Magiergruppenbild mit Damen
Autoren: Anja Goedecke, Oliver H. Herde, Sabine Richling, Stefan Unteregger und andere
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Nanu! Blickt man Morlan vom großen Tische her entgegen? Dann kann es nicht schaden, die Mundwinkel ein wenig emporzuheben, ist der Weg auch kaum zur Hälfte geschafft.
SR
Siona folgt Morlan geduldig. Auch seine Unschlüssigkeit beim Anblick der Kollegen nimmt sie relativ gelassen entgegen, denn sie hat gerade sowieso nichts Wichtigeres zu tun.
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Nichtsahnend, was sich hinter ihm tut, nähert sich der Alte weiter seinem Zwischen- oder Endziel. Wer kann das schon sagen!
Genug Zeit jedenfalls, sich darüber Gedanken zu machen, weswegen die beiden Kollegen sich nebeneinandergesetzt haben, obgleich bei einem Gespräch das gegenseitige Anschauen doch meist der Verständigung dient. Einseitige Taubheit des einen ebenso wie romantische Gefühle zwischen den beiden sind nur eine Auswahl der Varianten, welche Morlan im Haupte geistern - bis er nahe genug ist, verschiedene Dinge herumliegen zu sehen. Anscheinend sind noch weitere Plätze besetzt.
So beschränkt sich der Greis zunächst auf ein grüßendes Nicken, als er nur noch gut einen Schritt vom vorderen, älteren Magus entfernt ist.
SU
Ucurs rascher Seitenblick fällt zunächst auf den ehrwürdigen Alten, der sich dem Tisch nähert, und er erwidert vorerst einmal das grüßende Nicken dieses offenbar weiteren Kollegen. Doch fast gleichzeitig bemerkt der Albernier die hinter dem Alten einherschwebende Jesabela, und das Lächeln wird wieder eine Spur wärmer und freundlicher.
Wieder macht sich die gute Erziehung des Adepten bemerkbar; kaum, dass er die herankommende Dame bemerkt hat, wandert auch schon ein Fuß unter den Schwerpunkt, und dann, nach dem nächsten, übernächsten Schritt der Dame, erhebt sich Ucur mit einer geübten, leichten, artigen Verbeugung, wobei er sich ein wenig in Jesabelas Richtung dreht. Um den alten Magier nicht der Täuschung unterliegen zu lassen, er sei mit dieser für einen Kollegen höchst unüblichen Begrüßung gemeint, begleitet er sie mit einem schlichten "Domna Jesabela..." Mehr Süßholz soll erst geraspelt werden, wenn alle wieder ihren Platz erreicht haben.
OHH
Für einen Moment wundert sich der Greis tatsächlich, welcher Umstand ihm wohl eine solche Art von beinahe verträumtem Lächeln einbringen mag. Sollte er mit der Romantik doch am nähesten gelegen haben? Oder hat der Junge einfach einen Vaterkomplex?
Doch für weitere Spekulationen bemerkt Morlan trotz des unscharfen Bildes allzu bald, wie die Blicke des anderen ihn inzwischen verfehlen. Und dessen Worte klären ihn weitgehend auf, noch während er sich in altehrwürdiger Bedächtigkeit umzuwenden beginnt, die nahende Person selbst in Augenschein zu nehmen.
Als Morlan sich zu zwei Dritteln umgewendet hat, ergänzt das Haupt den Rest. Die Dame ist gerade dem Eleven-Alter entwachsen und strahlt mit ihrem hellen Kleid eine gewisse Freude und Wärme aus - soweit er das beurteilen und überhaupt erkennen kann.
Sein ohnehin noch verbliebenes Lächeln wird sanfter und von einem kurzen Nicken begleitet.
AG
Wie die Sonne am Morgen langsam durch die Wolken und den Nebel dringt, so allmählich richtet sich auch die Aufmerksamkeit der anderen Gäste auf die junge Schöne. Sie spürt die Blicke auf sich ruhen und bedankt sich mit einem ihrer reizendsten Lächeln. Ihre trüben Gedanken verbannt sie einstweilen.
So wendet sich Jesabela ihrem Platz zu. Nacheinander schaut sie zu den gelehrten Herren, erwidert das Nicken des Alten, lässt ihren Blick über Dom Arrano schweifen, bis er schließlich auf Dom Ucur ruhen bleibt. "Guten Abend die Herren." Die Magi sehen nicht so aus, als hätten sie sich bereits bekannt gemacht, so belässt auch Jesabela es erst einmal bei den grüßenden Worten.
OB
Die eigentlich geplante Begrüßung des hinzutretenden Collega wird durch Arrano ebenfalls nur zu einem höflichen Nicken reduziert, denn beider Aufmerksamkeit wird durch die junge Dame mit Beschlag belegt. Auch der Magister hat sich selbstverständlich von seinem Platz erhoben und eilt nun an ihre Seite - denn eine ehrenhafte Aufgabe wie das Zurechtrücken des Stuhles kann doch nicht der Zofe überlassen bleiben!
Den freundlichen Abendgruß der Schönen erwidert Arrano in ebenso höflichem Tonfall mit: "Domna Jesabela - Eins, Zwei, Vier, Sechs, Sieben, Elf und Sechzehn." Mit einem leicht verschwörerisch raunenden Ton fügt er hinzu: "Und wenn ich so vermessen sein darf: Fünfundzwanzig."
SU
Zufrieden nimmt Ucur zur Kenntnis, dass der Kollege sich eifrig daranmacht, Jesabelas Stuhl zurechtzurücken - eine Aufgabe, die eindeutig einem Tischherren zufallen sollte, und zugleich natürlich ein Vorrecht, das dem Herrn aus der Gesellschaft der Dame gebührt. Arranos nächste Worte lassen Ucur dann allerdings wieder an Umfang und Tiefe seiner höfischen Bildung zweifeln. 'Was ist das denn jetzt wieder für eine liebfelder Mode? Wahrscheinlich heucheln sie ihre Komplimente so allgegenwärtig herunter, dass sie sie aus Gründen der Zeitersparnis numeriert haben und sich jetzt nur mehr Zahlen an den Kopf werfen, wie bornländische Erbsenzähler... Dabei hätte gerade diese Dame etwas Ehrlicheres verdient!'
Glücklicherweise hat Ucur in langen Jahren teilweise sehr schmerzhaft gelernt, die Augen nicht zu verdrehen, egal, was sich hinter ihnen abspielt. Außerdem hat er heute abend schon wahrlich genug horasische Possen erlebt, so dass ihn das hier auch nicht mehr wirklich verwundert. Da auch der neu hinzugetretene Kollege inzwischen die Dame bemerkt hat, geht Ucur davon aus, dass dieser sich ihr selbst vorstellen wird; ohnehin eine Notwendigkeit, nachdem noch niemand sonst seinen Namen kennt.
Die prächtige Erscheinung Jesabelas rührt das albernische Herz des Magiers aber doch so weit, dass er sich ein kleines Kompliment nicht verkneifen kann. "So also verbringt die Sonne ihre Abende, nachdem sie ihr Tagwerk am Himmel vollbracht hat! Welch Glück, zu so einer Zeit im Westen zu weilen", verkündet er mit einem Lächeln in Richtung der Dame.
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Reflexe und eher intuitive denn erlernte Höflichkeit lassen Morlan eine Erwiderung an die Dame murmeln: "Guten Abend." Sein Gesichtsausdruck hingegen verrät, wie sehr er statt dessen mit der Beobachtung nun in Gang kommender Tischriten befasst ist.
Auch dies wird allerdings jäh beendet. Der Magister zählt etwas? Nein. Primzahlen? Auch nicht. Eine Geheimbotschaft? Dem Ton zufolge könnte es sich um ein Spiel zwischen der Frau und dem älteren Kollegen handeln. Aber müsste die Reihenfolge der Zahlen bei einem verschlüsselten Text nicht weniger aufsteigend und statt dessen zufällig sein?
Eine Zahlenfolge, bei der man die nächste zu erraten hat? Plus eins, plus zwei, plus zwei, plus eins, plus vier, plus fünf, plus... neun! Warum ausgerechnet NEUN!?
Angestrengt grübelnd, verharrt Morlan am Platze.
AG
Langsam nimmt Jesabela Platz, dankt mit einem angedeuteten Nicken und scheint keineswegs verwirrt von Dom Arranos Zahlenfolge. Stattdessen hört sie sich eine Zahl nach der anderen an und vor ihrem geistigen Auge erscheint eine Auflistung. Mit jeder Zahl lächelt sie ein wenig mehr. Auch wenn manch einer pikiert über solcherlei Konversation sein könnte, sie findet den Magister erfrischend schrullig. Und es erweckt die Aufmerksamkeit, wie sie auch unschwer an den Gesichtern der Magierkollegen sehen kann. Doch bei 'Fünfundzwanzig' ist auch sie überrascht, überlegt kurz und meint schließlich mit einem verschmitzten Schmunzeln: "Fünfundzwanzig, Dom Arrano? Dieses ist aber ein Novum."
Leicht neigt Jesabela ihren Kopf nach rechts und schaut den Albernier an. Ein solch wahrhaft gesellschaftsfähiges Kompliment hätte sie aus dem Munde eines Alberniers nicht erwartet. Er muss viel Erziehung in der Zeit seiner Ausbildung erhalten haben. In Almada, Tulamidien oder hier im Horasreiche? Sie lächelt milde und greift das Kompliment schließlich augenzwinkernd auf: "Die Reise war in der Tat eine anstrengende. Wir sollten den schönen Abend mit einem guten sonnengereiften Wein willkommen heißen. Wer weiß, was die Götter für uns noch bereithalten."
Zu keinem bestimmten der ihr bekannten Herren gewandt endet sie: "Doch wollt Ihr mich nicht zunächst Eurem Collega vorstellen?"
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Ein Novum? Dann ließe sich vermuten, eine niedrigere Zahl werde öfter gebraucht als eine hohe. Auf den Einfall seines Kollegen mit den durchnumerierten Floskeln kommt Morlan noch nicht. Ein solcher Gedanke ist ihm einfach allzu fremd.
Elemente vielleicht? Zeichen? Eine Bestellung? Nein, so viel kann ja kein Mensch essen! Glaubt Morlan.
Da er nur mit halbem Ohr zuhört und dabei völlig vergisst, dass hier niemand seinen Namen kennt, zudem die Dame auch davon sprach, SIE solle vorgestellt werden, schwimmt der Greis näher an einen geistigen Limbus heran. Dort erwartet er sich eine Auflösung der Zahlenmystik.
SU
Das Verhalten der Dame scheint Ucurs Vermutung bezüglich der seltsamen Zahlenfolge zu bestätigen; zumindest gibt es keinen Anlass, einen anderen Hintergrund zu vermuten. Schon etwas überraschender ist Jesabelas Ansinnen, dem Neuankömmling vorgestellt zu werden; kehrt dies doch die Reihenfolge, die die Gepflogenheiten vorschreiben, um.
Doch halt - kann es sein, dass die Liebfelderin erkannt hat oder zumindest ahnt, dass noch keiner ihrer Tischherren den Namen des Fremden, der doch erst fast gleichzeitig mit ihr den Tisch erreicht hat, kennt, so dass die eigentlich ganz normale Bitte, ihr den neuen Gast vorzustellen, ein peinliches Problem aufgeworfen hätte? Und dass sie diese Umkehrung nutzt, um eine diffizile Situation aufzulösen, bevor sie überhaupt entsteht? Ein leichtes Neigen des Kopfes deutet an, dass der Albernier Jesabelas Wunsch nicht nur vernommen hat, sondern auch danach zu handeln gedenkt, und zollt der Dame zugleich Anerkennung für diese elegante Lösung.
Während Ucurs höfische Erziehung diese doch komplexe Lage verarbeitet hat, steigert sich der Grad der Absurditas Horasiensis um eine weitere Stufe: Musik setzt ein. 'Auftrittsmusik... Unglaublich. Das glaubt mir außerhalb dieses Landes von spitzenbesetzten Wahnsinnigen kein Mensch.' Andererseits ist die Gesamtkomposition von Aussehen, Ausstrahlung und Untermalung höchst beeindruckend, und Ucur wäre kein Albernier, wenn er Schönheit und Musik nicht zu schätzen wüsste. Also wartet er noch einen passenden Moment in der Melodie ab - ein leichtes Crescendo, der Dame angemessen - und beginnt mit dem Amt des Zeremonienmeisters. Um Jesabelas Umkehrung vollkommen zu machen, muss natürlich die ganze Gesellschaft vorgestellt werden, sonst würde ja impliziert, dass die beiden Magier von höherem Stand wären als die Dame, wie Ucur noch im letzten Moment einfällt.
Ein leichtes Räuspern, um die Aufmerksamkeit des Kollegen zu erregen; dann, mit einer artigen Handbewegung: "Die Sonne, an deren Glanz sich dieser Tisch erfreut, ist die Domna Jesabela di Castellani. Ihr gegenüber Herr Magister Arrano Tossi, und mein Name" - eine höfliche Verbeugung beschließt die Vorstellungsrunde - "ist Ucur ui Stepahan." 'Je weniger wir über Gilden und Akademien sprechen, desto besser...'
Ein freundlich auffordernder Blick trifft den greisen Magier, der nun ganz eindeutig am Zug ist.
SR
Es sieht so aus, als würde sich der Greis nun doch hier zu seinen Kollegen gesellen. Doch noch wartet Siona ab und verfolgt interessiert die Rückkehr der jungen Dame und deren Zofe. Nur ein oder zweimal wandert ihr Blick kurz zur Theke.
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Auffällig viele Zweierpotenzen und Quadratzahlen - aber eben auch nicht nur. Nein, eigentlich nicht mal auffällig. Warum stellt die Dame sich nicht selbst vor? Möglicherweise muss man die Zahlen auch zusammenzählen? Das wären dann... 20, 31, 47, 72! AHA! Und nun? Ob er sich verrechnet hat? Jemand hat einen Frosch im Hals.
Erst die Handbewegung des Kollegen lenkt Morlans Aufmerksamkeit wieder etwas näher an Dere heran. Irritiert blickt er in die Runde. Ganz langsam wird ihm klar, wofür diese Namensaufzählung dient.
"Oh, ach! Ja, ähm, sehr angenehm." Er blinzelt zwei Male, um noch etwas wacher zu werden und Zeit zu gewinnen. "Oh!" Eine Verneigung wird angedeutet - mehr könnte allzu leicht zu einem Verlust des Gleichgewichtes führen. "Morlan der Jüngere." Unwillkürlich zittert die freie Hand ebenfalls zum Stabe, um den Halt zu verbessern.
OB
"Ein Novum, im Wortsinne", erwidert Arrano halblaut. "Es bedeutet wohl, dass ich ein neues Blatt beginnen darf."
Die Vorstellung des greisen Collega quittiert er mit einem freundlichen Lächeln. Eigentlich sind die Mundwinkel sogar etwas zu weit nach oben gewandert, denn die offenkundige Diskrepanz zwischen Namen und Erscheinungsbild des Neuankömmlings ist gar zu erbaulich. Deswegen versucht der Magister, so rasch wie möglich wieder aus dem Gesichtsfeld des Alten zu entkommen, indem er sich wieder auf seinem eigenen Stuhl platziert. Versonnen und mit etwas wie väterlichem Stolz im Blick betrachtet er Domna Jesabela und lauscht der beginnenden Musik.
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Ein Blatt beginnen... zu beschreiben? Ein Blatt von einem Baume? Oder wohlmöglich handelt es sich um die blumenhafte Umschreibung für eine Ansammlung von Spielkarten?
Morlan ist hinreichend verwirrt. Und jetzt hört er auch Lautenspiel, nein sowas! Oder ist es eine Harfe? Fünfundzwanzig...
VW
Immer noch weben Linayans Finger Melodiefäden durch die Luft, da öffnet die Bardin den Mund und beginnt eine traurige, altalbernische Weise. Im Kehligen des Albernet klingen die Worte herb, passend zu der weit tragenden Altstimme, die ganz leise beginnt und die Worte in den Raum entlässt wie fliegende Vögel.
SR
Die Musik und der Gesang sind eine willkommene Abwechslung, findet Siona. Da macht es ihr gar nichts aus, noch ein wenig länger zu warten. Der Tee ist zwar inzwischen schon merklich abgekühlt, aber sie geht davon aus, dass dies den Greis nicht allzu sehr stören wird.
AG
Zur Freude Jesabelas hat der albernische Magier die Hilfestellung erkannt und angenommen. So quittiert auch sie die Vorstellung mit einem freundlichen Nicken. Ihre Verwunderung über den Namen des greisen Magiers behält sie jedoch für sich. So deutet sie nur auf einen freien Stuhl, zum Zeichen der Einladung des Neuankömmlings an ihren Tisch. Denn schon erklingen die ersten Saitenklänge.
Ihr Blick schweift durch den Raum und bleibt an keinem bestimmten hängen. Weder an ihrem Begleiter Dom Arrano, noch an dem albernischen Magier, noch an den eleganten Edelmann.
Die tragende Weise lässt sie das Hier und Jetzt vergessen. 'Oh Linje, warum ausgerechnet dieses Lied?'
SU
'Gut... haben wir die Vorstellung mal soweit hinter uns, ohne eine gesellschaftliche Katastrophe auszulösen.'
Die anfängliche Belustigung des Alberniers über die liebfelder Posse, den Auftritt der Dame mit Musik zu untermalen, weicht ehrlicher, freudiger Überraschung, als Ucur zu erkennen beginnt, welcher Art die dargebotene Musik ist. 'Heiliger Strohsack von Brabak! Dass ich sowas hier zu hören bekomme, hätte ich auch nicht gedacht...'
Vorsichtig, um die Vorführung und die Stimmung am Tisch nicht zu stören, nimmt Ucur wieder Platz und lauscht dann sichtlich ergriffen; die grünen Augen des Adepten glänzen feucht, und seine Lippen formen lautlos den Text in seiner Muttersprache. Nur die Tatsache, dass die Linke des Alberniers wieder sorgsam mit der Handfläche nach unten auf dem Tisch liegt, verrät, dass Ucur nicht gänzlich in anderen Sphären schwebt.
'Ein Jammer, dass sie ihre Gnaden vorher verscheucht haben...'
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Tatsächlich, Musik! Und Gesang dazu! Wie hübsch!
Jedoch kommt Morlan nicht recht dazu, die abseits des Tisches befindliche Quelle genauer in Augenschein zu nehmen. Das junge Fräulein läd ihn an den Tisch, wie nett! Einen Moment lang ist Morlan vor Überraschung ganz irritiert, nickt aber unwillkürlich sehr freundlich. Dann nähert er sich dem dargebotenen Platz in gewohnter Langsamkeit.
Auf halber Strecke aber bleibt er noch einmal stehen und wendet sich zu der Magd hin ein wenig um. "Achja... Ich sitze dann wohl hier..."
AG
Am Rande der Wahrnehmung registriert Jesabela, dass der Greis auf einen der Stühle hinsteuert. Gut so. Soll er sich niederlassen und sich ausruhen, speisen, trinken. Ihre Aufmerksamkeit liegt bei Linje. Ja, die Albernier wissen zu leiden.
Und so gibt auch sie sich voll und ganz dem Rhythmus, der Melodie und Linayans Gesang hin, lässt ihre Gedanken frei, ihr Leben Revue passieren.
Nicht mehr hinter den Mantel eiserner Konzentration verbannt, kriechen die traurigen Erinnerungen und Gedanken wieder hinauf und in Jesabelas Bewusstsein. Ihr feines Lächeln erstirbt und ihr Blick weilt - unbewusst - auf Linje.
SR
Das Ausmaß der Traurigkeit im Gesang überrascht die Magd dann doch ein wenig. Das mag gar nicht so recht zu der herrischen Person passen, als die sich die Zofe bei der Ankunft der Reisegesellschaft gab. Irgendwie graute ihr schon davor, diesen Drachen noch einmal wegen des Bettes im Schlafsaal ansprechen zu müssen. Doch nun scheint es ihr, als müsse sie ihre erste Einschätzung dieser Person nochmals überdenken.
"Sehr wohl", antwortet sie dem Greis, als jener ihren Gedankengang unterbricht. Zügig stellt sie Becher und Teller auf dem Tisch vor dem gewählten Platz ab und greift daraufhin nach dem Stuhl, um ihn für Morlan zurecht zu rücken.
VW
Linayans Stimme schwingt sich ein letztes Mal zu den Höhen des Liedes auf, dann schweben nur noch einzelne Akkorde im Raum, bis auch diese in der nachfolgenden Stille zerfasern. Der Kopf der Bardin senkt sich ein wenig und sie erwartet, was kommen mag.
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"Mndanke..."
Schon bei seinem letzten Schritt an die Wandstirnseite des Tisches beginnt sich Morlan auf den Niedersetzvorgang zu konzentrieren. Auch in den Akademien hat man ihm schon seit vielen Jahren immer mal wieder auf diese Weise helfen wollen, doch ist es ja nur eine Hilfe, wenn der sich Setzende und der Stuhlzurechtrücker gut aufeinander eingehen. Andernfalls kann es leicht zum Sturz oder einer anderweitigen Kollision kommen.
Kaum neigt er aber die Knie ein wenig, da endet unvermutet der Vortrag der Schwarzgewandeten. Unwillkürlich hält er in der Bewegung inne und klopft, ganz wie er es aus den Vorträgen über arkane Theorie gewohnt ist, mit der Faust ein paarmal beifällig auf den Tisch.
Die Haltung ist allerdings keineswegs geeignet, länger darin zu verharren. Es gilt, sich eilig und bedächtig zugleich niederzulassen, bevor... Zu spät! Stechende Schmerzen durchzucken die Kniegelenke des alten Mannes. Zum Glück nicht so heftig, dass er zu keiner Bewegung mehr fähig wäre oder gar stürzen müsste. Sich zitterig an Stab und Tisch festhaltend, lässt er sich angehaltenen Atems auf den bereitgehaltenen Stuhl nieder, dann entspannt er sich sogleich mit einem Schnaufen.
OB
Waren es zunächst Höflichkeit und Neugier, die Arrano der Musik lauschen ließen, machen diese beiden allmählich echter Ergriffenheit Platz. Auch der Liebfelder Magister versteht nicht jedes Wort, obwohl es an der Belhanker Akademie wohl eines der buntesten Sprachgemische des Kontinentes zu belauschen gibt. Aber die Gefühle, die sich in dem Gesang ausdrücken, sie dringen zu ihm durch. Und die Worte des Refrains - spätestens in der Wiederholung beginnt er zu erahnen, was sie bedeuten.
Des Magisters Augen schimmern tränenfeucht. Ein wenig wandern sie nach links, aber er wendet schließlich doch nicht den Kopf in diese Richtung. Statt dessen geht sein Blick ins Leere, irgendwo an Domna Jesabela vorbei.
SR
Über die Sorgen, die sich der Greis wegen des Zurechtrückens des Stuhles macht, hätte Siona sicher nur leise vor sich hin gelächelt, wenn sie davon geahnt hätte. Doch solche Gedanken liegen ihr fern. Ein kleiner Handgriff und ein geringes Maß an Aufmerksamkeit reichen völlig aus, um diese Aufgabe erfolgreich zu Ende zu führen - normalerweise. Auf Morlan gibt sie jedoch ein wenig besser acht, so dass sie rechtzeitig bemerkt, dass er noch mehr Hilfe benötigt. Sorgsam stützt sie ihn mit der freien Hand an der Schulter ab und erkundigt sich: "Geht es euch gut?"
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"Wie? Oh, besten Dank! Es geht schon", müht sich Morlan, die fürsorgliche Frau zu beruhigen. "Die Gelenke sind nur etwas steif von der langen Fahrt."
Dankend tätschelt er die Hand auf seiner Schulter. Solche Berührungen gab es selten in seinem Leben. Überhaupt Berührungen. Immerhin sind es heutzutage wohl etwas mehr als früher.
SR
"Ja, das kann ich verstehen", nickt Siona. Über eine längere Fahrt würde sich ihr Rücken ebenfalls nicht sehr freuen.
Aus irgendeinem Grund lässt sie die Hand etwas länger auf der Schulter von Morlan liegen, als es notwendig erscheint. Sie weiß selbst nicht so genau, warum sie das macht. Vielleicht weil ihr der Alte einsam vorkommt?
"Lasst es Euch schmecken", meint sie schließlich und schiebt sein Abendessen in bequemere Reichweite.
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Der Alte schaut nur lächelnd zu der Magd empor. Sehr zuvorkommend und herzlich ist man hier! Da wird ihm recht warm im Gemüt. Ein sonderbar fremdes Gefühl, an das er sich erst etwas gewöhnen muss. So geborgen hat er sich nicht mehr gefühlt, seit er vor einigen Jahren die verschollen geglaubten Texte des Rubus Ardofan lesen durfte.
OB
Eine Bewegung zu seiner Rechten lässt den Magister wieder zu sich kommen. Die Wirtin ist es, die dem alten Collega mit einer so zuvorkommenden Geste das Mahl zurechtrückt. Während Arrano sein Taschentuch hervornestelt, um die Augenwinkel trockenzutupfen, stiehlt sich schon wieder ein versonnenes Lächeln auf seine Lippen. Sein Blick ist auf Siona gerichtet. 'Ob ich sie fragen sollte? Oder wäre das zu seltsam?'
AG
Gefangen in ihren eigenen Erinnerungen, von der Melodie geweckt, bemerkt Jesabela nicht, wie Tränen allmählich ihr den Blick trüben. Als die Musik endet, kehrt sie langsam in die Gegenwart zurück, und noch bevor die erste Träne sich ihren Weg über ihre Wange bahnen kann, schließt die junge Dame ihre Augen. Sie führt ihre rechte Hand zum Decolleté, wo sie ruhen bleibt. 'Atme ruhig', fordert sie sich selbst auf.
SR
Freundlich lächelt die Magd zurück, bevor sie Morlan sich selbst überlässt und sich noch einmal in der Tischrunde umsieht. Fehlt noch etwas? Der ältere der beiden Magier, die mit der jungen Dame und der Zofe ankamen, sieht so aus, als ob er ein Anliegen hätte. Oder täuscht sie sich da? Fragend blickt sie Arrano an.
OB
'Wag' es, alter Zausel. Sonst wirst du dich in zehn Götterläufen noch fragen, ob...'
Arrano nickt der Wirtsfrau bestätigend zu, tatsächlich hat er an Anliegen an sie heranzutragen. Mit einem eilends gemurmelten "Ihr entschuldigt..." an seine Tischgenossen erhebt er sich und macht ein, zwei Schritte auf Siona zu, wobei er sich zugleich vom Tisch etwas entfernt. Mit leicht vorgebeugtem Kopf und Verschwörermiene raunt er: "Führt Ihr dieses gastliche Haus schon länger?"
SU
Auch Ucur findet schließlich - sichtlich gerührt - in die Gegenwart zurück. Erleichtert darüber, dass kein lauter Beifall den Schluss der Darbietung stört, hält auch er sich mit hörbaren Bezeugungen seines Wohlgefallens zurück, auch wenn ihm ein leiser melancholischer Seufzer entkommt.
Als sich der Blick der grünen Augen wieder geklärt hat, nimmt der Albernier die Rochaden seiner Kollegen beiläufig zur Kenntnis, dann geht ein kurzer Blick zu der Künstlerin - aber die ist noch anderweitig beschäftigt; der Comto scheint auf sie aufmerksam geworden zu sein. Dabei fällt Ucur auch auf, dass die Efferdgeweihte den Raum wieder betreten hat, aber noch nicht wieder auf den Tisch zuhält. 'Vielleicht hat sie das Lied ja doch noch gehört, oder zumindest einen Teil davon...'
Dann wendet sich der Magier an Jesabela; es ist ohnehin angemessener, nicht die Zofe zu loben, sondern die Herrin derselben. Aber Ucurs Zunge will noch nicht so recht zu den gedrechselten Worthülsen der Liebfelder zurück. Warum jetzt auch den Moment mit langatmigen Lobhudeleien zerstören. "Wundervoll", meint der Magier mit noch leicht belegter Stimme, dann schweigt er auch schon wieder - sein Blick bleibt aber auf die Dame gerichtet.
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Kein sonstiges Klopfen, stellt Morlan etwas verzögert endlich fest. Ob es den anderen wohl nicht gefallen hat? Aber es sieht wohl eher so aus, dass alle vor Rührung einen Kloß im Halse haben. Soweit könnte man zumindest aus der ersten unscharfen Beobachtung ohne weitergehende Analyse schließen.
Letztere bleibt aus, da es noch so viele andere Dinge zu beobachten gibt. Der ältere junge Kollege scheint noch weitere Geheimnisspiele für den Abend unternehmen zu wollen. Gewiss nimmt er es sehr erfreut auf, wenn man dies dankbar aufnimmt. Doch mag auch dies noch einen Moment warten.
Morlan nickt nur beiläufig zu dem Kommentar des jüngeren jungen Kollegen und lehnt dabei bereits den Stab hinter sich an die Wand. Oh, vorsicht! Die Schulter!
AG
Selbstbeherrscht wird der Atem ruhiger und die Augen trocknen. Da ist ein Augenpaar, das auf ihr ruht. Die junge Dame spürt es genau. Langsam hebt sie die Lider und zaubert ein Lächeln auf ihre Lippen. "Wirklich ergreifend", haucht sie Dom Ucur entgegen.
So fällt kaum auf, wie mitgenommen Jesabela wirklich ist. Doch ihr Blick ruht nicht lang auf dem Albernier. Schnell huschen ihre Augen zu ihrer Zofe, ihrer Bardin hinüber. Halb verborgen im Schatten der Treppe steht sie da und scheint ihrerseits nach etwas... jemandem zu suchen.
SU
Jesabelas Lächeln lässt die Fröhlichkeit, die vorhin während des kurzen Gespräches über ferne und interessante Städte in Ucurs Augen zu lesen war, zurückkehren und vertreibt auch die Melancholie aus dem Herzen des Alberniers. Leider ist die Aufmerksamkeit der Dame nur von kurzer Dauer. 'Was sollte sie auch an einem wie mir interessieren... Ist ja nicht so, dass ich ein Baron oder ein angesehener Magister waere.' Die Bitterkeit, die kurz droht, sich wieder einmal zu regen, ist nach außen kaum zu erahnen, nur die Hand mit dem Gildensiegel schließt sich unwillkürlich zur Faust.
Der Moment verfliegt, die Maske hält. Höflich interessierte grüne Augen betrachten die Tischgesellschaft.
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Mit leisem Schnaufen hält Morlan inne und nimmt erstmalig das Regal an der Wand bewusst wahr. Dies auch, weil es die Bedingungen zum Anlehnen eines Stabe im Gegensatz zu einer nackten Wand etwas verändert. Da steht ja auch schon der eines Kollegen! Gute Gesellschaft also.
Zudem mag das Möbel die Nachtkühle zusätzlich abschirmen. Hier zieht es ja wie bei offenem Fenster!
In diesem Moment wird dem Alten klar, dass die Fenster im Schankraum tatsächlich alle offen zu stehen scheinen. Jedenfalls jenes, welches gleich schräg hinter seinem Platz ein kaltes Loch in der Wand offen lässt.
Etwas wackelig verharrt Morlan weiter in seiner verdrehten Haltung. Den Stab loslassen? Noch einmal aufstehen...?
Andererseits wird es genügen, wenn dieses Problem nicht sofort aber bald gelöst wird. Den Stab beim anderen belassend, dreht sich Morlan wieder zurecht, richtet den Blick aber wie schussbereit auf die Person, die ihn zum Tisch begleitete.
Wie ungerne er das Getuschel stört! Zwei Male zucken seine Hände ein wenig empor, doch getraut er sich noch nicht zu einem Ruf. Er möchte nur den rechten Moment abpassen, bevor sie forteilt.
SR
Siona und folgt Arrano Richtung Fenster, bis sie sich außer Hörweite des großen Tisches befinden.
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Die vertrauliche Atmosphäre zwischen dem Magister und der Magd läd nicht zu einer Unterbrechung ein. Besser, er kümmert sich nebenbei schon einmal um die Nahrungsaufnahme. Aufmerksam betrachtet er den Teller. Wurst oder Käse zuerst?
AG
Keiner der Herren hat sich inzwischen bemüßigt gefühlt, die Kelche zu füllen. Nun ja, zuvorkommend ist etwas anderes. Belustigt schüttelt Jesabela ihr Haupt, erhebt sich und greift nach dem Krug. "Halten wir Rahjas Gaben in Ehren und begießen ihre Melodien mit dem Saft ihrer Früchte."
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'Käse schließt den Magen', so hörte Morlan irgendwo einmal. Bislang gab es keine Gelegenheit, diese Behauptung durch genauere Versuche und Beobachtungen zu untermauern, doch gibt es andererseits auch keine Hinweise auf schädliche Konsequenzen bei der Befolgung dieses anonymen Rates. Also zuerst das Wurstbrot!
Beim Anheben desselben stellt Morlan eine gewisse Experimentierfreude bei der Bardin fest. Sehr löblich!
Sein Lächeln verschwimmt in den Ausdruck von Konfusion, als der Trinkspruch ertönt. Wackeligen Hauptes klimmt der Blick empor. "Wiewas? Wer schießt? Oh, achso, ja, gewiss!" Man will ja höflich sein und sich den Gepflogenheiten anpassen, also muss der erste Biss noch etwas warten. Das Brot sinkt, derweil der Greis mit der anderen Hand nach seiner Teetasse greift, mit welcher er anzustoßen gedenkt.
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Wieder einmal ergreift die Dame die Initiative und macht sich jetzt selbst ans Einschenken, ohne diesen ihren Wunsch den eigentlich zuständigen Herren oder gar dem sich aber fern vom Tisch herumdrückenden Personal zu kommunizieren. Aber mittlerweile hat es Ucur ohnehin weitgehend aufgegeben, in den Sitten der Liebfelder eine zusammenhängende Linie zu suchen. Und nachdem er jetzt schon an diesem Tisch festsitzt, kann er genausogut dieses Spiel mitspielen.
Mit einem seinerseits belustigten Lächeln ergreift er eines der Trinkgefäße und hält es so, dass Jesabela bequem einschenken kann. "Auf dass wir die Gaben der schönen Göttin nicht nur mit den Augen und den Ohren, sondern auch mit dem Gaumen genießen können!" ergänzt er die Worte der Dame.
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Die Tasse hebend hofft Morlan darauf, sich zum Anstoßen nicht auch selbst erheben zu müssen. Unschlüssig fragend blickt er in die geschrumpfte Runde und dann hinüber zu dem abseitigen Magier und der Magd.
AG
Weiterhin lächelnd, schenkt Jesabela dem Albernier ein - nicht zu voll, aber auch nicht zu wenig. Der Alte hat seinerseits eine Tasse Tee an den Tisch bringen lassen. Dann wird dies wohl sein bevorzugtes Nass für diesen Abend sein. In Anbetracht dessen, dass der Krug nicht so groß und bereits drei, vielleicht sogar vier Personen verköstigt werden wollen, unterlässt Jesabela eine höfliche Frage an den Alten gewandt. Nichts wäre peinlicher, als wenn bereits eingeladene Gäste wieder ausgeladen oder auf Nachschub vertröstet werden müssten. Nichtsdestotrotz ist dies hier ein Gasthaus. Wenn der Alte Appetit bekommen sollte, kann ja ein Kelch nachbestellt werden.
Stattdessen befüllt sie also Dom Arranos Kelch und schließlich ihren eigenen. Den Krug stellt sie mittig auf dem Tisch wieder ab. Gerade so, dass er die Sichtlinie zwischen ihr und dem albernischen Magier nicht behindert.
SU
Ein dankbares Nicken quittiert Jesabelas Einschenken. Ucur wartet, bis alle Gefäße gefüllt sind, und beobachtet die anmutigen Bewegungen der Dame beim Verrichten dieser Tätigkeit. Ihr Lächeln taut auch seine höfliche Maske wieder ein wenig auf.
Nur mit dem Trinkspruch muss wohl noch etwas gewartet werden, denn Dom Arrano weilt noch fernab. Ucur wirft einen kurzen Blick in Richtung des Kollegen, lächelt dann in die Runde und stellt seinen Kelch vorerst wieder auf den Tisch; außerdem hat die Dame ja noch nicht wieder Platz genommen. Der Magier beobachtet Jesabela unauffällig, sucht nach leichten Zeichen - wenn ein Zurechtrücken des Stuhls gewünscht wird, soll es nicht an der Unaufmerksamkeit der Tischherren scheitern.
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Nur kurz lenkt der Fall eines Sitzmöbels Morlans Aufmerksamkeit vom Tische fort, denn dort ist sogleich jemand zugegen, sich zu kümmern.
Als der Alte aber wieder auf seine beiden Tischgefährten blickt, erkennt er seine eigene Voreile. Es ist ja noch gar nicht eingegossen, zudem wird offenbar noch auf den anderen Kollegen gewartet.
Oder hat Morlan überhaupt irgend etwas missverstanden? Kompliziert, diese liebfeldischen Gasthaus-Zeremonien!
Einstweilen lässt er den müden Arm wieder auf den Tisch sinken.
Noch etwas anderes schweift hinab, nämlich Morlans Blick. Zwei so leckere Brote! Sie duften ihn herausfordernd an. Das Mittagessen ist eben doch schon eine geraume Zeit her, und die Fahrt war nicht ohne Anstrengung für die steifen Knochen.
Ob sich all dieser Aufwand überhaupt lohnen wird? Inzwischen ist der Greis längst nicht mehr davon überzeugt, aber man soll ja alles mal versucht haben!
AG
Der Krug ist abgestellt, doch Jesabela nimmt nicht gleich wieder Platz. Statt dessen richtet sie ihr Kleid wieder für ein bequemes sitzen her. Für Ucur Zeit genug, sich zu erheben und ihr den Stuhl zurecht zurücken.
SU
Tatsächlich lassen sich die Anzeichen ausmachen, nach denen Ucur gesucht hatte. Mit einem höflichen Lächeln erhebt sich der Magier, tritt an Jesabelas Seite und legt die Hand auf die Lehne, wartet, bis sie beginnt, sich zu setzen, und rückt mit einer geübten Bewegung den Stuhl der Dame zurecht. Ein leichtes Neigen des Kopfes begleitet die Geste - ein Anerkennen der Gunst, die Ucur gewährt wurde, denn dass Jesabela nicht gefordert, sondern gestattet hat, glaubt der Albernier sehr wohl unterschieden zu haben. Wiederum erreicht das Lächeln des Adepten auch seine Augen; ein eigentlich seltenes Ereignis, dass sich in letzter Zeit aber zu häufen beginnt.
OHH
Was ist denn das auf einmal für ein Gerenne? Es dauert ein Momentchen, bis der aufblickende Morlan das Ziel seines blutjungen Kollegen erkennt. Ob die Dame wohl eine Behinderung hat? Wohl allenfalls das etwas unpraktische Gewand, wird dem Alten klar, da ihre Bewegungen doch völlig geschmeidig sind und ihr Antlitz jeglichen Ausdruck von Schmerz entbehrt.
AG
Wie zuvorkommend und aufmerksam der Herr ist. Bereits das kleinste Zögern und er steht an ihrer Seite. Mit gerichtetem Kleid lässt sie sich nieder und blickt sich dabei noch einmal kurz im Gastraum um. Endlich, Linje ist aus ihrer dunklen Ecke herausgetreten und wandert durch die Stube und spielt und singt. Jesabela wendet sie sich mit dankbarem Blick ab, blickt wieder auf Ucur und lächelt ihn an. Der bisher recht verschlossene Mann scheint sich öffnen zu wollen. Sollte er hier und heute ein wenig Erlösung gefunden haben? Wovon auch immer...
Fast bedauert sie, dem Alten den freien Platz angeboten zu haben, auch wenn er etwas senil und schwerhörig zu sein scheint. Manierlich wartet sie darauf, dass Dom Ucur seinen Platz ebenfalls wieder einnimmt und folgt seinem Weg mit ihrem Blick.
SU
Bei allem Zynismus ist Jesabelas Lächeln doch etwas, das auch Ucur nicht ungerührt lässt. Während sich der Adeptus wieder setzt, scheint er noch ein wenig mehr aufzutauen; die förmliche Maske senkt sich ein Stück. Die jungenhafte Fröhlichkeit, die während des Erzählens in den Augen des Alberniers aufblitzte, ist wie ein schwacher Widerschein zu erahnen. Aber die Wachsamkeit des Magiers ist nicht zur Gaenze erlahmt - die linke Hand ruht zwar nun entspannt auf der Tischplatte, ist aber so gedreht, dass die Handfläche nicht sichtbar ist.
Da sich der Trinkspruch weiter verzögert, weil der Kollege noch mit dem Personal zu schäkern beliebt, wendet sich Ucur mit einem Lächeln an die Dame, um die Pause zu überbrücken. "Ihr habt langsam eine erkleckliche Anzahl von Magiern zusammengesammelt, Domna Jesabela - fast genug, eine eigene Akademie zu gründen. Oder zumindest einen Lesezirkel", meint er vergnügt.
AG
Intensiv, aber keineswegs unangenehm, beobachtet Jesabela den Albernier, versucht in seiner Mimik zu lesen und ohne Worte zu kommunizieren. Auch er scheint nicht minder geheimnisvoll zu sein als der Edelmann am reich gedeckten Tisch neben der Tür. Und doch muss er Schlimmes erlebt haben. Warum sonst sollte er seine wahren Gefühle hinter einer Maske aus einstudierten und zu jeder Zeit abrufbaren Gesichtzügen verstecken. Oder wurde ihm genau dass zum Verhängnis?
Dann schaut sie sich am Tisch um und sieht in der Tat überrascht aus, als würde ihr dieser Sachverhalt eben erst bewusst werden. Verschmitzt erwidert sie: "In der Tat, mein Herr, ihr habt Recht. Doch ist es vielleicht dem Umstand geschuldet, dass dies einer der hervorragendsten Plätze hier im Schankraum ist?" Ein kurzes, kaum wahrnehmbares Zwinkern mit dem rechten Auge.
"Doch wer sollte denn, Eurer Meinung nach, in dieser Konstellation die Spektabilität der kleinen Akademia sein?"
OHH
Derweil der junge Hüpfer und das Fräulein die Grundmuster des miteinander Anbandelns ausprobieren, entgeht Morlan nicht der freudige Umstand, wie die Magd ganz von sich aus das Fenster schließt. Dankbar lächelt er zu ihr hinüber.
Dabei gerät das Gespräch am Tisch in eine höchst unvermutete Richtung. Eine eigene Akademie? Das wäre natürlich auch noch eine Variante. Wie oft hat sich der Greis schon einen Lehrling gewünscht, an welchen er so vieles weiterzugeben hätte! Eigentlich befremdlich, dass er sich in diesem Zusammenhang immer eine ruhige Studierstube vorstellte, statt einer kompletten Lehranstalt.
SU
Ucur lächelt. "Oh ja, was den Platz betrifft, kann ich Euch uneingeschränkt Recht geben..." Eine winzige, angedeutete Verneigung in Richtung der Dame zeigt an, was der Magier an eben diesem Platz für so besonders hervorragend hält.
"Aber die Frage nach dem Spektabilitätenamt ist natürlich schwierig... nach der Würde und Weisheit des Alters betrachtet, stünde wohl leicht fest, wem der Titel gebührt." Ein höfliches Nicken für den greisen Kollegen unterstreicht diese Worte. Dann wendet sich der Albernier wieder an Jesabela. "Aber vielleicht möchtet Ihr, deren Förderung diese Akademie so viel zu verdanken hat, ja eine Weise benennen, wie die Vergabe dieses Amtes entschieden werden soll?" fragt er, wobei sein Lächeln noch eine Spur fröhlicher wird.
An Ucur sind keinerlei Narben sichtbar, wobei natürlich weite Teile seines Körpers von seinem Reisegewand verhüllt werden. Seine ganze Erscheinung deutet eher auf jemanden hin, der Entbehrungen, Verletzungen oder auch nur harte, körperliche Arbeit höchstens vom Hörensagen kennt, von der hellen Haut bis hin zu den weichen Gelehrtenhänden ohne eine Spur von Schwielen. Die linke Handfläche des Magiers war mit Ausnahme weniger Augenblicke bisher immer abgewandt oder verborgen.
Das Auftreten des Alberniers, seine Sprechweise und auch die Körperhaltung deuten auf eine vornehme Abstammung oder zumindest Erziehung hin; auffällig ist seine offensichtliche Übung, sich hinter einer höflich-neutralen Maske zu verschanzen. Aber etwas lässt sich nicht ganz verbergen: ein leichter zynischer Zug um den Mund; manchmal ein verbitterter Ausdruck in den Augen, die jetzt gerade so fröhlich blitzen.
AG
"Die Vergabe des Amtes der Spektabilität... hm, Würde und Weisheit scheinen in der Tat ein akzeptables Mittel dafür zu sein." Wie gedankenverloren spielt Jesabela mit ihrem Kelch Wein. Ein kurzer Seitenblick auf den alten Magus verrät ihr, dass dieser seinen eigenen Gedanken nachhängt. Selbst sein Mahl ist noch unberührt. Dann lächelt sie wieder Dom Ucur entgegen: "Doch ich, als sozusagen Außenstehende würde mich für eine andere Art entscheiden. In der neuzugründenden Akademia sollte das Spezialgebiet der Anwärter ausschlaggebend sein."
Aufmerksam beobachtet sie wieder Ucur. Sucht nach einer Spur, ob sie sich mit ihrer - nicht ganz - unschuldigen Frage zu weit aus dem Fenster gelehnt und nun einen Rückzieher des Alberniers zu erwarten hat. Kaum, dass sein Lächeln seine Augen erreicht hat, wäre das sehr bedauerlich. Um dem zuvorzukommen, hat sie bereits eine Ausweichmöglichkeit parat. Doch zur Zeit ist sie bereit, das Risiko einzugehen. Möglicherweise wird er es auch nicht als offene Aufforderung auffassen? Oder ist sein Geheimnis mit einem ganz anderen Gebiet verbunden?
OHH
Tatsächlich ist Morlan nur noch mit halbem Ohr dabei. Die Frage einer auch nur fiktiven Akademiegründung fasziniert ihn durchaus, doch galoppieren seine Gedanken zugleich in ganz eigene Richtungen.
Zumindest würdig weiß er die Verhandlungen aufzunehmen, indem er auf diese Weise nickt und lächelt. Natürlich muss ein Alter nicht zugleich Weisheit beweisen. Die Ausrichtung? Ein Ansatz, auf den er selbst nicht gekommen wäre...
SU
In der Tat scheint Ucur dieses Plänkeln nun, da er selbst ein Teil des Spiels geworden ist, durchaus zu genießen. Als das Wort 'Spezialgebiet' fällt, ist für ein geübtes Auge allerdings sofort eine Reaktion wahrnehmbar: Die Finger der linken Hand zucken kurz, als wollte sich die Hand unwillkürlich zur Faust schließen, und gleichzeitig verengen sich die Augen des Alberniers einen Herzschlag lang. Aber auch wenn Jesabela offensichtlich ins Schwarze getroffen hat, so scheint sich Ucurs Unbehagen darüber nach der ersten Schrecksekunde in Grenzen zu halten.
'Das musste ja früher oder später kommen... Trotzdem, geschickt gemacht. Schade nur - jetzt, wo es gerade nett wurde.'
Aber der Albernier ist auch noch zu tief in diesem Spiel aus Andeutungen und Belanglosigkeiten gefangen, als dass er mit einer direkten Antwort herausrücken würde. Leichthin antwortet er: "Oh, das nimmt mich dann wohl aus dem Spiel, wenn wir nicht wollen, dass diese schöne kleine Akademie zu einem tristen Ort rein theoretischer Spekulationen verkommt. Da könnte Dom Arrano sicherlich mehr... bewegen!" Das fröhliche Grinsen über seinen Scherz scheint echt; Jesabelas Frage scheint Ucur also nicht wieder in seine Rüstung aus Höflichkeit zurückgedrängt zu haben. Oder hat ihn das fröhliche Plänkeln inzwischen unvorsichtig werden lassen? Er blockt jedenfalls das Thema nicht ab, umschleicht es eher - als wäre es inzwischen ein Teil des Spiels.
'Ihr habt schließlich die Geweihte vom Tisch vertrieben und Euch ausgerechnet mich dazugeholt... na, da sollte die Dame zuhause auf jeden Fall was zu erzählen haben!'
VW
Langsam nähert sich Linayan dem Tisch, an dem ihre Herrin anscheinend in Gespräche vertieft ist, die Bandurria in den Händen, die leise Melodie im Herzen, uralte Worte auf den Lippen...
OHH
Zwar fällt Morlan die ausweichende Antwort auf, doch schiebt er sie zunächst tatsächlich noch auf eine spielerische Geheimniskrämerei. Wie man an so etwas Gefallen finden kann, hat er allerdings nie recht verstehen können. Für ihn ist ein Geheimnis nur so lange interessant, wie eine Auflösung erreichbar erscheint. Das Ziel ist das Ziel, der Weg hingegen bestenfalls ein Zeitvertreib. Dass aber sein Hauptsiegel im rechten Handteller momentan so schlecht zu betrachten ist, bleibt reiner Zufall.
"Belhanka?" fragt er beiläufig, wobei sein Blick aber zu der nahenden Sängerin schweift. Raten ist so lange erlaubt, wie man keine Schlüsse für Taten aus einer Hypothese zieht. Im Grunde ist Raten mehr wie das ungeduldige nachschauen, wie ein Geschichte wohl zuendegeht.
AG
Das kurze Zucken Ucurs wird auch sogleich von Jesabela bemerkt. Innerlich jubilierend, gleich beim ersten Versuch ins Schwarze getroffen zu haben, behält sie ihre Unschuldsmiene auf.
Scheinbar nachdenklich meint sie: "Bewegung? Wie nennt Ihr sie? Magica moventia. Ach nein, so aufregend es vielleicht sein mag, Belhanka" - damit dreht sie sich kurz dem alten Magus zu und beantwortet seine Frage mit einem freundlichen Nicken - "in wenigen Augenblicken zu durchqueren oder einen Tanz axxeleriert aufs Parkett zu legen, so hektisch und oberflächlich erscheint mir das."
Innerlich lächelnd, denkt sie an manch schönen Abend mit Dom Traviano zurück. Gespielt verzweifelt wendet Jesabela ihren Blick von dem Albernier ab. Die Musik wird lauter und so fasst sie ihre Zofe ins Auge. Eine willkommene Ablenkung - bleibt nur die Frage, ob sich Linje dies auch bewusst ist. Egal, soll die Frage erst einmal unbeantwortet im Raume stehen bleiben.
Soll Dom Ucur die scheinbare Möglichkeit erhalten, die Fäden des Gesprächs wieder in Händen zu halten. Wenn er Spaß an dem Spiel hat, wird er eine Möglichkeit finden.
OHH
Ein bestätigter Verdacht hat selbst in negativen Fällen etwas Angenehmes an sich. In diesem Falle gibt es keinen schlechten Beigeschmack; selbst die Freude über die Leistung hält sich angesichts ihrer bescheidenen Dimension in ebensolchen Grenzen.
Viel interessanter empfindet der Alte die offenkundige Bildung dieser Frau. Sie kennt sich aus! Und dass sie die Hektik ablehnt, ist eine weise Lebenshaltung, die man bei so jungen Leuten allzu selten antrifft. Wohlwollend nickt Morlan halb zu ihr, halb zu sich selbst.
Da sie aber wohl vor allem das Geheimnis ihres direkteren Gegenübers zu erheischen sucht, schweigt er einstweilen über die eigenen Forschungsergebnisse.
SU
Ein belustigtes Funkeln tritt in die Augen des Alberniers. 'Tanz um das Feuer, wie? Na gut, warum nicht...'
Ucur nutzt die Gelegenheit, als Jesabelas Blick sich kurz von ihm wendet, um sich ebenfalls umzusehen. Dom Arrano ist immer noch damit beschäftigt, sich einen Platz im Herzen der Schankmaid zu erobern, oder was immer er sonst von der guten Frau will. Die Zofe, die sich musizierend dem Tisch nähert, erntet ein kurzes, anerkennendes Nicken.
Dann schaut der Magier wieder zu der Dame. "Also bevorzugt Ihr ein langsameres, planvolles Vorgehen? Nicht so sehr der Schnelllebigkeit des Alltags verhaftet, sondern mit etwas mehr... Tiefgang?" Ein seltsames Lächeln steht jetzt auf dem Gesicht des Alberniers, aber es ist keine Maske - das hier scheint ein Teil von Ucurs Selbst zu sein.
OHH
Auch Morlan nickt der Musikantin freundlich, doch etwas geistesabwesend zu. Tiefgang, Schnelebigkeit, Alltag... Dinge, welche ihn in letzter Zeit recht viel beschäftigt haben. Gerade, um sich etwas zu verändern, trat er ja diese Reise in eine etwas oberflächlichere Welt an! Ein drittes Studium wirkt ihm allerdings inzwischen nicht mehr so verlockend, und selbst eine eigene Akademie erscheint noch nicht als rechte Lösung.
AG
Auch wenn ihre Augen Linje beobachten, so sind ihre Ohren und Gedanken doch voll und ganz bei dem albernischen Magier. Erheitert bemerkt Jesabela, dass er den Spieß umdreht. Angriff ist die beste Verteidigung. Wenn er nur wüsste, in wie vielerlei Hinsicht er mit seiner Aussage recht hat...
Langsam geht ihre rechte Hand zum Kelch, hebt in an und lässt ihn spielerisch kreisen. Das Kerzenlicht funkelt von der güldenen Oberfläche zurück. Schließlich wendet sie sich von Linje wieder ab und fokussiert mit ihren saphirblauen Augen auf Dom Ucur über den Kelchrand hinweg. Sein Gesicht hat sich verändert. Er trägt nicht mehr die Maske. Ist dies das wahre Gesicht Dom Ucurs? Lange hält der weiche Blick und der Anblick gefällt ihr.
Schließlich haucht sie, um den wunderschönen Gesang Linayans nicht zu stören: "Es gibt drei Dinge, die alles über einen Menschen verraten. Zum einen, wie er isst, zum anderen wie er tanzt..."
Jesabela macht eine Spannungspause und stellt auch gleich bedauerlich fest, wie wenig der Raum Platz für einen Tanz lässt.
Doch bevor einer der Magier den Spannungsbogen überschreitet, fährt sie fort: "...und schließlich wie er trinkt." Erwartungsvoll hält sie das Glas erhoben.
Dass Arrano noch immer nicht zu seinem Platz zurückgekehrt ist, ist bedauerlich. Doch vielleicht wird ihn diese Geste eher zum Tisch zurücklocken. Auch er weiß einen guten Tropfen zu schätzen.
SU
"Tatsächlich..." Das leicht schiefe Lächeln des Alberniers spiegelt ein fast schelmisches Vergnügen wieder, während er zu seinem Kelch greift. Einen Moment lang überlegt Ucur, wie Jesabelas neuer Vorstoß zu bewerten ist. 'Eine Gelegenheit, das Thema zu wechseln? Zumindest ginge es jetzt. Aber warum die Dame enttäuschen, wo es doch gerade anfängt, Spaß zu machen? Und es ist eine wunderschöne Öffnung, um dieses Spiel der Andeutungen fortzuführen!'
Der Magier hebt sein Glas und schaut Jesabela direkt an. "Dann will ich trinken wie folgt: stets eingedenk, in wessen Gesellschaft; immer darauf bedacht, dass es die rechte Stunde, die rechte Farbe und der rechte Name ist; und schließlich: in der Gewissheit, dass es eine Grenze gibt, die man nicht leichtfertig überschreiten sollte."
Da Magister Arrano an den Tisch zurückzukehren beginnt und auch der ältere Kollege sein Trinkgefäß noch nicht bereit hat, wartet Ucur mit dem Trinken noch. Währenddessen ruht sein Blick auf der Dame, beobachtet, versucht abzuschätzen, wie sie seine letzte Bemerkung deuten wird.
OHH
Tanzen? Das könnte in der Tat eine willkommene Neuerung für Morlan sein. Beziehungsweise eine Rückkehr, da er in seiner Jugend vor ettlichen Jahrzehnten sehr gerne tanzte. Leider gab es allzu selten Anlass und Gelegenheit. So geriet diese Beschäftigung über die Jahre immer mehr in Vergessenheit.
Allein, welche Tanzpartnerin wäre wohl begierig darauf, mit einem so alten Knochen über das parkett zu wanken? Eine Untote vielleicht? Eventuell sollte man einen Nekromanten zu Rate ziehen und es einfach mal ausprobieren.
Dass man beim Essen mehr oder weniger Schmatzen kann, ist dem Greis schon klar - um so mehr, seit seine lichter gewordenen Zähne solche Geräusche leider fast unvermeidbar machen. Darüber hat er sich aber über Varianten von Gebärden bei der festen oder flüssigen Nahrungsaufnahme keine Gedanken gemacht - zumindest nicht in den letzten vierzig oder fünfzig Jahren. Jenseits dieser Zeitspanne sind verschwommene, doch eher unerfreuliche Erinnerungen an beschränkt tolerante Personen vergraben.
AG
Faszination und Bewunderung strahlen Jesabelas Augen aus. Das gewinnende Lächeln ist halb vom Kelch verborgen. Mit einer kleinen Geste prostet sie Dom Ucur entgegen und führt schließlich ihren Kelch mit einer fließenden Bewegung zum Mund. Sie hält Ucurs Blick stand. Der rote Wein benetzt ihre Lippen.
OHH
Letztendlich haben jene vermutlich einfach zu wenig gefragt, bevor sie urteilten - ein schwer auszurottendes Problem, hakt der Greis seinen Rückblick ab.
Doch was ist dies? Die junge Dame nippt an ihrem Getränk! Sollte Morlan den Trinkspruch verpasst haben? Oder ist er aufgeschoben? Entfallen? Ungewöhnlich erfolgt? Zumindest kann er sich nicht entsinnen, weitere Nummernfolgen gehört zu haben.
Wie auch immer. Da kann er ja endlich auch etwas zu sich nehmen, ohne gegen irgendwelche unverständlichen Riten zu verstoßen. Den Tee an den Mund führend, bemerkt er gerade noch rechtzeitig, dass dieser noch immer wegen seiner Hitze vorsichtig zu genießen ist. Mit einem ständigen Wechsel aus Pusten und Schlürfen verschwinden die ersten Tropfen in Morlans Innerem.
SU
Die Augen der Dame, ihre ganze Haltung... bei allem Zynismus, bei aller Kontrolle kann Ucur nicht verhindern, dass er beginnt, sich zu wünschen, dieses Spiel aus Andeutungen und Finten würde nie enden.
Mit einem leicht schiefen Lächeln führt auch Ucur den Kelch an die Lippen, betrachtet dabei Jesabela genau, genießt den Anblick.
OB
Einen merkwürdigen Eindruck erzeugt der Magister auf seinem Weg zum Tisch: Wiewohl er schnellen Schrittes unterwegs ist, wirken seine Bewegungen etwas zögerlich - ganz so, als könne er einerseits kaum erwarten, an sein Ziel zu gelangen, und fürchte andererseits, was dort seiner harre.
Als einzige Rücksichtnahme auf das Wortgeplänkel zwischen Domna Jesabela und seinem Collega ringt er sich ein entschuldigendes Lächeln ab, bevor er an der Seite der jungen Dame zu stehen kommt, sich leicht zu ihrem Ohr hinunterneigt und mit gedämpfter, doch zugleich drängender Stimme hineinspricht: "Domna Jesabela, auf ein Wort..."
AG
Ucur hält den Blick fest. Wie seine Augen strahlen! Jesabela schließt genießerisch die Augen... und hebt ihren Kelch noch ein wenig mehr. Ein guter Tropfen, den Meister Tesden in seinem Keller hatte.
Langsam stellt sie den Kelch wieder ab und erschrickt fast, als Dom Arrano von der Seite an sie herantritt. Irritiert wendet sie sich von Dom Ucur ab. Eine ganz falsche Reaktion, wie sie sich schnell eingestehen muss. Ist das zarte Band nun zerrissen?
Dennoch schaut sie Dom Arano mit besorgter Miene fragend an. Mit einer Geste scheint sie fragen zu wollen: 'Hier oder unter vier Augen?'
SU
Ein ärgerliches Blitzen in den Augen, gleich wieder verschwunden; der Mund des Alberniers ist ohnehin gerade durch den Kelch verdeckt. 'Das Gefühl des Kollegen für den rechten Zeitpunkt wird auch nur von seiner ruhigen Gelassenheit übertroffen...'
Natürlich wendet sich die Dame der Störung zu; was soll sie schließlich auch sonst tun. Langsam trinkt Ucur noch einen Schluck Wein, was es ihm auch ermöglicht, seinen Unmut über das so abrupte Ende dieses Moments wieder hinter sorgsam eingeübten Gesichtszügen zu verbergen.
'Man fragt sich ernstlich, warum dieses reizende Geschöpf sich mit derartiger Begleitung umgibt.' Mit vollendet-nichtssagender Miene stellt der Magier seinen Pokal auf den Tisch zurück und wartet ab; offenbar handelt es sich ja um eine Angelegenheit, die keinen Aufschub duldet, aber seine Aufmerksamkeit nicht erfordert. Ein Anflug von Bedauern ist in den grünen Augen zu erahnen.
OHH
Über seine Tasse hinweg beobachtet der Alte das Geplänkel zwischen den drei Herrschaften. Seine Mundwinkel ziehen dabei sacht, doch stetig immer weiter auseinander. Diese jungen Leute! So voller Ungestüm und Leidenschaft! Bis zu einem gewissen Grade beneidenswert - um so mehr, als dass er selbst nie als besonders begeisterungsfähig galt. Vielleicht waren es ja auch nur andere Dinge.
Nanu, ist nicht auf einmal irgend etwas anders im Schankraum?
OB
Nun, da Arrano sich zum Handeln entschlossen hat, verfolgt er seinen Plan mit der Zielstrebigkeit einer Hornechse. Ohne weiteres Herumgerede fährt er auf Domna Jesabelas Geste hin fort: "Ich will Euch nicht lange stören... Dürfte ich einen kurzen Blick in Euer Zimmer werfen? Jetzt? Es dauert gewiss nicht lange."
AG
Völlig überrascht schaut Jesabela zu Dom Arrano hoch. Mit einem leicht verärgertem Unterton antwortet sie: "Es geziemt sich nicht, die Gemächer einer Dame unangemeldet aufzusuchen."
'Und sei es auch nur ein Gasthauszimmer.' Nach dem Umkleiden ist Linje gleich mit ihr nach unten gekommen. Das bedeutet, die Kleider sind zwar gut gefaltet, aber dennoch offen und gut sichtbar für jeden, der das Zimmer betritt. Und der feine Staub ist ebenfalls noch auf dem Boden verteilt. Im Moment ist das Zimmer wahrlich nicht vorzeigetauglich. Es wäre hochgradig peinlich und könnte ihren Ruf schmälern. Sie muss Zeit gewinnen.
Dennoch weckt Arranos Frage ihre Neugier. "Warum stellt Ihr eine so ungewöhnliche Bitte?" Deutlich belustigt flüstert sie an Arranos Ohr: "Habt Ihr die Hoffnung, weichere Betten oder schönere Vorhänge vorzufinden?" Mit ihrer Mimik gibt sie ihm zu verstehen, dass er die Regularien kennt.
Inzwischen tritt die Zofe unauffällig an den Tisch und nimmt auf dem Stuhl neben ihrer Herrin Platz. Zwar hängt hier noch der Mantel der Geweihten, doch diese sucht sich gerade einen anderen Platz an einem anderen Tisch. 'Und wenn sie zurück kommen sollte... solange werde ich hier wohl nicht zubringen können.'
Wie ganz nebenbei - ohne die Tischgesellschaft in ihrem Tun zu beeinträchtigen und ohne groß aufzufallen - beginnt Linayan, den Weinflakon in seine Kiste zurückzupacken.
OHH
Wie überaus possierlich! Allerdings schiene Morlan die Frage des älteren jungen Magisters doch recht geeignet, sie ebenfalls in Zahlen zu verschlüsseln. Insbesondere, wenn man die Reaktion der Frau beobachtet. Immerhin will er sich doch anmelden, oder? Aber verstehe einer diese Adelsleut! Sicherlich ein faszinierendes Forschungsgebiet - für irgend jemanden.
Eine Bewegung auf dem Platz neben ihm lässt den Greis erkennen, was die Atmosphäre des Raumes verändert hat: Die ältere junge Dame singt nicht mehr. Anerkennend freundlich nickt er ihr zu.
OB
Im Gegensatz zu einer Hornechse ist Arrano in der Lage, seine Stirn zu runzeln - was er auch tut, als ihn Domna Jesabela für einen unangemeldeten Besuch tadelt, just als er sich für einen Besuch anmeldet. Seine Verwirrung schluckt er jedoch schnell hinunter, denn jetzt ist nicht die rechte Zeit, die Dame womöglich noch in Irritationen zu versetzen.
"Es ist zugegebenermaßen ein nicht eben alltägliches Anliegen", erwidert er statt dessen. "Würde ich es Euch jetzt genauer erläutern, hättet Ihr wahrhaftig allen Grund, mich für noch sonderbarer zu halten, als es mir gebührt. Später gern..."
'Vielleicht sollte ich es doch lieber bleiben lassen. Es ist doch nur eine blödsinnige Idee ...' Etwas hilflos hebt der Magister den Blick, schaut schräg über den Tisch, ohne einen der dort sitzenden Gäste anzusehen. So geht sein schüchternes Lächeln eher in Richtung des Fensters.
AG
Linayan bemerkt das freundlich anerkennende Nicken des greisen Magus und nickt eher halbherzig zurück. Wahrscheinlich sieht der Alte nicht einmal so weit, dass er es überhaupt mitbekommt. Viel eher konzentriert sie sich auf das Gespräch zwischen Arrano und ihrer Herrin. Das Herz schlägt ihr bis zum Hals und ein einzelner Schweißtropfen bildet sich auf ihrer Stirn.
Schlagartig geht auch ihr der Anblick des Zimmers durch den Kopf. Mit dem Blick einer gereizten Kobra erhebt sie sich, schaut kurz auf die Magd, was sie immer noch untätig herumsteht - als ob es nichts zu tun gäbe - und fixiert dann ihr eigentliches Ziel, das Kästchen mit dem Weinflakon hält sie dabei provokativ vor dem Bauch.
Gefährlich leise zischt sie den Magister an: "Es kommt überhaupt nicht in Frage, dass Ihr ein Zimmer betretet, in dem sich zwei Damen frisch gemacht haben und das sie in Eile verlassen haben. Es gibt Dinge, die Männeraugen nicht sehen sollen."
Servil - wie es ihrer Stellung geziemt - richtet sie sich an Jesabela: "Herrin, wenn Ihr erlaubt, werde ich vorgehen und das Zimmer herrichten. Weniger als der vierte Teil eines Wassermaßes sollte ausreichen."
Über ihren eigenen Ärger erstaunt, betrachtet sie ihren älteren Begleiter kopfschüttelnd. Es scheint sein sehnlichster Wunsch zu sein. Die Bitte klingt geradewegs so, als hinge Leben und Tod davon ab. So dramatisch?
Versöhnlicher erwidert Jesabela dem Magister: "Ich werde Eure Bitte gewähren. Doch bis die Zeit gekommen ist, könntet ihr Euch etwas weniger mystisch erklären? Ihr habt doch etwas, Dom Arrano..." Offene Neugier und Besorgnis ist ihr anzuhören.
Mit einem Wink bedeutet sie Linje, voranzugehen.
SU
Ucurs höfliche Zurückhaltung - schon von vorneherein eher schmerzhaft anerzogen als auf natürliche Begabung beruhend - wird auf eine zunehmend härtere Probe gestellt, als die Liebfelder, kaum, dass er beginnen wollte, sich ein wenig über sie zu ärgern, wieder mit einem Unterhaltungsprogramm erster Güte anfangen.
'In weiteren Rollen: die Domna Bediena von Biestig als Bollwerk des Anstands gegen die Horden von Barbarei und Männlichkeit, sowie, auf besonderen Wunsch, Signor Sprunghaft als der zerstreute Zauberzausel... Eigentlich sollte jetzt doch auch jeden Moment Magister Sprachlos wieder auf die Bühne stürmen und einen Monolog halten, oder?'
Nur das vergnügt-spöttische Blitzen der Augen des Alberniers durchdringt die inzwischen wieder gut sitzende Maske, aber diese äußere Ruhe braucht Ucurs ganze Kraft.
'Wie sagte Magister Khalesh so treffend: Wer dem N'ghierr-Esh'ebelroth im Dritten Khurr-Shi'ilash gegenübergestanden hat, kann auch ein breites Grinsen niederkämpfen, wenn er muss... Oder nein, das war: Wer nicht einmal sein eigenes Grinsen unter Kontrolle hat, sollte schauen, dass er aus dem Dritten Khurr-Shi'ilash verschwindet, bevor ihm N'ghierr-Esh'ebelroth was aufreißt...'
OHH
Völlig überrumpelt von der weiteren Entwicklung, bekommt Morlan das Nicken der Musikantin nur ganz am verschwommenen Rande mit. Es erscheint zwar wirklich ungelenk, mit welchen Worten der Kollege sein Anliegen begründet oder vielmehr in Verruf bringt, doch die Reaktion der bis eben noch so melancholische Weisen darbietenden Dame lässt den Greis fast vom Stuhl fallen. Statt dessen schwappt ein Spritzer seines Tees auf den Tisch.
Wirklich eine wundersame Versammlung, in welche er da geraten ist! Soll er diese aber nun faszinierend oder beängstigend finden? Mit dem Ärmel tupft er das Pfützchen auf und hat somit immerhin einen Vorwand, die Leute nicht anstarren zu müssen.
OB
Eine Hornechse kann nicht völlig fassungslos dreinschauen, das unterscheidet sie von Arrano. Die harschen Worte der Zofe scheinen ihn völlig entgeistert zu haben - wenn sein Gebaren jetzt noch dem eines Tieres gleicht, dessen Name mit einem H beginnt, dann eher dem eines verschüchterten Huhnes im Donnerwetter.
Auf die deutlich freundlicheren Worte Domna Jesabelas ergeht drum nur noch eine gestammelte Erwiderung: "Nein, nein, lasst gut sein... nur ein Gedanke eines alten Wirrkopfes... nicht der Rede wert."
Seine Haltung erinnert an die einer Mirhamionette, bei welcher der Puppenspieler gerade keinen Faden führt.
VW
Linje ist hin und her gerissen von der Neugier herauszufinden, was der alte Sack von Magus in ihrem Zimmer will. Kurz blitzt vor ihrem inneren Auge ihr erster Arbeitgeber auf, Don Jobano di Geselanta. Sie erwischte den Signore einmal vor dem Schrank seiner Gattin, ausgestattet mit Kleidern, Miederwaren... kurz hatte sie sich gefragt, wie er in das Fischgrätenkorsett... ein Grinsen stiehlt sich auf ihr Gesicht... und auch noch das fleischfarbene Untergewand zu diesem schreiend arangenen Kleid mit den Teufelslöchern... die Vorstellung des Magus mit einem Spitzenhöschen der Herrin... Linayan muss sich schnell abwenden und bewegt sich fast flüchtend in Richtung der Treppe, ein hysterisches Kichern nur schwerlich unterdrückend, die Magd nicht wahrnehmend, nur in ihren ureigenen Gedanken, ein bestimmtes Bild vor dem geistigen Auge.
OHH
Was ist das überhaupt für ein Herumgerenne! Ein Kommen und Gehen. Haben schon alle gegessen? Oder ist es einfach nur die jugendliche Unstetigkeit, welche die Leute umhertreibt?
Besser, Morlan denkt ausnahmsweise nicht weiter darüber nach, denn man sieht an dem nun von der Feuchtigkeit dunkel verfärbten Ärmel, wie sehr ihn all dies selbst in hektische Unruhe mitzureißen droht.
Glücklicherweise entdeckt er bei seiner Suche nach einer gedanklichen Ablenkung den Holzteller mit den beiden belegten Brotscheiben. Zudem weist ihn ein unangenehmes Gefühl in der Magengegend darauf hin, was er mit diesen wohl anstellen könnte. Hatte er sich schon für eines entschieden?
AG
Dom Arranos Verhalten weckt Jesabelas Mitgefühl. Beschwichtigend nimmt sie seine Hand in die ihrigen. "Dom Arrano", beginnt sie mit ruhiger, aber gewinnender Stimme, "ich sehe doch, dass Euch viel daran liegt. Doch solltet Ihr Euch diesen kleinen Augenblick gedulden können. Wenn Ihr mir jedoch erklären könntet, warum Ihr dies wünscht, würdet Ihr sicher weniger seltsam erscheinen."
OHH
Achja, das mit Wurst zuerst! Selbstzufrieden nimmt Morlan das belegte Brot mit beiden Händen auf und beißt hinein, dass man dabei seine höchst unvollständigen beiden Zahnreihen sehen kann. Welch Wohltat nach einer anstrengenden langen Fahrt! Kauend und schmatzend beobachtet er wieder seine Tischnachbarn bei ihrem für ihn doch reichlich fremdartigen Treiben.
SU
Ein gewisses amüsiertes Schmunzeln kann Ucur sich inzwischen doch nicht verkneifen; ob es dem sichtlich hilflosen Kollegen, den rührenden Tröstversuchen der Dame oder doch eher der Nahrungsaufnahme des ältesten Tischgastes gilt, sei dahingestellt. Um jedoch Jesabelas Versuchen, Arrano ein wenig zu beruhigen, nicht entgegenzuwirken, mischt sich der Albernier nicht in das Gespräch ein und beobachtet statt dessen die weitere Entwicklung.
OB
Als wäre ihm die Berührung durch die junge Dame unangenehm, erstarrt Arrano einen Wimpernschlag lang. Genauso schnell hat er sich aber wieder gefangen, tätschelt nun seinerseits mit seiner freien Hand die Domna Jesabelas und meint mit beruhigender Stimme: "Ach, nicht der Rede wert. Nur eine kleine, unwichtige Idee - das Lied Eurer Zofe hat mich darauf gebracht. Aber..." Er spricht zunächst nicht weiter, sondern zieht nun vorsichtig seine Hand aus Jesabelas hervor. Dabei setzt er wieder ein entschuldigendes Lächeln auf.
OHH
Muss Morlan das alles verstehen?
Nein, falsche Fragestellung! Vielmehr geht es ja um das Wollen und den zu erwartenden Aufwand. Für die sonst so kurzweiligen Spekulationen ändern sich die Daten jedoch allzu schnell und ergeben noch keinen rechten Ansatz für ein fertiges Bildteil.
In dieser Situation kommt ihm der Jungspund von einem Kollegen recht vertraut vor, wirkt er doch in derselben Lage. Zumindest verhält er sich von fehlenden Kaubewegungen abgesehen Morlan ganz ähnlich. Als Quittung erhält er dafür die Andeutung eines Lächelns, durch welche sich die Schmatzgeräusche kurzfristig verstärken.
AG
Sanft entlässt Jesabela Arranos Hand wieder. Ein seltsames Lächeln umspielt ihre Lippen. Interessiert daran, was Geheimnisvolles er in ihrem Zimmer zu finden glaubt, nickt sie nur. Doch ein fragender Blick soll den Magister ermutigen weiterzureden.
OB
Der fragende und aufmunternde Blick ist an den Magister verschwendet, denn dessen eigener Blick ist eher nach innen gekehrt. Ebenso sind seine Worte - ein Zitat aus dem Lied Domna Linayans - mehr zu sich selbst gesprochen. "...dann erinnere dich an mich..."
Als würde sein Bewusstsein urplötzlich in die Realität zurückschnellen, schlägt Arrano mit einem etwas peinlich berührten Gesichtsausdruck die Augen wieder auf und schaut Domna Jesabela an. "Es war ein langer Tag", murmelt er. "Ich denke, ich sollte mich allmählich zurückziehen..."
SU
Allmählich wird diese Tendenz, aufgescheucht alles durcheinanderzuwirbeln, dann plötzlich den Schwung zu verlieren und sich schließlich in Verwirrung zu flüchten, die den Bethaner Magiern scheinbar zu eigen ist, anstrengend. Das amüsierte Funkeln in Ucurs Augen ist erloschen; kühl und neutral wartet der Albernier ab, was jetzt noch kommen mag. Die Maske ist wieder zur Gänze da; unbewusst verschränken sich die Finger des Magiers ineinander. Ob diese Stadt seit Tharsonius noch irgendwas hervorgebracht hat, das nicht vollkommen hilflos wirkt?
OHH
Der junge Bursche ist sichtlich wenig amüsiert über die im Grunde doch so wahren Worte des älteren. Es heißt ja immer, alte Leute bräuchten weniger Schlaf denn junge. Nach Morlans Erfahrung hingegen spielt die Gewohnheit dabei eine wesentlich größere Rolle.
Sollten Bevölkerung und Gespräche am Tische weiter zurückgehen, kann er ja vielleicht doch noch einen Blick in das Buch werfen.
Apropos - wo ist eigentlich die Kiste...? Unwillkürlich sucht Morlan zuerst zu beiden Seiten neben sich auf dem Boden.
AG
Ja, es war ein langer Tag, und längst nicht alles ist so verlaufen, wie es geplant war. Angekündigte Tanzbärenauftritte fanden nicht statt, ein Reisegefährte musste bereits früh zu Bett, das Geständnis Linayans, auf das sie in dieser Weise nicht vorbereitet war, das bestellte Dessert, das nicht serviert wurde... Deuten sich da etwa leichte Kopfschmerzen an?
"Natürlich, Dom Arrano." Morgen ist auch noch ein Tag. Vielleicht steht morgen Dom Arrano eher der Sinn nach aufschlussreicher Konversation. Den Wunsch einer borongesegneten Nacht lässt sie im Raum stehen.
Mit der rechten Hand prüft sie den Sitz ihres Haarnetzes. Ob der Tag noch eine Überraschung für sie bereithält?
OHH
Wo zum Sphärenschänder...!? Achso, nein, der Knecht ist ja wohl noch gar nicht mit der Kiste zurückgekehrt.
Morlans Haupt hebt sich wieder, auf dass seine Augen in die Runde schauen können. Gewiss wäre ein Gutenachtwunsch an den Kollegen angebracht, doch dieser Greis ist mit anderem beschäftigt: Der Blick weitet sich aus und taucht in die Tiefen des Schankraumes.
Ob der späten Stunde ist nicht mehr viel los. Lediglich an der Theke steht eine ganze Anzahl Personen herum - vielleicht sechs, eher sieben. Da könnte der Knecht enthalten sein, aber bei diesem schlimmen Schummerlicht kann Morlan nicht wirklich viel erkennen. So wichtig aber, dass er aufstehen und näher herangehen möchte, ist es ja nun auch nicht.
Vielleicht wurde der Knecht nur aufgehalten.
OB
Wiederum macht Arrano nicht den Eindruck, wirklich auf die Worte Domna Jesabelas gehört zu haben. Zu tonlos klingt seine Erwiderung: "Dann wünsche ich allseits eine gute Nacht", mit der er sich abwendet und ein paar Schritte hin zum Fenster tut, wo er seinen Stab abgestellt hatte. Die ganze Strecke legt er allerdings nicht zurück. Statt dessen reckt er mit einer müden Geste den rechten Arm in diese Richtung. 'Komm zu mir, meine Gute.'
Der Zauberstab setzt sich in Bewegung. Mit einigen kleinen Hüpfern überbrückt er die zwei oder drei Schritt Distanz bis zum Magister. Es dauert zwei Herzschläge, dann hat sich Arranos Hand um das Holz geschlossen.
"Gehen wir", sagt er in erschöpftem Tonfall.
OHH
"Gute Nacht", erwidert Morlan unwillkürlich geistesabwesend. Sein Blick schweift kurz über den entschwindenden Kollegen, dann zur Decke des Raumes empor, derweil die Gedanken weiterhin am recht unscharf eingeprägten Gesicht des Knechtes hängen.
Vielleicht ein Problem mit dem Esel? Oder sonst einem Tier? Aber halt! Da war doch irgend etwas mit Hühnern! Das wird es wohl sein - hoffentlich.
AG
Der Magister macht sich auf Richtung Treppe, die unappetitlichen Schmatzgeräusche des Alten sind auch endlich verklungen. Das leichte Pochen in der Schläfe wird stärker. Kurz entschlossen hebt Jesabela ihren Kelch und trinkt.
OHH
Ebensogut könnte den Knecht ein Unglück ereilt haben. Wie schnell geschehen Unfälle gerade des Nachts im Haushalt, wenn man keinen leuchtenden Stab sein Eigen nennen kann! Mal eben auf eine Harke getreten oder über einen Stein gefallen...!
Noch ist es keine wirkliche Sorge, die Morlan zu seinen Spekulationen verleitet, sondern die stille Freude an der Vielfalt von Erklärungen, wenn man nur wenige Informationen hat. Schon immer faszinierte ihn sies - ebenso, wie es ihn stets bestürzte, wenn sich jemand sogleich auf seine erste Vermutung versteifte und danach handelte. Man stelle sich vor: Ein Greis, der aufgeregt in den Stall rennt, einen Knecht zu retten, welcher im Stroh gerade mit einer Dorfschönheit zugange ist!
SU
Erst ein höfliches Nicken, dann, als Arrano sich abgewandt hat, ein leichtes Kopfschütteln. Kurz schaut Ucur dem davonschleichenden Kollegen nach. 'Ob er wohl auch dann mitten in der Nacht plötzlich aufspringt, rätselhafte Andeutungen macht und wieder schlafen geht? Na, ich werd's ja sehen...'
Jesabelas Interesse an Konversation ist verständlicherweise erloschen, nach dieser Unterbrechung des kleinen Spiels, als es gerade begonnen hatte, interessant zu werden, kein Wunder. Ein Anflug von Bedauern stiehlt sich in die Augen des Alberniers. Zugleich legt sich Ucurs linke Hand flach auf die Tischplatte, seine Körperhaltung wird ein klein wenig aufrechter - bereit, sich zu erheben, falls die Dame Anstalten macht, den Tisch zu verlassen.
AG
Der Wein spült den aufkeimenden Ärger hinfort, doch die beginnenden Kopfschmerzen bleiben. Dennoch stellt Jesabela ihren Weinkelch mit einem Lächeln wieder ab. Ein klein wenig möchte sie noch hier unten verweilen. Ihr Blick geht zu den beiden Magiern am Tisch. Der Alte scheint in Gedanken vertieft, so möchte sie ihn zu so später Stund nicht mehr da herausreißen. Doch bei dem Albernier kann sie so etwas wie ein Bedauern erkennen. Obwohl er die Maske, die ihm so überhaupt nicht stehen will, wieder aufgesetzt hat. Beginnen wir das Spiel von vorn?
Abermals spielt sie auffordernd mit ihrem Kelch, der mittlerweile geleert ist. Es wäre zu schade um dem Krug Wein.
OHH
Hauptsache, er lässt die Kiste nicht fallen! Vielleicht hätte Morlan doch mit dem Knecht hinausgehen sollen, um das schwere Monstrum vom Wagen herabschweben zu lassen. Warum hat er das nicht getan? Immerhin ist die Ausrüstung hinreichend kostbar.
Die Bewegung des Kelches vor ihm zieht Morlans Blick auf sich. Doch noch ein Trinkspruch? Oh, er hat ja noch etwas im Mund! Sogleich setzen sich die kürzlich unterbrochenen Kaubewegungen fort.
SU
Ucur, der ja auf Anzeichen geachtet hat, dass die Dame sich zurückziehen will, bemerkt relativ schnell, wie Jesabela statt dessen mit ihrem leeren Kelch hantiert. Ein Lächeln weicht die höfliche Maske wieder ein wenig auf, während der Albernier sich halb erhebt und mit der rechten Hand nach dem Weinkrug greift. "Gestattet Ihr, Domna...?" Der Magier macht sich zum Einschenken bereit, wartet nur mehr auf ein Zeichen der Dame.
AG
Ein mehr als dankbares Lächeln schenkt sie dem Albernier. Doch eines steht für sie schon länger fest: Seine Erziehung muss er definitiv in einem der südlichen Länder genossen haben - mit solch guten Manieren.
Ihren Kelch stellt sie genau so ab, dass Ucur ihn bequem wieder befüllen kann.
OHH
Nachdem er hinuntergeschluckt hat, greift Morlan nach seiner Tasse - ohnehin gerade ein günstiger Augenblick. Allerdings wartet er mit dem Hinunterspülen noch, falls es tatsächlich noch zu dem Trinkspruch kommen sollte. Diese Adeligen sind ja sowas von umständlich und förmlich! Man stelle sie sich in einer Bibliothek vor!
'Darf ich Euch diesen Folianten reichen?'
'Ohja, seid vieltausendmal bedankt!'
'Möge es Euch erfreuen, darin zu lesen.'
'Ihr seid sehr aufmerksam.'
'Ruhe dahinten, ich will hier lesen!'
SU
Kurz bricht der Blickkontakt ab, als Ucur vorsichtig einzuschenken beginnt. Der Albernier füllt Jesabelas Becher bis zwei Finger unter den Rand, achtet aus den Augenwinkeln darauf, ob ein Signal der Dame 'mehr' oder 'halt' anzeigt, und gießt schließlich, nachdem die gewünschte Füllhöhe erreicht ist, auch noch einmal Wein in seinen eigenen Pokal. Mit einem raschen Seitenblick auf den alten Kollegen vergewissert sich Ucur dann noch, dass dieser weiterhin mit seinem Tee hantiert, was es unwahrscheinlich macht, dass er Wein wünscht, und stellt den Krug dann wieder auf den Tisch.
In der einigermaßen sicheren Überzeugung, dass es selbst im Liebfeldischen nicht üblich sein sollte, jeden einzelnen Becher mit eloquenten Trinksprüchen zu begleiten, versucht Ucur statt dessen, wieder zur Konversation zurückzufinden. Er greift nach einem unverfänglichen Thema von ausreichend geringem Tiefgang, so dass eine neuerliche Unterbrechung nicht wieder ein kunstvolles Spiel zerstört. Insgeheim rechnet er ja schon fast damit, zumal noch nicht gesagt ist, dass die zwei verschwundenen Tischherren der Dame nicht doch noch einen überraschenden Auftritt hinlegen, und sei es auch nur, um sich in der Auswahl ihrer Nachtgarderobe beraten zu lassen. 'Wenigstens sollte die Feuerspeiende Maid die nächste Zeit beschäftigt sein...'
Fröhlich funkelnde grüne Augen - woran zum Teil auch der über den Abend verteilte Wein beteiligt sein mag - blicken Jesabela wieder an. "Ich nehme an, Euer Weg führt Euch morgen wieder zurück in die Heimat, Domna Jesabela?"
OHH
Nein, das wird kein irgendwie geartetes Zeremoniell, also kann Morlan unbeschwert trinken, was er auch sogleich tut. Dann isst er gemütlich weiter an seinem Wurstbrot, sich noch immer vom Treiben und dem neu entspinnenden Gespräch am Tisch ablenken lassend.
AG
Das Befüllen des Kelches überlässt Jesabela ganz dem Albernier. Lieber beobachtet sie ihn dabei - wie der Blick auf den Kelch wandert, wie die Hand den Henkel des Kruges umfasst, wie die Sehnen und Muskeln beim Anheben leicht hervortreten - als zu kontrollieren oder gar zu bestimmen, wieviel Wein er in den Kelch schenkt. Ihr Blick ruht noch immer auf ihm, als Ucur sich wieder setzt und ein neues Gespräch beginnt.
Wie erschreckend unspektakulär und banal seine Frage klingt, und doch ist die junge Dame keinesfalls überrascht. Dankbar greift sie nach dem Strohhalm, der sie vor dem Ertrinken in Selbstmitleid und Groll über den Verlauf des 'gemütlichen Abends' errettet.
Noch bevor sie antwortet, greift auch sie nach dem Kelch und hebt ihn zum Mund. Betont genussvoll lässt sie einen Schluck des Weines ihre Kehle hinabrinnen.
"Ich fürchte, Belhanka wird sich noch ein wenig mit unserer Rückkehr gedulden müssen. Wir sind auf dem Weg nach Vinsalt."
Plötzlich wirkt ihr Gesicht ein wenig nachdenklich. "Sucht Ihr eine Reisebegleitung Richtung Punin, Dom Ucur? Und wie seid Ihr bisher gereist?"
SU
"Vinsalt, tatsächlich? Ein schwerer Verlust für Belhanka", lächelt Ucur, während er nach seinem Becher greift. Auf Jesabelas Frage hin sieht der Albernier ihr wieder direkt ins Gesicht, ein merkwürdig amüsiertes Funkeln liegt in seinen Augen. "In der Tat reise ich derzeit ohne Begleitung und ohne Pferd, das hätte sich mit der Seereise nicht gut vertragen. Aber gute Gesellschaft macht sicherlich jede Reise viel angenehmer, auch wenn es nur ein Stück des Weges sein sollte." Der Gesichtsausdruck des Magiers ist geradezu jungenhaft fröhlich.
'In derselben Kutsche wie der Hausdrache und die Herren Sprachlos und Sprunghaft... das könnte ja wirklich lustig werden. Fragt sich nur, wer von uns dann in guter Gesellschaft wäre. Aber immerhin hätte die Dame jemanden, der nicht alle paar Augenblicke aus der Kutsche springt oder einschläft, und für mich wäre diese Art des Reisens auch... einfacher. Zumindest, solang sie mich nicht aus dem Wagen schmeißen...'
OHH
Morlan wird nicht so recht das Gefühl los, dass am Tische noch immer mehr gesagt wird, als er mitbekommt. Sollte es sich noch immer um eine Geheimsprache handeln, so ist diese gut verborgen unter Alltäglichem. Natürlich kann es auch in der anderen Art der hier üblichen Verständigungsweise begründet liegen. Wohlmöglich steckt in den Worten nur genau das, was zu hören ist.
Nach dem Wurstbrot folgt übergangslos jenes mit Käse, wobei der Alte zwischendurch immer mit etwas Tee nachspült.
AG
Jesabela bedankt sich mit dem kecken Hochziehen einer Braue und einem warmen Lächeln für Ucurs Kompliment. Ihr ist schon bewusst, dass der Albernier ihre Frage als Angebot verstehen konnte, doch spricht sie dieses Angebot bewusst nicht laut aus. Diese Frage soll nicht heute Abend geklärt werden, zumal einer der Reisenden dann dem Kutscher Gesellschaft leisten müsste.
Halb zu sich selbst meint sie schließlich: "Deutlich schneller reist man mit einer Schiffspassage über den Yaquir. Wenn man das Schifffahren verträgt." Mit einem geheimnisvollen Lächeln schaut sie wieder direkt zu Dom Ucur, und wie nebenbei fragt sie: "Habt Ihr etwas Wichtiges in Punin zu erledigen?"
OHH
Schiffe... Das wäre auch mal eine neue Erfahrung. Gewiss, den einen oder anderen kleinen Kahn hat Morlan schon einmal im Laufe seines langen Lebens bestiegen. Als kleiner Junge ist er sogar mal ganz in einem Paddelboot unterwegs gewesen. Unglaublich, was man so alles vernachlässigt, doch noch ist es dafür ja nicht zu spät.
Als aber endlich der altvertraute Stadtname Punin zu ihm durchdringt, hocht der Greis sichtlich auf, denn sein ob der unscharfen Augen leicht verkniffener Blick wechselt nun wieder aufmerksam zwischen dem jungen Turtelpärchen einher. Zudem ist die Kaubewegung wieder langsamer geworden.
In diesem Moment tritt die Köchin an den Tisch heran und nimmt eine leicht gebeugte Haltung ein. "Verzeiht, die Herrschaften... Ist das richtig mit dem Nachtisch? Ich hoffe, er kommt nicht allzu spät?"
Dabei ist der Blick des Alten zu ihr aufgestiegen und dann auf halbe Höhe zum Teller in ihrer Hand hinabgesunken. Kurz hat der Kiefer innegehalten, doch wird er nun wieder tätig, als die Aufmerksamkeit erneut von links nach rechts und zurück zwischen den Tischgenossen umherpendelt. Angesichts der Menge von vier oder fünf Törtchen und zwei Bratäpfeln ist dieser Teller wohl nicht allein für das junge Paar gedacht.
SU
Jesabelas Lächeln scheint dem Albernier gutzutun; jedenfalls kehrt die Maske nicht wieder zurück. Auch ihre Frage bewirkt kein Zurückziehen, kein Verschließen. "Wichtig... mehr oder weniger, ja. Ich treffe einen alten Lehrer; ich war das letzte Jahr über mit Recherchen für ihn beschäftigt. Aber da es vor allem um ein paar historische Quellen ging, ist es keine besonders dringliche Angelegenheit."
Erst relativ spät bemerkt Ucur das erwachende Interesse des Greises. 'Hat der etwa etwas mit der Puniner Akademie am Hut?' Kurz huscht der Blick des Alberniers zum Siegel des alten Kollegen. 'Hm, schwer zu sagen... naja, im Detailfragen Abwimmeln hab ich ja schon Übung. Wir wollen doch die Dame nicht langweilen...' Langsam schließt sich die linke Hand des Adepten wieder zur Faust.
Nützlicherweise kommt ebenda der Nachtisch. Ucur scheint keineswegs verärgert über die Unterbrechung oder gar die Tatsache, dass die Süßigkeiten erst geliefert werden, als die Tischgesellschaft schon praktisch aufgelöst ist. "Ah... noch etwas Süßes vor dem Schlafengehen?" strahlt er Jesabela an.
OHH
Sehr beruhigend, wie der jüngere Magus den späten Nachtisch willkommenzuheißen scheint! Dennoch wirft die Köchin noch einen eingehenderen Blick auch auf die Dame, um sich derer Zustimmung ebenfals zu versichern. Den stillen Alten, der irgendwie etwas fehl am Platze wirkt, beachtet sie nur am Rande.
Allerdings ist Morlan auch schon wieder von ihr abgekommen und in Punin angelangt. Dass er sich nicht an den jungen Kollegen erinnern kann, muss nichts heißen. Sicherlich hat er alter Mann es mit seinen Studien im stillen Kämmerlein bisweilen ein wenig übertrieben. Doch wenn dieser... Ucur in Punin lernte, wird Morlan gewiss den Lehrer kennen. Allerdings muss er mit der Frage nach selbigem nicht unbedingt in die Verhandlungen um ein paar Törtchen eingreifen.
Kurz dreht Sarina den Kopf der Türe zu. Es ist ja schon recht ruhig im Schankraum, und so spät am Abend sind neue Gäste um so auffallender. Zudem gibt es ein Aufmerksamkeit erregendes Begleitgeräusch. Hoffentlich schaut dieser Mensch nur so finster, weil er solchen Durst hat!
Doch die Köchin möchte nicht die Herrschaften am Tisch vernachlässigen. "Ich stelle den Teller einfach einmal hier hin, und Ihr braucht nur bezahlen, was Ihr auch verzeht, wenn es recht ist..." Damit senkt sich die betellerte Rechte zum Tische nieder.
AG
Als Sarina die Törtchen bringt, ist Jesabela schon ein wenig überrascht. Wirklich damit gerechnet hat sie nicht mehr, nachdem so viel Zeit seit dem Bestellen vergangen ist. Sie muss regelrecht in sich hineinhören, ob sie nun, so kurz vor dem Schlafengehen, tatsächlich noch Appetit darauf hat.
"Ist recht; stellt es nur ab", wendet sie sich der Köchin zu.
Dem Albernier erwidert sie schulterzuckend: "Jeder hat eine Schwäche, nicht wahr?" Noch einmal blitzen ihre Augen auf.
OHH
Nickend lässt die Köchin den Teller auf den Tisch nieder und will sich gerade schon abwenden, als der Greis sie anspricht: "Verzeiht, wo bin ich eigentlich untergebracht?" Den eingetretenen Gast würdigt er dabei keines Seitenblickes - er hat ihn nicht einmal bewusst wahrgenommen.
Aus seine Worten schließt Sarina, er habe seinen Übernachtungswunsch schon Siona oder Tesden gegenüber angemeldet und nur noch keinen Schlüssel erhalten. "Ich werde einmal nachfragen. Nur ein Aufgenblickchen..."
"Oh, ich habe heute nichts weiter vor", lächelt Morlan, was die Köchin ebenso beantwortet, bevor sie den Tisch wieder verlässt - nur dass sie dabei keinen Krümel im Mindwinkel hat.
SU
"Glücklich der, der nur eine hat!" antwortet Ucur der Dame mit einem Lächeln, das man schon fast eher ein freches Grinsen nennen könnte. Langsam entspannt sich auch die linke Hand des Alberniers ein klein wenig. Das Thema Punin ist vom Tisch; Süßspeisen wurden geliefert - der Ausklang des Abends sollte problemlos...
Die Stimme des neu Eingetretenen, den Ucur bisher gänzlich ignoriert hat, bewirkt, dass sich die Nackenhaare des Alberniers aufrichten. Unauffällig schielt er zu der düsteren Gestalt hin.
OHH
Der Köchin schaut Morlan nicht lange nach. Statt dessen schweift sein Blick unwillkürlich zu den Spezereien, derweil der letzte Bissen des Käsebrotes zwischen seinen hellen, schmalen Lippen verschwindet. Fünf Törtchen und zwei Bratäpfel zählt der Greis, doch denkt er sich nichts weiter dabei. Vielmehr handelt es sich um eine unwillkürliche Bestandsaufnahme - ein rein wissenschaftliches Zählen, dessen Auswertung zunächst ausbleibt.
Gedankenverloren reibt er seinen Zeigefinger mit dem anderen Handballen, um ein rheumatisches Gefühl hinfortzumassieren und Wärme zu erzeugen. Was wollte er gleich sagen? Oder wollte er gar nichts sagen?
AG
Ucurs freches Grinsen entlockt Jesabela ein Schmunzeln, das sofort erstirbt, als auch sie diese unangenehme Stimme vernimmt. Ein kurzer Blick auf die Gestalt am Tisch neben dem Eingang und ihre Intuition sagt ihr, dass es wohl besser wäre, den Gastraum zu verlassen. Doch etwas fesselt sie auf ihrem Stuhl. Die Gestalt scheint sich auf den edlen Comto zu konzentrieren, die anderen Gäste scheinen ihn nicht zu interessieren. Vielleicht wäre es gar ratsam, die Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen.
Erschreckt reißt sie sich von der Szenerie los. Fast zaghaft greift sie zu den Törtchen. "Greift doch auch zu, wenn Ihr wollt." Mit einer einladenden Geste weist sie von den beiden Magiern zu dem Törtchenteller.
Mit einem Stirnrunzeln genießt sie den ersten Happen ihres Desserts.
OHH
Genau! Die Heimat!
"Verzeihung, Punin sagtet Ihr?" plappert Morlan unvermittelt drauflos und weiß im ersten Moment gar nicht so recht, wen von den beiden er anschauen soll. Erst verzögert kommt ihm die Erinnerung, dass er Grund zur Annahme hat, Ucur sei dort ausgebildet worden oder habe zumindest längere Zeit dort verbracht. Sogleich sucht der Alte auch nach unter Süßspeisen, Betten und Zipperlein thematisch begrabenen Ursachen für diese Vermutung. Allein, erstere gewinnen durch der Dame Angebot die Überhand.
"Wie? Oh, achso, vielen Dank!" Ein Törtchen passt gewiss noch hinein, wenn auch kein Tee mehr zum Nachspülen da ist. Folglich hebt sich die Hand wie ein ausgemergelter Adler, der in einer erspähten Herde Kleingetiers noch das geeignete Opfer aussucht.
Von den Vorgängen am anderen Ende des Schankraumes hat der Greis offenkundig noch immer keine Notiz genommen.
SU
Ucurs Besorgnis bezüglich der düsteren Gestalt weicht in rascher Folge zuerst Verblüffung, dann Erheiterung. Da es sich offensichtlich entweder um einen höchst persönlichen Ehrenhandel oder eine seltene liebfeldische Form des Improvisationstheaters handelt, stuft der Magier die ihn betreffende Bedrohung als äußerst gering ein.
Aber allzu alltäglich scheinen solche Szenen nicht einmal im Horasreich zu sein; jedenfalls wirkt die Dame nicht so, als wohne sie öfters solchen Auftritten bei. Ucur schenkt ihr ein beruhigendes Lächeln; seine Körperhaltung zeigt, dass ihn die Szene nicht im geringsten bekümmert. Mit einem höflichen "Danke sehr, Domna Jesabela!" greift er nach einem Törtchen, um anzuzeigen, dass kein Anlass zur Sorge besteht, dreht dann seinen Stuhl ein winziges Stückchen, um die potentiellen Streithähne etwas besser im Blickfeld zu haben und macht sich bereit, das Schauspiel zu genießen. Erst die Frage des Greises lässt ihn leicht zusammenzucken, doch glücklicherweise lenken die Süßigkeiten den Alten gleich wieder ab. Und das sich entspinnende Drama wird hoffentlich auch sein übriges tun.
Ein wenig spät fällt dem Albernier ein, dass die Dame ja von ihrer Begleitung und ihrem Personal im Stich gelassen dasitzt und die Darbietung daher vielleicht nicht mit derselben Ruhe und Muße genießen kann, wie er es tut. Wieder geht der Blick des Magiers zu Jesabela, wieder folgt ein selbstsicheres Alles-in-Ordnung-Lächeln.
OHH
Die Auswahl der Beute wird durch die Erkenntnis gestört, dass sich der Teller möglicherweise ein klein wenig außer Reichweite der Arme des Alten befinden. Gewiss, mit einem leichten Strecken oder notfalls Aufstehen erreicht er den rand in jedem Falle. Doch noch macht er zu beidem keinerlei Anstalten. Nur die Finger der Linken wirbeln weiter vor und zurück. 'Mu... Ma...' Wie war das noch?
Ehrfuchtgebietende Hallen. Eine beeindruckende Bibliothek... Selbst alltägliche Dinge klappen eben nicht immer so ganz, wenn man nicht recht bei der Sache ist. "Ich war lange nicht in Punin..."
'Movimen... Nein, Unfug! Motoricus, genau!'
Kaum ist Morlan das Wort eingefallen, welches er doch eigentlich gerade wegen seines Alters gar nicht so selten verwendet, geht auch ein Ruck durch den Teller mit den Süßigkeiten. Langsam wird er von unsichtbarer Hand über den Tisch auf den Greis zu geschoben - nur ein, zwei Spann weit.
SU
"Ja, das kann ich von mir auch sagen", antwortet Ucur auf die Bemerkung des alten Magiers, während er dessen magisches Fingerspiel als vollkommen natürlich und alltäglich zur Kenntnis nimmt. Wenn einem schließlich die Kraft gegeben ist, soll man sie auch nutzen, um sich das Leben zu erleichtern; wo käme man denn sonst hin.
Unangenehmerweise ist das Thema damit aber wieder bei Punin; die Dame sieht nicht so aus, als wolle sie schnell über etwas anderes sprechen als altehrwürdige Akademien, die beiden Tragöden scheinen ihren großen Monolog jetzt zum heimlichen Zwiegespräch umzugestalten - eine rasche Ablenkung ist also nicht in Sicht. Um Zeit zu gewinnen, beißt Ucur mal in sein Törtchen.
OHH
Die Hand senkt sich etwas zitterig nieder. Es ist wohl ein eher alter Adler, mit welchem man sie vergleichen könnte. Und entsprechend sucht sie sich nicht etwa die größte oder subkjektiv schönste Beute, sondern die leichteste - das nächstgelegene Stück Törtchen.
"Wie schade!" bemerkt Morlan dabei. Ich hätte gern Neuigkeiten gehört - falls es welche gibt." Zum Beispiel, wie es dem guten... Wie hieß er doch gleich?
Angesichts des Gedächtnisloches mag es ein Glück sein, dass Morlan seine Frage nicht ausformulieren muss, sondern es vielmehr quasi buchstäblich bit dem Törtchen füllen kann. Zwei spitze Finger führen es zum sich öffnenden Munde, woraufhin vorsichtig zugebissen wird. Man weiß ja im Voraus nie so genau, wie hart sowas gebacken ist.
AG
Keinesfalls erschreckt beobachtet Jesabela das Wandern des Tellers wie von Zauberhand - fast schon nichts besonderes mehr, seit sie Traviano zum ersten Mal getroffen hat. Schmunzelnd isst sie ihr Törtchen auf.
OHH
Nach dem ersten Biss beginnt ein nachdenklich wirkendes Kauen, welches sich alsbald beschleunigt. Ein sehr feines Lächeln ist im faltigen und altersfleckigen Antlitz des Greises zu erahnen, derweil er seine Augen nahezu gänzlich schließt.
Zwar konnte man ihn nie als einen Genießer bezeichnen - insbesondere nicht in Belangen, welche gemeinhin für genießenswert betrachtet werden. Dennoch verfügt auch Morlan über einen Geschmackssinn, der ihn zwischen angenehm und unangenehm unterscheiden lässt. Und da sein Buch noch immer nicht da ist, hat er Zeit wie sonst nie, sich ganz auf das Törtchen zu konzentrieren.
Buch? Das rechte Auge späht unvermittelt wiederum durch den Schankraum.
Langsam schiebt sich der Kiefer hin und her und rauf und runter. Viel reger sind die ob der späten Stunde und des schlechten Lichtes leicht geröteten Augäpfel. Nur leider auch viel erfolgloser, da sich Morlans Sehvermögen innerhalb der letzten Minuten natürlich nicht gebessert hat.
Wo mag der Knecht abgeblieben sein? Und insbesondere wo die Kiste? Ob wohl schon genug Zeit verronnen ist, sich in Sorge zu ergehen?
VW
Linayan erreicht den Tisch.
"Herrin, werte Herrschaften?" Langsam umrundet sie den Tisch und greift behutsam nach der abgelegten Laute. Dann betrachtet sie nachdenklich die Gesellschaft, ihre Herrin zufürderst: "Ist etwas geschehen, während ich weg war?"
SU
Während Ucur gemächlich an seinem Törtchen knabbert und insgeheim beklagt, dass sich jetzt doch keine dramatisch anzusehenden Szenen im Schankraum ereignen, fällt ihm das suchende Umherspähen des älteren Kollegen auf. Ein freundliches "Sucht Ihr etwas?" in Richtung des Greises bietet eine ausgezeichnete Gelegenheit, dessen Gedanken noch ein Stück weiter von Punin wegzubefördern.
Die zurückkehrende Zofe erntet ein höflich-knappes Nicken; zu mehr reicht es nicht, denn Ucur ist zu sehr damit beschäftigt, auf die von dieser gestellte Frage nicht mit einem flapsigen 'Ihr meint abgesehen von der fehlenden Bedienung, den Wirren der Magierhirne und der leider vor der Todesszene abgebrochenen Spätvorstellung?' zu antworten. Aber glücklicherweise ist die Frage ja auch an die Herrin gerichtet, so wie sich das gehört. Und eigentlich ist der Verlauf des Abends ja auch weitaus spaßiger, als es ursprünglich den Anschein hatte.
OHH
Dass etwas geschehen sei, kann man wirklich nicht behaupten! Doch bevor Morlan mit dieser Vermeldung hervorplatzen kann, wird er glücklicherweise durch den Kollegen davon abgehalten. "Was? Ohja, mein Gepäck... eine Kiste, die der Knecht hereinbringen wollte. Möglicherweise habe ich dies ja nur verpasst?" Mit zusammengekniffenen Augen späht er abermals umher.
Steht dort bei der Türe nicht etwas? Nein, das ist wohl der Schatten des Tisches. Für einen Moment ist Morlan versucht, mit seinem Stabe für flimmerfreies Tageslicht zu sorgen - allein, seine Sehkraft würde dies auch nicht zurückbringen? Wo ist eigentlich die Kugel schon wieder hin!? Sogleich konzentriert sich die Suche wieder auf das nähere Umfeld des Magus.
AG
Linayans Ankunft lockt Jesabelas Aufmerksamkeit von der fernen Tischszene wieder hin zu ihrem eigenen. Nachdenklich schaut sie zunächst zu Dom Ucur. Sollte sie einen Versuch der Konversationswiederaufnahme verpasst haben? Der Magier macht zumindest nicht den Anschein.
"Nein nichts besonderes, Linje", wendet sie sich mit einem leichten Kopfschütteln an ihre Zofe. Und in Gedanken setzt sie an: 'Nur dass das Personal wohl doch nicht so aufmerksam zu sein schein, wie es versprochen wurde.' Nur ein Wink mit der Schulter könnte von ihrem Unwillen sprechen.
VW
Linayans Braue fährt nachdenklich nach oben. Wenn sie sich nicht täuscht, dann... ein kurzer Blick über den Tisch, dann erscheint auf dem Gesicht der Zofe ein kleines Lächeln.
"Herrin, ich werde gerade zur Theke gehen und nach meinem Abendessen fragen. Gibt es noch etwas", das freundliche Nicken schließt auch die übrige Tischgemeinschaft mit ein, "das ich für Euch erfragen könnte?"
OHH
Ein vorzügliches Angebot, welches die ältere junge Dame soeben unterbreitet! So brauchbar, dass Morlan zu ihr aufblickt und ganz vergisst, weswegen seine Hände die eigenen Hüften abtasten.
"Hm, hm..." Morlans Unterkiefer zittert ein klein wenig beim Überlegen. "Zum Bett bekomme ich vermutlich bald Bescheid, doch könntet Ihr vielleicht erkunden, wo der Knecht mit meiner Kiste hin verschwunden ist."
AG
"Nein danke, meine Liebe", erwidert Jesabela ihrer Zofe. "Ich fürchte, der Abend neigt sich für mich seinem Ende." Ein entschuldigendes Lächeln schenkt sie der Runde und genießt schließlich den letzten Bissen ihres Törtchens und den letzten Schluck Wein aus ihrem Kelch.
SU
Zufrieden nimmt Ucur zur Kenntnis, dass sich die zurückgekehrte Zofe zur Abwechslung auch einmal nützlich machen will. Das erspart es dem Adepten, dem alten Kollegen Hilfe bei der Suche nach irgendwelchen Gepäckstuecken anzubieten. 'Doch gut, wenn Personal da ist.'
Jesabelas Lächeln wird mit freundlicher Miene und einem höfllichen Nicken beantwortet. 'Schade... hätte ein wirklich netter Abend werden können, wenn sie ihre Wanderakademie mitsamt Hausdrachen gleich in die Wüste geschickt hätte.' Aber es bringt nichts, über umgestoßene Kerzen zu weinen, zumal man dazu, wie Meister di Lacara immer so trefflich betont, in den seltensten Fällen Zeit hat. Insgeheim gratuliert Ucur sich noch einmal zu seinem Entschluss, einer Geweihten zu Hilfe zu eilen, die dann rücksichtsvollerweise den Tisch verlassen hat, statt unangenehme Fragen zu stellen, und macht sich wieder einmal bereit, aufzustehen, sobald die Dame Anstalten macht, sich zu erheben.
VW
Linayan blickt den alten Magister verblüfft an. Ach du liebes Lieschen. Das ist also der Kerl, für den man die Bettstatt im Schlafsaal räumen soll? Der Alte wirkt ungefähr so mitteilsam wie ein Maulwurf und nachgerade genauso blind. Ein freundliches Nicken wird somit bereits im Ansatz fallengelassen und durch ein neutrales "Herr Magister, ich werde mich darum kümmern" ersetzt.
OHH
Es brächte Morlan aus vielerlei Gründen zum Schmunzeln, vermöchte er die Gedanken der Zofe zu erfahren. So aber muss man einstweilen auf seine Kommentare zu diesen Themen verzichten.
"Seid bedankt!" erklärt er statt dessen sehr erfreut und nickt zwei, drei Male, dass es fast eher wie ein tatteriges Kopfwackeln wirkt. Dies um so mehr, da er es lächelnd an die jüngere Dame gewandt fortsetzt. "Ähmja, gute Nacht!"
Die Hände sind derweil in seinen Schoß gewandert, das kleine Torteneckchen zwischen Daumen und Zeigefinger hingegen vergessen.
Ungewohnt Gedankenleer sieht Morlan der im Halbdunkel und verunschärfender Ferne entschwindenden Zofe nach. Unwillkürlich berührt seine Linke dabei ein gewisses Beutelchen am Gürtel. Achja, die Kugel! Natürlich hat er sie vorhin ohne einen gedanken daran zu verschwenden an ihren Platz zurückbefördert. Es ist wohl wirklich langsam Zeit fürs Bett - wenn er nur erst weiß, welches.
Aber was ist dies in seiner Rechten!? Es fühlt sich eigenartig weich an... Achso, ein Stück Törtchen! Schnell lässt Morlan das Beweisstück seiner Zerstreutheit im Mund verschwinden.
SR
Zufrieden packt Siona das Tablett und geht weiter zum großen Tisch. Dort angekommen wendet sie sich zunächst an Morlan: "Gelehrter Herr, ich komme wegen Eurer Unterkunft."
OHH
Das ebenso faltenreiche wie haararme Haupt des Alten zuckt empor. "Ah, wie schön! Ich habe soweit alles verzehrt, und es ist selbst für jemanden, der wenig Schlaf benötigt, recht spät..." Zumal die Dame gerade gehen will, wie sie andeutete, und der Kollege auch schon lange nicht mehr in Punin war. "Wo muss ich also hin?" In aufmerksamer Erwartung blickt er die Magd sehr freundlich an.
AG
Als Jesabela ihren Kelch geleert hat, stellt sie diesen wieder auf dem Tisch ab und wirft einen flüchtigen Blick in die Gaststube. Es wird wirklich Zeit für sie, die Reise mag anstrengender gewesen sein, als sie vermuten wollte. In der Gewissheit, dass sich Linje um alles kümmern wird, verändert sie ihre Sitzposition zum Aufstehen.
SR
Die Magd lächelt ebenso freundlich zurück. "Das werde ich Euch gleich sagen..." Sie sieht keine Möglichkeit mehr, das Problem vor dem Alten gänzlich zu verbergen, und in der Hoffnung, es wenigstens schnell und einigermaßen dezent aus dem Weg schaffen zu können, wendet sie sich mit den folgenden Worten an Ucur: "...doch zuvor hätte ich eine große Bitte an Euren Herrn Kollegen."
Und als sie meint, dessen Aufmerksamkeit zu besitzen, fährt sie fort: "Travia weiß, ich hab's versucht, aber leider wäre für Euren ehrwürdigen Kollegen nur noch ein Bett ganz oben in der Dachkammer frei. Und Ihr müsst wissen, dort hinauf kann man nur über eine Leiter gelangen..." Vielbedeutend sieht Siona dabei den jüngeren Magus an. Versteht er, worauf sie hinaus will? Muss sie noch deutlicher werden?
VW
Die Zofe erreicht den Tisch, als ihre Herrin sich eben zum Aufstehen bereitmacht. Sie wird wohl schlafen gehen wollen, ganz wie Linje es erwartet hat. Sie selbst verspürt jedoch keinerlei Müdigkeit.
Leichtfüßig und diskret nähert sie sich dem Stuhl, von dem Jesabela sich zu erheben sich anschickt und fasst nach der Lehne. "Habt Ihr noch irgendeinen Wunsch, Herrin?"
OB
Um Arranos Mundwinkel spielt ein leises Lächeln. Wie... angemessen, dass Domna Jesabela sich just in dem Moment zum Verlassen des Tisches anschickt, da er ihn erreicht, und dass die Zofe ihn bisher keines Blickes gewürdigt hat. So ist es immer gewesen, so muss es wohl sein.
"...ist wie auf eine Welle gestellt." Mit dem letzten Wort seiner Rezitation lässt der Magister seinen Stab los. Er streckt die rechte Hand aus.
SU
Das, worauf Ucur gewartet hat - Jesabela trifft Anstalten, sich zu erheben - tritt ein. Aber gerade, als der Albernier sich strafft, um auf die Beine zu kommen, kehrt der ältere liebfelder Magus zum Tisch zurück, was Ucur kurz ablenkt. 'Was ist denn mit dem jetzt? Schlafwandelt er?' Dann wird Ucur auch noch vom Personal angesprochen. Für einen Moment fühlt er sich wie der junge Liebfelder von vorhin; es dauert ein wenig, bis er eine Reihenfolge für sein weiteres Handeln gefunden hat. Glücklicherweise ist auch die Zofe wieder da und kümmert sich um den Stuhl der Dame; den Kollegen kann man wohl hoffentlich ignorieren, solange er nicht gefährlich wird - also wendet sich Ucur der Magd zu, die offenbar etwas von ihm will. Eine Bitte also...
Als Siona dann weiterspricht, schaut Ucur kurz ein wenig verdutzt, quittiert ihre Worte mit einem schlagfertigen "Eine Leiter... äh, ja?", dann aber fällt der Kreuzer. Ein kurzer Blick zu Morlan, dann heben sich die Brauen des Alberniers. "Oh, verstehe... Leiter, natürlich. Und Eure Bitte ist dahingehend, dass ich statt dessen...?" Einen Moment lang regt sich Unmut. 'War dieser Abend denn nicht schon anstrengend genug?' geht es dem Magier durch den Kopf. Aber dann erkennt Ucur einen wesentlichen Vorteil dieses Quartierwechsels: eine erheblich größere Distanz zu den liebfelder Kollegen, denn wer weiß, was denen während der Nacht noch einfallen könnte. 'Zwischen einem improvisierten Wettdichten und einem Gildentribunal wäre da wahrscheinlich alles drin.'
Nur kurz haben sich die grünen Augen verdüstert; das Lächeln, das gleich darauf folgt, wirkt ehrlich, fast ein wenig spitzbübisch, was daran liegen mag, dass Ucur sich gerade vorstellt, wie Morlan auf einer Leiter aussehen würde. "Aber selbstverständlich! Der Vorrang gebührt natürlich dem werten Kollegen..." Der Albernier kramt seinen Schlüssel heraus, wobei er aus den Augenwinkeln beobachtet, ob sich nicht etwa die Dame erhebt, denn das würde ja doch eine Reaktion seinerseits erfordern.
SR
Der Magd fällt sichtlich ein Stein vom Herzen, als Ucur so schnell versteht und zudem einverstanden ist. Zur Bestätigung nickt sie ein paarmal, holt dabei geschäftig den anderen Schlüssel aus der Schürze hervor und reicht ihn dem Magus zum Austausch.
"Der Aufgang zur Dachkammer ist im Schlafsaal. Diesen wiederum findet Ihr im ersten Stock hinter dem Vorhang am Ende des Ganges. Der Schlüssel gehört zu der Truhe neben dem Bett", instruiert sie ihn, darum bemüht, die eigenartigen Selbstgespräche des älteren Magus zu ignorieren, und darauf hoffend, die zurückgekehrte Zofe möge sich nicht einmischen.
Schließlich sieht sie Ucur noch einmal direkt in die Augen und spricht mit einer Stimme weiter, der sowohl Erleichterung als auch Dankbarkeit deutlich anzumerken ist: "Travias Dank sei Euch gewiss, Gelehrter Herr. Einen Trank Eurer Wahl gibt es dazu. Was darf ich bringen?"
VW
Kurz wandert der Blick der Zofe hinüber zum Magus und ein leichtes Lächeln erreicht ihre Augen. Na, da hat der junge Herr ja wohl offensichtlich ein paar Ambitionen. Wie gut, dass sie den Platz im Saal nicht aufgegeben hat. Wer weiß, ob die Herrin nicht doch heute Abend das Zimmer für sich alleine benötigt. Zumindest dem jungen Magus würde es sicherlich gefallen.
Während sie noch auf die Antwort der Herrin wartet, greift sie mit der einen Hand zur Seite und umfasst den Hals der Laute.
OB
Erst in der Bewegung stellt Arrano fest, dass sein Weinkelch nicht mehr dort steht, wo er ihn zurückgelassen hat. Kurz zuckt seine Hand ziellos über den Tisch, dann greift er sich ersatzweise ein Käsetörtchen. Er lässt es in die linke Hand wechseln, um mit der rechten wieder nach seinem Stab zu greifen, der sich allmählich zur Seite zu neigen begonnen hat.
An niemand bestimmten gerichtet, fährt er fort: "Der Dichter dieser Zeilen ist länger tot, als ich schon lebe - aber was er geschrieben hat, bleibt."
Behutsam lehnt der Magister seinen Stab an den Stützpfeiler in der Nähe seines alten Sitzplatzes. Dann nimmt er das Käsetörtchen wieder in die rechte Hand, greift mit der linken nach der Lehne und rückt seinen Stuhl etwas zu sich heran.
OHH
Auch Morlan muss einstweilen grübeln, was es mit der Leiter auf sich haben mag. So nimmt er die vielen Bewegungen am Tisch nur mit einem recht verwirrten Gesichtsausdruck zur halbbewussten Kenntnis. Ob besagte Leiter wohl kaputt ist? Aber warum sollte die Magd dann den jungen Magus damit behelligen? Oder liegt dessen Spezialausrichtung ebenfalls im Element Humus, dass sie ihm eine Reparatur zutraut? Gewiss ist er kein volksbekannter Leiterbeschwörer!
Erst langsam während des fortschreitenden Wortwechsels wird dem Alten seine Greisenhaftigkeit als Ursache dieses Verwirrspieles klar. 'Ist die Leiter sehr steil?' will er einwenden. Dann wäre das Hinaufgleiten mittels Nihilatio kein unzumutbarer Aufwand - weit leichter jedenfalls als die Begehung der Treppe.
Doch wie so oft entscheiden die jungen Leute ohne die Stellungnahme der alten, verlockt durch ihren ersten Eindruck. Und dafür bekommen sie sogar eine Tasse Tee - oder was immer sich Ucur aussuchen wird.
Dem Greise bleibt allein das überfahrene Blinzeln und kopfwackelnde Zuschauen.
AG
Jesabela bemerkt Dom Arranos Rückkehr. Überrascht grüßt sie ihn mit einem Nicken. Doch mit weiteren Fragen will sie ihn nicht bedrängen.
Dadurch entgeht ihr Linjes Frage und Geste zunächst. Verspätet macht sie ihr deutlich, dass sie bereit ist, und erhebt sich. Dann wendet sie sich leise und mit einem sanften Lächeln an Linje: "Nein, meine Gute. Ich komme allein zurecht."
OHH
Man könnte das Durcheinander fliehen, doch will Morlan ja noch immer seinen Bestimmungsort für die Nacht erfahren. Es dürfte anzunehmen sein, dass sich der Pulk am Tisch bald auflöst. Wobei man natürlich keine voreiligen Schlüsse ziehen sollte. Letztlich sah es heute Abend schon gelegentlich danach aus, und nun ist es am Tisch voller denn je.
Wie zur Meditaion senkt der Greis seinen Blick wieder und wartet einfach ab, bis er an die Reihe kommt.
OB
Das Nicken Domna Jesabelas erwidert Arrano mit einem feinen, nachsichtigen Lächeln. Dass sie sich erhebt, ignoriert er - nahezu im selben Moment nimmt er Platz. Das Käsetörtchen wandert wieder in die rechte Hand. Wie einen Weinkelch zu einem Trinkspruch hebt der Magister das Gebäck: "Auf die Zeichen. Sie bleiben länger als Menschen."
Spricht's und beißt ein Stück vom Törtchen ab. Kauend lehnt er sich zurück, wobei er sich mit dem Handrücken der Linken über den linken Augenwinkel wischt.
SU
"Hm, ich..." meint Ucur gerade noch in Richtung der Magd, aber in diesem Moment, mitten in dem ganzen Trubel, erhebt sich die Dame nun doch. Der Magier braucht einen Moment, wirft waehrenddessen Siona einen knappen, entschuldigenden Blick zu, dann aber steht er auf, wie es sich gehört, wenn eine Dame den Tisch verlässt. Es überrascht ihn nicht, dass er trotz seiner Schrecksekunde der erste Herr am Tisch ist, der das zustandebringt - und wohl auch der einzige bleiben wird.
Eine höfliche Verneigung in Jesabelas Richtung, geübt, vielleicht fast ein wenig beiläufig. "Dann möge Bishadariel Euch zwar schöne Träume bringen, sich aber dann auch wieder losreißen können - auf dass der Rest Deres diese Nacht nicht ohne Traum zubringen muss", erlaubt sich Ucur zum Abschied, und für einen Moment kehrt das jungenhafte Lächeln zurück.
'Ein Bier in aller Ruhe wäre jetzt nicht das Schlechteste...'
VW
Linayan nickt erleichtert, als sie die Antwort der Herrin vernimmt. Sie sah sich schon ein weiteres Mal die Treppe hinaufsteigen. "Es ist alles bereitet, wie Ihr es gewohnt seid." In Gedanken geht sie noch einmal die kleine Liste durch, die sie bei jeder Reise aufs Neue vefolgt...
Ein abschließendes Nicken, dann setzt sich die Zofe und zieht das lieb gewonnene Instrument zu sich heran, um mit fliegenden Fingern die Saiten nachzustimmen.
SR
Geduldig wartet die Magd, bis sich Ucur von der jungen Dame verabschiedet hat. Auch dem greisen Magus scheint das Warten nicht viel auszumachen, wie sie zu ihrer Beruhigung feststellen kann.
Einzig das Verhalten des zurückgekehrten Magus ruft bei ihr zunächst ein Stirnrunzeln hervor, das sie jedoch sofort wieder verwirft. 'Wer kann sie schon verstehen, die gelehrten Herren? Noch dazu, wenn so viele von ihnen auf einen Haufen sind.'
OHH
Tatsächlich trifft Morlan keinerlei Anstalten, sich zu erheben. Vielmehr geht ihm durch den Kopf, wie unvorhersehbar doch die Ereignisse sind, insbesondere sie von Menschen bewegt werden. Statt der beiden damen scheinen nun die jungen Leute als erstes aufzubrechen.
Vielleicht doch vorhersehbar? Aber NOCH sind sie nicht fort!
Und der Trink-, nein, eher doch Essspruch des älteren jungen Kollegen? Geht es um Schriften oder Schriftzeichen allgemein oder im Besonderen? Wandbilder? Höhlenmalereien? Gaunerzinken? Archäologische Reste von Bauwerken? Die Losung von Tieren? Fußsspuren?
Was auch immer er meinen mag, so wird er in vielen Dingen recht behalten. Der Mensch lebt nach seinem Tode weiter durch die Erinnerungen an ihn. Und was könnte diese besser erhalten als irgendwelche Zeichen!
"Auf die Zeichen!" schließt sich Morlan daher an und wirft einen Blick auf den Süßigkeitenteller, womit er wohl auf diesen Spruch anstoßen oder ihn zumindest besiegeln könnte.
VW
Langsam wandern die Finger über die Saiten und tasten nach einer alten
Weise, die ihr immer wieder entschlüpfen will. Ihre Stirn legt sich in
Falten, während sie über den Text nachsinnt.
"Vorüber! Ach, vorüber!
Geh, wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an."
AG
Lächelnd schenkt die junge Dame Linje ein dankendes Nicken, dann wendet sie sich an die Herrenrunde. "Auch ich wünsche eine gesegnete Nacht." Zuletzt bleibt ihr Blick wieder an dem jungen Magier hängen. '...und süße Träume', setzt sie schmunzelnd in Gedanken hinzu. Ein letztes Lächeln, herausfordernd verführerisch an Dom Ucur, dann wendet sie sich betont langsam zum Gehen.
OHH/VW
"Ähm, ja, gute Nacht", erwidert Morlan etwas zerstreut. Seine Hand hat sich bereits wieder erhoben, um nach einem Törtchen zu greifen, doch dann wird ihm bewusst, dass er eigentlich satt ist und so spät sein Appetit auch langsam zu Bett geht - etwas, das ihm selbst noch verwährt bleibt.
Die Zofe fährt derweil mit ihrem Liede fort:
"Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen.
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen!"
OB
Die traurige Weise lässt wieder einen feuchten Schimmer in Arranos Augen treten. Mit andächtiger Miene und bemüht leise kaut er auf einem Bissen seines Käsetörtchens herum. Aber ein Gedanke bricht sich Bahn mit Macht: 'Das könnte der schönste Abend meines Lebens seit der Examinatio sein - und wie verbringe ich ihn? Mit einem schnöseligen Dämonenbeschwörer, einem tattergreisigen Collega und einem herzlosen Drachen, der von Tod und Verderben singt...'
Ob der Absurdität dieser Situation kann der Magister nicht verhindern, dass sich die Mundwinkel samt der törtchenvollen Backen zu einem breiten Grinsen verziehen. Durch festes Aufeinanderpressen der Lippen kann er ein Auflachen vermeiden, so dass nur ein leises, stoßweises Schnauben durch die Nase zu vernehmen ist. Arranos Augen füllen sich wieder mit Tränen - diesmal jedoch vor Lachen.
OHH
In Ermangelung anderer Ablenkung kann Morlan das eigenartige Gehabe seines Kollegen kaum übersehen. Kritisch mustert er ihn. Ob jener sich verschluckt hat? Auch ein unterdrückter Schluckauf wäre denkbar. Oder hat er sich den Musikantenknochen gestoßen?
Die abendlichen Spekulationsspiele im Moment etwas leid, bemüht sich der Greis lieber um weitere Daten: "Ist Euch nicht wohl?" Hoffentlich erstickt er nicht vollends, falls er sich doch verschluckt hat!
OB
Arrano hebt den rechten Zeigefinger, um dem alten Collega zu signalisieren, dass er dessen Frage sogleich beantworten wird - sobald er seinen Bissen fertig gekaut und geschluckt hat, denn schließlich will er nicht mit vollem Munde sprechen. Vielleicht ist es auch recht hilfreich so, denn es gibt dem Magister die Möglichkeit, mit dem Stück Törtchen auch die eine oder andere spontane Antwort hinunterzuschlucken und sich etwas tiefere Gedanken über seine Replik zu machen.
"Das ist eine gute Frage, werter Collega... Kennt Ihr das Gefühl, zur rechten Zeit am falschen Ort zu sein?" spricht Arrano halblaut, aber deutlich, sein Gesicht dem alten Magus zugewandt - vielleicht hilft es ihm ja, die Worte zugleich von den Lippen lesen zu können.
VW
Langsam rumort es denn doch in ihrem Bauch. Doch gleich, gleich wird es etwas geben. Und so lange noch kein Essen in Sicht ist, bleibt ihr noch die Musik, Akkorde, die wie Honig in den Raum tropfen. Langsam die Mollakkorde verlassend und in Durtöne überleitend.
OHH
Mit den etwas verschwommenen Konturen eines sich bewegenden Mundes muss sich Morlan für diesmal zum Glück nicht behelfen - das wäre kaum hilfreich. Sich etwas vorzulehnen und die eben noch auf Törtchenpeilung ausgewesene Hand als Ohrmuschelvergrößerung einzusetzen, vermag die gesenkte Stimme auszugleichen. Zudem gibt es in den Worten kaum geeignete Stolperfallen.
Dennoch lässt der Greis sie noch einmal gedanklich vorüberziehen, um einerseits sich ihrer zu vergewissern, andererseits über eine Antwort nachzusinnen. "Obgleich ich nicht ganz sicher bin, worauf Ihr Euch bezieht, so möchte ich doch annehmen, dass ein jeder schon eine solche Erfahrung gemacht hat. Möchtet Ihr darüber sprechen?"
SU
Jesabelas Bemühungen beim Abschied würdigt Ucur mit einem nochmaligen Neigen des Kopfes und einem langen Blick, als sie sich abwendet - wobei in den grünen Augen eher Anerkennung zu lesen ist, keineswegs schmachtende Sehnsucht oder gar ein blutendes Herz. 'Die Kleine ist wirklich gut... Jammerschade, dass sich sowas in den falschen Kreisen herumtreibt.'
Als die Dame den Tisch verlassen hat, setzt sich der Albernier wieder und schenkt der wartenden Magd ein beiläufiges Lächeln. "Ich denke, ich nehme ein Bier", erklärt er. 'Das brauch ich auch nach dem Abend...' Die beiden Kollegen haben inzwischen ins Gespräch gefunden; gut so. Die musikalische Untermalung nimmt Ucur für den Moment einfach so hin, wie einen Teil der Einrichtung oder des Wetters.
AG
Langsam und würdevoll strebt Jesabela wie ein Sonnenuntergang der Treppe entgegen.
OB
Ein wenig überrascht scheint Arrano von der Reaktion des alten Magiers schon zu sein. Ein- oder zweimal setzt er zu einer Antwort an, ohne sie tatsächlich auszusprechen. Wie sollte er schon erklären, was in ihm vorgeht, wenn er es selber kaum benennen könnte. Schließlich wählt er die Methode, bei den grundlegenden Dingen anzufangen: "Wo seid Ihr geboren, Collega?"
OHH
Der junge Schüler möchte die Antwort noch überlegen. Das ist weise, was immer der Grund dafür sein mag. Nein, eigentlich ist er ja kein Schüler mehr - vermutlich schon lange nicht. Andererseits lernt man nie aus. Und vielleicht weicht er ja aus einem anderen Grunde aus?
Wie auch immer, bevor Morlan noch völlig die Frage vergisst, antwortet er lieber: "Nun, in einem Weiler just vor Punin... Weswegen?"
VW
Träge ruhen die Finger auf den Saiten, während Linayan der Herrin hinterherschaut.
Linayan selbst wird die ihr verbleibenden ruhigen Herzschläge nutzen, frei ihres Dienstes. Fast möchte sie die drückenden Schuhe von den schmerzenden Füßen streifen, aber Sitte und Anstand bilden ein unüberwindliches Hindernis. Ein gelöstes Lächeln besetzt die Winkel ihres Mundes, während sie den Frieden der Nachtstunden willkommen heißt.
Langsam löst sie ihren Blick von den Treppenstufen und lässt die Augen weiterwandern.
SR
"So sei es", bestätigt Siona Ucurs Bierorder und tauscht die Schlüssel mit ihm aus. Daraufhin wendet sie sich wieder dem Greise zu, der mittlerweile einen neuen Gesprächspartner gefunden hat. "Verzeiht, wenn ich unterbreche..."
OHH
Abgelenkt richtet Morlan sein Augenmerk in jene Richtung, aus welcher die außerderische Stimme ihn erreichte. Achso, nur die hiesige Magd! Aber was will sie nur? Natürlich entschuldigt er mit solcher Selbstverständlichkeit, dass er daran gar keinen Gedanken verschwendet und sich der Floskel nicht einmal recht bewusst wird.
"Ähm... Ja...?"
SR
"Hier ist der Schlüssel für Euer Zimmer. Einfach die Treppe hoch und dann die erste Tür auf der rechten Seite. Ihr teilt das Zimmer mit diesem Herrn" - die Magd weist mit der einen Hand auf Arrano und reicht mit der anderen Morlan den Schlüssel - "und einem weiteren Herrn Kollegen. Ich hoffe, es wird Euch gefallen."
OHH
Noch ein Magister? Dieses Land ist reich gesegnet an Akademien! Ob er hier vielleicht doch auf dem richtigen Lebenswege ist, wird sein Besuch in Kuslik erweisen. Nur nicht zu schnell urteilen!
"Ach, ich bin ja nicht anspruchsvoll, danke!" erwidert er, offenkundig nicht bedenkend, wie man seine Worte im schlimmsten Falle auslegen könnte. Der Schlüssel landet mitten in dem komplexen Magiersiegel im rechten Handteller. "Und wir vertragen uns gewiss", setzt er schmunzelnd seinen Kollenen ansehend hinzu.
OB
Die Unterbrechung durch die Magd gibt Arrano die willkommene Gelegenheit, auch seine nächste Antwort wohl abzuwägen. Als sich die Aufmerksamkeit des Collega wieder ihm zuwendet, erwidert er dessen Schmunzeln und nimmt den Gesprächsfaden in der Erwartung wieder auf, dem Puniner sei der Gegenstand der Unterhaltung noch präsent - schließlich hat die Gebrechlichkeit des Körpers nichts mit der Wachheit des Geistes zu tun.
"Seht Ihr? Ihr wisst, woher Ihr stammt. Und auf die eine oder andere Weise hat Euch Eure Herkunft gewiss auch geprägt, nicht wahr?"
VW
"Ihr verzeiht?" Linayan erhebt sich, die Laute an den Körper gepresst. "Man hat augenscheinlich mein Abendessen an dem verkehrten Tisch serviert. 'Nein, verkehrt ist der Tisch beileibe nicht. Und die Gesellschaft verspricht um Längen angenehmer zu sein als die gelehrte Gemeinschaft an diesem Tische, den jungen Herrn eingeschlossen.'
Dann verbeugt sie sich formell und zieht sich sittsam zurück.
OHH
Morlans rätselnde Mimik begründet sich nicht allein auf seiner kurzzeitigen Abwesenheit vom Gesprächsthema. Jene ist recht rasch überwunden. Doch worauf will der Kollege nur hinaus? Sollte er ein Findelkind sein? Auch dies hätte ihn geprägt.
"Ja, gewiss", brummelt der Greis abgelenkt auf die ohnehin rhetorische Frage der Zofe hin und kommt keinen Moment auf den Gedanken, ihr einen guten Appetit oder gar eine gute Nacht zu wünschen.
Statt dessen beschließt er widerum, seine Daten zu vervollständigen: "Richtig, richtig. Und was wollt Ihr mir damit sagen?"
OB
Nun ist der Boden bereitet für das, was Arrano umtreibt - der Collega ist entgegen jeglicher Klischees über ältere Magier ein Mann, der sein Anliegen auf den Punkt zu bringen versteht. So kann auch der Magister nun simpel antworten: "Ich wusste nicht, wo ich geboren bin. Bis heute."
Dass so bedeutsame - für ihn jedenfalls! - Worte so einfach klingen können, geradezu banal. Der Gedanke allein lässt wieder ein Lächeln über seine Lippen ziehen, während sich gleichzeitig erneut ein Kloß im Halse bildet.
OHH
Wie sind sie eigentlich auf das Thema verfallen? Im Augenblick kann sich Morlan nicht recht erinnern, doch bestimmt kommt es ihm während des weiteren Gesprächsverlaufes wieder, wenn er diesem nur eine Gelegenheit gibt, sich zu entwickeln.
"Ähmja... Und wie kam es zu Lösung dieses alten und um so spannenderen Rätsels?"
Worauf hatten sie gleich getrunk... äh, gegessen? Zitate? Nein, aber es war etwas mit Z...!
SR
Jetzt, da offenbar alle zufriedenstellend mit Betten versorgt sind, ist Siona so erleichtert, dass sie nicht weiter auf Morlans Siegel achtet. Sie hätte ohnehin nicht gewusst, es richtig zu deuten. Und so begibt sie sich auch sogleich zurück zur Theke.
OB
"Die Zeichen", beantwortet Arrano die Frage seines Collega, ohne es zu wissen. "Mein Vater - mein Ziehvater, um genau zu sein - hat meine Initialen und das Datum meiner Geburt in den Balken neben dem Bett geritzt, in dem ich geboren wurde. Diesen Teil seiner Erzählung habe ich nie vergessen." Er atmet tief ein, bevor er fortfährt: "Als ich alt genug war, um genauer zu fragen, war niemand mehr da, der hätte antworten können... also musste ich die Zeichen suchen."
OHH
Befriedigt stellt Morlan fest, wie sich seine Prognose so rasch bewahrheitet - und dass 'Ziehvater' auch mit Z beginnt.
Die weitere Geschichte wirft unzählige Fragen in ihm auf, dass seine ohnehin zarten Schößlinge in diesem Lande gelernter Diskretion darunter begraben werden. "Also wusstet Ihr nicht einmal, in welchem Gasthaus Ihr zu suchen habt? Wie kam es zu alledem?"
OB
Auf die erste Frage des alten Collega schüttelt Arrano nur den Kopf, sein Gesicht zeigt einen ungläubigen Ausdruck, der deutlich macht, dass er selbst kaum fassen kann, diese Entdeckung hier und heute gemacht zu haben.
Auf die zweite Frage hin holt er etwas weiter aus: "Meine Zieheltern waren Händler und immer wieder einmal im ganzen Lieblichen Feld unterwegs. Eines schönen Abends waren sie in einem Landgasthof eingekehrt und hatten gerade gespeist, als sich die Tür des Hauses öffnete und ein junges Mädchen hineinwankte. Sie war hochschwanger und so erschöpft, dass sie mitten in der Gaststube zusammenbrach. Meine Eltern schafften sie mit Hilfe der Wirtsleute hinauf - "die Treppe hinauf, in das erstbeste Zimmer", das sind die Worte meines Vaters, die noch in mir nachklingen - und kümmerten sich um sie. Die ganze Nacht. In den frühen Morgenstunden dann erblickte ich das Derenlicht. Die Frau sah den Sonnenaufgang nicht mehr. Sie überstand das Fieber nicht. Einen lichten Moment hatte sie noch, so erzählten es meine Eltern: "Nennt ihn Arrano", das sagte sie. Ihren eigenen Namen hatte niemand erfahren...
Meine Zieheltern hatten beide schon an die sechzig Sommer gesehen, eigene Kinder hatte Tsa ihnen nicht geschenkt. So nahmen sie mich zu sich. Und mein Vater ritzte meine Namenszeichen in die Wand: ein A für Arrano, ein M für Maleparzio und ein T für den Namen, den meine neuen Eltern mir nun gaben."
Er macht eine kleine Pause, bevor er das Ende seiner Geschichte erzählt: "Wie Kinder so sind - wenn meine Eltern mir den Ort meiner Geburt genannt haben, dann habe ich ihn mir nicht gemerkt. Und als ich in das Alter kam, wo mich die Fragen nach meiner Herkunft brennend zu interessieren begannen, waren die beiden schon friedlich zu Boron gegangen. Ich will nicht sagen, dass ich mein Leben lang nichts anderes getan hätte, als nach Antworten zu suchen. Aber es hat mich lange umgetrieben, und nun - heute abend - habe ich einen Schicksalsfaden zu fassen bekommen..."
SU
Ursprünglich hatte Ucur der Unterhaltung der beiden Kollegen mit höflichem Desinteresse gelauscht, aber nun, als es spannender wird, verfolgt er die Ausführungen mit mehr Aufmerksamkeit. Nur selbst bringt er sich nicht in das Gespräch ein. 'Über meine Geburt muss ich jetzt nicht dringend referieren... Und den Namen der Burg kennt hier ohnehin keiner.' Lieber lauschen und auf das Bier warten; das lässt den Abend entspannter ausklingen.
OHH
Geduldig lauscht der Greis jedem Wort, wenngleich die späte Stunde bei seiner Konzentration einen gewissen Tribut fordert. Die wesentlichen Punkte aber bekommt er mit und fragt sich zwischendurch, weswegen der Kollege das eigentlich alles erzählt. Zumindest wird es ihm wohl die Seele befreien, was ja schon einmal viel wert ist.
Entsprechend teilnahmsvoll gerät Morlans Mimik und sein Schlusskommentar: "Ich verstehe." Versonnen nickt er. Eines Rates oder klugen Spruches scheint es ihm nicht zu bedürfen, wurde er doch nicht darum gebeten.
Schweigend betrachtet er sein Gegenüber mit nur kurzen Seitenblicken auf den dritten Magus. Mag der mittlere selbst entscheiden, ob er Morlan noch mehr erzählen möchte oder ob sein Herz durch die bisherigen Offenbarungen bereits genug erleichtert ist.
Sein Kopf - der des Greisen - ist hingegen ob der fortgeschrittenen Stunde schwer. Doch es wäre nicht recht, sich jetzt zu erheben.
SR
Siona erreicht den großen Tisch und stellt das Bier vor Ucur ab. "Wohl bekomm's", läd sie ihn freundlich zum Trinken ein.
OB
'Ich verstehe.'
Wohl nicht die Antwort, die Arrano erwartet hätte. Aber einmal ehrlich eingestanden: was für eine Antwort hätte er denn erwartet? Welche hätte er gerne gehört, welche nicht? Was für eine Antwort könnte man überhaupt geben? Wenn er doch selber nicht weiß, was wirklich in ihm vorgeht?
Mehr als ein versonnen-trauriges Lächeln bringt Arrano erst einmal nicht zuwege. Er zuckt mit den Schultern. "Das Leben geht mitunter verschlungene Wege", sagt er unverbindlich. 'Spricht der Bewegungsmagier', ergänzt er in Gedanken. 'Was bleibt einem anderes als die Moventia, wenn man keinen Anfang und kein Ende kennt?'
OHH
"Wahrlich." Nachdenklichkeit mischt sich mit einer Welle der Ermüdung, dass das Wort nur gehaucht über Morlans Lippen kommt.
Dann aber geht ein kleiner Ruck durch den Greis. Etwas wacher blickt er auf und spricht wieder beinahe wie es seinem Normalzustand entspricht: "Vielleicht sollten wir darüber schlafen?" Er lächelt. "Es ist spät, auch für jemanden, der nicht mehr so viel Schlaf benötigt. Und die Zeit ist oft ein guter Ratgeber. Wenn Ihr mögt, können wir morgen früh gerne fortsetzen."
In der Annahme, sein Anliegen in größtmöglicher Diplomatie angebracht zu haben, erhebt er sich mühsam. Ein leises Knirschen dringt aus seinen Knien, begleitet von einem ziehenden kurzen Schmerz. Wenn das mal keinen Regen gibt! Aber es kann auch einfach vom Winde des Tages herrühren.
SU
Ein knappes, freundliches Nicken in Richtung der Magd, die sein Bier bringt, zeigt, dass Ucur sich wohl tief in Gedanken zurückgezogen hat. Aber die Worte des weniger alten Kollegen entlocken ihm doch noch ein "Verschlungene Wege, das wohl", bevor er dem sich erhebenden Alten halb zunickt, halb zuprostet.
'So ein Bier ist halt doch was Feines...' Langsam fordern Alkohol und Liebfelder ihren Tribut; die Augen des Alberniers werden schwerer. 'Wird wohl auch bald Zeit für mich...'
OB
Mit einem tapferen Lächeln auf den Lippen sieht Arrano dem alten Collega beim Aufstehen zu. "Ich wünsche Euch eine gute Nacht", sagt er mit freundlichem Nicken. Selbst macht er keine Anstalten, aufzustehen.
'...ist wie auf eine Welle gestellt...' klingen die Worte des Gedichtes noch einmal in ihm nach. Mit einem kleinen Schnaufer lehnt der Magister sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Blick wandert durch die Schankstube, die sich nun schon zusehends geleert hat. "Da bleiben nur wir beide", fügt er hinzu, wobei er dem albernischen Collega jedoch den Rücken zuwendet.
OHH
"Auch Euch eine gute Nacht!" gibt Morlan zurück, wobei Seitenblicke auf Ucur und die Magd treffen und diese somit einschließt.
Dann sammelt er seinen Stab ein und wackelt von hinnen - im Vorübergehen dem rührseligen Kollegen noch einmal aufmunternd die Schulter tätschelnd, ohne dabei jedoch noch einen Blick oder Worte aufzuwenden.
Weiter...
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Redaktion und Lektorat: OHH