Pikeniers Müdigkeit

Autoren: Christian Hellinger, Friederike Hölscher, Matthias Ott, Oliver H. Herde und andere

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Anfangs ist er noch etwas zu erregt, doch nach ein paar Schritten bemerkt er anhand der knackenden Geräusche, wie der nasse Schnee unter seinen Füßen mittlerweile zu Eis gefrohren ist. Unwillkürlich erhebt der Pikenier seinen Blick empor zum Himmel. Phex zeigt nun sein vielsterniges Gesicht recht klar. Dies verspricht, eine kalte Nacht zu werden. Nunja, eigentlich ist sie das schon. Dass man aus dem Norden kommt, muss nicht heißen, dass man solches Wetter mag. So durchzuckt ein Frösteln Waienns Körper. Fast könnte man vermeinen, die bald volle Mada kämpfe angesichts des frierenden Pikeniers mit einem Lachen.
Diese Vorstellung beiseiteschiebend, schreitet Waienn energisch über den Hof. Etwas weniger Elan bei der Rückkehr täte dem Pikenier allerdings zweifellos gut, dies bemerkt er schon nach wenigen Schritten, die ihn vor lauter Glätte des Hofes beinahe zufall bringen. Einen Momentlang bleibt er stehen und gibt seinem durch den Schreck so heftig schlagenden Herzen ein wenig Zeit, sich wieder zu beruhigen.
Unwillkürlich muss er daran zurückdenken, wie er einst einen riesenhaften Golem mit gut auf dem Boden verteilten zehn Portionen Garfoline - der praktischen Gleitcreme für nur je 0,99 Silbertaler - niederstreckte. Ja, das waren noch Zeiten!
Dies erinnert ihn wiederum an Leocadia, die damals schon mit von der Partie war, was ihm dahingegen neuerlich vor Augen führt, wie kalt und spät es ist. Der Schluss dieser Assoziationskette kann nur einer sein: Nichts wie zurück ins Haus. Leider vergisst Waienn dabei den Anfang seiner Gedankengänge und packt sich aufgrund seiner Überhast doch noch auf die Nase.
Grummelnd und ächzend erhebt sich Waienn vom eisigen Boden. Diesmal sehr viel vorsichtiger, stakst Waienn auf das Haus zu, bis er die Türe erreicht.
Erleichtert reisst er sie auf und springt fast hinein. Er atmet tief durch, als träte er nicht von der Frische ind den Muff, sondern umgekehrt. Dann schließt er die Tür wieder und schaut sich um.
Hier scheint sich viel getan zu haben, aber das ist in einer Gaststätte ja nicht weiter verwunderlich - besonders wenn man bedenkt, wie lange er draußen herumirren musste.
Bei dem Rundblick entdeckt er wenig, was ihn seine Müdigkeit vergessen lassen könnte. Lediglich die Edelbardin hält ihn für Momente lang gefangen.

FH

Ein neuerliches Öffnen der Tür, vielmehr ein Eintretender, zieht Mikhailjas Blick in die Schankraummitte. Leicht abwesend wirkt er, dieser Blick; dennoch entgeht ihm nicht, dass es sich bei dem nunmehr Eingetretenen um den kleinen Pikenier-Medicus handelt, der sich mit Janosch angefreundet hatte. Ein Lächeln des Erkennens legt sich über ihre Züge, als ihr Blick den seinen kreuzt.
Der Ritter hat seine Unterhaltung mit dem jungen Mädchen beendet und tritt wieder an den Tisch.

OHH

Sie hat ihn bemerkt! Und sie lächelt!
Unwillkürlich erwidert Waienn diesen gesichtsausdruck, wenn auch ungleich zurückhaltender, und winkt zaghaft mit nur halb gehobener Hand.
Ob er es wagen darf, näherzutreten, wo sie doch soeben ihr sicherlich inniges Gespräch mit Seiner Wohlgeboren wieder aufnimmt? Gerade glaubt sich der Pikenier sicher, es doch mit einer wirklichen Edeldame zu tun zu haben, als er ihr Instrument erspäht. Also doch eine Bardin? Gewiss, warum sollte sie ihn belügen?
Erst nach längerem Starren bemerkt Waienn sein gedankenverlorenes Tun und senkt verschämt den Blick. Was muss die Dame - Bardin oder nicht - von ihm denken! Wie unhöflich! Wie unengasalisch!

FH

Ihre Finger haben schon damit begonnen, die Saiten zu stimmen, und das nimmt ihre Aufmerksamkeit sogar noch mehr gefangen als die grünen Augen des schönen Ritters.
Schon ganz gedankenverloren beantwortet sie das schüchterne Winken des freundlichen kleinen Mannes, der immer noch mitten im Schankraum steht, mit einem freundlichen Nicken.

OHH

Allzu offensichtlich ist es, wie die Edelbardin in ihre eigenen Gedanken und in das Gespräch mit dem Herrn Ritter vertieft ist. Nein, da mag Waienn nicht stören!
Schon will er sich abwenden - ohne so recht zu wissen, wohin eigentlich - als er bemerkt, dass die Dame anscheinend etwas aufspielen möchte. Das wäre ein Grund, doch noch stehen zu bleiben. Ein Liedchen zur Guten Nacht von einem sympathischen Wesen, das die Kälte draußen vergessen lässt.
DA! Sie hat genickt! Ihm! Waienn schluckt, starrt einen Moment lang überrascht zu dem kleinen Tisch hinüber, bevor er staksig seinen eigenen Blicken nachfolgt.

FH

Die Bardin hat begonnen, ihr Instrument zu stimmen. Immer wieder schwebt ein einzelner klarer Ton in die Luft empor, gefolgt von einem zweiten, leiseren, der sich verändert wie der Klang einer Bogensehne, wenn man den Bogen spannt - fast widerwillig scheint er sich dem ersten Ton anzunähern, strebt wieder fort, überholt den ersten und wird wieder gebremst. Andere Töne folgen, und Mikhailja scheint sie zu sehen, wie sie sich wie taumelnde, flatternde, spielende Schmetterlinge über den Kerzenflammen jagen, umkreisen, entfliegen, wieder zurückkehren. Ihr Blick scheint ihrem Flug zu folgen, sich daran zu erfreuen, manchmal auch leicht missbilligend, wenn ein Ton gar zu widerspenstig immer wieder ausweicht - dann ziehen sich ihre Brauen zusammen und die Ohren an ihrem schiefgelegten Kopf scheinen geradezu länger zu werden. Wie ein flinkfüßiges kleines Tier huscht ihre linke Hand den Hals der Laute hinauf und hinab, den Silberfäden der Saiten folgend.
Nachdem jede der sechs Saiten einzeln gestimmt ist, schlägt Mischka leise ein paar Akkorde an, während ihr Blick langsam wieder die sichtbaren Dinge um sie herum wahrzunehmen scheint. Sie lächelt dem Ritter zu, bemerkt die schüchterne Annäherung des Engasalers und nickt diesem einladend zu, während sie auf ihrem Stuhl herumrutscht. Irgendwie ist es zu eng zwischen Tisch und Wand, sie findet nicht die rechte Bewegungsfreiheit für die Arme, wenn ständig die Tischplatte den Ellenbogen bremst; und mit dem Rücken zum Schankraum möchte sie ja nun auch nicht spielen.
Während sie sich noch nach einem geeigneteren Platz umsieht, beginnt sie zu sprechen, wobei sie ihre Worte in erster Linie an das bisher vorhandene Publikum richtet - Rondrian und den Engasaler - aber laut genug, um von anderen in der Nähe gehört und verstanden zu werden. "Es ist eine Ballade - ein trauriges Stück eigentlich", beginnt sie, während ihre Finger weiterhin dabei sind, dem Instrument wehmütige Akkorde in rascher Folge zu entlocken, fast wäre es ein Vorspiel, wenn das Spiel nicht noch immer wieder unterbrochen würde, um vorsichtig einzelne Saiten nachzustimmen. "Sie kam mir eben da draußen in den Sinn, als ich einen Boronsvogel so traurig rufen und davonfliegen hörte. Warum fliegen Raben in der Nacht?"
Die Akkordfolge verdichtet sich allmählich zu einer rasch bewegten, wie unruhig getriebenen Melodie. Als erwarte sie eine Antwort, blickt die Bardin zwischen ihren Zuhörern hin und her - vielleicht wartet sie auch ab, ob sich ihr Publikum noch vergrößern wird.

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Es dauert ein Momentchen, bis Waienn bemerkt, dass die für ihn schon so hübschen Klänge noch gar nicht zu einem Lied gehören, sondern dem Stimmen des Instrumentes gelten. So getraut er sich, den schweren Rucksack neben sich abzustellen - schräg hinter dem Ritter, der ebenfalls begierig zu lauschen scheint. Dann nimmt er eine andächtige Haltung ein, indem er die Hände auf dem Bauche faltet und den Kopf leicht schieflegt, wobei das Gebamsel seines Tellerhelmes in die entsprechende Richtung rutscht.

FH

Die Treppe! Eine Treppe ist erfahrungsgemäß eh der beste Platz für Spielleute - man hat einen gewissen Überblick, die Leute können einen sehen (wenn sie wollen), und akustisch ist es sowieso von Vorteil, etwas erhöht zu stehen.
Mischka erhebt sich von ihrem Stuhl, und ohne ihr Spiel zu unterbrechen, legt sie die zwei, drei Schritte zu der Treppe in ihrem Rücken zurück, steigt zwei Stufen empor, lehnt sich an die Wand und stellt den rechten Fuß noch eine Stufe höher.
Sie beendet das bisher noch spielerische Gezupfe, legt die Rechte flach auf die Saiten und blickt sich um. Einige Leute sind aufmerksam geworden und schauen herüber. Sie wirft dem Wirt einen fragenden Blick zu - sich der Zustimmung des Hausherrn zu versichern, ist zumindest ein Gebot der Höflichkeit - auch dann, wenn man von einem Edlen zum Singen aufgefordert wird.
Der Wirt scheint einverstanden, auch sind inzwischen noch einige Leute aufmerksam geworden. "Es ist eine seltsame Geschichte", wendet sie sich wieder an ihr Publikum. "Sie scheint mir in dieses Gasthaus zu passen, sie mag wohl auch hier aus der Gegend stammen - zumindest habe ich sie irgendwo hier einmal gehört... Wer weiß schon, auf welchen seltsamen Wegen Geschichten wandern mögen, von Mund zu Ohr und immer weiter...?"
Mit den letzten Worten hat sie wieder begonnen, die Saiten zu schlagen; die Harmoniefolge ist in etwa die gleiche wie zuvor, aber jetzt ist es wirklich ein Vorspiel: Rasch, bewegt und doch irgendwie gedämpft, unruhig, wie getrieben.
Auch als die Bardin zu singen beginnt, klingt ihre tiefe Stimme zunächst wie gedämpft, fast wie ein Sprechgesang, und die Weise ist mit langen Pausen durchsetzt, in denen die Laute die Melodie übernimmt.
"Horch - war's ein Eulenschrei?
Schau - etwas flog vorbei!
Fühlst du's? Jemand wartet in der Nacht.
Dort im Wald, wo keiner stehenbleibt,
einer, den es ruhlos treibt,
einer, der dem Freund den Tod gebracht."
Die Klangfarbe der Begleitung ändert sich; sie wird flüssiger, leichter; auch die Gesangslinie schwingt jetzt in weitem Bogen aus, aus dem Sprechgesang wird eine gesungene Erzählung.
"Ein Söldling, der vor langer Zeit
hier im Dorf ein junges Weib gefreit.
Ach! Er ließ sie viel zu bald allein!
Kehrt zurück nach Jahresfrist;
hört, dass er nun Vater ist...
Gleich kehrt er in der nächsten Schenke ein!"
Die Bardin scheint nun wirklich in ihrem Element zu sein - ihr Blick wandert zwischen den Zuhörern hin und her; bald scheint sie diesen, bald jenen direkt anzusprechen.
"Ho, he, glaubt mir, so kann's geh'n:
Nach dem dritten Becher war's um ihn geschehn!"
Übergangslos setzen die düsteren Akkorde, die unruhige Melodie des Vorspiels wieder ein und künden die nächste Strophe an.

OHH

Bereits die einleitenden Worte der Edelbardin lösen im Pikenier ein eigenartiges Fernweh aus, obwohl er doch ohnehin schon fern der Heimat ist.
Dann aber bangt er fast erschrocken, denn die Dramen des Liedes erschüttern sein Herz. Er nimmt den Tellerhelm ab und hält ihn sich vor die Brust. Von allem um ihn herum bekommt er kaum mehr etwas mit.

FH

Während des Zwischenspiels lässt die Bardin ihre Blicke kurz über die weitere Umgebung schweifen - mit einemmal gibt es viel Bewegung im Schankraum. Die Geweihten der schönen Göttin sind schon wieder im Aufbruch begriffen, und der seltsame Magus vom Kamintisch anscheinend auch... Mikhailja registriert es mit leichtem Bedauern. Etwas an dem Mann hatte sie neugierig gemacht.
Ihr Blick kehrt zurück zu ihrem kleinen, aber dafür umso aufmerksameren Publikum.
"Als er wieder aufgewacht,
heißt`s: `Er hat ihn umgebracht!
Seht - dort liegt der Schmied in seinem Blut!
Jener brach den Streit vom Zaun,
der Söldling hat gleich zugehaun,
erschlug ihn in besinnungsloser Wut!'
Die Herrin spricht das Urteil sein:
`Die Tat soll er im Turm bereu'n!'
Ach - da hat er bitterlich geweint:
`So werd' ich denn mein Kind nie seh'n!
Bitte - last mich noch zu ihr geh'n,
Ich kehr' zurück! Bis dahin bürg' für mich der Freund.'
Ho, he, kommt und seht:
Glücklich, wem ein solcher Freund zur Seite steht!"

OHH

Betreten lauscht Waienn. Ein kleiner Kloß bildet sich in seinem Halse, so sehr rührt ihn der Text des Liedes. Nur wenig vermag ihn die Unruhe im Schankraum abzulenken.

FH

Wieder schließt sich ein kurzes Zwischenspiel an, bevor die dritte Strophe folgt. Den Abschiedsgruß des jungen Kriegers hat Mikhailja wahrgenommen, denn den Abgang der rotgewandeten Gruppe und des seltsamen Magiers hat sie wohl verfolgt. Ein leichtes Nicken, die Andeutung eines Lächelns beantworten den stummen Abschiedsgruß.
"Wohlan - die Herrin spricht zu ihm:
`Heute darfst du von dannen ziehn.
Doch gedenk an deine Pflicht!
Wenn du deinen Schwur vergisst,
dein treuer Freund verloren ist:
Er sieht nie mehr das Sonnenlicht!'
`Mach dir keine Sorgen!'
spricht jener, `bis zum Morgen
hab' ich die Freiheit dir zurückgebracht!'
Rasch den Freund ans Herz gedrückt
und nicht mehr zurückgeblickt,
so enteilt er in die Nacht.
Ho, he, lang, ach lang ist`s her...
und den Weg, den weiß er auch nicht mehr."
Die Unruhe im Schankraum legt sich allmählich. Zudem hat sich die Sängerin jetzt wirklich eingespielt und -gesungen; sie beginnt die Zwischenspiele zu variieren, und man kann ihr die Freude am Klang des schönen Instrumentes anmerken.
"Licht im Dunkeln - dort voraus
am Wege grüßt ein gastlich Haus.
Nur nach dem Weg zu fragen, kehrt er ein.
Buntes Volk aus fernem Land
er dort drin versammelt fand;
blieb auf einen letzten Becher Wein."
Der wieder den ganzen Schankraum einschließende Blick scheint nun geradezu zum Vortrag zu gehören - was Wunder, wo doch die tatsächliche Umgebung so sehr der besungenen entspricht!
"Diese letzte Nacht genießen,
eh die Mauern ihn umschließen.
Heute ist er noch ein freier Mann!
Ein letztes gutes Mahl verzehren,
einmal noch Geschichten hören
- so spricht er einen Fremden an.
Ho, he, was meint ihr, wer es war?
Ein weitgereister Mann, ein Zauberer gar."
Unwillkürlich ist der Blick der Sängerin zu dem prächtig gekleideten Magier am mittleren Tisch gewandert.

OHH

Fast muss Waienn nervös auflachen, als ihm klar wird, dass die besungene Person ihren Freund wohl im Stiche lassen wird, weil sie den Weg nicht zurückfindet. Erschrocken über sich selbst, ja regelrecht bestürzt, senkt er den Blick zu Boden, doch lauscht er weiter. Zu neugierig ist er, zu sehr in der Geschichte gefangen.

FH

"`Magus, Ihr habt wohl viel gesehn,
ferne Länder, fremd und schön,
erzählt!' Der Fremde lächelt und beginnt:
`In Thorwal lebt' einst ein Schusterspaar,
das tüchtig, doch nicht jung mehr war.
Sie wünschten sehnlich sich ein Kind.
Ein Magier, der in das Dorf gekommen,
hat sich ihrer angenommen:
`Um Lohn komm ich im nächsten Jahr zurück!'
Der Handel galt; und übers Jahr
war ein schönes Söhnlein da.
Groß war da der Schustersleute Glück.
Ho, he, doch der Schuster bangt:
Was der fremde Zauberer wohl als Lohn verlangt?'"
Merkwürdige Situation: Da steht sie und singt ein Lied über einen geheimnisvollen Magier, der eine Geschichte über einen geheimnisvollen Magier erzählt, während ein weiterer Magier sie anscheinend ziemlich ungehalten anstarrt.
Besser nicht zu viel drüber nachdenken - sonst verwirren sich die Gedanken. Mischka senkt den Blick auf das Griffbrett der Laute und versucht, sich auf das Zwischenspiel zu konzentrieren.

OHH

Irgend etwas stimmt da doch nicht! Doch Waienns Eindruck ist zu vage, und er ist auch zu Müde, als dass er eine Konkretere Ahnung bekäme. Gespannt, zitterig und etwas schwankend lauscht er den Versen, deren Handlung eine erste Zuspitzung andeutet.

FH

"Auf den Tag nach einem Jahr
war der Zauberer wieder da,
verlangt' als Lohn des Schusters alte Schuh!
Sechs Jahre lang er wiederkam,
des Schusters Schuhe mit sich nahm
- dem Schuster ließ es keine Ruh."
Unter dem Blick dieses Zuhörers kann ja der abgebrühteste Musikant seinen Text vergessen! Vielleicht gefällt es dem Magier nicht, dass in der Ballade böse Magier vorkommen? Obwohl - so weit war sie eigentlich noch nicht...
"Listig fasst' er einen Plan:
Zog fortan keinen Schuh mehr an
- so dachte er, dem Handel zu entgeh'n.
Der Magier sprach ein einzig Wort:
`Das wird dich reu'n!' Dann ging er fort,
ward im Dorf nicht mehr gesehn."
Im Verlauf der letzten Strophe ist die Sängerin zunehmend blasser geworden. Ihr Blick hat kein Ziel mehr im Schankraum, scheint stattdessen wie nach innen gekehrt, als erfordere es all ihre Konzentration, mit dem Gesang fortzufahren. Sie verlagert das Gewicht mehr auf den rechten Fuß und lehnt sich an die Wand in ihrem Rücken.
"'Ho, he, doch nach kurzer Zeit
fraß ein blaues Feuer Haus und Schustersleut.'"

OHH

Welch ein grausames, schreckliches Ende! Selbst, wenn man berücksichtigt, dass der Schuster eine Abmachung zu hintergehen suchte. Da man als Engasaler Fremdenpikenier letztlich auch immer zugleich Handelsvertreter ist, kann Waienn diese Vertragsverletzung trotz allem nicht wirklich gutheißen.
So wird er aufgrund seiner Erregung über die Ereignisse des Liedes erst recht spät darauf aufmerksam, wie die Edelbardin leichte Sypmtome irgendeiner Krankheit oder Schwäche zeigt. Ist ihr nicht gut? Die Luft? Müdigkeit? Oder etwa...?
Unvermittelt hellwach, mustert er die Frau nun nur noch mit dem kritischen Medizinerblick.

FH

Die Ballade scheint noch nicht zu Ende zu sein - jedenfalls erklingt jetzt wieder das inzwischen bekannte Zwischenspiel. Doch der perlende Fluss der Töne stockt, bricht nach wenigen Takten ab.
Schwer atmend und mit geschlossenen Augen lehnt die Bardin an der Wand, auf der totenblassen Stirn stehen kleine Schweißtropfen. Die Linke umklammert das Griffbrett der Laute, so dass die Fingerknöchel weiß hervortreten, während die Rechte wie vergessen auf den Saiten liegt.
So steht sie drei, vier Herzschläge lang, dann reißt sie die Augen wie unter großer Anstrengung wieder auf. Schrecken und Verwirrung stehen in ihrem Blick. Unwillig schüttelt sie den Kopf, öffnet den Mund, um zu sprechen - stattdessen fhrt ihre Hand an die Brust, unterhalb der Kehle.

CH

Schnell und mit der Geschmeidigkeit und den Reflexen, die einem langjährigem Kämpfer zu eigen sind, springt Rondrian auf. Hart schlägt hinter ihm der umstürzende Stuhl auf den Boden, doch das ist momentan egal. Achtlos wirft er das Tuch zur Seite, schon dabei, den Tisch zu umrunden. Drei rasche, kräftige Sätze später steht er schon auf der Treppe.
Schon befürchtet er, Mikhailja hätte bereits das Bewusstsein verloren - oder gar schlimmeres - als sie die Augen wieder öffnet. Furcht steht in ihren Augen, gar ein Anflug von Panik?
Schnell greift er zu, hält sie stützend an Arm und Hüfte, lehnt ihre Schulter an seine breite Brust, um zumindest zu verhindern, dass sie die Treppe hinunterfällt und sich womöglich noch den Hals bricht.
"Was habt ihr?" fragt er besorgt und unnötigerweise, ist die Geste, mit der sich die Bardin an den Hals greift doch jedem verständlich. `Sie atmet schwer... kriegt kaum Luft...' Fieberhaft versucht er sich an die beste Vorgehensweise in diesem Fall zu erinnern - und zwar schnell!

MO

Ein Zwerg läuft stracks zur Treppe. Dort angekommen ruft er dem Ritter zu: "Soll ich den Medicus holen?" Aus der Nähe betrachtet sieht die Bardin noch mitgenommener aus als vorher. Nun tritt ein feiner Schweiß auf Linoschs Stirn, und er wünscht sich in diesem Moment nichts sehnlicher, als den Abend ohne Tote beenden zu können.

OHH

Sollte die Seuche doch schon bis hierher gelangt sein!? Doch die Symptome lassen auf anderes schließen. Ein Herzanfall? Die Edelbardin scheint eigentlich viel zu jung für solche Beschwerden, doch wer weiß, ob sie irgedn etwas erregt, von dem waienn nichts ahnt, oder ob sie vielleicht schon seit Geburt an schwachem Herzen leidet.
Aufgrund solcher Überlegungen ist der kleine Medicus erst der dritte, der bei der Zusammengesunkenen ankommt.
"Nicht nötig, Enkel Angroschs! Ich bin Heiler, und Krankheiten sind mein Spezialgebiet." Sogleich beugt er sich über die Bardin. Ihre Blässe lässt sie ihm unwillkürlich noch edler, aber auch noch zerbrechlicher wirken. "Sie braucht vor allem Ruhe und frische Luft!" Einen Moment lang sinnt er nach, wie sie sich vorstellte. Soll er sie `Frau vom Born' nennen? Doch wenn sie an der Grenze zum Unbewusstsein steht, wird sie ihren Vornahmen eher erkennen. "Mikhailja, könnt ihr mich hören?"

MO

Der kleine Mann ist Linosch nicht zuletzt wegen dieser Eigenschaft auf Anhieb sympathisch. Er scheint mindestens genauso bestürzt wie der Zwerg und der Krieger, der sie hält. Schnell steigt auch er noch ein paar Stufen hinauf, um seine Hilfe beharrlich weiter anzutragen. Der Heiler hat frische Luft erwähnt: "Soll ich sie hinaustragen helfen?" fragt Linosch halblaut.
`Mikhailja? Klingt nordisch. Aber ein schöner Name. Er passt zu ihr.'
Linosch hat den Kopf schiefgelegt und betrachtet die Bardin mit gerunzelter Stirn, was bleibt ihm auch übrig, wenn die beiden anderen direkt an ihr stehen?

FH

"Vorsicht... die... die Laute!" Wiewohl sie die Worte nur mühsam herausbringt, ist der Bardin geradezu wilde Entschlossenheit anzusehen, wie sie abwehrend den Ellenbogen hebt und den Arm schützend um das Instrument legt, das noch an seinem grünen Riemen über Schulter und Nacken hängt.
Ihrem Blick ist deutlich anzumerken, wie unangenehm ihr die ganze Situation ist - den Vortrag nicht beenden zu können und damit dann auch noch im Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit zu stehen.
"Es... es geht schon", setzt sie an und versucht, den Lautenriemen über den Kopf zu streifen (eine Aktion, bei der der Ritter notgedrungen etwas auf Abstand gehen muss, wenn er keinen Ellenbogen ans Kinn bekommen möchte).
Der kleine Medicus ist auch schon zur Stelle. Ob sie ihn hören kann? "Ja doch..." kommt es fast erstaunt aus ihrem Mund, aber das pfeifende Geräusch, mit dem sie krampfhaft nach Luft ringt, scheint ihre vorigen Worte Lügen zu strafen.
`Frische Luft wär' gut'- allein, im Augenblick bringt sie kein weiteres Wort heraus.
Was ist da am mittleren Tisch los?

OHH

"Ich weiß nicht, ob ich sie allein tragen könnte - aber bei zweien wird sie unnötig mehr geschüttelt." Waienn nimmt seinen Kopf unbewusst ebenfalls etwas zurück, als die Frau sich aus der Laute befreit, wenngleich es eigentlich nicht nötig wäre. "Vielleicht könnte der Herr Ritter..."
Unvermittelt wendet Waienn den Kopf gen Tresen und ruft hinüber: "Bitte rasch etwas kaltes Wasser!" Derweil fechelt er Mikhailja mit den Händen etwas Luft zu.

FH

Tragen, wieso tragen?! Bislang kann sie noch alleine gehen... naja vorsichtig, ganz vorsichtig - etwas schwindlig ist Mikhailja doch, zumal sie immer noch nicht richtig Luft bekommt. Was ist nur los? Schwarze Flecken tanzen vor ihren Augen; und etwas scheint ihr wie eine Trollumarmung Brustkorb und Kehle zuzudrücken.
Sie macht einen vorsichtigen Schritt auf die nächstniedere Stufe, dicht an der Wand bleibend, den rechten Arm schützend um das Instrument gelegt.
Was fuchtelt der Engasaler so in der Luft herum?

MO

Peraine und Angrosch sei Dank, es scheint doch nicht so schlimm zu sein, wie befürchtet. Immerhin scheint die Bardin bei Bewusstsein, bloß um ihre geistige Gesundheit macht sich Linosch Sorgen. Warum versucht sie denn schon wieder, allein zu gehen? Da im Moment kein Platz an der Frau ist, seine Hilfe nicht benötigt wird, und es bei allen Gaben Hesindes nichts sinnvolles gibt, dass er im Moment sagen könnte, beschränkt er sich darauf, sie weiter anzusehen. Etwas abwesend kratzt er sich mit der linken Hand den rechten Handrücken. `Mikhailja...'

AMi

Aufmerksam schaut der Wirt, was geschieht. Näher muss er nicht gehen, nur etwas den Kopf ausstrecken; näher will er auch nicht, weiß er sehr wohl, dass er dabei leicht im Weg stehen würde. Leute kümmern sich um die Bardin, deren Wohl ihnen augenscheinlich am Herzen liegt, und die sich weiterhin damit auskennen.
"Sarina, kaltes Wasser," ruft er der in die Küche Entschwindenden nach.

CH

Noch bevor er nach einem Heiler rufen kann, wird er von hinten von jemanden gefragt, ob nach einem gerufen werden soll. Und wiederrum bevor er antworten kann, meldet sich auch schon einer. Der Stimme nach der Engasaler, der auch schon den Söldner im Stall versorgte.
`Ruhe und frische Luft' schlägt der Heiler vor. Hinaus will der Zwerg sie daraufhin gleich tragen, hinaus in den Schnee? Und die Bardin kümmert sich zuerst um ihre Laute - wäre sie Situation nicht so ernst, könnte er über diese typisch Bardengeste lächeln, doch so bleibt sein Gesicht ernst. Naja, wenigstens reitet sie noch nicht auf Golgari.
Er weicht etwas zurück, als die Bardin weiter ausholt, lässt sie jedoch niemals ganz los. Wer weiß, ob sie nicht doch plötzlich fällt.
Der Heiler fragt ob er die Bardin tragen könnte - sicher.
Was sind das für Geräusche weiter hinten im Raum?
Mikhailja steigt unsicher eine Stufe herab, ihm entgegen. Immer noch hält er sie stützend. Er sieht ihr in die Augen und redet beruhigend auf sie ein: "Ihr solltet Euch schonen, Mikhailja. Gebt die Laute am besten dem Herrn Angroschim, ich bin sicher, sie ist bei ihm in guten Händen, nicht wahr?" Bei den letzten Worten sieht er zur Seite, den Zwergen an.
So freundlich und sanft all diese Worte auch gesprochen waren, so bestimmt waren sie auch. Die Worte eines Mannes, der gewohnt ist, andere zu leiten, Entscheidungen zu treffen, Ordnung zu schaffen, Bemühungen zu koordinieren.
Er wartet die Antwort gar nicht erst ab, sondern wendet sich dem Heiler zu. "Ruhe und Frischluft, sagtet ihr? Draußen liegt Schnee... Ein ruhiges Zimmer mit geöffnetem Fenster?"

OHH

In sicherem Abstand vor der Bardin Antlitz weiterfechelnd, lässt sich Waienn den Vorschlag des Ritters durch den Kopf gehen. Zugleich mustert er Mikhailjas Mine, um eine Reaktion darauf zu erkennen. Da es darum geht, ihr ein Wohlbehagen zu geben, ist ihre Meinung nicht unbedeutend. "Tja, wenn Ihr eines habt... Und es Euch recht ist, Mikhailja... Draußen kann man sich schlecht irgendwo hinsetzen..."
Und weiter wedeln seine Hände, auch während er kurz nach dem Wasser Ausschau hält.

FH

Der Ritter nimmt ganz nach seiner Gewohnheit die Dinge in die Hand. Nur ein Teil der Geschehnisse um sie herum dringt in Mischkas Bewußtsein. Zu sehr ist sie damit beschäftigt, das Entsetzen zu unterdrücken, das jedesmal in ihr aufsteigt, wenn ihr bei dem Versuch, einzuatmen, wieder eine unsichtbare Hand die Kehle zuzudrücken scheint. Doch auch in ihrem Geist überschlagen sich die Gedanken, während sie wie erstarrt stehenbleibt und mit schreckgeweiteten Augen die Geschehnisse am mittleren Tisch und den Weg des Tulamiden zur Tür verfolgt.
`Hesinde hilf!' schießt es ihr durch den Kopf. Hesinde? Warum nicht Peraine, wie es naheliegend wäre?
`Es kann nicht sein... Bishdariel, was für ein Gaukelspiel ist das? Ich singe von einem Magier, der von einem Magier erzählt, der einen Mord begeht und den ermordet, der erkennt, dass er der ist, von dem er erzählt, und ein Magier hört zu, der mich böse und immer böser anstarrt, und...' Ist es nur die überspannte Phantasie einer Dichterin?
Grausen steigt in ihr auf; und selbst, wenn ihr jetzt nicht der Atem stockte, wollte keine Luft durch ihre Kehle gehen, denn dort schlägt ein Herz, das es in der beengten Brust nicht mehr aushält.

MO

`Eine Laute! Rahja, erhöre meine Bitten! Musik machen! Ach was, damit ist sie bestimmt nicht einverstanden, Drachenfeuerauch!' "Ich würde der Laute zweifellos die gleiche Sorgfalt entgegenbringen wie der Dame selbst." Die Antwort kommt ohne, dass Linosch lange überlegt, aber so, wie sie ihre Laute schützt, muss sie ihr wirklich kostbar sein. `Als ob man ihr die Laute wegnehmen wollte - wer klaut schon Lauten? Ganz gewiss nicht dieser Schwertschwinger, der vernünftige Vorschläge macht - in die Kälte hinaus will sie sicher nicht. Mikhailja...'

OHH

Kritisch beobachtet Waienn das Mimenspipel der Bardin. Regt sie sich über den Streit an einem der Tische auf? Vermutlich liegt es einfach an der gereizten Stimmung dort, die für sie im Moment wirklich nicht das Rechte ist.
"Sie steht unter Schock", diagnostiziert er schließlich. "Bringen wir sie also erst einmal hinauf. Und lassen ihr die Laute. Sie hält sich nicht nur mit den Händen daran fest."

MO

`Oh, schade.' Die medizinische Fachkraft stimmt gegen Linosch als Lautenträger. `Zumindest müsst ich dann schon einmal in jedem Fall mit hoch.'

AMi

Langsam und gemächlich, und dabei doch gewichtig schiebt sich der Wirt ebenfalls Richtung der Treppe und erhebt volltönend seine Stimme: "Herrschaften, ich denk, der Tag war lang genug! Geht schlafen, in Travias und Borons Namen." Wie zur Betonung seiner Worte gähnt er herzhaft, als er sich der Treppe weiter nähert, so dass er - wieder halblaut - fragen kann: "Es geht ihr doch nicht ernsthaft schlecht, oder?"

CH

Die Bardin antwortet nicht auf die Worte des Heilers, sondern klammert sich nur an ihre Laute und ringt nach Atem. Was kann sie nur haben? Das ist doch nicht normal, oder?
Nun, sicher ist er sich da nicht. Auf seinen langen Reisen hat er zwar viel über Wundheilung gelernt - über Krankheiten weiß er nicht viel. Da ist der Heiler sicherlich wesentlich kompetenter, und so bleibt ihm vorerst nichts anderes, als auf dessen Urteil zu vertrauen. Eine Lektion, die man lernen muss, wenn man die Verantwortung für andere übernimmt, ist, dass man gewisse Dinge denen überlassen sollte, die sich damit auskennen. Und man selbst sorgt dafür, dass dies dann möglichst schnell umgesetzt wird. "Ich werde sie am Besten hochtragen." gibt er bekannt. "Wenn einer die Herren die Tür öffnen würde." Obwohl als Bitte formuliert, stellen die Worte eher eine Aussage da.
Mit der einen Hand greift er in seine Hosentasche, um den Schlüssel hervorzuziehen und ihn den beiden hinzuheben, während er mit der anderen immer noch Mikhailja stützt.
Eben jener wendet er sich auch gleich zu und beginnt ungleich besorgter, langsamer und wärmer zu ihr zu sprechen: "Ich werde Euch gleich in ein Zimmer bringen, wo ihr Euch ausruhen könnt. Schont Euch, ich werde Euch tragen..." kündigt er an, damit sie keinen Schreck bekommt und zu zappeln anfängt - wobei er sich nicht sicher ist, ob sie ihn überhaupt hören kann.
Auf die Anfrage des Wirtes irgendwo hinten unter ihm, antwortet er erst einmal nicht. Er kann nichts genaues sagen - und außerdem ist der Wirt momentan vergleichsweise eher unwichtig. Mit ihm wird er sich später ausseinander setzen.

OHH

"Das hoffe ich sehr, doch ich muss sie erst untersuchen", erwidert Waienn in vertraulichem Tone dem Wirt.
Da kommt auch die Köchin mit dem Wasser angelaufen. Natürlich wird ihr gleich klar, für wen es bestimmt sein mag. Doch sie händigt es an Waienn aus, da er seine Hände danach ausstreckt.
Jener nickt. "Ich dank' Euch!" Die Bemerkung des Ritters über zu öffnende Türen hakt er als einerseits selbstverständlich, andererseits noch gar nicht aktuell ab. Daran, dass es nicht nur eine Tür, sondern auch ein Schloss zu öffnen gibt, denkt er vor Aufregung zunächst nicht. Statt dessen hält er Mikhailja den Becher hin. "Möchtet Ihr einen Schluck trinken?"

FH

Mikhailja hat die Debatte der besorgten Herren mit weniger als halbam Ohr mitbekommen; zu sehr war sie vom Ringen nach Luft und ihren erschreckenden Gedanken in Anspruch genommen.
Der Tulamide hat die Gaststube verlassen, das nimmt der Situation einen Teil ihres Schreckens. Aber der Mann, der eben mit jenem in Streit geraten ist, ist noch da. Mit ihm würde Mischka gerne sprechen - wenn sie denn endlich wieder in der Lage wäre, überhaupt zusammenhängend zu sprechen.
Aber vorerst kann sie nur einen sehnsüchtigen Blick in seine Richtung werfen, denn nun kann sie nicht mehr umhin, die Bemühungen, die um sie herum im Gange sind, zur Kenntnis zu nehmen. Der Engasaler reicht ihr einen Becher Wasser - das ist jedenfalls eine vernünftige Idee! Dankbar führt sie den angebotenen Becher an die Lippen und nimmt einen vorsichtigen Schluck. "Danke", flüstert sie, als sie ihn wieder absetzt und zurückreicht.
Was hört sie da? Der Ritter will sie tragen? Diese steile Treppe hoch, und in sein Zimmer? Selbst, wenn sie da jetzt hinwollte - noch kann sie alleine gehen. Leicht gereizt funkelt sie die Versammlung an. "Ich bin hhhhh wach und bei Sinnen!" stößt sie in rauhem Flüstern hervor. "Dank euchhhhh muss mich... hinsetzen", kommt es etwas zahmer und von einem schiefen Lächeln begleitet hinterher, und ihr Blick peilt nicht etwa das obere Stockwerk, sondern ihren Stuhl am Tisch an.
Ohne die Reaktion des Ritters abzuwarten, macht sie einen vorsichtigen Schritt weg von der Wand, eine Hand Richtung Treppengeländer ausgestreckt, und dann eine weitere Stufe hinab. Da steht der Zwerg und schaut immer noch... war da nicht etwas?
Mit dem Versuch eines Lächelns streckt Mischka ihm das Instrument entgegen und legt all ihre Konzentration in den Versuch, einen zusammenhängenden Satz über die Lippen zu bringen: "Bitte - wärt Ihr... wärt Ihr so freund...lich, sie in... in ihre Hülle zu phpacken?" Jetzt auch noch zu erläutern, wo sich diese Hülle befindet, wäre entschieden zu viel verlangt - so muss ein erklärendes Kopfnicken zu dem verlassenen Stuhl genügen.

MO

Nun, anscheinend wehrt sich die Bardin gegen jede Bevormundung, das ist vielleicht nicht besonders klug, lässt aber auf einen starken Willen schliessen. Nun kommt sie die Treppe herunter - unwillkürlich spannt Linosch die Muskeln, zu Hilfe zu springen, sollte sie zusammenbrechen, obwohl der Ritter zweifellos das Gleiche tun würde, als sich die Bardin das Instrument abstreift und es ihm entgegenhält. Er ergreift es vorsichtig mit beiden Händen und verbeugt sich kurz, nachdem ein Seitenblick auf ihren Stuhl klarmacht, dass die Hülle dort liegt. "Ich werde Eurem Wunsch nachkommen. Ich packe sie ein und bringe sie Euch, wo auch immer Ihr dann sein mögt."
`Was für Augen! Was für Haare (nur ein bisschen kurz)! Ein schönes Instrument auch.' So denkt sich Linosch, als er zu Mikhailjas Platz schreitet, zügig, nicht aber rennend.

AMi

Er nickt auf die Worte des Medicus' hin, bedächtig verstehend. Im Blick der Bardin versucht er, Weiteres zu erhaschen, und es geht ihr zwar schlecht, aber sie macht auf ihn nicht den Eindruck, dass Boron sie holen wollen würde. Wer Golgaris ruft hört, sieht anders aus. Dennoch, irgendetwas stimmt hier nicht...
Die Tür fällt hinter Nasreddin in die Angeln, und ebenso plötzlich fällt es dem Wirt wieder ein. "Wusste doch, dass ich ihn kenne, den Tulamiden!" entfährt es ihm, an niemand bestimmten gerichtet.

CH

Seufzend lässt Rondrian den Schlüssel wieder in der Tasche verschwinden - es wird wohl noch etwas dauern, bis er benötigt wird - und hält sich bereit auch mit der zweiten Hand zuzugreifen, sollte Mikhailja straucheln. Wenn sie schon nach unten will und er sie nicht aufhalten kann - es sei denn, er würde sie jetzt einfach packen und tragen, ohne zu fragen, etwas, was ihm als unschicklich, unsittlich und unhöfloch widerstrebt - dann ist es seine Pflicht, wenigstens dafür zu sorgen, dass sie auch heil unten ankommt. Er tritt sogar etwas beiseite, damit sie an ihm vorbei kann, wobei er natürlich gedenkt, immer an ihrer Seite zu bleiben.
Einmal versucht er noch, sie dazu zu bewegen, sich auszuruhen: "Es ist schon spät. Vielleicht ist diese... kleine Schwäche ein Zeichen der Müdigkeit? Eure Reise war bestimmt anstrengend..."

FH

Die Reaktion des Angroscho lässt den Schrecken in Mikhailjas Augen weiter zurückweichen, und für einen Augenblick leuchtet warme Freude darin auf. Wie sorgsam der kleine Mann das Instrument behandelt! Nunja, die Elfen sagen ohnehin, dass Zwerge oft den schönen Dingen mehr Liebe entgegenbringen als den lebendigen Wesen... Aber dieser scheint (Ingerimm und den anderen Elfen sei Dank dafür!) überhaupt von einer völlig anderen Art zu sein, als der einzige Zwerg, dessen nähere Bekanntschaft die Bardin bisher gemacht hat.
Noch zwei Schritte, dann hat sie ihren Stuhl erreicht und stützt sich mit beiden Händen auf die Lehne - keinen Augenblick zu früh, denn der Schankraum scheint sich um sie zu drehen und bunte Lichter tanzen vor ihren Augen. Mit weißen Fingerknöcheln umklammert sie die Lehne, den Blick fest auf die Tischplatte gerichtet.
Gerade, als sie den Kopf wieder hebt und das Wort an den Ritter richten will, entfährt dem Wirt ein Ausruf. Ruckartig dreht die Bardin den Kopf und starrt den Hausherrn an. In diesem Moment ist ihr Blick völlig klar. "WELCHEN?"

OHH

Welch ein Durcheinander mal wieder! Waienn wäre wirklich glücklich, EINMAL mit einem Patienten allein zu sein, ohne dass sich einhalbes Dutzend selbsternannter Heiler und weitere Dutzend Schaulustige versammeln.
Sich kurzzeitig nur auf diese mit leichtem Ärger einhergehende Verwirrung konzentrieren könnend, reicht er den Becher zurück an die Köchin, die sich sogleich wieder entfernt.
Dem Ritter allerdings schenkt er einen ungläubigen, ja ablehnenden Blick. Das war mehr als Müdigkeit! Aber wenn sie sich ausdrücklich nicht nach oben begeben will, ist es besser, sie nicht dagegensprechend aufzuregen. Erst nach diesem Entschluss wird dem Medicus klar, dass die Dame längst wieder an ihrem Platz sitzt. Und der Wirt hat offenkundig nichts besseres zu tun, als sie eben doch aufzuregen! Ohne dass Waienn allerdings so schnell klar würde, wie er das macht. Langsam fragt er sich ernsthaft, ob ihn hier überhaupt noch jemand in Anspruch nehmen will.

CR

Nachdem er Waienn in einer Menschengruppe erspäht hat, marschiert Nasreddin schnurstracks auf selbigen zu. Die Worte des Wirts dringen nur langsam in sein Hirn. `Er meint wohl den Kerl, dem ich gerade begegnet bin', denkt er sich, um den Gedanken dann beiseitezuschieben. "Erfreut, Euch zu sehen", wendet er sich an Waienn. Die Tätigkeit des Pikeniers und die Schwäche der Bardin, die er mit geschultem Auge feststellt, erregen dann doch seine Neugier, weshalb er ein "Haben Problem hier?" hinterherschiebt.

OHH

Von Nasreddin angesprochen, bekommt Waienn noch weniger vom sich an den kleinen Tisch entfernenden Gespräch um irgendwelche gefährlichen Zauberschuster mit. Oder wie war das?
Es hat keinen Sinn, darüber nachzudenken. Das wäre gegen die Egnasalische Höflichkeit. "Eine Schwäche. Für mich sah es fast aus wie ein Herzanfall, obwohl mich dies bei einer so jungen Dame doch wundern würde! Leider konnte ich ihr nicht in Ruhe Fragen stellen, noch sie untersuchen..."
Er tritt nun auch endlich zur Gänze von der Treppe herab, um ersten zu Bett gehenden Gästen Platz zu verschaffen.

MO/OHH

Der Zwerg saust heran. "Ich bitte Euch, bleibt einstweilen bei ihr und tut alles, was Ihr könnt, um sie schnell wieder gesundzubekommen. Eventuell können euch die Elfen dorthinten dabei behilflich sein, dieses Volk ist sehr bewandert in den Heilkünsten." Er setzt noch einige tulamidische Worte an Nasreddin zu, dann enteilt er auch schon zur Bardin.

CR

Mit wachsendem Interesse lauscht Nasreddin Waienns Worten. "Dann sollte wir die..." setzt er zu einer Antwort an, als ihm plötzlich etwas in die Hand gedrückt wird. "Was..." Instinktiv greift er zu, um festzustellen, dass seine Maultaschen geliefert wurden. "Viele Da..." hebt er an, doch die Überbringerin ist schon zum Wirt geeilt.
Irritiert schüttelt er den Kopf, als ein zwergischer Kugelblitz auf auf Waienn und ihn zugestiebt. Eine volle Wortbreitseite prasselt auf ihn ein, von der er so schnell nur den tulamidischen Teil mit dem Geld versteht. "Wem..." `soll ich denn helfen', will er noch fragen, aber da ist auch der Zwerg schon wieder davongeeilt. `Herrin Hesinde hilf!' fleht er innerlich, bevor er, nach einem Augenblick der Sammlung, so als wäre nichts geschehen, an Waien gerichtet fortfährt: "... Patientëinn befrage. Nach Euch." Damit überlässt er dem Pikenier mit einer einladenden Handbewegung den Vortritt.

OHH

`Waswaswas?' Alles geht so schnell, dass sich Waienns einfach gestrickter Kopf für Augenblicke selbst abschaltet, um sich nicht zu überanspruchen. Gefühlsmäßig bekommt der Pikenier irgendwie mit, dass es draußen wohl gilt, einer größeren Bedrohung die Stirne zu bieten.
Natürlich wäre es seine Pflicht, Engasal in dieser Angelegenheit zu vertreten und mitzustreiten! Andererseits ist er sich noch nicht ganz sicher, ob Mikhailja in nicht noch dringlicher braucht. So tritt er mit Seitenblicken auf seine noch immer in der entgegenliegenden Ecke des Schankraumes lehnende Pike an den kleinen Tisch mit der Kranken.
"Versteht Ihr Euch auf Herzleiden, Nasreddin?" Seine Augen konzentrieren sich nun auf die junge hilflose Frau.

CR

Rasch folgt Nasreddin seinem Kollegen und beginnt seinerseits, die Frau in Augenschein zu nehmen. Die Frage des Pikeniers beantwortet er mit einem leicheten Kopfschütteln: "Bin ich Wundarzt und Kundiger von menschliche Geist. Zu lernen von Kraakheiten, ich unternheme diese Reise." Sein Blick wandert kurz in Richtung Tür. "Vielleicht ich sollte anschliessen mich den anderen. Falls kommt zu Kampf..." Seiner Stimme ist deutlich zu entnehmen, dass er von dem Gedanken, wieder hinaus in die Kälte zu gehen, nicht begeistert ist.

OW

Myreinos wendet sich den beiden etwas unschlüssig dreinblickenden Heilern zu: "Ich fürchte, Bluterz und Wundsalbe werden draußen mehr bewirken können, als hier herinnen. Ihr Leiden ist arcaner Natur und wird sie nur einige Zeit schwächen. Mit etwas Ruhe und Schlaf wird ihr genug Hilfe zuteil." Sein Tonfall ist dabei nüchtern und sachlich, um zu unterstreichen, dass er nicht etwa die Fähigkeiten der beiden ungleichen Heiler in Frage stellt.

OHH

Mit Nasreddins Worten scheint die weitere Arbeitsteilung klar. Jener mag hinausjagen, während Waienn hier drinnen bei der Kranken bleibt. Es behagt ihm dem netten Kollegen gegenüber irgendwie gar nicht, diese so offensichtlich angenehmere Aufgabe vom Schicksal zugeteilt bekommen zu haben. Wie soll man sich da freuen, wenn der andere vielleicht die größere Leistung vollbringt?
"Ja, und da mein Spezialgebiet die Krakheiten s..." beginnt der Engasaler soeben zu erklären, um seine Zustimmung auszudrücken, als ein einfacher Mann hinzutritt und eine fachkundige Meinung zum Besten gibt, die man ihm nicht zugetraut hätte. Vielleicht ein Kräuterkundiger Weiser? Oder ein Inkognito-Magier?
Waienns Menschenkenntnis weist ihn jedenfalls darauf hin, dass dieser Mann wissen muss, wovon er spricht. Und es passt ja auch alles zusammen. "Gut, so werde ich sie nur flugs ins Bett bringen und Euch dann nachfolgen, wenn es recht ist!"
Er greift der Edelbardin vorsichtig-sacht unter den Arm, ihr aufzuhelfen. "Kommt, Mikhailja, der Schurke wird gefasst werden" - wobei sich der Pikenier nicht einmal sicher ist, ob es einen einzelnen Schurken gibt, und wer das nun eigenlich ist - "seid also beruhigt! Ich bringe Euch nun zu Bett..."

CR

Als der Hirte herantritt und eine Diagnose zum Besten gibt, zeigt sich Erstaunen und Verwunderung in Nasreddins Zügen: "Woher dies wissen?" fragt er mit einer Spur von Misstrauen, um gleich hinzuzufügen "Aber ich Euch wohl muss vertrauen. So lassen Uns suchen also Qualle von Übel, um zu übergeben ihm gerechte Strafe..." Damit marschiert er zum Kamintisch.

FH

"Er bringt Unglück, dieser Mann. Er ist nicht fort..." flüstert Mikhailja, den Blick immer noch auf den Ritter gerichtet. "Nicht wirklich..."
Es scheint wirklich Zeit zu sein, den Schankraum zu verlassen. Das Wirtspersonal begibt sich schon zur Ruhe; nur aus der Küche dringen noch Geräusche.
Eine tiefe Erschöpfung hat von Mikhailja Besitz ergriffen. Ihr graut bei dem Gedanken an den Weg über all die Stiegen bis auf den Dachboden - so sehr sie sich auf diese gemütliche Schlafstelle gefreut hatte. Am liebsten würde sie gleich hier bleiben, in der Nähe anderer Menschen, in der tröstlichen Nähe des Kaminfeuers.
Ein tiefer Seufzer weitet die beengte Brust, als sie sich vom Stuhl erhebt. "Ja, ich werde zu... zu Bett gehen", spricht sie, halb zu sich selbst. Und, an Rondrian und Waienn gerichtet: "Habt Dank."
So wenig, wie sie vorhat, sich irgendwohin tragen zu lassen, so schwer es ihr fällt, irgend jemanden um Hilfe zu bitten - so dankbar ist sie doch für das Da-Sein und die Fürsorge der beiden Männer.

CH

"Ja, ruht Euch aus" sagt er sanft, während er seinerseits ihren anderen Arm ergreift um sie ebenfalls zu stützen. "Habt Ihr ein eigenes Zimmer? Wenn nicht, dann solltet ihr vielleicht in meinem Zimmer nächtigen. Dort seid ihr ungestört", spricht er freundlich, aber bestimmt weiter. So doppeldeutig dieser Satz auch interpretiert werden könnte, so ist er doch ohne Hintergedanken. Ein einfaches, besorgtes Angebot, von dem er erwartet, dass sie es annimmt.
Eher zum Heiler gewandt fügt er hinzu, so als wäre alles schon beschlossene Sache: "Ich werde machen und Euch holen, sollte etwas mit ihr sein." Und mit einem Seitenblick zu dem dicken Buch auf dem Tisch: "Ich wollte sowieso noch etwas nachschlagen..."

FH

Ein müdes Lächeln legt sich über das Gesicht der Bardin. Das Aufstehen hat sie Kraft gekostet, aber der Gedanke, die Nacht in einem richtigen Zimmer (einem verschließbaren!) unter dem Schutz eines solchen Ritters zu verbringen, lässt sie die verbliebenen Kräfte zusammennehmen, um sich nunmehr entschlossen in Bewegung zu setzen.
Immer noch von krampfhaftem Nach-Luft-Ringen unterbrochen, wendet sie sich zunächst an Waienn: "Habt Dank für Eure Fürsorge. Wahrlich... ich fühle mich hier gut aufgehoben" - ihr Blick schließt Ritter und Wirt mit ein - "ich werde Herrn Rondrians Angebot gerne an...nehmen."
Das waren genug der Worte - Peraine mag helfen, dass sie morgen wieder in der Lage sein wird, zusammenhängende Sätze von sich zu geben. Mit der linken ergreift Mischka die Laute am Riemen und nimmt das mühsame Werk der Treppenersteigung in Angriff.

CH

"Wenn Ihr mir sagt, wo ich sie finde, werde ich Eure Sachen holen", bietet Rondrian galant an, als die drei ins Zimmer gelangt sind.
Während die Bardin ihm den Schlüssel überreicht und erklärt, wo sich ihre Sachen finden lassen - eine etwas kompliziertere Sache, da die Truhe anscheinend nicht zu dem belegten Bett gehört - öffnet Rondrian eine der Satteltaschen und holt eine kleine Öllampe hervor, die er auch sogleich entzündet.
"Nun, ich bin sicherlich gleich wieder da." Mit diesen Worten verlässt er den Raum, um sich dem Schlafsaal zuzuwenden.

OHH

Immer weniger bekommt Waienn von all dem Durcheinander mit, obgleich er es doch immer angestrengter versucht. Irgendwann gibt er es auf und konzentriert sich allein auf die Bedürfnisse seiner Patientin.
Tja, wenn sie nur seine Patientin wäre! Die kurze Abwesenheit des Ritters, als sie endlich oben und in einer mittelmäßigen Ruhe angekommen sind, wird kaum genügen, sich ein rechtes Bild von ihrer Krankheit machen zu können.
Andererseits... Wenn der seltsame Mann unten Recht hatte, wird es ihr bald von allein besser gehen. So kommt sich Waienn einmal mehr ausgesprochen überflüssig vor.
Soll er nun bleiben oder gehen? Wird er hier gebraucht? Der Ritter gibt ihm eher das Gefühl, zu stören, auch wenn dies wohl nicht beabsichtigt und ihm vermutlich nicht einmal bewusst ist. Mit betretenem Blick auf die entkräftete Bardin sinniert der Pikenier über seine Chancen, die Spuren des losgesausten Gästehaufens in der Nacht zu verfolgen. So gut kennt er sich selbst, dass er darum fürchten muss, sich hoffnungslos zu verirren, kaum dass er die Straße verlässt. Und worum ging es überhaupt? Das will ihm auch nicht recht klar werden.
Verloren steht er im Zimmer - gebeugt unter der Last seines schweren Rucksackes, den Tellerhelm wie einen Schutz gegen die Ratlosigkeit vor sich haltend.

FH

Im Zimmer angekommen, wirft die Bardin kaum mehr als einen raschen Blick um sich, bevor sie sich auf das Bett sinken lässt. Zu groß ist die Erschöpfung; nur ein dankbarer Blick folgt dem Ritter, als dieser den Raum verlässt, um ihr Gepäck zu holen.
Einige Augenblicke bleibt sie auf der Bettkante sitzen, die Laute auf den Knien, den Kopf gesenkt, so dass die dunklen Haare ihr Gesicht verbergen. Der Atem geht noch immer mühsam, als sie den Kopf hebt und Waienn anblickt, die grauen Augen dunkel vor Müdigkeit und innerer Unruhe.
"Ich bin so müde, Herr Waienn... und ich weiß nicht, wie ich schlafen soll..." `...und ich habe Angst' bleibt unausgesprochen.
Als müsste sie alle Kräfte dafür zusammennehmen, hebt sie das Instrument und lehnt es ans Fußende des Bettes.

OHH

"Schlafen? Da habe ich was für Euch..." Eilig lässt Waienn seinen Rucksack zu Boden rutschen, was bei dem Gewicht trotz aller Mühe nicht gerade lautlos vonstattengeht. Gleiches gilt für das folgende darin Herumwühlen. Vieles muss der Medicus wiederum auspacken, um an das Gesuchte heranzukommen: Seile, Schachteln, einen Zinnteller, Tücher, eine aufblasbare Schweinehaut...
Nebenbei tadelt er sich selbst, aufgrund seiner Übermüdung und des Durcheinanders unten nicht von selbst darauf gekommen zu sein. Ein Beruhigungsmittel ist jetzt gewiss genau das Rechte. Bei einer echten Herzkrankheit hätte er es nur nach eingehender Untersuchung angewendet, aber dieser Herr mit dem Stab hatte hoffentlich recht mit seiner Diagnose!
Allerdings wirft diese übrig bleibende Unsicherheit eine neue Frage auf: DARF Waienn die Bardin überhaupt allein lassen? Wäre es nicht Sache des Ritters, gegen die wie auch immer geartete dunkle Macht vorzustürmen? Mehr als die jedes anderen hier im Hause? Andererseits fiele es Waienn nicht ein, einen Edlen in seiner Entscheidung zu hinterfragen. Er wird seine Gründe haben.
Endlich hat der Medicus das Mittel gefunden. "Hier... es wird Euch helfen, die wenigen Stunden bis zum Morgen Ruhe zu finden..." Mangels Tees und Wassers, die zu dieser daimonisch späten Zeit wohl kaum mehr in geeigneter Schnelle aufzutreiben wären, löst er das Pülverchen notgedrungen in einem Schluck Engasaler Kräuterlikörs Marke `Rahjas süße Träume des zarten Empfindens großer Lustbarkeit' auf, welchen er der Edelbardin behutsam verabreicht.

FH

Mit großen Augen verfolgt Mikhailja die Tätigkeiten des kleinen Medicus. Seine behutsame Nähe tut ihr wohl und lässt die Unruhe allmählich von ihr abfallen.
Vorsichtig schnuppert sie an dem Gefäß, das er ihr reicht. Für einen Moment belebt ein mattes Lächeln die todmüden Züge. Wärme breitet sich in ihr aus, als der Kräuterlikör seinen Weg durch die immer noch beengte Kehle findet.
"Habt Dank... Peraine... vergelt's Euch... und Bish...da...riel..."
Eigentlich hat sie nur ganz kurz die Augen schließen wollen. Eigentlich ist sie noch gar nicht fertig mit diesem seltsamen Tag. Eigentlich...
Das Klopfen an der Tür hört Mischka schon nicht mehr. Ohne auch nur die Stiefel auszuziehen, ist sie zur Seite und in Borons Umarmung gesunken.

OHH

Höflich ist er, der edle Herr, das muss man ihm lassen! "Herein", flüstert er automatisch, wie jener es von ihm erwartet hat; ganz unwillkürlich und nebenbei gemahnt sein Ton um rücksichtsvolle Stille, wie sie in Gegenwart Schlafender selbstverständlich ist.
Er getraut sich nicht, die heilbringende Ruhe der Frau noch einmal dadurch zu stören, dass er ihr die Stiefel auszieht. Sie wirken auch recht bequem und sollten ihren Schlummer nicht behindern, dessen Wert der Medicus eindeutig über den sauberer Bettwäsche stellt.
Während er flugs seinen Rücksack einräumt, überlegt er noch einmal, ob er wohl Leocadia wecken soll, auf dass sie ihm die Spuren lese und den Weg weise, doch die würde wohl zunächst einmal etwas nach ihm werfen. Und wenn sie erführe, dass es möglicherweise gegen einen Magier geht, würde sie sich eher unter dem Bett verkriechen, als ihren Bogen zu bespannen. Waienn könnte ihr auch gar nicht beschreiben, nach was für Fährten sie Ausschau zu halten hat, kennt er ja nicht einmal die Anzahl der zu Verfolgenden.
Unvermittelt bemerkt er, wie er vor dem gepackten Rucksack hockend eingenickt ist. Wohl nur ein Augenblickchen, aber es spricht ebenfalls dafür, sich nicht mehr vor die Türe zu wagen.
Schwerfällig schnaufend erhebt er sich mit seinem Gepäck. "Ihr findet mich im Schlafsaal, falls etwas sein sollte", haucht er dem Ritter zu, dann schlurft er durch die Türe hinaus.

CH

Drinnen stellt Rondrian die Sachen ab, die er trägt - behutsam und vorsichtig, denn der Tonfall des Heilers hat ihn darauf aufmerksam gemacht, dass Ruhe angebracht wäre. Und wirklich, da liegt die Bardin auf dem Bett, schlafend.
"Ist gut, danke Euch", antwortet er auf die Worte des Heilers. "Angenehme Nacht", flüstert er ihm noch hinterher. Behutsam schließt er die Tür hinter Waienn.

OHH

Mehr aus einem Reflex der Höflichkeit heraus denn noch bei klarem Verstande, nickt Waienn auf den Wunsch zur Guten Nacht und prallt dabei fast gegen die vor ihm liegende Gangwand. Lange Momente steht er unschlüssig da. Wo wollte er jetzt gleich hin? Bett, ja... Nein! Die Pike! Die kann er nicht einfach im Schankraum stehen lassen! Immerhin handelt es sich um die Herzöglich Engasalische Spezialpike, welche ihm durch Seine Hoheit persönlich übergeben wurde - wie jedem Pikenier.
Aber wo war nochmal der Schankraum? Links oder rechts? Und wenn links - welches links? Nun ist die Frage der Orientierung für einen Pikenier ohnehin keine leichte, doch in diesem Zustande könnte sich Waienn selbst noch in seinem heimatlichen Bett verlaufen.
Nach einer Weile Hins und Hers hat er sich endlich orientiert und weiß, auf welcher Seite der Vorhang zum Schlafsaal und auf welcher die Treppe hinab liegt. Letztere nimmt er zuerst, und nachdem er an Schlafgeräuschen vorbei seinen wertvollsten Ausrüstungsgegenstand erreicht und an sich genommen hat, verschwindet er leise klappernd mit seiner unhabndlichen und schweren Ladung wieder hinauf und in den Saal, wo er nach kaum einer Viertelstunde übervorsichtigen und zugleich desorientierten Suchens auch schon das ihm zugeteilte Schlafmöbel findet. Aus Rücksichtnahme verzichtet er darauf, sich für die Nacht ein wenig zu entkleiden. Allein Tellerhelm, Schürze und Stiefel werden abgelegt, dann sinkt Waienn entkräftet auf die Bettdecke. So hat er sich einen gemütlichen Abend im Lieblichen Felde gewiss nicht vorgestellt!

Weiter am Morgen...


Ausschnittliste
Ehemalige Gäste
Lageplan
Speisekarte
Herzogtum Engasal

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde