Shenilisches

Autoren: Antje Steinborn und Peter Diehn

In einem ruhigen Moment spricht Tanit Xandros an. "Magister, habt Ihr einen Moment Zeit?"

Der Norbarde schreckt aus seinen Gedanken hoch. "Hm? Was?" Xandros blickt Tanit kurz an, nimmt aber rasch den schon seit geraumer Zeit leeren Weinbecher näher in Augenschein. Offenbar fühlt er sich ein wenig unbehaglich.
"Natürlich. Was hast du auf dem Herzen?"

Die junge Frau, denn ein Kind ist Tanit nicht mehr, blickt ihn eindringlich an. Wieder ist ihr Blick von erschreckend ungewohnter Tiefe, und wieder wird der Ernst von einem vertrauten Lächeln überlagert, das gleich einem Blick zurück in der Zeit die Erinnerung an die einstige Studiosa heraufbeschwört. Ihre Worte kommen zaghaft, zögerlich.
"Ich... möchte Euch danken, Magister. Ihr wart mir der beste Lehrer, den man sich wünschen kann."

Xandros wirkt überrascht. Sind die meisten Schüler nicht froh, wenn sie möglichst wenig mit ihren Lehrern zu tun haben?
"Das klingt, als würdest du durch diese Türe hinausgehen und nicht wieder zurückkommen." Es klingt fragend und anklagend zugleich. Auch dem Magus scheint dies aufzufallen. "Setz' dich doch bitte", meint er mit einem entschuldigendem Blick.

Tanit lässt sich umständlich auf dem Hocker nieder, schluckt leise, blickt den Magister dann wieder an, sucht seinen Blick. Neben Dank und Freude mischt sich Trauer in ihre Augen.
"Es ist kein Abschied für immer, ganz sicher nicht. Ich habe... meinen Vater gefunden, und ich möchte einige Zeit bei ihm am Hofe zu Gareth verbringen, um ihn besser kennenzulernen. Wie ich vorhin schon sagte: Ich wußte nie, woher das unruhige Blut in mir stammt. Melwyn... ist die Erklärung dafür. Ich... Er wird... Euer Werk an mir fortführen, Magister."
Sie verstummt, schlägt die Augen nieder. Das Gespräch nahm eine andere Wendung, als sie geplant hatte, aber vielleicht war es gut so. Magister Wracon kannte sie so gut wie kaum jemand; sie wollte nicht jetzt damit anfangen, ihm Dinge zu verheimlichen. Doch ob sie zu ihm von Tobrien sprechen sollte, ob sie es konnte?
Tränen steigen ihr in die Augen, als sie sich an die Geschehnisse zurückerinnert.

"Nanana", versucht Xandros zu beruhigen. "Nicht weinen, sonst weiß ich nicht, was ich tun soll!" meint er halb im Spaß, halb im Ernst.
"Irgendwann und immer wieder kommt für uns alle eine Zeit, in der sich etwas ändert, etwas ändern muss", die Augen des Norbarden blicken nachdenklicher drein. "Ich habe sie nie richtig kennengelernt, meine Eltern meine ich. Wie hast du deinen Vater gefunden, nach all der Zeit?"

Die junge Adeptin hebt ihre rechte Hand; um das Gelenk baumelt ein silbernes Armband in Form einer Schlange. Wie Xandros wußte, war dies ein Geschenk der Comtessa. Was mochte es mit dem Garether Hofmagus zu tun haben?
"Dieses Armband war vor vielen Jahren ein Geschenk meines Vaters an meine Mutter. Als ich nach Shenilo kam, suchte Yanis es aus dem Neethlingshofer Schmuck für mich aus - die Götter selbst müssen ihr bei der Wahl geholfen haben.
Ich hatte einige Wochen bei Magistra Domaris von A'Tall verbracht; als es um eine Queste gen Tobrien ging, bat ich darum, sie begleiten zu dürfen. Mit von der Partie waren Magister Tagenion, ein Hexer und eben Melwyn, der das Armband erkannte, als ich sturzbetrunken an Herzog Waldemars Hofe neben ihm lag - am Tisch, meine ich." Ein verlegenes Grinsen huscht über Tanits Gesicht.

Xandros bricht in schallendes Gelächter aus, es braucht einige Augenblicke, ehe er sich wieder fängt, aber ein dickes Grinsen bleibt.
"Du und betrunken?" meint er fast schon verschwörerisch blinzelnd. "Ich hoffe, du siehst in mir dahingehend kein Vorbild, du wärest schlecht beraten!"
Eher beiläufig nimmt der Norbarde seinen Becher in die Hand und dreht ihn in alle Richtungen, ehe er ihn achselzuckend weit beiseite stellt.
"Ich vertrag' nicht mehr soviel wie früher. Wir haben schlechte Zeiten", meint er nur auf den befremdlichen Blick hin.
Kurz nachdenkend streicht Xandros durch die Bartspitzen. "Ich hätte gedacht, dass der Herzog im Heerbann ist?"

Bei Xandros' Gelächter löst sich Tanits leichte Anspannung; sie hatte wohl im Stillen mit Tadel gerechnet. Andererseits war es Magister Wracon, mit dem sie sprach, und nicht seine Spektabilität.
"Ich weiß nichts genaues über des Herzogs Verbleib; alleine: vor einigen Wochen, wohl um die vier, habe ich an seiner Tafel mit ihm gespeist. Bevor wir über die Sichel gen Tobrien reisten..."

Ein kurzes Schaudern scheint den Magier zu durchfahren. Wer geht schon freiwillig nach Tobrien?
"Hm, ja, du hattest ja bereits geschrieben, dass du in jenen Landen warst. Und dann noch in dieser hohen Gesellschaft und offenbar in wichtigem Auftrag."
Xandros beginnt die Brotkrümel auf dem Tisch zusammenzuklauben. "Weißt du", meint er langsam, "es geht mich ja nichts an, aber es würde mich doch interessieren, was du am anderen Ende der Welt gesucht hast - außer deinem Vater."
In den Augenwinkeln des Norbarden scheint mehr als nur beiläufiges Interesse zu lauern. Vielleicht... Sorge?

Ein kurzes Schweigen antwortet dem Magus. Tanit schlägt die Augen nieder, nachdenklich, fast in sich gekehrt. Leise erklingt schließlich ihre Antwort: "Was ich suchte, was wir suchten? Oder... was mich suchte?"

Ein kaum merkliches Nicken - eher eine Selbstbestätigung - zeigt, dass er die Doppeldeutigkeit verstanden, vielleicht gar erwartet hat. Zu deutlich, die Anzeichen hat er nicht übersehen, die Andeutungen nicht überhören, den Instinkt nicht ignorieren können. Tanits Brief weckte die Unruhe. Anhaltende Stille lastet schier endlos scheinend im Raum.
Die Worte Xandros' brechen schließlich das Schweigen. "Du mußt nicht darüber sprechen", meint er sanft. "Aber vielleicht fühlst du dich anschließend wieder besser."

"Reden... Geredet habe ich viel darüber. Auch fand ich Trost im Gebete, doch..." Sie verstummt wiederum, preßt die Lippen aufeinander.
Äußerlich ruhig, wirbelt ihr Inneres durcheinander. Vertrauen und Unsicherheit, gar Angst, ringen miteinander und keine will der jeweils anderen weichen. Sie versucht, ruhig und tief durchzuatmen, gelangt dabei zu einer Entscheidung.
'Angst ist ein schlechter Grund zum Schweigen, doch Vertrauen ein guter, um zu sprechen.'
Tanit hebt ihren Kopf, sucht seinen Blick. Entschlossenheit liegt in ihren Augen, und eine Erkenntnis. Erkenntnis, dass Veränderungen folgen werden, die unausweichlich und ihr bewußt sind.

Der Ausdruck von Sorge tritt während des inneren Kampfes der Adeptin in die Augen Xandros'. Mit einem Mal fühlt er sich alt und ihm kommen alle die Gefährten in den Sinn, die er in den Jahren verloren hat.
'Oh, Phex', kommt ihm der erschreckende Gedanke. 'Werde ich auch sie verlieren?'
Auch Tanit ist älter geworden, stellt er fest, als er ihren Blick traurig und erwartungsvoll erwidert.

Langsam und stockend bricht sie das Schweigen. "Er kennt uns, unsere geheimsten Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte. Besser vielleicht, als wir selbst sie kennen. Es ist so einfach, 'Ja' zu sagen, so schwer, ihm zu widerstehen..."

Den Norbarden beschleicht ein übles Gefuehl, als er diese ersten Worte vernimmt. 'Aber du hast widerstanden', will er leise sagen, doch er schweigt, als würde er eine Antwort erwarten, die ihm nicht gefällt. Fast vor sich selbst verborgen, fragt er sich, was von der alten Tanit geblieben sein mag.

Ihre Worte wohl abwägend fährt sie fort, den Blick immer noch fest auf seine Augen gerichtet. "In der ersten Nacht, die wir in den Finsterlanden verbrachten, träumte ich von einer Suche, von der Suche nach der Antwort auf die eine, die große und letzte Frage, die sich ein Magus stellen mag. Viele kannten die Antwort darauf, doch keiner wollte sie mir geben. Niemand hier an der Akademie, nicht die Geweihten der Allwissenden in Kuslik, nicht... Melwyn.
Alle kannten die Antwort, doch befanden sie mich für nicht würdig, nicht reif, was auch immer. Alleine mit mir und meinem Zorn hörte ich plötzlich eine Stimme, die mir die Antwort zu geben versprach, wenn ich wollte."
Tanit macht eine kurze Pause, beinahe, als würde sie Xandros die Möglichkeit geben wollen, zu entscheiden, wie er sich verhalten hätte.
"Ich habe lange gezögert. Schließlich entstand eine Frage in mir: 'Was ist der Preis?' Auf diese Frage konnte mir die verlockende Stimme keine Antwort geben; ich habe traumlos bis zum Morgen weitergeschlafen."

Gebannt und mit halb geschlossenen Augen lauscht der Magus den Worten. Als Tanit kurz innehält, geht ein leises Zucken durch sein Gesicht, während er in seinem Inneren ebenso zu lauschen beginnt, wie der jungen Adeptin, die wieder ansetzt.
Seine Entscheidung? Keine Leistung ohne Gegenleistung fordert der Fuchs. Manchmal ist es der Preis oder Lohn von vornherein nicht wert. Doch die eigene Wahl? Immer ist es leicht, eine gute Entscheidung zu treffen, wenn man nicht betroffen ist und den Ausweg kennt. Das eigene Verhalten? Xandros weiß es nicht, und irgendwie fühlt er sich wohler dabei.

Die gesagten Worte auf sich und den Zuhörer wirken lassend, macht Tanit abermals eine Pause, auch um die vergangenen Bilder, von denen sie nun sprechen will, aus ihren Träumen heraufzubeschwören.
"In der zweiten Nacht in den Finsterlanden warf ich einen Blick die Zukunft. Ich war eine angesehene Magistra. Magier, Geweihte und weltliche Herrscher gingen mich um Rat und Hilfe an und hörten auf das, was ich sagte. Es war eine ungewohnte, faszinierende Situation.
Schließlich sah ich diese... 'geachtete Tanit' oben auf einer Treppe, an deren Fuß ich mich als Adeptin befand. Ich hätte nur die Treppe empor steigen müssen, um die Distanz zu überwinden, doch...
Ich fand es nicht rechtens, Satinavs Lauf derart vorzugreifen. Ich muß meinen Weg gehen, sei er noch so schwer und mühselig, denn bei dem, was ich tue, gehört der Weg untrennbar zum Ziel, und das Ziel ist nichts, wenn man nicht weiß, wie man es erlangt hat."

Weiter schweigt der Magus, als fürchtet er, einen feinen Schleier zu zerreißen, in dem Augenblick, in dem ihm das erste Wort über die Lippen kommt. So ist nur das grimme Mienenspiel zu sehen, und verschüttet von anderen, fragenden und verwirrenden Gedanken glaubt er, dass ihm eine herrschende Tanit nicht gefallen würde.
'Sie ist hier', denkt der eine Xandros.
'Aber ist sie dieselbe?' fragt der andere Xandros.
'Nein', gibt Xandros zu, 'aber sie bleibt Tanit!'
'Das hoffst du!' meint Xandros.
Xandros schweigt.

"Die dritte Nacht verbrachten wir vor den Toren Ysilias, in der Kapelle des Klosters der Rohalswächter, doch die Mauern waren entweiht und boten uns keinerlei Schutz..." setzt die Adeptin abermals an, noch zögerlicher, abwägender als zuvor. Konnte es sein, dass sie sich vor dem fürchtete, wovon zu berichten sie sich anschickte?
"Ich sah... Verwandte, Freunde, Bekannte, auch völlig Fremde. Die Eltern der Comtessa in liebevoller Umarmung. Magistra Domaris und Magister Taranion, die innige, vertraute Blicke tauschten und sich wortlos soviel sagten. Die Tochter des Schusters und den Sohn eines Weinbauern bei den Freudefeuern vor ein paar Jahren...
Und dann blickte ich hinab auf das Dererund, und in allen Völkern dieser Welt sah ich niemanden, der mich so liebte, wie ein Mann eine Frau liebt."
Schmerz und Trauer zeichnen ihren Blick, Gefühle, so tief empfunden, dass sie nicht nur aus einem Traum geboren sein können. Hatte sie sich deshalb mit solcher Hingabe den Lehrbüchern gewidmet, konnte es wahr sein?

Es versetzt Xandros einen Stich, als er diese Worte hört und vor ihm wieder die Geister der Vergangenheit emporsteigen. Vergangenheit, über die er nicht spricht, Vergangenheit, die er seit bald einem Jahrzwölft zu vergessen trachtet, und die ihn doch verfolgt.
Er versucht, die Schatten niederzuringen, denn er weiß, dass er diese Nacht keinen erholsamen Schlaf finden wird, wenn er in diesem Ringen wieder unterliegt. Mit trauernden Augen will er dieses Mal nach Tanits Hand, nicht nach dem Becher Wein greifen, Halt zu geben, aber auch, um den eigenen Halt nicht zu verlieren.
Nur vage fällt ihm auf, dass Tanit noch nicht den Ausgang jener Nacht geschildert hat.

"Nach einer ganzen Weile trat aus der Menge jemand hervor, auf mich zu. Ein Mann... ich kann ihn nicht beschreiben. Er lächelte mich an, wie mich noch nie zuvor jemand angelächelt hat. Mein Herz tat einen Sprung; ich wußte, dass dies der Mann meiner Sehnsuechte war, dass ich nie wieder alleine sein würde, wenn ich nicht wollte.
Er fragte mich, ob ich ihm folgen wolle und streckte seine Hand aus; ich bejahte und legte meine rechte in die seine. Er führte mich in sein Reich, nach Tobrien, am zerstörten Warunk vorbei, auf sein Schloß. Er war ein angenehmer, kurzweiliger Gesprächspartner, intelligent und charmant. Ich genoß seine Gegenwart. Er fragte mich, ob ich wüßte, wer er sei. Ich erwiderte, dass ich mir nicht sicher sei. Was ich denn vermuten würde. 'Der, der einst Tharsonius von Bethana war.'
Er bestätigte meine Vermutung; er sei Tharsonius von Bethana, und er liebe mich. Letzteres war alles, was für mich zählte, mir war egal, wer er war und was er getan hatte."

Der Norbarde zuckt zurück, als hätte er einen Schlag ins Gesicht bekommen, aus dem ihm der Schock jede Farbe treibt.
Ein ersticktes "Nein" ist das einzige qualvolle Wort, der einzige klare Gedanke, den er zu fassen vermag. Ein Sturm zahlloser Gedankenfetzen, zerrissener Bilder vergangener Augenblicke, überlagert von Tanits Worten bläst alles weitere hinfort.
Das namenlose Grauen flackert in Xandros' Augen auf, vermischt mit hoffendem Unglauben, tröstendem Mitleid, endloser Trauer und... wahrhaftig Abscheu?
Er will nicht glauben, und doch weiß er, dass er richtig gehört hat. Für den Magier versinkt die Umgebung in verwischten Farben, während er mutlos auf dem Stuhl zusammensackt.
Der andere Xandros in ihm nickt ohne die Miene zu verziehen.

"... er war der einzige, es gab niemanden sonst", knüpft Tanit nach einem Wimpernschlag mit matter Stimme an ihre Worte an. Erklärend wohl, rechtfertigend vielleicht, entschuldigend gar?
Hilflos und niedergeschlagen sieht sie mit an, wie Magister Xandros, der doch früher auf alles eine Antwort wußte, die Worte fehlen. Und dabei war das noch nicht einmal alles, fehlte etwas, das...
Die junge Draconiterin fängt am ganzen Körper an zu zittern. Ihre Lippen beben, ein einzelne Träne kullert über ihre Wange, netzt ihren Mund und hinterläßt einen salzigen Geschmack von unangenehmer Wirklichkeit. Sie möchte am liebsten fortlaufen, zu Melwyn, ihren Kopf an seine Schulter lehnen und weinen, doch sie kann sich nicht rühren, kommt nicht vom Fleck, und die Tränen, die sie über das Erlebte zu weinen hatte, sind versiegt.

Tief schnauft Xandros nach Luft, die er unbewußt angehalten hat. Er sucht die Fassung wiederzugewinnen, die Gedanken neuzuordnen, den Schrecken niederzuringen. Mühsam richtet er sich innerlich auf, sucht Tanits Blick und darin Antworten auf Fragen, die er nicht kennt. Seine Augen wirken müde, ein Glimmen wie von Angst - Vor ihr? Vor sich? Vor dem, was geschah? Vor dem, was kommt? - lauert in ihnen. Aber das Anklagende scheint fort zu sein.
"Aber...", setzt er leise an, ehe er wieder kurz schweigt, überlegt und neu ansetzt. "Du... bist jetzt hier", spricht er nüchtern. "Du bist hier, weil du hier sein willst, von dir aus." - 'So hoffe ich.' - "Dies ist nicht das Ende, nicht wahr?"
Die Stimme ist ausdruckslos, aber das Mienenspiel des Norbarden verrät seinen Wunsch und die Bitte nach Hoffnung.
"Erzähl weiter!"

Tief erwidert Tanit seinen Blick. Sie entspannt sich innerlich, als der Magus ein wenig zu sich zurückfindet, äußerlich ruhig und gefaßt wirkend.
"Nein, nicht das große, allumfassende Ende. Aber doch ein Ende. Das Ende meiner naiven, kindlichen Unschuld. Man kann sich keiner Gefahr bewußt sein, die man nicht kennt. Und so ist es auch ein Anfang..."
Die Draconiterin hält inne, sucht, in seinen Augen zu lesen, wie ernst es ihm ist, mehr zu erfahren.

Xandros fühlt sich ein wenig erleichtert. Haben die frischen Adepten die Akademiemauern erst einmal hinter sich gelassen, sind Veränderungen unausweichlich. Hart trifft ihn jedoch, dass Tanit es schwerer und einschneidender erlebt haben muß.
"Ich hoffe, es ist ein guter Anfang", meint er vorsichtig lächelnd, als ihre Worte verklungen sind, "und dass du jenes Ende ohne Schaden überstanden hast."
Ein Hauch von Frage schwingt in den Worten mit, doch auch ein wenig Stolz und aufrichtige Zuversicht.

"Nein, das habe ich nicht. Aber es hätte noch schlimmer sein können, viel schlimmer, und ich danke den Göttern, dass Melwyn dort war."
Tanit erwidert Xandros' Lächeln, doch vermag sie nicht, die Trauer über das Geschehene zu verbergen. Kein brennender, verzehrender Schmerz, keine unauslöschbare Pein, nur Trauer. Eine Trauer, die sie so tief berührt, dass sie nie vollends würde weichen können. Eine Trauer, mit der zu leben sie bereits gelernt hatte.
"Ich habe mich ihm hingegeben, in meinem Traum, ich konnte mich nicht dagegen wehren, und ich wollte es auch gar nicht. Als ich am Morgen erwachte..."
Sie holt Luft, sucht nach Worten.

Der Norbarde fühlt sich hilflos. Er will sagen, dass sie nichts dafür konnte, dass Satinav alle Wunden heilt. Aber noch sitzt ihm der Schrecken zu tief in den Gliedern und er glaubt, dass Tanit damit alleine nicht geholfen wäre.
Geduldig wartet er, dass sich die Adeptin wieder faßt.

Die Draconiterin sucht seinen Blick und hält ihn fest, während sie
langsam weiterspricht.
"... als ich am Morgen erwachte, fand ich Blut in meinem Untergewand. Ich hatte in jener Nacht meine Unschuld verloren... nicht nur im Traume, wie ich zu wissen vermeinte. Eineinhalb Wochen lang lebte ich mit diesem Gedanken, der bitterste Wahrheit für mich war. Melwyn versuchte anfangs, mir zu versichern, dass es nicht wahr sein könnte, dass ich die Kapelle nicht verlassen hätte, doch als ich ihm von dem Beweis erzählte, wußte auch er keinen Rat mehr.
Zurück in Gareth überredete er mich zu einem Besuch im dortigen Rahja-Tempel. Ich willigte ein, beinahe, weil mir zu jenem Zeitpunkt eh alles egal war. Ein sehr attraktiver Geweihter", an dieser Stelle lächelt Tanit zum ersten Mal wieder fröhlich, "hat uns beide angehört und dann mich ins Gebet genommen. Ich habe die Nacht mit ihm verbracht.
Am Morgen versicherte er mir, dass ich den Tempel als Jungfrau betreten hatte; die Blutung hätte einen anderen Grund gehabt."

Seine Miene hellt sich auf und ein Stein fällt ihm von Herzen, als er sie lächeln sieht. Er prägt es sich ein, um sich nicht an eine traurige, niedergeschlagene Tanit erinnern zu müssen, wenn sie wieder fort sein wird. Er hofft jedoch, dass sie ihr Lächeln nicht verlieren wird, dass sie das Leid verwinden kann.
Die Erwähnung des Tempel-Besuches wischt die letzten dunklen Zweifel beiseite. Ein wenig verspürt Xandros Beschämung, wie er überhaupt zweifeln konnte. Aber sie war lange fortgewesen, hatte einen Ort besucht, der jeden verändern mußte.
Zugleich weckt es eine gewisse Unruhe in ihm. Sie ist tatsächlich älter geworden, sagt er sich, aber es freut ihn trotzdem, dass sie ihm offenbar vertraut. Aber dennoch.
"Und... welchen Grund?" fragt er vorsichtig und mit einem Stirnrunzeln.

Tanit schlägt die Augen leicht nieder.
"Nun, hm, er sagte, das könne verschiedene Gründe haben und sei völlig normal. Vielleicht das Gefühlschaos, dem ich träumend ausgeliefert war. Vielleicht nur Zufall. Vielleicht auch... ein Zeichen der Götter, um mich zu warnen, was sein könnte. Was es auch war, ich habe gelernt."

Ein klein wenig Verwirrung macht sich im Gesicht Xandros' breit. "Wußte wohl selbst nicht, was er sagen sollte...", brummelt er leise wie etwas zu laut nachgedacht, aber scheinbar wieder gefaßt. Aber Zufälle inmitten Tobriens?
Mit einem leichten Kopfschütteln wendet sich der Norbarde wieder dem Thema zurück. "Wie ging es weiter? Auch in den folgenden Nächten."

"Nein. Am folgenden Tag konnten wir unsere Aufgabe beenden und reisten zurück, und sobald wir uns von Seiner Domäne zu entfernen begannen, hörte der Einfluß, den Seine Präsenz auf uns hatte, auf. So unbescholten, wie es in Tobrien eben geht, reisten wir über den Bergpaß zurück nach Weiden und dann nach Gareth."

"Ach ja, die Aufgabe", fast schon wieder listig blickt der Magus Tanit an, noch leicht nervös, doch beinahe wieder mit dem gewohnten Lächeln.
Wer ihn jedoch etwas naeher kennt sieht, wie es hinter seiner Stirn arbeitet. "Darf ich fragen, um was es ging?
Aber", setzt er noch rasch nach, "wenn die Sache geheim ist, dann laß' es dabei bleiben!"

"Es ging darum," setzt Tanit langsam an, "ein paar bestimmte Artefakte aus der Schatzkammer des OCR sicherzustellen, um zu verhindern, dass sie in Seine Haende fallen. Ich denke, ich verrate Euch hiermit nicht zuviel."

"Ah ja, interessant." Scheinbar hat er anderes erwartet, doch mochten vielleicht auch die kleinen Dinge in dieser Zeit sehr wichtig sein.
Xandros schweigt ein wenig und spielt etwas nervös mit den Bartspitzen.
"Bist du darüber hinweg?" fragt er dann unvermittelt und mit leiser Stimme.

Bei des Magisters beiläufiger Bemerkung huscht ein verschmitztes Lächeln über Tanits Antlitz, das sie jedoch rasch unter Kontrolle bekommt.
'Wenn er wüßte, um was für Artefakte es sich handelte...' Sich während seiner Schweigeminute an selbige erinnernd, reißt seine Frage sie dann völlig aus ihren Gedanken. - War sie darüber hinweg?
Mit ebenso leiser Stimme antwortet sie ihm einen Wimpernschlag später. "Ich... wache nachts nicht mehr schweißgebadet und... alptraumgeplagt auf, wenn Ihr das meint. Und ich kann wieder lachen."
Wie zum Beweis verziehen sich ihre Gesichtszüge zu einem unbeschwerten Lächeln, erstrahlen ihre Augen für einen Moment von innerem Feuer.
"Doch..." Sie schüttelt nachdenklich ihren Kopf und streicht eine ungehörige Haarstraehne hinter ihr linkes Ohr zurück. "... ich werde es nie vergessen können; ich werde nie wieder so sein, wie ich vorher war..."

Xandros zeigt ebenfalls ein Lächeln, einerseits irgendwie erleichtert wirkend, doch zugleich kein wirkliches, es liegt wohl auch ein wenig Trauer in seinen Augen.
"Nein", schüttelt er langsam den Kopf. "Vergessen sollst du es nicht. Es würde dir wahrscheinlich auch nicht gelingen. Nicht so rasch und nicht für immer jedenfalls."
Ein Schatten scheint kurz über sein Gesicht zu huschen.
"Aber wir alle müssen mit Veränderungen leben", der Magier beugt sich nach vorne. "Nicht vergessen, doch lasse dich auch nicht davon beherrschen!"

"Ich glaube nicht, dass das noch geschehen kann; doch... beinahe bin ich daran zugrunde gegangen, wäre... Melwyn nicht gewesen. Ich verdanke ihm unendlich viel, und weiß doch nicht, wie ich es verdient habe, dass er sich so um mich bemüht. - Ihr habt natürlich recht, Wandel muß sein, auch ist er zwölfgöttlich besonders im Sinne der Vielgestaltigen Tsa, doch man würde bisweilen gerne darauf verzichten, wenn er so mit Leid und Entsetzen behaftet ist."

"Er ist dein Vater. Ist das nicht Grund genug, dass er sich um dich bemueht?!" Des Magisters Worte klingen weniger nach einer Frage, denn nach einer Antwort.

"Ich könnte das schwarze Schaf der Familie sein. Er konnte nicht wissen, ob er mir trauen kann, gerade nicht in Tobrien."

"Das mag sein", Xandros kann sich bei dem Gedanken, ausgerechnet Tanit wäre ein schwarzes Schaf, eines Schmunzelns nicht erwehren. Doch die Worte klingen ernst. "Aber wäre er denn ein guter Vater oder Freund, hätte er dich von vornherein aufgegeben? Hätte er dies, wärst du jetzt vielleicht tatsächlich verloren. Glaubst du dich denn so gering, dass du keine Mühen wert bist?"

"Ich ... bin nicht sicher. Was habe ich denn schon getan, weswegen man sich meiner erinnern könnte? Was habe ich selber geleistet, was wurde mir nicht von Eltern oder gar Göttern in die Wiege gelegt? Wie groß ist die Welt, und wie groß bin ich?"
Mit großen, fragenden Augen blickt sie Xandros an, wie sie es früher so oft getan hat. Gleich dem Morgennebel, der sich in Tälern oder hinter Huegeln einnistet, aber auch dort den Strahlen des aufgehenden Praiosmals nicht ewig entkommen kann und der irgendwann plötzlich einfach fort ist, ohne dass man sagen könnte, wann er gegangen ist, genauso weicht der letzte Hauch des Zweifels aus Xandros Geist.

Leise lacht der Norbarde, als Tanit diese anspruchslosen Fragen in den Raum stellt. Ein fröhliches Lachen ist es, frei von allem Ballast, der sich zuletzt aufgebaut hatte.
"Bescheiden wie immer, kleine Tanit. Vielleicht...", er hält kurz inne, schüttelt aber dann kaum merklich den Kopf. "Aber nein, es ist nicht wirklich so."
Unbewußt beginnt er wieder, mit seinen Bartenden zu spielen. "Mag sein, dass du dieser Bescheidenheit wegen Besonderes bist, vielleicht kommt noch die Zeit, da du Großes tust..., oder sie kommt tatsächlich nie.
Du weißt nicht, was dir weiter im schwarz-weissen Buch des Schicksals bestimmt ist, du wirst es erfahren, wenn es an der Zeit ist. Aber ich werde mich an dich erinnern, auch dann, wenn du weiter die kleine Tanit bleibst. Und ich werde dich wieder vermissen, wenn du nicht hier bist."

Als der Magister sie als 'kleine Tanit' bezeichnet, verdunkeln sich ihre braunen Augen ein wenig. In gespielter Empörung richtet die junge Draconiterin sich auf und blickt Xandros streng an. Sie dachte eigentlich, aus diesem Alter heraus zu sein, aber so wie eine Tochter für die Mutter immer ein Kind bleiben würde, so würde sie vielleicht für Xandros immer 'die kleine Tanit' bleiben, seine Schuelerin, vielleicht gar seine Tochter im Geiste. Was hatte sie eingangs gesagt? Melwyn würde sein Werk an ihr fortführen. So waren vielleicht diese beiden mehr ihre Vaeter, als es der Mann ihrer Mutter gewesen war.
Diese Gedankengänge während seiner Worte verfolgend, weicht der Zorn ebenso schnell aus ihrem Antlitz, wie er entstanden, und wiederum mischt sich Traurigkeit in ihren Blick. Auch wenn alles seinen natürlichen Weg gegangen war, so konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, Melwyn würde sie dem Magister wegnehmen, der nun auch noch sagt, er würde sie vermissen. Überraschung und Erstaunen überdecken alle anderen Gefühle.
"Ihr habt mich vermißt?" Ungläubig richtet sie sich auf und nähert sich ein wenig, um besser in seinem Gesicht lesen zu können.

In den norbardischen Augen zeigt sich die Fröhlichkeit, während sie die raschen Stimmungswechsel Tanits verfolgen. Nur der kurze Augenblick der Traurigkeit erinnert ihn daran, dass sich etwas geändert hat, dass sie nicht mehr die Schülerin von einst ist. Mit ein wenig Wehmut denkt er an die vergangenen Jahre zurück, und er weiß, dass er Tanit wieder vermissen wird.
"Das habe ich, ja, und das werde ich wieder!" nickt er ihr zu. "Du warst ja auch nicht einfach nur eine Schülerin", fährt er leiser fort. "Das solltest du eigentlich wissen!"

"Und wenn ich es nicht weiß? Wenn ich mich viel zu sehr in Bücher und Theorien vertieft habe, um zu merken, was um mich herum vorgeht?"
Halb spaßend, halb im Ernst, dabei mit einem sanften, schelmischen Lächeln erwidert Tanit seine ungestellte Frage mit einer direkten.

"Allein durch die Bücher und Schriftrollen wirst du nie alles ergründen können, das hast du nun ja festgestellt", meint er etwas abschweifend und ernsten Blickes, ehe er einen Augenblick schweigt. Soll es ein versteckter Vorwurf sein? dass sie zu viel und zu häufig den Studien nachgegangen war?
"Du weißt es nicht?" fährt er ein wenig spöttelnd fort und ein verzeihendes Lächeln zeigt sich in seinem Minenspiel. "Eine Schülerin, ja, aber auch eine kluge Gesprächspartnerin, die nicht vor Widerworten scheut, und", seine Stimme wird leiser, "vielleicht auch eine Freundin."
Einen weiteren kurzen Moment hält der Magus inne. "Dein Lehrer bin ich nun nicht mehr, aber ein Freund möchte ich bleiben."

Die einstige Schülerin schluckt kurz. Die Worte ihres Lehrmeisters scheinen sie auf gewisse Art zu überraschen, doch bleibt ihr Blick erstaunlich ruhig dabei - und immernoch sanft lächelnd. "Ich wußte es nicht, woher auch, aber ich denke, ich habe es gespürt, irgendwie. Wissen ist eben doch nicht immer alles."
Sie hält einen Moment inne.
"Aber, wie könnt Ihr sagen, Ihr würdet nicht weiter mein Lehrer sein? Was auch geschehen mag: Ihr werdet mir doch immer weit vorraus sein, oder nicht?"

"Willst du denn immer jemanden haben, der dir sagt, was zu tun ist? Denkst du, dass ein Lehrer unfehlbar ist? Glaubst du, alles lernen zu können, indem du dich an andere hältst?"
Für einen Wimpernschlag läßt er die leicht vorwurfsvoll klingenden Worte wirken, während er etwas befremdet den Kopf schüttelt.
"Du hast einen eigenen Weg, mußt deine Entscheidungen selbst treffen!" fährt er fast abweisend fort, ehe er zu einem warmherzigen, leiseren Ton zurückkehrt. "Nein, ein Lehrer bin ich dir nicht mehr, so wie du keine Schuelerin mehr bist! Ich kann dir auf einem Stück dieses Weges beistehen, dir Rat geben, wenn du ihn hören willst. Aber du wirst merken, dass auch ein Lehrer fehlbar ist und nicht auf alle Fragen eine Antwort hat."
Kurz greift Xandros in Richtung des Weinbechers, ehe ihm wieder einfällt, dass jener ohnehin leer ist.

Tanit wird nachdenklich. "Ich glaube an die Lehren der Allwissenden, und ihnen zufolge werde ich immer lernen, und somit Schülerin sein, doch von was oder wem ich lerne, das mag sich wandeln, da habt Ihr recht. - Und schon wieder habt Ihr mich belehrt!" ruft sie sie plötzlich fröhlich, mit einem siegesgewissen Funkeln in den Augen.

Während bereits ein erstes Lächeln seine Lippen umspielt, rollt Xandros belustigt mit den Augen, ehe er sich geschlagen gibt: Erst leise lachend und den Kopf langsam in den Nacken legend, bricht der Norbarde schließlich in lautes Lachen aus. Noch weiter glucksend und mit rotem Kopf kommt er erst nach einigen Momenten wieder zur Ruhe.
"Na gut", meint er schließlich weiterschmunzelnd. "Für dieses Mal sollst du wohl recht behalten. Paß aber bloß auf, wem du mit dieser Schlagfertigkeit kommst..."

"Warum? Wer könnte sich daran stoßen?" hakt Tanit nach, als der Norbarde wieder ruhiger atmet, dabei charmant grinsend, selbstbewußt lächelnd und herausfordernd blickend. Ja, aus der Studiosa war eine Adeptin geworden, und das Mädchen von einst war auf dem besten Wege, eine Frau zu werden.

"Sicherlich nicht ich. Aber nicht jeder wird dir das durchgehen lassen, und Gareth..." Xandros rollt mit den Augen, geht jedoch nicht näher darauf ein.
"Aber schön, dass du dir das bewahrt hast", fährt er gleich fort. "Und auch dein Lächeln."

"Ich habe Vater und Schwester in Gareth, die beiden werden gewiss auf mich Acht geben, wenn es sein muss. Melli hat darin ja durchaus etwas... Übung," erwidert Tanit immernoch lächelnd.
Auf seine folgende Bemerkung geht sie jedoch nicht näher ein, allein ihr Lächeln intensiviert sich für einen Augenblick, wird tiefer, fröhlicher und strahlender, alles Dunkel vertreibend.

Der Magister runzelt die Stirn, womit sich im Zusammenspiel mit dem strahlenden Gesicht eine rechte Grimasse ergibt. "Melli?"

Tanit gluckst in sich hinein und verdreht schuldbewusst die Augen gen Alveran. Leicht betreten blickt sie Xandros danach an, dabei jedoch immer noch unwiderstehlich lächelnd.
"Der Hofmagus haßt es, wenn ich ihn so nenne, aber er wagt keine Widerworte. Er hat es nicht immer leicht mit seinem Nachwuchs... Ich glaube fast, niemand außer mir ist ihm je so respektlos begegnet, aber Melwyn schluckt es und spurt. Soll noch mal jemand behaupten, alte Herren wären nicht zu erziehen!"

Der Norbarde kommt aus dem Schmunzeln kaum mehr heraus, Tanits frohe Worte und ihr Lächeln lassen ihn den ersten Teil ihres Gesprächs beinahe wieder vergessen. Der Stimmungsumschwung würde ihnen beiden gut tun, fährt es ihm durch den Kopf.
"Soso, alte Herren", meint er augenzwinkernd. "Deinen Respekt hast du also schon verloren, seit es dich hinausgezogen hat. Ich denke, das ist ganz gut so; und ich hoffe mal, das siehst du genauso!"

"Jein," ringt sich Tanit schmunzelnd zu einer Antwort durch. "Sicher, Respekt vor dem Alter oder vor Titeln ist unnütz und hemmt und behindert oftmals mehr, als er einbringt. Respekt vor Wissen, Klugheit, Intellekt jedoch habe ich mir bewahrt..."
Nach einem kurzen Moment relativiert sie ihre Aussage jedoch wieder: "Nunja, vielleicht ist es auch weniger Respekt als vielmehr Bewunderung für Fähigkeiten, die manch ein Magus hat, und für die ich noch sehr viel lernen muss..."
Ein leicht schwärmerischer Ausdruck legt sich über ihre Züge, nicht verklärt und realitätsfremd, wie man ihn bei frisch verliebten jungen Mädchen oft findet, sondern ehrlich bewundernd, aber realistisch einschätzend, dass das Erstrebte nicht im Handumdrehen zu erreichen ist.
Nicht vollends sicher kann sich der Magus jedoch bei dem Ausdruck ihrer Augen sein, ob die Schwärmerei einer Fähigkeit oder einer Person gilt.


Ausschnittliste des Grünen Ebers

Redaktion und Lektorat: OHH