Alternder Tisch, mal sehen

Verfasser: Friederike Hölscher, Günter Hölscher, Judith Antonowitsch, Oliver H. Herde, Oliver Hohlstein, Volker Weinzheimer und andere

FH

Nun etwas bedächtiger, lässt die buntgekleidete Pfeiferin ihr Instrument in seine Hülle gleiten. Die Gefallenskundgebungen rundum erfreuen sie sichtlich, und ein dankbares Lächeln gilt der applaudierenden Zuhörerschaft.
Nun gilt es, erst einmal richtig anzukommen. Nach kurzer Überlegung, während der sie den Auftritt der Dame in Abendgarderobe an der Theke beobachtet, wendet sich Flynn zunächst dem Tisch zu, an welchem ihr Bruder in augen- und ohrenscheinlich lustiger Gesellschaft schon seinen Platz gefunden hat.
"Aves zum Gruße", wirft sie munter in die Runde. "Ich bin Flynn." Ein vielsagender Blick zu Posh. "...auch Ceilidhghan. Das war'n schönes Solo", fügt sie direkt an das junge Mädchen gewandt hinzu, während sie schon ihren Beutel von der Schulter gleiten lässt, um ihn hinter dem freien Hocker an der Wand auf dem Boden abzulegen.

OHo

Das ist ja mal wieder typisch Männer, denkt sich Twina. Kaum entsteigt eine - zugegebenermaßen sehr ansehnliche - Frau dem Bade, haben die Kerle nichts besseres zu tun, als ihr hinterherzustarren. Bei Faenwulf wäre das jetzt die Zeit für einen Klaps auf den Hinterkopf und ein liebevolles Wuscheln durch die Haare, aber so gut kennt sie ihre jetzigen Tischgenossen noch nicht, als das so etwas hier angebracht wäre.
Zum Glück tritt da die neue Bardin an den Tisch heran. Twina empfängt sie mit einem Lächeln, und als Flynn dann auch noch Tygrids musikalische Darbietung lobt, meint sie: "Ja, die Musik liegt uns im Blut. Twina ist mein Name und das ist meine Tochter Tygrid!"

OHH

Na, wenn Jana sich noch umhertreibt, bekommt eben jemand anderes der schneller ist, das "Hallo!" Wie wild wimperklimpert Widumir, während Weiber Worte wechseln. Ein freundliches Lächeln gibt es als Beilage.

JA

Die Löffel zügig, aber fast lautlos beiseite legend, verneigt sich das Mädchen leicht vor der Flöterin. Strahlend schaut es diese an. "Hallo Flynn. Du kannst vielleicht toll flöten, das wohl! Das mag ich auch lernen." Still und heimlich hofft sie, dass Irinio sich dabei auch den einen oder anderen Griff abschauen könnte. Immerhin ist er schon viel weiter als sie. Aber mehr als ein kurzer Blick in dessen Richtung erlaubt sie sich nicht. Für Jana hat sie dabei ebenfalls keine Aufmerksamkeit übrig. Immerhin geht es da nur um ein bisschen Stoff mehr oder weniger und nicht um Musik!

VW

Das Grinsen hat die Theke schon wieder verlassen und ist nun bei der Schwester stehengeblieben. "Caitlin pooft. Is nix Gutes mehr gewohnt, wenn de mich fragst. Abers Bier is hier richtig lecker und das Essen auch."

GH

Weil sie sich dann zu guter letzt doch dem guten Getränk hingeben kann, entgeht der Häuslerin das, was die Aufmerksamkkeit gleich mehrerer Herren im Raum gefangen nimmt - der Auftritt der dem Bade entstiegenen Schönen.
Auch die Vorstellung der zum Tische tretenden Bardin dringt nur halb an das Ohr der Alten, nachdem sie den ersten Schluck genommen und immer noch im Nachgenuss die Augen geschlossen hält.
Fast ein wenig gewaltsam setzt sie den Becher ab und zwingt sich, die Augen zu öffnen. Doch die Wangen der Häuslerin haben sich lebensvoll gerötet und ihre Augen blitzen, während die Sonne in Form eines Lächelns auf ihrem Gesicht nachleuchtet.
"Travia zum Gruße, Flynn", neigt sie den Kopf der Musikantin entgegen. "Und willkommen in diesem gastlichen Haus und hier am Tisch. Guttli Albinstochter heißt man mich."

FH

"Freut mich", antwortet sie auf Twinas und Guttlis Begrüßungen und schließt den buntgekleideten Gesellen mit ein, während sie sich auf dem freien Stuhl niedersetzt.
Die Beifallskundgebung aus dem Munde der jüngsten Musikerin am Tisch freut sie sichtlich. "Dankeschön, Tygrid", antwortet sie vergnügt. "Nach dem, was ich eben gehört habe, wirst du das Flöten verflixt schnell lernen, da bin ich sicher!"
Dann wendet sie sich Posh zu: "Wie - schon im Bett? Caitlin!? Ist sie krank!?"

VW

Ein breites Grinsen wandert über das Gesicht des Barden. Genauso hatte er sich den Abend vorgestellt und nicht dieses schlafmützige am Tisch Hocken mit dem Cousinchen. "Keine Ahnung, was sie hat. Verschnupft ist sie ja immer, aber selten wirklich krank. Vielleicht hat es sie einfach nur angestrengt, heute mal nicht den Tag auf dem Kutschbock zu verbringen, sondern tatsächlich mal auf Schusters Rappen unterwegs zu sein. Sie ist auf alle Fälle hier am Tisch eingepennt. Und das auch noch vor dem Essen." Kurz überlegt Posh, ob Caitlins Müdigkeit noch andere Gründe haben könnte, aber die Flasche mit dem Lebenswasser hat er gehütet wie seinen Augapfel. Daran dürfte sich die Base nicht vergangen haben. So zuckt er nur die Achseln: "Töpfer halt, nix Gutes gewohnt."

RB

Den Wein in der einen Hand, Kleidung und Handtuch über dem anderen Arm, gleitet Jana um den Tisch der Wassermüllers herum. Dann schlängelt sie sich zwischen Guttli und der Säule durch und steht schließlich Posh gegenüber am Tisch. Die Schauspielerin stellt ihren Weinkrug ab und lehnt sich leicht nach vorne, dem Barden entgegen: "Posh?"

GH

Wieder einmal muss das Häuslersweib sich wundern, wo auf einmal all die Leute herkommen, und über was alles gesprochen wird, ohne dass sie eine Ahnung hat, worum es geht. Und das alles gleichzeitig.
"Ich wünsche auf jeden Fall gute Besserung", spricht sie in die Runde, auch wenn sie sich nicht ganz sicher ist, an wen sie diesen Wunsch eigentlich richtet.

OHH

Da schwebt sie auf einmal doch herbei, die vernixte Schauspielerin in ihrem wabernden Wellenkleide! Widumirs Blick verliert sich im Spiel des glitzernden Stoffes. Das Kleid muss er heute unbedingt mal anfassen! Ob es dann wohl sanft plätschert?

VW

Blinzeln. Da ist es wieder, dieses Gefühl, mitten im Sahnekrug zu sitzen. Blinzeln. "Ähhh." Als rhythmischer Anfangslaut sicherlich nicht allzuschlecht, als Beginn einer Konversation mit einem gut gekleideten Frauenzimmer komplett vergurkt. "Ömm..." Es dauert ein wenig, bis die Signale von Seh- und Hörnerv irgendwo eine gemeinsame Nervenzelle ansteuern, und noch ein Momentchen, bis dann auch die Verarbeitung auf einem Niveau erfolgt ist, dass eine Replik formuliert werden kann. "Verdammt!" Auch wenn es unbeabsichtigt kommt, so kommt es doch von Herzen. Gerade hat er äußerst nette Gesellschaft gefunden. Und Publikum. Und das Schwesterchen ist aufgetaucht, was eine tolle Veranstaltung verspricht. Und die Geschichte soll bald zu Ende erzählt werden. Und das Bier ist so richtig lecker. Und zwischen all diesem und ihm steht plötzlich ein hölzerner Zuber, der nicht wärmer wird, je mehr er wartet. Und trotzdem schmeckt selbst der Triumpf, mal VOR Caitlin ins Wasser zu kommen, seltsam schal. Und der Gedanke, mal richtig lange im warmen Zuber zu sitzen und das Leben zu genießen, macht plötzlich überhaupt keinen Spaß. "Ja. Dann..."

Vorsichtig strebt die Magd dem mittlerweile richtig vollen Musikertisch zu, an dem leider gerade Stille herrscht, sorgsam darauf bedacht, dass der Inhalt der bauchigen Kanne in Brettmitte nicht überschwappt. Vorsichtiges Abstellen, und schon kann der Austausch voll gegen leer beginnen. Die Gäste sind nun auch mit dem Essen fertig, der ein oder andere Humpen kann mitgenommen werden, und wenn von den Musikern niemand musiziert, kann wenigstens die Magd ein leichtes Summen ertönen lassen, um die Stille, die an Musikertischen ganz besonders schwer wiegt, zu übertönen.

OHo

Twina kann ein Kichern nicht unterdrücken, als Posh so plötzlich mit der gebadeten Schönheit konfrontiert wird und die Worte nicht so recht aus ihm herauskommen wollen. Mit einem schelmischen Seitenblick beobachtet sie unverhohlen ihren Tischnachbarn in seiner Unsicherheit.

JA

Tygrid staunt ein wenig. Gerade noch so wortgewand, scheint es dem Lautenspieler mal eben die Sprache verschlagen zu haben. "Darf ich deine Laute halten, wenn du baden gehst? Ich halte dir auch deinen Platz frei, wenn du magst." Völlig unschuldig ist das breite Grinsen nicht, auch wenn es wohl mehr das Instrument als die Frau in dem unpraktischen Kleid ist, das des Mädchens Aufmerksamkeit erregt.

FH

"Du willst BADEN!?" platzt es aus der Flötenspielerin heraus. Der Blick springt zwischen dem stotternden Bruder und der aufgetakelten Schönen hin und her. Tapfer versucht Flynn, ihre Mundwinkel zu beherrschen.
"Wie heiß ist denn das Wasser noch?" wendet sie sich interessiert an die duftende Dame.

RB

"Das Wasser ist genau richtig, Handtücher liegen bereit und Caitlin scheint ja momentan kein Interesse zu haben", erklärt sie grinsend.
"Ich bin übrigens Jana", fährt die leicht nach Lavendel duftende Dame fort und hält der Bardin die Hand hin. "Ich konnte euch zwar nur durch die Wand hören, aber es klang toll, wie ihr drei" - sie zieht die Hand wieder weg, um damit Posh und Tygrid einzuschließen - "harmoniert habt." Die Hand kehrt zurück.

OHH

Die Gespräche über Badevorgänge plätschern an Widumir vorüber, der sich dafür wenig interessiert. Gewaschen hat er sich heute schon genügend; so ein warmes Bad würde ihn jetzt nur einschläfern. Das wäre ja eine Schande bei so viel Gesellschaft! Wer weiß, was er alles verpassen würde! Von dem Glitzerkleid mal ganz abgesehen.

GH

Ein wenig erstaunt und belustigt folgt die Alte all dem, was vor ihren Augen geschieht. Dass das Kind dabei aber so unbeachtet bleibt, will ihr nicht recht schmecken. "Ja", nickt sie Tygrid zu, "das wirst du sicher einmal genauso gut lernen. Hast du denn eine Flöte?"

VW

Verdammich. Nun heißt es die Flucht nach vorne antreten und das neu gewonnene Privileg nutzen, so lange es noch nicht von Flynn gestohlen wurde. "Alles kein Problem. Ich beeil mich auch, Schwesterherz. Du kannst dich ja so lange mit Jana bekannt machen." Mit leicht gehetztem Gesichtsausdruck wendet sich der Barde auch schon seinem Gepäck zu, das hinter ihm an der Wand lehnt, und beginnt darin nach sauberen Sachen zu kramen.

JA

Die Guttli fragt, da geziehmt es sich, umgehend zu antworten. "Nein, bisher nicht. Hab es bisher auch nur mal auf einer Hirtenflöte versucht. Klingt natürlich ganz anders, als die hübsche Flöte von Flynn, das wohl!" Bekräftigend nickt sie mit dem Kopf. Ihr wäre immer noch danach, an so einer Laute mal ein paar Harmonien zu zupfen.

OHo

"Dann mal gutes Gelingen!" ruft Twina dem zum Bad aufbrechenden noch lachend hinterher. Dann wendet sie sich auch wieder ihrer Tochter zu: "Na, Tygrid, vielleicht hast du ja heute Glück und die Flynn lässt dich auch mal ihre Flöte testen!"

GH

"Nja", macht die Alte auf den Einwurf Twinas hin, wenngleich sie ja eigentlich deren Tochter antworten wollte, "die meisten Musiker sind mit ihren Instrumenten wohl etwas eigen, habe ich sagen hören. Kann man ja auch verstehen, da sie damit ihr Lebebrot verdienen. Väterchen hätte Nebelstreif wohl auch nicht an jeden ausgeliehen. Das war unser Acker- und Wagengaul, musst du wissen", erklärt sie Tygrid. "Als wir noch einen hatten - da war vieles leichter." Das Weib unterbricht sich, wohl merkend, dass sie das Thema zu verlassen droht.
"Aber was das Flötenspiel angeht, das eignest du dir sicher schnell an. Ich hab zwar keine Ahnung davon, hab ich doch nur ein wenig Zupfgeige gespielt, als ich jung war - lang ist's her. Aber den Jumcarli hab ich selbst beteuern gehört, das Geheimnis sei nicht Üben und Arbeiten, auch wenn das wichtig sei. Der Kniff sei, dass die Musik einen spielt, nicht umgekehrt. Dass man sich hineingibt. Und der Jannis Jumcarli, der konnte spielen! Auch wenn ich noch ein Kind war - das werde ich nie vergessen, so lang ich lebe." Versonnen lächelt die Häuslerin in der Erinnerung und reibt die Hände, als gelte es jetzt noch, Beifall zu klatschen.

VW

Die Kleidungsstücke in der einen Hand, mit der anderen noch einmal kurz liebevoll die Laute gestreichelt, und schon begibt sich der Barde schnurstracks durch die Gaststube gen Zuber.

Der Tee ist nun auch an seinem Bestimmungsort, da kann die Magd wohl wieder den Rückweg einschlagen.

OHH

So ganz uninteressant sind die anderen Geschehnisse am Tisch natürlich nicht. Es hat Widumir schon immer auch mal Freude gemacht, einfach nur Menschen zu beobachten. Leider können seine Augen nicht überall gleichzeitig weilen, aber sie versuchen es. Mit dem Abgang von Barde und Magd wird es auch ein Klitzebisschen einfacher, aber zwei Augäpfel für so viele Leute sind schlicht etwas wenig, mag er auch noch so schielen.

FH

Als Posh plötzlich so überaus flink und betriebsam wird, lehnt sich Flynn gemütlich in ihrem Stuhl zurück. Als wenige Herzschläge später der eben noch so Unentschlossene hektisch davoneilt, grinst sie von einem Ohr zum anderen. "Geht doch", bemerkt sie trocken, an niemand bestimmten gewandt. "Funktioniert mit Essen übrigens auch."
Neugierig lässt sie den Blick über den Tisch wandern. "Wo wir gerade dabei sind - was können die Herrschaften denn empfehlen?"

JA

Grinsen muss das Mädchen auch, als Posh so plötzlich davonstürmt, ohne ein Wort zu sagen. Aber da der Stuhl nun mal frei geworden ist, setzt sich Tygrid nun einfach auf das bis gerade eben vom Barden okupierte Sitzmöbel und schaut dessen Schwester genauer an. "Also, die Linsensuppe ist ganz toll!"
Wieder an die Alte gewandt, nickt sie. "Stimmt schon. Der alte Piet zuhause war da auch immer eigen mit seiner Fidel, das wohl! Aber ich würd wohl eher den Irinio fragen und mit so einer Flöte üben, denk ich."

OHH

Genug geschielt, sonst fällt womöglich doch noch eines der Augen heraus und kullert über die Tischplatte! Statt dessen wendet sich nun auch Widumir an die fragende Neulingin - oder wie das in weiblicher Form heißen mag: "Hier schmeckt eigentlich alles recht gut, soweit ich es mir auszuprobieren schon leisten konnte. Frage lieber, was du selbst am liebsten isst - am besten dich selbst!" Das breite schmunzeln ist ebenso vorwitzig wie liebenswürdig.

FH

"Ach nee", erwidert die Spielfrau dem anderen Buntgekleideten stirnrunzelnd. "Ich mag mich zwar, aber essen würde ich lieber was anderes, wenn ich schon mal hier bin - am liebsten etwas Wärmeres als ich es gerade bin. Mich selbst würde ich lieber noch als Reserve für schlechte Zeiten bewahren."
Dann lächelt sie das Mädchen an. "Linsensuppe klingt schon mal gut. Und Flöte üben auch. Vielleicht kann ich dir mal ein paar Griffe zeigen, wenn ich warm und satt bin."

RB

Einen Moment lang steht Jana etwas verwirrt da, als die Spielfrau die hingehaltene Hand nicht ergreift, sondern sich einfach setzt. Vielleicht hätte sie nicht so viel damit rumfuchteln sollen, dann hätte die andere möglicherweise erkannt, dass sie sie ihr hinhält, aber wie hätte sie dann gestikulieren sollen, wo der andere Arm doch voll ist. Zumindest das Problem kann die Schauspielerin lösen, indem sie das Kleiderhandtuchwaschtaschenbündel auf dem Boden neben dem freien Stuhl ablegt und sich dann auf selbigen setzt.
Kaum sitzt sie, muss sie schon über Widumirs Frage und Flynns schlagfertige Antwort schmunzeln. Ja, hier sitzt sie sicher richtig. Sie macht es sich gemütlich und leert den letzten Schluck aus dem Weinbecher.

OHo

"Wir können dann ja auch noch ein wenig gemeinsam musizieren", erweitert Twina den Vorschlag von Flynn. "Aber es stimmt, hungrig soll hier niemand Musik machen müssen, das wohl!"

GH

Während die Häuslerin noch in der Geste des gedachten Beifalls verharrt, geschieht um sie herum schon wieder mehr, als sie in Einzelheiten begreifen kann. "Na denn Prost", kommt es mit kaum wahrnehmbarer Resignation von den Lippen; doch artig, wie es sich gehört, hebt die Guttli ihren Becher der Trinkenden zum Gruß entgegen.

OHH

Meckerndes Lachen umhüllt den Tisch. Das Mädel ist ja großartig! An der richtigen Stelle etwas falsch zu verstehen, ist schon eine hohe Kunst! So soll sie auch ihren Beifall in Form von einer genügenden Portion Gelächter bekommen.

RB

Als Jana das Zuprosten der Häuslerin bemerkt, hat sie den kleinen Schluck, der noch im Becher war, schon getrunken. Dennoch hebt sie ihn der Nachbarin zum Gruß entgegen: "Auch Euch zum Wohl, Guttli!"
Dabei kann sie nicht umhin, Widumirs Lachen zu bemerken. Angesteckt davon zieht sich auch der Mund der Schauspielerin in die Breite, während sie, den leeren Becher in der Hand, abwartet, dass ihre Zuprosterin trinkt.
Es kommt Jana vor, als sei es schon eine Ewigkeit her, seit sie an diesem Tisch gesessen hat. Und ihren alten Platz, von dem aus sie alles im Blick hatte, hat jetzt die Flötistin Flynn inne. Als sie sich der unwillkürlichen Alliteration gewahr wird, verbreitert sich das Lachen im jungen Gesicht noch ein wenig.

GH

Die Alte nickt, dankbar für den Segenswunsch, und setzt doch das Trinkgefäss noch einmal kurz ab. Denn ihr ist noch etwas eingefallen, worauf zu trinken sich gebührt: "Auf die Musik!", lässt sie deutlich verlauten. "Auf die verblichenen Spielleute alter Tage und die uns wärmenden des heutigen Abends!" Dankbar blickt sie zu Flöterin und Skaldin - Herr Posch ist verschwunden - und grüßt auch sie mit ihrem Gemäss.

RB

"Haltet einen Augenblick ein, damit ich darauf mittrinken kann", bittet die Schauspielerin. Sie hat nämlich auf dem Tisch die Teekanne entdeckt. Sie ergreift diese und füllt den Tee einfach in ihren leeren Weinbecher. Dann hebt sie den Becher und grüßt damit feierlich die drei Musikantinnen an diesem Tisch als auch Irinio am Nachbartisch: "Auf die Musik und die Spielleute!"

FH

Das ist ein schöner Trinkspruch, den das Mütterchen da ausbringt. Nun hat Flynn leider bisher weder Becher noch Getränk zur Hand, weswegen sie nur artig den Kopf neigen, sich sozusagen im Sitzen verbeugen kann. Um so wärmer fällt das Lächeln aus, mit dem sie die Alte bedenkt. "Und auf ein freundliches Publikum, mit Ohren, die Wärme zu hören", fügt sie leiser hinzu, nachdem Jana neben ihr fertig ist.

OHH

Da Widumir vor lauter Musik, neuen Gästen und Spinnenkrabbeleien offenbar völlig vergessen hat, sich noch etwas zu Trinken zu bestellen, hebt er wiederum einen imaginärn Krug, um mitzuprosten.
"Wenn trocken deine Kehle, dann füll sie voll mit Bier!
Damit's daran nicht fehle, ja, darum sind wir hier!" gibt er die ersten Verse eines hiesigen alten Trinkliedes zum Besten.

GH

Ja, natürlich wird gewartet! Wenn man so alt geworden ist, dann spielt ein kurzer Augenblick keine Rolle mehr. Und das tut er eigentlich auch in jungen Jahren nicht, findet die Häuslerin. Denn bisher hat es sich immer wieder bewahrheitet, dass Vorfreude die schönste Freude ist, und dass gemeinsam alles doppelt so viel Freude bereitet.
So schaut sie in die Runde, bis Fräulein Jana ihren Tee... in den Weinbecher gegossen hat. Das kann doch nicht schmecken, schüttelt die Alte innerlich den Kopf. So viel Zeit hätte man vielleicht auch noch gehabt, auf einen neuen Teebecher zu warten, wo doch die Magd schon in der Nähe ist und Herr Widemir auch nichts hat. Dem scheint das aber wenig auszumachen. Schon merkwürdig, die jungen Menschen von heute.
Da nun alle Förmlichkeiten erfüllt und sich die Flötenfrau auch artig bedankt hat, nimmt die Guttli einen genießerischen Schluck. "Die Wärme zu hören, ist nicht schwer", lächelt sie der Musikantin zu. "Wenn die Weisen aus einem warmen Herzen kommen, dann muss den Zuhörern ja auch wohlig werden. Aber wie Ihr Spielleute das macht, dass Ihr soviel in Eure Lieder hineinlegt, was das Herz rühren kann, darüber habe ich mich immer gewundert!"

JA

Inzwischen hat sich Tygrid ebenfalls etwas Tee in den von ihr zurückgelassenen Becher gefüllt und hebt ebenfalls das Trinkgefäß. Das Nicken zu Flynns Angebot kommt freudig nach. Doch da sie nicht recht weiß, was sie noch ergänzen soll, begnügt sich das Mädchen mit einem munteren "Das wohl!" auf die Trinksprüche hin. Zu Widumirs Geste grinst sie. "Brauchst du vielleicht einen Becher oder einen Krug Bier?"

OHH

"Hast du einen bei dir?" schmunzelt Widumir zurück. "Sicherlich wäre er ein nützliches Zubehör beim Singen - oder beim Trinken..." Doch bis dahin hält der Geisterbecher dafür her.

VW

Die Magd, die noch immer am Tische steht, ist ein wenig irritiert ob der Tatsache, dass sie augenscheinlich gar nicht so da zu sein scheint, wie sie dachte, da zu sein. So blickt sie freundlich in die Runde. Zuerst zur jungen Musikerin: "Soll es zur Linsensuppe auch noch etwas zu Trinken sein?" So macht sie schon einmal den Weg frei für weitere Bestellungen, die da vielleicht noch kommen mögen, so man ihrer gewahr wird.

FH

"So etwas wie ein warmer Gewürzwein wäre wunderbar", erwidert die Albernierin der Schankmagd. "Und Travia und Aves zum Gruße, überhaupt. Ich bin Flynn Ceilidhghan", fügt sie hinzu. "Sag, weißt du vielleicht, ob mein Bruder für mich schon einen Platz zum Nächtigen vorgesehen hat?"

OHH

Wimperklimpernd gewahrt Widumir die holde Magd. Fraglos sind seine Aufmerksamkeit und seine Gedanken oftmals so wirr wie seine Frisur. "Für mich einen Apfelmost!" ruft er in eine geeignete Lücke hinein und fügt ein vorfreudiges zweimaliges Schmatzen hinzu.

VW

Die Magd zuckt entschuldigend mit den Achseln. "Ich werde Tesden fragen, und ansonsten belege ich ein Bett. Im Schlafsaal sicherlich, oder?"

GH

Da die Spielfrau schon wieder auf anderen gedanklichen Wegen unterwegs ist, beschließt die Alte einfach, auf die vorletzte Frage der Schankmagd zu antworten: "Essig soll sie haben zu ihrer Suppe, wo Du danach schon fragst, Siona!" ruft sie aus und weist dabei mit einer Hand auf die flinke Flöterin. "Ohne den schmeckt sie ja nur halb so gut!"

VW

"Travia und Rondra zum Gruß", entbietet jemand ungerichtet in den Raum hinein seinen Gruß, und auch, wenn er zwar mit fester und recht tiefer, klarer Stimme spricht, aber keinesfalls laut, scheint der Klang seiner Worte einen leisen, kaum wahrnehmbaren Hall nach sich zu ziehen.

RB

Nach dem Trinken auf das Wohl der Spielleute setzt Jana den Teebecher ab und lauscht eine Weile einfach der Unterhaltung um sie herum. Satt, sauber, warm und zufrieden hat sie dem momentan nichts hinzuzufügen. Es macht sich sogar eine gewisse Müdigkeit breit. Diese wird aber durch einen kühlen Hauch von der sich öffnenden Tür hinweggeblasen. Neugierig dreht sich die junge Frau auf ihrem Stuhl, um zu sehen, wer zu dieser späten Stunde noch eintritt. Sie wird einer durchaus faszinierenden Gestalt gewahr, ein Ritter fast wie aus dem Bilderbuch, ein Geweihter noch dazu. Gebannt betrachtet sie den Neuankömmling.

GH

Mit einem resignierten Kopfschütteln greift die Häuslerin erneut zu ihrem Becher und lehnt sich zurück.

FH

Nun zieht auch Flynn leicht verwundert die Augenbrauen hoch. Flynn seufzt. Hoffentlich hat die Frau Siona wenigstens den großartigen Hinweis der alten Guttli mit dem Essig noch mitbekommen. "Essig, genau", wendet sich die Albernierin lebhaft an die Alte. "Eigentlich gehört der eh dazu zum Linsentopf, oder?"

JA

Tygrid nickt zum Thema Essig. Doch da war doch zur Suppe auch noch eine Geschichte! "Du, Guttli..." fängt sie an. Erst nach kurzem Zögern ergänzt sie: "Hast du die Geschichte schon fertig erzählt, als ich weg war?" Dann zögert sie mit einem schnellen Seitenblick zu Twina noch einmal. "Wenn's so ist, dann kann meine Mutter mir das Ende erzählen, nicht dass du was doppelt redest."

OHH

Seltsame Stimmen gibt es bisweilen. Doch wer weiß, ob dies so recht an Widumirs Bewusstsein gedrungen wäre, wenn sich nicht Jana nach dem Neuankömmling umgedreht hätte. Dies tut nun auch ihr zum anfassen zu weit entfernter Begleiter, allerdings kann er an dem Eingetretenen nichts weiter Besonderes finden. Ein Kriegsmann eben, noch dazu wohl einer von diesen Tempelrittern, mit denen man sich besser nicht einlässt, wenn es nicht laut werden soll. Darauf hat Widumir momentan keine Lust und dreht sich wieder der Tischgesellschaft zu.

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Redaktion und Lektorat: OHH 2015