Schankmaid längsseits!

Verfasser: Günter Hölscher, Julia Richling, Oliver H. Herde, Ralf Büngener und andere

JuR

Zielgerichtet schreitet Vinizarah auf den Tisch mit ihrem zukünftigen Bettgefährten, dem hakenhändigen Seemann und dem neuen Gast zu, der ja eben das Ziel ihrer Zielgerichtetheit darstellt. Beim Tisch angekommen, hält sie sich jedoch mit der Begrüßung zurück, um das laufende Gespräch nicht gewaltvoll zu unterbrechen, sondern abzuwarten, bis sich eine geeignete Lücke ergibt oder die Aufmerksamkeit sich von selbst auf sie richtet.

GH

"Oh", ruft der Silberlockige aus und kann dabei seine Begeisterung kaum unterdrücken. "Ihr habt Zeit zum Lesen!" strahlt er den offensichtlich für viele Überraschungen guten Seekapitän an. "Trotz Eurer Verantwortung für viele Menschen und Euer Schiff. Das ist wundervoll. Ich habe es mich in vierzig Jahren kaum getraut. Ihr wisst, ein Buch kann wie eine Tür sein." Mit den Händen fabuliert er dabei lebhaft in die Luft. "Man öffnet es, tritt ein, und kommt als ein Anderer wieder heraus!"
Dann sieht er die junge Dame, die auf den gemeinsamen Tisch zugetreten ist. Wohl die Wirtin des Hauses oder eine der Bediensteten. Vielleicht auch ein liebenswürdiger Gast, seit seiner Begegnung mit dem noch jüngeren Handwerksburschen ist der kleine Mann etwas vorsichtig geworden in seiner Einschätzung. Sei sie, was sie auch sein mag. Herr Tellicherri schenkt ihr ein warmes Lächeln voll aufrichtiger Freude.
Kurz wendet er sich noch Herrn Hullheimer zu: "Was die Bilder betrifft, bin ich in der Lage, Eure Neugierde zu stillen, sollte es willkommen sein."
Dann steht er auf, sowohl um der kleinen Frau seinen Gruß zu entrichten, wie auch, um später leichter an das Buch zu kommen.

RB

Thorkar hat es sich in seinem Stuhl gemütlich gemacht und das Gespräch der alten Männer über Bücher eher als Hintergrundgeräusch wahrgenommen. Wenn in dem Buch Geschichten aus tausendundeinem Rausch sind, ist er wohl gerade dabei, in den tausendundzweiten zu gleiten.
Als allerdings Winnisara auf ihn zugeschossen kommt, richtet er sich wieder etwas auf und seine Aufmerksamkeit auf sie. Doch schnell fällt ihm auf, dass sie keinesfalls zu ihm kommt, um ihm mitzuteilen, dass seine Dienste nicht länger gebraucht werden. Der Bücherunterhalter ist offenbar zu demselben Schluss gekommen und nimmt sich der Dame an.

OHH

Ein wenig wiegt der Kapitän den Kopf. Gewiss, bisweilen hat er Zeit. Die bereits ausgeführte Einschränkung zu wiederholen, erscheint wenig sinnvoll, zumal ohnedem keine rechte Gelegenheit dazu wäre.
Ein anderer? Demnach mag sich der liebenswürdige Mensch mehr in die Gestalten seiner Lesungen hineinversetzen als dies bei Kvalor zumeist der Fall ist. Im Übrigen hängt natürlich vieles von der jeweiligen Geschichte und vielleicht noch mehr ihrem Erzähler ab. Vom Rauschzyklus hat der Seefahrer gewiss mehr gehört denn gelesen, und so manche Geschichte wurde so unterschiedlich erzählt, dass dieser kritische Hörer sich zuweilen von Vergleichen zwischen den Versionen ablenken ließ.
"Unbedingt!" erwidert er, um hernach den Bewegungen des Tischgefährten blicklich Folge zu leisten. Weiterhin bemerkenswert, mit welcher Höflichkeit dieser Liebfelder dem Gesinde begegnet! Oder hat er schlicht die Braut als solche erkannt und will dieser seinen Beifall zollen?

JuR

Ein wenig überrascht nimmt Vinizarah das Aufstehen des neuen Gastes zur Kenntnis, dann steigt sie diesen lächelnd anblickend in das Gespräch ein: "Apropos willkommen - herzlich Willkommen im Grünen Eber. So Ihr bereits etwas zu trinken und zu speisen wünscht... was darf es denn sein?"

GH

Der kleingewachsene Herr spürt die Wärme des Grußes in seinem Herzen, so dass er nichts anderes weiß, als seine Hand auf selbiges zu legen und mit warmer Stimme zu antworten: "Meinen Dank in der Götter Namen. Dies ist ein Ort, um sich wahrhaft willkommen zu fühlen." Er lächelt versonnen, wie im Selbstgespräch. "Daheim nach langer Fahrt. Ich habe es gleich gespürt."
Dann blickt er die junge Dame an, streckt die andere Hand aus und weist auf seinen Nachbarn. "Wie ich Freund Hullheimer gerade sagte: Man öffnet die Tür, geht hinein und wird verwandelt. Auch wenn wir von Büchern sprachen, genauso empfinde ich es hier." Kurz schaut er sich um, öffnet seine Sinne, um die gastfreundliche Wärme in sich aufzunehmen.
"Daher mein Name und Stand vor allem Geschäftigen. Abraxas Tellicherri aus Bethana, Reisender im Unruhestand. Höchst erfreut Eure über Eure Bekanntschaft, werte Gastgeberin." Er neigt das Haupt, wobei er die Augen leicht schließt. Dann blickt er wieder zu ihr auf und fragt voll Interesse: "Mit wem habe ich die Ehre?"

RB

Abraxas, der in der Kack' saß. Woher dieser Gedanke kommt, könnte Thorkar nicht sagen, aber er wird ihm helfen, den Namen des unruhigen Reisenden zu behalten, der ihm gegenüber nicht sitzt. Und er bringt ihn zum Grinsen.
Erfreut lehnt er sich zurück und erwartet, gleich den Namen zu hören, den er sich bereits gemerkt hat: 'Winnisara'. Dabei fällt ihm der Käpt'n auf. 'Warum guckt der mich denn jetzt so komisch an? Ich habe das doch gerade gar nicht laut ausgesprochen, oder?'

OHH

Derweil sich Gast und Gastgeberin miteinander vertraut machen, um im gegenseitigen Kennen vielleicht besser über die Auswahl des Bieres entscheiden zu können, fühlt sich der Seebär beim dreinschauen ertappt. Er lächelt den Thorwaler an, selbst nicht ganz schlüssig, ob dabei eine entschuldigende, mitfühlende oder neutrale Note überwiegt oder überwiegen sollte. Gern würde er sich erklären, aber er weiß ja nicht einmal recht, worin denn eigentlich.

JuR

Vinizarah blickt ein wenig verlegen drein, als sich der Gast so wortreich vorstellt. Da kommt ihr ihre eigene Frage nach dessen Wünschen unhöflich übereilt vor. "Vinizarah Tujow", beeilt sie sich deswegen rasch mit der Nennung des dem Thorwaler vertrauten Namens, "Reisende im Ruhestand. Wobei jene, die mich kennen 'Unruhestand' wohl ebenfalls als passendere Wahl empfinden würden." Die Verlegenheit verstärkt sich auf den sommersprossenbedeckten Zügen. "Und im Augenblick bin ich die Vertretung der Gastgeber, die in der Küche gerade wohlverdient einen Moment zur Ruhe kommen und etwas essen. So habe ich die Freude, Euch nun bedienen zu dürfen."
Sie verbeugt sich leicht. Als sie sich aufrichtet, bemerkt sie, dass die Dame am großen Tisch ihre Aufmerksamkeit sucht. Voll kann sie sie ihr nicht schenken, da sie den neuen Gast nicht aus den Augen lassen möchte, aber sie nickt in die Richtung der nonverbal Kommunizierenden und hebt kurz die Hand, um ihrerseits wortlos um etwas Geduld zu bitten.

GH

Der Reisende nickt verständnisvoll, zumal er die Zeichen bemerkt, welche die freundliche Dame bereits in die Richtung des nächsten Tisches gibt. So wird er sich kurzfassen.
"Vertretende Gastgeberin in bedienender Stellung. Das hört sich in der Tat mehr nach Bewegung, als nach Ruhestand an", resümiert er. "Ich bin neugierig, womöglich später von Euren Reisen zu hören, wenn Ihr erzählen mögt. Doch angesichts begrenzter Zeit beschränke ich meine Neugier zunächst auf Speisen und Getränke. Und auf die Möglichkeit einer Übernachtung."
Damit er sich nicht noch einmal erheben muss, um dem Kapitän das Buch zu reichen, bleibt der rundliche Herr der Einfachheit halber stehen.

JuR

Froh über das Verständnis des Reisenden, wendet sich Vinizarah sogleich den sachlichen Fragen zu. "Beginnen wir mit der Übernachtung", steigt sie ein. "Das ist am übersichtlichsten - bedauerlicherweise. Denn da der Tag bereits weit fortgeschritten ist, kann ich Euch nach meinem Kenntnisstand lediglich ein Bett im Schlafsaal oder in einem Dreierzimmer anbieten."

GH

Der muntere Mann in den besten Jahren braucht für seine Überlegung nicht lange. Kurz legt er die Hände über der Weste zusammen, rollt die Daumen, während seine Gedanken in einer Geschwindigkeit laufen, die seinem geruhsamen Äußeren entgegengesetzt zu sein scheint. 'Dreierzimmer lautet herrschaftlich. Schlafsaal abenteuerlich. Und du bist hier, um von Abenteuern zu erfahren.'
Und sobald er sich kurz geräuspert hat, ist Herr Tellicherri auch schon bei einem Entschluss gelandet. "Der Schlafsaal scheint mir eine gute Wahl", nickt er bestätigend. "Womit belieben wir fortzuschreiten, angesichts Eurer knappen Zeit?"

JuR

Vinizarah hebt ob der Antwort des Herren kurz die Augenbrauen. Hätte sie vorher raten müssen, hätte sie wohl eine andere vermutet. Dann schmunzelt sie, erfreut über ihren eigenen Irrtum.
Die letzten Worte wecken erneut ihre Verlegenheit. Sie wollte nicht den Eindruck erwecken, in Eile zu sein und sich nicht die gebotene Zeit für seine Wünsche zu nehmen.
"Hmmm... lasst uns mit den Speisen fortfahren", erwidert sie nach kurzer Überlegung. "Falls der Hunger Euch drängt, möchte ich Euch das heutige Tagesgericht - die Gemüsepastete - oder den Hühnereintopf empfehlen. Ansonsten gäbe es an warmen Speisen noch Linsensuppe, Eierpfanne, Brathuhn und Ochsenkeule." Sie überlegt, ob sie etwas vergessen hat und fügt dann hinzu: "Wobei ich bei der Ochsenkeule nachfragen müsste, ob sie um diese Zeit noch angeboten wird. Die Speisen sowie die Getränke findet Ihr auch auf dieser Tafel." Sie deutet in Richtung Tresen.

GH

"Der Hunger drängt mich keineswegs", antwortet der beleibte Herr, indem er lächelnd ein wenig auf die Rundung seines Leibes herunterblickt. "Wozu hat man Reserven!" Die deutlich drahtigere stellvertretende Gastgeberin wieder ansehend, fährt er fort: "Und auch mit der Nachfrage möchte ich Euch nicht zu allem anderen beschweren. Die Ochsenkeule klingt mir allzu martialisch. Etwas Leichtes darf es sein, ganz so wie das gebratene Huhn. Und möchtet Ihr ihm ein wenig Gewicht verleihen, so wäre ein gutes Sößchen sicher dazu in der Lage." Genießerisch zieht er die Luft ein, als vernähme er schon den Wohlgeruch des köstlichen Vogels.

JuR

Ein Lächeln huscht über Vinizarahs ansonsten konzentriertes Gesicht, als der Herr über seine Reserven spricht. "Gebratenes Huhn mit Soße", wiederholt sie, sich alsbald wieder auf das Gegenwärtige konzentrierend.
"Darf ich als Nachtisch eines von Sarinas berühmten Käsetörtchen empfehlen? Das mit dem berühmt meine ich ernst - es war sogar vor Jahren eine Traviageweihte hier, die durch Aventurien reiste, um besondere Rezepte zu sammeln... und Sarinas Käsetörtchen gehörte da dazu."

OHH

Beachtlich, was die beiden für ein Gewes um so etwas wie eine schlichte Bestellung machen! Schmunzelnd das Kinn auf seine Hand gestützt, verfolgt der Kapitän die Feinheiten, welche ihm an solcher Stelle nie einfielen.
Käsetörtchen? Für solchen Krimskrams hat er - noch - kein Geld!

RB

Der Thorwaler hat wieder eine gemütliche Position eingenommen und lauscht dem Austausch. Dabei erfährt er Interessantes. Wie zum Beispiel, dass Winnisara einen Nachnamen hat: Tujoff oder so.
Oder, dass es Nachtisch gibt. Etwas Platz wäre in seinem Bauch noch. Leider macht er sich nichts aus Käsetörtchen, mögen sie auch die berühmtesten Aventuriens sein. Er studiert die Tafel mit den Speisen. 'Vielleicht ein Obstteller? Der schmeckt aber nicht wirklich zum Bier. Und sowieso, das Bisschen, das ich esse, kann ich auch trinken.' Und davon ist, da er sich in letzter Zeit zurückgehalten hat, noch ausreichend da.

GH

"Ach", seufzt Herr Tellicherri, "die Lockungen nehmen kein Ende. Ich habe dieses Haus für vieles rühmen hören, wenngleich dafür noch nicht." Erneut schaut er - diesmal mit bedauerlicher Miene - an sich herunter. "Ich werde also selbst die Verantwortung dafür übernehmen müssen, diese Berühmtheiten kennenzulernen, aus Mangel an Zeugen. Nun gut, mag ich also nach Hause rollen."
Verschmitzt blickt er seinem Gegenüber wieder in die hübschen Augen. "So spare ich wenigstens die Kosten der Kutsche. Ich nehme daher mit Freude eines dieser Törtchen entgegen."
Es ist allerdings zu merken, dass dem Gast noch etwas weiteres auf dem Herzen liegt. Über seine vielen Worte hinaus wagt er daher nach kurzer Pause die schüchterne Frage: "Und diese Sammlung - es ist ein Buch, wie ich annehme? Gibt es eine Möglichkeit, hineinzublicken? Oder könnt Ihr den Titel nennen?"

JuR

Mit bedauernder Miene schüttelt Vinizarah den Kopf. "Nein", beantwortet sie die letzten Fragen mit einem Wort zusammenfassend. "Ich weiß noch, dass die Geweihte eine Thorwalerin war und ihr Name lautete... Grimhild? Grimgurd?" Der Blick der braunen Augen wandert einen Moment lang hilfesuchend zu dem anwesenden Thorwaler. Wer weiß... vielleicht ist die Geweihte ihm ja bekannt?
"Er begann auf jeden Fall mit Grim. Aber mehr weiß ich leider nicht, und soweit mir bekannt ist, ist sie nicht mehr in den Eber zurückgekehrt. Allerdings ist es gut möglich, dass sie es doch tat und es in meiner Abwesenheit geschah. Ich werde gleich Sarina danach fragen. Vielleicht hat sie ja ein Exemplar bekommen."
Die kleine Frau strafft sich und wiederholt in Gedanken die bisherige Bestellung, ehe sie sich wieder voll und ganz an Herrn Tellicherri wendet: "Bliebe noch die Frage nach dem Getränk..."

GH

"Ach", sagt der rundliche Mann mit einer begütigenden Handbewegung, "macht Euch nur um meiner Neugierde willen keine allzu große Mühe. Bücher sind etwas Besonderes für mich. Ich bin mir dessen erst vor nicht langer Zeit richtig bewusst geworden. Und Ihr wisst sicher, wie es ist, eine Passion zu haben, oder frisch verliebt zu sein. Da wird alles Kleine zu etwas Großem." Versonnen glänzen seine Augen, da er an seine Bibliothek zu Hause denkt.
Dann fügt er entschlossen an, der Hilfsbereiten ihm gegenüber zulächelnd: "Keine zu großen Umstände um meinetwillen bitte. Die Getränke..." kurz hebt er nachdenklich den Finger an die Unterlippe. Dann weiß er. "Denn es sollen mehrere sein. Erst ein Bier, um den Herren hier Gesellschaft zu leisten. Und zum Essen gerne ein Weißwein. Trocken und passend zum Huhn. Was könnt Ihr mir da empfehlen?"

RB

Da Thorkar dem Gespräch nicht besonders aufmerksam folgt, ist er von Vinizarahs fragendem Blick überrascht und zuckt nur mit den Schultern. Erst danach beginnt er nachzudenken. Mit Travia-Geweihten hat er es nicht so, nein, wirklich nicht, obwohl es die in Thorwal wie Sand am Meer gibt. Und ungefähr jede zweite davon beginnt mit Grim... Und warum denken die Leute, nur weil man aus der gleichen Himmelsrichtung kommt, müsse man jeden dort kennen? Er schüttelt leicht den Kopf wie als abschließende Antwort auf die unausgesprochene Frage, obwohl die nicht Fragende schon längst nicht mehr in seine Richtung blickt.

OHH

Unterhalten die sich jetzt wirklich über Kochbücher? Dem Kapitän will fast das Auge hinauskullern. Aber er schließt es rechtzeitig, und dann sind die beiden Quasselstrippen schon beim nächsten Thema.
Mehrere Getränke - aber leider alle für Herrn Tellicherri. Man kann freilich nicht erwarten, von jedermann eingeladen zu werden, bloß weil man so hübsch ist. Ein an ein Grinsen dicht herangelangendes Schmunzeln entblößt eine Zahnlücke.

JuR

Vinizarah nickt verständnisvoll zu den Ausführungen bezüglich Passionen und meint dann: "Falls Sarina, die Köchin, die Zeit hat, werde ich sie gerne nach der Geweihten und ihrem Werk fragen."
Die folgende Frage lässt sie ein wenig hilflos lächeln. "Wir bieten hier als Weißwein den Felsfelder Sandwein an. Der ist edelherb, und ob er gut zum Huhn passt, weiß ich leider nicht." Sie räuspert sich leise und fügt dann verlegen hinzu: "Ich selbst lebe seit vielen Jahren abstinent."

GH

Irgend etwas an der Art der kleinen Frau weckt das väterliche Interesse und das Herz des sich in seinen besten älteren Jahren befindenden Mannes. Vielleicht, weil er selber nie Kinder gehabt und sich doch ein kindliches Gemüt bewahrt hat. Die junge Dame könnte seine Tochter sein.
Zuerst nickt er nur zu ihren Ausführungen, während er sie unter dem gleichmütig lächelnden Blick tiefer in Augenschein nimmt. Leichte Veränderungen an ihr sind es, die er aufspürt. Auf solche muss ein erfahrener Buchhalter aufmerksam sein.
"Der Sandwein passt", bestimmt er kurz und freundlich. "Wenn er in diesem Hause serviert wird, ganz gleich von wem, wird er passen." Und mit sanfter doch fester Stimme fügt er an: "Ihr werdet Euch doch bitte viel Zeit mit alldem nehmen. Ich habe diese Zeit."

JuR

Ein dankbares Lächeln tritt auf das sommersprossige Gesicht der kleinen Frau, und sie nickt. Dann fällt Vinizarah noch etwas ein. "Was ich noch sagen wollte", setzt sie erneut ein und lässt dabei den Blick von Herr zu Herr wandern, um deutlich zu machen, dass dies alle angeht, "es wird morgen eine Feier zu Ehren der Herrin Travia geben, zu der alle Gäste eingeladen sind."

GH

Die Augen des kleinen Hern beginnen zu leuchten, wie ein warmes Herdefeuer. "Ich habe es ja gewusst", spricht er mit tief empfundener innerer Freude. "Hier ist wirklich ein Zuhause." Dann blinzelt er kurz und schenkt sein Lächeln der freundlichen jungen Frau. "Darauf möchte ich mit meinen beiden Tischkameraden anstoßen." Er nickt dem Kapitän und dem etwas abwesend wirkenden Olporter zu. "Es wäre mir eine Ehre, die beiden Herren auf ein Getränk ihrer Wahl einzuladen.
Und auch Euch, Domna Vinizarah". Sein gut geübtes Gedächtnis für Zahlen hilft ihm auch hier, den Namen ohne Verzögerung wiederzufinden. "Wenn es denn überhaupt möglich ist, die Gastgeberin einzuladen, und es ein Getränk gibt, mit dem Ihr der gütigen Herrin huldigen mögt. Und wenn es Eure Zeit zulässt, versteht sich. Dann wartet gerne noch mit meinem Bier und den anderen Getränken."

OHH

Soso, das Servierfräulein hat ein Problem mit Alkohol - sei es nun, dass es ihn nicht mag oder nicht verträgt. Nichts, was man sich als schatzsuchender Seewolf merken müsste, genau wie der gesamte Rest des Bestellungsgespräches. Ungünstiger Weise fällt dem Kapitän aber auch nicht recht etwas ein, was er mit seinem ebenfalls schweigsamen Tischgefährten solange bereden könnte.
Na, das Mädel wird ja bald weg sein. Doch nicht. Traviafeier? Offenbar sie jetzt die Hochzeit. Eine solche öffentlich abzuhalten, kommt Kvalor recht feudal vor.
Eigentlich will er ja weiter, aber ein Detail interessiert ihn dann doch so sehr, dass er die unerwartete Spendabilität des Herrn Tellicherri zwar freundlich dankend abnicken kann, aber doch fragen muss: "Verzeih, Mädel, aber wie wörtlich darf man das mit der Einladung nehmen...?" Vielleicht lässt sich ja das Frühstück gratis bekommen, bevor man aufbricht. Oder noch mehr, falls Rovena es so wenig eilig hat, wie es dem bisherigen Eindruck entspricht.

RB

Dass Winnisara keinen Alkohol trinkt, ist Thorkar schon bekannt. Aber die Ankündigung der Traviafeier reißt ihn doch aus seiner Lethargie und lässt ihn verwirrt blinzeln. 'Die Hochzeit ist doch abgesagt, oder hat sich das schon wieder geändert? Was wird denn dann morgen gefeiert?'
Bevor er allerdings seine Frage formulieren kann, kommt schon die Einladung des Herrn Abraxas. Da dieser aber sofort weiterredet, kann der Thorwaler darauf dem Beispiel des Käpt'ns folgend nur nicken. Und dann stellt jener gleich selber die nächste Frage. Vielleicht kommt die Erklärung ja noch im Laufe des Gesprächs, dem Thorkar jetzt wieder mit mehr Interesse folgt.

JuR

"Soweit ich weiß", erwidert Vinizarah vorsichtig, da es ja nicht völlig im Detail mit Herrn Tesden abgeklärt ist, "wird es auf jeden Fall morgen früh Gedecke mit Brot, Käse und Wurst, und zum Mittag eine Tafel mit verschiedenen Speisen geben, von denen sich die Gäste auf Kosten des Hauses" - 'Oder auf meine, sollte das Haus nicht damit einverstanden sein' - "nehmen dürfen. Die Getränke werden selbst gezahlt, sofern es nicht reizende Reisende gibt, die dies übernehmen." Während der letzten Worte bedankt sie sich bei dem großzügigen Herren mit einem freundlichen Lächeln.

GH

Der großzügige Herr faltet die Hände über dem rundlichen Bauch und neigt das Haupt gegenüber solcher Freundlichkeit. "Danke für diese erfreulichen Aussichten! Reizende Reisende zu treffen, wird hier sicherlich nicht allzu schwer sein, gleichgültig, ob sie nun über- oder entgegennehmen!"
Dass er da etwas von Traurigkeit bei der jungen Dame spürt, lässt sich Herr Tellicherri nicht anmerken. In stillen Gedanken empfiehlt er sie dem Wohltun der gütigen Herrin.

OHH

Diese Aussichten sind ja geradezu märchenhaft! Entsprehend zufrieden lächelnd lehnt sich der Kapitän wieder zurück. Keine allgemein freien Getränke - nun gut, das wird man sehen. Seine Spendabilität Abraxas Tellicherri scheit ja bereits Andeutungen zu machen. Zum Mittag wäre gegebenenfalls ja wieder etwas mit hohem Flüssigkeitsanteil denkbar, auf dass ein zusätzlicher Trunk nicht unbedingt nötig werde. Sofern und überhaupt.
"Ja, wahrlich, auch meinen Dank ans Haus für diese Freigiebigkeit!" Nun könnte man noch fragen, was denn der Anlass sei, doch was sollte wohl mehr dabei herauskommen als eine Traviafeier oder Hochzeit?
Jedenfalls könnte Kvalor wahrlich kaum mehr Glück haben - es sei denn, einer seiner Mannschaft spazierte unverhofft zur Türe herein.

JuR

Nachdem die Frage zur Zufriedenheit der Gäste geklärt zu sein scheint, geht Vinizarah für sich nochmal die Bestellung durch. 'Ein Bett im Schlafsaal, Bier vorneweg, gebratenes Huhn mit Soße, dazu Weißwein, Käsetörtchen als Nachtisch.' Noch geht es. Mal sehen, ob noch etwas dazu kommt. "Zu welchem Getränk möchten die Herren denn gerne von Dom Tellicherri eingeladen werden?"

RB

"Tja, denn wohl auch 'n Bier, ne?" antwortet der Thorwaler für sich der Aushilfsschankmagd. Dann nimmt er sein aktuelles zur Hand und hebt es in Richtung des Spenders: "Travia seiet gedankt." Sodann nimmt er einen Schluck, um den Füllstand etwas zu senken, bevor das neue kommt.
Dabei entschließt er sich, die Frage doch nicht mit ins Bett nehmen zu wollen: "Wo wa grad von Travia snackn tun, för wat feian wa morn einglich?" 'Wo die Hochzeit ja wohl ausfällt', fügt er nur in Gedanken hinzu.

OHH

Wie konnte er nur vergessen, auf unbestimmt eingeladen worden zu sein! Des Seebären Blick zuckt zur erwähnten Tafel hinter dem Tresen. Mag er auch nurmehr ein Auge sein Eigen nennen, so erfreut sich dieses doch einer seeadlerischen Schärfe. Zwar heißt es gemeinhin, man möge Bier nicht mit Wein kombinieren, aber letztendlich spielen neben der Menge ja auch stets die Fähigkeiten des Magens sowie die Gewöhnung eine kleine Rolle. Bei freier Auswahl also lieber etwas, das ihm mehr schmeckt als flüssiges Brot.
Nebenbei wird Thorkars nicht ganz unberechtigter Frage gelauscht und der Antwort geharrt, da dieser Kapitän zwar einiges der Bewegungen an Deck beobachtet hat, jedoch die Hintergründe und das Geschehen in Kombüse, Kojen und Frachtraum noch nicht wirklich sicher zu durchschauen vermeint.
Im Becher wird jedoch weniger enthalten sein als im Krug. Die Flasche zu wählen, erscheint hingegen ein wenig unverschämt. Trocken genug ist es auf dem Lande eh, folglich bleibt der "Felsfelder". Da dieser Entschluss aber doch selbsterkennbar zu gemurmelt daherkommt, setzt Kvalor noch eilig an: "Den Sandwein, bitte!" Nicht, dass er über all die zweitrangigen Themen erneut das Wesentliche aus dem Auge verliert!

GH

Der Einwurf des schwergebauten Herrn aus Thorwal enthebt den zumindest im Moment reizenden Reisenden weiterer Ausführungen. Man muss ja die gleiche Frage nicht mehrfach stellen. Zumal der Anlass der Feier der Diskretion des Hauses anheimgegeben ist und ihn nichts anzugehen hat, sollte man ihn den Gästen nicht von sich aus darlegen.
Doch was ihn viel mehr interessiert, sind die Menschen, und da sie gerade vor ihm steht, die junge Domna Tujow. Er hat gelernt, vieles während der Geschäftsabschlüsse in den Gesichtern zu lesen, zumal er dabei nicht das Wort, sondern die Feder führte. Und manches, was er an der Gastgeberin wahrgenommen hat, berührt ihn. Auch ihr Herz scheint noch auf der Reise zu sein. Solange man jung ist, sind solche Reisen Arbeit. Erst in seinem Alter reist man zum Vergnügen.
Dem Grüßen mit dem Glase erweist Herr Tellicherri mit einem Nicken die Reverenz. Dann wendet er sein Ohr und seine ganze Aufmerksamkeit wieder möglichen kommenden Erläuterungen der kleinen Frau zu.

JuR

Vinizarah nickt zu den weiteren Bestellungen. "Ein Bier und einen Sandwein", wiederholt sie leise zur Bestätigung und für sich selbst.
Über Thorkars Frage muss sie selbst erst einmal nachdenken, bevor sie vorsichtig antwortet. "Also, was 'wir' feiern, weiß ich nicht. Ich feiere, weil ich dankbar bin, dass die Göttin mir heute einen Herzensmenschen und eine Arbeitstelle beschert hat, auf die ich mich freue. Außerdem feiere ich aus Dankbarkeit für all die Freunde und anderen Menschen, die zu meiner Hochzeit angereist sind, auch wenn sie nun nicht stattfindet. Ich feiere, weil ich mich bei den Menschen bedanken möchte, die während der letzten Jahre meine Gastgeber gewesen sind, und vor allem feiere ich aus Dankbarkeit für den geliebten Menschen, der die letzten Jahre meine Familie und mein Zuhause war, auch wenn er es nun nicht mehr sein möchte."
Einen Moment lang tritt ein sanftes, trauriges Lächeln auf ihr Gesicht, dann kehrt ihre Aufmerksamkeit wieder zu den Gästen zurück. "Was ihr feiern möchtet, weiß ich nicht, aber ich bin sicher, dass jeder von euch etwas findet, für das er der Göttin danken möchte."

OHH

Eigentlich sollte man ja vermeinen, ein Sandwein müsse trockener sein als jeglicher andere, sofern es nicht gar einen Staubwein gibt - so die Überlegung des Kapitäns, bis die unerwartete und für ihn unübersichtliche Antwort des Schankmädels ihn in eine gewisse Verwirrung stürzt. Hier fehlen ihm ganz eindeutig notwendige Hintergrundinformationen. Dass man für gewisse Frauen eigentlich Seekarten bräuchte, um bei ihnen nicht auf ein Riff zu laufen oder in einen Strudel zu geraten, ist ja für einen gesetzten Mann an sich nichts neues.
Besser, er spült diese Unbehaglichkeit rasch mit dem Restlein seines Bieres hinab! Danach kann er sich noch in Ruhe überlegen, was es möglicherweise für ihn zu feiern gibt. Ein Gratisfrühstück wohl zuallererst. "Prosit darauf!" Und weg ist das Gesöff.

GH

Der Mann in seinen besten Jahren schlägt die Augen nieder. Anschließend nickt er für sich, hebt den Kopf wieder und sieht Domna Vinizarah an. Die Wärme in seinen Augen hat sich vertieft. "Einen Herzensmenschen zu finden, ist wahrlich ein Grund zur Dankbarkeit", sagt er leise, als spräche er zu einer Freundin. "Einen geliebten Menschen loszulassen, kann es ebenfalls sein." Er denkt an die Frau Mamma, die aus ihrem Körper in sein Herz übergesiedelt und ihm seitdem noch näher ist, als sie es vorher war. Die wahren Schätze trägt man in sich.
"Ich danke Euch für Eure Offenheit. Die Göttin möge Euer Herz und Eure Schritte segnen." Ehrerbietig beugt er den kurzen Körper abermals.

JuR

Sich aus tiefen Gedanken reißend richtet Vinizarah den Blick auf den Thorwaler. Ob sie damit seine Frage ausreichend beantwortet hat?

OHH

Bei Herrn Tellicherris Worten betrefflich Loslassens fühlt sich Kvalor noch einmal an 'seine' beiden Mädels Azila und Corellia zurückerinnert. Sie loszulassen, war nicht leicht, aber sicherlich richtig. Wie dankbar sie ihm deswegen waren, lässt sich dabei jedoch nicht einfach sagen. Umgekehrt könnte man sagen, sie hätten ihn losgelassen, doch seine Dankbarkeit hält sich in überschaubaren Grenzen. Es musste halt sein, aber schön wäre was anderes gewesen.
Wie sein Auge so in die Ferne schweift, erfasst es im äußeren Blickwinkel die suchenden Leute vom Nachbartische. Stimmt, das Mädel hier ist die einzig vom Wirtspersonal im Schankraum verbliebene Gestalt! Und sies, obwohl ihm das Haus mit vermeintlich sechs Köpfen so üppig besetzt zu sein scheint! Was passiert hier nur Eigenartiges?

JuR

Durch den Blick des Seemanns aufmerksam geworden, dreht sich nun auch Vinizarah in Richtung des großen Tisches. Als sie die Missgestimmtheit der Dame bemerkt, wird ihr innerlich heiß und kalt, was sich in der Betroffenheit ihrer Mimik widerspiegelt. "Verzeiht", richtet sie rasch das Wort an die am Tisch sitzenden Herren und Thorkar insbesondere, "die Arbeit... Ich bringe gleich die Getränke." Damit entfernt sie sich vom Kamintisch, um den Weg zum großen Tisch einzuschlagen.

GH

Der silberlockige Herr schenkt Domna Tujow ein verständnisvolles warmes Lächeln, genau das, was er für sie in seinem Herzen trägt. Dann nickt er, ihr innerlich die Gabe der Zeit mitsendend, und wendet sich in gleicher Bewegung um, sich bückend nach dem schweren Folianten auf seinem Mantelbündel greifend. Aufgehoben! Und nicht länger aufgeschoben.

RB

Ganz kann Thorkar Vinizarahs Ausführungen in ihrer Geschwindigkeit und Unvollständigkeit nicht folgen, aber zumindest hat sie klar wiederholt, dass es keine Hochzeit geben wird. Ob er selber etwas hat, wofür er Travia danken kann? Im Zweifelsfall für dieses Gasthaus und den spendablen Herrn ihm gegenüber. Darüber nachdenkend, bemerkt er Vinizarahs fragenden Blick erst verspätet und nickt, als sie ihn schon wieder abwendet. Ziemlich hektisch, das Fräulein.

OHH

Da geht sie hin. Beim Kapitän hat sie den Wunsch geweckt, ihr irgendwie zu helfen, aber ebenso die Vermutung, dies ohnehin nicht zu können.
Blick und Oberkörper wieder in die Runde richtend, sinniert er, die Hauptsache für sie als Außenstehende sei wohl letztendlich lediglich die Frage, ob gefeiert werde oder nicht und was es für lau gibt. Selbige Erkenntnis liegt ihm auch bereits auf der Zunge, doch verbleibt sie dort in anbetracht des Zweifels, ob der freundliche und spendable Herr Tellicherri davon sonderlich erbaut wäre.
Jener befasst sich aber offenbar bereits damit, ein halbvergessenes Thema ganz buchstäblich auf den Tisch zu bringen, was dem Seebären nur recht ist. "Ahja!" bekundet er seine Zustimmung, dorthin zurückzukehren.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2018