Die verrückte Tischgesellschaft II: Von Essen, Tresenwesen und Kopfverletzungen

Verfasser: Astrid Brandt, Dunja Steinhausen, Matthias von Zedlitz, Oliver Baeck, Oliver H. Herde und andere

OHH

Drüben der Kapitän hingegen scheint über irgend etwas beunruhigt zu sein. Unwillkürlich folgt Reskas Blick dem seinen hin bis zur Theke. Auch dort geben sie einen ratlosen Eindruck. Bestimmt klappt nur irgendeine Bestellung nicht.

AB

Wie um sich zu versichern, dreht Alrik den Kopf ein wenig, um nach dem großen Tisch zu sehen. Die Tatsache, dass inzwischen auch die Norbardin das Geschehen an der Theke im Blick hat, verbessert die Lage nicht wirklich. "Wir können es eh nicht mehr lange geheimhalten. Jetzt schauen schon zwei Gäste herüber."

VW

Da anscheinend kein dringenderer Wunsch anliegt, marschiert Siona, froh die Eierspeise so schnell und gut weitergegeben zu haben, in Richtung Theke, worauf sich ihr Schritt merklich verlangsamt. Was ist denn nun schon wieder mit dem Mannsvolk los? Die blicken ja drein, als kasperten sie eine Verschwörung aus - oder besser, als hätten sie eine solche schon hinter sich und nun das Gefühl, auf frischer Tat ertappt zu sein.

MvZ

'Anscheinend spreche ich für die Wirtin zu leise', denkt sich Zaünin und hofft, dass der Kräuteraufguss trotzdem noch gebracht wird. Ihr Blick wandert kurz zu jedem der Tischgenossen und dann auf den Teller vor ihr.
Sie will schon mit beiden Händen zulangen, als ihr der Gedanke kommt, dass sie gar nicht weiß, wie Menschen ein solches Gericht essen. Mit den Fingern? Mit einem Löffel? Und falls mit einem Löffel, hätte sie einen mitbringen müssen? Unsicher blickt sie mit gerecktem Hals zum Nebentisch. 'Hat Avessandro nicht die gleiche Speise bekommen? Vielleicht kann ich sehen, wie er sie isst.'

OB

Lerano sieht, dass nun auch Dom Tesden einen verstohlenen Blick zu diesem Tisch herüberwirft. Da braut sich was zusammen.
Hier am Tisch wird er gerade nicht wirklich gebraucht. Also erhebt er sich mit einer fließenden Bewegung, wirft ein beiläufiges "Ihr entschuldigt mich" an niemand Speziellen in der Runde und geht mit ruhigen, aber raumgreifenden - und nach wie vor strumpfsockigen - Schritten in Richtung Theke. Nicht eilig, um Dom Avessandro und seine Auftraggeberin nicht aus ihren geschäftlichen Besprechungen zu reißen.

OHH

Nun runzelt auch Reska die Stirne. Drüben am Tresen scheint doch ein größeres Problem vorzuliegen, wie man dort geradezu bestürzt auf die Annäherung des Kapitäns reagiert. Letzterer offenkundig weiterhin ohne Schuhwerk, wie sich bereist am Gang erkennen lässt, noch bevor seine Füße auch für Reska sichtbar werden. Hoffentlich halten die Socken was aus! Zumindest wirken sie nicht so fein wie manche anderen in diesem Lande.

AB

Urszula stutzt, als Lerano sich erhebt, verabschiedet und geht. Schon will sie sich wieder dem Essen widmen, da bemerkt sie, dass auch ihre Nachbarin offenbar abgelenkt ist. Die Freiin schaut erst auf die Norbardin und folgt dann deren Blick und damit dem entschwindenden Capitano mit den Augen. Interessant.
Unbedarft fragt sie mit großen Augen in die Runde: "Was hat er denn? Will er nach dem Essen sehen?"

MvZ

Es heißt, Magier könnten neben anderen wundersamen Dingen auch Gedanken lesen. Zaünin, deren Gedanken noch mit dem Problem beschäftigt sind, wie sie ihr unverhofftes Eiermahl am besten und unauffälligsten vom Teller in den Mund befördert, kommt bei der Frage der Freiin daher ein Verdacht, und sie entgegnet Urszula: "Vielleicht geht er einen Löffel für mich holen."
Danach schaut sie wieder zum Nebentisch, um Avessandro beim Essen zu beobachten.

AB

Die Freiin zieht die Augenbrauen ein wenig in die Höhe, doch dann bemerkt sie die Eierspeise und das fehlende Besteck. "Ein wahrer Kavalier, der Capitano. Ach, gäbe es doch mehr von seiner Sorte! Daheim im Bornland sind die Männer bei weitem nicht so rücksichtsvoll, obwohl beinahe genauso schweigsam." Demonstrativ schickt Urszula dem inzwischen am Tresen angekommenen einen schmachtenden Blick nach.

MvZ

'Ob unsere Gastgeberin wohl gerade in Paarungslaune ist?' Der Begeisterungsausbruch Urszulas über Lerano erscheint Zaünin etwas einseitig zu sein. Und dass er tatsächlich losgegangen ist, um einen Löffel zu organisieren, daran glaubt die Heilerin immer weniger, je länger sie darüber nachdenkt.
Verstohlen geht sie mit einem Finger in die Eierspeise hinein und leckt ihn anschließend ab. Man muss doch zumindest mal probieren. Wer weiß, mit welchen außergewöhnlichen Gewürzen und Kräutern die Menschen hier ihre Eier zubereiten?

OHH

Irgendwie will Reska nicht recht an die Interpretation der Tischdamen glauben, der Kapitän sei einzig um Besteck für Tsaünin zum Tresen aufgebrochen. Und die Schweigsamkeit von Männern? Naja! Gut, Bornland und Norbarden sind beileibe nicht dasselbe.
Sich wieder aufmerksamer dem Essen zuwendend, bekommt Reska am Rande mit, wie sich die Heilerin vorerst zu helfen versteht. Falls sich noch ein Knochen unter dem Fleische verbergen sollte, werden auch Reskas Finger nicht unfettig bleiben. Macht ja auch nichts.

MvZ

Was für ein Angriff auf die Geschmacksnerven! Mit einer solchen Gewürzmischung hat Zaünin nicht gerechnet und zuckt zusammen. Bei einer Eierspeise? Nein wirklich! Der Heilerin läuft es warm und kalt den Rücken herunter und wieder rauf, so dass sie sich schütteln muss.
Kaum hat sie sich beruhigt, geht der Finger erneut in das Gericht. 'Interessant!'

AB

Die Bornländerin hat über ihr Dem-Capitano-Nachschauen das erste Probieren der Heilerin verpasst und nimmt nur das sich Schütteln zur Kenntnis, gefolgt von einem Gebrauch der Finger als Esswerkzeug. "Ach bitte, Ihr könnt gern meinen Löffel nehmen. Ich brauch ihn nicht mehr, denn die Suppe ist inzwischen kalt und die Ochsenkeule zu köstlich. Moment noch..."
Lächelnd greift sie sich einen der auf dem Tisch bereitstehenden Becher und füllt Tee hinein. Dann nimmt Urszula den Löffel auf, der neben der Suppenschale liegt, und taucht ihn in den frisch eingeschenkten Tee. Sie tunkt und rührt eine Weile im Becher, dann lässt sie los und zieht ein kleines blaues Stofftuch aus einer verborgenen Tasche ihres Kleides hervor. "Kommt gleich", versichert sie und trocknet den teegespülten Löffel sogfältig ab.
Mit den Worten "Bitte sehr, ein sauber Löffel" reicht sie das Objekt der Reinigung zu Zaünin über den Tisch.

MvZ

Zaünin leckt ihren Finger erneut ab und schüttelt sich, während sie erstaunt den aufwändigen Reinigungsvorgang für das Esswerkzeug beobachtet. Der Sinn erschließt sich ihr nicht so ganz, zumal der Löffel doch eh gleich wieder benutzt wird. Vielleicht handelt es sich ja um eine Art Tee-Zeremonie. 'Wie die Leute hier wohl Besteck weiterreichen, wenn gerade kein heißer Aufguss zur Verfügung steht?'
"Vielen Dank, Domna Urszula", sagt sie in ihrer gedehnten Art, als sie feierlich den rituell gewaschenen Löffel entgegennimmt. Der wird dann auch sogleich in die Eierspeise getaucht und gut gefüllt zum Mund geführt. Dort angekommen verschwindet das breite Ende aber nicht zwischen ihren Lippen. Stattdessen leckt die Heilerin kleine Portiönchen davon ab, wobei sie sich zwischendrin jedesmal etwas weniger schüttelt.

OHH

Auf den Suppenlöffel hätte Reska ja auch kommen können. Peinlich. Aber es lenken einfach zu viele Eindrücke von der Heilerin ab: die noch immer zahlreichen Tischgefährtinnen, die Unruhe an der Theke und natürlich das eigene Essen. Allein dafür hat sich der Reiseauftrag schon etwas gelohnt.
Lustig, das wiederholte Schaudern zu beobachten! Vermutlich sind die Eier noch allzu heiß. "Pusten!" ist der unnötig ausführliche und etwas heisere Rat an die Heilerin. Dann räuspert sich Reska mal wieder und stopft das nächste Stück Fleisches in den Mund.

MvZ

Aufgeschreckt durch die unerwartete Lautäußerung der Norbardin schaut Zaünin auf und merkt an Reskas Blick, dass sie selbst Adressatin der Anweisung ist. "Es ist nicht zu heiß", entgegnet sie und fragt sich, wie die schweigsame Frau wohl auf die Idee kommt, dass Pusten bei der Eierspeise nötig sein könnte. Dann ergänzt sie: "Ich muss mich erst an den Geschmack gewöhnen. Diese Art der Zubereitung von Vogel- oder Echseneiern kenne ich von Zuhause. Da süßt man die Speise mit Früchten. Das hier ist anders gewürzt, wie sagt man: herzhaft?"

OHH

Obgleich in zahlreichen Sprachen halbwegs bewandert, hat Reska doch nie zur Gänze erfassen können, was dieser Begriff des Garethi genau bedeutet. Zumindest hat noch nichts als 'herzhaft' Bezeichnetes nach Herz geschmeckt oder irgendeine besondere Wirkung auf das eigene ausgeübt. Dem Zusammenhang nach muss es wohl irgendeine bestimmte Art der Würzung meinen.
Dergestalt dennoch etwas ratlos, verzieht Reska ein wenig den Mund, neigt leicht den Kopf und zuckt unschlüssig die Achseln.

AB

Auch Urszula hat sich so ihre Gedanken über das ungewöhnliche Essverhalten der Heilerin gemacht. 'Seltsam; fast scheint es, als wolle sie den Kontakt mit dem Löffel so gut es geht vermeiden.' Reskas Einwurf bringt sie kurz zum Nachdenken, doch die Antwort Zaünins erübrigt einen Einwurf ihrerseits. Allerdings sieht sie sich genötigt, zur Diskussion um den Ausruck 'herzhaft' beizutragen.
"Ja, in der Tat bezeichnet man mitunter eine Speise als herzhaft. Auch würzig wäre ein möglicher Ausdruck, wobei ich mich immer frage, was man damit eigentlich zum Ausdruck bringen möchte. Auch Zucker und Früchte geben einer Speise eine Würze, doch würde man diese meistens als süß bezeichnen, während man würzig mit salzig oder scharf oder sauer verbindet. Übrigens", greift sie nun den Einwurf der Heilerin direkt auf, "isst man bei mir zuhause die Eierspeise auch eher mit Speck und Pilzen und vor allem sauren Gurken. Wo, sagtet Ihr, kommt Ihr nochmal her?"

MvZ

Zaünin will Urszula schon entgegnen, dass sie ihr noch gar nicht erzählt hatte, wo sie herkommt, entscheidet sich aber dafür, dass diese Information nicht hilfreich ist. Stattdessen sagt sie: "Aus einem Fischerdorf am Neunaugensee. Eier mit Speck und Pilzen und Gurken hört sich sehr interessant an. Das würde ich gern einmal probieren."
Der leere Löffel geht wieder zu ihrem Teller und wandert in vollem Zustand nun endlich in Zaünins Mund. Sie schüttelt sich nicht mehr und kaut stattdessen zufrieden.

AB

"Hmmmhmm", erwidert Urszula, die gerade selbst den Mund voll hat und mit allem gebotenen Respekt vor dem Essen zuendekaut. Erst nachdem sie geschluckt hat, antwortet sie: "Ja, also, da müsstet Ihr den Weg in das schöne Sewerien finden, Frau Zaünin. Dort bekommt man diese Speise in jedem Gasthof. Oder Bärenschinken mit Waldbeersoße. Und natürlich Meskinnes. Besucht mich doch einfach in Niedernebensjepengurken, wenn Ihr wollt."
Aufmunternd lächelnd nimmt die Freiin einen weiteren Bissen Keule zu sich.

MvZ

Zaünin nickt der Freiin zu und isst ebenfalls weiter. Ihr Blick wandert zu Reska und weiter zu Myrana, bevor sie sich besinnt, etwas auf Urszulas Einladung zu erwidern: "Wenn ich Niederneben...sjepengurken finde, werde ich Euch gern einmal besuchen und all die Speisen probieren. Was ist Meis... Mess... kindes?"

VW

Vorsichtig und mit immerhin ziehendem Handgelenk stellt Siona die zwei Suppen und das Brot auf dem Tisch ab, zückt dann zwei Hornlöffel und legt sie daneben. "Habt ihr schon gewählt oder soll ich gleich noch einmal wiederkommen?" Je schneller sie wieder in der Küche ist, desto besser kann sie Sarina die Arbeit abnehmen.

OHH

Aventurisch gesehen liegt der Neunaugensee ja nahezu in der Nachbarschaft von Reskas Heimat - wenn man von einer solch letzteren überhaupt je reden konnte. Alte Gedankenbilder des Gewässers tauchen aus tiefer Versenkung wieder auf. So verschrien und unheimlich jene Gegend sein mag, so hat sie doch wie jede andere ihre schönen Seiten.
Von der Bedienung fühlt sich Reska nicht angesprochen und widmet sich daher unverändert dem inzwischen halbverschwundenen Gerichte.

MvZ

Auch Zaünin fühlt sich von der Wirtin nicht angesprochen. Sie hat ihre Suppe, ein Eiergericht obendrein, und da die Suppe ihren Weg gefunden hat, ist sie zuversichtlich, dass sie die Bestellung eines Tees auch nicht wiederholen muss.
Erwartungsvoll und kauenderweise schaut Zaünin Urszula an, ob die wohl noch erklärt, was sich hinter dem Begriff 'Meskindes' verbirgt. Vielleicht Kalbfleisch?

VW

Na, wenn weiter nichts ist. Siona nickt noch einmal den Gästen zu, dann geht es auch schon wieder zurück in Richtung der Küche.

AB

Urszula, die sich für einen Augenblick vollkommen in den Genuss der Ochsenkeule vertieft hatte, bemerkt den unverwandt auf ihr ruhenden Blick der Heilerin. Ist da was an ihr, was die Aufmerksamkeit so fesselt? Sitzt die Frisur nicht richtig, ist das Mieder verrutscht oder hat sie sich womöglich sogar bekleckert? Ein jeder der ihr durch den Kopf schießenden Gedanken wird von einer kleinen Geste begleitet - die freie Hand tastet zuerst nach der Frisur und stellt anschließend den Sitz des Mieders sicher. Der Blick indessen prüft die Makellosigkeit des Gewands.
Nachdem die Freiin keinen Fehler feststellen kann, schaut sie nun ihrerseits auf die Heilerin und hebt fragend die Augenbrauen.

MvZ

'Ich sollte mir wirklich angewöhnen, lauter zu sprechen', denkt sich die Heilerin, welcher der Blick Urszulas eindeutig zu verstehen gibt, dass jene ihre Frage nicht vernommen hat.
Zaünin schluckt herunter, worauf sie gerade noch gekaut hat, lehnt sich ein wenig über den Tisch nach vorn und sagt mit leicht erhöhter Lautstärke: "Meskindes, was ist das? Ein Kalbfleischgericht?"

OHH

Urszulas Verunsicherung greift ein wenig auf Reska über, als diese bemerkt wird. Was ist denn los? Zaünins Frage nach dem eher nordischen Getränk scheint die Sache aufzuklären. Köstlich, diese Heilerin!
Reska schmunzelt breit und schiebt sich noch etwas anderes Köstliches zwischen die Zahnreihen.

RB

Jana ergreift ihr Ersatz-Tablett und geht zwei Schritte Richtung Nebentisch. "Ist hier noch ein Platz frei?" fragt sie allgemein in die Runde und speziell Urszula, die hier ja offenbar den Vorsitz hat.

AB

Die Verwunderung der Bornländerin kennt keine Grenzen und äußert sich in einem perlendem Lachen. "Kalbfleisch, Travia bewahre, nein. Meskinnes - ohne d - ist ein Hochprozentiger aus dem Bornland. Jedes Dorf hat sein eigenes Rezept, aber eins kann ich verraten - es ist immer Honig dabei. Ohne Honig kein Meskinnes. Ich weiß gar nicht" - sie wendet sich an die Norbardin neben ihr - "haben wir noch irgendwo ein Restchen? Meine Flasche ist leer, wie steht es mit der deinen?"
Die Platzfrage der wieder hinzutretenden Jana beantwortet Urszula mit einem freudigen Nicken und Deuten in Richtung des bislang nicht vom Capitano beanspruchten Stuhls, währned sie auf Reskas Antwort wartet.

MvZ

'Hochprozentiger? Das Wort hab ich doch schon mal irgendwo gehört.' Als Zaünin kapiert, wovon die Bornländerin da redet, hebt sie abwehrend die Hände. "So etwas wie Schnapps? Das vertrage ich nicht."
Manchmal hat die Neugierde auf fremdartige Geschmäcker auch ihre Schattenseiten. An das Brennen in ihrem Rachen, nachdem sie einmal Premer Feuer probiert hatte, kann sich Zaünin auch nach über einem Jahrzehnt noch erinnern. Auch an das Gelächter ihrer damaligen Gefährten, als die röchelnde Echse zum nächstbesten Bach gelaufen ist und versucht hat, ihn leerzutrinken.
"Kalbfleisch wäre mir da lieber."

OHH

Unwillkürlich weist auch Reska mit fettigen Fingern auf den freien Platz direkt gegenüber, schaut hierbei jedoch Urszula an. "Leer", lautet die durch knappes Nicken begleitete Bestätigung desselben Meskinnesmissstandes. Seit ungefähr Garethien, wenn die Erinnerung nicht trügt. Aber Zaünin zieht ja ohnedem Kalbfleisch vor. Solches haben sie hier vielleicht gar vorrätig.

OB

Schon im Herantreten an den Tisch schnuppert Lerano nach der dampfenden Suppe. "Prächtig", sagt er mehr zu sich selbst und reibt sich vorfreudig die Hände - hält dabei aber kurz inne, als er mit dem rechten Daumen quer über den leichten Narbenwulst in der linken Handfläche schabt. Ohne langes Zögern geht er zu seinem Platz am Kopfende des Tisches. Mit einem beiläufigen "Ihr gestattet?" beugt er sich über die Platte, um einen der Suppenteller, die Siona dort platziert hat, samt Löffel zu sich heranzuziehen. Schon im Hinsetzen nimmt er den Löffel angriffslustig in die Hand, im Sitzen beugt er sich dann über den Suppenteller und saugt noch einmal tief den Duft ein. "Prächtig", erneuert er, gefolgt von einem ohne besonderes Ansprechziel in die Runde geworfenen "Wohlschmecken!"
Bevor er dann den Löffel in die Suppe taucht, schaut er aber doch sein weit entferntes Gegenüber an. Domna Myrana ist so still - geht es ihr gut?

RB

Jana lässt zunächst den Capitano passieren, der schneller als erwartet auf ihren Platz zurückkehrt. Als er vorbei ist, tritt sie an den einzig freien Stuhl, den auch Reska als leer bezeichnet hat, und stellt zunächst ihr 'Tablett' ab. Dann zieht sie den Stuhl zurück und hängt ihr Handtäschchen über die Lehne. "Dom Avessandro ist unpässlich", erklärt sie mit einem Seitenblick zum allein essenden Schriftsteller, während sie sich setzt, "deshalb zieht er es vor, allein zu speisen und sich alsbald zurückzuziehen."

DS

Myrana nimmt erfreut zur Kenntnis, dass Lerano an den Tisch zurückgekehrt ist, nickt ihm mit freundlicher Mine zu und entgegnet ihm: "Lasst es Euch schmecken." Sie wirkt eher angespannt, hat Zaünin fast die ganze Zeit unauffällig im Blick gehalten, um eventuelle Katastrophen verhindern zu können; es gibt ja genug Fallstricke in fremden Kulturen.
Das abrupte Ende ihres Gespräches mit der Freiin und deren plötzliches Desinteresse hat die Kriegerin in ihren ursprünglichen Modus des Beobachtens zurückversetzt. Man kann halt schlecht aus seiner Haut.
Da das Essen noch auf sich warten lässt, entschließt sie sich, doch erst die Süßigkeiten zu sich zu nehmen. Sie nimmt sich ihr Kuchenstück mit der Bemerkung: "Ich glaube, ich fange doch mit dem Süßen an. Mein Magen knurrt ganz schön vor sich hin."

AB

Mit einem leichten Schulterzucken nimmt Urszula zur Kenntnis, dass es wohl keine Mögichkeit gibt, der Heilerin ein Schlückchen Meskinnes anzubieten. Da passt es gut, dass diese selbigen ohnehin ablehnt. Kalbfleisch hingegen... "Ja, Kalbfleisch soll ja sehr bekömmlich sein", entgegenet sie, nur um dann von der Rückkehr Leranos und Janas endgültig in ihren Gedankengängen unterbrochen und von der sich dem Honigkuchen zuwendenden Wolfskriegerin abgelenkt zu werden.
'Gerade eben waren Reska und ich noch allein und die Gute gerade dabei, sich mir ein wenig zu öffnen und nun dies: ein Tisch voller interessanter und geheimnisvoller Geschichten. Die Muhme hatte recht: Sei vorsichtig, in dem, was du dir wünschst; es könnte in Erfüllung gehen. Was für ein Abend!'
"Ich hoffe, es schmeckt Euch", ermuntert sie nun zuerst die Wolfskriegerin bezüglich des Honigkuchens, um dann der zurückgekehrten Jana einen mitleidvoll- und veständnisvollen BLick zuzuwerfen. "Ach, wie schade. Dann müsst Ihr Euer Theaterstück wohl verschieben?"
Eine Bemerkung in Richtung des suppenlöffelnden Capitano unterlässt sie, obwohl es schon interessant wäre, zu erfahren, was da an der Theke zwischen dem Mannsvolk gemurmelt wird.

MvZ

Zaünin hat die Eierspeise zu zwei Dritteln verspeist, als ihr die Erkenntnis kommt, dass ihr Bauch zu voll ist, um ohne Unbehagen weiterzuessen. 'Ob es in dieser Kultur wohl unhöflich ist, nicht aufzuessen?' Nicht nur, dass sie ihren Teller noch nicht leergegessen hat, da wartet ja auch noch die langersehnte Suppe.
Sie schaut zu denjenigen, die schon am Längsten von allen Gästen dabei sind, sich Futter zwischen die Zähne zu schieben: Urszula und Reska. Suppe, Kuchen, Ochsenkeule... und beide sind noch fleißig am weitermampfen. Das ist kein gutes Zeichen! Vielleicht sollte sie mehr reden, um Zeit für ihren Magen zu gewinnen, so wie Urszula.
Also dreht sie sich zu Jana um, die neben ihr Platz genommen hat, und sagt das erstbeste, das ihr einfällt: "Vielen Dank für die Hilfe mit dem Kopfverband."

OB

Lerano hat angefangen, seine Suppe zu löffeln - mit der unverkennbaren Geschwindigkeit von jemandem, der es gewohnt ist, schnell etwas in sich hineinzuschaufeln, weil es jederzeit wieder an die Arbeit oder ins Schlachtgetümmel gehen kann. Immerhin, ein bisschen Pusten ist noch drin, damit er sich nicht den Gaumen verbrennt. Etwas verdutzt nimmt er zur Kenntnis, dass Domna Myrana jetzt doch mit dem Honigkuchen anfangen will. Die Suppe für sie steht doch schon auf dem Tisch? Ach so, vielleicht sollte er ihr das auch sagen...
"Domna Myrana, das müsste Eure sein", sagt der Capitano halblaut längs über den Tisch und deutet mit der nicht löffelbewehrten Hand auf den dampfenden Suppenteller. "Ich habe zwei Portionen für uns beide bestellt." Die Stimme ist laut genug, um am anderen Ende des Tisches anzukommen, aber gleichzeitig so gedämpft, dass sie nicht die laufenden Konversationen auf den beiden Längsseiten unterbrechen sollte.

OHH

Prächtig? Ach so, die Suppe. Ja, hier scheint alles lecker und behaglich. Zwischendurch leckt Reska sich die Finger, obgleich noch das eine oder andere Stück auf dem Teller liegt. Das Fett soll nicht buchstäblich überhandnehmen, also nicht die Hand übernehmen. Wer weiß, was es als nächstes erobern würde!
Auf die Worte der Dame hin wirft Reska einen mitleidigen Blick zum Nachbartische. Doch dieses nur kurz, denn allerlei Bewegungen und Worte am eigenen Tische beanspruchen die Aufmerksamkeit zurück. Nichts Wichtiges, wie es scheint, wobei man das nie so ganz sicher im Voraus sagen kann.
Zumindest nichts, was von der Ochsenkeule abzuhalten beabsichtigt. Jene sollte man auch besser zur Gänze einverleiben, bevor womöglich das Sättigungsgefühl allzu vorherrschend wird. Für das Kuchenstück ist ja später noch genug Zeit, wenn sich die Innereien ein wenig ausgeruht haben.

AB

Kopfverband? Richtig, die Kriegerin hatte ja einen Unfall auf dem Weg hierher. Dann war das also die Ursache für den gemeinsamen Rückzug nach oben vorhin. Urszula ist zufrieden, zumindest dieses Rätsel für sich aufgelöst zu haben. Nun kann sie in Ruhe auf die Antowrt der Signora warten.
Eine unangenehme Situation in der sie sich befindet, wie sich leicht nachvollziehen lässt. Immerhin hat sie die beschwerliche Reise hierhier auf sich genommen, um einen langehegten Wunsch wahr werden zu lassen. Und einen sehr persönlichen Wunsch noch dazu. Aber wer weiß, was sich daraus noch entwickeln kann. Vielleicht springt sie ja noch über ihren Schatten und schreibt das Theaterstück einfach selber. Hilf dir selbst, dann wird dir geholfen...
Derart in Gedanken, kaut die Freiin langsam auf einem weiteren Stück Keule und lässt den Blick über die Tischgesellschaft schweifen.

RB

Gerade als Jana versucht, sich in die diversen Konversationen am Tisch einzuhören, wird sie schon von zwei Seiten angesprochen. Schnell entscheidet sie, zuerst die Frage ihrer Tischnachbarin zu beantworten, das geht bestimmt schneller. Sie nickt Urszula kurz zu, um ihr zu verstehen zu geben, dass sie sie gehört hat, dann wendet sie sich der Heilerin zu und winkt ab: "Das ist doch nicht der Rede wert. Ich habe ja nur kurz festgehalten. Die eigentliche Arbeit habt Ihr gemacht. Mit der Reinigung und Erstversorgung der Wunde habt Ihr die Grundlage der Heilung, auch der anschließenden magischen, geschaffen. Das sollte man nicht unterschätzen." Sie holt gerade Luft, um die Geschichte von Bullus zu erzählen, als ihr etwas bewusst wird.
Sie wendet sich zur anderen Seite und spricht Myrana an: "Entschuldigt, dass wir über Euch reden, als seid Ihr nicht anwesend." Sie hat schon die Frage auf der Zunge, was sie denn von Urszulas Plan halte, da fällt ihr ein, dass jene ja auch noch auf eine Antwort wartet, also bremst sie ihren Redeschwall erst einmal, um den anderen Gelegenheit zur Antwort zu geben.

OB

Rasch und generalstabsmäßig löffelt Lerano seine Suppe in den Mund - gerade nicht zu schnell, als dass er sich Mund oder Gaumen verbrennen würde, aber doch schneller als ein genießerischer Esser. Seine Botschaft an Domna Myrana ist abgesetzt, ob sie angekommen ist, kann er gerade noch nicht beurteilen. Während der Capitano isst, nimmt er die Bewegung am Nebentisch wahr - Dom Avessandro, der aufsteht, zu seinem Gepäck geht und sich wieder hinsetzt. Lerano versucht, Augenkontakt herzustellen, um wenigstens mit einem Kopfnicken guten Appetit zu wünschen.

MvZ

Bevor Jana zu ihrer Antwort ansetzt, dringt Leranos Bemerkung gegenüber Myrana in Zaünins Gehörgang. 'Die andere Suppe ist für Myrana? Da habe ich ja nochmal Glück gehabt und muss die nicht auch noch essen.'
Jetzt könnte die Heilerin eigentlich entspannt Jana lauschen und darüber so tun, als vergäße sie gerade, weiterzuessen, als ihr ein weiterer Gedanke kommt: 'Wenn das nicht meine Suppe ist, hat die Wirtin sie wohl doch vergessen. Und wenn sie die Suppe vergessen hat, dann vielleicht auch den heißen Kräuteraufguss.'
Trotzdem bekommt sie ungefähr mit, was Jana ihr entgegnet. Oder vielleicht nimmt sie auch einfach nur an, Jana würde das Kompliment kleinreden und ihrerseits herausstellen, wie viel wichtiger Zaünins professionelle Wundversorgung war. Jedenfalls setzt sie noch nach: "Ohne die helfende Hand eines fähigen Gesellen kann kein Meister wirklich meisterliches vollbringen, wie man in Albernia zu sagen pflegt." Diesen Spruch hat Zaünin mehr als einmal mitbekommen, einschließlich des Zusatzes über Albernia.

DS

Myrana nickt Lerano dankend zu. Sie hätte wegen der Vertiefung in ihre Beobachtung ihrer Umgebung völlig übersehen, dass die Suppe wohl für sie sein muss. Sie legt das angebissene Kuchenstück zur Seite, zieht den Teller an sich heran und beginnt langsam, den Inhalt desselben zu leeren.
Zu Lerano gewandt bemerkt sie mit einem leichten Lächeln: "Habt Dank, dass Ihr mich daran erinnert habt, dass Ihr eine Suppe für mich mitbestellt hattet. Ich hatte wohl kurzzeitig den Überblick über die Essensbestellungen verloren."
Dann wendet sich Myrana Jana zu, kurz eine Antwort abwägend: "Keine Sorge, Domna Jana, das macht mir überhaupt nichts aus, wenn Ihr über mich sprecht. Schließlich habt Ihr alle zu meiner Heilung in gewisser Weise beigetragen."

OHH

Derweil allerlei Blicke gewechselt und Geschirr umhergeschoben wird fast wie an einem Markttage, bleibt das Gespräch über die Heilung der Ritterin vorherrschender Eindruck am Tische, dem sich auch Reska nicht verschließen kann. Ob der Sättigung werden die Kaubewegungen bereits langsamer und kraftloser. Doch auch wenn Myranas letzte Aussage nicht im Umkehschlusse nahelegen würde, dass an der Heilung Unbeteiligte keine Pauschalerlaubnis über sie zu reden haben, wüsste Reska ohnedem nicht, was zu dem Thema beizutragen wäre. Ein unwillkürliches gewissermaßen inhaltloses Schlucken zwischen zweien, die auch tatsächlich Bissen hinabbefördern, erfolgt. Bisweilen genügt eben bereits der alleinige Gedanke an eine Tat oder einen Umstand, selbige fühlbar zu machen.

AB

Interessant, zu beobachten, wie sich die Aufmerksamkeiten so unterschiedlich verteilen. Sehr geschickt geht dabei die Signora zu Werk, und Urszula bedankt sich für die Aufmerksamkeit mit einem leichten Senken des Kopfes. Nun, auf Dauer wird ein Gespräch über die Längsseite des Tisches eventuell anstrengend, aber es würde ja nichts dagegen sprechen, sich in absehbarer Zeit entsprechend der Gesprächslage zu arrangieren. Spätestens, wenn alle mit dem Essen fertig sind, könnte man über ein Umsetzen nachdenken.
Jetzt aber begnügt sich die Bornländerin damit, einen letzten kleinen Bissen aufzuspießen und die zu dreiviertel gegessene Keule mit einem leisen an die neben ihr sitzende Norbardin gerichteten "Ich bin leider schon satt" von sich zu schieben.

RB

Zu Myranas Antwort gibt es eigentlich nichts weiter zu sagen, also antwortet Jana: "Das beruhigt mich. Dann wünsche ich Euch zunächst einmal guten Appetit."
Dann dreht sie sich zurück zu Zaünin. Das Sprichwort hat sie in ihrem Jahr in Albernia nie gehört, allerdings auch anderswo nicht. Also antwortet sie einfach lachend: "Danke. Ich hoffe, ich werde nicht genug Gelegenheit zum Üben haben, um irgendwann eine fähige Gesellin zu werden."

Weiter...


Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2020