Morgenstille

Verfasser: Astrid Brandt, Gisela Michel, Oliver H. Herde und andere

GM

Elinja rafft ihre Ladung Heu zusammen und begibt sich zu ihrem letzten Ziel, dem seltsamen Tier mit dem Geweih.

AB

Es poltert an der Stalltür und kurze Zeit später stapft Alrik, beladen mit dem Joch, an dem vier volle Wassereimer hängen, herein. Einen nach dem anderen entleert er sie in das Fass.

GM

Elinja mustert noch das unbekannte Geschöpf und überlegt, ob das Geweih gefährlich ist und ob dieses seltsame Wesen wie die Pferde reagiert, als Alrik zurückkommt. Jetzt will sich das Mädchen natürlich keine Blöße geben. Also tritt es mutig an die Box heran - und bleibt erschrocken stehen. 'Da liegt ja jemand. Hat das Tier jemanden angegriffen?' Hilfesuchend wandert der Blick zum Knecht hinüber.

AB

Alrik, der gerade den letzten Eimer geleert und abgesetzt hat, nimmt im Aufrichten den suchenden Blick der kleinen Gauklerin war. Fragend zieht er die Brauen empor, doch als ihm bewusst wird, wo Elinja gerade steht - das Geweih ist ja nicht zu übersehen - schient klar zu sein, was die Ursache für ihr Zögern und den hilfesuchenden Blick ist.
"Komme schon", beruhigt er sie und setzt sich in Bewegung. "Ich weiss, der sieht bedrohlich aus... war aber gestern ganz friedlich. Was ich dich fragen wollte: Woher kommen denn die beiden Gefährte da vorn neben der Stalltür?"
Er ist schon fast an der Box angekommen, vor der Elinja wartet.

OHH

Sacht wird der vordere rechte Paarhuf umgesetzt, einen neuen, verändert sicheren Stand zu gewinnen, ohne auf das am Boden liegende Bündel aus Mensch und leichter norbardischer Winterkleidung zu treten. Momente später gerät auch in selbiges mehr Bewegung als das zunehmende Heben und Senken des Rumpfes. Langsam entfaltet sich der Körper, ziehen sich Arme und Beine in entgegengesetzten Richtungen auseinander. Ein grimmes leises Brummen wie sehr fernes Donnergrollen dringt hervor und breitet sich über das Stroh, doch kaum über diesen und die benachbarten Stellplätze des Eberschen Stalles hinaus.

GM

Als Alrik sich ihr zuwendet, deutet Elinja hektisch in die Box. Allerdings nicht auf das seltsame Tier darin, sondern mehr auf den Boden derselben.

AB

Noch ein paar Schritte, dann kann auch Alrik in die Box sehen. "Was... ach so, das." Er nickt Elinja zu. "Ich weiß, einer der Gäste hat sich gestern hier zum Schlaffen hingelegt. Am Besten stören wir nicht weiter." Er winkt der Gauklerin, sich mit ihm fortzubegeben.

GM

Aber Elinja folgt dem Knecht nicht. Mit dem Heu im Arm steht sie vor der Box und beobachtet das sich bewegende Bündel am Boden. Ob des seltsamen Grollens ist sie sich nicht sicher, ob es dem Gast gut geht. 'Vielleicht hat er sich verletzt. Oder das Tier hat ihn getreten. Und wenn ich dem jetzt nichts zum Fressen gebe, dann wird es vielleicht böse und verletzt ihn noch mehr.' Wobei der Blick aus den dunklen Augen des riesigen Kopfes eigentlich keinen bösartigen Eindruck auf sie macht.

OHH

Statt dessen scheint Mokosch eher sanft, fast beschwichtigend auf das Mädchen hinabzublicken. Sacht wiegt er das riesige Haupt, dass sein Geweih nicht unwesentlich umherschwenk, ohne jedoch für den Moment irgendwo anzustoßen.
Im nächsten Moment wächst Reska aus dem Stroh hervor und kommt neben dem Elch zum Stehen, räkelt sich noch etwas, gähnt herzhaft und klopft sich noch etwas fahrig die Halme von der Kleidung, die Besucher unschlüssig bis verlegen von unten herauf musternd, obgleich sie doch beide kleiner sind.

GM

Elinjas Gesichtszüge entspannen sich, als der mögliche Verletzte völlig unversehrt vor ihr steht. Auch die Bewegung des riesigen Tieres wirkt eher so, als wolle es ihr sagen, dass sie nichts zu befürchten hat. Ein Lächeln breitet sich über ihr Gesicht aus. Da die Box aber definitiv zu eng für eine weitere Person ist, tritt sie erst mal einen Schritt zur Seite.

AB

Alrik zuckt mit den Schultern. Auch gut, soll die Kleine sich mit der Norbardin beschäftigen. Sein geschultes Auge hat schon beim Betreten des Stalls wahrgenommen, dass alle Tiere hervorragend versorgt worden sind. Da die Aufklärung über die beiden Gefährte neben der Tür noch Zeit hat - denn sie stören nicht wirklich - beginnt er nun seinerseits damit, jede Box mit frischem Wasser zu versorgen.

OHH

Gern hätte sich Reska noch irgendwie von Mokosch verabschiedet - immerhin ist er der engste Vertraute und der vielleicht Einzige, der einem gewissen Problem keinerlei Bedeutung beimessen würde, weil er nun einmal ein Elch ist. Doch das Mädchen soll nicht warten müssen. So erhält der Riese nur ein freundschaftlich vertrautes Klapsen auf die Flanke, bevor Reska sich eilig aus dem Weg schiebt. Dabei rollt ein an das Mädchen gerichtetes heiseres "Danke" hervor.

GM

Elinja hatte sich schon auf ein längeres Warten eingestellt. Doch der Weg wird schneller frei gemacht, als sie dachte. Deshalb beantwortet das Mädchen den Dank mit einem fröhlichen Nicken und betritt die Box, um auch dem letzten tierischen Gast sein Heu zu bringen.

OHH

Fast kommt sich Reska ein wenig rausgeworfen vor, dabei ist dies gar nicht die Schuld des Mädchens. Es war wohl einfach nur eine dumme Idee, sich hier niederzulegen. Es scheint ja gar bereits hell zu werden! Schade um das mutmaßlich bequeme Bett!
Urszulas Ninoschka steht noch dort, wo sie hingehört, also muss man sich zumindest nicht um Fernliegendes wie deren bereits erfolgte Abreise sorgen. Auf was für unsinnige Gedanken man kurz nach dem Aufwachen kommen kann! Vermutlich liegt das an dem unschönen Bauchgefühl, welches der letzte Traum hinterlassen haben mag, obgleich sich Reska doch kein Stück zu erinnern weiß. Einzige Gewissheit darüber bleibt der vage Eindruck, er habe weit jenseits jeglicher Realität gelegen.

GM

Während sie das Heu in die Raufe stopft, beobachtet Elinja ehrfürchtig das riesige Tier. 'Da kommt man sich gleich nochmal kleiner vor', denkt sie. 'Ob ich mal fühlen darf, wie weich sein Fell ist?' Vorsichtig, ganz vorsichtig streckt sie die Hand nach oben, um den Hals zu berühren.

OHH

Dem Elch ist die zaghafte Annäherung nicht entgangen, doch wird das Haupt gerade deswegen nur um ein ganz Geringes bewegt, das Mädchen etwas besser zu sehen. Ein großes, dunkles Auge blickt voller Sanftmut auf das Mädchen hinab.
Fast könnte Reska dabei ein wenig eifersüchtig werden, aber das wäre ja Unfug. Es gibt keinen Grund einem der beiden etwas zu missgönnen. Statt dessen gilt es eher herauszufinden, was, wann und wieso denn überhaupt oder so ähnlich. Nach einer Drehung schwankt Reska dem Stalltore zu.

GM

Elinja behält den großen Kopf mit den mächtigen Geweih im Auge, während sie ganz sanft den Hals des Tieres berührt.
Dass sie genau beobachtet wird, aber keinerlei Abwehrreaktion kommt, lässt das Gesicht des Mädchens strahlen. So wird sie mutiger und wagt es, etwas fester hinzulangen. Gefühlvoll beginnt den kräftigen Hals zu kraulen, ein seliges Lächeln auf den Lippen.

OHH

Anscheinend lässt sich Mokosch dies gefallen, merkt man ihm doch zumindest keine abwehrende Reaktion an. Sein Atem geht ruhig weiter - vielleicht gar noch etwas langsamer? Es mag schon verwundern, wie leise so ein riesiges Ungetüm sein kann! Nur die Nüstern bewegen sich kaum sichtbar.

Na gut, zugegeben: Reska ist tatsächlich etwas neidisch. Mokosch ist der Einzige, bei dem solche Nähe ohne die Gefahr einer Entdeckung möglich ist. Doch welchen Sinn hat das Versteckspiel so fern der Heimat noch? Hat der Preis der Maskerade den Nutzen nicht längst überwogen? Andererseits - wie soll Reska diesen Weg verlassen, ohne Schaden zu nehmen?
Jedenfalls war es eine Schnapsidee, sich hier überhaupt niederzulegen, wenn doch oben ein kuscheliges Bett wartete! Zudem muss Reska jetzt erst einmal herausfinden, wie der gegenwärtige Stand der Dinge ist.
Zumindest muss Reska nicht fürchten, dass das Stalltor nun vollends zugeweht sein könne - immerhin sind Knecht und Mädchen auch irgendwie hereingekommen. Oder etwa durch die kleine Türe dort hinten? Trotz der neuen Verunsicherung probiert es Reska zunächst am Tor - und selbiges leistet keinerlei Widerstand.
Draußen wird erst einmal durchgeatmet.

Welch wunderschöner, klarer Morgen! Und in welch auffälligem Kontrast er zu Reskas Innenleben steht! Kein Grund ihm deswegen zu grollen. Ein wenngleich noch müdes und etwas bemühtes Schmunzeln breitet sich aus.
Nun aber am besten erst einmal in den Schankraum! Bestimmt wartet Urszula bereits mit dem Frühstück und womöglich der einen oder anderen unangenehmen Frage.
Wahrhaftig ist endlich zu überlegen, wie es denn nun mit ihr und einem selbst weitergehen soll. Irgendwann wird die ganze Geschichte ja doch auffliegen! Es sei denn, man entzieht sich dieser Gefahr frühzeitig. Aber das wäre doch recht schade.
Man könnte meinen, eine Lüge mache sich selbst erst möglich und nötig. Alles erscheint sinnlos, und doch wirkt der Weg hinaus ungangbar.
Mit einem Schütteln des Kopfes sucht Reska, auch diese Gedanken aus ihm hinfortzuwischen, und steuert der Hausecke zwischen Hof und Straße zu.

Am besten wartet man erst einmal ab, wie die morgendliche Situation ist. Falls wieder die Dame von gestern mit am Tisch sitzt - oder sonst wer - kann Reska ohnehin nichts unternehmen und sich gewiss ungestört dem Frühstück widmen und der weiteren Entwicklung Spielraum geben. Erst einmal also weiter wie bisher.
Ein letzter tiefer Atemzug, dann legt sich die Hand bereits auf die Türklinke der Vordereinganges.
Rasch schlüpft Reska ins Innere des Hauses, den Schankraum von allzu viel frischer Luft zu verschonen - freilich nicht für sich selbst, sondern für die zartbesaiteten Liebfelder, die vielleicht frieren könnten.
Drinnen heben sich überrascht die Brauen: Hier ist nicht übermäßig viel los, die beiden Damen fehlen gar völlig. Dafür gibt es verschiedene neue Gäste. Fast möchte man meinen, es sei mehr als nur eine Nacht vergangen, aber immerhin zwei vertraute Gesichter sind auch dabei, geradeaus der Kapitän und zur Linken für sich die etwas wunderliche, doch freundliche und sympathische Heilerin. Gewiss wäre dieselbe eine gute Alternative zum Alleinsein und weiß womöglich gar etwas über den Verbleib der Damen. Andererseits kann man ohne Gesellschaft besser vor sich hinkauen... In solchen Gedanken starrt Reska vielleicht etwas allzu lange auf das kleingewachsene Weib.

OB

Die Bewegung an der Tür lenkt Leranos Blick kurz dorthin. Ah, die Norbardin ist wieder da - also hat sie die Nacht wohlbehalten überstanden. Auch wenn er offenbar gestern der einzige war, der sich darüber Sorgen gemacht hat. Er nickt einmal beiläufig grüßend in ihre Richtung. Wo sie sich zum Frühstück hinsetzen will, kann sie gern selber entscheiden.

MvZ

Zaünins Blick trifft unweigerlich irgendwann auf den Reskas. Da diese sie weiterhin anstarrt, legt die Heilerin schließlich ihren Kopf schief.

JuR

Alys macht sich zielstrebig und mit schwungvollen Schritten auf den Weg zum Tisch in der Ecke, wobei sie die Frau, die gerade angekommen ist, ein fröhliches "Aves zum Gruße" zukommen lässt.

OHH

Des Kapitäns Gruß wird auf dieselbe Weise erwidert. Höflich ist er ja allemal und Reska gegenüber bislang auch freundlich.
Ebenso wurde man am Tisch in der Ecke bemerkt. Nach einem Achselzucken setzt sich Reska eben in Bewegung, zumindest jene eine Frage loszuwerden, als ein buntgewandetes Fräulein herbeischreitet und seinerseits grüßt. Mit hochgezogenen Brauen überlegt Reska, welches Anliegen von dieser buchstäblichen Seite herangetragen werden könnte. "Mh, guten Morgen", kommt es etwas kratzig und unschlüssig zurück.

MW

Die Tür des Gasthauses öffnet sich kurz, und es kommt kalte Schneeluft mit dem eintretenden Gast in den Raum. Es ist eine ziemlich müde wirkende Frau, die kleine Strohstücke an ihrer Kleidung und im Haar hat. Meredin beäugt sie aufmerksam und sagt zu Finnla, die ebenfalls in Richtung der seltsamen Frau sieht: "Sie hat scheinbar vor dem Schneesturm der vergangenen Nacht in einem Stall Schutz gesucht, merkwürdig so unweit des Gasthauses."

VS

Finnla blickt kurz zu Meredin. "Ja, scheint so zu sein; mich wundert das auch". Dann schaut sie wieder in Richtung der seltsamen Frau.

JuR

Ohne die Schritte zu verlangsamen, setzt Alys ihren Weg zu der Wartenden fort. Dort angekommen setzt sie sich auf den Stuhl zu ihrer Linken und sieht sie erwartungsvoll an.

MvZ

Die Heilerin sagt die Worte, die sie vorbereitet hat, sobald sich die Geweihte gesetzt hat: "Ich bin ein Echsenmensch und bereise Aventurien auf der Suche nach Tsas Ei, um es auszubrüten." Dann sieht sie Alys ins Gesicht, um festzustellen, wie die das Gesagte aufnimmt.

OHH

Indes das bunte kleine Fräulein vorauseilt, wird Reska immer langsamer und bleibt schlussendlich inige Schritt entfernt von dem sich entspinnenden Gespräche stehen. Es wirkt recht vertraulich. Geht es schon wieder um das Ei? Dabei wird Reska zwar vermutlich nicht weiter stören, kann jedoch andererseits auch nicht weiterhelfen. Selbiges gilt umgekehrt vermutlich ohnedem ebenso für die Heilerin.
Derart recht verunsichert, lässt Reska den Blick schweifen, wenn auch zunächst noch nicht so weit rückwärts, dass die beobachtenden Blicke vom Tisch bei der Treppe bemerkt würden.

Da das vertraulich wirkende Gespräch natürlich länger dauert, kann Reska ebenso gut auch frühstückend einfach auf die Brotherrin und gegebenenfalls ihre neue Busenfreundin warten. Kurz wird diesmal der gesamte Schankraum betrachtet und beurteilt. Momentan stehen nur zwei Tische frei zur Auswahl, wenn man in Ruhe kauen will. Da der eine davon so dicht an der Türe steht, wird er Urszula vermutlich wenig zusagen. Bleibt der von gestern Abend.
Allerdings werden Reska nun die Blicke vom Tisch bei der Treppe her bewusst, was leichte Verunsicherung und einen etwas fragenden Ausdruck hervorruft. Aber vermutlich haben die beiden bloß noch nie eine Norbardin gesehen und wundern sich über die hier im Süden so fremdartige Frisur.
Mit kaum sichtlichem Achselzucken wendet sich Reska auch schon wieder ab und dem großen Tische in der Ecke zu. Dort scheint ja schon manches bereitzustehen, in norbardischen oder sonst beliebig vorbeikommenden Kehlen zu verschwinden.
Vermutlich ist es doch noch nicht gar so spät, da es hier im Schankraum noch recht ruhig ist und die Damen wohl noch in den Federn ruhen. Man kann es also gelassen angehen, ganz nach Reskas Geschmack.

MW

Meredin bemerkt das Stutzen der hereingekommenden Frau, das scheinbar von seiner und Finnlas Aufmerksamkeit herrührt. Dieses merkwürdige Verhalten macht ihn jedoch noch neugieriger und er mustert die Hereingekommende genauer; erst dabei fällt ihm ihre sehr ungewöhnliche Frisur ins Auge. Auf das erneute Betrachten hin setzt sich die ungewöhnliche Frau wieder in Bewegung und verschwindet in den hinteren Teil des Gastraumes. "So eine fremdartige Frisur habe ich noch nicht gesehen. Vielleicht verhält sie sich so seltsam, da sie noch nie einen Gastraum betreten hat, dann wäre es klar, dass sie einen Stall in der Nähe als Zuflucht vorgezogen hat."

VS

Finnla antwortet: "Ich glaube auch, dass sie vom Gastraum überfordert ist."

OHH

Bereits im Herannahen wird ein Platz ausgesucht; die Entscheidung fällt unschwer wiederum der Einfachheit halber auf denselben wie am Vorabend, zumal über der Lehne noch Reskas Mantel hängt und dahinter an der Wand die Molokdeschnaja lehnt. Reska lässt sich niederplumpsen und zieht sogleich alles Ess- und Trinkbare zu sich heran.

Ach, das tut gut! Ein leckeres Frühstück hilft bei so vielem, seien es unterkühlte oder verrenkte Glieder, sei es Verschlafenheit oder Langeweile. Genussvoll kaut Reska vor sich hin und lässt dabei den Blick schweifen. Jetzt wäre die Heilerin ja allein, aber die Damen werden schon auftauchen - irgendwann. Sonst hatte es Urszula zwar meist etwas eiliger, voranzukommen, aber anscheinend wurde es gestern etwas später.
Auch dem Zwergen gilt ein etwas längerer Blick, da er das Gewusel am Tisch bei der Treppe durch sein Auftauchen ein wenig zu ergänzen scheint, obgleich er doch sichtlich nicht dazu gehört.

Da sich jedoch beide Beobachtungsobjekte mehr oder weniger zielstrebig zu anderen Leuten wegsortieren, wendet sich Reska auch optisch wieder dem zu, was eigentlich gerade aktuell ist: dem Essen. Früher einmal gehörte Gesellschaft zur Gemütlichkeit. Wie lange das für Reska nun schon her ist!
Für ein paar Herzschläge unterbricht das Kauen ob einer unwillkürlichen unterschwelligen Bestürzung, derweil der Blick ins Leere verschwindet.

Alles Unsinn! Immerhin hat Reska ja einige Zeit lang das Beisammensein mit Shiannon, Jarolech und den anderen Reisegefährten genießen dürfen. Auf der anderen Seite - wann in Kindheit und Jugend konnte es dem Vater denn schon genügen, was für ein Mensch Reska damals war! Ungezwungenheit war von jeher allzu oft nur ohne ihn möglich.
Obzwar noch nicht wirklich dringlich, könnte man nun erledigen, was vorhin vergessen wurde. Ein kurzer Gang an frischer Luft und das bald ohnehin Notwendige werden Reskas Trübsinn vielleicht überdecken und nebenbei die Wartezeit verkürzen. Gedacht, getan, streckt sich die schlanke Gestalt unvermittelt in die Höhe und verlässt nun wieder kauend den Tisch.

Mit großen Schritten erreicht Reska die Haupttüre. Ein weiterer befördert die hochgewachsene Person zwischen dem Öffnen und Schließen hinaus.
Herrlich, diese frische, rauchfreie Luft! Gleiches gilt für das Licht, welches kurz blinzeln lässt und doch den Augen so wohltut.
Zielstrebig geht es die Wand nach rechts entlang, als Reska den Zwergen bei dem scheinbaren umgestürzten Schneemann bemerkt. Obwohl - irgendwie sieht das anders aus, gewollter. Recht schlau wird Reska aus dem Gebilde dennoch nicht. Es ist wohl auch besser, auf den Weg zu achten, bevor man noch gegen die Wand läuft oder über eine Scheewehe purzelt!

Alsbald ist Reska im Verschlag entschwunden. Drinnen gibt es noch genügend Gelegenheit, nebenbei über das wunderliche Schneebildnis nachzudenken.

Auf dem Abort kommen einem ja bisweilen die seltsamsten oder auch fruchtbarsten Gedanken. In Reskas Falle sind dies zunächst allerlei Bilder der bisherigen gemeinsamen Reise mit Urszula, bis sich eine andere - oder ein anderer? - unvermutet vordrängelt: Wo ist eigentlich diese Avessandro geblieben? Welch eigenartige Faszination von dieser Person auf Reska ausstrahlt! Nicht vollkommen ungewohnt, zugegeben. Es ist ähnlich der bei manch starker oder kriegerischer Frau. Allerdings passt Avessandro eigentlich gar nicht in diese Gruppe! Da darf man sich schon mal ratlos auf dem rasierten Mittelstreifen der Stirne kratzen.

Genug getrödelt! Zumal es langsam doch ein wenig kühl im Verschlag wird. Mag man auch noch so kalte Winter gewohnt sein, muss man sie doch nicht unbedingt lieben.
Draußen holt Reska erst einmal tief Luft. Jene drinnen war ja wirklich nicht sehr erfreulich. Vielleicht noch einen kleinen Spaziergang einlegen? Aber wirklich nur einen kurzen, denn schon kann Reska die Fortsetzung des Frühstückes vertragen.
In die Ferne schweift der Blick, den klaren Himmel und die sich davon abhebenden Vögel im Fluge zu genießen.
In der Beobachtung zweier auf dem benachbarten Felde miteinander spielender Krähen treibt Reska zunehmend von der Hauswand ab, bleibt jedoch alsbald stehen, die beiden nicht zu verschrecken. Als sie sich kurz darauf auch ohne norbardisches Zutun in die Lüfte erheben und gemeinsam in der Ferne über dem Wald im Süden entschwinden, suchen die Augen nach anderem Beobachtenswerten, um wenige Schritte später an der unfernen Fährte eines mutmaßlichen Vierbeiners im Schnee hängen zu bleiben.
Etwas näher tretend und sich niederbeugend, betrachtet Reska die frischen Spuren. Weit her ist es ja nicht mit dem Fährtenlesen. Vermutlich ein Fuchs oder sowas.
Wenn man schon so dicht über der Schneedecke hängt, kann man sich auch mal die Hände daran abwischen.
Derart gesäubert, kann es auch wieder hinein an den Frühstückstisch gehen. Allerdings hat Reska keine besondere Eile, ist hier draußen doch die Luft so herrlich. Daher wird in einem Bogen der Straße vor dem Hause entgegengeschlendert. Streng genommen, sieht man davon kaum etwas - nur einige wenige Spuren von Menschen, Pferden und Wagen im Schnee.

Schlussendlich steht Reska doch wieder vor der Eingangstüre des Grünen Ebers und schlüpft nach einem letzten Blick die Straße hinab wieder in den Schankraum hinein.

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Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2021