Morgen, morgen, das ist heute
Autoren: Judith Scharlach, Julia Richling, Oliver H. Herde, Philipp Nierkamp, Sven Wedeken und andere
OHH
Wer oder was klappert hier eigentlich so unverschämt? Widumir schreckt empor und schaut ins Halbdunkel eines ihm nicht näher vertrauten Raumes. Achso, das sind wohl seine eigenen Zähne. Diese beschweren sich darüber, dass die Beine die Bettdecke weggestrampelt haben. Was ist das doch wieder für eine schlechte Zusammenarbeit!
Einen Moment später weiß der junge Mann wieder wo er ist: in dem Haus mit dem grünspanigen Borstenvieh. Große, fast leuchtende Augen suchen den Raum ab. Durch Spalten in den Fensterläden gibt es zumindest eine leichten Lichtschimmer. Gegenüber hört man Atemgeräusche. Weit mehr dagegen pustet es draußen. Aber kein Klopfen. Ob der Regen aufgehört hat?
Mit einem Satz springt Widumir von der Matratze und kommt nicht allzu geräuschvoll auf die Füße. Selbige beginnen nun nach den Schuhen zu tasten.
Schlupfdischlüpf, haben sich die fünfzehigen Treter in ihre Tagesumhüllung vergraben, nunmehr zu fast allem bereit, solange es nur Spaß als Belohnung verspricht. 'Auf, auf!' droht Widumir lauthals zu rezitieren und somit etwaige Schläfer aus den Betten zu schütteln, doch etwas lässt den Ruf mitsamt der so sorgsam ungeplanten nachfolgenden Rede an Volk und Kaiser im anlaufnehmenden Atemzug steckenbleiben. Wenig passend hierzu verhalten Arm und Zeigefinger noch kurz in der Luft.
Was ist dies dort im Dunkel? Eine verstohlene Gestalt, welche nach dem just gestern gefundenen Helme giert? Ein schelmfressendes Monstrum? Oder wohl doch eher eine dreibeinige und viertentalekige Phantasie, welche sich sogleich in Wohlgefallen auflöst? Feigling!
Selbigen dennoch im Auge behaltend, fingert Widumir hinter sich nach seiner eisernen Kopfbedeckung auf dem Truhendeckel.
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Erst in den frühen Morgenstunden fiel der Kutscher in einen erschöpften, tiefen Schlaf, aus dem er nun gerade erwacht, geweckt durch eine hektische Bewegung ganz in seiner Nähe.
Erschrocken fährt Aramos hoch und reißt die Augen auf "Santa Noiona! Mierda!" entfährt es ihm. Ächzend wälzt er sich aus dem Lager und greift hektisch nach seiner Kleidung, die achtlos auf dem Boden liegt. "Yo maldito burro!" knurrt er in keine bestimmte Richtung.
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Erschrocken zerrieselt das Dunkelmonster zu einem haufen Zwielichtstaub. dennoch kann es nicht schaden, den Helm aufzusetzen. Bestimmt wertet das den Auftritt im Schankraum ungemein auf. Ob die Elfe wohl bereits sehnsüchtig auf ihn wartet?
"Gleichfalls guten Morgen", wünscht Widumir wohlgemut im Anschluss dem Brummelkopf im oder inzwischen eher am gegenüberliegenden Bett. Dabei wagt er sich auch bereits einige Schritte auf den schemenhaft sichtbaren Vorhang zu.
VW
Die Augen fest geschlossen und den Kopf zur Seite gelegt bemüht sich Bjaern, ein inniges Schnarchen zu imitieren. Wenn diese Leichtmatrosen doch nur endlich ihre Klappe halten würden. Hol's der Klabauter. Hoffentlich verschwinden diese Störenfriede baldigst aus dem Schlafsaal, damit er in aller Ruhe noch einem Fetzen des Traumes nachhängen kann, der ihn gerade noch in seinen wundervollen Armen hielt.
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"'n Morgen", brummt es nun zweifelsfrei in Richtung des gutgelaunten Behelmten, während der Kutscher in die ledernen Beinkleider schlüpft. Tunika, Weste und Stiefel werden dagegen nur zusammengerafft, um sie mitsamt dem Ranzen erst einmal mit hinunter zum Brunnen zu nehmen.
Mitten im Tun hält Aramos jedoch inne, schüttelt kurz mit dem Kopf und blickt dann genauer in Richtung Widumirs. Noch einmal schüttelt er mit dem Kopf, aber der Helm will tatsächlich nicht weichen, scheint also nicht nur seiner Einbildung zu entspringen.
Angesichts der Tatsache, dass zudem ein viel größerer Hohlkopf in das Stück Metall gehören würde, sieht sich der Almadaner dann doch zu einem Schmunzeln genötigt. "Gibt es einen Grund, derartig bewehrt in die Schlacht ums Frühstück zu ziehen? Wurde etwa das Bier rationiert?"
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"Es herrscht Bürgerkrieg, mein Junge", zitiert Widumir einen alten Söldner aus der zuletzt besuchten Taverne, wobei er auch dessen väterlichen Ton nachzuäffen versucht. Anschließend will er großspurig die Haare zurück- und den Vorhang beiseitewerfen, doch verliert dabei der Helm den Halt und poltert auf eine ganz anders als geplant theatralische Weise zu Boden.
Verlegenheit bekundend schnellt Widumirs Rechte zum Mund, um das sich entschuldigende Lächeln unvollkommen zu verdecken. Dann dreht er sich dem Helme zu und bückt sich danach. Anstatt ihn jedoch sogleich aufzunehmen wird er zunächst mit einem "Pst!" zischend gerügt, welchselbiges von der Geste eines vorgehaltenen Zeigefingers begleitet wird.
Anschließend klemmt er den Helm unter den Arm und wendet sich in übertrieben schleichender Gestig erneut dem Vorhang zu.
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Grinsend schüttelt der Kutscher den Kopf und wirft sich seine Siebensachen über die bloße Schulter. "Ungeschickter Tölpel", frotzelt er grinsend, "nun hast du alle Feinde verjagt", und macht sich auf, dem witzigen Kerlchen nach unten zu folgen.
VW
Aufatmend verfolgt Bjaern den Ausmarsch der zwei Aushilfsklabauter und schließt sodann die Augen, um noch ein weiteres Mal von holden Maiden und stürmischen Wogen zu träumen... oder war es umgekehrt?
OHH
Auf die wenig ehrenvolle Titulierung geht Widumir nicht ein. Statt dessen hebt er, der mächtige Feindeverscheucher, den nunmehr unbehelmten Kopf nochmals selbstbewusst empor, streckt die Brust heraus und stolziert unter dem Vorhang vorüber in den ebenfalls höchst unzureichend beleuchteten Flur. Allerdings stört er sich nicht daran, sondern marschiert stracks geradeaus auf das schummrige Licht am anderen Ende zu.
SW
Langsamen und unbestiefelten Schrittes folgt der Kutscher dem Spaßmacher, immer noch amüsiert schmunzelnd. Seine Schritte halten für einige Atemzüge vor einer Tür inne, und er horcht angetrengt, ob sich vielleicht gar Geräusche wahr nehmen lassen.
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Dass er nicht mehr so konsequent verfolgt wird, stört Widumir nicht. Der Mann wird schon kommen, wenn er möchte.
Fröhlich wackelt der Schelm um die Ecke und hüpft dann die Treppe hinunter, wobei er sich schon großäugig im Schankraum umsieht. Viel los ist hier ja noch nicht gerade! Soweit er auf den ersten Blick sieht, sind nur der Wirt, Faramud und die Eintopfspenderin anwesend. Letzterer winkt er im Näherkommen zu.
JS
Es kommt zwar niemand, den die Domna erwartet hat, aber dem freundlichen jungen Mann wird schmunzelnd zurückgewunken. "Guten Morgen, junger Held. Wo hast du den denn erbeutet?" Mit einem Nicken deutet sie auf den Helm.
OHH
Am Tische angelangt, lässt er sich sogleich auf den Platz neben der Frau fallen. Dies würde ihm bei besserem Wetter auch direkte Aussicht auf die Straße bescheren, doch am gegenüberliegenden Fenster sind die Läden wie vermutlich überall im Hause geschlossen.
Allerdings ist für Widumir ein sprechender Mensch allemal interessanter, zumal wenn er oder besser sie so nett lächelt. Da ist auch schnell vergessen, dass Widumir eigentlich die Elfe zu treffen hoffte.
Mit einer bedeutsam-gewichtigen Bewegung stemmt er den Helm unter seinem Arm hervor auf die Tischplatte. "Oh, den habe ich oben einer Kiste entrissen, die von einem dunklen Tentakelmonster bewacht wurde!" erklärt er nahezu wahrheitsgetreu. Dass das Wesen nur in seiner Vorstellung existierte, tut ja erst einmal nichts zur Sache.
JS
Mit einer leicht hochgezogenen Augenbraue überlegt die Adlige kurz. "Da muss sich aber jemand erhebliche Mühe gemacht haben, wenn er ein tentakelbewehrtes Monster bis hierher gebracht hat. Gibt es die sonst nicht nur am Meer?" Noch immer schmunzelt sie, doch keineswegs schaut sie dabei abfällig. Eher belustigt, als würde sie mit einem Kind sprechen.
Kurz hebt sie ihre Tasse an den Mund, verzieht dann das Gesicht und stellt sie weg; ihr Tee ist inzwischen kalt geworden.
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In Widumirs Gesicht finden rege Knautschungen in alle Richtungen statt. Insbesondere die Lippen finden scheinbar keine bequeme Stellung, während er über diese Frage nachdenkt.
"Ob es nass war, konnte ich nicht sehen", meint er schließlich. "Die Läden waren noch zu, und das Monster ist ja gleich geflohen!" Erst jetzt scheint ihm eine mögliche Erklärung dafür aufzugehen, da ein stolzes oder fast überhebliches Heldenlächeln sich auf seinem Antlitz ausbreitet und der Kopf ein wenig umherwackelt.
"Wo solche Dinger herkommen und hingehen, weiß ich nicht." Letztlich ist ihm das auch gleich.
Unwillkürlich schaut er auf Rahjaelas Tasse.
JS
"Mutig scheinst du es ja vertrieben zu haben." Der unwillige Ausdruck weicht wieder einem Lächeln, und als sie den Blick des jungen Mannes wahrnimmt, hebt sie die Tasse noch einmal an und stellt sie ein wenig in seiner Richtung wieder ab, damit er sie eingehender betrachten kann, wenn er denn will. Dabei fügt sie aber erklärend noch hinzu: "Mein Tee ist nur inzwischen kalt. Ich habe ihn wohl nicht rechtzeitig getrunken."
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"Oh, danke", erwidert Widumir, sich eingeladen fühlend und nimmt die Tasse an sich, um alsogleich daraus zu trinken. Dass er bereits etwas von Rahjaela ausgegeben bekommen hat, bekräftigt nur das Missverständnis. Und wie heiß oder kalt ein Getränk sein soll, darüber hat er noch nie sonderlich nachgedacht.
JS
Wieder breitet sich ein beinahe mütterliches Lächeln in den Mundwinkeln der Adligen aus. "Gerne. Ich hoffe, es schmeckt dir." Dabei klingt sie nicht im geringsten zynisch, vielmehr ehrlich interessiert. Und doch gleitet ihr Blick auch in Richtung der Treppe ab, meinte sie doch vor kurzem, ihr deutlich bekannte Stimmen zu hören.
OHH
"Ja. klar!" Widumir hat kaum Erfahrung damit, wie derischer Tee schmecken kann oder soll. Dennoch schwenkt er nunmehr die Flüssigleit im Munde herum, als sei er ein veritabler Weinkenner. Natürlich könnte der Tee ruhig etwas süßer sein, aber ein Mann wie Widumir stellt gewöhnlich keine Erwartungen an die Welt. Das darf auch so bleiben.
Unwillkürlich folgt sein Blick dem Rahjaelas zu den nahegelegenen Stufen, doch kann er dort niemanden entdecken. "Wartest du auf wen?"
JS
Von den Worten des jungen Mannes wird ihre Aufmerksamkeit wieder an den Tisch zurückgerufen. Also schaut Rahjaela Widumir wieder direkt an. "Naja, ich dachte, ich höre meine Base dort sprechen. Vielleicht kommt sie gleich herunter, dann werde ich es sehen. Immerhin wollten wir heute zeitig weiterreisen und haben noch ein wenig zu verstauen."
Wieder werden ihre Lippen von einem merkwürdigen Schmunzeln umspielt, als sie an die Stoffbahnen im Zimmer oben denkt. Doch sie verkneift sich den Impuls, aufzustehen und nachzusehen, ob Madalena mit Ihren Haaren und dem frischen Kleid für heute zurecht kam.
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"Ach, ist das die mit dem enormen Kragen?" erkundigt sich Widumir offenbar furchtlos und geradezu erwartungsfroh. "Die ist ja auf eine sehr spezielle Weise lustig."
Nebenbei beginnt er wieder, mit dem Stuhl zu kippen und weiter den Tee zu schlürfen.
JS
Wieder verbreitert sich das Lächeln der Domna und ein amüsierter Glanz huscht für den genauen Beobachter über Rahjaelas Augen. "Ja, das ist meine Verwandte. Doch auch mit ihrem speziellen Humor magst du recht haben." Noch einmal wandert ihr Blick zur Treppe, nicht dass sie Madalena aus Versehen beleidigt. Das liegt nun wirklich nicht in ihrer Absicht.
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Bei diesen Worten kommt es Widumir in den Sinn, die Besprochene könne vielleicht nicht nur etwas biestig, sondern in dieser Rolle auch recht unglücklich sein. Möglicherweise ist es notwendiger und am Ende sogar lustiger, sie nicht irgendwie zu necken, sondern aufzumuntern. Aber das wird man noch sehen, wenn sie denn erst erscheint. Momentan ist es wohl noch nicht soweit, jedenfalls zeigt sich niemand auf den Stufen.
"Tjaja..." Und nun zu etwas komplett anderem. Aber zu was? "Und was macht ihr heute so, wenn ihr mit dem Frühstück fertig seid?"
JS
"Wir werden wohl wieder in unsere Kutsche steigen und weiter in Richtung Punin fahren. Ich muss meine Cousine dort ja wieder heil bei ihrer Mutter absetzen, damit sie sich noch rechtzeitig aus den neuen Stoffen ein Kleid für den Eröffnungsball der Theathersaison schneidern lassen kann."
Irgendwie klingt das von der Domna gesagte weit weniger enthusiastisch, als ihre Base das anderen Leuten erklärt hat.
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Zuerst glänzen Widumirs Augen begeistert, doch dann legt er den Kopf schief. Da stimmt doch was nicht!
"Kutschfahren ist bestimmt lustig..." Jetzt müsste eigentlich die Frage kommen, ob er mitfahren darf. Aber Rahjaelas unbegeisterter Unterton lässt ihn dann doch eher nach dem Problem suchen: "Magst du kein Theater?"
JS
Rahjaela lächelt dem jungen Mann freundlich zu. "Ich mag Theater, aber ich mag diesen Eröffnungsball nicht. Dort treffen sich viele Menschen in vielen neuen Kleidern, um zu sehen, wer von ihnen der oder die Schönste ist. Das finde ich... übertrieben." Das kurze zögern vor dem letztzen Wort könnte daraufhindeuten, dass die Adlige vielleicht etwas anderes hatte sagen wollen.
Dennoch, ihr Lächeln verbreitert sich wieder ein wenig. "Immerhin ist die Schönste von allen ohnehin die Herrin Rahja, oder nicht?"
OHH
Kopfkratzend überlegt Widumir, ob schöne Kleidung nicht nur ein Zubehör eines Menschen sein kann und von seiner Schönheit oder Hässlichkeit lediglich abzulenken sucht.
Die Frage Rahjaelas jedoch zieht ihn fort zu anderem. Vor seinem Auge erscheint ein ebenmäßiges junges Frauengesicht, welches sich allerdings in stetem Wandel befindet. Sogar die Haarfarbe ändert sich fortwährend. "Das mag schon sein", erwidert er daher. "Ich hab sie noch nicht gesehen. Was hat sie für Augen?"
JS
"Ich weiß nicht, ich habe sie auch noch nie gesehen. Und ich denke, jeder Mensch stellt sie sich anders vor, daher muss sie viele Geichter haben." Offen lächelt die Domna den jungen Tischgenossen an.
OHH
Zuerst stehen Verwunderung und Ratlosigkeit auf Widumirs Gesicht geschrieben, doch dann wird ihm klar, dass es sich bei dieser Frau wohl um eine von den unübersichtlich vielen Gottheiten handeln muss. Immerhin kommt ihm der Name auch irgendwie bekannt vor.
"Ah, wie praktisch!" erklärt er mit einem irgendwie eher fachmännisch statt kindlich unbedarft klingenden Unterton. "Das muss ich auch noch lernen."
NKK
Langsam geht Madalena die Treppe hinunter in den Schankraum. Dabei wirft sie bedächtig einen Blick in den Raum um zielsicher zu sehen, wer von den Gästen schon anwesend ist. Da fällt ihr Blick auf ihre Cousine und ihren Tischnachbarn, und ihre Züge versteinern kurz. Sie verharrt für einen Moment unvermittelt auf der Treppe.
OHH
Einer Bewegung im Augenwinkel folgend, schaut Widumir erneut zur Treppe. "Da ist sie ja, deine Base! Heute ist sie ganz grün!" Natürlich gilt seine durchaus anerkennend gemeinte Zusatzbemerkung nicht dem Gesicht, sondern dem neuen Kleide. Das ist nicht nur eine hübsche, gesunde Farbe; der Schnitt betont auch so nett ihre schlanke Gestalt.
Einladend fröhlich winkt er hinüber.
SW
Unvermittelt stoppt es auf der Treppe und der Kutscher kann mit Mühe ein weiteres Entgleiten ledernen Schuhzeugs verhindern. Das muntere Pfeifen stockt kurz und weicht einem "Oh, oh, oh..." während seine Hand nach dem fluchtfreudigen Stiefel greift und diesen in letzter Sekunde erwischt, bevor er sich polternd neben der Domna die Treppe hinunterstürzen kann.
Er hebt wieder an zu pfeifen. Allerdings ist er sich recht sicher, dass die Hohe Dame die blutig-lustige dämonokratische Weise der Belhanker Bürgerwehr 'Jagt den Grafen aus der Stadt' kaum kennen dürfte.
NKK
Madalena schaut entsetzt zu Widumir und seinem Winken. Nur für einen kleinen Moment, dann fangen sich ihre Gesichtzüge wieder. 'Womit hab ich das verdient?' geht es ihr durch den Kopf als sie langsam und bedächtig die Treppe hinuntergeht. Das Pfeifen hinter ihr verschlechtert ihre Laune nur noch mehr und so bleibt sie nach drei weiteren Stufen erneut stehen und dreht sich halb auf der Treppe um zu Aramos. Wütend funkelt sie ihn an und meint "Sollte Er sich nicht besser um das Gepäck kümmern? Ich erwarte dass alles in der Kutsche verstaut ist, wenn wir losfahren wollen!" Dass er vielleicht auch frühstücken will, ist ihr in diesem Moment völlig gleich, wie recht deutlich an dem scharfen Ton in ihrer Stimme und den wütenden Fältchen auf der Stirn zu erkennen ist.
SW
Das Pfeifen verstummt, und die gespitzen Lippen weichen einem süffisanten Lächeln, als ob Aramos gerade bei den Pferdewetten im Puniner Hippodrom einen großen Beutel Gold gewonnen hätte. "Dazu, hohe Dame", klingt es zuckersüß vom weitgehend unbekleideten Kutscher, "müsstet Ihr den Weg frei geben."
NKK
"Nein", kommt es heuchlerisch freundlich von Madalena. "Mein Gepäck befindet sich dort" - dabei deutet sie die Treppe hoch - "und es muss erst noch in die Truhen geräumt werden." Mit einer hochgezogenen Augenbraue schaut sie Aramos noch kurz an, dann wendet sie ihren Blick wieder dem Schankraum zu.
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Au Backe, da wird Widumir bessere Einfälle benötigen als ein paar Papierschnipsel! Die Base auf der Treppe ist wirklich in keiner umgänglichen Stimmung. "Ob sie schlecht geschlafen hat?" Die Frage mag nicht zwingend an Rahjaela gerichtet sein, da sie so leise gestellt wird. Dennoch wendet Widumir seinen Blick dann wieder zu jener.
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"Gut möglich", murmelt Rahjaela fast ebenso leise, lächelt aber ihrer Cousine freundlich und einladend zu. Dass Madalena aufgrund des Tischnachbarn so böse geschaut hat, fällt der älteren der beiden Domnas nicht ein, denn der junge Bursche ist doch ein umgängliches Kerlchen.
Dennoch steht Rahjaela nach einem kaum merklichen Zögern leise seufzend auf und wendet sich noch einmal kurz Widumir zu. "Entschuldige mich bitte."
Dann macht sie sich auf den Weg zum Treppenabsatz, dass die dort Herunterkommenden aber problemlos an ihr vorbei können. Wieder heftet sich ihr Blick auf ihre Base. "Liebes, ich kümmere mich schon mal um das Einpacken unserer Sachen. Möchtest du noch irgend etwas bei dir haben?"
SW
"Selbst eine mit aller Sorgfalt und Fürsorge gepackte Truhe wird Euch keinen Spann auf der Straße vorwärts bewegen, solange die Pferde nicht vor die Kutsche gespannt sind. Und das werden sie nicht, bevor sie nicht entsprechend versorgt wurden." Während seine Stimme die ihm so verhasste falsche Freundlichkeit beibehält, ist dem Tonfall trotzdem zu entnehmen, dass der letzte Satz eine unumstößliche Feststellung ist.
"Aber wenn Ihr es natürlich wünscht, werde ich mich selbstverständlich noch vor dem Aufsuchen des Brunnens schon einmal um Eure edlen Stoffe kümmern", wendet er sich umgehend wieder die Treppe hinauf, um diesem freundlichen Angebot, das vom Tonfall eher wie eine Drohung klingt, gleich Taten folgen zu lassen.
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Schon wieder wird Widumir aufs Sprunghaftigste allein gelassen. Wer sonst als er könnte für Sprunghaftigkeit Verständnis aufbringen! Dennoch schade. Seine Menschenkenntnis reicht weit genug, um zu ahnen, dass die Base ohne die Base keinen wirklichen Anlass hat, sich zu ihm an den Tisch zu gesellen.
So beobachtet Widumir einstweilen das originelle Treiben auf der Treppe, wobei er sich auf den auf dem Tische platzierten Helm stützt wie auf ein dickes Kopfkissen.
NKK
Madalena meint lächelnd zu Rhajaela: "Lass uns beide doch erst einmal in Ruhe frühstücken. Ich bin mir sicher, dass Aramos damit alleine klarkommt. Und solange Dom Thalian noch nicht abreisebereit ist, werden wir sowieso nicht weitereisen."
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So schnell könnte sich die Zukunft ändern. Ein unerwartetes Wort, und schon mag die Aussicht auf zwei Tischdamen wiederhergestellt sein. Entsprechend aufmerksam hängt Widumir an den unfernen Lippen der beiden Basen.
JS
Nur ein wenig, dass Madalena ihr gut folgen kann, weicht Rahjaela in den Schankraum zurück, damit die Damen den Fuß der Treppe langsam wieder frei machen. Dabei lächelt sie ihre Base noch immer freundlich an. "Wie du meinst, meine Liebe. Wo möchtest du denn sitzen?"
Fast ein wenig anzüglich zu ihrer Cousine schmunzelnd, und natürlich in einer Lautstärke, dass nur diese es hört, fügt sie noch etwas an.
NKK
Madalena setzt sich langsam wieder in Bewegung und schwebt elegant die letzten Stufen er Treppe hinunter. Ihre Locken fallen ihr in voller Länge über die Schulter und reichen fast bis zu ihrem Ellenbogen. Auf Rhajaelas erste Frage antwort sie mit Blick in Richtung des Kamintisches: "Dort wäre sicher ein guter Platz. Dort dürfte es auch auch am wärmsten sein." Ein kurzer, hochmütiger Blick streift Widumir als sie an ihm vorbeischaut und sich in die angegebene Richtung aufmacht.
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Aha, nicht nur die hochnäsige, auch die netter wirkende Base hat offenkundig nicht vor, zurückzukehren. Zumindest scheint es ihr wohl gleichgültig. Wer nicht will, der hat schon.
Mit einer gleitenden Bewegung lehnt sich Widumir zurück, bis dass er mit dem Stuhle erneut kippelt. Zugleich wird der Raum nach Publikum abgesucht. Wenig Auswahl. Schlafen die denn alle noch!?
Neben mal mehr, mal weniger umherlaufendem Wirtspersonal - und freilich den beiden Basen - hat es momentan gerade noch die Uniformierte von gestern Abend. Man möchte fast meinen, oben würde sich mehr abspielen, da doch der eine oder andere wieder hinaufgestiegen ist.
Die Füße an der Tischkante, beugt sich Widumir höchst gelenkig zwischen den Knien hindurch, um sich von Brot und Käse abzubrechen.
Ob die Elfe wohl noch irgendwo in der Nähe steckt?
Mit den Bruchstücken in Händen lehnt sich Widumir wieder zurück und knabbert wechselweise daran. Ja, sobald er satt ist, wird er wohl diesen überaus ruhigen bis langweiligen Schankraum verlassen und mal nach Fräulein Spitzohr Ausschau halten.
Ach, ist das gemütlich! Nach Herzenslust kippeln und frühstücken, und während von draußen her stimmungsvolles Regentropfenklopfen zu vernehmen ist, im Rücken das knisternde Feuer vom Kamine - nicht zu nah und nicht zu fern. Da könnte man fast auf sich selbst neidisch werden. Die Leute wissen nicht, was sie verpassen!
Oder... Widumir reckt von einem Gedanken aufgeschreckt den Hals und hält lauschend mit dem Kauen inne. Ob womöglich er es ist, der etwas verpasst!? Wer weiß, an welcher Lustifikation die unsichtbaren Gasthausgäste gerade teilhaben, ohne dass ihm jemand davon bescheidgegeben hätte! Aber müsste man nicht etwas davon hören? War da nicht ein ferner Schrei? Falls ja, klang er nicht sonderlich erbaulich und kann somit schlecht ein Hinweis auf eine heimliche Feier darstellen.
Das kleine Mahl beendend, kommt Widumir mit dem Stuhl wieder in eine senkrechte Position, in der Absicht, aufzustehen. Allerdings erklingen justament nun Schritte von der Treppe her. Neugierig wendet er seinen Blick dorthin. Es zeigt sich ein feiner Herr, welcher auch gestern schon im Schankraum zu sehen war und...
...und sonst niemand. Da muss sich Widumir wohl geirrt haben. Oder falls er doch oben wen gehört hat, bleibt der, wo er ist. So wendet Widumir seinen Blick von der Treppe fort hin zum Haupteingang des Schankraumes. Das ist die Richtung, um nach der Elfe zu suchen.
Während Widumir noch mit seiner Faulheit ringt, aber auch sein Gesicht langsam Interesse am Nieselregen draußen vermeldet, bewegt sich der eben Herabgekommene zur beobachteten Türe hinaus.
Ein Blinzeln später ist Widumir aufgesprungen und folgt nun seinerseits mit unter den Arm geklemmtem Helme. Schwungvoll wird der Ausgang geöffnet und aus großen Augen hinausgeschaut. In der Tat, der Regen ist nicht mehr so aufdringlich wie gestern Abend. Dafür zaust der Wind stärker an den noch trockenen Haaren, aber bei diesem Jüngling gibt es dort ja nichts, was nicht ohnehin durcheinander wäre.
Anscheinend hat Widumir zu lange gewartet, denn der Verfolgte saust soeben um eine Hausecke und enstschwindet somit ein weiteres Mal aus Widumirs Blickfeld. Allerdings war es ja keine wirkliche Verfolgung, wie der junge mann sich beinahe angestrengt ins Gedächtnis rufen muss. Es muss wohl eher der Anblick oder Nichtmehranblick des entschwundenen Rückens, welcher für einen Moment eine gewisse Jagdlust hervorgerufen hat. Allerdings ist es ja eigentlich ein anderes Wild, welches Widumir viel mehr interessiert.
Die Bewegung hinter ihm lässt seinen Kopf und Blick sich dorthin wenden. Ein Lächeln später ist er in den Nieselregen hinausgesprungen und verbeugt sich nun galant. Ein Dreispitz auf dem Kopfe wäre dabei allerdings hilfreicher als ein Helm unter dem Arm. "Einen wundervollen guten Morgen!" ertönt es dennoch.
JR
Auch Vinizarah kommt in den 'Genuss' einer Rückansicht, allerdings handelt es sich dabei lediglich um das Hinterteil ihrer Katze, deren Jagdinstinkt wohl nun ebenfalls erwacht ist. Oder was sie auch sonst immer so rasch in die Nässe hinaustreiben mag.
Einen Augenblick folgt der Blick der rehbraunen Augen der davonhuschenden Gestalt, dann richten sie sich auf den berieselten Galan: "Vielen Dank." Der Boden fühlt sich kalt und glitschig an, als sie aus dem regengeschützten Schankraum ins Freie tritt. "Das wünsche ich dir natürlich auch. Ein guter Tag, um frühe Würmer zu fangen, nicht wahr?" Schon deshalb, weil es an einem solchen Tag nicht an Würmern mangeln sollte, die dem Ertrinken zu entkommen versuchen. Ganz gleich, wie spät man auch ist.
Um die Verspätung jedoch nicht so weiter auszubreiten, geht die junge Frau nach einer kaum standesgemäßen Verbeugung, die den Worten folgte, langsam weiter.
OHH
So manches könnte sich Widumir vorstellen, was mit einem oder mehreren Würmern anzufangen wäre. Neben allerlei Streichen und schlichtem Verzehr mögen sie auch genügsame Reisebegleiter abgeben. Allerdings ahnt Widumir durchaus, dass hier der Wurm als Sinnbild für etwas anderes stehen mag.
Entsprechend neugierig geworden, springt er dem Fräulein eifrig nach, wobei er sich unterwegs das Gesicht erfrischt - genug Wasser ist ja vorhanden.
Nach kurzem, doch etwas übertrieben wirkendem Prusten erkundigt er sich: "Und was machst du dann mit deinen Würmern, wenn du sie hast?"
JR
Die junge Frau hält einen Augenblick inne. Sei es, um eine Antwort auf diese Frage zu ersinnen, sei es, um einen raschen Blick zum Himmel hinauf zu werfen. Gutes Flugwetter sieht anders aus. Ehe sie sich jedoch tiefer in den Anblick der grauen Wolken verliert, geht ihr auf, dass sie durch diese kaum hilfreiche Betrachtung einen um einiges angenehmeren Anblick verpasst. Diesem Gedanken folgt sofort ein Wiederaufnehmen und Beschleunigen ihrer Schritte.
"Na, dicke Fische zu angeln", erwidert sie schließlich grinsend, eine vor ihr liegende Pfütze leichtfüßig überspringend.
OHH
"Da bin ich gespannt!" ruft Widumir beinahe. Sowohl auf Wurm wie Fisch, könnte er seine Aussage genauer umreißen, doch dies erscheint überflüssig.
Die schwungvollen Bewegungen Vinizarahs regen ihn zur Nachahmung an. Welch ein herrlicher Tag! Lustvoll wäscht er sich nebenbei mit den kleinen Fingern die Ohren.
Der zielstrebig wortlosen Vinizarah folgend geht es ums Gebäude herum und vorüber an einem kleinen Verschlag... Nein, eigentlich nicht vorüber. Widumir bleibt nämlich direkt zwischen diesem und dem Haupthaus stehen. Wo er schon mal hier ist, wäre es doch eine vorzügliche Idee, Dinge zu erledigen, welche der junge Mann letztens nicht selten hinter einem Busch verrichten musste.
"Ich komm gleich nach", droht er rechtschaffen unschuldig und entfleucht behende in den Abort hinein.
JR
"Ist gut", erwidert Vinizarah ein wenig abwesend.
OHH
Friedlich summend betrachtet Widumir die geschlossene Türe vor sich, währenddessen sein Unterleib die ganze Arbeit verrichtet. Das Holz wirkt etwas heller und weniger verwittert als der Rest des Verschlages. DAS hätten sie mal als Sitzfläche nehmen sollen; das würde einem den einen oder anderen Splitter ersparen!
Was wohl die fünf Zeichen in ihrem Zentrum bedeuten mögen? Zu schade, dass Widumir nicht lesen kann! Oder doch nicht? Gewiss wäre er enttäuscht, wüsste er mit 'A1M6T' letztlich doch nichts anzufangen.
In Unkenntnis der Botschaft stellt er sich vor, welch furchtbar wichtige Nachricht ein Rittersmann seiner Geliebten hinterlassen haben könnte.
Bald darauf verlässt Widumir die hölzerne Kabine wieder und hält nach neuen Zielen Ausschau, derweil seine Hände im Nieselregen einander waschen. Ob er dem Fräulein folgen soll oder lieber im unfernen Wald nach der Elfe suchen?
In einem seiner unnachahmlichen Wiegeschritte - in der Tat hat er davon verschiedene Versionen anzubieten - fädelt sich Widumir zwischen Haupthaus und Abort hindurch, obgleich es in der anderen Richtung doch kürzer wäre. Den Bogen weiter beschreibend findet er zwischen dem Gebäude zur Rechten und vereinzelten Bäumen zur Linken in einigen SChritt Entfernung den Brunnen vor, an welchem Vinizarah und der inzwischen halbnackte Verfolgte beisammenstehen. Aufmerksam prüft Widumir im langsamen Herannahen, ob eine gelungene Störung eher zu allgemeiner Belustigung oder Unfrieden beitragen mag.
Tatsächlich wirken die beiden allzu sehr ineinander vertieft, als dass Widumir sich dazwischendrängen möchte. Auch ein Schelm kann durchaus Feingefühl für gewisse Dinge entwickeln.
Drum will er schon südwärts zum Walde umschwenken, als er sich der Last unter seinem Arme allzu bewusst wird. Dieser Helm ist ja die reinste Plage! Lustige Dinge sollten doch gefälligst auch leicht sein! Nein, mit sowas wird er sich nicht länger abplagen, noch dazu nachher im Unterholz.
Ein Blick nach links, einer nach rechts, und einen Moment später ist die gewichtige Kopfbedeckung sorgsam auf einem Holzstoß an der Hauswand verwahrt. Im Grunde wäre auch der Klotz, auf welchem man hier Holz zu hacken pflegt, ein sehr dekoratives Plätzchen. Aber bestimmt will der Helm lieber im halbwegs Trockenen unter dem etwas vorhängenden Dach weilen.
Mit den Fingern winkend verabschiedet sich Widumir von seinem kurzzeitigen Gefährten und wendet sich dann endlich der fernen Baumversammlung zu.
PN
Des Doms Blick wandert zu Widumir hinüber, der gerade seinen Helm plaziert. Irgendwie macht ihn dieser neugierig und so ruft er ihm noch ein "Die Götter zum Morgengruße!" hinterher, als dieser sich zum Wald wendet.
OHH
Fast kommt Widumir etwas ins Trudeln, da er sich seitlich zu dem Rufer umwendet, ohne jedoch dabei stehenzubleiben. Unwillkürlich beschreibt er dabei auch einen ganz leichten Rechtsbogen, dass sich die Entfernung zum Brunnen etwas langsamer vergrößert. Freudig hebt er die Hand zum Winken und grüßt zurück: "Ganz recht; einen Allerwertesten wünsche ich!"
Der nunmehr im Wege stehende Baum scheint ihm höchst nebensächlich zu sein.
JR
Die Hand, die gerade dabei war, sich zum erneuten Gruße zu erheben, senkt sich zu dem Saum der formunschönen Tunika, im Versuch, sie im Alleingriff über Körper und Kopf zu ziehen, während die andere Hand wenig hilfreich an den aus dem Zimmer mitgebrachten Waschutensilien festhält. In Folge dessen wird der gewünschte Allerwerteste - über dessen Schönheit kaum diskutiert werden kann - enthüllt, während das schamnachglühende Gesicht im Halsausschnitt des Kleidungsstücks verschwindet.
OHH
"Ui." Wie festgenagelt hängt Widumirs zunehmend über die Schulter geworfene Blick an den freiwerdenden Rundungen Vinizarahs. Mit derart unkoboldisch unrunzeligen Popos hat er noch so wenig Erfahrungen wie mit dem Rest menschlich weiblicher Körper.
Elfe? Was für eine Elfe?
Welch ein Rumms! Allerdings hört man diesen außerhalb von Widumirs zum Glück hartem Schädel nicht sonderlich weit. Ist das Rauschen des Regens stärker geworden, oder liegt das nur an den vielen großen Tropfen und einzelnen verwelkten Blättern, welche auf die Erschütterung des Aufpralls Kopf auf Stamm herniederfallen? Vielleicht stammt es auch von den Flügeln der vielen kleinen bunten Vögelchen, welche Widumir nun für jeden Zuschauer unsichtbar umschwirren.
Instinktiv wird die Linke an die schmerzende Stelle erhoben, derweil Widumir von der Unglücksstelle forttorkelt. Wofür manchmal ein noch so schwerer Helm doch hätte gut sein können!
PN
Vielleicht hätte es noch zu einem warnenden Rufe vor dem Baum in Richtung Widumirs gelangt, hätte die bezaubernde Dame an Thallians Seite am Brunnen nicht so kunstvoll begonnen, sich ihrer Tunika zu entledigen. Kurz war sein Blick wieder von dem Unbekannten zu Vinizarah gewandert, um ihre sehenswerten Rundungen zu begutachten, als er auch schon kracht. Rasch schwenkt der Kopf in die Richtung des Geräusches.
Der Dom braucht einen kurzen Moment bis er realisiert, was überhaupt geschehen ist, ist doch der Zusammenprall mit einem Baum eher ungewöhnlich, da sich diese doch eher langsamst zu bewegen pflegen. 'Autsch...' geht es ihm durch den Kopf und er verzieht etwas mitleidig das Gesicht. Kurzentschlossen deponiert er seine Waschutensilien auf dem Brunnenrande und macht dann ein paar Schritte in Richtung Widumirs. "Alles in Ordnung?" fragt er etwas besorgt als der bunte Vogel ein wenig irritiert wirkend herumschwankt.
JR
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich mehr oder weniger effizient zu entkleiden. Vinizarahs Kunst, so man sie als solche bezeichnen mag, besteht darin, alle zugleich wahrzunehmen und sich einem reversalisierten Entfesslungskünstler gleich in diesem simpelsten aller Kleidungsstücke hoffnungslos zu verheddern. Während sie an den Beinen und dem verlängerten Rücken die kühle Witterung des Morgens spürt, steckt ihr Kopf in einem dunklen, scheinbar endlosen Stoffschlauch, der sich durch die Bemühungen ihrer freien Hand, einen Ausgang aus dem Schlamassel zu finden, zunehmend zu verengen scheint.
Als dann die besorgte, jedoch seltsam entfernt klingende Stimme des Doms zu ihr in die stoffumwogte Dunkelheit dringt, erwidert die junge Maid, der Not des eigentlich Umsorgten vollkommen ungewahr, mit panikunterdrückender Unbekümmertheit: "Ja, alles Bestens... ich brauch nur... einen Augenblick..."
OHH
Den wohlmeinenden potentiellen Helfer schaut Widumir gar nicht recht an. Auch die Selbstgefangene muss für den Augenblick noch seiner belustigten Anteilnahme entbehren. Die Hand noch immer am Haupte, wo man wohl wenig bis kein Blut vermuten möchte, schwankt er nunmehr auf der Stelle stehend.
"Na gut, aber mit zwei Stück Zucker. Und bitte höre mit dem Tuten auf; ich habe Kopfschmerzen."
PN
'Verrückt - beide', ist der erste Gedanke der Thallian auf dieses Szenario hin durch den Kopf geht. Vor ihm schwankt torkelnd und seltsame Worte sprechend ein Mann aus dem Kreis des fahrenden Volkes, der ungebremst auf eine solide Eiche gedonnert ist, und neben ihm versucht sich eine Musikantin verzweifelt aus ihrer Tunika zu befreien.
Eigentlich sollte er sich Sorge um den Mann vor sich machen, und ein wahrer Edelmann würde der Dame selbstredend aus der Bredouille helfen... aber er kann irgendwie nicht anders, und so platzt ein lautes Lachen aus ihm ob dieser schrägen Situation heraus.
Zu Vinizarah gewandt erklärt er: "Einen Augenblick, Teuerste... ich gehe Euch gleich zur Hand" - und mehr zu sich selbst als zu den Anwesenden: "Wenn noch noetig..." Dann macht er auch schon den Schritt auf den Brunnen zu, tunkt sein Handtuch in den Eimer kalten Wassers und mit dem tropfenden Stoff kehrt er zu Widumir zurück um diesem das kalte Nass auf den Kopf zu legen.
"Besser?" fragt er vorsichtig, während er nebenher versucht, die Musikerin im Auge zu behalten, um sie im Notfall vor einem Sturz in den Brunnen oder den Matsch des Hofes zu bewahren.
JR
Obgleich die Lage so aussichtslos scheint, gibt Vinizarahs immer ungeduldiger im Stoffungetüm herumwedelnder Arm nicht auf, und letztlich siegt die langjährige Erfahrung im Entledigen von Kleidungsstücken. Der Weg in die Freiheit ist erkämpft. Begierig saugt die junge Frau die frische Morgenluft in die Lungen, als hätte sie ihrer lange entbehren müssen, und nicht nur eine überschaubare Ansammlung von Sekunden. Auch ihr rotbraunes Haar scheint die neugewonnene Freiheit zu genießen und sich wie das Gefieder eines verfrorenen Vogels aufzuplustern.
Das bereits verklungene Gelächter des Doms in den Ohren blickt sie mit fragend zusammengezogenen Augenbrauen in seine Richtung, die ja auch die Richtung des Unfallopfers ist, wobei sie den nun wieder übersichtlich und wehrlos gewordenen Stoff der Tunika an ihre Brust drückt.
Einen Moment lang scheint ihr Blick die Alles-in-Ordnung-Frage des Ersthelfers zu wiederholen, dann zuckt Vinizarah jedoch zögernd mit den Schultern und begibt sich an die nun freigewordene Stelle neben Brunnenrand und Eimer. Ihre Hände legen die Kleidung und die Waschutensilien so sicher und trocken wie möglich ab, dann tauchen sie in das eiskalte Wasser, schöpfen ein wenig davon ab. Dieses Wenig führt die Musikerin nun an ihr Gesicht, nutzt es jedoch nicht zur Körperpflege, sondern trinkt es hastig, wenn auch in kleinen Schlucken. Dann wiederholt sie die Prozedur. Schließlich schließt sie die Augen, spürt die Flüssigkeit kühlend ihre Kehle hinabrinnen und seufzt wohlig: "Aaaah." Bis zu diesem Augenblick ist ihr gar nicht bewusst gewesen, wie verdammt durstig sie eigentlich ist.
OHH
Für jemanden, der unter Kobolden großgeworden ist, sind bunte Lichter ja nichts Neues. Insofern haben sie auch nichts Beunruhigendes, wie ein den Kopfschmerzen widersprechendes Lächeln Widumirs bezeugt. Doch Zeit und Kühlung lassen die bizarre Farbenvielfalt langsam verwischen und das Gesicht des Helfers wieder klar erscheinen. "Oh, ja, dankesehr."
Noch etwas unbeholfen versucht Widumir, das nasse Handtuch am Verrutschen zu hindern. Wie binden gewisse Leute nur ihre Turbane!?
Da entdeckt Widumir hinter dem Gegenüber das inzwischen völlig enthemdete Fräulein. Neugierig beugt er sich etwas vor, um es besser beobachten zu können. "Geht all das Wasser in die Höcker?" Ja, diese Tulamidenlande wären schon ein faszinierendes Ausflugsziel!
PN
Einen Moment schaut der Dom Widumir völlig perplex an. 'Wasser? Höcker?' geht es ihm durch den Kopf, aber die Worte ergeben irgendwie in diesem Momente keinen Sinn. Doch dann erinnert er sich an die Reisen in die Tulamidenlande und was dort über die Höcker der Wüstenschiffe gesagt wurde. Prustend bricht ein Lachen aus ihm hervor. "Ja..." stößt er in dem Lachenanfall hervor. "Genau... Sie muss nur aufpassen, dass es nicht zuviel wird..." Kichernd blickt er zwischen Widumir und Vinizarah hin und her.
JR
Obgleich sie die Bemerkung, die dem erneut aufbrandenden Gelächter vorausgegangen ist, nicht genau verstanden hat, erahnt Vinizarah anhand der Hitze, die sich in ihren Wangen nun fest eingenistet zu haben scheint und der Kälte des Morgens und des Wassers trotzt, dass sie wohl der indirekte Heiterkeitsauslöser ist. Nun zweifelt sie - trotz der Kürze der Bekanntheit - sehr daran, dass das kindliche Gemüt des Rothaarigen zu etwas wie Boshaftigkeit neigt oder ihm daran gelegen war, sie zu verletzen und auch das Gelächter des Doms entbehrt jeglicher Aggression, klingt vielmehr jungenhaft und unbeschwert - dennoch kann Vinizarah nicht verhindern, dass es an ihr nagt.
Während sie äußerlich ungerührt bleibt und in bester, erzwungener Ignoranz ihrer Umgebung damit beginnt, sich zu waschen, fühlt sie, wie das Lachen ihre Selbstsicherheit durchschlägt, wie Steine eine vormals ruhige Wasseroberfläche, wie es ihr Innerstes durchwühlt. Es ist, als würde er in Wirklichkeit über sie lachen, über sie als Frau, über einen Körper, der ihn nicht reizt, über ihren Versuch, ihn damit zu verführen und die Tatsache, dass er gegen ihn immun ist. Dass die einseitige Immunität ihn über sie erhebt.
Das Gefühl, das dieses Lachen in ihr auslöst, gleicht in vielen Aspekten jenem, das sie in der Vergangenheit empfand, wenn eine Frau, für die sie sich interessierte, vor ihrer Berührung zurückzuckte, die ungläubigen, erschrockenen Blicke, die sie bisweilen erntete. Es ist die Scham der Erkenntnis, dass die Körperlichkeit, die angedeutete Erotik ihr Weg ist, sich sicher zu fühlen. Es ist ihr fester Glaube, dass niemand zerstört, was er begehrt. Und da sie optimistisch ist, für den Spaßmacher begehrenswert zu sein, fürchtet sie seinen Spott nicht. Doch vor dem Dom gibt es diesen Schutz nicht, vor ihm ist sie so nackt, wie sie es tatsächlich ist.
Es mag die Güte seines Charakters sein, der ihn daran hindert, die Pfeile mit Spitzen zu versehen oder Erziehung, aber ehe sie ihm als Person wichtig ist, gibt es kein Versteck, keine Garantie. Das ist zumindest ihr Gedanke, als sie das Tuch wiederholt in das eisige Wasser taucht und mit verschlossenem, scheinbar konzentriertem Gesichtsausdruck und zusammengebissenen Zähnen die zunehmend durchdringende Kälte erträgt.
Dennoch ist sie froh, einem Menschen abseits der wohlerforschten Wege zu begegnen und herauszufinden, ob sie auch ohne ihren körperlichen Reiz vor einem Mann wie Dom Thallian bestehen kann. Dies wiederum ist eine Aussicht, die es schafft, das Lächeln auf Vinizarahs Gesicht zurückzubringen - auch wenn es sich dabei um ein vorsichtiges, leises Lächeln handelt.
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Lachen ist nicht nur gute Medizin für den Lachenden, sondern auch für Witichis, wenn er nur solches hört. Schon lassen Schwindelgefühl und Kopfschmerz nach. Welch ein dankbares Publikum dieser Mann doch ist! Vinizahrah hingegen... Immerhin lächelt sie. Vermutlich ist ihr die Situation doch etwas peinlich. Schon seltsam, was manche Leute für ein gewes um Nacktheit machen, sei es nun die eigene oder die jemandes anderen.
"Ja, das wäre schade", erwidert Widumir mit einem stillen Lächeln, nachdem er den letzten Satz noch einmal im Kopf hat wiederhallen lassen. Vor allzu großen Brüsten kann man bisweilen ja richtig Angst bekommen. "Es würde gar nicht zu ihr passen, und womöglich würde sie irgendwann vornüberfallen." Dabei legt er den Kopf schief und betrachtet sie offen. Ja, anders würde er sie gar nicht haben wollen.
JR
Die körperliche Kälte, die Vinizarah während der Reinigung erfährt, dringt auch in ihre Gedanken und Empfindungen vor, bis kaum mehr als ein lebloser, analysierender Kern zurückbleibt. Oder vielmehr, als würde dieser Kern sich entschließen, das bibbernde, um Tapferkeit bemühte Wesen zu verlassen, und es von außen betrachten. In diesem Heraustreten wird ihm bewusst, dass dieses Wesen sich unter dem Druck fühlt, in das Lachen einzustimmen. Nicht deshalb, weil es - verwirrt und verfroren, die Waschbewegungen mechanisch durchführend - tiefempfundene Heiterkeit empfinden würde, sondern um dem Scherzenden und dem Lachenden einen Gefallen zu tun. Sie möchte zu der Gruppe der Lachenden gehören, von ihnen als selbstbewusste, humorvolle Frau erkannt und gemocht werden.
Gleichzeitig ist da der kindliche Trotz, genau dieser Erwartung zu widerstehen, um zu zeigen, dass sie von ihrem Urteil unabhängig ist, dass es ihr letztlich gleichgültig ist, was andere fühlen. Auch wäre es zweifellos ein enttarnendes, unaufrichtiges Lachen, dessen sie sich schämen würde.
Ihr wird bewusst, dass sie abermals Gefahr läuft, sich in Gedanken zu verstricken und dass sie Menschen wie Widumir beneidet, die in ihrem Wesen einfach nur sie selbst sein können. In jedem Satz, jeder Bewegung scheint er ausschließlich er selbst zu sein. Er ist einfach er selbst. Kein heterogenes Gemisch verschiedener Persönlichkeiten, keine Maske, hinter der sich das wahre Wesen verbirgt. Es wird nichts zurückgehalten, kein Gedanke - so absurd er auch sein mag - bleibt unausgesprochen. Das ist auf der einen Seite erfrischend und bereitet die Freude, die es macht, mit einem Kind zu spielen und lachen, auf der anderen Seite scheint trotz - oder besser: in - der Lebendigkeit eine seltsame Starrheit darin zu liegen. Wenn man ihn ansieht - was Vinizarah im Augenblick vermeidet - kommt es einem so vor, als sähe man auch die Person, die er vor fünf Sommern war, als auch die, die er in fünf Sommern sein wird.
Für jemanden, der noch nicht einmal sicher Voraussagen darüber machen kann, wer er in fünf Minuten sein wird, ist das sehr befremdlich, attraktiv und abstoßend zugleich. Das heißt nicht, dass sie sagen würde, dass es nicht gut ist, dass er so ist, wie er ist. Es ist gut. Doch zugleich kann sie sich nicht vorstellen, was wäre, wenn dem nicht so wäre. Er würde wohl daran zerbrechen.
Dieses Mal nimmt sie sich nicht vor, mit diesen Gedanken aufzuhören. Sie weiß, dass sie es willentlich nicht kann, dass sie abwarten muss, bis es sich von selbst legt. Doch zumindest hört sie auf, sich zu waschen und fängt an, mit dem mitgebrachten, mittlerweile deutlich klammen Tuch über die kältekribbelnde Haut zu fahren.
PN
"Ähm", räuspert sich der Dom verhalten in Richtung Widumirs. "Junger Freund... nun starrt mal nicht so in die Richtung der Dame. Das geziemt sich nun wirklich nicht."
Sein letzter Blick in Richtung Vinizarahs hat in ihm das Gefühl geweckt, dass irgend etwas nicht - oder nicht mehr - zu stimmen scheint. Ihre Gemütsverfassung hat sich - so sein Eindruck - merklich verdunkelt, wenngleich er sich momentan auch noch keinen rechten Reim auf die Ursache zu machen vermag. Möglicherweise mögen es die Worte Widumirs gewesen sein und seine Antwort darauf, obgleich er nicht erwartet hätte, dass ein jemand wie diese Frau auf solch amüsantes Wortespiel im Spaß so unerfreut reagieren würde. Auch ahnt er nichts von den schweren, tiefen und fast schon philosophischen Gedanken, die Vinizarah wohl derweil durch den Kopf gehen.
In der Hoffnung die Situation etwas zu entschärfen, entschließt er sich, es erst einmal auf sich beruhen zu lassen und seine Neugier bezüglich des seltsamen Mannes zu befriedeigen. "Aber nun sagt mal... mit wem habe ich hier eigentlich die Ehre?" richtet er als Frage nun in Richtung Widumirs, während er ihm die Rechte zum Gruße entgegenstreckt.
JR
Nachdem sie den Versuch, sich zu trocknen, beendet, beziehungsweise als hoffnungslosen Fall abgebrochen hat, schlüpft Vinizarah zurück in die Tunika. Tatsächlich - und das ist ihr irgendwo auch bewusst - sind weder ihre Gedanken über den Dom noch jene über den Rothaarigen in ihrer vollen Schwere ernst gemeint. Vielmehr sind sie nur ein Spiegel ihrer eigenen Unzufriedenheit mit sich selbst.
Wenn sie sich jedoch nicht selbst leiden kann, wie kann sie dann verlangen, dass es andere tun? Wie kann sie dann Zuneigung und Achtung verdienen? Wie kann sie sich mit jenen umgeben, die integer und lebensfroh sind, die sie durchschauen und auf sie hinunterblicken können? Die sie mit ihrem Lachen und ihren Scherzen verletzten können? Dies sind die Gefühle, die hinter der Oberfläche lauern und schwarze Wolken aus dunklen Gedanken entstehen lassen, die sie selbst und den Rest der Welt verhüllen.
Der einzige Weg, dem zu entkommen, ist es, die Flucht vor der Pflicht zu beenden und damit das Bild der Vinizarah, die weder ihren Körper noch ihren Charakter verstecken muss, wieder herzustellen. Damit sammelt sie die Waschutensilien wieder auf und begibt sich mit einem flüchtigen Lächeln und einem raschen "Bis später" in Richtung der beiden Herren, auf den Rückweg zum Gasthaus und dem Brief, der dort auf sie wartet.
OHH
"Ja, bis später", erwidert Widumir mit einem Lächeln und einem kleinen Winken und schaut Vinizarah noch ein Momentchen länger als nötig nach.
"Schade. Meinst du, sie mochte nicht von mir angesehen werden? Ich mochte es. hm." Nachdenklich das Kinn streichelnd, wendet sich Widumir zu dem Edelmanne um, bis jener und dessen Frage ihm wieder bewusster werden.
"Oh, angenehm!" erwidert er, als habe sich der andere bereits vorgestellt. Eine elegante Verbeugung wird nachgeahmt, wie Widumir sie schon hier und dort in diesem Lande gesehen hat. Dabei wird ein unsichtbarer Hut - mutmaßlich mit riesenhaften bunten Federn - schwungvoll abgenommen und wieder aufgesetzt. "Ich bin Widumir."
PN
Erneut gelingt es Widumir mit seiner nahezu formvollendeten Begrüßung, ein Schmunzeln auf die Züge des Dom zu zaubern. "Sehr angehm. Freut mich, Euch kennenzulernen", entgegnet er und deutet eine ähnliche Verbeugung an wie sein Gegenüber. "Dom Thallian Damotil zu Simancas." Wenn der Dom seinen Hut dabei hätte, dann wäre dieser wohl abgenommen und wieder aufgesetzt worden mit eleganter und zackiger almadanischer Geste - aber zum Waschen am Brunnen erschien dieses Kleidungsstueck dem Dom zuvor wenig angebracht und zweckmäßig.
"Widumir..." wiederholt er mit einem überraschten Stutzen. "Aber Euer Bruder heißt nicht zufälligerweise Soichdir?"
OHH
Wohlwollend nimmt Widumir den Namen seines Gegenübers entgegen, die Brust affektiert hervorgeschoben. Dann aber blinzelt er gespielt verwirrt.
"Was erlaubt Ihr Euch!" gibt er scheinbar entrüstet von sich. "Ihr macht Euch wohl über meinen Namen oder meine Familie lustig? Ich habe gar keinen Bruder!" Erst nach einer Kunstpause, in welcher er den Kampf gegen das eigene Grinsen verliert, fügt er wie beiläufig und wieder mit freundlichem Lächeln hinzu: "Mein Vater heißt so." Das ist zwar auch gelogen, aber wen kümmert das schon, wenn es nur witzig genug ist!
Allerdings... möglicherweise war das ja zu überraschend für den Herrn, als dass er darüber lachen könnte? Ein friedfertiges, unschuldiges Lächeln breitet sich über Widumirs beständig frisch gewaschenem Antlitz aus. Auch die Tropfen an seiner Nase und dem Kinn scheinen sehr dafür zu sprechen, wie wenig dieser junge Mann irgendein Wässerchen trüben kann.
Wieso ist er eigentlich ohne Mantel herausgekommen? Er muss noch im Schlafsaal liegen. Das Schattenüngetüm wird ihn doch nicht gefressen haben!?
"Es ist feucht", bemerkt er so trocken, dass dies nicht nur der Aussage zu widersprechen scheint, sondern auch den festen Entschluss verschleiert, sich in Kürze die Ummantelung zurückzuerobern.
PN
"Euer Vater? Ahja." Schmunzelnd nimmt der Dom die wohl nicht ganz ernst gemeinte Antwort Widumirs zur Kenntnis. Für einen kurzen Moment starrt er in den regenverhangenen Himmel, dessen Anblick im Gegensatz zu Widumirs fröhlicher Art keineswegs zur Aufmunterung beitragen kann.
"Hmmm?" meint er gedankenverloren, als sein Gegenüber feststellt, dass es doch ein wenig nass sei - womit der Spaßvogel ohne Zweifel Recht hat, denn der Landregen sorgt schon dafür, dass die Nässe durch die Kleidung zu dringen versucht.
"Es ist nicht nur feucht... es ist scheußlich nass und kalt", bestätigt er dem jungen Mann. "Wie wärs mit zurück in die gute Stube des Wirtshauses und was nettes heißes Flüssiges zum Frühstück?" Er zwinkert Widumir aufmunternd zu. "Ich lad dich auch ein... das erspart mir vielleicht anstrengendere Conversatio mit zwei feinen Damen... Was meinst du dazu?"
OHH
Natürlich nimmt Widumir den Vorschlag sofort freudig an. Gemeinsam kehren die beiden in den Schankraum zurück.
Nachdem Widumir noch ein Weilchen mit seinem freundlichen Spender gefrühstückt hat, bricht dieser mitsamt den beiden Basen und einem geplagten und dennoch humorvoll wirkenden Kutscher auf.
Eine Weile hängt Widumir noch etwas gelangweilt an einem offenen Fenster und beobachtet den Regen herniedernieseln. An sich sind solche Ringe im Wasser ja schon eine faszinierende Angelegenheit, wenn man etwas genauer hinsieht. Und da Vinizarah mit dem Schreiben irgendeines langweiligen Briefes beschäftigt ist, wohingegen die holde Elfe ganz unhold abwesend bleibt, beschließt Widumir alsbald eine Nieselregenlandstraßenwanderungsfortsetzung. Nun besser wieder mit seinem schmuddeligen Mantel ausgestattet, verlässt er das Gasthaus mit dem Grünen Eber, dem er noch einmal beiläufig zum Abschied winkt, dann pitscht und patscht er zwischen den Pfützen entlang und die lange, dunkle Straße hinab, bis er als springender kleiner Punkt in der Ferne entschwindet.
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Redaktion und Lektorat: OHH