Einen Eintopf zu erobern
Autoren: Oliver H. Herde und andere
OHH
Von dem Raunen hinter seinem Rücken bekommt Widumir nahezu nichts mehr mit. Den Tresen als Ziel vor Augen, ist er auch schon wenige schwingende Schritte später dort angelangt. Dass Wirt und alter Mann gerade in Verhandlungen verstrickt sein könnten, entgeht ihm völlig.
"Einmal zweimal Eintopfportionsschüssel..." wirft er ungefragt ein. Endung mitsamt nachfolgender Leere lassen vermuten, dass das Wort nicht wirklich beendet sei, doch statt eines Restes folgt lediglich ein: "Ähm, bitteschön!"
HH
Etwas irritiert von dem Hereinplatzenden dreht sich der Alte diesem leicht zu und hebt irgendwo zwischen anklagend und belustigt die Augenbraue.
"Nicht so hastig!" brummt ihm dann zu.
Zum Wirt geneigt meint er: "Dann nehme ich die Klopse und das Bett. Wer teilt denn dann mit mir das Zimmer?" Den Unterbrecher ignoriert er.
OHH
Da der alte Mann nicht wirklich unfreundlich wird, bringt Widumir tatsächlich großherzig ein wenig Geduld auf. Zudem vertreibt er sich grinsend die Zeit mit der Vorstellung eines Tellergerichtes 'Halbes Zimmer mit Klopsen'.
SU
Tesden kramt den letzten Schlüssel für das erste Dreibettzimmer heraus und legt ihn auf die Theke. "Eure Zimmergenossen wären dann der Capitano und der tulamidische Magus an dem Tisch dort drüben", erklärt er und deutet auf den Kamintisch. "Das Essen wird auch gleich soweit sein; macht es Euch einfach bequem", fügt er mit einem Lächeln hinzu.
Dann dreht er sich zu dem bunten Gesellen, der an der Theke herumwippt. "So, und was kann ich jetzt nochmal für Euch tun? Noch zweimal Eintopf?"
OHH
Sogleich ist Widumir wieder hellwach. "Ja, genau! Die Frau da zahlt", ergänzt er mit nacktem Finger auf die angezogene Dame gerichtet.
Noch bleibt er am Tresen stehen, denn es wäre ja möglich, dass die Schüsseln sozusagen schon auf ihren Abholer warten.
HH
Der Alte nickt dem Wirt noch einmal freundlich zu und wendet dann den Blick wieder dem Mann mit dem Stab zu. Er macht die ersten Schritte auf dessen Tisch zu.
OHH
Unwillkürlich dem Alten nachblickend, entdeckt Widumir erstmals, dass da noch eine Frau am Tresen steht. Schon will er sie unverfänglich grüßen, doch auch sie konzentriert sich auf die Leute am Kamintisch. Was ist denn da so besonderes? Neugierig glotzt Widumir mit großen Augen hinüber. Der dicke Reiseleiter nach Faseldingsbumms mit den siebenundzwanzig Türmen und achtundzwanzig Königen - oder wie auch immer - scheint ihm da noch am interessantesten. Der Kleidung wegen, natürlich.
Unerhörterweise achtet man seiner am Kamintisch überhaupt nicht. Ein Blick hinter den Tresen entdeckt lediglich die vorbeihuschende Köchin. Man könnte jetzt einfach 'Eintopf!' brüllen. Man könnte auch schauen, was diese vielen Wanderstabträger da verabreden. Vielleicht einen gemeinsamen Marsch nach Faselfusel? So langsam juckt es Widumir in allen Knochen, etwas anzustellen.
MH
Das aufmerksame Starren des Mannes an der Theke bliebt nicht unbemerkt. Leicht schmunzelnd spricht Majara ihn an: "Ein seltsame Mischung, die Vier, hm? Fast so als würden sie gleich anfangen von Drachen, Beute und verwunschenen Prinzen zu erzählen..." Ein leichtes Kopfschütteln folgt, so als wäre ihr die bunte Mischung der Gäste erst jetzt wirklich bewusst geworden.
OHH
"Echt!?" fragt Widumir aufgeregt. Eine solche Erzählung könnte spannend sein - wenn sie nicht zu lange dauert. Aber verwunschene Prinzessinnen wären sicher noch interessanter.
"Meinst du, es war ein Drache, der ihm die halbe Nase abgebissen hat?" Dabei ist schwer zu übersehen, dass Widumir den Alten meint, denn Nase, Blick und Zeigefinger sind auf ihn gerichtet.
SU
Während Tesden noch die verschiedenen Wünsche und Fragen im Geist sortiert, löst sich ein Teil davon von selbst. Das zieht aber nach sich, dass die Küche nun kurz verwaist ist, und da auch Siona gerade mit einem Krug beschäftigt ist, brummelt Tesden kurz: "Dann hol ich schon mal den Eintopf", und macht sich in die Küche auf.
MH
Da muss sie dann doch lachen. "Wer weiß, wer weiß? Aussehen, als hätte er grade einen Hort geplündert, tut er ja nicht grade."
OHH
Das ist schon ein Widumir-Kopfschütteln wert. Ungeachtet dessen, dass das Fräulein neben ihm ein paar Jahre älter sein muss, erklärt er belehrend: "Eben gerade natürlich nicht! Dann müsste es ja noch bluten! Ts!"
Ein neuer Blick bei schiefgelegtem Oberkörper trifft und mustert den Alten, welcher zweifellos viel Zeit für seine Heilung hatte. Sehr viel Platz ist ja nicht in dessen Taschen. "Vielleicht hat er schon alles ausgegeben oder verschenkt?"
HH
Der Alte nutzt die Zeit, um sich noch ein wenig umzusehen. Offenbar ist seine Anwesenheit einiges verstohlenes Starren wert. Er bemüht sich, das zu ignorieren, dem jungen Mann an der Theke jedoch schenkt er ein kühles Lächeln.
OHH
Da der Alte gerade zu ihm herüberlächelt - wenn es auch etwas falsch wirkt, aber das kann an der kaputten Nase oder Gesichtsmuskelkater liegen - winkt Widumir ihm fröhlich zu.
MH
Majara grinst munter in sich hinein. "Er hat sein Geld auf jeden Fall nicht in seine Kleidung gesteckt..."
OHH
"Vielleicht eingetauscht", überlegt Widumir. Inzwischen ist er fest davon überzeugt, dass es einen solchen Drachenschatz gegeben hat. "Warum nur hat er sich keine goldene Nase machen lassen, so als Ersatz?"
MH
Am Kamintisch wird nun gespeist, was Majara reicht, um die Augen zu verdrehen. Mit einem Schnauben knallt sie nochmal das leere Becherchen auf die Theke und stürmt mit einem wütenden, im Kern aber etwas verzweifelt wirkenden Blick nach draußen.
OHH
Verwundert blickt Widumir der Davonjagenden nach. Gewiss würde er ihr vor lauter Neugier nachsetzen, den Grund zu erfragen, wenn dieselbe Gier ihn nun nicht wieder mit großen Augen auf den Kamintisch glotzen lassen würde, die Antwort dort zu suchen.
Anscheinend ist man in eine ausgesprochen ernste und beinahe feindselig wirkende Diskussion über Humor verstrickt, soweit Widumir es aus den ersten zu ihm dringenden Satzbrocken erschließen kann. Über diese Herangehensweise kann er nur den Kopf schütteln.
Weiter geht es mit Wider den Ernst.
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Redaktion und Lektorat: O