Von drauß', vom Wald, da komm ich her

Autoren: Julia Richling, Oliver H. Herde und andere

OHH

Große helle Augen schimmern aus einem kleinen Wäldchen hervor. Ein gutes Stück weit vor sich erkennen sie die schwarze Straße der Menschen, welche vor einem wohlbekannten Gasthause verläuft. Ja, dies ist der Grüne Eber. Ein Nicken der Erkenntnis bewegt das fast leuchtende Augenpaar sanft auf und ab. Dies war zu erwarten.
Momente später löst sich eine Gestalt, schlank und hochgewachsen fast wie einer der jungen Stämme, aus der Baumgruppe und schreitet mit ausladenden, weiten Tritten auf das Gehöft zu. Ähnlich einem milden Abendwind gleitet der Gertenhafte über die wild wuchernde Wiese, deren Blumen und Halme die Berührung nicht lange übelnehmen. Licht aus dem Hause ebenso wie von Mond und Sternen schimmert sanft silbrig in den wallenden Haaren.
Alsbald setzt man über die menschengemachte Narbe in der Landschaft und steht vor der Türe, unterhalb des bereits vor vielen Jahren angelaufenen Kufperschildes im Schattenriss eines mutmaßlich männlichen Schweines. Der Blick hinauf währt nur kurz, dann gilt er der Klinke.
Eine seltsame Vertrautheit durchströmt den neuen Gast, die nicht von der hauseigenen Magie ausgeht, sondern von etwas anderem, was er noch nicht zu fassen weiß. Unwillkürlich schaut er umher, doch die streunende Katze unfern der Stallungen ist nicht das Wesen, an welches er sich erinnert fühlt. In gewisser Weise war es dies höchstselbst zuletzt auch schon nicht mehr. Eine Braue hebt sich nachdenklich.
Dann jedoch wird endlich die Türe geöffnet und eingetreten. Sogleich verstärkt sich der schon seit langem wahrgenommene Rauchgeruch um ein Vielfaches. Dem ersten Augenmerk hingegen bietet sich eine junge Schlafende am Tisch bei der Treppe hinauf. Ein Schmunzeln breitet sich auf dem Gesicht des Elfen aus.
Dem Betrachter desselben bietet sich ein in dunkles, weiches Leder gehüllter schlanker Leib, dessen Gesamthöhe zu zwei Schritt wohl nur eine Handbreit fehlt. Aus der langen Silbermähne stoßen zu den Seiten des Hauptes zwei beachtliche spitz zulaufende Ohrenmuscheln hervor. Wie dunkel dagegen seine Augen! Manchem jedoch wird eher die Bewaffnung des Neuankömmlings auffallen, namentlich Kurzbogen und Pfeile im Köcher, welche hinter seinem Rücken aufragen.

JuR

Die rothaarige Frau stoppt den Gedankenstrom. Irgend etwas ist anders. Etwas liegt in der Luft... Es fühlt sich nach einem... Schmunzeln an.
Vinizarah hebt den Kopf.

NW

Dem Wirt entgeht das Öffnen der Tür und das Eintreten des neuen Gastes - eines Elfen - nicht. Er nimmt ihn mit einem freundlichen Nicken und Lächeln ins Visier. Quer durch den Raum zu rufen, liegt ihm derzeit fern.

OHH

Ein wenig zur Linken steht der altbekannte Tresen, dahinter der willkommenheißende Wirt, wie auch der Knecht, welcher eben in Begleitung über den Hof ging, älter geworden als ehedem. Menschen eben. Wie viele Jahreszeiten mag es her sein?
Mit einem kurzen Schließen der Lider wird der Gruß ansonsten gleichartig erwidert. Aber auch der Hausherr ist gewiss nicht derjenige, ob dessen man hergekommen ist. Geräusche und Gerüche verraten weit mehr Anwesende, wenngleich sie allesamt weniger zahlreich erscheinen als bei den bisherigen Besuchen des Elfen.
Da man rechtsherum nur wieder zur Türe hinaussehen würde, wendet sich das schmalgesichtige Haupt weiter in die Gegenrichtung am Kamin vorüber zum Kamintische mit durchaus farbenfrohen, doch unbekannten Gästen. Sollte hiervon einer den Anlass bilden, wird man es erst später erfahren.

VW

Kurz ist die Dame von der hochgewachsenen Gestalt abgelenkt, die sich da in den Schankraum gestohlen hat. Ein neuer Gast. Ein Fae. Kurz fragt sie sich, was einen solchen in die Gaststube treiben mag, die Getränke sicher nicht, dann konzentriert sie sich wieder auf die Geschichte.

JuR

Ein erfreutes Lächeln breitet sich auf Vinizarahs Gesicht aus, als sich der aus der Luft gegriffene Verdacht bestätigt.

RB

Während er den kleinen Mann noch einmal eingehend betrachtet, bemerkt Thorkar, wie sich die Tür öffnet und eine nicht minder interessante wenn auch komplett gegensätzliche Gestalt eintritt. Misstrauisch mustert der Thorwaler den Elfen, aber da von ihm keine Gefahr auszugehen scheint, wendet er sich wieder dem bei ihm Stehenden zu.

OHH

Noch mehr Aufmerksamkeit weht dem Elfen entgegen und verliert sich wieder, vom Kamintisch ebenso wie vom benachbarten großen, an welchem ebenso bunt zusammengewürfelt Menschen vereint sitzen und offenkundig angeregt den Abend genießen. Jedoch gilt für dieses Möbel und seine Ansitzenden auch ansonsten gleiches wie zuvor die anderen.
In der Peripherie seines Blickes macht sich zunehmend ein bleibend zugewandtes Antlitz bemerkbar. Noch weiter wird der Kopf gewendet. Jener Tisch in der Ecke, an dem der abendliche Besucher bereits wiederholt saß - sofern es noch derselbe ist und er nicht irgendwann durch einen anderen ersetzt ward - scheint beinahe einen besonderen Punkt der Kraft zu markieren in diesem ohnehin reich damit versehenen Hause. Oder es ist einfach nur ein Zufall wie das Leben selbst. Vinizarah also. Wie zuletzt schon. Doch diesmal scheinen die Voraussetzungen andere. Man wird sehen.
Er lächelt sanft zur Begrüßung, schließt beiläufig und ohne den Blickkontakt abzubrechen die Türe und schreitet am bislang unbetrachteten letzten Tische vorbei seinem eigentlichen Ziel zu.

JuR

Feledrion sieht sich noch länger um. Vinizarah vermutet, dass er die vielen Sinneseindrücke, mit denen er hier konfrontiert ist, erst einmal in Ruhe erkunden und sortieren möchte. Möglicherweise kommen zu den Eindrücken der Gegenwart auch noch Erinnerungen dazu.
Langsam legt sie das Brot in die Eintopfschüssel ab und erhebt sich, den Blickkontakt ebenfalls behutsam haltend. Sie fühlt tiefe Dankbarkeit dafür, dass der Freund hierher gekommen ist. Dazu gesellt sich Interesse, wie es ihm wohl in den Jahren seit ihrem letzten Wiedersehen ergangen ist und gleichzeitig auch Verwirrung. Es ist, als stärke die Anwesenheit des Elfen etwas in ihr, das sie eigentlich im Zaum halten möchte.
Kaum dass sie es erfassen kann, entwischt es ihrer Kontrolle und lässt die kleine Frau leise schnurren.

VW

Die Wirtsfrau wendet sich um, als sie endlich auch den neu eingetretenen Gast bemerkt. Kurz kneift sie die Augen zusammen. Dieser Elf kommt ihr bekannt vor, obwohl die irgendwie immer alle gleich aussehen.

OHH

Die drei Menschen am zu passierenden Tische werden noch oberflächlicher wahrgenommen als die bisherigen. So hemmen sie des Elfen Schritte nicht; schon steht er vor der alten Freundin.
Und tut, was sie an ihm so gut kennt: Er hebt die linke Braue. Dann schmunzelt er wieder. Allerdings mag bei genauerer Betrachtung ein versteckter Anteil Melancholie oder Trauer in seinen Augen hindurchschimmern.
Nein, danach wird er sie nicht fragen. Vorsicht scheint geboten, aus verschiedensten Gründen. Einer davon ist die Zeit, welche zwischen ihnen liegt und für Menschen gewöhnlich viel ausmacht. Wer kurz lebt, versucht schneller zu leben. Mancher lebt dadurch noch kürzer.
Ein anderes Anzeichen bilden die Umstände, unter welchen man sich dereinst trennte. Vinizarah wirkt weniger düster als damals, aber dies ist ja lediglich der erste Eindruck. Da der kürzeste Weg nicht immer der schnellste ist - insbesondere dann, wenn der andere ihn nicht mitbeschreiten möchte - verzichtet Feledrion auf die allzu direkte Frage nach ihrem Befinden. Andererseits möchte er auch noch keine Meinung äußern. Da sie steht, bleibt er dies auch.
Wieder lächelt er freundlich, urgroßväterlich, was keinen Zweifel an seinem Wohlwollen aufkommen lässt, auch wenn er möglicherweise unerwartet forschen muss: "Und nun?"

JuR

Das vom Schmunzeln begleitete großväterliche Lächeln hätte früher wohl dazu geführt, dass sich Vinizarah klein und unbeholfen gefühlt hätte und unbewusst innerlich ein wenig auf Distanz gegangen wäre. Ein wenig überrascht stellt die kleine Frau fest, dass dies gerade nicht der Fall ist. Zudem freut es sie, dass Feledrion lange Begrüßungsformeln und dergleichen überspringt, sondern mit seiner direkten Frage den Anschein erweckt, als befänden sie sich bereits im Gespräch. Das fühlt sich für sie sehr nah und vertraut an.
"Ich würde dich gerne umarmen", beantwortet sie seine Frage ehrlich mit ebenfalls sanfter Stimme. Nachdem sie kurz in sich hinein gelauscht hat, fügt sie den Wunsch ihrer inneren Katze hinzu: "Und ein wenig an dir schnuppern."
Sie lächelt ein wenig verlegen, genießt jedoch zugleich die Lebendigkeit und Freiheit, die sie gerade empfindet, ehe sie ihrerseits mit aufrichtigem Respekt fragt: "Wäre dir das recht?"

NW

Der Elf kommt auch dem Wirt bekannt vor. Er ist sich ziemlich sicher, ihn bereits als Gast im Eber begrüßt zu haben. Aber offensichtlich ist Vinizarah in diesem Fall sein Ziel. Dere ist manchmal doch ein Dorf!

OHH

Ein Anfang weit besser als erwartet. Oft schon musste der Elf bei einem Wiedersehen mit einem Menschen nach längerer Zeit feststellen, dass dessen allzu große Veränderungen die Wiederaufnahme des alten Verhältnisses belastete. Abermals hat sich die Intuition entgegen der Überlegung erfolgreich bewiesen. Bei der geringen Kenntnis der Dinge war dies auch zu erwarten.
"Gewiss", ist die bekannte, vielleicht gar vermutete Antwort, verbunden mit den für eine Umarmung notwendigen Schritten weiterer Annäherung und dem Ausbreiten seiner Arme. Längst ist jegliche schnurrbedingte Belustigung aus seinem schmalen Gesicht einem friedvollen Ausdruck gewichen, zugleich ebenso die innere Spannung, welche sich auch im Zeitlosen für einige Momente umtrieb.

JuR

Mit einem dankbaren Lächeln lässt sich Vinizarah in die Arme nehmen und umarmt Feledrion ihrerseits sanft. Dann schmiegt sie ihr Gesicht an das weiche Leder, schließt die Augen, atmet tief ein und genießt die Nähe, die Geborgenheit und die Fülle der Eindrücke.
Dabei spürt sie, wie sie selbst weicher und zärtlicher wird, wie sie den Wunsch verspürt, sich in der Berührung fallenzulassen. Als würde sich die Katze in ihr ob der Vertrautheit und des tiefen Vertrauens, das sie dabei empfindet, auf den Rücken legen und ihren empfindlichen Bauch zur Liebkosung darbieten.
Ihre Atmung vertieft sich. Gleichzeitig richtet sie ihre Wahrnehmung auf ihren Freund, versucht zu hören und erspüren, wie es ihm in der Umarmung geht.

RB

Soeben schwenkt Thorkar seinen Blick zurück zum eigenen Tisch. Dabei bemerkt er zwangsläufig Winisara und den Elfen. 'Die braucht aber viele zum Umarmen', denkt er kaum überrascht und überlässt sie ihrer Zweisamkeit.

VW

Dass der Elf Vinizarah augenscheinlich kennt und somit anspricht, lässt die Wirtin ein klammes Gefühl in den Magen bekommen. Wieder ein Gast, der zur Hochzeit kommt und erfahren muss, dass diese nicht stattfindet. Sie selbst, gesteht sie sich ein, könnte mit dieser geballten Ladung an Erwartungen und Irritationen schwerlich umgehen; Vinizarah scheint es nichts auszumachen. Aber das ist nicht ihr Wein und soll auch nicht von ihr getrunken werden.

OHH

Inzwischen vollkommen entspannt und am Orte wie bei der einstigen Reisegefährtin angelangt, findet auch Feledrion in der vor allem Vinizarahs Trost dienenden gemeinsamen Gebärde auch ganz ureigenen Nutzen. Einem Elfen ist die Berührung anderer vermutlich nicht einmal unbedingt notwendiger als einem Menschen ebenso, wohl aber gewohnter. Ob dies der Grund für mancherlei hergerichtetes Augenpaar sei, interessiert dabei nicht, solange von den ohnedem kurzfristigen Betrachtern nicht weitere Signale ausgehen, welche eine Reaktion erfordern würden.
War es Furcht, von welcher dem Elfen noch ein feiner Rest in die Nase steigt? Eher wohl Unsicherheit und insbesondere die altvertraute Rastlosigkeit und gewiss allerlei mehr in einem reichhaltigen Gemisch, welches sich noch eröffnen wird, soweit dies gewünscht ist. Er wird ihr alle Zeit geben, die sie dafür oder auch für die Umarmung benötigt.

JuR

Vinizarah genießt die Umarmung wie eine Wanderung durch einen freundlichen Wald an einem sonnigen Tag. Dann verabschiedet sie sich dankbar von der Umarmung und löst sich behutsam heraus. Sie geht ein Stück zurück, um Feledrion besser in die Augen sehen zu können. "Was möchtest du nun tun?" erkundigt sie sich freundlich und offen.

OHH

Sich ganz der Freundin anpassend, lässt auch Feledrion von ihr ab und schaut sie mit nur leicht erhobener linker Braue für Momente ruhig an. Dann erwidert er mit je einem Seitenblick auf den Tisch und zum nächstbesten Fenster hinaus: "Nun, wir könnten uns hinsetzen - oder die Abendluft genießen."

JuR

Wie im Spiegelbild erhebt nun auch Vinizarah eine Augenbraue. "Ja, das könnten wir", erwidert sie langsam nickend. Den größten Hunger hat sie gestillt, und kälter kann der Eintopfrest ohnehin nicht mehr werden. Ihr Blick richtet sich noch ein wenig fester auf den Elfen während sie fragt: "Was willst du?"

UK

Ayjid nippt an ihrem Humpen, während sie ihren Blick auf besagten kleinen Tisch schwenkt und dabei die hochgewachsene Gestalt am Nachbartisch streift. Ihre Stirn kräuselt sich, als sie das Gesehene gedanklich zu greifen versucht. 'Ein Dschinn? Hier an diesem Ort?' Die Geschichte ist ganz vergessen - unwillkürlich begafft die Maraskanerin den Elfen.

OHH

Derweil die linke Braue weiter emporwandert, sinkt die andere etwas zur Nasenwurzel in der Mitte ab. Hat er nicht angedeutet, was ihm lieber wäre? Aber von wollen wäre gewiss zuviel gesprochen. Will Vinizarah ihn prüfen? Sie wird wissen, dass sie nicht aufgegessen hat, und ihre Gründe dafür haben. Vorgeblich ist es ihr gleichgültig, was sie tun. Jedenfalls darf es keinen Belang haben, was in ihr vorgeht, wenn sie eine solche Frage stellt - dann muss sie darin ernst genommen werden.
Sein Streben richtet sich auf den Grund seines Hierseins, aber diese Antwort wird sie schwerlich befriedigen, wie er die Menschen kennt. Klüger, man bleibt bei der Auswahl, welche man selbst angeboten hat, auch wenn es unzweifelhaft weit mehr Möglichkeiten gäbe. "Nun... Ob dieser Abend genügt, um auch nur herauszufinden, was ich will, wird sich in genau diesem Zeitraum herausstellen", versetzt er schmunzelnd. Alsdann kommt er bereits etwas von der Beantwortung ihrer Frage ab und erklärt: "Draußen lässt es sich angenehmer unterhalten." Die vielfältigen Gründe hierfür liegen auf der Hand und müssen nicht ausgesprochen werden.

JuR

Während Feledrion überlegt, verharrt Vinizarah, ein wenig über die Direktheit ihrer eigenen Frage erschrocken. Umso erleichterter ist sie, als der Freund ihr diese nicht übelnimmt. Seine Antwort verwirrt sie allerdings auch ein wenig. Er wird den ganzen Abend brauchen, um herauszufinden, ob er jetzt gerade lieber drinnen oder draußen sein möchte? Vermutlich meint er es tiefgreifender oder umfassender? Zumindest scheint es ihm für hier und jetzt schwerzufallen, einen Satz wie: 'Ich möchte mich gerne draußen unterhalten.' zu formulieren. Ob er es wohl für unhöflich hält, dies so direkt zu tun?
"Gut", sagt sie schließlich, "von mir aus können wir gerne rausgehen. Allerdings möchte ich vorher noch kurz mit Herrn Tesden reden." Sie deutet auf die Eintopfschüssel. "Möchtest du den Rest meines Eintopfs essen?"

OHH

Für einen winzigen Moment blitzen des Elfen Augen zum großen Nachbartische hinüber, von wo er sich besonders bestaunt fühlt. Jene Frau dort bekommt ein feines Schmunzeln entgegnet, dann ruht Feledrions Blick auch bereits wieder auf Vinizarah.
Bei ihren Worten zuckt letzterer lediglich kurz zu der Schüssel, zumal ein Umdrehen und Forschen nach dem Genannten wenig Sinn ergäbe. Mit einem freundlichen Blinzeln erwidert Feledrion: "Gern, danke!" In der Annahme, sie werde sogleich diesen Tesden aufsuchen, gleitet die schlanke Gestalt in einer einzigen fließenden Bewegung auf den nächststehenden Stuhl, ohne diesen irgend zu bewegen.

JuR

In Bestätigung der Annahme verabschiedet sich Vinizarah mit einem "Bis gleich!" und begibt sich alsdann in Richtung Theke.

OHH

Es trifft sich gut. Das letzte Feld Beeren liegt weit genug zurück, um im Magen schon wieder reichlich Platz geschaffen zu haben. Wohlgemut zieht Feledrion die Schüssel zu sich heran und beginnt mit seinem bescheidenen Abendmahle.
Wenn er sich dabei auch wesentlich auf dieses konzentriert, so nimmt er dennoch beiläufig die Bewegungen und Worte am Nachbartische wahr. Mutmaßlich wird dort von länger zurückliegenden Ereignissen gekündet, da es an sonderlich aktueller Erregung fehlt.

UK

Die Maraskanerin zuckt zusammen, als ihr recht offenes Starren auf den Dschinni am Nachbartisch erwidert wird. Kurz verliert sich Ayjid in den schwarzen Augen des Elfen, bevor sie beschämt den Blick abwendet und sich wieder ihren Gesprächspartnern am Tisch zuwendet. Mit einem säuerlichen Lächeln versucht die Maraskanerin, den gefallenen Worten nachzukommen.

OHH

Zu unauffällig, kurzzeitig und abseits ist der neuerliche Blick der Wirtin, als dass Feledrion ihm weitere Beachtung schenkte. Auch verhält es sich ja aus Richtung des großen Tisches ganz anders.
Wieder schmunzelt der Elf, als die Maraskanerin den Kontakt flüchtet, diesmal wohlwollend warm und vermutlich mit etwas Mitleid versetzt. Ebenso wie ihre gleitet sein Augenmerk zurück zum Vorigen, in seinem Falle der Schüssel. Nicht viel, aber wenig, was besser ist als nichts und mehr als erwartet.
Die Füße schieben sich derweil weit unter den Tisch voran, als suchten sie dort im Halbdunkel nach einer geeigneten Schlafstatt.
Genüsslich langsam wird die Schüssel weiter entleert. Soweit der Elf es hinter sich am Tresen erlauschen kann, wird es wohl noch hinreichend lange dauern, jedem Geschmack in aller Ruhe nachzuhängen. Denn dem Klange ihrer Stimme nach schüttet Vinizarah nun ganz offenbar erst einmal der älteren Menschin ihr Leid aus.
Viel geschieht, doch wenig ändert sich.
Gewiss wird es nicht von nachteil sein, sich bereits vorab ein wneig über den Stand der Dinge zu belehren. Seine Ohren spitzen muss der Elf freilich nicht. Doch obgleich er in seinem Leben viele durchaus lärmvollere Schenken und andere Orte der Menschen zu besuchen hatte, ist auch hier genügend Gespräch vorhanden, als Störgeräusch zu wirken.
Gelegentliche Schreie des einen oder anderen Nachtvogels bieten hierbei eher Beruhigung und damit ein wenig Ablenkung, als dass sie ebenfalls die gesuchten zarten Stimmen überdecken. Sich ihnen zuwenden könnte die Akustik verbessern, erscheint aber aus verschiedenen Gründen nicht angebracht.
So erreichen nur Bruchstücke der Ausführungen beider Frauen Feledrions feine Hörmuscheln. In jedem Falle geht es um Schmerz, vornehmlich den geistigen, wenn er auch körperlichen stets nach sich zu ziehen pflegt. Taten, welche nicht zufriedenstellten.
Genaueres wird er auf diese Weise nicht erkennen. Bis sich etwas daran ändert, kann er sich dem letzten Rest Eintopfes widmen, welchen er voller Sorgfalt zusammenkratzt, wodurch jegliche Zwiesprache im Schankraume für ihn noch weiter in den Hintergrund tritt.
Als der Löffel kaum mehr lohnend aus der Schüssel zu fördern vermag, wird er beisetegelegt. Dennoch verbleiben Reste, für welche es eine Zunge gibt. Erst, als auch sie nichts mehr erreicht, landet auch das Gefäß wieder auf dem Tische.
Sanft lächelnd lehnt sich der Elf zurück, legt gemütlich die langfingrigen Hände auf den unteren Bauch und lässt seinen Blick in die Ferne schweifen. Letztere ist innerhalb vierer Wände freilich nicht groß - dank des Fensters zur Rechten zwischen diesem und dem großen Nachbartisch lässt sie sich erweitern, soweit die Dunkelheit draußen dies zulässt. Doch muss Feledrion nicht lange dort hinaussehen, da er ein längliches grünes Kerbtier an seinem Rahmen entdeckt.
Es bewegt sich nicht, sitzt aber an einer auch beim Schließen der Läden ungefährlichen Stelle. Kein Handlungsbedarf, zumal es noch eine Weile bis dahin dauern dürfte. Das Tier scheint nichts weiter zu tun als dort auf die Rückkehr des Tages zu warten, um dann seinen Weg fortzusetzen.
Zunehmend vertieft sich der Elf in die großen dunklen Augen der Florfliege, welche kaum ein Mensch auf diese Entfernung überhaupt vom Rest der Tieres unterscheiden könnte. Beide Wesen sitzen ruhig an ihrem jeweiligen Platze, scheinbar völlig reglos. Immerhin bei dem Zweibeiner mag ein aufmerksamer Beobachter ein gemächliches Heben und Senken des Oberbauches bemerken und auf Atem schließen.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2018