Das Wagenrennen um Engasal: Reto

Spielleiter: Oliver H. Herde, Reto: Peter Diehn

Einige Tage, nachdem sich Reto von den übergeschnappten Drachenjägern getrennt hat, erreicht er Albenhus. Es ist ein heller, lauer Nachmittag. Die Straßen sind erfüllt von geschäftigen Menschen und Zwergen.
Fern der Heimat, nach langen Tagen in der Wildnis, wo Reto sich nicht sonderlich auskennt, kommt eine Stadt gerade recht. Ein paar Tage lang Erholung können nur gut tun, so dass er sich ein Quartier in einer günstigen Herberge nimmt und das legendäre Vergnügungsviertel der Stadt besucht.
Am kleinen Flußhafen hört er sich nach Frachtkähnen um, die gen Havena fahren. In die Stadt wollte er schon immer einmal, und von da gibt es vielleicht Passage ins Liebliche Feld, wo die Reichen nur darauf warten, dass man ihnen das Dukatenbeutelchen klaut.
Reto erfährt, dass fast täglich Lastkähne den Großen Fluß hinunterfahren.
Ein Zimmer zu bekommen, wird schon etwas schwieriger, da sich gerade Feldschere aus allen teilen Aventuriens ausgerechnet in dieser Stadt versammelt haben, um ihre Erkenntnisse auszutauschen. So ist die Herberge, welche er schließlich findet, deutlich günstiger, als er es eigentlich vorhatte.
Abends bricht er dann ins Vergnügungsviertel auf.

Reto sucht eine einfache Kneipe, in der man Spielen kann, um Geld natürlich, und nebenbei an Informationen gelangt. Während der Suche macht er sich ein wenig mit der Stadt vertraut, gerade was die Ordnungshüter angeht.
Die Stadtgarde scheint wegen der vielen auswärtigen Gäste, bei denen man einen guten Eindruck machen möchte, recht aufmerksam zu sein. Man sieht sie überall gut verteilt, wenngleich man offenbar versucht, unauffällig zu bleiben.
Nach zwei eher müde wirkenden Tavernen, in denen die Gäste ihren gehobenen Genüssen fröhnen, entdeckt Reto auch eine solcche nach seinem Geschmack. Schon von draußen ist fröhliches Gelächter zu hören, ebenso Würfelgeklapper. Als er durch die offenstehende Tür hineinschaut, kann er an einem Tisch auch Kartenspieler entdecken.

Nachdem es hier recht fröhlich zu sein scheint, betritt Reto diese Taverne und sieht sich erst einmal näher um, ehe er zur Theke geht und nach dem Wirt Ausschau hält. Es gibt einen freien Tisch, einen mit den Kartenspielern, zwei weitere mit Würflern und einen, auf dem ein schnarchender Zwerg liegt.
Der schnauzbärtige Mann hinter dem Tresen nickt Reto zu. "Was darf es sein?"

"Bier!"
Reto sieht zu den Würflern hinüber und spielt mit den Griffen seiner Wurfmesser.
"Sofort!" Der Wirt beginnt zu zapfen.
Am einen Würfeltische sitzen eine Thorwalerin, ein Mann in Kapitänsmantel und mit wucherndem schwarzem Vollbart, sowie ein Söldner, am anderen zwei Zwerge, die mit einem eher heruntergekommenem Pärchen spielen.
"Bittesehr! Macht einen Heller, oder nehmt Ihr nachher noch was?"

"Später vielleicht." Reto sucht in seinen Taschen ein wenig, ehe er einen Heller hervorzieht und dem Wirt zuschnippt. Anschließend geht er lässig zu dem Tisch mit den spielenden Zwergen und sieht ein wenig zu.
Die Zwerge beachten ihn nicht weiter, das Pärchen hingegen wirkt über sein Erscheinen nicht sonderlich erbaut. Den Münzhäufchen nach zu urteilen, welche vor den Spielern auf dem Tische liegen, hat vor allem die Frau bislang viel gewonnen.
Der Mann gähnt unverholen, doch es wirkt irgendwie nicht echt.
Während der folgenden Würfelrunde kann Reto allerdings nichts Ungewöhnliches entdecken.

Reto sieht noch eine weitere Runde zu, nimmt dabei einen tiefen Schluck vom Bier. Er versucht, die Regeln hinter diesem Würfeln zu begreifen, so es sich um mehr als ein gewöhnliches `höchste Punkzahl' handelt.
Es handelt sich um das simple `Alrik, Frau und Kinder', in dem es darum geht, mit möglichst wenigen Würfen eine Eins für Alrik, eine Zwei für die Frau und dann eine Möglichst hohe Anzahl Kinder zu werfen.
Das Paar scheint sich beobachtet zu fühlen. Obwohl sie es zu verstecken suchen, schauen sie doch immer wieder nervös zu Reto hinüber. Nach der Runde erklärt der Mann gähnend: "Was bin ich müde! Ich glaube, wir sollten für heute Schluß machen."
"Wenn Ihr meint..." erwidert einer der Zwerge enttäuscht.

"Aber der Tag ist doch noch jung...", wirft Reto grinsend ein und wischt sich den Schaum vom Mund. Wenn er da mal nicht ein Gaunerpärchen gestört hat! Das muß geprüft werden: "Wann wohl der nächste Büttel hier vorbeisieht...?" Ja, das täte Reto auch interessieren. Kann schließlich nicht schaden, sich informiert zu halten.
"Ich mußte früh aufstehen, und morgen ist auch wieder ein harter Tag", entgegnet der Mann und erhebt sich fast gleichzeitig mit seiner Frau.
"Ein Büttel? Warum fragt Ihr Euch das?" erkundigt sich einer der Zwerge neugierig.

"Man sollte sich stets informiert halten, findet Ihr nicht?" erwidert Reto ein wenig ausweichend und augenzwinkernd.
Über die Antwort verwundert, krault sich der Zwerg in seinem Bart, und der andere tut es ihm gleich. "Vielleicht kann Euch ja jener Söldner Auskunft geben..." Er weist an den Nachbartisch.
Das Pärchen indes nickt den beiden kleinwüchsigen Verlierern und Reto noch einmal zu, dann bewegen sie sich Richtung Ausgang.

Reto blickt zu dem genannten Söldner hinüber und nickt langsam. "Vielleicht..." Er macht jedoch keinerlei Anstalten, die Auskunft dort einzuholen.
Rasch sieht er dem scheidenden Pärchen hinterher. "Sieht so aus, als hättet Ihr heute tüchtig verloren", sagt er leise, aber deutlich zu den beiden Angroschim.
"Ja, in der Tat", erwidert der ältere der beiden Zwerge. "Vielleicht sollten wir auch Schluß machen, bevor wir kein Geld mehr für das wäßrige Bier haben..."
"Verdammt! Schon wieder gewonnen!" krakehlt der Kapitän vom Nachbartisch, dass der Angroschim in der Ecke des Raumes kurz den Kopf hebt, irgendwas vor sich hinblubbert und dann wieder mit der Nase auf den Tisch knallt. Das Paar verläßt indes den Schankraum.

Reto blickt zu dem Seemann hinüber. Wenigstens einer, der beim Spiel glücklich scheint und auch beim Gewinnen nicht griesgrämig dreinsieht!
"Warum denn Schluß machen, vielleicht hat das Pärchen Euch beide beschummelt... Ich meine, sie haben sich doch zumindest verdächtig benommen, irgendwie, als ich an den Tisch kam, oder...?"
Zuerst ziehen die Zwerge lange Gesichter. Dann schauen sie sich verdutzt an. Da springt der jüngere auf, dass der Tisch geräuschvoll einige fingerbreit verrückt wird, während der alte laut erwidert: "Was! Das ist eine schwere Anschuldigung!"
Schon saust der jüngere zur Tür hinaus, offenbar mit stiller Einwilligung des älteren, der sich nun langsam erhebt und Reto prüfend in die Augen schaut. "Habt Ihr Beweise?"
Plötzlich wird Reto klar, wie still es auf einmal im Schankraum ist. Die Leute haben ihre Spiele und Gespräche unterbrochen und schauen zu Reto und dem Zwergen herüber. Nur das Schnarchen des anderen Zwerges in der Ecke stört die Stille.

Verdutzt sieht Reto im ersten Augenblick dem jüngeren Zwerg hinterher. "Welche Anschuldigung? Sagte ich nicht `vielleicht'?" Treuherzig blickt er den alten Angroscho an. "Ich bin mit den hiesigen Sitten zwar nicht vertraut, aber in meiner Heimat gilt es als ausgesprochen unhöflich, plötzlich zu verschwinden, wenn ein Gast an den Tisch tritt... Offenbar sind die Gesetze Travias hier anders, oder es war eben nicht nur Unhöflichkeit. Aber das zu entscheiden, steht mir jetzt nicht zu."
Im ersten Moment schaut der Zwerg betroffen drein, da er eine Beschwerde über seinen jüngeren Freund vermutet, doch dann erkennt er, dass Reto wohl von dem Pärchen spricht. "Dann nennt es Vermutung!" erklärt er.
Draußen hört man die leiser werdende Stimme des jungen Zwerges Zeter und Mordio schreien.
Der Seemann vom Nachbartisch fragt: "Was ist denn los?"

Reto blickt zu dem Seemann hinüber und mustert ihn kurz, während er einen weiteren Schluck Bier aus seinem Krug nimmt. "Och, nichts Wichtiges", antwortet er schulterzuckend und wendet sich leiser wieder dem Zwerg zu. "Sollen wir sehen, wo Euer Freund bleibt?"
"Nichts Wichtiges?" empört sich der Angroschim. "Wenn Euer... Eurem Gefühl recht haben solltet... Aber gut, folgen wir ihm."
Er geht voran, Reto folgt, doch lassen sich weder der jüngere Zwerg, noch das Pärchen auffinden. Gewiss sind Zwerge ausdauernd, doch irgendwann beschließt der alte: "Wir sollten zurückgehen. Vielleicht hat Gimlur die beiden schon gestellt und wartet nun im Gasthaus auf uns."
Seine Vermutung bestätigt sich nur teilweise. Als Reto und der Alte in die Taverne zurückkehren, ist kaum noch jemand dort. Nur Gimlur und der Seemann, die sich unterhalten, und der schnarchende Zwerg in der Ecke.
"Ich habe sie verloren", erklärt Gimlur zerknirscht. "Aber dieser Mann meint, er hätte an ihnen einen schwachen nostrischen Akzent ausmachen können."

Auch hier mußte der letzte Teil in Weinheim gespielt werden, wofür ich Peter kurz beiseitenahm, da er eine kleine Information erhalten sollte, die der Lösung der Aufgabe helfen konnte.
Der Seemann, dem die linke Hand fehlte, stellte sich als Alrik Neuhaus vor. Er fragte Reto, ob er wohl auf seinem Schiffe anheuern wolle, um eine Fracht besonderer Bedeutung nach Engasal zu bringen. Es mußte ihm wohl sehr wichtig sein, bei dem Preis, den Reto spielend leicht aus ihm herauskitzelte.
Während der Fahrt gab es immer wieder kleinere seltsame Ereignisse. Männer rutschten auf trockenem Boden aus, Dinge gingen ohne ersichtlichen Grund zu Bruch...
In Engasal strich Reto seinen Lohn ein und begab sich erstmal ins Dorf, wo er von dem Wagenrennen hörte.


Das Wagenrennen rund um Engasal