Koboldskindanwärter

Verfasser: Nina Hassmann, Oliver H. Herde, Ralf Büngener, Volker Weinzheimer und andere

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Ach, das war eine gute Entscheidung, findet Widumir. Man muss sich von Dingen und Leuten trennen, wenn sie zur Belastung werden. Eigentlich schade um die putzige Alte, aber später bei einem neuen Gespräch mag es wieder lustiger werden. Wenngleich er auf diese Weise befreit langsamer wird, so weitet sich dennoch der Abstand zwischen ihm und der nachfolgenden Träumerin. Ihr Problem, falls es denn überhaupt eines ist. Er will jetzt die blöde Tasche loswerden und schauen, was es drinnen für Leute gibt. Sich der Türe nähernd, fällt sein Blick auf das Kupferschwein darüber. "Hallo mal wieder!" Er winkt dem schweigsamen platten Tier zu.

NH

Ein grüner Eber, das ist gut, befindet Caitlin für sich, als sie sich dem Schild nähert. Grün ist ohnehin ihre Lieblingsfarbe und gegen einen saftigen Wildschweinschinken hat sie schon gar nichts einzuwenden. Auch ihre Laune ist weiterhin ausnehmend gut und so kräht sie dem Um-die-Ecke-Bieger sogleich ein fröhliches: "Die Zwölfe zum Gruße!" entgegen, während sie mit langen Schritten wieder zu ihrem Vetter aufschließt.

OHH

Von irgendwo seitlich oder hinten angesprochen, wendet sich Widumir um. Offenbar hat er während seiner Flucht eben einen Kerl und ein Mädchen buchstäblich links liegen, nein, laufen lassen. Ganz fraglos müssen sie irgendwelche Beziehungen zu Kobolden unterhalten, wenn man der ulkigen bunten Kleidung gauben darf. "Ja, aber hallo! Zwölf mal, jawohl!"

VW

Während seine Base ihn rechts überholt, blickt Posh kurz in die Richtung, aus der die beiden Gestalten gekommen sind.

NH

Mit einem fröhlichen Grinsen deutet Caitlin eine Verneigung an, wobei sie mit der Hand ganz nach horasischer Manier - oder das, was Albernier eben dafür halten - vor ihrem Gesicht herumfuchtelt.
"Ich bin Caitlin Ceilidhghan", stellt sie sich dann mit ihrem breiten Dialekt vor, an dem man sogleich die Albernierin erkennen kann. "Und das da", sie deutet auf ihren Vetter, " ist Posh. Kennt Ihr das Gasthaus hier? Hat's hier gutes Bier und ein paar Gäste, die sich über Musik freuen?"

OHH

Fremdländische Koboldskinder noch dazu, stellt Widumir fest. Gibt es eigentlich verschiedene Koboldsprachen? Er hat versäumt, sich danach einmal zu erkundigen. Freilich wäre auch möglich, dass es sich überhaupt um koboldische Namen handelt, derer es ja nicht weniger gibt als soeben in diesem Landstrich niedergehende Regentröpflein.
"In diesem Falle bin ich Widumir", verkündet er mit einem Kratzfuß, als würde es irgendeinen Unterschied machen.
Im Anschluss erwidert er in alter Gewohnheit alle Fragen gestreng ihrer Reihenfolge nach: "Ja, ja und jaja", obgleich er, zu einer überlegten Antwort gezwungen, doch eingestehen müsste, von Bier keine sonderlich fachkundige Ahnung zu haben. Süße Getränke sind doch eher sein Geschmack.

VW

Ein Lächeln breitet sich auf Poshs Gesicht aus. Er ist verwirrt. Ein gutes Gefühl. Denn ein bekanntes Gefühl. So geht es ihm immer, wenn Fanny oder Caitlin versuchen, ihm was zu erklären. Dann grinst er auch und nickt und sagt 'jaja'. Scheint also eine Seelenverwandtschaft zu sein. Kurz überlegt er, ob er auch diese komischen Zuckungen machen soll, die die beiden anderen machen. Aber ihm ist der Regen nicht unangenehm und folglich muss er sich auch nicht die Tropfen aus den Haaren schütteln.
Nebenbei schießt er auf die träumende Dame noch ein sonniges Grinsen ab.

NH

"Oh, das ist fein, dann wird es uns hier gut gefallen", erwidert Caitlin vergnügt und knufft ihren abwesend wirkenden und leicht grenzdebil in Richtung des Mädchens grinsenden Vetter: "Nicht wahr, Posh?" Und dann wieder zu Widumir gewandt: "Wir sind nämlich albernische Spielleute, musst du wissen. Und gute noch dazu! Ich meine, bis auf manche Adligen, die sich oft vergeblich dran versuchen, einem Instrument Töne zu entlocken oder gar zu singen, sind nämlich fast alle albernischen Spielleute gut. Aber wir sind halt auch noch gute albernische Spielleute, wenn du verstehst, was ich sagen will."
Der leichte Regen scheint auch sie nicht im geringsten zu stören, so dass sie noch keine Anstalten macht, das Gespräch nach drinnen zu verlagern. Immerhin fällt der hier fast lotrecht und das ist schließlich bestes albernisches Wetter.

OHH

Nickt Widumir nun, oder schüttelt er den Kopf? Am ehesten ist es wohl ein etwas eckiges Kreisen. "Natürlich!" entgegnet er dazu in einer Tonart, welche auch nicht recht hilfreich über seine Gedankenwelt Auskunft gibt. "Ich spiele auch gern. Vielleicht könnt ihr mir eure Spiele ja beibringen." Breitgrinsend wird mit den Lidern geklimpert. Fast meint man, ein leises Klingen wie von einem kleinen Glöckchen zu hören.

VW

Ein Stoß in die Rippen wirft Posh völlig aus Bahn und Inspiration. So ein vermaledeiter Mist. Und alles nur, um Caitlins höchst verwirrende Ausführungen über Albernia und Singen zu lauschen. Reicht es etwa nicht mehr zu sagen: 'Wir sind die Ceilidhghans' und dann zu warten, ob sich in den Augen des Gegenüber ein Zucken regt (Zeit für einen waghalsigen Sprung auf den Wagen zu Roaric und einen von seinen berühmten Kaltstarts) oder ob sich ein beglücktes Grinsen auf den Lippen zeigt (Zeit, dass man schon mal ein wenig den Gaumen lockert, denn nun winken Mampf und Getränke).
Um so irritierender die Antwort des Gegenübers. Kurz kratzt sich Posh am Kopf und überlegt, ob sein Hirn irgendwo weiter vorne falsch abgebogen ist. Und so kann er zu der Unterhaltung lediglich ein leise gestammeltes "Häää?" hinzufügen.

RB

Dann hebt Jana den Blick. Sie ist auf der Straße stehen geblieben und sieht Widumir wenige Schritte von ihr entfernt. Offenbar hat er zwei seiner Geschwister gefunden, die ähnlich bunt gekleidet sind wie er selbst.

OHH

Da mindestens dieser Posch gerade überfordert scheint und seine Begleiterin auch nicht gleich etwas entgegnet, kann Widumir in aller Ruhe das Müllerstöchterlein vorübersausen sehen. Das hat es aber auf einmal eilig!
Als die Türe dahinter wieder im Schloss landet, bemerkt er auch Jana nahebei wieder, die offenbar aus ihrem Tagtraum erwacht ist und ein klein wenig verstört wirkt. Da kann man ihr ja mal aufmunternd entgegenlächeln!

VW

Der meint das wirklich ernst. Spiele? Posh zuckt kurz die Achseln. "Spiele spielen wir nicht. Höchstens das 'Kinderspiel'. Aber das ist ein Lied oder eher ein Stück waschechte Musik. Ganz schnell und durchaus ein wenig holperiger. So ein... Takt halt. Wenn du Genaueres wissen willst - also was das mit dem Takt ist - musst du Flynn fragen, das habe ich nämlich auch nicht kapiert. So was weiß Caitlin oder eben Flynn, aber die ist noch nicht da und ob die noch kommt, wissen wir nicht, obwohl wir uns ja hier verabredet hatten. Sonst ist die morgen in Solsturm oder wie das Dorf hier um die Ecke heißt. Egal. Auf alle Fälle spielen wir nicht so wie du das augenscheinlich verstehst, sondern wir machen Musik." Posh hält inne, eigentlich mächtig stolz darauf, endlich mal jemanden getroffen zu haben, der augenscheinlich noch wirrer oder schwerer von Kapee ist als er.

RB

Vor ihr lockt Widumir mit einem Lächeln. War da nicht eben noch ein weiteres Lächeln gewesen? Das muss von dem bunten Gesellen gekommen sein, gleichzeitig mit der Wolke, die so an Schlachtfeldgeruch erinnert. Ganz so harsch sollte sie vielleicht nicht urteilen, schließlich hat auch Jana seit drei Tagen keine Wanne mehr gesehen, sind doch leider nur wenige Landgasthäuser entsprechend ausgestattet.
Die junge Frau tritt näher heran, als sie von Musik hört. Natürlich, er trägt ja eine Laute und seine Begleiterin Flöten. "Noch mehr Musikanten", platzt sie fröhlich heraus. Etwas verspätet aber dafür mit vor Begeisterung leuchtenden Augen erwidert sie das Lächeln des Barden. "Das kann ja dann ein toller Abend werden."

OHH

Auch Wortspiele scheinen nicht des Musikanten Stärke zu sein. So erntet er ein wohlwollendes Lächeln seitens Widumir. "Vielleicht kann ich da ja auch mitspielen - als Takt." In der Tat weiß Widumir durchaus, was gemeint ist. "Dafür habe ich sogar Instrumente." Die finden sich nämlich überall, notfalls am unteren Ende der Arme oder im Mund.
Ob er auch den Text der Lieder kennt und mitsingen kann, wird man ja sehen. Andere Länder, andere Lieder, heißt es. Wobei Kinderlieder ja vielleicht weiträumiger bekannt werden.

NH

Tatsächlich scheint Caitlin etwas abgelenkt gewesen zu sein. Posh könnte jetzt wohl eifrig bestätigen, dass sich seine Base sehr leicht ablenken lässt - würde ihn jemand darauf ansprechen. Sogar beim Musizieren ist das schon vorgekommen, dass Caitlin plötzlich weiter den ersten Teil spielte, während alle anderen schon längst beim zweiten waren. Meist hängt das mit dem anderen Geschlecht zusammen, doch in diesem Fall ist es wohl ein Spatz gewesen, der gerade in den Lüften hinter Widumir ein waghalsiges Manöver geflogen ist, um einem Habicht zu entgehen.
Aber irgendwie hat sie wohl doch mitbekommen worum es geht: "Oh ja!" antwortet sie sogleich der gerade angekommenen Frau und wägt im Geist schon Poshs Chancen bei dieser ab - nee, nicht im Traum... "Das wird ein sehr spaßiger Abend, und ich freue mich schon auf unseren neuen Takt!" Sie zwinkert Widumir zu.

VW

Scheint heute ein in sich irritierter Tag zu sein. Dass Frauen ein wenig anders gestrickt sind als Männer, hat selbst Posh schon lange verstanden. Aber dass es hier augenscheinlich zum guten Ton gehört, die halbe Zeit 'weg zu sein' und in die Gegend zu starren, findet er denn doch kurios. Und dass Caitlin auch sogleich die Gelegenheit beim Schopfe packt und sich mit den einheimischen Gepflogenheiten arrangiert... na, sie ist eben ein echter Profi. In Albernia hat sie sogar einmal mit einem Bauern in einer Art hinterwäldlerischem Gegrunze gesprochen, um den Weg zur nächsten Dorfkneipe zu erfragen. Da kommt er sich selbst fürchterlich ungehobelt und normal vor.
Warum sie jetzt aber auch noch diesen komischen Kerl mit einem Augenzwinkern bedenkt... Eigentlich müsste er hier einschreiten und sie zurechtweisen. Aber Posh hat im Augenblick nun wirklich keine Lust auf Ärger.
Dann kommt mit einem Schlag die Erkenntnis: Caitlin will dem Typen deshalb schöne Augen machen, damit der heute Abend was springen lässt. Da hätte er auch gleich drauf kommen können. Für Posh sieht der zwar wirklich nicht so wohlhabend aus, aber die Ceilidhghan-Frauen haben ein besonders ausgebildetes Näschen für Dukaten. Da wird Caitlin sich bestimmt nicht irren. So nickt er nur zustimmend, will er seiner Cousine doch nicht bei ihrer bestimmt ausgereift geplanten Anmache stören.

OHH

Gewiss würde Widumir ebensolches Interesse am Spatzen zeigen, anstatt es persönlich zu nehmen. Da er jedoch gar nichts davon weiß, kann er sich um so mehr der freundlichen Annahme widmen. "Oh, fein! Dann lasst mal die Instrumente nicht zu nass werden!" Wobei das eh zu spät sein dürfte, aber so langsam bekommt Widumir trotz aller Nieselei doch reichlichen Durst und darüber hinaus auch allerlei Appetit.

RB

"Wunderbar!" kommentiert Jana die Ankündigung und denkt gleich weiter: "Wollt ihr einfach eintreten oder musizierend einziehen? Ich könnte vorangehen und euch ankündigen. Ich bin übrigens Jana. Und Widumir kann euch bestätigen, dass ich eine begnadete Ankündigerin bin." Zustimmung heischend wandert ihr Blick zwischen den drei Buntgekleideten hin und her.

VW

"Uaaaah. Bloß...!" Das 'nicht' kann sich der Barde gerade noch so verkneifen. Immerhin ist er ja weder gebadet noch frisch eingehost. Und man will, wenn man bei der holden Damenwelt landen will, doch nicht einfach so mit der Tür in die Kneipe brechen. Nein. Die Damenwelt soll erst auf ihn aufmerksam werden, wenn er sich dieser auch von seiner besten Seite zeigen kann. Doch wie nun weiter? "...keine Eile", setzt er somit etwas lahm hinzu, nur um gleich auf die bessere Idee zu kommen: "Immerhin ist es hier verdaimond nass und ich mag nicht, dass meine Laute Wasser zieht. Und außerdem musiziert ein leerer Magen nicht so gut. Und ich will mich auch noch ein wenig frisch machen."
Eigentlich recht brauchbar so im Zusammenhang. Nur hätte er eigentlich sein bestes Argument an den Schluss setzen müssen. Und mal ehrlich, wenn wider Erwarten im Schankhaus Flynn säße und mitbekäme, wie er und Caitlin musizierend und angekündigt durch eine junge Unbekannte einzögen, würde sie nicht nur sofort vom Schemel fallen und haltlos kichern, er müsste sich die Sachlage zudem die nächsten fünfzig Jahre immer wieder anhören müssen. Da reicht ihm schon die Sache mit der Wasserratte und dem Nachttopf von Tante Fanny als er gerade mal vier war.

OHH

Trotz Widumirs kopfnickender Bestätigung will der Herr Musikant lieber keine Anpreisung. Sollte der etwa schüchtern sein? Nicht eben günstig für einen Gaukler. Entsprechend mitleidig, aber auch verständnisvoll gestaltet sich Widumirs Blick auf den Bunten. Und da dieser also tatsächlich nicht nass werden oder viel mehr nass werden lassen will, weist Widumir ihm mit beiden Händen freundlich den Weg, voranzugehen.

RB

Durch die abwehrende Reaktion des Barden unsanft aus ihren Plänen gerissen, hört Jana auf, aufgeregt auf den Zehenspitzen zu wippen und schiebt eine Schnute. Die zieht sie allerdings bald wieder ein, denn einige der Argumente ergeben durchaus einen Sinn. Trotzdem hat sie den Verdacht, dass noch etwas anderes dahinter steckt.
"Wie ihr wollt", antwortet sie schnippisch. Mit erhobenem Kopf geht sie dann an Widumir vorbei auf die Tür zu. Dort wartet sie ohne sich umzusehen, ob vielleicht einer der anwesenden Herren galant genug ist, ihr die Tür zu öffnen.
Währenddessen bereitet die Schauspielerin sich auf ihren Auftritt vor. Gleich wird sich der Vorhang in Form der Tür öffnen. Unabhängig von den Barden beginnt in ihrem Kopf die Musik zu spielen. Ihre Haltung strafft sich, mit der Hand streift sie die Regentropfen von der Hutkrempe.

VW

Frauen, die wechselhaft sind wie seenländer Wetter hat es in der Familie reichlich. Wahrscheinlich ist sie eher von der verschlossenen Sorte. So wie sie vor der Tür zögert, als sammelte sie Mut...
Egal. Posh schlüpft seitlich an der Dame vorbei und packt an die Klinke. Es wird wirklich Zeit, dass er aus dem miesen Wetter und rein in die Gaststube kommt.

NH

Caitlin, die den anderen ruhig den Vortritt lässt, schüttelt sachte hinter Poshs Rücken den Kopf. Eigentlich hat ihr ja die Idee mit der Ankündigung gar nicht so schlecht gefallen. Ein bisschen Dramatik und Spannung haben noch keinem Musiker geschadet. Sei's drum. Sie kann auch damit leben, wenn sie nicht angekündigt wird und gleich in die Wanne kann. Hauptsache vor Posh! Der braucht immer so lang.

OHH

Als einem Reisegefährten der etwas zickigen Dame ist Widumir inzwischen das Zögern kein Rätsel mehr - aber auch kein Anlass zur Eile. Dass sich der Musikant so eifrig ins Zeug wirft, verhindert eine neuerliche Unstimmigkeit zwischen den beiden. Mit einem Schulterzucken rückt Widumir die Satteltasche zurecht und tritt näher an die Türe, ohne sich vorzudrängeln. Sollen sie mal alle machen, wie sie lustig sind!

VW

Und wieder einmal hat Posh sein Mundwerk überholt. Hat die Frau da nicht irgendwas gesagt? Egal.
Posh öffnet auf alle Fälle erst einmal die Türe. Immerhin ist er ein Ceilidhghan und dort einer der Männer. Da weiß man, was sich gehört. Immerhin hat man da als Mann von kleinauf seine klare Position - hinten. Und so zieht er die Tür ganz auf und tritt dahinter zurück. "Bitte, die Dame...n." Der Plural kommt ein klein wenig zögerlich nach einem Blick auf die Base.

RB

'Da schau her, der junge Mann hat ja Manieren.' Dabei sah es erst so aus, als wolle er sich vordrängeln. Die Höflichkeit wird von der gestrafften Dame mit einem "Danke" und einem strahlenden Lächeln in Richtung des Türöffners belohnt.
Dann wendet die Schauspielerin sich nach vorn und tritt gemessenen Schrittes ein. Leise klirren die silbernen Sporen, als sie bis in die Mitte des Raumes geht. Dabei lässt sie den Blick über ihr Publikum gleiten. Der große, bärtige Mann hinter der Theke wird wohl der Wirt sein. Dort am Tisch ist Melida mit zwei älteren Männern, von denen einer unzweifelhaft ihr Vater ist. Und ein knackiger Südländer. Aber er hat offenbar schon eine Begleiterin, auch wenn die junge, blonde Frau etwas zu bieder für ihn wirkt. Von der Schankmagd Siona ist keine Spur zu sehen.
Einige Schritte von der Tür entfernt bleibt die junge Frau erneut einen Augenblick stehen. So gibt sie dem Publikum Gelegenheit sie zu bemerken und ihr seine Aufmerksamkeit zuzuwenden und erhöht die Spannung vor dem Beginn der Vorstellung.

OHH

Nun gibt es für Widumir keinen Grund mehr, abzuwarten, da der Musikant wohl alle vorlassen möchte. Flugs ist er ebenfalls in den Schankraum hineingeschlüpft, schaut sich weiter vortretend keck um, da kribbelt ihn der plötzliche Klimawechsel mitsamt der etwas rauchigen Kaminluft in der Nase. Nach dem notwendigen Luftholen bläst er ungehemmt einen heftigen Nieser in die nächstbeste leere Ecke zur Rechten. Gleichsam einem Tusch, der erst noch überboten werden will.

RB

Dies krönt das finale Crescendo der Musik in Janas Kopf. Trotzdem überrascht sie das plötzliche Geräusch von außerhalb ihres Kopfes und lässt sie leicht zusammenzucken. 'Spätestens jetzt haben wir die volle Aufmerksamkeit', denkt sich die Schauspielerin. Aus dem Zucken bewegt sie sich weiter, als sei es so geplant gewesen. Die linke Hand landet auf dem Griff des Floretts, die rechte ergreift den Hut. "Travia und Rahja zum Gruße", grüßt sie in die Runde. Sie muss nicht laut sprechen, trotzdem dringt ihre geübte Stimme mühelos bis in die entfernteste Ecke. Während sie spricht, suchen die Finger der rechten Hand ungesehen nach der Haarnadel.
Nun knickst die junge Frau formvollendet in Richtung der Theke. Die linke Hand drückt dabei auf den Griff, damit die Spitze des Floretts nicht auf dem Boden aufschlägt, die rechte lüftet den Hut mit der bunten Feder und schwingt ihn in einem weiten Boden. Da Jana mit dem Hut auch die Nadel zieht, die bisher ihr Haar unter dem Hut zusammengehalten hat, fällt ihr langes, glattes, schwarzes Haar wie ein Vorhang vor ihr züchtig gesenktes Gesicht. Als sie sich wieder aufrichtet, dreht sie schwungvoll den Kopf nach links und rechts, so dass das Haar einmal nach rechts und einmal nach links schwingt, bevor es fast ordentlich auf den Rücken fällt. Mit der Hand wischt sie die letzten Strähnen über die Schulter nach hinten. Auf dem blassen, jungen Gesicht zeigt sich dabei ein Lächeln, das die Freude darüber zum Ausdruck bringt, dem Nieselregen entkommen und trockenen Sachen näher gekommen zu sein. Mit offenem Haar im Mittelpunkt stehend fühlt sie sich gleich viel freier und es verspricht ein lustiger Abend mit Musik zu werden. Mehr als genug Gründe also, die Welt mit einem Lächeln zu erfreuen.

VW

Posh linst den Eintretenden hinterher, während er weiterhin die Tür aufhält, damit auch Caitlin eintreten kann. Der junge Geck ist an ihm vorbeigehuscht, so dass er kurz den Blick auf die Träumerin versperrt. Als dieser wieder frei wird, fällt Poshs Blick auf die mittlerweile fast den gesamten Schankraum füllende Gestalt, welche gerade den Hut lüpft... und seine Welt hält kurz an, um sich anschließend mit verminderter Geschwindigkeit weiterzudrehen. Verzückt verfolgt er, wie die Haarsträhnen wie von einem leichten Lüftchen umwirbelt aus der behüteten Gefangenschaft freikommen und sich, wasserfallgleich, seitlich in Kaskaden um das schöne Gesicht ausfalten. Poshs Kinnlade sinkt gleichermaßen nach unten, der Griff um die Klinke versteift sich und das Atmen wird für einen Augenblick eingestellt.
Eine weniger. Diese Frau ist definitiv nicht sein Kaliber. Zu schön, zu gut, zu unnahbar. Und während sich Jana wieder aufrichtet, entfleucht des Barden Kehle ein leichtes Seufzen.

OB

Eigentlich hätte der Wassermüller ja noch ein herzhaftes 'Wohlsein!' in Richtung des herzhaften Niesers rufen wollen. Aber der Eintritt und Auftritt der jungen Dame lenkt ihn dann doch ein wenig zu sehr dafür ab. Mit dem Blick eines wahren Kenners und Genießers folgt er ihrer Vorstellung, lehnt sich dann ein wenig vor zum Gutwetter und raunt ihm mit Verschwörermiene zu: "Da noch einmal zwanzig Jahre jünger sein, hm?"

NW

Widumirs herzhaftes Niesen entbindet Melida endgültig von einer Antwort, und sie lächelt still Richtung Tür.

Der Wirt setzt sein freundliches Lächeln auf und ruft ein "Willkommen im Grünen Eber!" durch den Schankraum.

OW

Auch Odils Blick wird von dem Schauspiel an der Türe auf sich gezogen. Der verträumte Ausdruck und das nur halb bewußte Nicken als Antwort auf des Wassermüllers Bemerkung sprechen Bände.

OHH

Ein Schniefen später, welches in seiner Lautstärke naturgemäß nicht an das vorhergegangene Schnauben herankommt, wischt Widumir unverlegen den Ärmel über die Nase. Dabei blickt er auf seine Begleiterin, die sich gut in Szene zu setzen weiß. Hübsch, hübsch, das muss er anerkennen. Leider weiß er trotz junger Jahre bereits allzu gut, dass man von den schüchterneren Mädchen meist Netteres zu erwarten hat.
Wie zur Bestätigung bemerkt er bei diesem Gedanken den Ausdruck der am Kamintische sitzenden Melida. Wie überaus obernett! Freundlich-fröhlich lächelt er zurück, die beiden eine Generation älteren Männer an ihrem Tische noch gar nicht recht wahrnehmend.

RB

Aus den Augenwinkeln beobachtet die Schauspielerin die Reaktionen auf ihren Auftritt. Die Blicke der beiden Männer am Kamintisch bestätigen, dass er gelungen ist. Aber natürlich reagiert sie nicht darauf.
Das Schniefen hinter ihr erinnert die junge Frau schließlich daran, dass sie immer noch mitten im Weg steht. Mit dem Hut in der Hand geht sie auf die Theke zu. "Danke. Wir hätten gerne eine Unterkunft für die Nacht. Obwohl ich das mit Sicherheit nur von Widumir hier", sie deutet auf den Schneuzenden, "und mir sagen kann. Aber die anderen wollen hier musizieren, also ist das wohl anzunehmen... äh, ja. Genau. Und ich bin übrigens Jana Daminovicz." Sie erwartet nicht ernsthaft, dass der Wirt mit ihrem Künstlernamen etwas anfangen kann.

NW

In der Tat ist Tesden vollkommen ignorant, was die zweifelhafte Berühmtheit dieses weiblichen Gastes betrifft. Das unverbindliche Lächeln verlässt jedoch weder Augen noch Lippen, als er ihr antwortet: "Ein Doppelzimmer dann? Oder Betten im Schlafsaal?"

OHH

Man kann sich nicht ewig mit anstarren beschäftigen, auch wenn manche Anblicke einem diesen Gedanken doch nahelegen möchten. Das Gespräch am Tresen hingegen beginnt, Widumirs Neugier zu erregen. Nach einem entschuldigenden Lächeln an Melida tritt er mit hoch erhobenen Brauen naher an die Theke.

RB

Einen Moment ist die zweifelhafte Berühmtheit abgelenkt, als eine Frau mit Essen hinter der Theke auftaucht und an ihr vorbeigeht. Aber die Sache kann warten.
'Doppelzimmer? Betten im Schlafsaal?' Das entspricht beides nicht dem Plan der Schauspielerin, der die gleiche Unterbringung vorsieht wie in den vorherigen Nächten. "Habt ihr auch Einzelzimmer?" fragt sie hoffnungsvoll, wobei sie sich unwillkürlich ein wenig vorbeugt.
Dabei stößt der Lederhut in ihrer Hand mit einem lederuntypischen 'Klock' gegen die Theke. Kurzerhand wird er darauf mit einem weiteren, ähnlichen Geräusch auf derselben abgelegt. Das Lächeln verlässt das Gesicht der unbehüteten Frau nicht, als sie dem Wirt mit fragend hochgezogenen Augenbrauen über den großen, dunklen Augen und leicht gespitztem Mund in die Augen sieht.

NW

"Der Eber besitzt in der Tat zwei Einzelzimmer, und sie sind auch noch nicht belegt. Sie kosten je 4 Silbertaler pro Nacht. Soll ich sie für Euch reservieren?" Während dieser Worte kramt der Wirt bereits in der Schublade mit den Schlüsseln. Für die unzweifelhaft vorhandenen Reize des weiblichen Gastes scheint er indes kein Auge zu haben.

OHH

Bei Janas Frage fühlt sich Widumir veranlasst, wie ein stummer Mime mit beiden Händen auf die Speisetafel hinter der Theke zu verweisen. Während des Wirtes Auskunft fixieren Zeigefinger und Augenmerk die entsprechende Zeile und fahren diese entlang zum Preis. Da Widumir jedoch schräg hinter seiner Reiseführerin steht, mag sie wenig von alledem mitbekommen. Letztlich dient all dies vor allem seiner eigenen Belustigung.
Als die Koboldskindmusikantin herantritt, gelten die weiteren huldvoll weichen Gesten ihr.

RB

Janas Gesicht kehrt von der Fragestellung zum erfreuten Lächeln zurück, und sie antwortet: "Ein Einzelzimmer, bitte, und ein Bett im Schlafsaal." Sie dreht sich auch jetzt nicht nach Widumir um, da er eh immer klaglos akzeptiert, was sie entscheidet. Stattdessen betrachtet sie die kramende Hand des Wirtes. Welchen Schlüssel er wohl für sie aussuchen wird? "Gewiss sind beide Zimmer schön. Aber welches würdet ihr denn empfehlen?"

NW

"Nun, ich denke, das kommt darauf an, wie warm Ihr es mögt. Durch eines der Zimmer verläuft der Kamin, durch das andere nicht..."
Tesden stellt das Kramen in der Schublade ein und lächelt sein Gegenüber stattdessen unverbindlich an, bevor er sich an ihren Begleiter wendet: "Der Schlafsaal ist den Gang geradeaus durch, hinter dem Vorhang. Dort mögt Ihr Euch das Bett gleich zur Linken nehmen."

RB

Die junge Frau überlegt einen Moment lang. Eigentlich mag sie es ja schon kuschelig warm. Andererseits ist es ja heute schon vom Wetter her eher zu warm und zu kalt. Und so feucht.
"Der Kamin, sagt Ihr? Da kann man doch bestimmt die nasse Kleidung zum Trocknen davor aufhängen, das wäre schön. Also, wenn das irgendwie möglich ist, dann würde ich gerne das Zimmer mit dem Kamin nehmen." Froh, eine Entscheidung getroffen zu haben, lächelt sie den Wirt an.

NW

"Selbstverständlich. Das wäre dann das Zimmer 4. Und der Kamin sollte für eine ausreichende Trocknung sorgen, ja." Noch ein kurzer Blick in die Schublade, dann liegt der Schlüssel mit dem entsprechenden Lederanhänger bereits vor der Schauspielerin, serviert mit einem freundlichen Wirtslächeln.

OHH

Derweil setzt Widumir seinen eigenartigen Schattentanz fort, indem er zunächst fast wie ein Baum seine Arme emporstreckt, diese wie im Winde wiegt und zwischendurch auf den zurückhaltenden Koboldiander im Hintergrunde zeigt. Weiter wird gewabert und, indem man die Worte kurzzeitig an ihn richtet, die Stiege hinauf gewiesen. Hierbei könnte die genaue Beobachtung seiner Gesten erkennen lassen, dass er sich wohl im Hause von früheren Besuchen her auskennt, denn die Hände vollziehen nicht nur die Biegung der Treppe nach, sondern auch die des sich anschließenden Flures. Ihnen folgend, dreht sich Widumir einmal um die eigene Achse. Ein Wedeln der Handrücken folgt wie zum 'Husch, husch!' Zum Schlusse wieder eine abrupte Linksbiegung, und schon bettet Widumir lächelnd die Wange auf die übereinandergefalteten Hände, um die Augen zu schließen.

RB

"Prima, das klingt gut! Meinst du nicht, Widumir?" Da der Wirt gerade von der vermeintlichen Siona angesprochen wird, hält Jana ihre weiteren Fragen erst einmal zurück und dreht sich nach ihrem Begleiter um, den sie ganz aus den Augen verloren hat. Der bettet sich offenbar gerade schon zum Schlafen. "Na, schon so müde?" lacht die Schauspielerin über das Schauspiel.

OHH

Wie aufgeschreckt springt Widumir gleichsam aus seinem virtuellen Bett, reißt die Augen auf, spreitzt alle Finger der neben seinem hellwachen Gesicht gehaltenen Hände, und beinahe möchte man vermeinen, selbst die Haare stünden mehr ab als eben noch. "Schon ausgeschlafen!" berichtet er freudestrahlend.

NW

"Nein, nein, ich kümmere mich gleich darum. Danke, Sarina." Da die beiden am Tresen stehenden Gäste zufrieden zu sein scheinen, holt der Wirt direkt einen weiteren Krug aus dem Regal und beginnt ihn zu füllen. Über die Schulter fragt er Jana und Widumir dabei: "Darf es für Euch auch gleich etwas zu essen oder trinken sein?"

OHH

Sich angeregt das Kinn streichend, tritt Widumir dichter an den Tresen heran. "Hat es zufällig Mampfzipan in Eurem Hause?" In freudiger Erwartung schaut die Zungenspitze aus dem Mundwinkel heraus und empor, als wolle sie auf das linke Auge zeigen, welches sich aber unbeteiligt zu fühlen scheint.

NW

Ein ratloser Gesichtsausdruck ersetzt das Lächeln auf dem Wirtsgesicht. "Äh... was bitte?" Wohl hat Tesden schon von Puniner Marzipan gehört, aber diese Wortschöpfung ist ihm neu.

OHH

Einen kurzen Flunsch später drückt Widumirs Gesicht schon wieder gute Laune aus. "Oh, wenn Ihr kein Mampfzipan kennt, werdet Ihr auch keines haben. Dabei hatte ich gerade so einen plötzlichen Appetit darauf! Aber macht nichts. Dann nehme ich eben einen Eintopf."

RB

Jana hört der Konversation zwischen Widumir und dem Wirt zu und lacht.

NW

"Einmal den Hühnereintopf. Ich sage gleich in der Küche Bescheid. Darf es für die anderen Herrschaften auch schon was zu Essen sein?" Die Frage ist sowohl an Jana als auch an die weiter hinten wartenden Barden gerichtet.

VW

Posh runzelt die Stirn und blickt kurz zu Caitlin hinüber. "Ja nun..." Blöder Anfang das. Das geht besser: "Nun Herr Wirt, meine werte Cousine und ich würden gerne bei Euch etwas essen, allerdings sind wir schon eine geraume Weile unterwegs, und so wäre es - neben zwei Schlafplätzen im Schlafsaal für uns und vielleicht noch einem für mein Schwesterchen, so sie denn im Verlaufe des Abends zu uns stößt - öhhh" - ein Hüsteln begleitet Suchen und Wiederaufnahme des Gedankenfadens. "Wie auch immer. Gutes Bier wäre fulminant und vor einem sättigenden Mahl ein gefüllter Zuber - also zum Baden mein ich..." Irgendwie kriegt Posh das nie so hin mit den klaren Gedanken. Wenn nur Bestellen so einfach wäre wie Lautespielen.

OHH

Jetzt will der plötzlich baden, nachdem es ihm eben draußen noch zu feucht war? Aber der Unterschied mag darin begründet liegen, dass er seine Laute vielleicht nicht mit in den Zuber zu nehmen gedenkt.
Wie auch immer. Widumir wendet sich wieder dem Schankraum im Allgemeineren zu und schaut nach einem hübschen Plätzchen aus. Unwillkürlich betrachtet er dabei vor allem den Kamintisch. Zu blöd, dass zwei von drei möglichen Plätzen bei Melida schon besetzt sind und auf den vierten wahrscheinlich der Bruder Anspruch erheben wird.
Nun ist die Frage, ob Widumir sich daran stören sollte...

RB

Die Frage des Wirtes erreicht Jana zwar, allerdings muss sie erst das Lachen beenden, bevor sie antworten kann. In der Zwischenzeit hat aber der Spielmann aus dem Norden endlich den Weg von der Tür bis zur Theke zurückgelegt und zu sprechen begonnen. Also lauscht die junge Frau erst einmal weiter.

NW

"Ein Badezuber?" zieht Tesden die Quintessenz aus dem Gestammel des bunten Vogels. "Sicher haben wir so etwas. Wir können ihn draußen unter dem Vordach oder in meiner Kammer aufstellen..."
Bei den letzten Worten wendet er sich bereits halb um, greift sich einen weiteren Bierkrug und beginnt zu zapfen. "Und das Bier kommt sofort. Im Schlafsaal sind noch genügend Betten frei für drei Personen, das sollte also auch kein Problem darstellen."

OHH

Buchstäblich lässt Widumir das Gespräch über Badezauber - oder sowas - hinter sich. Doch zurück zur Maid. Versuch macht kluch, hat vermutlich irgendwer mit Kehlkopfleiden gereimt oder einfach nur den Reim so sehr geschüttelt, wie es ja durchaus bisweilen überaus Freude bereiten kann. Langer Gedanken kurzer Sinn: Wenigstens vorstellig sollte man doch mal werden, um das Fräulein ebenso wie die Tischgenossen näher kennenzulernen! Dann wird man ja sehen, ob sich das lohnt.

Zu Tisch!


Ausschnittliste / Ehemalige Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: OHH 2013/4