Eineinhalb Elfen
Autoren: Julia Köhler, Oliver H. Herde und andere
OHH
Sanft scheint die Mondsichel auf ein kleines Waldstück im Nordwesten.
Zwei Gestalten bewegen sich dort leise durch das Unterholz auf der Suche nach einem geeigneten Lagerplatz. Da verharrt die vordere, größere unvermittelt. Ein Schnüffeln ist zu vernehmen, derweil der Hals sich reckt, um weitäufigeren Überblick zu verschaffen.
Dann wendet sich der Schatten zu dem kleineren um. "Hörst du? Ein Gasthaus - nur ein paar hundert Schritt vor uns. Hast du Lust?"
JK
"Oh, schon?" Die Stimme der kleineren Gestalt klingt hell und so leise, dass sie in einem Raum voller Leute wahrscheinlich in der allgemeinen Geräuschkulisse untergegangen wäre. Ein Moment der Stille entsteht, gefolgt von einem unsicheren Schnuppern.
Schließlich zuckt die junge Frau mit den schwer beladenen Schultern und fährt sich durch das kurz geschnittene Haar, wobei die schmale Hand einen Augenblick lang die Spitze ihres rechten Ohrs streift. Sie weiß nicht, was sie erwartet hat. Vielleicht den Geruch von Rauch oder von Menschen, Lachen, das Klappern von Besteck, irgend etwas, das die Beobachtung ihres Begleiters bestätigt, doch da ist nichts, nur das vertraute Gemisch aus Erde, Blättern, Rascheln und den Geräuschen der Nachttiere.
"Ich würde gerne wieder etwas anderes als Trockenfleisch essen und eine Nacht durchschlafen", beantwortet sie die Frage munter, auch wenn ihr durchaus anzuhören ist, dass auch die Vorstellung, sich auf einen Stuhl fallen zu lassen und alle Viere von sich zu strecken, einen gewissen Reiz auf sie ausübt.
"Aber ich bin mit meinem Rätsel noch nicht fertig und wenn wir den Abend in Gesellschaft der Rosenohren verbringen, kann ich meinen Rückstand nicht aufholen", aus dem Mund der jungen Frau klingt es so, als würde sie sich deswegen wirklich Gedanken machen.
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Welche Mimik wäre an dieser Stelle wohl am passendsten? Letztendlich bleibt dem Größeren ob des vorgeführten Eifers ebenso wie der vorausgegangenen scheinbaren inhaltlichen Sprunghaftigkeit nur das übliche Schmunzeln - zumal die Kleine mit ihrem vielen Gepäck ja wirklich ein unvermindert erheiterndes Bild liefert.
"Dann ist ja gut", bezieht er sich abwinkend vor allem auf die mittlere Aussage und wendet sich um, den Weg leichtfüßig fortzusetzen. Dem Rätselspiel, das sie so gefangennimmt, misst er nur ausgesprochen beiläufige Bedeutung zu.
JK
Ein leises Zucken geht durch den Körper der kleineren Gestalt. Unvermittelt hebt sie die Hand und macht eine Bewegung, als wolle sie ein sie kitzelndes Insekt verscheuchen.
"Ja, schmunzel du nur!" ertönt die helle Stimme erneut, gefolgt von einem etwas atemlosen Lachen. "Aber wenn mein Rätsel fertig ist und du es gehört hast, wird dir das bestimmt vergehen. Dann wirst du nämlich grübeln und grübeln, nicht essen und nicht schlafen können und mich schließlich händeringend um einen Hinweis anflehen. Und dann werde ich schmunzeln, siehst du? So..."
Sie beschleunigt ihre Schritte, um zu ihrem Begleiter aufzuschließen, was ihr angesichts der Last auf ihrem Rücken und den kürzeren Beinen nicht gerade leicht fällt. Das breite, Überlegenheit demonstrierende, herablassende Grinsen, das sie dabei zu zeigen versucht, kann man jedoch angesichts der Dunkelheit nur erahnen.
Ob es an der Erkenntnis dieser Tatsache liegen mag oder an dem Umstand, dass sich die junge Frau mit dieser Grimasse sichtlich unwohl fühlt, ist schwer zu sagen, auf jeden Fall normalisieren sich ihre Züge wieder, noch ehe sie zu einem weiteren Atemzug ansetzt.
"Aber mir fällt gerade ein anderes Rätsel ein, das ich von einem Barden in Winndorf, nein, Winn... Vinsalt gehört habe. Bist du bereit?"
OHH
"Jaja", beantwortet der Elf nicht nur die Frage, sondern lässt auch erahnen, wie wenig ihn die ausgemalten Drohungen erschrecken. Es wäre das erste Mal, dass er wegen eines ungelösten Rätsels in solchen Aufruhr geriete. Eher schon verlöre er schnell das Interesse an der Auflösung.
Der auch bei ihm zügiger werdende Gang könnte im Gegensatz dazu auch als Flucht gedeutet werden, doch mag er sich lediglich der Begleiterin anpassen.
Schon erreichen sie den Rand des Wäldchens. Der Blick weitet sich über eine ausgebreitete Ebene mit vereinzelteren Bäumen und Baumgrüppchen, sowie Feldern. Durch das Gelände zieht sich ein langer, gerader schwarzer Strich - eine Straße. An dieser gelegen steht in einiger Entfernung das erwartete Gebäude mit den erleuchteten Fenstern.
JK
Die Schultern der kleineren Person sinken ein wenig nach unten und auch die Spitze des Bogens, den sie in der linken Hand trägt, deutet in Richtung Erde. Ihr Blick fixiert die Straße und das Gebäude, doch ihre Gedanken kreisen um ihren Begleiter.
Sie hat nicht gerade erwartet, dass er Freudensprünge machen oder ernsthaft auf ihr Spiel eingehen würde, dennoch versetzt die gleichgültig klingende Antwort ihrer eigenen Heiterkeit einen kleinen Dämpfer. Plötzlich erscheint ihr das eigene Verhalten unpassend und albern, dabei wollte sie doch nur... ja, was wollte sie eigentlich?
Der Stimmungswechsel lässt sie langsamer werden und als die sich rasend überschlagenen Gedanken an der Stelle angelangt sind, dass sie ihren Begleiter mit ihrer Rätselfreudigkeit vielleicht schon die gesamten letzten Tage genervt haben könnte, würde sie am liebsten stehenbleiben.
Doch dann gibt sie sich einen Ruck, um die Lücke zwischen ihnen nicht allzu groß werden zu lassen und meint schließlich etwas kleinlaut: "Na gut..." Das Elfenmädchen sammelt sich einen Augenblick und fährt dann fort: "Was ist das? Je mehr es bekommt, desto hungriger wird es; und hat es alles gefressen, so stirbt es."
Eigentlich hatte sie vorgehabt, dieses Rätsel noch ein wenig auszuschmücken, es vielleicht sogar singend vorzutragen, aber nun ist es ihr in seiner einfachsten Form am liebsten.
OHH
Kurz schaut der Elf zurück, da er sich vergewissern möchte, ob seine Begleiterin noch schritthält. Ein leichtes Stirnrunzeln huscht über sein Antlitz. Die Kleine ist wirklich empfindlich! Langsam müsste sie ihn doch kennen!
Um ihr zu zeigen, dass er ihr Rätselspiel nicht einfach übergeht, entschließt er sich, beim Voranschreiten laut zu denken: "Lass mich überlegen... Es kann wohl eigentlich kein Ding sein - wenn ich 'sterben' wörtlich nehmen darf."
Er geht ein klein wenig langsamer, um sie nicht abzuhängen. Zugleich wartet er auf eine Bestätigung oder Verneinung, da er sich gedanklich nicht verrennen möchte.
JK
Dass ihr Begleiter nicht sofort mit der richtigen Antwort herausplatzt oder sich gar über das Rätsel lustig macht, scheint die kleinere Gestalt zu beruhigen. Dennoch werden ihre Schritte nicht schneller, verfolgt ihr Blick doch gerade, wie eine hochgewachsene Person in Bogenreichweite, wie die Elfe unterbewusst feststellt, die Tür zu dem vermuteten Gasthaus öffnet und darin verschwindet.
Einen Augenblick lang sieht sie verträumt an die Stelle, an der noch eben warmes Licht seinen Weg in die Dunkelheit bahnte, dann antwortet sie lächelnd auf die Bemerkung ihres Mitläufers: "Ohne dich auf eine falsche Fährte führen zu wollen, sind gerade in den Rätseln der Menschen solche Worte kaum wörtlich zu nehmen. Sterben bedeutet in den meisten von ihnen den Übergang zu dem Zustand, in dem sie nicht mehr das sind, was sie vorher waren. Ein Fluss stirbt, wenn er kein Wasser mehr führt, eine Stadt, wenn niemand mehr in ihr wohnt, eine Raupe, wenn es nach der Verpuppung nur noch einen Schmetterling gibt..."
OHH
Fast fühlt sich der Elf versucht, mit 'Ich weiß' zu antworten, doch das letzte Beispiel überrascht ihn allzu sehr. So gibt er zunächst nur ein "Hm, hm" von sich.
Im Grunde würde diese Erklärung wohl bedeuten, dass es sich doch um ein Ding handelt, wie er zuerst bei sich vermutet hat. Doch diese Einleitung...! Das führt alles nicht wirklich weiter.
Ständig geistert ihm ein Schwamm vor Augen, aber das ist Unfug. "Fast scheint mir, es ist weder ein Ding, noch ein Wesen."
Wieder schaut er kurz zurück. Will das Mädel das Gasthaus erst nach Erledigung der Rätselfrage betreten? Er jedenfalls hat nicht vor, hier stehenzubleiben. Wieder zu den Gebäuden gewandt, setzt er hinzu: "Eher wohl etwas, dass man weder sehen, noch anfassen kann. Ein Zustand wie die Leere."
JK
Eine Unruhe ihres Begleiters vermutend, überwindet sich das Elfenmädchen, der Straße nun wieder schneller entgegenzustreben. Außerdem gibt es auch nichts mehr, das sie beobachten könnte.
"Man kann es sehen, man kann es hören, man kann es riechen", hilft sie ihm fröhlich weiter, doch muss sie darauf achten, sich nicht zu verplappern, "Aber wenn man versucht, es zu berühren, möchte es einen verschlingen."
Trotz oder gerade wegen ihres Hinweises geht sie selbst davon aus, dass er das Rätsel noch vor Erreichen des Gasthauses lösen wird. 'Gasthaus...' Sie lässt sich das Wort in den Gedanken zergehen. Es duftet nach Stroh, Fleisch und süßem Honig.
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Lamiadon stutzt kurz, was auch an einer flüchtigen Unregelmäßigkeit seines Ganges zu erkennen ist. Die neuen Beschreibungen werfen alles über den Haufen. Manche Rätsel erscheinen fast wie ein Glücksspiel. Würde man nicht verschlungen, träfe wohl die vorhin erwähnte Raupe am ehesten zu. Dennoch möchte er intuitiv alle Tiere ausschließen.
Nachdem er gedanklich auf ein Meer hinabgeschaut und es beiseitegeschoben hat, weil es nicht von selbst verschwindet, verselbständigt sich sein Geist in rasender Eile. Da bleibt er plötzlich stehen und klatscht sich mit der flachen Hand an die Stirne. Auf gewisse Weise hatte er tatsächlich mit allen Vermutungen recht. "Feuer!"
Teils befriedigt, teils sich über sich selbst wundernd, verbreitet sich ein Lächeln über seine Züge, während er die Straße nahe des Wirtshauses betritt. "Ein hübsches Rätsel, Fiana!" Er klingt ehrlich beeindruckt, da er aus ihren einleitenden Worten schließt, dass sie es sich selbst ausgedacht hat.
JK
Ein warmes Gefühl der Freude steigt in der zierlichen Jungelfe auf, ein zartes Feuer, das sie erfüllt, ohne sie zu verbrennen, und das sie ein von allen dunklen Gedanken losgelöstes Lachen lang die schwere Last auf ihren Schultern vergessen lässt.
"Das habe ich damals dem Barden auch gesagt", meint sie schließlich, fröhlich ohne sich des Missverständnisses bewusst zu sein, immerhin hat sie Lamiadon von Anfang an gesagt, dass sie das Rätsel in Vinsalt aufgeschnappt hat. Ihr eigenes wird noch sehr viel Zeit brauchen, dafür aber auch nicht zwischen Waldrand und Tür zu lösen sein.
Während sie die Straße entlang zum Eingang des Gasthauses geht, schweifen ihre Gedanken an den Abend zurück, an dem sie das Rätsel das erste Mal gehört hat. So seltsam es auch klingen mag, irgendwie vermisst sie die großen Städte des lieblichen Feldes, vor allem Vinsalt und Belhanka. Die Menschen dort waren so fröhlich, so lustig und frei, alles was sie taten, war von einer Leichtigkeit, die sicherlich nicht mit der elfischen vergleichbar war und doch ihren eigenen Charme besaß. Die bunten Farben, die prächtigen Kunstwerke, die Musik, das Theater...
Vor der Tür angekommen, seufzt Fiana leise auf. Ja, das Theater vermisst sie am allermeisten.
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Dem Elfen geht nicht auf, dass sie bezüglich des Rätsels verschiedene Einleitungen gegeben hat. Doch erscheint ihm dieses neue Rätsel als allzu unwichtig, um darüber zu grübeln.
Statt dessen öffnet er seine Sinne wieder dem, was vor ihm liegt. Licht und Stimmen aus dem Stall, um so mehr davon dort, wo man es vor allem erwartet. Verschiedenste Gerüche von Pferden, Kerzen, Mahlzeiten und den üblichen Getränken. Auch im oberen Stockwerk scheinen schon Leute zugange. In jedem Falle ist die Herberge gut besucht.
Der Blick wandert empor über die Türe, wo sich der Umriss eines Ebers dunkel gegen das Mondlicht abhebt.
Fiana zulächelnd, öffnet er die Türe und hält sie ihr offen. Schließlich hat er sich nicht mit solchem Hausstand beladen; ihm genügt seine umgehängte Tasche.
JK
"Vielen Dank." Nach einem schüchternen Lächeln in Lamiadons Richtung schlüpft Fiana an ihm vorbei durch die Öffnung der Tür - oder zumindest versucht sie es.
Nun ist der Rucksack, den sie auf dem Rücken trägt, wirklich ein großes und sperriges Ding, das sie dazu zwingt, ein wenig in die Knie zu gehen, möchte sie doch keinen der daraus hervorragenden Pfeile beschädigen. Doch das alleine ist nicht der Grund, weshalb sie gewissermaßen zwischen Tür und Angel ins Stocken kommt.
Vor der knapp achteinhalb Spann großen Elfe breitet sich ein Meer aus Gerüchen und Geräuschen aus. Laut und aufdringlich schwappt es auf sie zu, zerrt an ihren Sinnen, scheint sich wie dichtes Gewebe um Augen, Nase und Ohren zu legen. Einen Augenblick lang schnappt sie nach Luft, droht die Orientierung zu verlieren, weiß nicht, wo hinten und wo vorne ist.
Ihr ist bewusst, dass es nur eine Frage der Gewöhnung ist. Ein paar Herzschläge später und all das, wovor sie jetzt am liebsten fliehen würde, wird sie kaum mehr stören. Dennoch... einen Herzschlag lang hat sie Angst, schreckliche Angst davor, in die beengende Tiefe dieses Raums einzutauchen und damit die Wälder, den Sternenhimmel und die Geräusche der Nachttiere hinter sich zu lassen. Alleine die Angst, von Lamiadon beschmunzelt zu werden, ist größer, und so gibt sie sich einen Ruck und stolpert mutig einen Schritt nach vorne und danach noch einen weiteren.
Da steht sie nun, fremd wie eine Eule im Wasser, das kurze, hellblonde Haar verstrubbelt und unabsichtlich mit einem kleinen Zweiglein geschmückt, den Bogen und die Tasche eng an den zerbrechlichen, in abgetragene Lederkleidung gehüllten Körper gepresst und die bernsteinfarbenen Augen weit aufgerissen, wie ein Tier, das begriffen hat, dass es in die Falle geraten ist.
OHH
Was hat sie nur schon wieder? Sie wirkt so überrascht, aber dies gilt wohl niemand bestimmten. Um so mehr sieht es Lamiadon mit Besorgnis. Anscheinend ist ihr nicht wohl. Gewiss, es ist laut hier, aber zum Glück stehen wenigstens noch die meisten Fensterläden offen. Er rollt sich von der Türe ab ihr nach, dass diese hinter ihnen zufällt.
Beim Anblick des winzigen Zweiges kann er sich trotz ihres hilflosen Anblickes und aller Erfahrungen mit ihrer Unsicherheit nicht zurückhalten. Möglicherweise wird er sie mehr als ohnehin irritieren, vielleicht aber erheitern, also pflückt er mit spitzen Fingern das Objekt von ihrem Haupte und fragt ebenso beiläufig wie rhetorisch: "Darf ich dir das abnehmen...?"
Mit einer fließenden Bewegung wirft er es aus dem Handgelenk hinter sich, ohne ihm nachzusehen. Dann blickt er sich unternehmungslustig mit den Händen an den Hüften im Schankraum um.
JK
Als die Tür ins Schloß fällt, zuckt Fiana zusammen. Das Geräusch scheint sie nur noch in ihrer Ahnung zu bestätigen. Sie ist jetzt hier und muss damit klar kommen, denn es gibt keinen Weg zurück. Dies wäre jetzt der richtige Augenblick, die Angst herunterzuschlucken, ein tapferes Lächeln zu zeigen, nach einem freien Tisch oder angenehmer Gesellschaft für sich und ihren Begleiter zu suchen.
Doch hier scheint alles anders zu sein. Wo ist die Musik, wo sind die lachenden Gesichter, wo die hübsche, dralle Schankmagd, die sie herzlich willkommenheißt? Es scheint hier nichts von alldem zu geben. Stattdessen scheint sie sich in eine Wolke aus Wut, Schmerz, Trauer, Aggression und Erschöpfung begeben zu haben, die sie bedrückt. Alleine die Leute, die am Tisch in der Ecke links hinten sitzen, sehen so auf dem ersten Blick so aus, als würden sie eine angenehme Insel der Harmonie zu bilden.
Mühsam schüttelt die junge Frau, deren Haut in flackenden Halblicht noch heller als sonst wirkt, den Kopf und wird sich erst jetzt bewusst, dass die Zeit im Moment ihres Eintretens nicht stehen geblieben ist.
"Was?" fragt sie, wie aus einem schweren Traum erwachend und fasst sich hastig mit der Linken in das nun wieder ungeschmückte Federhaar. Dann scheint sie sich zu erinnern und lässt die Hand wieder sinken. "Danke", sie lächelt matt und bemüht sich, ihrer Verwirrung von nun an besser zu verbergen.
"Kümmerst du dich um das Essen und unsere Schlafplätze? Dann suche ich uns schonmal einen Platz."
Sie lässt ihren Blick vorsichtig durch den Schankraum und über die Gesichter der Menschen, die sich in ihm befinden, wandern. Was sie zu sehen erwartet oder vielmehr erhofft, weiß sie selbst nicht genau. Sicher, zwei freie Plätze, doch vielmehr sucht sie nach einem freundlichen Blick, einem Lächeln, einer einladenden Handbewegung, einfach nach einem Zeichen dafür, dass sie sich in ihrer ersten Einschätzung geirrt hat.
Gerade scheint der Raum voller Bewegung zu sein. Da hinten geht eine hochgewachsene, schwarzhaarige Frau auf den harmonisch wirkenden Tisch zu, von der Treppe her kommt ein junger, wie die Frau kriegerisch wirkender, Mann und geht zielstrebig an ihr vorbei, ohne sie zu beachten, ein etwas älterer Mann, der kleiner ist, als sie selbst, passiert sie mit einem Menschenkind, vermutlich seiner Tochter, an der Hand, so dicht in Richtung des links von ihr befindenden Tisches, dass sie unwillkürlich einen Schritt nach rechts ausweicht. Auch für ihn scheint sie Luft zu sein und langsam fragt sie sich, ob Lamiadon sie wohl aus Spaß mit einem Unsichtbarkeitszauber belegt hat. Doch vermutlich hätte eine sich selbsttätig öffnende Tür mehr Aufmerksamkeit erzeugt als sie beide zusammen.
Ein wenig unbehaglich zieht sie die Schultern nach oben und sucht wieder Lamiadons Blick, als wolle sie sich versichern, dass wenigstens er sie sehen kann und sie nicht geschrumpft oder plötzlich durchsichtig geworden ist.
OHH
Jener mustert sie gegen ihre Vermutung schon seit einigen Momenten sehr aufmerksam. Was geht nur in diesem Köpfchen vor! Fiana benimmt sich mal wieder, als sei sie zum ersten Male in einem Gasthaus. Dabei hat er doch extra gefragt, ob sie Lust hat!
Aber möglicherweise zieht er schon wieder übereilige Schlüsse. Ganz beiläufig, während er sie betrachtet und nebenher die Situation im Schankraum mit noch zwei weiteren Sinnen erfasst, tastet seine Hand in der Umhängetasche. Eventuell kann sie sich nur nicht entscheiden, ob sie sich zu einem Thorwaler oder an einen leeren Tisch setzen möchte. Die anderen scheiden ja wegen Überfüllung oder geweihten Trauerklößen aus, ebenso die Theke, wo der Suff jederzeit unberechenbare Formen annehmen kann.
"Weiß ich denn, was du essen und trinken möchtest?" Die Frage klingt deutlich rhetorisch, doch nachsichtig. "Und verfügen wir genug Geld für eine Übernachtung drinnen? Ich habe noch" - auf dem Handteller weist er seine Beute aus der Tasche vor - "vier Heller und zwei Kreuzer."
JK
Tatsächlich kann Lamiadon sie offensichtlich sehen und gleiches scheint auch für die vermutlich zum Gasthaus gehörende Frau mit der Schürze zu gelten, die ihnen gerade zugenickt hat. Auch wenn sie weiß, dass diese es nicht mehr sehen kann, erwidert Fiana das Nicken eifrig und fühlt sich gleich etwas besser. Nur dass ihr Reisegefährte ihre Essenswünsche nicht kennt, erstaunt sie ein wenig, aber vielleicht nimmt er sie auch nur wieder auf den Arm.
"Wegen des Geldes musst du dir keine Gedanken machen, ich habe noch ein paar von diesen silbernen Münzen. Also, ich möchte Tee und zu Essen ... hmm, das gleiche, was du willst. Vielleicht etwas fetten Eintopf oder eine Suppe... und etwas Süßes!" Bei den letzten Worten scheinen ihre Bernsteinaugen richtig leuchten und für einen Moment scheint die kleine Elfe völlig vergessen zu haben, dass ihr doch eigentlich gar nicht nach Lächeln zumute ist.
Dann legt sie den Kopf schräg und sieht von unten zu dem sie um mehr als einen Spann überragenden Elfen hoch. "Aber wollen wir nicht wieder im Stall schlafen? Es ist doch warm genug und außerdem", sie hält die Hand an den Mund und senkt die Stimme zu einem vertraulichen Raunen, "möchte ich mit den Leuten an der Theke nicht in einem Raum schlafen müssen. Die schnarchen bestimmt."
Sie rückt wieder ein Stück von Lamiadon weg und sieht besorgt zu den sich laut in fremdem Mundarten unterhaltenden Trinkern. Es tut ihr schon wieder leid, so über die Fremden, die sie ja gar nicht kennt, geredet zu haben, aber das Letzte, was sie nach den vergangenen Nächten gebrauchen kann, sind laute Schnarchgeräusche, die sie stundenlang wachhalten.
SM
Die große Zimmermannshand ihres Onkels mit ihrer eigenen kleinen Kinderhand festhaltend folgt Linai Avon. Als sie an den gerade eingetretenden Leuten vorbeikommen, schaut sie die beiden neugierig an. Damit man nicht auf den Gedanken kommt, Linai würde die beiden anstarren, legt sie ein breites Lächeln auf und grinst die zwei fröhlich an. Dabei muss sie sich etwas verdrehen, weil sie ja noch immer Avons Hand hält, der zielstrebig an diesem seltsamen Paar vorbeigeht.
OHH
Ein neuerliches Schmunzeln breitet sich über des Elfen Antlitz. Es freut ihn, dass Fiana etwas findet, das ihr Gemüt aufzuhellen vermag. So soll ihm die Beschaffung von etwas Süßem nunmehr erstes Ziel sein.
"Du hast recht", erklärt er zu ihren weiteren Ausführungen. Noch im Umwenden begriffen, bemerkt er das Lächeln des jungen Mädchens, welches er freudig erwidert. Menschenkinder haben noch so etwas Erfrischendes und Unverfälschtes, das leider allzu vielen erwachsenen Menschen abhandenkommt. Sie denken noch logisch statt kompliziert. Doch da das Mädchen offenbar gerade mit dem Manne, an dessen Hand es geht, etwas vorhat, wird vielleicht später noch Gelegenheit sein, sich mit ihm zu befassen.
So dreht Lamiadon weiter zum Tresen hin, wobei sein Blick auf den stillen jungen Mann am vermeintlich leeren kleinen Tisch fällt. Erstaunlich, dass er ihn nicht gleich wahrnahm! Das macht ihn interessant. Aber auch das kann warten. Erstmal etwas Süßes!
Weiter...
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Redaktion und Lektorat: OHH