Fische und ein Gruß aus der Vergangenheit

Verfasser: Matthias von Zedlitz, Oliver Baeck, Oliver H. Herde, Volker Weinzheimer und andere

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"Ach, Ihr meint wie Jaddiya, der erzählt, er hätte ein Neunauge gesehen, das so groß ist wie das ganze Dorf. Und wenn eine Jagdgruppe den Fisch stellt, ist er nur so groß wie ein Haus, was immer noch sehr groß ist, aber nicht so groß." Zaünin schüttelt über sich selbst den Kopf. "Ich falle darauf immer wieder rein."

OHH

Fasziniert den Kopf auf die Linke gestützt, betrachtet Reska das von einem Illusionszauber erzeugte Antlitz der Echsenfrau. Solche Ehrlichkeit innezuhaben, dass Lügen und selbst Übertreibungen wörtlich ernst genommen werden, hat etwas sehr Liebenswertes an sich, mag es im Leben auch noch so unpraktisch sein. Möglicherweise hat dies der guten Zaünin ja auch bereits hin und wieder das Leben gerettet.

VW

Horathio blickt sein Gegenüber sprachlos an: "Ein Fisch, so groß wie ein Haus? Und den isst man dann?" Er überlegt, wie lange er in der Lage wäre, Fisch zu essen... Nun gut, je nachdem, wer kocht, kann man sich vielleicht noch über die ein oder andere Woche retten, aber ein Fisch, so groß wie ein Haus... das bedeutet Monate Fischfilet, wenn sich der überhaupt so lange hält.
"Und wie viele von euch leben in einem Dorf?" schiebt er hinterher. Das wäre ja vielleicht eine Erklärung.

MvZ

Zaünin überlegt kurz. "Vielleicht eher Hütten als Häuser. Zwei davon würden etwa hier in die Stube passen. Aber ja, die essbaren Teile werden gegessen oder haltbar gemacht. Und der Rest wird auch verwertet: Knochen, Haut, Schwimmblase und so weiter."

VW

Horathio nickt. Das ergibt Sinn.

MvZ

"Als ich mein Dorf verließ, hatte es etwa fünf Dutzend Einwohner - Kinder nicht mitgezählt. Da wäre es Verschwendung gewesen, die großen Neunaugen zu jagen. Außerdem unnötig gefährlich."

VW

Horathio nickt Floris zu. So ganz begriffen hat er nicht, was diese Neunaugen sind. Aber sie scheinen fast Walgroß zu sein, wenn er den Schilderungen lauscht. Kurz hält er irritiert inne, als von draußen ein Fetzen Musik hereinzuwehen scheint. Ein bekanntes Lied. Sicher ist er nicht, aber er meint sich zu erinnern, dass das Lied einem schwarzen Barden zuzuschreiben wäre, warum auch immer man in Uturia auf Gareti Lieder dichten sollte. Egal. "Und ist es nur die schiere Größe, die diese Fische so gefährlich macht?" fragt er interessiert und schließt den Begleiter in die Gruppe der Fragenden mit ein.

OB

"Ich kenne Neunaugen nur als Stockfisch", antwortet Floris mit einem entschuldigenden Schulterzucken. "Das war dann eine Portion. Keine Ahnung, wie groß die Viecher im echten Leben sein können, wenn sie nicht weggefischt werden."

MvZ

"Ja", sagt Zaünin und erläutert noch, welchem Punkt sie da zustimmt. "Die Größe. Außerdem sind sie meist schlecht gelaunt, vor allem, wenn man sie jagt."

VW

Horatio prustet los, um gleich darauf sehr ernst zu werden: "Wer ist nicht schlecht gelaunt, wenn die Jagd auf die eigene Person geblasen wird. Wäre es anders, würde ich mich als Jäger fürchten."

Vorsichtig stellt Siona die Bierhumpen vor den beiden Männern ab und lächelt freundlich. Immerhin war ja noch im Gespräch, dass sie etwas über das Bierkutschenunglück erfahren solle.

OB

"Ah, das Bier!" freut sich Floris. "Passt gut zum Stockfisch", fügt er hinzu, obwohl diese Speise weit und breit nicht zu sehen ist und nicht einmal auf der Karte steht.

MvZ

Zaünin scheint es gelungen zu sein, einen Witz zu machen. Das wäre für sie Grund zur Freude, wenn sie verstünde, was an dem, was sie gesagt hat, so lustig war. Dann wäre sie wahrscheinlich in der Lage, gezielt Menschen zum Lachen zu bringen. Stattdessen blinkt sie mehrfach verständnislos mit beiden Augenlidern Horathio an.

OHH

In Reskas Kopf geben sich Bilder von allerlei größeren und kleineren Häusern, Riesenfische und kleine ein Stelldichein. Wieder ziehen sich die Mundwinkel zu einem Schmunzeln auseinander: Wer würde wohl nicht missgelaunt darauf reagieren, gejagt zu werden! Dass Horathio dies nahegleich wörtlich ausspricht, verbreitert das Lächeln nur.
Fisch? Da bekommt man ja direkt Appetit! "Habt Ihr Fisch?" ergeht daher die naheliegende Frage an die Wirtin.

VW

Siona runzelt die Stirn. "Auf der Speisekarte nicht", entgegnet sie Reska. "Vielleicht hat Sarina noch ein wenig eingelegten Fisch oder Räucherfisch; da müsste ich nachfragen."

Horathios Prusten erstirbt angesichts der Verständnislosigkeit seines Gegenübers. Dann fragt er mit hochgezogener Braue: "Ja nun, wie würdet Ihr Euch fühlen, wenn man Euch nach dem Leben trachtete?"

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Zaünin fasst es als ernst gemeinte Frage auf und antwortet Horathio entsprechend ernsthaft: "Ich hätte Angst. Und sähe ich keinen Ausweg, wäre ich verzweifelt."

OHH

Frischer Fisch wäre freilich schmackhafter, jedoch muss man nun einmal nehmen, was man bekommen kann. Freundlich wird der Wirtin zugenickt. Fragen kostet nichts - außer Zeit, von welcher die Wirtin gewiss weit weniger hat als Reska, aber dies ist letztlich ihr entgeltetes Problem.

VW

Nun, da die Herren immer noch in ihr Gespräch vertieft sind, ist eine Anfrage an Sarina kein Problem. Somit steuert die Wirtin die Küche an.

Horathio nickt. "Nun", lässt er sich auf die Gesprächswendung ein, "würdet Ihr damit übereinstimmen, dass Angst einen in eine wirklich schlechte Laune versetzen kann?"

OB

Floris nickt zustimmend auf Horathios Frage, auch wenn sie gar nicht in erster Linie an ihn gerichtet war.

MvZ

"Angst ist keine gute Laune", gibt Zaünin zu. "Ich habe mich wohl falsch ausgedrückt. Neunaugen schwimmen nicht ängstlich weg. Sie sind die größten und gefährlichsten Wesen im Neunaugensee, und das lassen sie andere spüren."

Bjenalett tritt ein, während sie die Tür öffnet. Sie hält diese dann weit genug auf, dass die bepackte Frau bequem die Stube betreten kann.

JuR

"Nurd’dhao", erklingt die fröhliche Erwiderung, als die kleine Frau ins Wirtshaus und in die Wärme tritt. Drinnen bleibt sie stehen und sieht sich erst einmal um.
Im Spiel aus Kerzenlicht und viel Schatten kann sie ausmachen, dass der Kamintisch und auch der große Tisch gut besetzt sind. Die Tische auf der Seite der Tür scheinen frei zu sein.
Sie atmet tief durch. Dann zieht sie sich die Mütze vom Kopf, was eine Flut rotbrauner Locken zum Vorschein bringt, die ihr bis zur Schulter reichen. Daraufhin lockert sie den Schal, so dass auch das Gesicht mit den braunen Augen, der niedlichen Stupsnase mit den tanzenden Sommersprossen und der gerade etwas schüchtern lächelnde Mund nun wieder etwas freier sind. Der gefütterte Ledermantel und ihre vielen Röcke bleiben erst einmal so, wie sie sind.
"Einen guten Abend, allerseits", klingt es freundlich durch den Schankraum.

MvZ

Bjenalett schließt schnell die Tür, sobald Beide hindurch sind.

OHH

Vielleicht springt ja tatsächlich noch ein Fisch für Reska heraus. Als die Türe geöffnet wird und die Elfe mit einem neuen Gast eintritt, wandert der Blick unwillkürlich von der forteilenden Wirtin ab dorthin. Es scheint ein sehr hübsches Mädel zu sein, was da angekommen ist und im eher ruhigen Schankraum vermittels des Grußes leicht die Aufmerksamkeit zu erregen vermag. Unwillkürlich wird als Antwort genickt. An wen erinnert jene scheinbar sehr junge Frau Reska nur?

OB

Wie gut, dass Floris einen Reisebegleiter hat - denn dass jemand Neues den Raum betreten hat, bekommt der Schwarzhaarige erst mit, als vom Eingang her eine weibliche Stimme ertönt, die heute noch nicht zu hören war. Neugierig schaut er sich über die Schulter um und folgt dem Blick der Norbardin.

MvZ

"...desto betrunkener die Gäste", komplettiert Zaünin einen gewissen Satz so, wie sie ihn einmal von einem Witzbold gehört hat. Natürlich hat sie keine Ahnung, dass es sich dabei nicht um die übliche Aussage des Spruches handelt.

OHH

Kurz wechselt Reskas Blick höchst irritiert zurück zu Zaünin. Nein, von Trunkenheit kann bei dem Fräulein drüben keine Rede sein. Dagegen geht von drüben eine seltsame Vertrautheit aus, welche sich gegen alles Halbdunkel im Raume durchsetzt. Moment mal...! Das kann doch nicht sein!

VW

Horathio bemüht sich ob der promten Replik um Contenance, während ein Grinsen sich über sein Gesicht legt. Die Ankunft der Rothaarigen entlockt ihm ein Nicken. Dann vertieft er sich wieder in die Studien zur Fauna Aventuriens: "Wie gefährlich sind diese Viecher, wenn sie so gar nichts zu haben scheinen, wovor sie sich fürchten müssen?" fragt er in Richtung der Tischgenossin.

MvZ

"Es heißt, sie wären der Grund dafür, dass die Menschen den Neunaugensee nicht mit Schiffen befahren. Aber ich kenne mich nicht so gut damit aus. Den Neunaugenfang haben andere im Dorf gemacht."

VW

"Dann scheinen die" - kurz stockt Horathio - "Einwohner Eures Dorfes ja ausgesprochen mutig zu sein." Oder verrückt, ergänzt er in Gedanken.

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Mutig? So würde Zaünin sich und ihre Artgenossen nicht beschreiben. Ihrem Impuls, gleich zu widersprechen, gibt sie aber nicht nach, sondern überlegt erst einmal. Im Gegensatz zu Furchtlosigkeit ist Mut eher das Überwinden von Angst, als dessen Abwesenheit. Sie selbst muss jedesmal ihre Angst überwinden, wenn sie auf einen ihr unvertrauten Menschen zugeht oder - seit sie ihren magischen Ring hat - zugibt, ein Echsenmensch zu sein. Insofern könnte man schon sagen, dass sie mutig ist. Aber in Bezug auf die Neunaugenjagd ist es mit Mut allein nicht getan.
Nach mehreren Kopfzuckungen antwortet sie: "Vor allem haben sie über viele Generationen Erfahrung mit der Jagd auf Neunagen. Neunaugen sind dumm und lassen sich austricksen. Und wir benutzen keine Boote und Netze, sondern Spieße. Trotzdem ist es gefährlich", fügt sie der Vollständigkeit halber noch hinzu. "Nach einer Neunaugenjagd waren meine Heilkünste oft sehr gefragt."

OHH

Nur noch mit einem Ohr am Tische stellt Reska gewissermaßen mit dem anderen die ebenfalls vertraute STimme drüben fest. Tatsächlich: Es ist Vinizarah, eine einstige Weggefährtin, die zu den wenigen um Reskas Geheimnis Wissenden zählt. Dies könnte unangenehm werden. Oder die ganze Geschichte mit einem wenngleich voraussichtlich peinlichen Donnerschlag immerhin leicht auflösen wie ein Schwerthieb einen fürchterlichen Knoten.
Einstweilen drängt es Reska nicht danach, wenn das baldige Ende des Mummenschanz nun auch unausweichbar erscheint. Unwillkürlich, nahegleich hilfesuchend wandert der Blick ein weiteres Mal an den beiden sich dem Treppentisch nähernden die benachbarten Stiegen empor. Es wäre sicherlich besser, Urszula höchstselbst zu beichten, was sie ohnedem erfahren muss. Nach ihr zu sehen, ist es hingegen vollends zu spät, will Reska nicht vor der Zeit durch die alte Freundin entdeckt und erkannt werden.
Die Stirne sinkt in die Linke, welchselbige im Anschluss vermittels erneuten Anhebens des Hauptes über die Augen wischt, welche schlussendlich durch die Finger zu jenem anderen Tische linsen, an welchem sich Vinizarah gelinde überraschend vor allen auszuziehen beginnt. Das ist ja wieder mal eine ganz besonders tolle Misere! Dabei schien das Leben mal endlich einfach zu werden - irgendwann in Kürze vielleicht. Vertan, vertan!

OB

Dem Gespräch über die Neunaugenjagd lauscht Floris nur mit halbem Ohr, zu weit ist dieses Thema von seinem eigenen Erfahrungs- und Erlebnisschatz entfernt. Das Verhalten der Norbardin, die ihm gegenüber sitzt, nimmt er hingegen wahr. Sie neigt den Kopf, wischt sich über die Stirn. "Ist Euch nicht wohl?" fragt er mitfühlend.

MvZ

Zaünin fährt herum und mustert Reska. Gibt es hier etwa einen medizinischen Notfall, und sie hat es nicht mitbekommen?

OHH

Aufschreckend lässt Reska die Hand auf den Tisch niederfallen. Nach kurzem Blinzeln, welches weniger mechanisch und dafür hektischer wirkt als man es von Zaünin kennt, zucken die Mundwinkel wie zu einem dankenden oder entschuldigenden Lächeln, derweil der Blick zwischen den drei Tischgefährten mit Schwerpunkt auf Floris umherirrt. "Ich... hatte nur eben... eine etwas unangenehme Erinnerung..." Dies trifft es in jedem Falle, ja. Ein Gruß aus der Vergangenheit, welcher die Gegenwart oder eher die baldige Zukunft wesentlich beeinträchtigen mag.
Während des Zurücklehnens neigt Reska das Haupt wechselweise zu den Seiten, was leises Knirschen im Nacken hervorruft.

OB

"Das tut mir leid", antwortet Floris der Norbardin und versucht mit einer beiläufigen Bemerkung von den Erinnerungen abzulenken: "Ich hoffe, es lag nicht am Fisch."

MvZ

Fisch? Der ist doch noch gar nicht gebracht worden! Zaünin blickt zwischen Floris und Reska hin und her in dem Versuch, der Unterhaltung zu folgen.

OHH

Fisch? Reska hat doch noch gar keinen gegessen! Doch dann hellt sich das verdutzte Gesicht verstehend auf: Er meint offenkundig die Neunaugengeschichte! Lächelnd winkt Reska ab und schüttelt den Kopf.

VW

Horathio ist bei dem Knirschen kurz zusammengezuckt und schüttelt sich innerlich. Dieses Geräusch hört sich nach seinem Geschmack viel zu sehr nach dem Brechen von kleinen Knochen an, und damit verbindet er nun wirklich keine schönen Erinnerungen. Kurz kneift er die Augen ein wenig zusammen. Kann es sein, dass die Tischgefährtin eben irgendwas gesehen hat, das sie zu dieser Bemerkung veranlasst hat? Aber wenn, ist dieser Augenblick sicherlich schon wieder vorbei. Er selbst kennt diese Augenblicke nur zu gut. Jemand an der anderen Seite des Raumes führt eine unschuldige Bewegung aus, und er selbst hat sofort Bilder und Erinnerungen im Kopf, die er schon längst verschwunden glaubte. Und dann gilt es, einen ganzen Abend lang die Eindrücke wieder aus dem Kopf zu bekommen.

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Zaünin ist ob der Geste Reskas weniger alarmiert, behält aber ihre verdrehte Position auf dem Stuhl vorsichtshalber bei, um die Norbardin mit beiden Augen im Blick zu behalten.

OHH

Nun fühlt sich Reska aber doch ein wenig angestarrt - weniger von den beiden aufmerksam gewordenen Herren als von dem vorgeblichen Kräuterweiblein, dessen Blick nun unwillkürlich fragend erwidert wird.

OB

Lächeln und winken - wenn die Norbardin das wieder kann, dann geht es ihr offenbar nicht allzu schlecht. Also kann sich auch Floris wieder beruhigen - nicht, dass er ernsthaft beunruhigt gewesen wäre. Beiläufig schaut er zu der Frau, die nun an die Theke getreten ist und offenbar dem Wirt etwas mehr zu erzählen hat.

MvZ

"Seid Ihr sicher, dass es Euch gut geht?" Zaünin neigt ihren Kopf zur Rechten und beäugt Reska weiterhin - jetzt schräg - auf der Suche nach Anzeichen einer Erkrankung.

OHH

Irgendwas ist ja immer - aber ungut muss es einem deswegen ja nicht zwingend gehen. Beispiel Nackenverkrampfung - lästig und unangenehm, jedoch erträglich und nicht weiter der Rede wert erscheinend. Kurz huscht Reskas Blick wieder zu Floris, der Vinizarah am Tresen begutachtet. Sollte er womöglich eine Ahnung haben, was Reska so in Unruhe versetzt hat?
Wieder mit dem Augenmerk auf Zaünin, wird jener erwidert: "Inwiefern?" Denn irgendwie ist der Eindruck entstanden, sie könne vielleicht etwas ganz anderes meinen als Vinizarahs aufwühlenden Einfluss. Nackenverkrampfung zum Beispiel. Dies sollte man erst einmal herausfinden, bevor mit voreiligen Antworten in irgend falsche Richtung gelenkt wird.

MvZ

Nach einer längeren Pause, in der Zaünin überlegt, was Reska mit 'inwiefern' gemeint haben könnte, sagt sie schließlich das, was ihr selbst offensichtlich erscheint: "In Bezug auf Euer körperliches und seelisches Wohlergehen; zwei Dinge, die nicht selten miteinander verwoben sind."

VW

Horathio schreckt aus seinen Gedanken: "Wo waren wir gerade?"

OHH

Ein dankbares Lächeln umspielt Reskas Lippen bei den wohlmeinenden Worten der Heilerin. "Gut genug" ist ein Kompromiss zwischen Wahrheit und dem Drang nach fortgesetzter Verschleierung.
Bei Horathios Wiedererwachen ziehen sich die Mundwinkel belustig noch weiter auseinander.

MvZ

Zaünin gibt sich mit Reskas Antwort vorerst zufrieden. Horathios Frage beantwortet sie zielsicher mit: "Im Gasthaus Zum grünen Eber."

OB

Bei Horathios Bemerkung und vor allem bei Zaünins Antwort darauf muss Floris glucksen. "Wenn dir DAS entfallen sein sollte", sagt er schmunzelnd zu seinem Reisebegleiter, "wäre das schon etwas... besonders."

OHH

Wie schön, dass Zaünin ist, wie sie ist! Dies bietet Entlastung ebenso wie neuerliche Belustigung. Jedenfalls sieht es so aus, als könne sich Reska wieder gesprächsbezüglich in den Hintergrund begeben, was durch ein entspanntes Zurücklehnen sogleich körperlich umgesetzt wird.

VW

Horathio lächelt den Tischgenossinnen zu: "Ich meinte, dass ich nicht mehr weiß, wo genau unser Gespräch stockte."

OB

"Ich glaube, es stockte... beim Fisch", greift Floris das Gesprächsthema wieder auf und fügt dabei zugleich dezent ein Wortspielchen ein.

MvZ

Zaünin reagiert auf das Wortspiel nicht. Es fällt ihr nicht auf. Stattdessen überlegt sie, ob das Thema Neunaugenjagd nicht abgeschlossen war. Ihr Blickt ruckt dabei zwischen Horathio, Floris und Reska hin und her.

VW

"Stimmt", erwidert Horathio mit einem Lächeln in den Augen, "und die Wirtsfrau wollte etwas über unsere Heldentat wissen, hat sich aber anlässlich des Fisches erst einmal wieder zurückgezogen."

OHH

Wirklich ein geistreicher Mensch, dieser Floris, so scheint es. Zumindest ist er mit feinerem Witz ausgestattet als man ihn allgemein auf den Landstraßen trifft.
Bei Horathios Worten überlegt Reska, wie wohl jener so sagenhaft große Fisch schmecken mag - vermutlich ähnlich wie jeder andere. Sofern es hier im Hause welchen gibt, wird es gewiss eher kein Stück Neunauge sein.

OB

"Dann sollten wir trotzdem jetzt überlegen, wie wir unsere Heldentat aufbauschen können", erwidert Floris mit einem lausbubenhaften Grinsen.

MvZ

Bei dem Gerede über Fisch und Fische kommt Zaünin der Gedanke, dass sie seit über zwanzig Jahren kein Neunauge mehr gegessen hat. Sie versucht, sich an den Geschmack zu erinnern, aber so ganz will ihr das nicht gelingen. Nach einer erfolgreichen Jagd gab es monatelang Neunauge zu jeder Mahlzeit. Gekocht, gegrillt, püriert, als Hauptgang oder als Beilage in Verbindung mit den unterschiedlichsten anderen Speisen. In solchen Zeiten versuchte man eher, den Geschmack zu verdrängen. Sie erinnert sich aber, dass es ganz anders schmeckte als andere Fische. Natürlich kann man auch den Geschmack einer Forelle nicht mit dem von Lachs vergleichen. Aber Neunauge hat etwas fundamental anderes an sich, auch von seiner Konsistenz.
Heldentat aufbauschen? Zaünin hat den Eindruck, mal wieder den Gespächsfaden verloren zu haben.

OHH

"Welche?" gibt Reska Zaünins wie der eigenen Unklarheit Laut. Möglicherweise geht es um etwas anderes als das Umherrollen der Fässer? Jedenfalls ist nicht auszuschließen, dass Reska mal wieder nicht hinreichend aufgepasst hat. Gemütlichkeit macht auch schläfrig. An einem Ort wie diesem mag das auch kein weiteres Problem darstellen. Vermutlich ist mit nichts Gefährlicherem zu rechnen, als dass irgendwo ein Becher umstürzt.

VW

Horathio fällt in das spitzbübische Grinsen des Reisegefährten ein, als er antwortet: "Das wissen wir anscheinend auch noch nicht so genau. Nur gut, dass die Bierkutscher schon wieder weg sind."

MvZ

"Wie bei dem Neunauge, das in der Erzählung viel größer war?" Zaünin meint jetzt zu verstehen, worum es geht. Zumindest grob. Was das alles mit Bierkutschern zu tun hat? Daran arbeitet sie noch.

VW

Horathios Grinsen geht in die Breite, während er Zaünin zunickt: "Genau!"

Vorsichtig setzt die Wirtsfrau die Krüge vor den Männern ab, dann wendet sie sich zu der Bornländerin: "Das Fischgericht wird bald fertig sein. Kann ich bis dahin noch behilflich sein?"

OHH

Erfreut schaut Reska zu der Wirtin auf. "Danke!" und "Nein, danke" sind die Antworten auf die gute Nachricht und die Nachfrage.

OB

"Für mich gerade auch nichts, danke", antwortet Floris der Wirtsfrau.
Dann greift er Horathios Faden auf und wendet sich zu Zaünin: "Wir könnten erzählen, wie wir die Bierkutsche vor einem Wolfsrudel oder einer Räuberbande gerettet haben... Hat's hier überhaupt Wölfe?" unterbricht er sich mitten im Satz und schaut nun wieder seinen Reisegefährten fragend an.

MvZ

Zaünin nickt verständnisvoll, während sie Floris zuhört. Gleichzeitig versucht sie den Sinn der geplanten Lügengeschichte zu erraten. Da die beiden Herren so heiter und offen darüber reden, nimmt sie an, dass das Ganze der Unterhaltung dienen soll.

VW

Siona wirkt ein wenig verdattert auf Floris' Kommentar. Von was redet dieser? Sie selbst wollte doch wissen, was die Bierkutscher aufgehalten hat und wie es zur Bierrettung durch den Sprecher und seinen Begleiter kam. Was hat das jetzt mit Räubern oder Wölfen zu tun?

OHH

Wo hätte es wohl keine Wölfe! Wobei - im tiefen Süden soll es Wälder geben, wo Pflanzen und Tiere völlig fremdartig sind. Ob dort die Urheimat der Werwölfe liegt? Reskas Blick gleitet nachdenklich zur Decke empor.

VW

Horathio versucht, dem Tischgenossen mittels Augenrollens ein Zeichen zu geben, dass es vielleicht keine so gute Idee ist, die Dame, die eine getreuliche Schilderung der Eieignisse über die Bierlieferung zu bekommen wünscht, zufürderst damit zu konfrontieren, dass man gedenkt, eben jene Erzählung durch das Vorkommen von Wölfen, Räubern oder Hexen aufzubohren und sich selbst dadurch aufzuwerten.

OB

Das Augenrollen seines Reisegefährten beantwortet Floris nur mit einem mitleidigen Blick. Da ist man schon seit Wochen gemeinsam unterwegs - und hat in dieser Zeit stets unter Beweis gestellt, dass man den rechten Ton zu finden vermag und zum richtigen Moment vom Scherzen zum ernsthaften Gespräch wechseln kann.
"Keine Sorge, gute Frau", sagt er nun zur ratlosen Wirtin, "so schlimm war es nun auch wieder nicht."

VW

Siona wie auch Horathio blicken erleichtert, und die Wirtsfrau lächelt sogleich in die Runde: "Darf ich mich setzen?"

MvZ

Zaünins Kopf ruckt aufgeregt zwischen Reska, Horathio und Floris hin und her. Die Wirtin fragt die Gäste, ob sie sich im eigenen Haus setzen darf! An den Tisch, wo die Gäste auf den Stühlen sitzen, die der Wirtin und ihrem Mann gehören! Die Echse ist enorm gespannt, ob die Antwort dem entsprechen wird, was sie für eine Selbstverständlichkeit hält.

OB

"Aber bitte doch!" gibt Floris zurück und weist mit einladender Geste erst auf den freien Stuhl neben sich, dann auf den anderen an der Stirnseite des Tisches. Auf letzterem würde man mit dem Rücken zum Schankraum sitzen, das muss die Wirtin selbst entscheiden, ob sie das so möchte.

OHH

Ebenfalls ganz selbstverständlich nickt Reska zur Frage der Wirtin. Dabei wird das hektische Gebahren der Heilerin nur beiläufig mit weiterem stillen Grienen bedacht, ohne recht über die Ursache Gedanken zu verlieren.

VW

Siona nickt in die Runde und nimmt Platz. Dann räuspert sie sich: "Nun, wie schon gesagt, wollte ich fragen, was jetzt genau" - Siona überlegt, ob sie nach dem eben angehörten Wortwechsel ein 'ehrlich' einfügen soll, entscheidet sich aber dagegen - "mit der Bierkutsche passiert ist."
Horathio lehnt sich ein wenig zurück und lächelt Floris an. Nun ist es an diesem, die Erzählung zu eröffnen und die 'Pflöcke der Wahrheit' einzuschlagen - oder darauf zu verzichten.

MvZ

Zaünins Blick bleibt auf Floris ruhen. Sie ist gespannt, was für eine Geschichte er der Wirtin erzählen wird.

OB

"Viel zu erzählen gibt es da nicht", beginnt Floris. "Die Kutsche hatte sich heillos in einer Schneewehe festgefahren."

OHH

Da Reska keine besonders spannende Geschichte erwartet hat und dies itzt bestätigt sieht, verbleibt genügend Gelegenheit, wiederum die Tischgefährten eingehend zu beobachten, insbesondere die Wirtin, welche ansonsten ja eher irgendwo im Halbdunkel des Schankraumes umhersaust. Nun bieten sich nähere Einblicke in deren zerfurchtes Gesicht, welches gewiss schon vieles erlebt hat.

MvZ

Zaünin blickt verwirrt zwischen Floris und Horathio hin und her. Schließlich sagt sie für alle am Tisch gut vernehmbar zu Floris: "Wolltet Ihr nicht Wölfe und Räuber zu Eurer Geschichte hinzufügen, damit es mehr zu erzählen gibt?"

VW

Horathio hebt verblüfft die Augenbraue. Er hat mit allem gerechnet, aber nicht mit dieser Rumpfversion des Berichtes. Sein Blick wird fragend. Was verfolgt sein Gefährte? Wird er jetzt plötzlich doch bei der Wahrheit und bei nichts als der Wahrheit bleiben?

Siona sieht den schwarz Gekleideten verblüfft an: "In einer Schneewehe? Na, da sind die Burschen ja sicher zu schnell gefahren, oder?"

OB

"Sie hatten Bier geladen", antwortet Floris trocken, "da kann es doch gar nicht schnell genug gehen." Offenbar hat er vor, die Geschichte ohne Ausschmückungen, aber trotzdem nicht langweilig zu erzählen.

OHH

Man kann zu schnell fahren!? Nun ist es an Reska, verblüfft die Brauen emporzuziehen. Wenn sie vom Bier gekostet haben sollten, könnte dieses eine Mitursache gewesen sein, doch Schneewehen liegen nun einmal nicht fein säuberlich am Wegesrand, diesen zu markieren. Vielmehr entspricht es ihrem innersten Wesen, beliebig zufällig umherzuwandern. Seltsam, wie manche Menschen für naturgegebene Selbstverständlichkeiten noch weitere Erklärungen suchen.

MvZ

Zaünin muss eine Weile überlegen, wieso ein Biertransport bedonders eilbedürftig ist. Schließlich kommt ihr die Erkenntnis: "Damit das Bier im Fass nicht einfriert!"

RB

Endlich setzt sich der Golgarit wieder in Bewegung und macht sich auf zu seinem ehemaligen Tisch, wo ein freier Stuhl lockt. Hinter diesem bleibt er stehen und fragt in die Gesprächspause: "Darf ich mich wieder dazugesellen?"

VW

Siona runzelt die Stirn: "Das mag sein, aber wenn es so schnell wird, dass man weder anhalten noch ausweichen kann, ist es zu schnell. Ich renne bei dem Wetter draußen ja auch nicht schnell. Wenn Eis liegt oder viel Schnee, bewegt man sich angemessen, um sich nichts zu tun, denke ich."

Horathio nickt: "Oder man passt sich dem Wetter an und fährt Schlitten oder Schlittschuh."

OHH

Ach so - mit zu schnell war ein unaufmerksamer oder schlechter Kutscher gemeint! Nun ja, die Leute hier im Süden...
Dem wiedergekehrten Kaputzenträger nickt Reska freundlich und aufmunternd zu.

OB

"Wenn erst einmal so viel Schnee liegt, dass man die Straße gar nicht mehr erkennt..." gibt Floris zu bedenken.
"Aber selbstverständlich", beeilt er sich dann auf die Frage des Golgariten zu antworten.

MvZ

Zaünin nickt mehrfach, die Einladung von Floris bestätigend und fragt sodann über die Länge des Tisches hinweg: "Und? Wissen sie etwas über das Ei?"

RB

Der Golgarit nickt denen, die seine Frage beantwortet haben, dankend zu und setzt sich. Den Stab lehnt er wie zuvor neben sich an den Tisch. Der ihm gegenüber Sitzenden antwortet er mit einem Kopfschütteln. Da sie seinen bedauernden Gesichtsausdruck nicht sehen kann, fügt er hinzu: "Leider nein."

VW

Ob es die jahrelange Gewohnheit ist, ob es ein innerer Instinkt ist, der Wirtspersonal zu eigen ist? Siona bemerkt aus dem Augenwinkel die Bewegung an der Theke und blickt hinüber. Sarina? Dann ist eine Mahlzeit fertig. Und die einzige Mahlzeit, die zumindest sie bei Sarina geordert hat, ist der Fisch für die Dame hier am Tisch. Zwei plus zwei macht glückliche Gäste. So meint sie kurz: "Entschuldigung, ich hole nur gerade das letzte Essen herüber," und steht auf, um sich im Aufstehen der Theke zuzuwenden.

MvZ

Zaünin nickt. Nach zwanzig Jahren vergeblicher Suche ist die Enttäuschung über eine einzelne tote Spur bei ihr nicht besonders groß. "Danke, dass Ihr für mich nachgefragt habt."

RB

Die bisherige Unterhaltung wird offenbar durch den Weggang der Wirtin unterbrochen. So kann der Golgarit mit tulamidischem Akzent verbal antworten: "Es war mir ein Vergnügen. Die darauffolgende Unterhaltung war interessant."

VW

Horathio nutzt die Abwesenheit der Wirtin und blickt Floris direkt ins Gesicht: "Übertreibung oder geradeheraus? Wie hätten's denn gerne?"

OB

"Mir ist wieder eingefallen, dass ich als Boronpilger unterwegs bin", erwidert Floris nicht ganz so ernst, wie es die Worte selbst vermuten ließen, "und nicht als Geschichtenerzähler. Also reicht es wohl, wenn wir es so berichten, wie es sich zugetragen hat."

VW

Horathio nickt verstehend: "Dann übernehme ich den Teil des Ausschmückens", gibt er grinsend zurück.

OB

"Klappern gehört zum Handwerk", sagt Floris schmunzelnd zu seinem Begleiter.

VW

Siona macht sich wieder auf den Weg zurück zum Tisch und überbringt das Fischgericht der Bornländerin: "Wohl bekomm's!"

OHH

Schon ist die Wirtin wieder da und bringt anscheinend sogar wirklich irgendein Fischgericht mit! Entsprechend überrumpelt benötigt Reska ein Momentchen, sich für ein erfreutes "Danke!" zu sammeln, dann wird der Teller sogleich in genaueren Augenschein gezogen und insbesondere beschnuppert. Ja, da ist wohl Fisch mit drin. In jedem Falle wirkt das Durcheinander überaus anziehend auf Reska. Folglich wacker den Löffel gegriffen und losgeschaufelt!

MvZ

"Guten Appetit", wünscht Zaünin. Den Geruch der Speise kann sie keiner einzelnen Fischart zuordnen, was sie leicht irritiert. Es riecht mehr, nach einem Sammelsurium von Wasserbewohnern.

VW

Nachdem auch dies erledigt ist, setzt sich die Wirtin wieder an den Platz und blickt erwasrtungsfroh den schwarz Gewandeten an. Immerhin folgt jetzt hoffentlich doch noch die Geschichte, um die sie sich betrogen wähnt.

RB

"Wohl bekomm's", wünscht der Golgarit mit leiser Stimme. Dann freut er sich darauf, bald den Fortgang der Geschichte zu hören.

OHH

Da der Mund bereits gut gefüllt ist, nickt Reska nur dankend nach rechts und links. Dem Lächeln dabei zufolge kann man auch beim Schlingen noch genießen. Wenn dann noch irgend Lustiges oder Spannendes erzählt wird, um so besser, jedoch klang es bislang ja eher nicht danach, hier sei Besonderes zu erwarten.

Weiter...


Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2024