Erst einmal ankommen

Verfasser: Astrid Brandt, Oliver H. Herde und andere

AB

Schweigend und nur vom Knirschen der Schritte im Schnee begleitet umrunden Alrik und Ninoschka die Hausecke und erreichten so den Hof des Ebers. Sowohl die schon erwähnte Stalltür - derzeit geschlossen - als auch der Unterstand sind nun gut in Augenschein zu nehmen. Der Knecht wendet sich nach der Elchreiterein um. "Was meint Ihr, sollen wir es versuchen?" Er deutet mit dem Kopf auf die doppelflügelige Stalltür.

OHH

Wie schon gedacht, mag selbst ein rauheste Winter gewohnter Elch aus dem Norden solch ein Dach über dem Kopf vorziehen, welches von allen Seiten von Wänden getragen wird, wenn ein Sturm im Anflug ist. Letzteres scheint Reska ebenfalls gesichert, also gibt es als Antwort wieder ein eifriges, freudiges Nicken. Zugleich wird das Tier etwas dichter hinangeführt.

AB

Inzwischen ist Alrik mit der Theskalerstute vor der Stalltür angekommen. Sich erinnernd, dass diese gerade eben noch lammfromm stehengeblieben war, als er die Zügel aus der Hand gegeben hat, lässt er diese erneut los. "Du bleibst doch wieder stehen, nicht wahr?" murmelt er leise ehe er sich daran macht, die beiden Flügel der Stalltür zu öffnen.
Ninoschka macht artig keine Anstalten abzuwandern, im Gegenteil. Geduldig wartet sie ab, was der Knecht wohl als nächstes mit ihr vorhat.
Aus der geöffneten Stalltür schlägt eine warme Wolke von Heuduft und Geborgenheit hinaus in die kalte Winterluft. Rasch ist Alrik zurück und führt die Stute in den Stall. Zu Reska gewandt meint er: "Vertragen sich die beiden? Dann könnten sie nebeneinander stehen. Der Elch am Besten gleich neben die Tür hier, da hat er am meisten Platz für das Geweih." Arlik klopft im Vorbeigehen an die Wand des Stellplatzes. Ninoschka hingegen wird in die benachbarte Box gebracht.

OHH

Wieder nickt Reska lediglich als Antwort. Solche Ja-Nein-Fragen machen es leicht, die Stimme zu schonen. Entsprechend wird der Elch gleich hinterhergeführt, jedoch scheut jener zunächst nicht allein das Dunkel, sondern vor allem die Enge. Tatsächlich muss er den Kopf etwas schieflegen, um sein Geweih durch das Stalltor zu bekommen. Da fragt sich Reska dann doch, ob der Unterstand nicht klüger gewesen wäre. Aber wenn es noch ein Unwetter geben sollte, ist er hier gemütlicher aufgehoben.
Zum Glück sind die Trennwände nicht bis zur Decke gezogen, und es gibt auch keine Stützbalken. Dann könnte man gleich aufgeben und Mokosch rückwärts wieder hinausschieben. Oben zwischen den beiden zu belegenden Stellplätzen gibt es sogar ein Fenster, welches bei milderer Witterung Licht hereinlassen könnte. Gegenwärtig ist der Laden naheliegend geschlossen.
Noch einmal klopft Reska dem Reittier beruhigend auf die Flanke und versucht ein ebenso beschwichtigendes Brummen hinzu, welches aber nicht auf Anhieb in Gang kommen möchte, also wird es abgebrochen.

AB

Der Knecht beschäftigt sich erst einmal ausgiebig mit der Theskalerin: abreiben und bürsten. Ninoschka scheint die Prozedur zu genießen, denn die Stute steht entspannt mit einem angeknickten Bein und hat die Augen halb geschlossen.
Ab und zu äugt Alrik hinüber in die Nachbarbox, hin zu dem außergewöhnlichen Gast. Ob der wohl nachher auch so friedlich sein wird?

OHH

Jener Besucher scheint erst einmal verwundert darüber, wo man ihn diesmal abgestellt hat. In langsamen Bewegungen wendet er den riesigen Schädel leicht hin und her. Viel zu sehen bekommt er so dicht an der Außenwand stehend freilich nicht.
Unter seinem muskulösen Hals blitzen kurz Augen hervor. War das eben ein Schmunzeln?

AB

Sehr vorsichtig und unter viel gutem Zureden nähert sich der Knecht mit einem Wasser und einem Eimer Futter. Innerlich sendet er ein Gebet zu den Zwölfen, dass der Elch ihn unbeschadet lässt.

OHH

Ja, es ist ein Schmunzeln, welches nun von der Hinterseite des ruhig stehenden Tieres her den Knecht empfängt. "Keine Furcht", versucht eine helle Stimme zu ermutigen. "Mokosch beißt normalerweise nicht." Manchmal muss man eben doch lange Monologe halten. "Kann ich euch allein lassen?" Dabei streichelt Reska nun noch einmal die Hinterflanke des Elches, der sich das offenbar gern gefallen lässt.

AB

Alrik zuckt ein wenig zusammen, als ihn die bis dahin schweigsame Reiterin des Elches anspricht. Er hatte sie ehrlich gesagt schon ganz vergessen.
"Ja, natürlich", beeilt er sich, zu versichern. Nur, um vorsichthalber nachzufragen: "Was frisst Mokosch denn? Auch Heu wie die anderen?"

OHH

Der norbardische Gast nimmt es dem Knecht nicht übel, übersehen oder vergessen worden zu sein; im Gegenteil, gehört dies doch wohlbedacht meistens zur allgemeinen Strategie.
Ach ja, die Nahrungsaufnahme. Darum muss sich Reska für Mokosch eigentlich erst bisweilen kümmern, seit sie so oft mit Urszula in Gasthäusern weilen. Jetzt im Winter ist er eh nicht viel gewohnt. Da der Knecht wohl eher keine jungen Baumtriebe oder Wasserpflanzen im Stall vorrätig haben wird, erwidert Reska mit einem ruhigen Ausdruck: "Notfalls." Die zweite Silbe klingt dabei etwas höher als die erste.
Kopf und Rumpf ziehen sich langsam zurück, richten sich auf und bereiten sich offenbar zum Abwenden vor.

AB

Notfalls, was meint sie denn jetzt damit? Während der Knecht noch nachgrübelt, beginnt Reska, sich zurückzuziehen. Rasch, ehe sie dem Stall entschwindet, fragt Alrik noch einmal nach: "Also, Heu ist in Ordnung, ja?" Nur um etwas kleinlaut hinzuzufügen: "Was anderes hab ich eh nicht."

OHH

Eigentlich könnte man hier mit vielen Worten gut noch einmal die Stimme üben und dem Knecht lange Vorträge über die Fressgewohnheiten von Elchen halten. Aber wie er schon sagt: Er hat eh nichts anderes - wozu also! Reska nickt nur nochmals mit einem beruhigenden Lächeln. Heu ist besser als nichts, und nichts ist das, was man als Elch so zur Winterzeit eh erwartet.
Kurz darauf schlüpft die hochgewachsene Gestalt, deren Mütze sie noch vergrößert, zum Stalltor wieder hinaus, selbiges sogleich sorgsam hinter sich schließend.
Dann wendet sie sich auch sogleich wieder der Straße zu. Auch wenn man Schnee und Kälte hinreichend gewöhnt ist, muss man sie deswegen noch lange nicht einer warmen Wirtsstube vorziehen.
Mit Knecht und Elch wird es schon seine Wege gehen, daran verschwendet Reska keinen Gedanken mehr. Statt dessen eilen die Gedanken voraus und hinein, wo Urszula und eine unkalkulierbare Anzahl an Bewohnern und Gästen auf eine wenig redefreudige Norbardin warten. Besser, der Hals wird noch einmal freigeräuspert! "Ein paar Worte können auch nicht schaden", fügt Reska für sich selbst und um der Gewöhnung willen an. Wie gut, dass gerade niemand in Hörweite ist!
Dennoch wird bei diesem eigentlich fröhlichen Gedanken Misstrauen geweckt, woraufhin Reska doch ein paar unwillkürliche kontrollierende Blicke umherwirft. Nichts als leere Hauswände von Stall und Unterstand, drüben ein paar offenkundig schon recht alte Baumstümpfe von nicht sonderlich alt gewordenen Stämmen. Kein Mensch, nicht einmal Tiere scheinen im näheren Umfeld noch unterwegs. Die werden schon wissen warum.
Wieder zügiger, biegt die in ihren Pelzen fast so sehr wie das vermeintliche gestürzte Fräulein vorhin untergehende Person um die Hausecke und hält auf den Grünen Eber zu: das Schild, welches über dem Eingange prangt und leicht im Winde pendelnd leise quietscht. Welche Farbe mag das Metall einmal gehabt haben, bevor es derartig beschlug? Aber Reska will das Ding ja nicht kaufen oder verkaufen.
Handelsgeschäfte... Sie - oder besser, deren Vermeidung - sind letztlich einer der beiden Gründe, hier zu sein. Was für ein im Grunde vollkommen verrücktes Leben! Dennoch soll es ruhig weiter so bleiben, auch hier in der Ferne. Es hat seinen ganz speziellen Reiz.
In Reichweite der Türklinke angelangt, wird diese nach kurzem Durchatmen und einem letzten diesmal verhaltenen Räuspern ergriffen und betätigt.
Es wird auch höchste Zeit, hat es doch von Reska bis eben unbemerkt schon wieder angefangen zu schneien. Nicht, dass die paar Flocken bereits gefährlich würden, aber da kommt gewiss bald mehr.
Drinnen im Halbdunkel der Kerzen und Öllampen muss man sich dennoch nicht besonders anstrengen, die Leiterin dieser seltsamen Reise zu finden - es sind ja kaum Leute vorhanden. Mit Ausnahme des Wirtes am Tresen hat Reska sie allesamt bereits draußen kennengelernt. Wobei kennen wohl arg hoch gegriffen ist. Insbesondere über den angezweifelten Knecht gibt es auf den ersten Blick allerlei Neues zu erkennen: Der prächtige Uniformrock verrät eine hohe Stellung, mutmaßlich zur See. Wie das hübsche Mädchen ihn anhimmelt! Nun ja, sicherlich ein Stück weit verständlich, aber auch irgendwie ganz schön... rasch.
Fiel drüben nach den üblich reichlichen Worten Urszulas der eigene Name? Mit hochgezogenen Brauen schaut Reska wiederum zum Tresen und lässt etwas verzögert die Füße dem Blicke folgen. Das riecht schon wieder nach irgendeiner Aufgabe. Mit solchem Ungemach muss man wohl rechnen, wenn man im Lohne steht.
Ein Mundwinkel zuckt belustigt, dann ist Reska auch schon beim Fräulein von und zu sowie dem hinter dem Tresen stehenden Wirte angelangt und fragt in alter Gewohnheit mit den Augen statt dem Munde, was Sache sei. Ob wohl schon alles belegt ist? Die kaum besetzten Tische sprechen eher dagegen.

AB

"Ah, Reska, gut dass du kommst. Wir haben ein Zimmer - bislang noch für uns allein, aber das kann sich noch ändern - und ich würde mich gern umziehen gehen. Trägst du mir meine Satteltaschen aufs Zimmer? Ich nehme dann die Kleiderrolle gleich mit hinauf."
All das ist mehr eine Mitteilung als eine Aufforderung zum Gespräch. Mag sein, dass es so Urszulas Art ist, kann aber auch sein, dass es an der mittlerweile gewohnten Schweigsamkeit der Norbardin liegt. Jedenfalls ist Urszula bereits ein paar Schritte von der Theke hinüber zu dem Tisch mit ihrem Gepäck gegangen.
Jetzt hält sie allerdings nochmal inne. "Zu Essen und Trinken habe ich noch nichts bestellt, und einen Tisch müssten wir uns auch noch aussuchen. Nicht direkt an der Tür, das zieht zu sehr. Such dir doch einen Platz aus, ich brauche nicht lange."
Der Blick der Freiin wandert dabei wie zufaellig beim Umwenden auch über die beiden im Gespräch vetieften Gestalten am Kamintisch. Entspannt wirken die Herrschaften nicht.

NW

Noch während Tesden der neu hinzutretenden Person - das muss wohl die von dem Fräulein erwähnte Reska sein - zunickt, plaudert die Freiin bereits munter weiter und enthebt so den Wirt einer weiteren Erwiderung.

OHH

EIN Zimmer? Irgendwo gab es da ein Missverständnis - zu befürchtender Weise bei Reska. Aus der Traum vom Einzelzimmer! Wäre ja auch mal allzu bequem gewesen. Was soll's! Besser als ein Schlafsaal ist es allemal. Da muss man nur auf eine Person und ihre Blicke achten, nicht auf viele.
Gehört es hingegen zu Urszulas Masche oder ist es ein tatsächliches Versehen, wenn die Aufgabe, etwas hochzutragen, dem Tischaussuchen etwas widerspricht? Es ist wohl nicht gleichzeitig gemeint, sondern in dieser Reihenfolge. Vermutlich wird die Freiin etwas länger brauchen als das Gepäckabladen benötigt.
Zugleich geht aus den Anweisungen hervor, dass man nicht bei den anderen beiden Gästen sitzt. Dies mag Reskas Situation einerseits erleichtern, andererseits ist es auch ein wenig schade. Die beiden scheinen in ein durchaus belauschenswertes Gespräch vertieft zu sein. Wie war das? Das Fräulein möchte ein Junge sein? Auf dem Wege zu den Satteltaschen zucken Reskas Brauen empor. Welch ein eigenartiger Zufall!

AB

Die Bornländerin hat inzwischen den Tisch neben der Tür erreicht und die dort abgelegte Lederrolle an sich genommen. Als sie sich umdreht, um den Schritt hinüber zur Treppe zu lenken, kann sie nicht umhin, die emporzuckenden Augenbrauen ihrer Begleitung zu bemerken. Die Worte am Kamitisch konnte sie nicht verstehen, doch liegt die Vermutung nahe, dass Reskas Reaktion damit zu tun hat. Nun, das wird sich vielleicht bei einem Glas Würzbier später in Erfahrung bringen lassen.
Mit unbedarftem Gesichtsausdruck nickt Urszula der Norbardin zu und steuert ohne weitere Worte auf die nach oben führende Treppe zu.

OHH

Was schaut Urszula schon wieder so verdächtig drein? Dieser Blick lässt Reska inzwischen stets irgendeinen Hintergedanken bei Urszula wittern. Was das jeweils sei, und ob das überhaupt so stimmt, verbleibt natürlich in aller Regel im Dunklen.
Ist ja auch völlig egal. Das edle Fräulein bezahlt, also muss man sich mit den Allüren zufriedengeben. Immerhin ist das hier kein schlechter Dienst, und die erreichte Entfernung ist so grandios, dass es fast schon übertrieben erscheint.
Mit den über die Schulter geworfenen Satteltaschen folgt Reska dem blonden Goldesel. Packesel hinter Goldesel, genau besehen. Reska schmunzelt in sich hinein.

AB

Langsam einen Fuß vor den anderen setzend, beginnt die Bornländerin die Treppe emporzusteigen. Doch in Gedanken ist sie noch immer bei der soeben beobachtetn Szene. Diese schweigsame Norbardin ist ihr - obwohl sie schon eine ganze Weile gemeinsam reisen - noch immer ein Rätsel.
Kaum dass sie die Zähne für mehr als das Allernötigste auseinanderbringt, geschweige denn dass Urszula in der Lage gewesen wäre, irgend etwas Persönliches über Reska zu erfahren. Und wenn sie dann doch einmal den Mund auftut, ist man immer wieder erstaunt welch eine Vielzahl an fremden Zungen diese geheimnisvolle Frau beherrscht.
Unmerklich beginnt die Aufwärtsbewegung, sich zu verlangsamen. Geheimnise, Rätsel - all das sind Dinge, die Urszula partout nicht ausstehen kann und die sie immer und immer wieder zu Höchstleistungen antreiben. Lästerhafte Zeitgenossen würden sie deswegen als 'neugierig' beschreiben; Urszula selbst bevorzugt den Begriff 'interessiert'. Die klaren blauen Augen beginnen sich leicht zusammenzuziehen, und über der Nase bildet sich eine Steilfalte des Nachdenkens. Wie es angehen, dass Reska ihr Geheimnis lüftet? Ob sich der Umstand, dass dieses Mann-Fräulein heute im selben Gasthaus abgestiegen ist, irgendwie nutzen lässt? Und wäre es vielleicht daher angebracht, sich nachher doch lieber in Hörweite der beiden am Kamintisch zu platzieren? Am Besten so, dass Reska diesen Dom Avessandro sehen und hören kann?
Inzwischen ist der Aufstieg Urszulas vollständing zum Stillstand gekommen. Etwa in der Mitte Treppe stehend, wendet sie sich zu der nachfolgenden Norbardin um. "Ich hab es mir anders überlget. Wir sollten nachher doch lieber so nah wie möglich am Kamin sitzen. Es wird sicherlich noch kälter heute Abend. War da noch ein anderer Tisch außer dem, wo die beiden Herren... Damen... also die beiden anderen sitzen?"

OHH

Du meine Güte; die hohe Dame wird doch nicht ernsthaft Zahl und Position der Tische schon wieder vergessen haben? Was bezweckt sie nun schon wieder?
Dennoch verwehrt sich Reska nicht, über die gestellte Frage nachzusinnen. Mit Ausnahme des hinteren Ecktisches und des halb besetzten Kamintisches selbst standen wohl alle ziemlich gleich weit von der behaglichen Wärmequelle entfernt. Doch wie Urszula ja bereits eigens auuschloss, dürften die Tische nahe der Türe am zugigsten sein, auch wenn bei dieser Witterung vermutlich nicht mit allzu vielen weiteren Gästen zu rechnen sein mag.
"Der große", scheint also die erste Wahl nach diesem Kriterium. Klingt die Stimme bloß wegen der Last und des Treppenanstieges ein wenig gepresst? Doch da fällt Reska noch eine weitere, wenngleich möglicherweise weniger bequeme Möglichkeit ein: "...und der Tresen."

AB

"Ach, mehr nicht?" gibt die Freiin erstaunt zur Antwort. "Bist du sicher?"
Kaum, dass die letzten Worte dem Mund entwichen sind, begint sich Urszula auf der Treppenstufe umzudrehen, um selber einen Blick zurück in die Gaststube zu werfen. Allerdings muss sie dabei feststellen, dass sie aufgrund des Fortschritts des Aufstiegs ins Obergeschoss von ihrer derzeitigen Position aus bereits den Gastraum nicht mehr einsehen kann.
"Ach, wie dumm. Man kann ja gar nichts mehr sehen", kommentiert sie die Erkenntnis und macht einen Schritt nach unten - vielmehr versucht sie, einen Schritt nach unten zu tun, denn der geplante Abstieg wird von der ebenfalls auf der Treppe wartenden Norbardin jäh aufgehalten.
Auffordernd blickt Urszula Reska an. Dabei nutzt sie die Enge der Treppe und den ungewohnlichen Blickwinkel um eventuell neue Erkenntnisse über ihre Begleitung zu erhaschen. Die Frage 'Was verbrigst du vor mir?' drängt sich dabei mit Nachdruck in ihren Sinn.

OHH

Wie viele Tische oder Plätze glaubt Urszula wohl, zu benötigen?
Aber die unvermutete Umwendung und darauffolgend angedeutete Richtungsänderung drängen Reska in die Defensive. Das Haupt mit der durch breit ausrasierten Scheitel geteilten Haarpracht wird etwas zurückgezogen, dann zudem unwillkürlich geringfügig abwärts geneigt. So angesehen zu werden, ist unbehaglich, mutet fast gefahrvoll an, und birgt doch irgendeinen seltsamen, tief versteckten Reiz.
Letzterer wird einstweilen als ebenfalls unangenehm abgeurteilt. Diesem Urteile folgend, tritt Reska eine Stufe zurück hinab, um sich dann in die Ecke der Treppe zu drücken. Trotz Satteltaschen sollte dies genügend Raum zum Vorübergehen bieten. Was Urszula unten allerdings Neues zu entdecken erwartet, bleibt Reska unklar. Überhaupt ist es hier viel zu heiß!

AB

"Danke." Urszula nutzt den freiwerdenden Raum, um sich neben Reska auf den Treppenabsatz zu stellen. Von hier aus reicht es, wenn sie sich ein wenig bückt, um einen Blick in den Raum zu erhaschen. Nicht, dass sie viel Neues darin entdecken würde - weder an der Zahl der Tische und Gäste noch an deren Anordnung hat sich etwas verändert. Auch nicht an der Tatsache, dass das Gespräch am Kamintisch angespannt wirkt, was sich aus der Körperhaltung durchaus ablesen lässt.
Theke oder der große Tisch... Von der Theke aus wäre es kein Problem, dem Gespräch der beiden am Kamintisch eventuell zu folgen und so etwaige weitere Reaktionen Reskas herauszufordern. Nur kann man die Gesichter der Sprecher dann nicht sehen, was schade ist. Bleibt also der große Tisch.
Die Überlegungen sind von einem gelegentlichen "Hmmhmm... Hmmmm.... Hmmm... ja" begleitet.
Beinahe ruckartig richtet sich die Bornlaenderin wieder auf und wendet sich direkt an Reska. "Am Tresen könnte es auf die Dauer doch zu warm werden, und die Hocker sehen nicht allzu bequem aus. Ich würde den großen Tisch vorziehen, am besten nicht direkt mit dem Rücken zur Außenwand. Aber das können wir ja dann entscheiden, wenn wir wieder nach unten gehen. Platz ist ja noch genügend."

OHH

Jetzt bleibt sie da auch noch stehen! Natürlich gab es auf der langen Reise schon andere allzu intime Situationen, aber manchmal möchte man fast Absicht annehmen.
Gerade will Reska versuchen, sich an der Reisegefährtin möglichst ohne Berührung vorbeizudrücken und emporzuflüchten, da ist es auch schon wieder zu spät. Wer zu spät kommt, den bestraft der Winter.
Was hat sie gesagt? Ach so. Ja. Alles richtig, ohne Frage. Man muss wohl auch kaum befürchten, dass sich der Schankraum in allernächster Zeit aus dem Nichts heraus füllt. Reska nickt entsprechend und deutet dann mit dem Oberkörper den zweiten Versuch eines Hinaufsteigens an, der Urszula aber vorzugsweise nicht durch unbedachte Bewegungen mit den Satteltaschen die Stiegen hinabstoßen soll.

AB

Etwas langsamer folgt Urszula die Treppe hinauf. "Du wirst es kaum glauben, welche Zimmernummer wir haben, Reska. Es ist nicht die Nummer 1..." Damit ist sie oben angekommen und sieht die Norbadin in der Ecke auf sie warten.
Als sie vor ihr angekommen ist, sagt sie: "Es ist auch nicht die Nummer 2", und mit diesen Worten tritt Urszula an Reska vorbei und hält vor der ersten Tür auf der rechten Seite inne. "Es ist die Nummer 3!"
Während die Bornländerin sich daran macht, besagte Zimmertür zu öffnen, bleibt ihr nicht verborgen, dass diese der Treppe nach unten am nächsten liegt. So muss also ein jeder, der sich hier oben zur Ruhe begeben möchte, an ihrem Zimmer vorbeigehen.

OHH

Was soll dieses Rätselspiel, welches gar keines ist? Jedenfalls erkennt Reska nicht, was an der Nummer so besonders oder interessant sein sollte. Möglicherweise geht es Urszula ja nur darum, ihre eigene Stimme zu hören? Oder vielleicht doch eher um die Aufrechterhaltung eines Anscheins der Einfalt? Fraglos verbirt die Freiin etwas. Es ist ja auch unklar geblieben, was sie so weit im Süden sucht. Garethien hätte ja auch gereicht - zumindest für Reskas Zwecke.
Hier und jetzt genügen wenige Schritte des Aufholens, bis Urszula öffnet.

AB

Kurze Zeit später betritt die Freiin das ihr zugewiesene Zimmer. Dabei geht sie soweit in den Raum hinein, dass auch Reska ohne Schwierigkieten eintreten kann. Ganz entgegen der bisherigen Gewohnheit, betrachtet Urszula den Raum zuerst einmal schweigend. Langsam wandern ihre Blicke über die drei Betten, nehmen das kleine Fenster der Tür gegenüber wahr und bleiben letztendlich an dem Stück Mauerwerk am Kopfende des einen Bettes hängen.
Ohne sich nach ihrer Reisegefährtin umzudrehen bemerkt sie: "Wir haben hier zwei annehmbare Betten - welches willst du haben, Reska? Das mit dem Kamin am Kopfende oder das zum Gang hin, mit dem Fußende an der Tür?" Sie deutet auf das einzelne Bett, welches an der westlichen Außenwand steht. "Das dort drüben lassen wir dem Überraschungsgast."

OHH

Wesentlich oberflächlicher schaut sich auch Reska im Raume um. Dies gibt zunächst nichts Auffälliges zu sehen. Den Worten Urszulas folgend, betrachtet Reska das dritte Bett. Warum soll dies nicht zur Auswahl stehen? Vielleicht erhofft sich Urszula bessere Einblicke durch die parallele Ausrichtung der anderen beiden? Es scheint, die Lage wird langsam kritisch. Vermutlich musste es so kommen.
Vor einer diesbezüglichen Entscheidung muss Reska aber noch eine andere treffen: die Bettwahl. Nach nun ausführlicherer Betrachtung fällt auf, dass das Bett bei der Türe um wohl ein oder zwei handbreit kürzer ist. Beide haben wohl so ziemlich das gleiche Anrecht auf das längere, Urszula vielleicht gar einen oder zwei halbe Finger mehr. Und wenn schon.
So ist Reska versucht, das Bett an Kamin und Südwand auszusuchen. Schon zuckt die Rechte, darauf zu weisen, da hält sie inne. So nah am Kamin könnte es dem Kopf arg warm werden. Warum nur sollte das dritte Bett nicht zu Wahl stehen? Das riecht nach Bronnjarenwillkür - oder irgendeinem Rank Urszulas. Das macht neugierig und verhärtet die Auswahl, die Reska ohnehin unwillkürlich getroffen hätte. So nicht, Wohlgeboren!
Der Fingerzeig geht auf das querstehende Bett.

AB

Fragend hebt sich die linke blonde Augenbraue der Bornländerin ob der Bettwahl der Genossin. Hat sie etwas entdeckt, was Urszula entgangen ist? Misstrauisch beäugt diese daraufhin die beiden verschmähten Bettstätten erneut. Naja, das eine ist ein wenig kürzer als das andere - dafür aber am weitesten von der Außenwand entfernt. Und damit von der unwirtlichen Kälte der Winternacht. Diese Erkenntnis überwiegt den augenscheinlichen Vorzug der gemauerten und beheizten Kaminrückwand am Kopfende. Oder Fußende - wie man sich halt bettet. Aber was nützen ein warmer Kopf - oder warme Füße - wenn der Rest friert.
"Nun gut, dann nehme ich das da", verkündet Urszula und setzt sich demonstrativ auf das etwas kürzere Bett an der Innenwand.

OHH

Zufrieden schmunzelnd nickt Reska. Dann hat wohl jeder seinen Willen, fein. Aber dass sich Urszula gleich hinpflanzt, überrascht ein klein wenig. Ist sie etwa so erschöpft von dem gemütlichen Ritt? Oder will sie einfach nur ihren Besitzanspruch verdeutlichen?
Einerlei, die Satteltaschen werden zur Truhe am Kopfende des kurzen Bettes verbracht und darauf platziert, da sie nach der allgemeinen Anordnung ganz offenkundig eben jenem Bette zugehörig ist.
Dann wird noch ein versichernder Blick geworfen, ob die Freiin auch hübsch mit allem zufrieden sei.

AB

Beschwichtigend winkt Urszula der Norbardin zu. "Alles gut, ich wollte nur mal sehen, wie sich das Bett so anfühlt. Scheint aber nicht zu hart und nicht zu weich zu sein. Und das Federbett sieht auch warm und kuschelig aus. Sollte es in der Nacht dann doch sehr viel kälter werden, habe ich ja noch meinen Mantel." Bei diesen Worten streicht sie mit der Hand über den neben ihr liegenden Pelz.
"Bist du auch zufrieden? Scheint doch ein ordentliches Gasthaus zu sein." Es muss doch möglich sein, dieser Frau mehr als drei Worte am Stück zu entlocken.

OHH

Doch ach, wiederum nickt Reska nur in alter Gewohnheit, dem allen soweit zustimmend. Die Lage kann noch ausprobiert werden, wenn es ans Liegen geht. Ändern lässt es sich eh nicht.
Sich abwendend, überlegt Reska, ob Urszula wohl wirklich aus dem Bornlande entstammt oder nicht eher aus Mhanadistan oder den Südlanden, die ja allesam recht warm sein sollen. Leeres Gehabe?
Am Fußende des eigenen Bettes wird nun ein Großteil der eigenen Ausrüstung platziert, manches auch in der dortigen Truhe. Die Axt wird an die Wand daneben gelehnt. Den Stab? Man weiß nie; besser, er bleibt in Reichweite.

AB

Einen Augenblick lang sieht Urszula der Norbardin einfach nur beim Verstauen der Habseligkeiten zu. Nicht, dass sich aus den Gegenständen irgendwelche Rückschlüsse ziehen lassen würden, aber was soll's.
Noch während sie so sitzt und schaut, beginnen die Finger der Freiin langsam die Schnüre der Lederrolle zu lösen. Als der letzte Knoten geöffnet ist, erhebt sich Urszua und hebt die Rolle an ihrem oberen Ende vor sich empor. Mit einem leisen Lederknarzen und Stoffrascheln entfaltet diese sich und enthüllt ein darin eingerolltes Kleidungsstück aus mittelblauem Wollstoff. Ganz offensichtlich ein Kleid oder ähnliches. Nach kurzer Umschau findet die junge Frau ein Astloch in der Wand, in welches sie eine der gebogenen Metallschließen einhängt.
Noch während sie dies tut, richtet sie das Wort erneut an die Norbardin, oder besser gesagt: an das Zimmer im allgemeinen. "Ich werde mich jetzt für den Abend umziehen, auch wenn ich im Augenblick nicht so recht weiß für wen. Wahrscheinlich einfach nur für mich selbst, denn der Capitano - ein recht stattlicher Mann, findest du nicht auch, Reska - hat ja nur Augen für den anderen Gast.
Obwohl dieser... Wie nannte sie, ach, er sich doch gleich wieder? Dom Avessandro, richtig. Obwohl Dom Avessandro ja deutlich zum Ausdruck gebracht hat, dass er noch jemanden erwartet, mit dem er dann allein reden will. Spätestens dann wird der Capitano sich einen anderen Gesprächsparter suchen müssen."
Mittlerweile hat Urszula damit begonnen, sich langsam zu entkleiden. Die schlanken Finger haben innerhalb kürzester Zeit die Knopfleiste des Reitkleides vom Kragen über die Brust bis hinab zur Taille gelöst, und mit ihren letzten Worten lässt Urszula das Kleid an sich herabsinken und entsteigt elegant und nur noch mit einem wollenen Leibhemd, einer enganliegenden wollenen Hose und den überkniehohen Stiefeln bekleidet dem Kleiderhaufen am Boden.

OHH

Jene eine im Redefluss untergehende Frage scheint aus genau diesem Rahmen heraus nicht wirklich eine Antwort zu erwarten, zumindest nicht im wörtlichen Sinne. Dennoch wird für alle Fälle genickt, denn Urszula bemerkt ja doch mehr, als sie immer wieder zuzugeben bereit ist.
Inzwischen nähert sich Reska der Türe und fühlt sich zu so viel Höflichkeit aufgefordert, die sich Entkleidende einerseits nicht direkt anzustarren, ihr aber andererseits ausnahmsweise nicht allein mit bloßem Fingerzeig die eigene Absicht auszudrücken: "Ich geh schon runter..." Ganze vier Wörter hintereinander - das wäre schon ein Schmunzeln wert, wenn Reska Urszulas frühere Gedanken hätte hören können. So aber huschen die Blicke nur scheu zwischen der üppigen Freiin und der Türe hin und her.

AB

Ha! Vier Worte, ganze vier Worte!
"Jaja, geh nur. Ich möchte mich noch ein wenig frischmachen. Dauert bestimmt auch nicht sehr lange, also bestell mir doch bitte schon mal ein Würzbier. Falls der Wirt nicht weiß, was das ist - ein gewärmtes Bier mit einem ordentlichen Löffel Honig drin. Zu Essen... ach, such was aus. Aber die Suppe klang nett."
Die letzten Worte sind ein wenig gedämpft, denn Urszula hat bereits begonnen, sich das Wollleibchen über den blonden Lockenkopf zu ziehen. Zwischen Hosenbund und unterem Leibchenrand beginnt sich nackte Haut abzuzeichnen.

OHH

Hübsch, hübsch... Äh, Honig, Löffel, Bier, Essen! Suppe? Soll das alles sein? Wie bekommt Urszula auf solche Weise ihre Oberweite zustande? Wie ist sie überhaupt so groß geworden? Gewiss ist die Suppe nur als Vorspeise gedacht.
Doch weitere Erörterungen haben wenig Sinn, wenn man sie dazu nicht selbst befragt - und womöglich auch dann nicht. Demgemäß nickt Reska nur noch einmal ungeachtet der optischen Verhinderung Urszulas und begibt sich dann fast ein wenig eilig zur Türe hinaus.

AB

Auch mit Wolle über den Ohren kann die Bornländerin hören, wie Reska das gemeinsame Zimmer verlässt. Sie unterbricht das Entkleiden, und als ihr Kopf wieder aus dem Ausschnitt des Leibchens auftaucht, liegt ein schwer zu deutendes Lächeln auf ihren Lippen. Sinnend betrachtet sie die Tür, die sich gerade hinter der Norbardin geschlossen hat.
'Wer bist du, Reska? Wir reisen jetzt schon so lange gemeinsam, und ich weiß fast nichts über dich. Du kennst meine gesamte Familiengeschichte, alle meine Verwandten, meine Freunde und auch die schrecklichen Leute aus Nebensjepengurken und Niedersjepengurken. Aber nichts von dem, das ich erwähnt habe, hat dich dazu gebracht, mir einen Einblick in dein Leben zu gewähren. Was hält dich zurück? Was verbirgst du? Bist du auf der Flucht? Wenn ja, vor wem?'
Die linke Hand hat derweil begonnen, sich eine der blonden Locken immer wieder um den Finger zu wickeln.

OHH

Lediglich nebulös um die grobe Richtung von Urszulas Gedanken wähnend, atmet Reska kurz durch, obwohl die Luft im Flur keinerlei Frische bietet, sondern einzig eine gewisse Kühle im Vergleich zum kaminerwärmten Zimmer. Vielleicht hätten sie sich doch besser schon viel früher trennen sollen? Aber da ist noch die Bezahlung, eine Faszination für die Situation und insbesondere dieser Fragenkomplex, welcher ungeahnt so sehr jenem der Freiin ähnelt. Um ferne Länder zu sehen, sollte man sich doch einen Zeitpunkt auswählen, zu welchem sie ihre Fremdartigkeit auch zeigen!
Nun aber erst einmal hinunter und richtig ankommen! Trotz Halblichtes bewegt sich Reska sicher auf die Treppe zu. Die Pelzmütze hat ihren Platz auf der Truhe gefunden; den Mantel hätte man fraglos auch drinnen belassen sollen, aber nun allein deswegen noch einmal zurückzukehren, kommt nicht in Frage. Es gibt unten ja genügend freie Stuhllehnen.
Die Stufen hinuntersteigend, findet Reska den Schankraum recht unverändert vor, wie es ja auch kaum anders zu erwarten war. Es erscheint schon etwas seltsam, sich als Einzelperson ausgerechnet den größten Tisch auszusuchen. Dennoch birgt dies wohl kaum die Gefahr, später im größten Gesprächskreis zu stecken. Was besser wäre, wer kann das wohl sagen!
Da die Entscheidung eh gefällt ist, muss man wohl nicht weiter darüber nachdenken. Reskas Blick geht zum verwaisten Tresen. Mit der Bestellung hat es ja keine Eile. Bei den wenigen Gästen wird wohl niemand im Hause überfordert.

JuR

Avessandro lässt die Hand sinken, strafft seine Körperhaltung und sagt: "Dann werd ich mal zu Dom Tesden gehen." Er wendet sich zur Theke.

RB

Die Tür öffnet sich, und eine Dame betritt den Schankraum. Das ist klar durch ihre aufrechte Haltung und die schreitenden Schritte, mit denen sie den Raum betritt. Verstärkt wird der Eindruck durch ihre Haut, die weiß wie Schnee ist, ihren Mantel aus Firunsbärenfell und ihre Haube. Letztere nimmt sie jetzt ab und entblößt ihr Haar, das schwarz ist wie Ebenholz und am Kopf in feinen Strähnen kunstvoll verflochten, die sich am Hinterkopf zu einem fünfsträhnigen Zopf vereinigen, der bis zum unteren Ende der Schulterblätter reicht, wo er von einer violetten Schleife zusammengehalten wird. Lediglich eine korkenzieherförmig gelockte Strähne tanzt vorwitzig vor ihrem linken Auge. Unter der wohlproportionierten Nase lächelt ein Mund rot wie Blut freundlich in die Runde.
Während der Kutscher hinter ihr eine große Reisekiste in den Raum wuchtet und die Tür schließt, lässt die Dame den Blick aus ihren dunklen, fast schwarz wirkenden Augen schweifen. Jeder Anwesende wird kurz betrachtet. Wer das Glück hat, in diesem Augenblick in ihre Richtung zu sehen, wird mit einem kurzen, strahlenden Lächeln belohnt.

OB

"Nein, oder?" stößt der Capitano ungläubig hervor. "Er wird doch nicht..." Anstatt den Satz zu vollenden, springt er auf und begibt sich mit raumgreifenden, zügigen und nach wie vor strumpfsockigen Schritten in Richtung der Kellertür. Die märchenhaft schöne Dame, die soeben die Schankstube betreten hat, entgeht ihm auf diesem Weg natürlich nicht. "Die Götter zum Gruße", sagt er zu ihr, wobei er seine Gangart zwar verlangsamt, aber nicht vollständig anhält.

OHH

Nun gerät doch einiges unvermutet in Bewegung: Das hübsche Mädchen tritt an die Theke, der Uniformierten eilt der Kellertüre entgegen, und fast zugleich taucht auch noch ein neuer weiblicher Gats auf. Ach wie putzig - mit einem Schleifchen im Haar! Reska kräuselt die Lippen. Noch so ein Püppchen, dem Anschein nach allerdings weit püppischer als Urszula!
Dennoch nimmt das fröhliche Lächeln durchaus ein, also schaut auch Reska im Vorübergehen freundlich der Neuen entgegen und nickt zudem höflich. Alles jedoch kein Grund, den Weg zu dem großen Tisch nicht fortzusetzen.

RB

"Die Götter zum Gruße, Capitano", antwortet Jana automatisch mit dem Lächeln. Dann erschrickt sie eine weitere Gestalt, die sie im Halbdunkel auf der Treppe übersehen hatte und die jetzt nickend ihren Weg kreuzt. Die Schauspielerin lächelt und nickt zurück: Offenbar eine Norbardin, gewagte Frisur.
Schließlich fällt der Blick aus den dunklen Augen auf die Frauengestalt an der Theke. Das erkennende Lächeln in ihrem Gesicht ist echt, aber Jana ist ganz froh, dass die querende Norbardin ihr noch einen Moment Zeit verschafft, die Gedanken zu sortieren, bevor sie ihren eigenen Weg zu ihrer Verabredung fortsetzt.

OB

Im Vorbeigehen stellt der Capitano noch seinen Teebecher, den er bei seinem eiligen Aufbruch in der Hand behielt, auf dem äußersten Ende der Theke ab, bevor er dann strumpfsockig einen Haken schlägt und in der offenen Kellertür zu stehen kommt. Was er dort unten sieht, lässt ihn leicht den Kopf schütteln.
"Dom Tesden... Alrik", sagt er mit leichtem Tadel in der Stimme. Was genau es zu tadeln gilt, muss er nicht aussprechen. Statt dessen wählt er eine Formulierung, die höflich genug ist, aber eine höfliche Ablehnung von Hilfe von vornherein ausschließen soll: "Wo soll ich anpacken?"

JuR

Avessandros Blick ruht auf Alrike Rahjana D'Aminovitch, denn jetzt, da das erkennende Lächeln auf ihr Gesicht tritt, ist er sich völlig sicher, dass sie es ist, die zu der zierlichen Handschrift der nach Lavendel duftenden Briefe gehört. Seine Mundwinkel heben sich leicht in einer sanften Erwiderung ihres Lächelns, und da der akute Durchgangsverkehr eine direkte Begrüßung verhindert, beschränkt er sich darauf, eine stumme, willkommenheißende Verbeugung anzudeuten.

OHH

Püppchen, schreckhaft und niedlich, genau. Darob kann sich Reska ein belustigtes Schmunzeln nicht verkneifen.
Im Rücken ist noch des Seeoffiziers Stimme zu hören, was Reska sich nun wiederum wundernd den schalkhaften Ausdruck in sich zusammenfallen lässt. Das scheint ja mal ein Gast mit besonderem Bewegungsdrang zu sein, wenn er ständig so eifrig in seiner zeitweisen Behausung mitzuhelfen sucht! Oder täuscht sich Reska, und der Kerl ist doch vom Hause? Vielleicht ein ehemaliger Soldat, der sich zur zweifelhaften Ruhe gesetzt hat? Rätsel über Rätsel!
Derweil Reska am großen Tische angekommen darüber nachsinnt, welcher Platz nun wohl am besten zu besetzen sei, entschwindet das vorige Betrachtungsobjekt die Kellertreppe hinab und gesellen sich die eineinhalb Damen am Tresen zueinander und machen sich offenbar bekannt.
Ob Urszula wohl gern den besten Beobachtungspunkt besäße? Jenen fände man am ehesten am der Außenwand zustrebenden Tischende. Größte Kaminnähe hingegen erreicht der genau entgegengesetzte Stuhl. Schulterzuckend lässt sich Reska auf den Sitz vor dem geschlossenen Fenster plumpsen. Gegebenenfalls wird eben noch gewechselt, sofern ihre Wohlgeboren andere Vorstellungen umtreiben.

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Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2019