In den Weiten des Schankraumes
Verfasser: Oliver H. Herde und andere
OHH
Von der neuen Position aus wird erneut das Geschehen betrachtet. Ein recht bescheidenes solches, wie Reska für sich anmerkt. Sind denn alle außer den beiden am Tresen in den Keller hinabverschwunden? Wobei 'alle' ohnehin nicht viele waren. Falls das Haus einschneien sollte, hat man wenigstens genug Platz für sich.
Gelangweilt stützt Reska die Ellenbogen auf den Tisch und das Kinn in die linke Handfläche und schielt dabei mangels Alternativen wiederholt zu den einzigen Anwesenden hinüber.
Ein halbes Ohr genügt, Bruchstücke von dem Gespräch mitzubekommen, da es außer zunehmendem Windesrauschen und Ritzengepfeife keine nennenswerten Störgeräusche gibt. Dennoch kommt sich Reska ein wenig unhöflich vor, obwohl doch gar keine wirklichen Besonderheiten zu erlauschen sind.
In der anderen Richtung hingegen gibt es noch weniger zu sehen. Kurz schweifen Reskas Blicke über die Regalwand. Zwischen einer Flaschensammlung gibt es auch verschiedentliche Kuriositäten. Vielleicht kann man sich damit ja doch ein paar Momente beschäftigen?
Auf den Brettern, die das Gestell bedeuten, stehen in unmittelbarer Reichweite ein paar alte Bücher und verschiedene Tongefäße. Den Hals reckend erkennt Reska weiter oben oder ferner in gleicher Höhe nur allerlei undefinierbarer Krimskrams, sowie eine Laute mit dreieckigem Resonanzkörper.
Eine Balalaika? Hier? Für einen Moment wird die bepezlte Gestalt doch einmal von Heimweh überschwemmt, welches sie nur mit tiefem Durchatmen beiseitedrängen kann. Ein wenig verschwimmt das nunmehr unverfolgte Geschnatter der Damen am Tresen mit den schwungvollen Klängen in Reskas Erinnerungen.
Soeben will Reska aufstehen, um mehr erkennen zu können, als das Gelächter in Verbindung mit gehäuftem Fallen des Begriffs 'Zimmer' das Gespräch am Tresen wieder ins Zentrum der Aufmerksamkeit rückt. Anscheinend wird dort gerade mit der Belegung umgeplant. Ob solches jedoch Urszula ebenfalls zu einem Umzug bewegen vermag, ist wohl weniger wahrscheinlich. Was soll's! Bislang ging es ja auch immer irgendwie.
Auf der Reise mit Urszula ist das Alleinsein schon fast ein wenig in Vergessenheit geraten. Wie schnell man doch manche Dinge verlernt! So allein am Tisch vermag Reska die angeregte Unterhaltung am Tresen schwerlich erneut zu ignorieren und möchte es eigentlich auch gar nicht. Warum nicht einfach eine gebotene Pause nutzen und mit dem füllen, wonach einem der Sinn steht! Auch wenn das aus irgend jemandes Sicht vielleicht unhöflich sein mag.
Kinn und Wange landen wieder in einer Handstütze. Der Kopf ist nicht direkt zur Theke ausgerichtet, aber einem Beobachter bestünde kaum Zweifel, wohin Reska hauptsächlich blickt. Ist es nur die Langeweile? So ganz ist sich die einsame Person selbst nicht gewiss darüber. Allzu lange hat sie dieses neue Leben geführt. Aber war das alte denn so viel anders? Nicht wirklich.
RB
"Natürlich interessiert mich, um zur Ehrlichkeit vom Anfang zurückzukommen, das Thema des Geschlechts, weil ich einfach neugierig bin. Aber da wir uns kaum kennen, scheint es mir zum jetzigen Zeitpunkt nicht angemessen, danach zu fragen. Deshalb ging es mir in erster Linie um die grammatikalische Frage. Da ihr für Euch selbst Pronomina bevorzugt, die nicht sofort - sagen wir offensichtlich sind, es sei denn, man lernt Euch zunächst schriftlich kennen, interessiert mich, ob sich das auf Eure Person beschränkt oder ob Ihr auch in anderen Zusammenhängen Pronomina verwendet, die, wie Ihr so schön sagtet, dem 'normalen'" - sie imitiert seine Geste, hebt die Hände und knickt die Zeige- und Mittelfinger zweimal ab - "Sprachgebrauch entgegenstehen. Und ich wüßte gerne, was Ihr von meiner Marotte haltet, manchmal feminine statt der üblichen maskulinen Pronomina für gemischte Gruppen zu verwenden."
JuR
Die Ratlosigkeit in den dunklen Augen mit den langen Wimpern vertieft sich. Avessandro braucht ein
paar Momente, um seine Gedanken zu sortieren.
"Also, zur Frage des Geschlechts: Unabhängig von dem, was für andere offensichtlich oder nicht offensichtlich zu sein scheint, bin ich ein Mann, und die Wahl der Pronomina für meine Person betrachte ich als eindeutig und selbsterklärend. Privat bemühe ich mich um einen achtsamen Umgang mit Sprache, bin jedoch im Großen und Ganzen recht pragmatisch, was das angeht. Es ist vielleicht ein wenig wie mit Kleidung. Ich achte grundsätzlich darauf, sie der Umgebung und deren Bedingungen anzupassen, bevorzuge in diesem Rahmen jedoch, was mir bequem und zweckmäßig erscheint, ohne mir letztlich allzu viele Gedanken bezüglich der Auswahl zu machen." Dabei streichen seine Hände über die schlichte Wolltunika, die er trägt.
"Allerdings habe ich große Achtung vor Menschen, die es - sei es durch Kleidung, sei es durch Worte - verstehen, eine Auswahl zu treffen, die über reine Zweckmäßigkeit und Bequemlichkeit hinaus geht. Menschen, die es verstehen, sich selbst darüber auszudrücken oder andere Menschen dazu bringen, über scheinbare Selbstverständlichkeiten wie Pronomina nachzudenken. Und als Schriftsteller, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Erinnerungen schriftlich festzuhalten, bemühe ich mich, diese Besonderheiten wahrzunehmen und in meine Niederschrift einfließen zu lassen."
Nun wird sein Blick wieder fragend: "Habe ich damit beantwortet, wonach Ihr mich fragen wolltet?"
RB
"In der Tat, euer Umgang mit Sprache war ja einer der Gründe, der mich bewog, euch anzuschreiben", ignoriert Jana seine letzte Frage, "und so, wie es aussieht, werden wir wohl auch genug Gelegenheit haben, uns ungestört zu unterhalten und Platz genug. Ich habe einige Unterlagen mitgebracht, die in das Werk einfließen sollen." Sie deutet auf ihre Reisekiste, die in der Nähe der Tür steht.
Daneben steht immer noch ohne sich zu rühren der Kutscher, um den herum sich ein Ring auf dem Boden bildet, als der Schnee auf seinem Mantel schmilzt und zu Boden tropft. Sein Blick ist Richtung Theke gewandt, aber unter der Kapuze ist vom Gesicht nichts zu erkennen.
OHH
Erst verzögert bemerkt Reska, dass es drüben am Tresen wohl um Geschlechter und den Umgang mit denselben geht. Nun muss also doch aufmerksam gelauscht werden. Was für ein eigenartiger Nachmittag! Mokoschas Flüge sind wundersam.
Sprachliche Gegebenheiten und Gewohnheiten rücken für Momente bei den beiden Frauen an der Theke in den Vordergrund. Tatsächlich wird solches nicht von jedem Volke gleich gelöst. Dass das hübsche Fräulein in Brauntönen sich aber nicht nur das männliche Geschlecht wünscht, wie es vorhin klang, sondern dieses tatsächlich für sich beansprucht, überrascht dann allerdings sehr. Ob es jedoch wirklich so selbstsicher ist, wie es sich gibt?
Allerdings sind die beiden schon wieder beim nächsten Thema, welches sich Reska noch nicht recht erschließen will. Werk?
Die Bewegung des jüngsten Gastes macht Reska auf den bislang übersehenen nahegleich regungslosen Wagenlenker aufmerksam. Wie ein Geist aus dem Nichts steht er da, dass Reska im ersten buchstäblichen Augenblick ein klein wenig zusammenzuckt. Unheimlich. Im zweiten Überdenken hingegen vielleicht auch irgendwie bemitleidenswert.
AB
In lansamen Schritten und darauf achtend, dass man dieselben auf den Treppenstufen gut vernehmen kann, steigt Urszula die Treppe zum Schankraum hinab. Den weiten Rock hält sie dabei mit der linken Hand elegant geschürzt, um ja nicht in die Gefahr zu kommen, hineinzuterten und wohlmöglich die Treppe hinabzustolpern. Mit der rechten Hand hält sie das Schultertuch vor der Brust zusammen, etwaige tiefere Einblicke darunter vorerst verbergend.
Mit einem unschuldigen Lächeln auf den roten Lippen und mit neugierig umherblickenden Blauaugen erreicht die Freiin das Fußende der Treppe. Dort hält sie inne und schaut sich suchend um - dabei die Gelegenheit nutzend, den neuen Gast möglichst unbemerkt in Augenschein zu nehmen. Anscheinend hat sie die am großen Tisch sitzende Norbardin noch nicht erspäht... oder absichtlich übersehen?
JuR
Avessandros Blick bewegt sich nur rasch und beiläufig zur Kiste und der dort stehenden Gestalt und kehrt dann zu Signora Jana zurück.
"Signora Jana", setzt er an, und seine Stimme klingt behutsam und sanft, "als ich gerade davon sprach, ein Mann zu sein, hatte ich den Eindruck, dass Ihr Euch nicht wohl damit fühltet. Habe ich das korrakt wahrgenommen? Und liegt es daran, dass Euch die Bestimmtheit meiner Antwort erschreckt hat, oder ist da etwas anderes?"
Er sieht sie fragend an und erklärt weiter: "Es ist mir sehr wichtig, dass die Menschen, mit denen ich in Kooperation arbeite, nicht nur mit meinem Schreibstil einverstanden sind, sondern
auch mit mir als Person."
OHH
Kaum, dass die Freiin die Treppe herabgleitet, ist der Kutscher schon wieder vergessen. Auch sie beschäftigt sich mit den beiden Frauen am Tresen - oder dem Paar oder wie auch immer. Dieser weibliche Mann hat etwas Verwirrendes für Reska, jedoch auch etwas Faszinierendes. Für ein abschließendes Urteil ist es allerdings noch viel zu früh - vielleicht Tage oder Jahre, denn wann kennt und begreift man denn schon einen Menschen? Man lernt sich selbst in manchen Belangen ja erst über längere Zeit wirklich kennen.
Wie heiß es hier drinnen ist! Eilig wirft Reska den Pelzmantel ab und läßt ihn wie ein Sitzpolster nach hinten über die Stuhllehne fallen. Der längst entstandene Schweiß sorgt für ein kurzzeitiges Frösteln. Vielleicht nicht nur er allein.
AB
Vernehmbar setzt die Bornländerin den letzten Schritt von der Treppe auf den Boden des Gastraumes, auf das die beiden im Gespräch vertieften an der Theke nicht von ihrem Erscheinen überrascht werden.
MvZ
Ein kalter Luftzug geht durch die Wirtsstube, als die Tür geöffnet wird und eine Gestalt von knapp acht Spann Größe den Raum betritt. Im ersten Moment mag man wegen des zotteligen, schneebedeckten Fells an einen Bären denken. Der aufrechte Gang und insbesondere der kurze Speer, den die Gestalt wie einen Wanderstab hält, sprechen dann doch eher für einen neuen Gast.
Nachdem sich die Gestalt, deren Gesicht unter der Kapuze zunächst nicht zu erkennen ist, kurz in der Stube umgesehen hat, lehnt sie den Speer an die Wand und schließt die Tür. Während sie sich den Weg um den Kutscher und die Reisekiste herum zur Theke bahnt, zieht sie mit beiden Händen ihre Kapuze nach hinten vom Kopf. Der hierdurch herabfallende Schnee landet knapp neben dem Kutscher auf dem Boden.
Unter der Kapuze kommt das unspektakuläre Gesicht einer hageren Frau um die 40 zum Vorschein.
OHH
Ein buchstäblicher Auftritt von Urszula lässt Reskas Blick leicht zu ihr hinüberzucken, bevor er zu dem neuen Gast hinüberwandert. Ganz ähnlich sahen sie und andere Besucher dieses Hauses vor kurzem auch noch aus. Unwillkürlich folgt die Aufmerksamkeit Reskas dem neuen Reiz Richtung Tresen, wohin sie eh zurückzukehren beabsichtigte.
RB
Jana ignoriert die neu Eingetretenen; das hier ist jetzt wichtig. Unwillkürlich hebt sie eine Hand, als wolle sie der Welt sagen: 'Einen Moment noch.'
"Ihr habt meine Regung korrekt wahrgenommen, Dom Avessandro. Der Grund dafür war allerdings ein anderer. Die Bestimmtheit eurer Antwort ließ mich vermuten, dass ich euch beleidigt oder verletzt hätte, was mir leid täte."
Sie bemerkt die erhobene Hand und lässt sie wieder sinken. Gleichzeitig tritt Jana etwas näher an ihren Gesprächspartner heran, um leise und intensiv auf ihn einzureden. Im weitern Verlauf deutet sie mit dem Kopf auf die sich nähernden Personen.
AB
Ungeniert und unaufhaltsam steuert Urszula zielsicher auf die kleine Gruppe an der Theke zu. Nicht zu schnell, um das Gespräch nicht abzubrechen, aber doch schnell genug, um den beiden dort Stehenden keine Gelegenheit zu geben, sich zu entfernen.
Freudestrahlend und ohne darauf zu warten, ob Avessandro sie ansieht,
plappert sie drauflos. "Oh, Eure Verabredung ist bereits eingetroffen, Herr Avessandro! Dann seid Ihr jetzt mit Sicherheit sehr beschäftigt. Und der Capitano ist auch schon gegangen, wie ich sehe. Na, ich will dann mal nicht weiter stören. Aber Zeit für eine Vorstellung muss sein, sonst gelten wir noch als unhöflich, und das wollen wir nicht, oder?"
JuR
Als Signora Jana näher an ihn herantritt und ihm gewissermaßen hinter vorgehaltener Hand erzählt, was man über ihn hinter vorgehaltener Hand erzählt, erstarrt Avessandro. Da ist plötzlich Urszula bei ihnen. Wie ein Sturzregen auf offenem Feld prasseln ihre Worte auf ihn ein, und obgleich es nicht seine Absicht war, Leranos Beispiel zu folgen, kann er im Augenblick gar nicht anders, als sie sprachlos anzusehen.
Das heißt, er sieht sie zwei, drei Herzschläge sprachlos an. Als sich Urszula dann Signora Jana zuwendet und gewissermaßen den Bann bricht, flieht der Blick der in eine wollhelle Tunika und eine schlichte braune Hose gekleideten Frauengestalt mit dem zündholzkurzen Haar und den dunklen Augen zu der eben in den Schankraum getretenen Person, die gerade ihre Kapuze zurückzieht.
MvZ
Die Frau im Fellmantel legt sie den Kopf leicht schief, und schaut die Leute an der Theke reihum an, während sie langsam, jedes Wort sorgfältig aussprechend ansetzt: "Travia zum Gruße! Mein Name ist Zaünin." Und an Jana gewandt: "Seid Ihr die Wirtsfrau?"
RB
Als jene Jana als Wirtsfrau anspricht, bricht sie in helles Lachen aus. Ein kurzer Seitenblick zu Avessandro bestätigt, dass er mit der Situation überfordert ist, also tritt die Signora einen halben Schritt von ihm weg und nimmt die Sache einfach selbst in die Hand oder vielmehr den Mund:
"Rahja zum Gruße", erwidert sie in die Runde. Mehr in Richtung der Pelzträgerin fährt sie fort: "Die Wirtsfrau bin ich nicht, da muss ich Euch leider enttäuschen, auch wenn ich Euch herzlich willkommenheiße. Der Wirt scheint gerade schwer beschäftigt zu sein; ich habe ihn selbst noch nicht zu Gesicht bekommen." Während der folgenden Worte wendet sie sich mehr der Kleidträgerin zu: "Der Capitano scheint ihm dabei zu helfen, von ihm konnte ich immerhin noch einen Blick erhaschen. Das gibt uns alle Zeit, die wir für eine Vorstellung brauchen. Ich bin Signora Alrike Rahjana D'Aminovitch. Sehr erfreut, eure Bekanntschaft zu machen, Domna Zaünin", hierbei hat sie sich wieder der Angesprochenen zugewandt und jetzt zurück, "und auch die Eure, Domna..." bereitet sie das Feld für die Vorstellung der Blonden, wobei sie wie ein Spiegel zurücklächelt.
JuR
Avessandro hält seinen Ausbruch an Heiterkeit mit Mühe zurück, und es bleibt bei einem Zucken um seine Mundwinkel. Die Fremde sieht er weiterhin freundlich an.
AB
Aufmerksam folgt die Bornländerin der Vorstellung der dunkelhaarigen Schönen im weißen Pelz, ihr dabei in strahlend zur Schau gestelltem Liebreiz und Heiterkeit nicht nachstehend. Die Feldbereitung der Signora nimmt sie gerne an und entgegnet, nachdem sie Zäunin grüßend zugenickt hat: "Urszula Freiin Panemareiken zu Niedernebensjepengurken, das liegt zwischen Niedersje... " Hier unterbricht sie sich und blickt Jana beinahe entschuldigend an. "Aber was rede ich, das ist Euch doch mit Sicherheit bekannt, Frau D'Aminovitch. Schön dass es Euch bei diesem Firunswetter in eben dieses Gasthaus verschlagen hat, da ergibt sich ja vielleicht später die Gelegenheit für einen kleinen Plausch. Obwohl, wenn ich Herrn Avessandro vorhin recht verstanden habe, habt Ihr dafür wahrscheinlich gar keine Zeit. Wie es auch sei, Ihr wäret für einen Tee oder ein Würzbier an meinem Tisch jederzeit willkommen."
Sie deutet mit der rechten Hand einladend auf den großen Tisch mit der dort sitzenden Norbardin. Dadurch fällt das wollene Schultertuch auseinander und gestattet jedem der Umstehenden einen großzügigen Blick auf das wohlgefüllte und appetitliche Dekolleté.
MvZ
Zaünin verfolgt das Gespräch der anderen, die sie um einen halben bis ganzen Kopf überragen, ohne sich vom Fleck zu rühren oder eine Mine zu verziehen. Auch beim Heiterkeitsausbruch der Signora zeigt sie keine Regung. Ihr Blick wandert lediglich von einer Sprechenden zur nächsten. Es tut gut, mal nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen und einfach nur in einem Kreis von Menschen zu stehen, die sich unterhalten.
OHH
Was für ein wunderliches Schauspiel sich Reska da bietet! Durchaus geeignet, hier und dort wenngleich etwas verunsichert zu schmunzeln, aber so recht ist diesbezüglich kein Überblick zu gewinnen. Urszula ist jedenfalls offenkundig ganz in ihrem Element. Nanu, will sie was? Nein, wohl nicht.
RB
"Tatsächlich ein schöner Zufall, der mir erlaubt, euch kennenzulernen, Domna Panemareiken. Bei dem heutigen Wetter könnt Ihr Euch bestimmt wie zuhause in Niedernebensjepengurken“, sie ahmt den bornischen Dialekt der Domna bei der Aussprache des Namens nach und findet eine Art Melodie darin, „fühlen. Leider bin ich mit der Derographie Niedernebensjepensgurkens“, ja, da ist eindeutig eine Melodie drin, „nicht ganz vertraut. Aber ich bin gespannt, mehr davon zu erfahren, wenn ich Eure Einladung zum Tee annehme. So wie auch von Eurer Reise, die Euch so weit in den Südwesten verschlagen hat. Zuvor würde ich nur gerne mein Zimmer beziehen und mich etwas frischmachen. Das könnt Ihr sicherlich nachvollziehen.“, bittet die Signora die Freiin lächelnd, schließlich hat jene es schon vorvollzogen. Jana beginnt mit dem Frischmachen, indem sie endlich den obersten Knopf ihres Mantels öffnet und den lavendelfarbenen Kragen ihres hochgeschlossenen Kleides enthüllt.
AB
Urszula stutzt kurz, als Jana ihre Sprachmelodie nachahmt, um dann in ein entzücktes Lachen auszubrechen und die Hände vor der Brust zusammenzuschlagen. Es fällt der Freiin erkennbar schwer, die Signora zuende sprechen zu lassen, aber sie hält sich zurück.
Als diese dann mit der Bitte um Nachsicht für eine Verzögerung des gemeinsamen Teetrinkens endet, legt ihr Urszula beschwichtigend die Hand auf den noch immer von Fell bedeckten Arm. "Ich bitte Euch, Frau D'Aminovitch, macht Euch keine Umstände. Nehmt Euch all die Zeit, die Ihr benötigt - so eine Reise in der Kutsche kann äußerst ermüdend sein. Und diese Enge, einfach tödlich für die Garderobe. Obwohl ich sagen muss, dass man Euch die Reise so gut wie gar nicht ansieht. Ein wirklich schöner Mantel übrigens, da würde mein Vater Augen machen. Ebenso wie über Euer geübtes Ohr, was Sprache und Mundarten angeht."
Urszula nimmt die Hand wieder herunter und tritt einen Schritt beiseite, gewissermaßen den Weg zur Treppe freimachend. Dadurch kommt sie nahe bei Zaünin zu stehen.
"Es wird mir ein Vergnügen sein, Euch bei einer Tasse Tee und ein wenig Honigkuchen über meine Reise zu berichten. Wann immer Ihr bereit seid", verabschiedet sich die Bornländerin mit einem leichten Neigen des Kopfes von der Signora.
MvZ
Zaünins Blick wechselt zwischen den redenden Damen und dem Treiben an der Treppe zum Keller hin und her. Dabei greift sie einmal kurz mit der linken Hand in den rechten Ärmel ihres Mantels und zieht sie kurz darauf wieder heraus.
OHH
Herrje, die Freiin ist ja nun ganz in ihrem Element und scheint das andere Fräulein ähnlichen Gemüts an den Tisch zu bestellen. Das kann was werden!
Kurz schweift Reskas Blick auch zu dem Gerumpel an der Kellertreppe. Offenbar schafft man dort soeben etwas Größeres herauf. Auch nicht weiter spannend.
Wie seltsam! Reskas Gedanken können doch kaum zwei Minuten abgeschweift sein, da ist bereits eine weitere Frau wie aus dem Nichts aufgetaucht - anscheinend eine jüngst kampferprobte Schwertfrau, der Verletzung und den raschen Bewegungen nach zu schließen. Letztere bürgen allerdings auch dafür, dass es so schlimm nicht sein kann.
Zur Abwechslung könnte Reska das Kinn ja mal in die andere Hand stützen. Gedacht, getan. Unwillkürlich öffnet sich der Mund weithin sichtbar für ein herzhaftes Gähnen.
Ein Ast also. Ja, nach Waffen über einen Knüppel hinaus sieht das auch nicht unbedingt aus, soweit es Reska aus der Ferne und im Halbdunkel des künstlich beleuchteten Schankraumes beurteilen kann. Insgesamt zerstreut sich die eben noch so angewachsene Gesellschaft zu einem Teile an den Tisch bei der Tür oder den Raum dazwischen, verbleibt am Tresen oder verschwindet verwunderlicherweise im Keller. Wenn man so wenig spricht, gehört das Beobachten zu einer Hauptbeschäftigung. Solches bedeutet nicht, dass man auch an allem Interesse verspürt, aber ein zierlicher männlicher Gast weiblichen Geschlechts, der mit dem Untergeschoss einen eher intimeren Bereich des Gasthauses aufsucht, erregt schon ein klein wenig Aufmerksamkeit.
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Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan
Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2019