Geschichten um Schnee und Drachen 1
Verfasser: Matthias von Zedlitz, Oliver Baeck, Oliver H. Herde, Ralf Büngener, Volker Weinzheimer und andere

OB
Floris hat der Norbardin einen Moment lang versonnen zugeschaut und dabei wohl kurz den Faden verloren. Unvermittelt greift er ihn wieder auf: "Wie gesagt, heillos in einer Schneewehe festgefahren. Uns beiden schien, dass sie nicht recht weiter wussten. Man hat hierzulande wohl seltener mit solchen Massen an Schnee zu kämpfen..."
Nun ist es an der Zeit, der schmausenden Norbardin noch ein kleines Schmunzeln angedeihen zu lassen. Im Bornland würden diese Massen an Schnee wohl noch als milder Winter gelten.
MvZ
Die Geschichte wird fortgesetzt. Zaünin lauscht gespannt und fragt sich, wie weit es Floris mit der erzählerischen Freiheit wohl treiben wird. Wird es Räuber oder Wölfe geben? Oder gar einen Eisdrachen?
OHH
Ein wenig beobachtet fühlt sich Reska zwar, doch sind die Blicke ja offenkundig wohlwollend freundlich bis heiter. Solange Floris nichts sagt, kann also weiter der Fisch genossen werden, der sich gegen all die anderen Zutaten angemessen zu behaupten weiß.
VW
"Wie man es auch sehen will, die beiden Schankburschen jedenfalls waren heillos überfordert," greift Horatio den Faden auf, "und nicht einmal mit einer Schippe oder anderem Gerät ausgestattet, geschweige denn in der Lage, die Pferde zu beruhigen und abzuschirren, während man den Karren freischaufelt."
MvZ
Das Wort Freischaufeln interpretiert Zaünin mit Ausgraben und stellt sich vor, wie tief der Karren wohl im Schnee stecken musste, dass man gezwungen war, ihn auszugraben. "Haben die Pferde dann überhaupt noch aus dem Schnee herausgucken können? Oder mussten die auch freigeschaufelt werden?"
VW
Horathio grinst: "Die Pferde hatten ganz andere Probleme. Ja, der Schnee war sowieso schon hoch, und dass die Kutsche ausgebrochen und in die Schneewehe hineingedonnert ist, war für die Pferde kein Zuckerschlecken, zumal sie nur normale Hufeisen trugen und keine Schneeeisen, was ihnen sicherlich vieles einfacher gemacht hätte. Sie steckten zwar im tiefen Schnee, aber nachdem wir sie aus dem Zaumzeug befreit hatten, konnten sie sich alleine herauskämpfen. Nein, das Problem war, dass die Kutsche auf Rädern und nicht auf Kufen fuhr."
OHH
Irgendwie fühlt sich Reska der vermeintlichen Schneemassen anhörig an einen gewissen Lügenbaron aus dem Bornischen erinnert, der sein Pferd an die Spitze eines zugeschneiten Tempels angebunden zu haben behauptete. Ganz so schlimm war es hier aber offenkundig - natürlich - nicht. Ebenso eindeutig zieht Reska glaubwürdige Geschichten den übertriebenen vor, wenngleich letztere bisweilen in der rechten albernen Stimmung etwas für sich haben mögen.
OB
"Und mit Kufen konnten wir leider auch nicht dienen", ergänzt Floris lapidar, bevor er seinem Begleiter wieder das Wort überlässt.
MvZ
"Im Bornland habe ich Kutschen mit Kufen gesehen", denkt Zaünin laut. "Vielleicht gibt es die hier nicht, weil es seltener viel Schnee gibt."
VW
"Genau das", bestätigt Horathio. "Zum Glück hatten wir tatsächlich eine Schaufel dabei, und Floris ist von so ruhiger Natur, dass es ihm ohne Zwischenfälle gelang, die Pferde abzuschirren und wegzuführen. Dieweil mussten die Kutscherjungs einen Teil der Ladung abladen, damit wir eine Möglichkeit hatten, den Wagen händisch aus der Schneewehe herauszuziehen."
RB
Der Golgarit hat sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und hört schweigend zu. Es ist wahr, dass er gerne und zu viel redet, aber noch lieber hört er anderen beim Reden zu.
OB
Floris nickt zustimmend zu den Worten der Heilerin, die auch sein Reisegefährte umgehend bestätigt. Die folgende Bemerkung über ihn selbst ist wohl ein Kompliment, das aus dem Munde eines so erfahrenen Haudegens ein besonderes Lob darstellt.
"Man entdeckt mitunter ganz neue Talente an sich", ergänzt er in bescheidenem Ton. "Oder neue Anwendungen für bestehende Talente."
MvZ
"Ich glaube nicht, dass ich das gekonnt hätte", gibt Zaünin bewundernd zu. "Ich hätte viel zu viel Angst vor den Pferden gehabt"
VW
"Wir haben ziemlich gekämpft, bis wir den Wagen wieder draußen hatten. Kurz haben wir noch darüber nachgedacht, ob wir mit den Pferden beim Ziehen helfen können, aber der Winkel und die Wegbreite ließen uns davon absehen. Also musste die vereinte Muskelkraft herhalten." Ein spitzbübisches Lächeln streift Floris bei diesen Worten.
OHH
Pferdemuskeln wären auch Muskelkraft gewesen, überlegt Reska, enthält sich jedoch weiterhin jedes Kommentars und irgendwelcher auffälliger Mimik.
OB
Floris fängt den Blick seines Reisegefährten auf und das Stichwort gleich mit. Er setzt sich aufrechter hin, strafft die Schultern und ballt mit angewinkelten Armen die Fäuste. Die Pose imitiert einen Kraftprotz auf dem Jahrmarkt, aber tatsächlich hat der Schwarzgekleidete dabei mehr vorzuweisen als man üblicherweise von einem Schreiberling erwarten würde. Mit diesen Händen hat er nicht nur Pergamentseiten umgeblättert, sondern Bierfässer und Tuchballen gewuchtet - und mit zwei Akoluthen einen Tobsüchtigen im Zaum gehalten.
Die kurze Anspannung reicht aber auch. Mit einem übertriebenen Schnaufer lässt Floris die Fäuste und die Schultern wieder sinken und grinst nun seinerseits Horathio an.
MvZ
Zaünin sieht sich das Schauspiel kommentarlos an. Ein paar in Menschen zu findende Muskeln zeichnen sich schön unter der Haut von Floris' Armen ab, ganz wie sie es aus ihren anatomischen Studien kennt. Aber das behält sie lieber für sich. Menschen reagieren oftmals empfindlich, wenn man davon erzählt, wie man Leichen zerschnitten hat, um mehr über die Funktionsweise ihrer Körper zu erfahren.
VW
Horathio, dem die Pantomime des Gefährten nicht entgangen ist, grinst, während er die Schultern zuckt: "War eine schöne Plackerei, aber zu viert machbar. Letztlich sind Floris und ich neben der Kutsche hergeritten, einerseits, um zur Stelle zu sein, falls noch mal Hilfe gebraucht wird, andererseits, weil dann auch ein leichtes Schneetreiben einsetzte und die Kutscherburschen den Weg kannten..."
OHH
Mehr als ein kurzes amüsiertes Schmunzeln über Floris' Darbietung ist bei Reska nicht zu bemerken.
OB
"Eben", fügt Floris zu den Ausführungen seines Reisegefährten hinzu. "Wir wollten schließlich selber auch ins Trockene und Warme."
VW
An dieser Stelle nickt Siona zustimmend: "Das kann ich sehr gut verstehen. Dann hoffe ich, dass das Zimmer warm genug ist."
MvZ
Zaünin schaut überrascht zwischen Floris und Horathio hin und her. "War das schon die ganze Geschichte?"
VW
Horathio lacht: "Mehr oder weniger..."
OB
"Keine Räuber, keine Wölfe, keine Neunaugen", resümiert Floris. "Nur eine Bierkutsche in einer Schneewehe."
MvZ
"Ich hatte auf einen Schneedrachen gehofft", gibt Zaünin zu.
RB
"Dafür eine Heldentat, von der alle hier profitieren können. Besonders ein gewisser Zwerg." Wenn man genau hinhört, kann man das unsichtbare Schmunzeln des Golgariten hören. "Wenn ich noch ein Bier hätte, würde ich es auf Euer Wohl heben."
OHH
Trotz geringer Überraschung kann Reska jene Zaünins nachvollziehen. Viel Lärm um nichts - mal wieder. Möglicherweise ist solches bei Echsen ja weniger verbreitet als bei den Menschen. Wenn jedoch Schneedrachen gewünscht waren, haben sie zumindest ebenfalls einen Hang zu großartigen Geschichten.
Der Kapuziner möchte wohl eingeladen werden, aber Reska fühlt sich nicht aufgerufen, Urszulas Börse für letztlich fremde Leute zu strapazieren.
VW
Siona fährt auf, als sie die Bemerkung hört: "Oh, Verzeiht! Ich war so in die Geschichte versunken, dass ich mich um die eigenen Geschäfte gar nicht gekümmert habe. Ihr würdet gerne noch ein Bier haben wollen?" wendet sie sich an den Golgariten.
OB
"Den Schneedrachen haben wir wohl übersehen", sagt Floris bedauernd. "Und wir haben nicht daran gedacht, selber einen zu machen."
RB
Dharain fällt jetzt erst auf, wie missverständlich er sich ausgedrückt hat. "Nein, so war das nicht gemeint", versucht er die Wirtin zu beruhigen. "Dank Meister Kargoschs Großzügigkeit hatte ich bereits den Genuss. Das reicht für einen Abend. Aber Ihr", wendet er sich gleich an den neben ihr sitzenden Boron-Pilger, "erinnert mich an eine Geschichte, die mir ein Bekannter erzählt hat, in der es um einen Schneedrachen geht."
MvZ
Einen Schneedrachen machen? Zaünin findet das für eine Heldengeschichte nicht unbedingt passend, behält diese Meinung aber für sich. Umso aufmerksamer lauscht sie nun Dharain, auch wenn sie unsicher ist, ob der auch nur eine Schneeskulptur meint.
OHH
Zuerst glaubt sich Reska dahingehend korrigieren zu müssen, dass Dharain sich statt an potentielle Spender mit einer Bestellung an die Wirtin gerichtet habe, doch auch dies wird von ihm sogleich hinwegberichtigt. Anscheinend ging es ihm nur um ein anschauliches Gedankenbild.
Einen Schneedrachen zu formen, ist allerdings ein hübscher, wenngleich anspruchsvoller Einfall. Nachdenklich Mund und Kinn in der Linken vergraben, träumt sich Reska zurecht, wie so ein Werk anzugehen sei. Am besten deutete man Flügel und Gliedmaßen nur an, wie es bei Schneemännern ja auch bewährt ist.
RB
Dharain ist etwas überrascht, keine Antwort zu bekommen. Allerdings deutet die Haltung der alten Tischgenossinnen Interesse an, also beginnt er, die Geschichte zu erzählen, so wie er sie gehört hat: "Mein Bekannter ist ein Thorwaler, der häufiger im hohen Norden unterwegs ist. Auf einer seiner Wanderungen im ewigen Eis erblickte er einst in der Ferne einen weißen Drachen. Schnell versteckte er sich hinter einer Schneewehe. Aber der Drache schien ihn noch nicht bemerkt zu haben, denn er blickte unverwandt in eine andere Richtung."
VW
Gerade will sie aufstehen, als Siona die einleitenden Worte der Eisdrachenerzählung vernimmt. Und so zieht es sie auf den Platz zurück. Nein, sie wird sich nicht umdrehen. Eben stand Tesden noch am Tresen und wird dies bestimmt jetzt auch noch tun. Elinja ist ebenfalls im Schankraum unterwegs. Sie darf jetzt hier sitzen und zuhören. Das ist ein Privileg und ein unbeschreibliches Vergnügen. Und so spiegeln Augen und Lächeln genau dieses Wohlgefühl, der Geschichte lauschen zu dürfen.
MvZ
Unerwarteterweise kommt Zaünin nun doch noch in den Genuss einer spannenden Geschichte. Der Schneedrache, den sie sich spontan ausgedacht hat, soll in Dharains Mär zum Leben erwachen! Die Heilerin freut sich. Allerdings verrät ihre gleichgültige Mine dieses Gefühl in keiner Weise.
RB
Dharain fährt fort: "Nachdem er sich vom ersten Schrecken erholt hatte, beobachtete der Thorwaler den Drachen von seinem Versteck aus. Der nahm immer noch keine Notiz von ihm. Die Untätigkeit des Drachen ermutigte den Wanderer und machte ihn neugierig; was war da wohl Interessantes? Wind und Sonne standen günstig, also setzte er den Helm auf, packte seine Axt fester und begann, von Deckung zu Deckung huschend, sich anzuschleichen."
VW
Horathio holt einmal kurz tief Luft. Ihm liegen eine Reihe von Bemerkungen über Farbigkeit im ewigen Eis, gerade Thorwaler betreffend, und Überlegungen zur Kurzsichtigkeit bei Drachen auf der Zunge. Oder orientieren diese sich eher am Geruch? Bei Thorwalern auch nicht wirklich beruhigend...
Doch er bleibt erst einmal still und lauscht. Eine gute Geschichte ist ein Kunstwerk, das durch Rückfragen zerstört zu werden droht.
OHH
Auch Reska folgt wohlwollend der Erzählung, wenngleich auf deren Wahrheitsgehalt wenig gegeben wird. Immerhin stammt sie aus zweiter Hand und im Ursprunge von jenem unbekannten Thorwaler. Letztendlich ist es auch vollkommen gleichgültig, ob die Handlung wirklich so geschehen ist.
MvZ
"Schlechte Idee", kommentiert Zaünin kaum hörbar das Vorgehen des Protagonisten in Dharains Geschichte. Ihrer Erfahrung nach sollte man im Umgang mit Drachen, die ja bekanntermaßen Magie beherrschen, immer davon ausgehen, dass sie schlauer, aufmerksamer und wacher sind, als sie zu sein scheinen.
OB
Floris lauscht der Geschichte des Golgariten, gar nicht unglücklich darüber, dass sich die Aufmerksamkeit so auf jemand anderen verlagert und er aus dem Zentrum des Interesses zurücktreten kann. Beim Zuhören stiehlt sich ein Lächeln auf seine Lippen. Nicht, weil die Geschichte so lustig wäre - sondern, weil er an einen anderen Borondiener von vergleichbarer Eloquenz denkt.
Er wirft einen flüchtigen, aber liebevollen Blick auf das Traviaband an seinem Ringfinger.
RB
"Der Thorwaler kam gut voran, doch jetzt lag das schwierigste Stück vor ihm. Es gab keine weitere Deckung mehr, aber er war noch zu weit entfernt, um direkt angreifen zu können. Leise erhob er sich, um die Entfernung im Sprint zu überwinden", hier macht der Tulamide eine kurze Kunstpause, um dann schnell fortzufahren, "als der Angriff kam!"
OHH
Was wohl in Floris vorgehen mag? Vermutlich denkt er an eine Begebenheit oder Person, die er mit seinem Ring verbindet.
Als jedoch von einem Angriff die Rede ist, wendet Reska den Blick überrascht wieder der Kapuze zu. Mit einem solchen war doch eigentlich nicht wirklich zu rechnen - außer von dem Thorwaler selbst ausgehend auf den Drachen, versteht sich. Sollte noch jemand drittes beteiligt sein?
MvZ
Zaünin kann vor Aufregung nicht mehr an sich halten. "Oh, nein!" ruft sie aus und zappelt auf ihrem Stuhl herum. Um den Thorwaler ist es jetzt bestimmt geschehen. Wie kann man auch nur so dumm sein, einen Drachen angreifen zu wollen?
VW
Horathio hebt eine Augenbraue. Kurz folgte er den Gedanken des Begleiters und sah vor den Augen, was dieser sicherlich gerade sah, während er den Ring drehte. Ein Angriff? Und ein Krieger hat diesen nicht erwartet? Und ein Thorwaler Krieger hat ihn nicht kommen sehen oder hören? Entweder ist der Kerl ein Stümper und verdient weder Abstammung noch Titel, oder es wird wirklich krude.
OB
Floris hört mit einer gewissen Verwirrung zu. War er wirklich so abgelenkt, dass er einen wichtigen Teil der Geschichte verpasst hat? Wieso kommt ein einzelner Kämpfer überhaupt auf den Gedanken, einen Drachen anzugreifen? Merkwürdig. Er hört schweigend zu und versucht, den Faden wieder aufzugreifen.
RB
"Allerdings aus unerwarteter Richtung", fährt Dharain fort, nachdem alle Zuhörer sich von der geplanten Überraschung erholt haben. "Hinter einer anderen Schneewehe hatte sich eine Thorwalerin versteckt, die jetzt ebenfalls aufgesprungen war und mit drohend erhobener Axt und lautem Geschrei auf ihn zu kam. Verdutzt drehte mein Bekannter sich um und bereitete sich darauf vor, sich zu verteidigen. Dabei ließ er notgedrungen den Drachen aus den Augen."
VW
Horathio lehnt sich zurück. Natürlich, es ist eine Geschichte. Und als solche strebt sie einem Ereignis oder einer Wendung entgegen. Da schert sie sich nicht um Logik...
OHH
Also wie vermutet von der Seite her. Auf die Motive der Thorwalerin spekulieren zu können, hängt wesentlich davon ab, ob es sich nun um einen Drachen aus Schnee oder einen weißen echten Drachen handelte. Womöglich fürchtete sie, ihr Kuntwerk könne beschädigt werden - oder überhaupt entdeckt. Doch will Reska lieber nicht zu weit in Gedanken vorgreifen. Am Ende mag dann doch wieder alles ganz anders sein als gemutmaßt.
MvZ
Eine Thorwalerin und ein Thorwaler. Warum sie ihn wohl angreift? Vielleicht hat sie nicht erkannt, dass er ihresgleichen ist. Das wird sich bestimmt schnell klären lassen. Und während die beiden miteinander beschäftigt sind, huscht der Schneedrache weg und niemand muss keinem wehtun. Als ehemalige Tsa-Geweihte hat Zaünin klare Vorstellungen davon, wie eine solche Geschichte zu einem gewaltfreien Ende finden kann.
RB
"Er verstand einige der Worte, die sie schrie, aber bevor er der Sache auf den Grund gehen konnte, war er erst einmal vollauf beschäftigt, sie zu beruhigen. Immerhin gelang es ihm, sie so weit zu besänftigen, dass sie nicht versuchte, ihm den Schädel einzuschlagen, was ihr wahrscheinlich nicht gut bekommen wäre, sondern schimpfend vor ihm stehenblieb: 'Das ist mein Schneedrache, bau dir gefälligst deinen eigenen', war ihr Hauptthema, das sie in Variationen wiederholte."
OB
Floris hat nur mit halbem Ohr zugehört, aber die Formulierung "einen Schneedrachen bauen" weckt seine Aufmerksamkeit. So unterschiedlich kann man denselben Vorgang also beschreiben. Was ist denn daran 'bauen'? Etwas fragend blickt er den Golgariten an.
OHH
Also doch ein Kunstwerk. Still zufrieden schmunzelt Reska in sich hinein, was jedoch auch nach außen hin bestens erkennbar ist.
MvZ
Der Schneedrache ist gebaut? Zaünin fühlt sich betrogen. Allerdings nicht von Dharain, der die Geschichte ja nur zum besten gibt, sondern von der Thorwalerin, die ein so missverständliches Kunstwerk in die Welt gesetzt hat. Andererseits muss Zaünin anerkennen, dass der Drache aus Schnee täuschend echt gewesen sein muss, um den Protagonisten der Geschichte dermaßen in die Irre zu führen. Es sei denn... "War der Thorwaler kurzsichtig?"
RB
"Kurzsichtig? Nein. Aber nachdem er der Thorwalerin versichert hatte, dass er ihren Schneedrachen weder stehlen noch berühren würde, konnte mein Bekannter bestaunen, dass der Drache ein echtes Kunstwerk war.
Nachdem er das zum Ausdruck gebracht hatte, war sie geschmeichelt und wurde regelrecht zutraulich. Offenbar hatte sie den Schneedrachen in langwieriger Arbeit gebaut, um einen echten Eisdrachen oder Gletscherwurm anzulocken.
Der Grund wurde ihm nicht ganz klar und irgendwann setzte er dann seinen Weg fort. Und wenn sie nicht vom Drachen gefressen wurde, dann hat sie vielleicht inzwischen ihre wahre Berufung als Bildhauerin gefunden." Mit diesen Worten beendet der Tulamide seine Geschichte und lehnt sich wieder in seinem Stuhl zurück.
OHH
Auch Reska lehnt sich wieder an und lächelt zufrieden. In einem Gasthaus kann man gewöhnlich keine genialen Romanautoren oder grandiosen Theatervorstellungen erwarten. Wobei manches hier seit gestern sich dem schon angenähert hat, fraglos.
Ein Blick in die Runde scheint nach dem nächsten Erzähler zu suchen, derweil die Finger wieder am Teebecher spielen.
OB
Floris hat sich die Geschichte schmunzelnd angehört. Schon ein etwas merkwürdiges Verhalten - aber auch nicht erstaunlicher als Dinge, die er im Kloster erlebt und erfahren hat. Wobei sich die Thorwalerin womöglich schon in Gefahr gebracht hat, ohne es bewusst zu tun.
"Ein ganzen Schneedrachen täuschend echt nachzubauen", sagt er mit anerkennendem Nicken. "Das ist schon ein ganzes Stück mehr, als ich im Sinn gehabt hätte."
MvZ
Noch immer ein wenig aufgeregt von der Geschichte rutscht Zaünin auf ihrem Stuhl herum. "Ich dachte, der Drache wäre echt. So wie der Thorwaler. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, ihn anzugreifen. Ich hätte ihn schlafen lassen und wäre weggegangen. Dann hätte ich auch keinen Ärger mit der Thorwalerin bekommen."
VW
Auch Horathio und Siona zeigen sich entsprechend beeindruckt. Die Wirtsfrau blickt in die Runde, nickt kurz, meint: "Ich werde mich dann wieder um die Arbeit kümmern" und steht auf.
RB
Dharain hört alle verbalen Reaktionen auf die Geschichte an und kommentiert dann fröhlich: "Dann seid Ihr alle wohl weiser als die meisten Thorwaler."
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Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2024