicht so viele Spiele, weißt du..."
Er geht neben ihrem Stuhl in die Hocke, um nicht so riesig neben ihr zu sein, schaut sie nun etwas von unten her an, lächelt noch immer freundlich. Er scheint jetzt tatsächlich ein wenig verlegen, was ihn automagisch zu einem kurzen Rundumblick durch die Schankstube veranlasst. So bekommt er auch den doch noch etwas verwunderten, zumindest seltsamen Blick seines Begleiters mit.
"Magst du lieber hier drinnen, oder doch eher draußen spielen?" Er steht nun doch wieder auf, geht rüber zu seinem eigenen Stuhl, nimmt seine Verschleierung, die er an diesem milden Tage und hier drinnen im Schatten abgelegt hatte, wieder auf. Er ist bereit, mit ihr nach draußen zu gehen, wenn die Kleine dies wünschen sollte, oder sich einfach zu setzen, es ist ihre Entscheidung.
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Der arme Mann kennt nur wenige Spiele! Allein der Gedanke genügt, Wina treuherzig und mitleidig dreinblicken zu lassen. Da wird sie wohl wirklich die Verantwortung für ihn übernehmen und ihm viele Spiele beibringen müssen.
Drinnen oder draußen? Sie schaut sich eilig um. Letztendlich hat sie ja von beidem noch nicht viel gesehen, dass es auch überall etwas zu entdecken geben wird.
Allerdings werden ihre Überlegungen über das Was ebenso wie über das Wo jäh unterbrochen, als sie zu Meshif zurückschaut. "Warum machst du ein Tuch vors Gesicht? Bist du ein Räuber?"
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Khajit kann ein jähes Auflachen gerade noch verhindern, als er Winas unbefangene, ehrliche Worte vernimmt. 'Das wird ja immer besser', denkt er sich mit einem heftigen Schmunzeln, und fragt sich, ob dies Meshif wohl in Verlegenheit bringen wird.
Die Laune des Magiers ist geradezu prächtig, und so kommt ihm ein Gedanke, der in in seiner Albernheit eigentlich gar nicht recht zu dem Gelehrten passt. Aber irgend etwas verleitet ihn dazu, die Sache auf die Spitze zu treiben, und so antwortet er an des Novadis Stelle mit gespielt verschwörerischer Stimme: "Oh ja, das ist er! In seinem Land ist er geradezu berüchtigt, und die Menschen erzittern, wenn man nur seinen Namen nennt!"
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Gerade will der Novadi zu einer gutgelaunten aber doch beruhigenden Antwort ansetzen, als der 'Zauberer' wieder dazwischenfunkt, und er kann sich nicht beherrschen, schaut ihm völlig perplex und überrascht an. Schon will er sich verteidigen, dass das nicht stimmt, bis ihm einfällt, dass Khajit es vielleicht doch nicht so ganz ernst meint.
Bitterböse wird nun sein Blick, jedes noch so freundliche und aufmunternde Fältchen weicht von ihm. Selbst seine Augen, die für einen kurzen Moment ihre eigenartige Traurigkeit verloren hatten, blitzen nun wütend, was ihn dazu veranlasst, aufzustehen, seinen Schleier auf den Stuhl zu werfen und den Magier auf Tulamidya anzufauchen: "Lass das! Tu so etwas nie wieder. Du beleidigst meine Ehre! Ich fordere dich zum Zweikampf. Draußen, wenn die Sonne sich neigt, hast du verstanden?"
Noch immer wutentbrannt, aber schon etwas gemildert, aber die Kleine gänzlich vergessend, geht er eilig wieder zum Tresen, da ihm an der Türe im Augenblick zu viel Betrieb ist, um schnell nach draußen zu flüchten. Doch geht er nicht in die Nähe des Wirtes oder der beiden plaudernden Gäste, sondern hält sich möglichst von allen fern, denn er will nachdenken, ganz allein für sich, und schon geht der Zorn wieder, macht der Trauer und der Wehmut Platz, die für ihn so typisch sind.
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"Ja?" fragt Wina tatsächlich ein wenig von Furcht ergriffen auf des Zauberers Behauptung. Doch das hören die beiden Männer wohl kaum, da Meshif plötzlich aufgebracht herumbrüllt - noch dazu in einer unheimlichen Geheimsprache!
Ganz klein wird sie auf ihrem Stuhl; am liebsten möchte sich Wina unter dem Tisch verstecken. Daher merkt sie auch nicht, wie ihr Stofftier hinunterfällt. Wenigstens scheint der Räuber nicht auf sie böse zu sein, sondern auf den anderen Mann.
Ratlos schaut sie Meshif nach, wobei ihre Angst schon wieder dem Mitgefühl weicht, weil er doch irgendwie traurig hilflos wirkt. Trotzdem ist sie noch sehr erschrocken. Eben wollte er doch noch mit ihr spielen! Und jetzt läuft er einfach fort.
Mehrfach mit den feucht gewordenen Äuglein blinzelnd, blickt sie wieder auf Khajit. Gern würde sie sich das alles erklären lassen, aber sie ist zu verwirrt, um eine Frage formulieren zu können. Bekümmert schnieft sie ein wenig, während ihr Unterkiefer zu zittern beginnt.
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Der Tulamide zeigt sich nicht allzu beeindruckt von Meshifs aufbrausendem Gehabe, aber auch wenn er wohl berabsichtigt hat, den Novadi aus der Reserve zu locken, so hat er doch kaum mit einer solch wütenden und unüberlegten Reaktion gerechnet. Wenn der erste Zorn des Weißhäutigen verraucht, wird er sich schon wieder beruhigen und erkennen, wie törricht seine Forderung gewesen ist. So macht Khajit auch keine Anstalten, den beleidigten Wüstenmann aufzuhalten oder einzulenken, Einsiedler brauchen ebenen zuweilen ihre Einsamkeit.
Also wendet er seine Aufmerksamkeit wieder der kleinen Wina zu und erkennt nun doch einigermaßen bestürzt die Furcht in ihren Augen. Ein Ausdruck den er nur zu gut kennt. Der Magier hat mitnichten erwartet, dass dieser in seinen Augen doch recht harmlose Scherz eine solche Wirkung haben würde, hat sogar angenommen, dass eine spannende Räubergeschichte aus dem fernen Reich der ersten Sonne dem Mädchen gefallen würde. Doch der Anblick eines leibhaftigen Räubers ist wohl doch zuviel für das zartbesaitete Wesen.
Mit einen lautlosen Seufzen beugt der Gelehrte sich unter den Tisch, hebt die heruntergefallene Lumpenpuppe auf und stetzt sie vor der Kleinen auf den Tisch, mustert sie mit ernstem, fast ein wenig schwermütigem Blick und spricht dann mit beschwichtigender Stimme. "Du brauchst keine Angst zu haben, Mädchen. Er tut dir nichts, und auch den anderen Leuten hier nicht. Weißt du, er ist eigentlich gar kein richtiger Räuber..." ein etwas verlegenes Hüsteln folgt diesen Worten.
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Fast jammervoll sinkt Fredo in sich zusammen. An den herabhängenden langen Ohren kann man erkennen, dass es wohl einen Hasen oder ein Kaninchen darstellen soll.
Wina dagegen verklemmt um so verwunderter ihre Lippen, da sie aus den Worten Khajits nicht so recht schlau wird. Dann platzt sie hervor: "Ich hab gar keine Angst, jawohl! Ich bin nämlich schon ganz groß, ja." Immer strenger funkelt sie ihn an und stemmt nun sogar die Fäustchen in die Seiten. "Warum flunkerst du mich an? Das ist nicht nett! Bist du etwa ein böser Zauberer?"
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Mit einem Male ist nichts mehr von der Angst der Kleinen zu bemerken, und ihre Furchtsamkeit weicht ehrlicher Entrüstung. Nun ist es an dem Tulamiden, sich vor Winas bohrenden Fragen zu rechtfertigen.
So antwortet der Magier eilig: "Nein, das bin ich natürlich nicht! Genauso wenig wie Meshif ein Räuber ist. Du hast recht, dieser Schwindel war nicht nett vor einem so erwachsenen Fräulein wie du es bist, auch wenn es bloß als Scherz gedacht war." Er setzt ein gewinnendes Lächeln auf, und wirft dem vondannengezogenen Novadi noch einen schnellen Blick hinterher.
"Naja man erwartet derlei wohl nicht von einem Magier", fährt Khajit mit gespielten Bedauern fort, "aber ich werde ab sofort immer die Wahrheit sagen, einverstanden?"
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Durch das Kompliment sitzt Wina gleich noch aufrechter. Aber noch immer müht sie sich um einen möglichst scheltenden Blick, damit Khajit auch ja nicht auf den Gedanken kommt, sie würde ihm noch so einen doofen Scherz auf Kosten anderer verzeihen. "Naaa gut! Aber bestimmt!"
Ihre Äuglein rollen wieder hin und her. Sie möchte Meshif trösten gehen, aber der Turban bindet noch allzu sehr ihre Neugier. "Ist das dein Zauberhut? Darf ich den mal anfassen?"
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"Ein Zaubererhut?" fragt Khajit mit leicht angehobenen Augenbrauen. "Nun, da er zweifelsohne das Haupt eines Magiers ziert, könnte man ihn wohl so bezeichnen, aber..." Sein Blick weicht keinen Fingerbreit von der Kleinen, als er über ihr seltsames Ansinnen nachdenkt. Ein Turban ist wohl kaum ein Spielzeug für Kinder, andererseits hat der Tulamide das unbestimmte Gefühl, dass er vielleicht noch etwas gutzumachen hat für jenen missglückten Scherz. Und schaden kann es ja nichts. So beugt er sich ein Stück vor und fährt fort: "Nun gut, sei aber vorsichtig ja?"
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"Ohja, ganz bestimmt!" versichert Wina eifrig, wobei sie auf ihrem Platz ganz unruhig wird. Sie streckt angestrengt ihre Rechte nach dem Onyx aus. Mit der Linken hält sie sich an der Tischkante fest. Aber ihr Ärmchen ist natürlich viel zu kurz, um bis an den Turban hinaufzureichen.
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Mit einem Schmunzeln bemerkt Khajit die Schwierigkeiten der Kleinen bei ihrem Vorhaben, und so beugt er sich noch ein wenig weiter vor, damit Wina ihren Willen auch haben kann. Dabei bieten die fremdländischen Züge des Tulamiden zusammen mit den schwarzen, durchdringenden Augen doch einen recht ehrfurchtgebietenden Anblick, der durch das Lächeln auf des Magiers Lippen kaum gemindert wird.
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Nicht einmal die Ankunft eines anderen nicht viel älteren Mädchens und anderer Leute bemerkt Wina in ihrer Konzentration und ihrer Anstrengung. Halb stützt sie sich schon auf den Tisch, als der magier ihr entgegenkommt.
Ihre Äuglein haften recht fest an dem Onyx, dass sie von dem Gesicht darunter nur durch kurze, sich vergewissernde Blicke etwas mitbekommt. Besonders lieb sieht der Mann ja irgendwie nicht aus, aber das gehört sich so vielleicht für Zauberer.
Dann endlich tippt sie kaum wahrnehmbar mit dem Zeigefinger an den Stein. Keine Blitze, kein Rauch, keine verwandelte Wina.
Noch einmal schaut sie ganz kurz in des Magiers Gesicht, dann streicht sie vorsichtig über den Stein und das Turbantuch, während ihre obere Zahnreihe die Unterlippe eingeklemmt hält.
Schließlich zieht sie die Hand wieder zurück und schaut noch einmal aus großen, neugierigen Augen in das dunkle Gesicht des Mannes. "Zauber' dochmal was, ja?"
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Die Miene des Tulamiden wird mit einem mal wieder sehr ernst, als er sich erneut aufrecht hinsetzt und mit einem langsamen Kopfschütteln antwortet: "Die Magie ist kein Spielzeug und ich bin kein Gaukler. Das Arkane ist eine überaus ernste und gefährliche Angelegenheit."
Doch dann neigt er den Kopf ein wenig zur Seite und bedenkt er die Kleine mit einem verschmitzten Blick "Oder willst du selbst vielleicht ein kleiner Zauberlehrling werden?"
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Im ersten Moment zieht Wina ein sehr enttäuschtes Flunschgesichtchen, weil dieser langweilige Erwachsene sie so einfach abspeisen möchte - auch wenn die erwähnte Gefährlichkeit ein Grund für Khajits verbrannte Haut sein könnte. Aber wie schnell sich die Dinge doch manchmal wenden!
"Auja!" ruft sie entzückt, und man möchte befürchten, sie könne beim neuerlichen Hüpfen vom Stuhl stürzen. Das ist allerdings keineswegs der Fall, und sie bemerkt es selbst nicht einmal. "Was muss ich machen?"
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Schmunzelnd betrachtet der Tulamide das aufgeregte Mädchen, während er sich mit einer nachdenklichen Geste über das bärtige Kinn streicht. "So, so, Wina, das möchtest du also. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, und gewiss kein einfaches, denn einen Zauberlehrling erwartet ein Weg voller Mühsal und Gefahren. Die Magie ist kein Handwerk das man erlernen kann, es ist mehr... eine Kunst, für die man Talent haben muss. Glaubst du, du hast ein solches?"
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Kurz zieht Wina die Unterlippe zwischen den Zahnreihen in den Mund ein und nagt darauf herum. Das scheint ja wirklich nicht ganz einfach zu werden! Aber ganz so leicht lässt sie sich nun auch nicht abschrecken. Sie zuckt die Achseln, da sie es nicht wirklich weiß, antwortet dann aber sehr viel unsicherer klingend, als die Behauptung es vorgaukeln möchte: "Bestimmt!" Den Kopf hat sie inzwischen etwas eingezogen, und sie sitzt halb auf ihren Fingern, während sie Khajit von unten herauf anschaut.
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Khajit nickt langsam und bedächtig während er Wina mit ernstem Blick mustert. Es ist natürlich äußerst unwahrscheinlich, dass das Mädchen die nötige Gabe hat, aber warum ihr nicht den kleinen Gefallen tun. "Nun gut", fährt er mit verschwörerischer Stimme fort, "dann werde ich einmal eine Ausnahme machen."
Er greift den etwa zwei Ellen langen Zauberstab, der neben ihm an der Wand lehnt. Die Spitze desselben ziert ein etwa faustgroßer Achat in Form einer Kugel. Diesen hält er in die Höhe, damit ihn Wina gut sehen kann. "Sieh genau hin!" spricht er dann beinahe beschwörend.
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Wieder zappelt die Kleine freudig erregt und fuchtelt ein wenig mit den Händchen hin und her. Und als ihr Stab und Stein gezeigt werden, ist die Aufforderung gar nicht einmal notwendig, da sie vor allem letzteren wegen seiner interessanten Farbmusterung mit noch größeren Augen betrachtet, als es bereits beim Onyx der Fall war. "Oh, der ist schön!" Um der Anweisung nachzukommen, sitzt sie schon wieder ruhig und beugt sich vor, höchst gespannt und voller Erwartungsfreude auf den Stein starrend.
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Wohlwollend beobachtet der Magier wie die Kleine tatsächlich tut wie ihr geheißen und wie gebannt auf die geschliffene Kristallkugel starrt. Ihre Begeisterung für diese ist so ehrlich und hingebungsvoll, dass es Khajit sogar erneut ein freundliches Lächeln abringt, das Wina aber sicher nicht bemerkt, gilt ihre ganze Aufmerksamkeit doch dem wunderlichen Stab.
Nach ein paar Lidschlägen tut sich tatsächlich etwas mit dem runden Edelstein, über dessen Oberfläche sich ein flackernder, rötlicher Schimmer legt, und so konzentriert, wie das Mädchen auf ihn starrt, könnte ein Beobachter durchaus meinen, sie sei es, die dieses seltsame Phänomen bei dem magischen Gegenstand bewirkt.
Doch dann nähert sich plötzlich die Magd ihrem Tisch, und der rote Schein verschwindet, als Khajit seine Aufmerksamkeit Siona zuwendet.
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Kurz verharrt Siona vor dem Tisch und beäugt misstrauisch das Geschehen. Die Art und Weise, wie das Kind auf den Zauberstab starrt, gefällt ihr gar nicht. Viel zu oft schon hat man von bösen Hexereien gehört.
Doch das verhaltene Leuchten des Stabes scheint ungefährlich und als der Magier sich ihr zuwendet, zwingt sie sich zu einem Lächeln. "Euer... ähm, Reisegefährte bittet um seinen Schleier." Sie deutet auf den Novadi an der Theke und nimmt dann den Schleier von dessen einstigem Sitzplatz an sich, den Blick dazu nur kurz von dem Magier nehmend.
"Kann ich euch noch etwas bringen?" Lächelnd blickt sie dann auch das Mädchen an. "Magst du auch etwas haben, Kind? Von wo kommst du eigentlich?" Ihre Hand tastet derweil nach dem Brett mit Brot und Käse, welche dem Wüstenbewohner wohl nicht mehr mundet.
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Der Tulaminde nickt Siona nur kurz verbindlich lächelnd zu, und deutet einladend auf die abgelegte Kopfbedeckung des Novadi. "Nur zu, wenn Meshif ihn braucht, nehmt ihn mit. Ich für meinen Teil bin derzeit zufrieden, ich danke Euch!"
Der Magier lässt mit keiner Geste vermuten, dass ihm diese Unterbrechung unangenehm ist, oder er die Anwesenheit der Magd als störend empfindet. Stattdessen beobachtet und lauscht er geduldig der Konversation zwischen Siona und dem kleinen Mädchen.
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Fasziniert hat Wina das magische Funkeln beobachtet und dabei sehr beglückt und entrückt gelächelt. Schön, dass der Zauberer doch noch ein kleines Kunststückchen vorführt, aber schade, dass es so schnell wieder vorbei ist!
Als sich aber die Magd an Wina wendet, sind alle potentiellen Bemerkungen der Begeisterung ebenso wie alle Fragen fortgewischt. "Ja, darf ich?" fragt sie erfreut und setzt stolz hinzu: "Aus der Stadt komme ich, ja." Das unterstützt sie sogar mit einem Nicken, damit man es ihr auch glaubt.
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Freundlich nickt die Schankmagd dem Magier zu und wendet sich dann wieder dem kleinen Mädchen zu: "Soso, aus der 'Stadt'", schmunzelt Siona. Ziemlich sicher meint die Kleine damit Solstono. 'Ob die Eltern wissen, dass die Kleine so weit alleine herumstreunt?'
"Wie heißt du denn und wer sind deine Eltern? Und ja, du kannst gerne etwas bekommen. Apfelmost oder Tee? Oder lieber Milch? Und magst du etwas von dem Brot und Käse?"
Siona blickt kurz wieder zu dem fremdartigfen Magier "Euer Begleiter scheint es nicht mehr zu wollen, so wie er sich ausdrückte."
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Schon wieder so viele Fragen! Gar nicht einfach für ein kleines Mädchen, sich das alles zu behalten, doch Wina versucht es eifrig, da sie ja zum einen gern von Zuhaus erzählt, zum anderen auch noch eine Art Belohnung winkt, die sie sich selbst aussuchen darf.
"Ich bin die Wina, und meine Eltern sind der Papi und die Mami", erklärt sie wiederum sehr selbstzufrieden. Dann überlegt sie mit dem Zeigefinger an den Lippen und dem Blick irgendwo emporgerichtet, als gäbe es dort all die aufgezählten Dinge zu sehen, was ihr wohl am besten schmecken würde.
"Dann mag ich Apfelmost und Käse haben, ja?" Ihre Äuglein wandern wieder zwischen Magd und Magier hin und her, da sie sich noch nicht ganz sicher ist, wer hier eigentlich so spendabel ist und dafür lieb angeschaut werden muss.
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"Nun wenn er das sagt," antwortet der Tulamide mit gleichgültiger Mine, "dann nehmt es mit, auch wenn solche Verschwendung sonst gar nicht in seiner Art liegt. Setzt es auf meine Rechnung."
Dann fällt sein Blick wieder auf die kleine Wina, die ihn und Siona abwechselnd erwartungsvoll mustert. Es ist wohl kaum zu erwarten, dass das Mädchen das, was sie will auch tatsächlich wird bezahlen können. So fügt er nach kurzem Zögern hinzu: "Und was sie bekommt, ebenfalls."
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Mit den letzten Worten des Magiers scheint die Versorgung abgesichert, weswegen Wina fröhlich lächelnd auf den Stuhl von einer Seite zur anderen wippt.
"Zauberst du mir noch was?"
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Mami und Papi also. Das ist zwar sehr süß, aber nicht wirklich hilfreich. Trotzdem oder gerade deshalb will das Schmunzeln nicht aus dem Gesicht der alten Schankmagd weichen.
Mit einem freundlichen Nicken und Lächeln quittiert sie das Angebot des Zauberers, für den Verzehr des Mädchens aufzukommen. Obwohl das Angebot eigentlich gar nicht nötig ist, da Siona nicht wirklich vor hat, dem Mädchen etwas zu berechnen.
"Na, dann lass ich dir den Käse doch gleich hier, hm?" spricht sie Wina an, um die Aufmerksamkeit des Mädchens zumindest für kurze Zeit zurückzugewinnen. Lange könnte sie sowieso nicht mit einem Zauberer konkurrieren, das ist Siona klar. Aber es gilt immer noch heraus zu finden, wer die Eltern der Kleinen sind.
"Und wie heißen deine Eltern? Was arbeitet dein Papi?"
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Der Zeigefinger knautscht Nase und Kussmund zusammen, als Wina überlegt. Natürlich benutzt sie die Namen der Eltern nie, aber gehört hat sie sie ja doch schon des öfteren, zumal sie sich ja auch nicht untereinander Mami und Papi nennen. "Wolli und Bia", gibt Wina daher die gegenseitigen Kosenamen wieder. "Die können ganz fein nähen!" Dabei hebt sie die Zöpfe an, um auf die Samtschleifchen hinzuweisen, obgleich ja auch ihre restliche Kleidung von den Eltern angefertigt wurde. Da war sie nur nicht dabei, und auf die ist sie auch nicht so stolz.
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"Wolli und Bia", wiederholt Siona schmunzelnd die offensichtlichen Kosenamen. Angestrengt sinnt sie nach, ist sich aber nicht sicher, um wen es sich jetzt handeln könnte. Immerhin ist die Sache mit dem 'toll nähen' auch schon ein hilfreicher Fingerzeig. Sie wird am besten Tesden darauf ansprechen, er wird sehr wahrscheinlich wissen, um wen es sich handelt.
Freundlich nickt die Magd noch einmal und begutachtet die Haarschleifchen. "Ja, die sind wirklich sehr hübsch!" stimmt sie anerkennend zu. Gerne würde sie noch ein wenig mit dem Mädchen reden, um noch mehr heraus zu bekommen, doch ein kurzer Blick zur Theke zeigt Siona, dass der Wüstenbewohner ernsthaft auf diesen Schleier zu warten scheint.
"Ich hol dir dann den Apfelmost, ja?" lächelt sie die Kleine noch einmal an und macht sich auf den Weg zur Theke.
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Wie offenkundig sich Wina über das Kompliment freut! Ihre Schultern wackeln wechselseitig ein wenig vor und zurück, und das geschmeichelte Lächeln bei leicht gesenktem Blick spricht eine ebenso deutliche Sprache.
Erwartungsfroh nickt sie, als die Magd geht, zuckt aber zusammen, als irgendwo ein Stuhl zu Boden poltert. Die Unruhe von draußen nimmt sie nicht bewusst wahr, doch trägt auch diese dazu bei, dass sie sich ein wenig verängstigt umschaut und wieder auf ihrer Lippe knabbert.
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Khajit setzt gerade zu einer Antwort auf Winas Frage an, als auch er von dem plötzlichen Tumult abgelenkt wird, der seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt. Lautes Gepöbel und wüstes Schimpfen dringt durch die gesamte Schenke und lässt viele der Anwesenden neugierig die Köpfe heben.
'Scheint so als käme ich nun auch einmal in den Genuss, die barbarischen Sitten dieses Landes kennenzulernen', denkt sich der Tulamide, während er die grobe Auseinandersetzung interessiert verfolgt, zu der nun auch der hellhäutige Novadi hinzutritt. 'Ich hoffe nur, Meshif lässt sich nicht zu einer Dummheit hinreißen.'
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Trotzdem es eigentlich recht ruhig im Schankraum bleibt, kommt Wina die Angelegenheit recht almadanisch vor - auch wenn sie nicht so genau weiß, was das überhaupt ist. Außerdem schauen die Leute alle zu dem Tisch, wo der Stuhl umgefallen ist.
Unsicher kratzt sich Wina ihr Gewicht auf die Seite verlagernd am Po und schaut zu Khajit auf. "Duhu? Was ist denn los?"
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Langsam schüttelt der Tulamide den Kopf, bevor er dem kleinen Mädchen antwortet, ohne dabei jedoch seine Aufmerksamkeit von den beiden Kontrahenten abzuwenden. "Nichts weiter wie es scheint. Ein kleiner Streit, aber die Männer vertragen sich schon wieder. Du brauchst dich nicht zu fürchten, Wina."
Aber der Magier scheint noch nicht bereit das Gespräch mit der Kleinen wieder aufzunehmen, blinzelt argwöhnisch zu dem Kahlen und dem nordischen Hünen hinüber, während er den juwelenbesetzten Zauberstab zwischen den Fingern dreht.
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Besonders erschöpfend ist diese Erklärung ja nicht. Mit nachdenklich tief- und zusammengezogenen Brauen schaut Wina in schneller Folge zwischen Khajit und den Zankhähnen hin und her, bis sie beschließt, dass das wohl wirklich uninteressant für sie ist, und nur noch auf den Magier schaut.
"Und zauberst du jetzt noch was für mich?" fragt sie nochmals.
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Den Blick immer noch in Richtung des Aufruhrs gewandt, verfolgt Khajit, wie der Kahlköpfige den umgestoßenen Stuhl wieder auf die Beine stellt und Platz nimmt. Damit ist dieser Zwist dann wohl wirklich beendet.
Also schaut der Magier wieder zu der kleinen Wina zurück, der er durch die unerwartete Unterbrechung immer noch eine Antwort schuldig geblieben ist. "Du willst noch mehr Zauberei sehen? Du bist ja ein ehrgeiziger kleiner Zauberlehrling", entgegnet der Tualmide verhalten lächelnd, die Tatsache verschweigend, dass er das, was er hatte vorführen wollen, durch Sionas Ankunft gar nicht hatte zuendebringen können. "Nun gut ich werde sehen, was ich tun kann."
Er erhebt erneut den seltsam anzusehenden Zauberstab, und wieder beginnt ein magisches Funkeln und Schimmern über die geschliffende Kristallspitze zu tanzen.
OHH
Wieder freut sich die Kleine sichtlich über die Schmeichelei, indem sie den Kopf lächelnd etwas senkt, die Brust aber herausstreckt und ein wenig mit den Schulterchen wackelt.
Dann aber lässt sie sich leicht in den Bann der zu erwartenden Kunststückchen ziehen und beobachtet aufmerksam den Zauberstab.
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Diesmal geht das Wirken des Zaubers - so es denn überhaupt ein solcher ist - ohne weitere Störung und Unterbrechung vonstatten. Mit beschwörendem Blick starrt Khajit auf die Kristallkugel, die von ihrer ursprünglichen blaugrünen Färbung immer mehr verliert, bis sie schließlich in einem tiefen Rot glüht und tatsächlich eine spürbare Wärme auszustrahlen scheint.
Plötzlich und ohne jene Vorwarnung ist ein dumpfes Fauchen zu vernehmen, und ein helles Aufflackern erhellt die Gesichter der beiden am Tisch Sitzenenden.
Statt des juwelenbesetzten Zauberstabes hält der Magier nun eine lodernde Fackel in der Hand, die mit dem Symbol des Magierstandes nun nur noch den hölzernen Griff gemeinsam hat. Die Flamme strahlt eine unverkennbare Hitze aus und ist von einer gewöhnlichen kaum zu unterscheiden, mit Ausnahme der Tatsache, dass sie weder Rauch noch Ruß noch abgibt.
OHH
Ob des plötzlichen Geräusches zuckt Wina erschrocken zusammen. Doch dann sinkt ihr Unterkiefer langsam hinunter, um einen staunend geöffneten Mund zu bilden. "Oooh!" raunt sie tief beeindruckt und kann für ein paar Momente den Blick nicht von der tanzenden Flamme nehmen.
Schließlich aber richtet sie ihre großen Äuglein wieder auf den Magier, denn auf die Dauer ist ja nichts Spektakuläres an einer Fackel. Davon hat sie schon einige gesehen. Bestimmt kommt noch mehr, denkt sie sich.
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Die lohende Fackel immer noch in Händen haltend, schaut der Magier auf und erwidert somit geradewegs den immer noch gespannten und erwartungsvollen Blick der kleinen Wina. Das verwundert den Tulamiden einigermaßen, denn war die Verwandlung des Stabes auch kein allzu großes 'Kunststück' gewesen, so aber doch zweifellos eine Demonstration wahrer Magie. Aber das Mädchen scheint auf noch mehr zu hoffen und so schenkt Khajit der Kleinen ein wohlwollendes Lächeln, schon wieder, und das obwohl dieser Ausdruck sonst höchst selten auf den Zügen des Mannes zu beobachten ist. "Hast du immer noch nicht genug gesehen für heute, kleiner Zauberlehrling?"
OHH
Zuerst schaut Wina ein wenig verdattert, indem sie ihre Unterlippe abwärts kräuselt und mit den Lidern klimpert. Wieso glauben die Erwachsenen eigentlich immer, dass alles Schöne mal ein Ende haben müsse!?
Sie nickt, dann fällt ihr auf, dass die Frage nicht war, ob sie noch mehr sehen will, und schüttelt eilig das Köpfchen. "Kannst du deinen Freund nicht fröhlich zaubern?"
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Nun ist es an dem Tulamiden, etwas verdutzt dreinzuschauen, und das obwohl der sonst so verschlossene und oft überhebliche Mann sich normalerweise kaum etwas Derartiges anmerken lassen würde. Doch findet er seine Fassung schnell wieder, zumindest äußerlich, und nur ein sehr aufmerksamer Beobachter würde die latente Unruhe bemerken, die ihn nach den Worten des Mädchens befällt.
Khajits Blick sucht unwillkürlich nach der hageren Gestalt des Novadi, doch dieser hat die Taverne schon so gut wie verlassen. Vielleicht ist das auch besser so; die Schenke mit ihren vielen Gästen ist gewiss einer der unpassensten Orte für einen menschenscheuen Einsiedler.
"Nun ich..." antwortet der Magier schließlich schleppend, ohne Wina dabei anzusehen. "Etwas Derartiges wäre wohl sogar möglich. Aber ich glaube nicht, dass es Meshif gefallen würde."
OHH
Immer schmolliger und verknautschter wird das Kindergesicht. "Oooch, warum denn nicht? Traurig sein ist doch ganzganz doof!" Wieder knabbert sie angespannt auf der Unterlippe und wankt dabei unruhig und unbehaglich auf ihrem Platz herum.
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Mit einem gewissen Ausdruck von Unwillen kehrt Khajits Blick zu der Kleinen zurück. Was versteht sie schon von solch unermesslich komplizierten Dingen wie dem menschlichen Geist und der Magie? 'Sie ist ja noch ein Kind', denkt sich der Tulamide mit schiefem Mund, und hebt die Hand mit der Fackel, welche erlischt und schlagartig wieder zu dem wohlbekannten Zauberstab wird.
"Es ist ein Sache, einen Stab in eine brennende Fackel zu verwandeln. Magie, welche die Gedanken und Gefühle von Menschen beeinflusst, ist eine ganz andere. Ich weiß, wovon ich rede, mein Kind", entgegnet der Magier schließlich mit ernster Stimme.
OHH
Verschwörerisch und mit einem hoffnungsvollen kleinen Lächeln beugt sich Wina etwas vor, wobei sie aufgeregt die Fäustchen am Hals beisammen hält. "Meinst du, ich soll ihn trösten gehen?"
Sie schaut vorsichtig in den Schankraum, doch entdeckt sie Meshif gar nicht mehr. Sein Gehen hat sie nicht mitbekommen. "Wo ist er denn?" Abermals knabbert sie auf der Unterlippe - diesmal nur mit den oberen Schneidezähnen. Ob der doch auch ein Zauberer ist?
Wina hopst von ihrem Stuhl herunter und blickt noch immer durch den für sie recht unübersichtlichen Raum. So viele Leute und Tische und Stühle und Säulen und vor allem überhaupt! Jawohl!
Die helle Stimme des anderen Mädchens erregt ihre Aufmerksamkeit, als sie etwas lauter wird. Neugierig schaut sie hinüber.
Dass sie den Magier eben noch etwas gefragt hat, vergisst die kleine Wina immer mehr, da dieser so still ist. Und sie schaut ja auch woanders hin, nämlich auf das etwas ältere Mädchen und den Mann dabei. Unschlüssig kratzt sich Wina am Po. Die beiden scheinen sehr beschäftigt zu sein.
Ihre unstete Aufmerksamkeit wird immer wieder von den umherlaufenden Erwachsenen abgelenkt, schließlich aber besonders von einer Frau, die von einer anderen hereingetragen wird. Großäugig beobachtet Wina das Absetzen der anscheinend Verletzten.
Und da sie niemand zu beachten scheint - zumindest bemerkt sie dann davon nichts - verliert sich Wina in all den weiteren Wundern dieses Hauses. Das sind nämlich alles sehr erstaunliche Leute hier. Viele sind unheimlich groß und fast alle tragen sie auf die eine oder andere Weise fremdartige Kleidung. Wina weiß gar nicht, wo sie zuerst hinschauen soll.
Unwillkürlich tut sie ein paar winzige Schrittchen vom Tisch weg tiefer in den Raum hinein.
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Mit abwesendem Blick mustert Khajit den Zauberstab in seiner Hand, dreht ihn weiter zwischen den Fingern und nickt dabei langsam. Er ist anscheinend tief in Gedanken versunken und scheint gar nicht zu bemerken, dass sich das kleine Mädchen immer weiter vom Tisch entfernt.
"Ja geh ruhig. Vielleicht kannst du ja tatsächlich was ausrichten", spricht der Tulamide schließlich leise, fast flüsternd, vielleicht zu leise, als dass Wina es im Geraune der Taverne überhaupt noch hören kann.
OHH
Tatsächlich hat Wina die Worte des Magiers nicht wirklich vernommen, aber doch irgendwie bemerkt, dass er spricht. Als sie sich zu ihm umdreht, wird ihr auch wieder klar, worum es eben noch ging. Stimmt ja, der arme, traurige Räuber! Sie hat schon wieder vergessen, dass er gar keiner ist, aber für ein kleines Mädchen ist das sowieso noch ein recht abstrakter Begriff, der allenfalls die Phantasie anregt.
Schon will sie hinauslaufen, als sie ihren geliebten Fredo unverändert zusammengesunken auf dem Tisch sitzen sieht. Den darf sie auf keinen Fall vergessen! Eilig schnappt sie sich das Kuscheltier und tappert klappernd zur nächstgelegenen Türe. Denn da sie nicht weiß, wo er stecken mag, muss sie ja irgendwo anfangen, und die anderen Ausgänge hat sie teilweise noch nicht einmal bemerkt.
Nach draußen...
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Redaktion und Lektorat: OHHerde 2003