Wollen wir's Wagen?

Verfasser: Oliver H. Herde, Ralf Büngener und andere

NW

Dass Siona sich jetzt direkt dem Anliegen der Guttli annimmt, ist Tesden doch ein wenig unangenehm. Ein wenig bedröppelt ist daher sein Blick, mit dem er gerade noch den sich senkenden Arm der Schauspielerin wahrnimmt. Na, dann muss er da eben mal nachsehen, was noch fehlt. Gesagt, getan, setzt sich der Wirt um die Theke herum in Bewegung und steuert den Tisch mit Widumir und Jana an.

OHH

Ganz gegen Janas Annahme rollt nun der Wirt höchstselbst heran. Irgend etwas lässt Widumir mutmaßen, dies könne Jana nicht recht genügen. Neugierig grinsend wartet er daher ab, was wohl ihm als nächstes von seiner ganz persönlichen Komödiantin geboten wird.

RB

Dass Tesden sich jetzt direkt ihrem Anliegen annimmt, ist Jana doch ein wenig unangenehm. Allerdings lässt sie sich davon nichts anmerken, sondern nutzt die Zeit, die der Wirt für das Umrunden der Theke braucht, um ihren Mund zu leeren und ihr Lächeln anzuknipsen.
"Euer Frühstück lässt wirklich nichts zu wünschen übrig, falls Ihr das denken solltet", begrüßt sie den Heransteuernden. "Im Gegenteil, es ist vorzüglich. Es war vielmehr meine Neugier, die mich winken ließ. Mir ist nämlich gestern Abend der Karren unter Eurem Unterstand aufgefallen. Der scheint Bühnenmaterial und Theaterskripte zu enthalten. Eigentlich keine Überraschung bei den vielen Spielleuten, die hier eingekehrt sind. Aber Alrik sagte mir, er gehöre Siona. Deshalb wollte ich sie fragen, was es damit auf sich hat. Aber da Ihr nun schon einmal hier seid, könnt Ihr mir sicher genausogut weiterhelfen." In Erwartung einer guten Geschichte blickt sie zum Wirt auf.

NW

"Nun, es freut mich, wenn es Euch schmeckt", wirft Tesden in Janas Redefluss ein.
Als die Sprache auf den Karren kommt, heben sich seine Augenbrauen leicht. "Der Karren, ja... ein fahrender Gaukler hat ihn hiergelassen. Ich kann mich allerdings nicht daran erinnern, dass er ihn explizit Siona vermacht hat. Aber wir können sie gern fragen. Eigentlich haben wir keine Verwendung für... diese Dinge." Den Krempel hat er sich gerade noch verkniffen.

OHH

Dies scheint ein höchst lukratives Gespräch für Jana zu werden. Allerdings fragt sich Widumir, ob sie so dreist sein wird, ihm eine Beteiligung beim Ziehen des Wagens abzufordern. So entfleucht das fröhliche Lächeln einem nachdenklichen Blick und einem grüblerischem Kopfkratzen. Soviel hat er schon über Frauen gelernt: Die wollen oft nur alles haben und denken nicht darüber nach, wie sie es nach Hause schaffen.

RB

Im Kopf der Schauspielerin purzeln die Gedanken durcheinander. 'Also keine spannende Geschichte mit Siona als Schauspielerin, schade. Er hat ihn hiergelassen? Wie kann man keine Verwendung für diesen Schatz haben! Wollen sie ihn vielleicht loswerden?'
Gleichzeitig purzeln die Fragen aus ihrem Mund: "Wieso hat er ihn hiergelassen? Wann holt er ihn denn wieder ab? Darf ich mir den Karren mal angucken? Für die Bücher ist es sicher nicht gut, bei diesem Wetter draußen zu liegen. Ich kenne vielleicht Leute, die Verwendung dafür hätten." 'Eine davon sitzt hier am Tisch.'

OHH

'Bei diesem Wetter'!? Verdutzt schaut Widumir zum nächstbesten Fenster hinaus. Fraglos kann Jana noch nicht bemerkt haben, dass der Regen längst vorüber ist. Immerhin war sie ja wohl auch noch nicht draußen, aber das fehlende Tröpfelrauschgeräusch in Verbindung mit dem durch die offenen Fensterläden eindringenden Sonnenschein...
"Stimmt, die holen sich womöglich noch einen Sonnenbrand!" quäkt er vorlaut dazwischen.

RB

Zur Abwechslung denkt Jana mal schneller als sie handelt. Widumir soll ihr diese Gelegenheit nicht mit seinen vorlauten Rufen kaputt machen. Am liebsten würde sie sich zu ihm umdrehen und ihm einen vernichtenden Blick zuwerfen. Aber das würde der Wirt sicherlich bemerken und momentan ist sie auf sein Wohlwollen angewiesen. Und möglicherweise würde das ihren Reisegefährten sogar noch mehr anstacheln. Also entscheidet die Schauspielerin sich für ein nachsichtiges Lächeln, während sie weiterhin erwartungsvoll den Wirt anblickt.

VW

Sionas Nicken weht hinüber zu den am Tisch Sitzenden.

OHH

Derweil sie Jana mehr als Widumir auf Antworten des Wirtes wartet und der Schelm schon zu vergessen beginnt, auf welche Fragen denn eigentlich, nimmt er im Hintergrunde die nahende Magd wahr. Zugleich aber drängt sich etwas anderes in den Vordergrund - also ganz, ganz nach vorn in den Vordergrund! Eine Fliege landet auf Widumirs stupsigem Riechorgan. Schielend wird nach ihrem Behufe geschaut.

NW

Tesden kratzt sich am Kopf. Der Redefluss dieser Frau ist ja wahrlich nicht zu bremsen. Als er schließlich doch zum Erliegen kommt, erholt er sich erstmal, dann antwortet er: "Also... ich denke nicht, dass der Gaukler den Wagen noch abholen kommt... Er sagte wohl was davon, dass es wohl jemand geben möge, der die Sachen brauchen könnte. Ihr könnt es Euch ja mal ansehen..."

OHH

Ach ja, der Wagen... Scheint so, als könne Jana das Ding wirklich abstauben. Widumir nimmt sich vor, beim Transport nur zu helfen, wenn sich die Gerätschaften auch wirklich lohnen und er irgendwas Hübsches davon abbekommt.
Ob die Fliege auf seiner Nase derselben Ansicht ist, kann er nicht recht erkennen. Ihr Gesichtsausdruck ist durch die extreme Nähe bloß verschwommen wahrzunehmen. Auch ansonsten lässt sie keine Absichten erkennen. Erst einmal putzt sie sich nur, was sie vermutlich auch nötig hat. Man weiß ja, wo Fliegen sich sonst noch so herumtreiben.

RB

"Au ja, das werden wir tun", ruft Jana und springt auf. "Kommst du mit, Widumir?" Schnell greift sie ihren Hut, setzt ihn mit wippender Feder auf und läuft, ohne auf den Angesprochenen zu warten, mit einem breiten Lächeln im Gesicht zur Tür. Wo der Haken an der Sache ist, kann sie später noch herausfinden. Jetzt will sie erst einmal sehen, ob sie sich gestern Abend nicht verguckt hat. Das Frühstück ist dagegen unwichtig geworden.

NW

Ein wenig verdattert bleibt Tesden zurück ob des raschen Abgangs der Schauspielerin. Aber als Eberwirt sind ihm schon seltsamere Dinge passiert, so zuckt er nur mit einem leichten Schmunzelnd den Kopf, während er Jana nachblickt. Anschließend lässt er seinen Blick über die Gaststube schweifen. Noch nicht viel los...

OHH

Wimperklimpernd beteiligt sich auch Widumir an des Wirtes Nachschau. "Öhm, ja..." kommt es zögerlich, beinahe nach der Absicht fragend. Denn wenngleich er dem guten Hausherrn auch in dessen jüngstem Gedanken voll zustimmen würde, wofür er dessen Umschau nicht nachvollziehen muss, bleibt doch die unausgesprochene Drohung von Arbeit im Raume schweben.
Da mag es am besten sein, selbige hier am Tische einstweilen allein zu lassen. Möglicherweise lässt sich bei rascher Beteiligung Schlimmstes verhindern. Zudem ist Widumir fraglos auch neugierig, also entspringt auch er dem Stuhle und dem gegenwärtigen Wirkungsbereich Tesdens, welchselbiger wohl keinen Abschied erwartet und somit genau dieses erhält.

RB

Vom eigenen Schwung getragen, erreicht Jana rasch die Wirtshaustür und öffnet sie. Dazu muss sie gezwungenermaßen stehenbleiben und blickt sich nach ihrem Begleiter um. Da jener sich in Bewegung setzt, bleibt Jana mit ungeduldig wippendem Fuß noch einen Augenblick länger stehen, um ihm die Tür offenzuhalten. Der Blick nach draußen zeigt momentan keine weiteren Personen in Sichtweite.

VW

Kopfschüttelnd steht auch Siona da und sieht den Hinausstürmenden hinterher. Die Jugend heutzutage. Nichts kann ihnen augenscheinlich schnell genug gehen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht noch draußen jemanden über den Haufen rennen.

OHH

Schau an, die Dame entdamt sich und zeigt sich mal dienstbeflissen. Zeiten und Wunder! Da will sie Widumir nicht zu lange warten lassen, dass sie es sich womöglich noch anders überlegt und er die Türe an den Kopf bekommt. Forschen Schrittes naht er der einen wie der anderen, wobei er der verwunderten Magd ein Achselzucken mit auf das Zurückbleiben gibt, bevor er mit einem würdevollen "Besten Dank, meine Guteste" ins Freie entfleucht.

AB

Langsam und behutsam einen Schritt vor den anderen setzend nähert sich das Geweihten-Elfen-Paar der Vordertür des Gasthauses. Sie sind noch weit genug entfernt, um den soeben Heraustretenden nicht in die Quere zu kommen.
Grimgerda entringt sich ein tiefer Seufzer.

RB

Als Widumir an ihr vorbeischlüpft, wird Jana der Vertauschung der Rollen gewahr. Allerdings hat sie momentan Wichtigeres zu tun, deshalb eilt sie sich, hinter ihm her zu laufen.
Dabei bemerkt sie die Geweihte, die sich aus der anderen Richtung nähert. Sie zögert und blickt genauer hin. So erkennt sie, dass die Geweihte offenbar eine Verletzte stützt, eine Elfe.
Die wohlerzogene junge Frau schickt ihrem Begleiter einen sehnsuchtsvollen Blick hinterher, dann macht sie den Schritt zurück, um der Geweihten und ihrer Patientin die Tür aufzuhalten.

OHH

Wohin, wohin? Ach ja, links. Oder doch nicht?
Da Jana es mit dem Wagen offenbar doch nicht mehr so eilig hat, bleibt auch Widumir stehen, wendet sich um und schaut, was sich da für ein Pärchen heranschleppt. Für weitere Tätigkeiten fühlt er sich jedoch noch nicht aufgerufen.

AB

Vorsichtig aber unaufhaltsam kommen Grimgerda und Andariel immer näher. Die Geweihte schenkt der jungen Frau einen dankbaren Blick, als das Paar die Tür erreicht. "Travias Dank. Nur noch einen kleinen Augenblick."
Sie wendet sich an die Elfe an ihrer Seite: "Nur noch ein paar Schritte, dann kannst du rasten." Obwohl... nebeneinander werden sie wohl kaum durch die Türe passen. "Warte, ich geh am besten einmal vor..."
Grimgerda löst sich von der Elfe und betritt - die Hände der Elfe weiterhin zur Stütze reichend - rückwärts den Schankraum.

OHH

Nanu, was ist denn mit dem Spitzohr passiert? Diese Leute sind zwar manchmal ein wenig langweilig, aber bisweilen auch sehr lustig - also irgendwie genau wie Menschen oder Zwerge. Nur verletzt hat Widumir noch kaum mal eins gesehen, wenn nicht irgendwelche besonders einfältigen Menschen sich an ihnen vergangen haben. Vielleicht gibt es ja nachher noch Gelegenheit, die Geschichte zu erfahren. Einstweilen heißt es, weiter zu warten.

SW

Als sie sich der Tür nähern, bemerkt sie die dort stehenden, teils - auf sie? - wartenden Menschen. Bunt und fröhlich wirkt zumindest der eine, hilfsbereit die andere. Freundlich nickt sie ihnen zu und lässt sich nach einem tiefen Atemzug direkt vor der Tür von der Geweihten hinein ziehen.

RB

Unendlich langsam bewegen sich die Geweihte und die Elfe auf die Tür zu und durch diese hindurch. Immerhin Zeit genug, sie unauffällig ausgiebig zu mustern. Aber Jana muss sich zusammenreißen, um nicht ungeduldig mit dem Fuß zu wippen.
Äußerlich lässt sich die Schauspielerin davon natürlich nichts anmerken, sondern grüßt höflich, wie es sich gehört: "Travia zum Gruße, Euer Ehren, meine Dame." Sie schafft es sogar noch, die Tür ohne ungebührliche Hast hinter sich und den anderen zu schließen, bevor sie wieder in die alte Geschwindigkeit zurückfällt.
"Hast du die Elfe gesehen? Was da wohl passiert ist. Hast du nicht erzählt, dass die Travia-Geweihte mit dem anderen Geweihten unterwegs war? Wo ist der denn geblieben, ohne seine Waffen? Und wo hat sie die Elfe aufgegabelt?" fragt sie den offenbar als allwissend angesehenen Widumir, als sie zu ihm aufgeschlossen hat.

OHH

Wohlgemutes Nicken Widumirs erwidert jenes der Elfe, auch wenn er sich nicht recht sicher über das Erreichen der Adressatin ist. Aber die hat ja auch gerade andere Probleme wie zum Beispiel das eigene Körpergewicht. Sicher kein gewohntes Gefühl für eine von denen!
"Hm?" Wendet er sich an Jana, doch braucht es keine Wiederholung ihrer Erkundigungen, selbige dann doch aus dem unterbewussten Gedächtnis herauszubeschwören und in der bewährten Art zu beantworten: "Ich bin ja nicht blind. Frag die, die es weiß. Hab ich. Vielleicht auf dem Abtritt, wo sie noch mehr stören würden als anderswo. Hinter dem Haus."
Treuherzig schaut er seine Mitreisende von unten herauf an, obgleich er ja eigentlich etwas größer ist als jene. Ob sie je lernen wird, nur so viele Fragen zu stellen wie sie Antworten ertragen kann? Unvermeidlich weicht die Treuherzigkeit einem breiten Grinsen.

RB

Im Vorbeistürmen versucht Jana, Widumirs Antworten zu verarbeiten. Natürlich ergeben sie wenig Sinn, da sie sich die Reihenfolge der Fragen so schnell, wie sie sie gestellt hat, nicht merken konnte. Aber es scheint auch nicht viel Substanz in seinen Äußerungen zu stecken, also kein Grund, noch mehr Zeit zu verlieren. Trotzdem kann und will sie sich ein leises Lachen über seine Art, ihre Fragen mit Antworten nicht zu beantworten, nicht verkneifen.
Schwungvoll biegt die Schauspielerin um die Hausecke und überquert schräg den Hof. Erst als sie den Unterstand erreicht, verlangsamt sie ihre Schritte und nähert sich dem Karren, der mehr schlecht als recht mit der beschädigten Plane bedeckt ist.

OHH

Wimperklimpernd betrachtet Widumir das gedachte Staubwölkchen, welches Jana bei noch trockenerem Wetter gewiss hinterlassen würde. "Oh, bittebitte! Gar keine Ursache! Immer zu Diensten; mit Freude!" murmelt er vor sich hin. Vermutlich spricht er mit dem Wölkchen, das ja auch niemand außer ihm sehen kann.
Dann wendet er sich gemächlich dem verrückten Frauenzimmer nach. Tatsächlich mag man ein Lächeln bei ihm entdecken, denn Jana schien belustigt und immerhin so viel von seinen Antworten verstanden zu haben. Dies genügt zur Zufriedenheit, welche zum Schlendern einläd. Die Weiterreise wird bestimmt noch anstrengend genug, wenn man nicht aufpasst.

OB

Kurz stocken die Schritte des Wassermüllers, als ihm die Schöne von gestern Abend entgegenläuft. Die ist doch wohl nicht auf der Suche nach seinem Erben? Irgendwann muss mit den Flausen dann ja auch mal wieder Schluss sein. Allerdings bemerkt die junge Dame nicht einmal ihn selbst - was schon eine gehörige Leistung darstellt - vor lauter Ablenkung. Ihr Weg führt sie schnurstracks zum Unterstand. Vermutlich nicht, um auf dem Karren der Müllersfamilie Platz zu nehmen und sich später am Vormittag zur Wassermühle kutschieren zu lassen. Nebendran steht noch ein Wagen, der offenbar eher ihr Interesse geweckt hat. Der kleine Wirrkopf - eine Beschreibung, die sowohl auf das lockige Haar als auch auf die krausen Gedanken zuträfe - schlendert hinterdrein.
Der Wassermüller nimmt's mit einem leichten Schmunzeln zur Kenntnis, lässt die beiden ihres Weges ziehen und spaziert selbst weiter hin zur Ebertür.

OHH

So schön angeschmunzelt, kann Widumir selbiges nur erwidern. Er hegt ja auch keinen ernsten Groll gegen diesen armen Knochen, dem man bestimmt noch die lustigen Seiten des Lebens zeigen könnte, wenn man nur wollte. Aber Widumir ist ja kein moralischer Weltgardist, sondern hat gerade eine andere Aufgabe, welcher er fortgesetzt nachbummeln kann.

RB

Jana ignoriert den Wassermüller nicht absichtlich, aber da sie sich schon gegrüßt haben und sie momentan Wichtigeres zu tun hat, beachtet sie ihn nicht weiter.
Nun steht sie endlich vor dem Karren. Gerade will sie die Plane ergreifen und daran zerren, da hört sie leisen Gesang. Sie sieht sich um, kann aber die Quelle nicht sehen. Doch es scheint aus dem Stall zu kommen. Lächelnd wendet sie sich wieder dem Karren zu. Allerdings hört sie noch das Lied bis zu Ende an, bevor sie ihre Arbeit fortsetzt. Das gibt ihr die Zeit, die Plane anzusehen und zu verstehen. Als der Gesang schließlich endet, löst sie systematisch die Befestigung und legt den Inhalt des Karrens frei.

OHH

Zwar hat auch Widumir das gedämpfte Singen vernommen, doch hätte er wohl auch ohne die wohlbeleibte Ablenkung wenig davon mitbekommen. Er achtet nun viel mehr auf Jana, die so andächtig auf den Wagen schaut.
Möglicherweise springt ja schon etwas von ihrem Theatergehabe auf ihn über, da er genau in jenem Momente ankommt, als sie die Abdeckung entfernt. "Tataa!" begleitet er die Handlung und richtet effektheischerisch die Hände auf das Gerümpel, denn wofür sonst wohl hat sie ihn mitgenommen?

RB

'Tataa!' denkt auch die Schauspielerin, als die Plane den Blick freigibt. Allerdings ist es bei Licht betrachtet tatsächlich Gerümpel, das sich dort auftürmt. Enttäuscht lässt die junge Frau die Plane auf den Boden fallen und geht am Karren entlang, um einen besseren Blick auf den Inhalt zu bekommen. 'Da war doch gestern Abend...'
Da ist ja das Schiff, das sie gesehen hat. Und es ist tatsächlich mit einer Art Mechanik versehen, die unglaublich kompliziert aussieht. 'Was sollen bloß diese Bleche, die runden Dinger und Tanks da? Ob das alles überhaupt noch funktionieren kann?'
Plötzlich aufgeregt schaut sich die zukünftige Theaterbesitzerin weiter um: Da sind die Bücher, ein ganzer Stapel sogar, allein das ist ein Schatz. Und dort sind lebensgroße, dämonisch aussehende Puppen, die ihr einen Schauer über den Rücken laufen ließen, wenn die Sonne nicht gerade schiene. Dazu kommen noch diverse Dosen und Kisten, deren Inhalt sich nur erahnen lässt und dort... "Sieh mal, Widumir, wäre das nicht was für dich?" lacht Jana und deutet auf ein Narrenkostüm.

OHH

Ein wenig Kratzen oberhalb des Ohres, dann an der Unterkieferkante darunter. Schließlich hebt Widumir Teile des Gewandes mal zu besserer Betrachtung an. Bestimmt gäbe es die eine oder andere Gelegenheit, sowas mal anzuziehen. Manches Stück mag auch alltagstauglich sein. "Wenn es nicht zu klein ist..." Zu groß ist ja nicht unbedingt das Problem. Sind wir doch mal ehrlich: es handelt sich ja schlussendlich um ein Narrenkostüm!

RB

Die Schauspielerin betrachtet aufmerksam Kostüm und zu Kostümierenden. "Tja, da müssen wir uns wohl einen kleineren Narren als dich suchen", konstatiert sie schließlich. "Vielleicht passt es ja dem hier..." Lachend zeigt sie auf die 'lebensgroße Figur des Todes' und muss über diesen absurden Gedanken erst recht lachen.
Während sie lacht, lässt Jana ihren Blick noch einmal über den Karren schweifen. "Was ist das denn?" Sie hebt ein hölzernes Brett hoch, das mit Kreide beschrieben ist. "Gegen Mitnahme umsonst zu verkaufen", liest sie vor.

OHH

"Bestimmt passt es", murmelt Widumir gedankenvoll vor sich hin. Vor allem inhaltlich, so findet er. Und auf jeden Fall die Kappe.
Doch Jana ist ja schon wieder woanders. Es würde ihn erstaunen, jemand Unsteteres als ihn kennengelernt zu haben, wenn er darüber nachdächte. So hingegen fühlt er sich recht zuhause.
"Ja, wahrhaftig: Das Schild gibt es gratis dazu!" ruft er begeistert aus.

RB

"Dann probier es doch mal an", fordert Jana den Narren auf, als sie dessen unerwartete Antwort hört. In Gedanken schon wieder weiter, denkt sie, dass er sich selber meint. "Nicht das Schild, meine ich", fügt sie schnell hinzu. "Ich drehe mich auch um."
Gesagt, getan, wendet sie sich dem Hof zu, gerade als Vinizarah und Alrik aus dem Stall treten. Wieder ist es einer dieser seltenen Momente, in denen sie schneller denkt als spricht und das 'Guten Morgen' noch zurückholen kann, bevor sie es über den Hof ruft. So wie die beiden gucken, hätten sie es wohl eh nicht gehört.
Versonnen blickt die Schauspielerin zum Liebespaar hinüber, als sei es eine Theatervorführung. Das Schild hält sie dabei immer noch in der Hand.

JuR

Zum wiederholen Male an diesem Morgen bemüht Vinizarah sich, die in ihrem Kopf herumschwirrenden Worte einzufangen und zurechtzulegen und ist darin so vertieft, dass sie in der Tat weder für die Schauspielerin noch für andere auf und bei dem Hof befindlichen Augen noch Ohren hat.

OHH

Offenkundig möchte Jana das Schild selbst anprobieren. Soll sie nur aufpassen, dass die beiden da drüben sie nicht für umsonst kaufen! Für einen Moment überlegt Widumir, ob er dann wohl auch im Preis inbegriffen wäre.
Dann wendet er sich dem Verstorbenen zu, ihn anzukleiden - denn nur das kann Jana ja gemeint haben.

RB

Endlich wird Jana bewusst, dass sie sehr undamenhaft starrt. Sie reißt sich zusammen und dreht sich wieder zum Karren um, die Liebenden ihrem hoffentlich gnädigen Schicksal überlassend.
"Was hast du denn vor?" fragt sie überrascht und etwas belustigt, als sie Widumir mit dem Kostüm und der Figur des Todes herumhantieren sieht. "Der Tod als Narr verkleidet?" In einem Theaterstück gäbe das im konservativen Vinsalt einen Skandal so richtig nach dem Geschmack der Schauspielerin. 'Wer könnte denn das Stück dazu schreiben?' A propos, sie will sich die Bücher einmal näher anschauen.

OHH

"Na, das war doch dein Vorschlag!" beteuert Widumir, ohne sein Vorhaben zu unterbrechen. "Aber so, wie ich das bislang sehe, passt das wunderbar!" Man mag feststellen, hier möge eher die Thematik gemeint sein denn die Größe von Kleidung und Puppe. Ersteres ist letzterer fraglos allzu luftig - aber wie gedacht: Es ist ja ein Narrenkostüm, also muss es nicht wie angegossen sitzen.

RB

"Na, dann können wir ihn ja mit zum Frühstück nehmen, wenn wir zurückgehen", scherzt Jana.
Während Widumir sich mit Puppe und Kostüm abmüht, widmet sie sich dem Stapel Bücher. "Avedios de Malonza, nie gehört", murmelt sie. "Die scheinen alle von ihm zu sein." Sie öffnet eins der Bücher aufs Geratewohl und beginnt zu lesen, dann blättert sie weiter. "Das sind Theaterstücke!"
Interessiert blättert sie weiter zum Inhaltsverzeichnis. Bekannte Stücke sind nicht dabei, mit einer Ausnahme. "Der Novadi von Baltrea, davon habe ich schon mal gehört." Die Schauspielerin schlägt die entsprechende Seite auf und beginnt zu lesen.

OHH

"Ach, geschrieben hast du auch?" erkundigt sich Widumir entzückt beim vermeintlichen Avedios. Die Puppe nickt. "Ja, na sowas!"
Da wehen überaus trübsinnige Liedfetzen um Tod, Leid und andere Furchtbarkeiten vom Brunnen daher. Mit derlei konnte der junge Schelm noch nie gut umgehen. Muss man solche Scheußlichkeiten auch noch besingen, anstatt sie hübsch beiseitezuschieben?
Ein Räuspern, das gegen die Sängerin gerichtet sein könnte oder auch einfach Jana ansprechen soll. "Avedios hat auch Hunger", klingt es auffordernd und fast ein wenig vorwurfsvoll. Hier draußen so nahe am Jammertal möchte Widumir nicht gern lange herumstehen.

RB

Es dauert einen Moment, bis Widumirs Bemerkung bei der im Lesen versunkenen Jana ankommt. "Wie bitte? Ja, klar!" Sie hebt den Kopf und muss lachen, als sie ihren Begleiter im Gespräch mit dem toten Narren sieht. Schwungvoll klappt sie das Buch zu. Die daraus resultierende Staubwolke lässt das Lachen in Husten übergehen.
Als sie sich wieder gefangen hat, steckt die Schauspielerin das Schild unter den Arm und reicht der Puppe eine Hand, um ihr vom Wagen zu helfen. "Kommt Avedios, ich übernehme Eure Zeche."

GH

"Danke", lässt es sich vom Wagen hören, just als die Hand der Schauspielerin der lebensgrossen Figur darauf die Hand reicht. Zwar blechern, aber deutlich.

OHH

Na sowas, wer hätte das gedacht! Wobei Widumir weniger die Sprachfähigkeit des Verblichenen erstaunt, als die Möglichkeit, dass er vielleicht in einem ähnlichen Umfeld aufgewachsen ist wie der Schelm.
So nimmt er den neuen Bekannten bei der anderen Hand und erklärt sich im Plaudertone: "Da wir ja nun schon schon Euren Namen kennen, gestattet mir, uns ebenfalls vorzustellen." Zunächst weist er auf sich selbst, schwenkt dann aber mit der Hand aus in dunkler Hinterkopfecke entdeckter Höflichkeit oder aufgrund seiner Dienstbeflissenheit oder einfach aus dramaturgischen Gründen überraschend doch auf seine Weggefährtin. "Jana Daminovicz, Hofschauspielerin am kaiserlichen Pampelmusentheater."
Wirbelnd kehrt die Hand zur eigenen Brust zurück. "Widumir, Sohn von Sodumir, Leibwächter und Geschichtenerzähler."

RB

Als Tochter aus gutem Hause hat Alrike Rahjana gelernt, mit Brettchen unter den Armen zu essen. Wenn ein Brettchen herunterfiel, war die Mahlzeit vorbei und das Mädchen musste hungrig ins Bett.
Nur diesem Training ist es zu verdanken, dass das Schild unter Janas Arm nicht herunterfällt, als sie vor Schreck zusammenzuckt, als die Figur plötzlich zu sprechen beginnt. Ungläubig starrt sie sie an. Dieser Wagen scheint mehr Geheimnisse zu bergen, als mit bloßem Auge zu sehen. Oder hat Widumir sich etwa einen Scherz erlaubt?
Immerhin rettet jener die Situation, indem er sie ins Lustige zieht. Und so gelingt es der Schauspielerin dank der Atempause, auf die Vorstellung mit einem angedeuteten Knicks und den Worten: "Sehr erfreut", zu reagieren. Nach weiterem Geplauder ist ihr noch nicht zumute.

GH

Kaum hat der Schelm die Puppe an der anderen Hand ergriffen, lässt diese ein abermals metallen anmutendes "Sehr angenehm" verlauten. Allerdings erfolgt dies nicht höflich abwartend, sondern noch bevor der Vorstellende die Präsentation beginnen kann.

OHH

Soso, ungeduldig ist er also, der Herr Avedios - ganz ähnlich dem rothaarigen Fräulein, welches im Hintergrude vom Brunnen davonläuft, um Augenblicke darauf auch schon wieder zurückzukehren. Beides nicht Widumirs Problem.
"Na, dann auf zum zweiten Frühstück!" freut er sich. Jetzt kann er schon wieder noch ein Schnittchen vertragen.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2016