Aus alter Zeit
Autoren: Oliver H. Herde und andere
OHH
Dunkler ist es über der Domäne Pertakis geworden, doch mag dies mehr an der immer dichter werdenden Wolkendecke liegen, denn an der fortgeschrittenen Stunde. Nur langsam nimmt die Zahl der Reisenden auf der Seneb-Horas-Straße ab, wohingegen die Tierwelt seltsam ruhig geworden scheint. Einzig einige Sperlinge nehmen unfern des Grünen Ebers noch immer unverdrossen ihr Bad.
Mancher der gelegentlichen Botenreiter hat es eilig, und doch muss ein jeder der Witterung Tribut zollen, will er nicht im Straßengraben enden. Ein wenig hervorstechen unter ihnen mag jener eine, welcher nunmehr von Westen herannahend die Zügel nur mit der Rechten hält, derweil der linke Arm vielleicht um des Gleichgewichtes Willen ein wenig seitlich emporgehalten wird. Aus dem Ärmel heraus flattert ein feuchtes Schmucktuch. Seine insgesamt entspannt wirkende Haltung mag nicht recht zu seiner Geschwindigkeit passen, mit welcher er soeben den Wagen eines Kauffahrers überholt.
Die Krempe des schwarzen Dreispitzes nimmt dem von einigen Falten gefurchten Antlitz nicht viel des Lichtes. Der konzentrierte Blick verrät, wie fern die Gedanken des Reiters seinem Körper sind. Sein helles Rüschenhemd klebt ihm am gealterten, doch noch recht zäh wirkenden Oberkörper. Was ist Schweiß, was ist Regen?
Auf der rechten Straßenseite taucht ein Gehöft im Blickfeld des Botenreiters auf. Ein Bierchen, das wäre jetzt das Rechte! Doch hat er diese Zeit? Man weiß ja, was dabei herauskommt, wenn er 'nur ein Bierchen' trinkt! Wobei... Inzwischen weiß er doch damit umzugehen!
Nein, nicht heute! Er hat schließlich Wichtigeres zu erledigen!
Oder vielleicht einen Tee? Nein, die Zeit drängt! Des Reiters fast schwarze Augen mustern den ihnen zunehmend ensprechenden Himmel. Er öffnet den Mund, um etwas von der Nässe auch innwendig angelangen zu lassen.
Es sammelt sich zu wenig, um sich daran zu verschlucken; dennoch geht ein Ruck durch den Mann, als er das Schild bei der Haupttüre des Gehöftes erkennt. Seine Augen sind lang nicht mehr die besten, zudem hatte er manches irgendwie anders in Erinnerung, aber hier gibt es keinen Zweifel: Es ist der Grüne Eber!
Nicht nur eine Sharisad tanzt zu der halbvergessenen alten Melodie vor des Reiters geistigem Auge, sondern auch zahlreiche andere Gesichter seiner ersten Besuche. Männer wie Frauen - Menschen, Elfen Zwerge... ein übergeschnappter Hammer. Das muss ja weit über zehn Jahre her sein! Ein anderes Leben. Kein besseres. Vielleicht auch nicht schlechter, aber jedenfalls anders.
Sein Pferd passiert den Hof, auf welchem eine kleine Gestalt zu erkennen ist. Bei weitem nicht so breit wie Gudelne, aber was mag aus der eigentlich geworden sein? Sie war so rührend besorgt!
JuR
Die Geräusche eines sich nicht gerade langsam nähernden Pferdes schrecken die kleine Gestalt auf. Um nicht im Wege herumzustehen, springt sie zur Seite - oder möchte es zumindest, denn Gepäck und Erschöpfung lassen daraus ein Torkeln werden. Anschließend dreht sie sich um und stellt fest, dass der Reiter gar nicht die Absicht hat, auf den Hof abzubiegen. Dennoch schaut er gerade in ihre Richtung.
Die kleine Frau mit den vom Nieselregen dunkel am Kopf klebenden Haaren erhebt die Hand für ein rasches Winken. Ein stummer Gruß unter Reisenden.
OHH
Ob der unsicheren Schritte seines Beobachtungsobjektes zieht der Reiter die Zügel an, woraufhin das Pferd ein wenig ins Tänzeln gerät. Nur zu genau weiß er, wie Bewegungen in Trunkenheit auszusehen haben - diese hier sind einen Hauch anders. Der Wink des kleinen Fräuleins jedoch entbindet ihn von der Sorge um eine Fremde.
Sein geringfügiges Heben des freien Armes könnte man als erwidernden Gruß nehmen; in jedem Falle bedeutet das Nicken eine von Wärme und Höflichkeit erfüllte Bestätigung.
Dann werden die Zügel wieder geschüttelt, und das Tier trägt seinen Reiter aus dem Blickfeld der kleinen Frau, weiter dem Ebereingang entgegen.
JuR
Als der Reiter die Zügel zieht, ereilt das relativ junge Fräulein die Sorge, er könne ihrem - zugegebenermaßen mehrdeutigen - Wink eine unbeabsichtigte Deutung zugewiesen haben. Das erwidernde Nicken bringt jedoch sogleich Erleichterung; wenn auch leider nicht im physischen Sinne.
"Hoffentlich muss er bei diesem Wetter nicht mehr allzu weit reiten", murmelt sie, als er aus ihrem Sichtfeld verschwunden ist.
OHH
Unweit des Schildes verhält er das Pferd erneut und starrt empor. Dann geht des Reiters Blick zur Türe hinab. Vielleicht wäre die Besichtigung des Brunnens hinter dem Eber eine bessere Widmung an die alten Tage. Würde es mehr oder weniger Zeit benötigen, als in den Schankraum zu gehen? Erinnern kann er sich dort wie hier. Dann steht er wenigstens für einige Minuten im Trockenen, worüber sich seine schmerzenden Gelenke freuen werden.
Er lehnt sich vor, fasst den Sattelknauf fest mit der Rechten, stützt den davon fortlaufenden Unterarm auf den Rücken seines vierbeinigen Gefährten und schwingt sich mit einer kraftvollen Bewegung hinab. Ein Ächzen entfährt ihm beim Aufkommen. "Verflixtes Knie!"
Durchatmen.
"Tut mir leid, mein Alter, dass ich dich nicht auch unterstellen kann. Dauert nicht lange." Schon ist der Zügel über einen Haken an der Außenwand des Gebäudes gelegt.
Grimmig schaut der Mann zu den Seiten die Straße entlang. Niemand wird wagen, ihm etwas zu stehlen! Das bekäme dem schlecht und würde nicht mal lange dauern!
Beim Umwenden spritzen von Hutecken, Haaren und Schmucktuch Tropfen fort. Die immer noch allein tätige Rechte erreicht die Klinke.
Der aufschwingenden Türe folgend, erscheint der Botenreiter im Schankraum. Das ferne Donnergrollen bemerkt er gar nicht, ist es doch auch nicht lauter als sein Magen.
Für Momente steht der Mann in der Türe, hochgewachsen und doch ein wenig vorgebeugt. Der Degen an seiner Seite verrät trotz seines Träger fortgeschrittenem Alter eine gewisse Wehrhaftigkeit. Die unter dem Dreispitz hervorquellenden schwaren Haare kleben ihm nun am Hals. Rasch schweift sein Blick durch das Halbdunkel.
Außer der Theke und vielleicht dem Kamin kommt ihm hier nichts mehr recht bekannt vor. Zumindest nicht, was die Einrichtung angeht. Sind das nicht welche aus dieser albernischen Musikerfamilie, deren Namen er sich nicht merken kann? Was treiben die denn hier! Völlig nutzlos zieht er den Hut etwas tiefer ins Gesicht. Bestimmt erkennen sie ihn eh nicht. Er muss schließlich gleich weiter! Erst einmal die Türe schließen, obgleich ein wenig frische Luft hier drinnen wirklich gut tun würde!
VW
Kurz richten sich die Haare auf den Armen Sionas auf, so sehr erschreckt sie die behütete Gestalt, die zugleich mit dem Donnerschlag die Türe aufgerissen hat. Dann schließt sie kurz die Augen und entspannt sich wieder ein wenig.
RB
'Ein Tee wäre doch eigentlich gar nicht schlecht', entscheidet Jana sich gerade, als die Tür sich öffnet und mit einem Schwall frischer Luft auch ein Hauch von Abenteuer mit der verwegenen Gestalt hereingeweht wird. Ein Auftritt ganz nach dem Geschmack der jungen Schauspielerin. Und so bleibt sie erst einmal nahe der Theke stehen und beobachtet den Neuankömmling.
GH
Da werden ihre Ohren von einer traurigen Melodie und ihre Augen von einem vermummten Finsterling in Beschlag genommen, der plötzlich im Eingang erscheint. Einen Augenblick schaudert es das Weib, aber dann wird das Rieseln über den Rücken wohlig. So muss es auf dem Theater sein - ein Eintreten mit Musik. Davon konnte Vetter Dettmar immerhin auch berichten. Ob dieses Hereinkommen wohlmöglich so abgesprochen war?
OB
Es dauert ein bisschen, bis der Wassermüller die Musik so richtig wahrnimmt - zumal noch ein finsterer Geselle die Schankstube betritt und sich einen argwöhnischen Blick einfängt.
OHH
Wie lästige Fliegen umschwirren den Botenreiter Blicke aus verschiedenen Richtungen. Unschlüssig schaut er an sich herab, wie er das nun wieder angestellt hat. Gut, so klamm und gar ein klein wenig dampfend mag er auf das Landvolk etwas erschreckend wirken. Vielleicht hat er auch die Türe zu stürmisch aufgerissen.
Sein Grinsen verrät, dass er im Grunde recht gern Beachtung findet. Ein ganzes Leben musste er darum kämpfen. Heute allerdings passt ihm das gar nicht mal so gut in den Kram.
Zunächst leise Klänge eines Liedes vom großen Tische her lassen alle weiteren Überlegungen in diesem Felde verwehen. Was ist denn hier für eine trübselige Stimmung! Flüchtend vor den Versen, welche ihn an seine jammervolle Kindheit auf den Straßen Havenas erinnern, setzt er sich rasch zum Tresen in Bewegung, hier und dort noch den einen oder anderen Tropfen verlierend. Dadurch bemerkt er gar nicht, dass er diese Stimme dereinst schon vernahm.
Am Schankmobiliar angelangt, stützt sich der Botenreiter mit dem linken Ellenbogen auf und harrt der Bedienung. Mit dem aus dem Ärmel hängenden Tuche fährt er sich über die Stirne, um die Schweißeskälte fortzuwischen. Ein Feuer wäre jetzt auf die unhübschen Gedankenbilder wohl doch eher das Rechte - von Bier bekommt er eh nur wieder Durst!
Wie eine Fatamorgana huscht die Schankmagd an ihm vorüber und - Aberakadabera - sieht er von ihr nur noch den Rücken. "Ähm...!"
VW
Gerade im Durchgang zur Küche angelangt verharrt die Magd. Sie hatte den neuen Thekengast gar nicht bemerkt. Wie konnte sie nur. Ist es das Alter oder die Kurzsichtigkeit?
Egal. Mit schwingendem Rocksaum wendet sie sich dem Gast zu. "Entschuldigt, ich hatte Euch nicht gesehen."
NH
In der Zwischenzeit hat es die Albernierin geschafft - den Kopf auf beide Fäuste gestützt - am Tresen von ihren Tagträumen in einen von sanftestem Schnarchen begleiteten Halbschlaf zu sinken. Doch die Ankunft des Fremden schreckt sie nun auf. Sie mustert den Mann und fragt sich, ob sie ihn nicht irgendwo schon mal gesehen hat. Aber wie ein Albernier sieht er schon mal nicht aus. Ein Horasier vielleicht. Aber im Lieblichen Feld weilt sie nun wahrlich noch nicht so lange, dass sie die Leute, die ihr begegnet sind, schon vergessen hätte. Nein, das ist eher so ein diffuses Gefühl, als wäre es schon lange her, dass sie den Mann getroffen hat. Allerdings ein anderes Gefühl ist nicht annähernd so diffus, sondern eher konkret: Durst! Aber zuerst ist ja der Herr dran mit Bestellen.
OHH
Da die Magd ihn noch gehört hat, richtet sich der Botenreiter zur vollen Größe auf. Noch hat das Alter von seiner einstigen Körperlänge nicht allzu viel verlieren lassen.
"Ach, das macht nichts", erwidert er. Ein Schmunzeln huscht plötzlich auf sein leicht gegerbtes Antlitz. "Das ist eine Spezialität von mir."
Eine Bewegung neben ihm lenkt ihn kurz ab. Kurz lächelt er auch die junge frau an, dann wendet er sich wieder an die ältliche Schankmaid: "Einen Schnaps, bitte! Und einen Tee!" Ja, eine gute Idee! Das wird den Geschmack hinterher hinunterspülen und zusäzliche Flüssigkeit bescheren - und überhaupt den Fortgang leichter machen.
VW
Innerlich schüttelt Siona den Kopf. Seltsam, dass es irgendwie Abende gibt, an denen sonst eher ungebräuchliche Speisen oder Getränke plötzlich von allen gewünscht werden... Tee also. Mit einem kurzen Kopfzucken weist die Magd zum Schild herüber: "Den Kräutertee und ein Glas vom Branntwein. Oder lieber das Premer?"
OHH
Stimmt, den Branntwein hat er völlig übersehen - vielleicht, weil er die Tafel nicht zuendegelesen hat. Genau genopmmen ist sich der Reiter gar nicht sicher, ob er sie eben überhaupt zur Kenntnis genommen hat. In jedem Falle eine gute Idee, wenn er seinen Ausflug in die Spirituosen möglichst klein und unauffällig halten will. "Ersteres, vielen Dank!" erwidert er daher.
VW
Die Magd nickt. "Branntwein und Tee. Kommt sogleich." Und während sie mit der einen Hand ins Regal hinter sich greift und einen kleinen, irdenen Stampfer herauszieht, und mit der anderen Hand in geübter Weise blind aus der Theke unter sich die verkorkte Flasche zückt, blickt sie auf die abwartende Bardin. "Und was kann ich dir Gutes tun?"
NH
Die Angesprochene hat nach einem raschen Blick in Richtung ihres Vetters in der Zwischenzeit eine ziemlich lange Flöte mit dem Durchmesser einer Wagenradspeiche aus dem Futteral gezogen. "Ein Bier an den Tisch da drüben, bitte", deutet sie in Poshs Richtung und lächelt die Magd an. "Dann helfe ich schon mal bei der Liedauswahl."
Die Flöte erklingt in samten tiefer Tonlage. Sanft rauchig beginnt der erste Ton seinen Weg in den Schankraum aus dem Nichts und wird nur zaghaft kräftiger, fast als müsse er erst seinen Weg durch den dichten Nebel, der die Anderswelt von Dere trennt, finden.
OHH
Beinahe kann der Botenreiter schon das wohlige Geräusch der Entkorkung vernehmen. Etwas voreilig läuft ihm das erste Wassser im Munde zusammen.
Dieser Anflug wird durch den unvermuteten Klang unterbrochen: zart und dunkel - so eine mischung hört man nicht oft. Lächelnd wird die junge Frau betrachtet.
VW
Die Magd lächelt dem Botenreiter zu und stellt den Schnaps vor ihm ab. Auch die Bardin wird mit einem Lächeln bedacht und einem "Mach ich."
Im Abwenden in Richtung Küche dringen dann allerdings die Stimmen der beiden bis dahin durch die Magd unbemerkt gebliebenen Männer zur Theke herauf und schaffen es, dass Siona ein wenig bleicher wird. Kein Bad. Bitte kein Bad... doch alles deutet darauf hin, dass sich ihr Wunsch nicht erfüllen wird. Und dies bedeutet Chaos im Eber. Ein Seufzen entringt sich ihrem Mund und mit einem letzten, dieses Mal eher resigniert wirkenden Lächeln wendet sie sich gen Küche.
OHH
Nicht ahnend, von hinten beobachtet zu werden, widmet sich der Bote etwas anderem, von dem er ahnt, dass er nichts ahnt: Was ist das Frauenzimmer denn mit einem Male so blass!?
Ein lieblicher Duft zieht sein Augenmerk dem Nasenmerk hinterdrein und hinab auf den Becher, welcher sogleich mit Blicken liebkost wird. Doch halt! Wie hat der Elf ihm geraten! Genießen! Dann wird er nicht dem Weingeist verfallen und zum dienenden Opfer, sondern umgekehrt.
Angestrengt schaut der Mann auf sein Getränk und konzentriert sich auf den emporströmenden Geruch. An der Rechten, welche auf der Tresenplatte liegt, zuckt kaum sichtbar der Zeigefinger.
NH
Warm und sanft wie der Beleman an sehr ausgewählten Sommertagen wehen die Flötentöne durch den Raum. Ein Dreivierteltakt, der dennoch nicht zum Tanzen einlädt, weil er durch sein langsames Tempo ein wenig zu melancholisch dafür klingt, wird nun hörbar.
OHH
Hat er diese Melodie nicht schon einmal in der Heimat gehört? Allzu sehr fordert das Gefäß vor dem Reiter seine Aufmerksamkeit. Wie sonst sollte man auch genießen! Eben.
Mit einem Schwung schnappt die Hand nach dem Becher und führt ihn sogleich empor zu den Lippen. Ah, dieser Duft! Alte Erinnerungen steigen empor - aber woran eigentlich? An dunkle Hafenkneipen? An Gespräche zweifelhaften Gehalts? Schluss mit dem Zagen! Der Becher wird gestürzt, aber dann doch nicht ganz ausgeleert, denn ein Spitzohr schüttelt irgendwo in Aventurien gerade den Kopf. Spielverderber!
Doch jener hat recht! Der Geschmack kann sich in Ruhe entfalten. Mit der Zunge wird er im Mundraum verteilt, dann rinnt der Saft die Kehle hinunter. Einatmen, ausatmen. Das tut gut!
Dann muss er doch noch etwas hüsteln, weil er am Anfang zu schnell war. Oder ist er einfach nichts mehr gewöhnt?
Rasch ist der Hals freigeräuspert. Den Rest des Branntweins lässt der Botenreiter nun ganz allmählich hinabrinnen. Umgedreht wird das Gefäß auf dem Tresen platziert. Hier soll keine Reihe begonnen werden, anhand derer man den Verbrauch mitzählen kann. Vielmehr möchte der Mann ein Nachschenken ausschließen. Nun nickt der Gedanken-Elf zufrieden, und der Reiter tut es ihm nach.
Oder ob man sich doch noch einen zweiten Schluck genehmigt, bis der Tee kommt? Nein, nein, er muss ja noch reiten!
Eilig dreht er nun auch sich selbst, wenngleich horizontal und dem Schankraume zu, um den Becher nicht mehr sehen zu müssen. Die Musik; gute Idee! Zuhören und das Frauenzimmer anschauen! Ist doch niedlich, die Kleine! Viel zu jung natürlich, aber andererseits - was bedeutet schon das Alter! Außerdem will er ja nur schauen.
Die Rechte verschwindet bemerkenswert tief im Schmucktuch und kratzt dort vor sich hin.
Von gescheiterten Liebeleien wie Beziehungen könnte der Botenreiter abendfüllend berichten. Da hilft es ihm wenig, davon zu hören, dass es anderen auch nicht besser ergeht. Möglicherweise ist es ja eine Gnade, allein zu sein?
Darauf könnte er eigentlich doch noch einen ordentlichen Schluck vertragen, aber was braut sich da eigentlich auf der Kellertreppe zusammen?
FH
Durch die Tür mit dem Bottich... am besten gar nicht erst absetzen. Oder doch? Herr Tesden scheint geneigt, vor dem Weitertransport eine Pause einzulegen, und so stellt auch Alrik das Ungetüm auf der Seite ab und wischt die schweißfeuchten Hände an der Hose trocken.
Der Knecht lässt den Blick beiläufig über die Neuankömmlinge in Türnähe schweifen. Auf einmal steht er wie vom Donner gerührt, und seine Hände verharren in der Luft.
JuR
"Alrik!" Die Arme strecken sich einstweilen weiter.
NW
Tesden streckt sich selbst ein wenig, ein unheilvolles Knacken lässt sein Rücken dabei hören. Nun nur wieder frisch angepackt. Im ersten Moment fällt ihm nicht auf, dass sein Knecht herumsteht und keine Anstalten macht, den Bottich weiterzutransportieren. Noch bevor er sich jedoch darob wundern kann, klingt dessen Name durch den Schankraum. Der Wirt hebt den Kopf und kneift leicht die Augen zusammen. Sein Blick sucht den Absender; er blinzelt.
OHH
Bemerkenswert. "Nanu, ist es da jemandem noch nicht nass genug!?" sind des Botenreiters erste Gedanken, als er Knecht und Wirt mit Badezuber erscheinen sieht, und es gibnt auch keinen Grund, diese nicht sogleich laut auszusprechen.
Beider Aufmerksamkeit zieht auch die des Gastes mit zu dem Tisch bei der Treppe, wo es sich das kleine Fräulein vom Hofe soeben einrichtet. Scheint so, als sei es hier wohlbekannt.
JuR
Während sie ihren Platz verlässt und auf den Tresen zugeht, sucht ihr Blick die Aufmerksamkeit des Reiters und stellt mit einem Hauch von Erleichterung fest, dass sie diese bereits hat. "Herr, Euer Pferd..." setzt sie an, derweil ihr Arm in Richtung Tür deutet. Mehr sagt sie erst einmal nicht. Er wird gewiss wissen, was sie meint, wenn er nicht sogar gerade den gleichen Gedanken hatte und im Begriff ist, aufzustehen, um dem Tier zur Hilfe zu eilen.
OHH
Draußen rumpelt es ja ganz beachtlich! Kein schöner Gedanke, noch weiter zu müssen! Vielleicht sollte man doch noch einen Schnaps bestellen?
Da nähert sich das Hoffräulein unvermutet nicht dem Knechte, sondern dem Botenreiter. Sollte sie ihn mit irgendeinem Alrik verwechseln!? Diverse Gesichter von Alriks rennen vor seinem geistigen Auge Parade, denn viel Zeit bleibt ihnen nicht, als die Kleine sie alle mit ihrem Hinweis verscheucht. Fast könnte man meinen, sie wisse, dass er früher alle seine Pferde Alrik nannte, bis es ihm zu dumm wurde.
Sichtlich unwillig zieht er sein Gesicht zusammen. "Ich weiß... Ja, eigentlich wollte..." Ein Blick zum Küchendurchgang kündet noch von keinerlei Tee. "Ach, Mist!"
Er drückt sich vom Tresen fort und erhebt sich noch etwas langsam, vermittelt dabei dennoch bereits den Eindruck, erst einmal in Fahrt gekommen nicht mehr zu bremsen zu sein. "Ich schau nach..."
JuR
Vinizarah nickt dankbar, als sich der Reiter erhebt. Ihre Füße setzen derweil ihren ursprünglich anstrebten Weg um die Theke herum fort.
OHH
Ahnungslos, was in Fräulein und Knecht alles vorgeht, rauscht der Bote jener Türe entgegen, welche sich so verfrüht zum Ausgang gewandelt hat.
Was ärgert ihn eigentlich am meisten? Das Wetter? Die Verpflichtung? Ein Fräulein mit wenig Pferdeverstand? Aus seiner Erfahrung heraus bleiben die Biester doch meist ganz ruhig und scheinen sich bisweilen geradezu über die Abkühlung zu freuen.
Freilich, es war sehr nah, aber doch hinter dem Hause. Gewiss, er hätte den Knecht schicken können, da der Wirt den Bottich bestimmt auch alleine weiterrollen könnte. Aber da der Tee nicht vor beseitigung der Barrikade kommen wird, ist es vielleicht ganz gut, wenn man nicht nach dem nächsten Becher rufen kann. Nachsehen schadet nicht, dann ist das Fräulein beruhigt und der eigene Drang wohl ebenfalls.
Mit starker Hand - der Rechten wiederum - reißt der Reiter die Türe auf und tritt hinaus.
Zwar tänzelt das Pferd ein wenig unruhig, doch scheint dies gerade erst durch des Reiters forsches Heraustreten ausgelöst zu sein. Von Panik jedenfalls kann keine Rede sein. Sanft legt er dem Tier seine Hand auf die Stirne. "Braver Kerl... Dauert nicht mehr lang. Ich trinke auch nichts mehr, versprochen. Nur den Tee." Seine Zunge fährt um die Zähne, wo noch Geschmacksreste zu finden sind.
Dann geht der Blick zur Rückseite des vierbeinigen Gefährten. Mag der Regen ihm auch nicht viel ausmachen, so sollte doch der Sattel nicht zu sehr durchweichen. Das könnte unangenehm werden. Schlecht aufgepasst!
Mit der Rechten streicht der Reiter ein paarmal über den unteren Pferderücken, diesen ein wenig zu trocknen, dann rollt er ein am Sattel befestigtes Bündel aus. Es handelt sich um seinen Mantel, welchen er dem Pferde überwirft.
Missmutig blickt er auf sein Werk. Lange hält das auch nicht, aber er wird ja auch nicht mehr lange brauchen.
"Mh, bis gleich, mein Alter. Ich beeile mich." Damit wendet er sich wieder der Türe zu.
"Versprochen", schiebt er noch halblaut nach. Dann öffnet er erneut die Türe, sie ein drittes Mal zu durchschreiten.
Drinnen lassen sich die neuen Klänge besser hören, doch wichtiger ist jetzt, noch etwas in den Hals zu bekommen. Tee, jawohl. Er hat schon ein paarmal bewiesen, dass er jederzeit aufhören kann. Nur leider hat sich die Situation am Tresen noch nicht wesentlich geändert. Um so energischer schreitet er nun darauf zu.
Dort angekommen, hat sich mit der Möbelumräumaktion noch immer nicht viel getan. Fast könnte sich der Reiter berufen fühlen, mit anzupacken, damit er schneller seinen beruhigenden Tee bekommt. Fast.
Was für ein blöder Tag! Vielleicht liegt es ja nur am Wetter. Unschlüssig greift er tief in das Schmucktuch hinein, was den aufmerksamen Beobachter darauf stoßen mag, dass hier keine Hand, sondern ein Stumpf gekratzt wird.
VW
Kaum naht sich die Bütte, hat die Magd auch schon den von der Köchin bereiteten Tee entgegengenommen und nutzt die entstandene Leere im Durchgang, um diesen wieder zu füllen. Und so erreicht endlich der erste Becher Tee die durstige Kehle des Botenreiters.
OHH
Unverhofft kommt schneller als man denkt - oder wie immer eine passende Redewendung lauten könnte. Jedenfalls ruft der Einhändige froh: "Ah, wunderbar! Habt besten Dank, gute Frau!" und nimmt eifrig das neuerliche Gesöff entgegen.
Beinahe wird der Tee mit einem Zuge geext, doch etwas arg heiß ist er dann doch noch, weswegen sich der Einhändige bereits nach einem Drittel zum einstweiligen Absetzen entscheidet. Das Hauptziel hat der Trunk dennoch bereits erfüllt.
Endlich bemerkt der Reiter seine Thekennachbarin, ein etwas zappeliges junges Mädel. Das kommt aus dem Norden, so viel scheint schon mal sicher. Thorwal vielleicht? Oder gar eine Albernierin? In diesem Hause würde ihn jedenfalls nichts wundern als allenfalls womöglich ein Reittiger. Absurde Vorstellung! Wie kommt er nur auf so einen Unsinn!?
Irgend etwas an dem kleinen Fräulein erinnert ihn an irgend jemanden. Schmunzelnd beobachtet er es von der Seite her und zwinkert unwillkürlich vor sich hin.
Während der Botenreiter nun deutlich vorsichtiger nur noch am Tee nippt, betrachtet er weiter das junge Mädel neben sich am Tresen. Jenes scheint gar nicht die tanzenden zu beobachten, sondern wohl eher die Musikanten weiter hinten am großen Tisch, an welchem er mit seinen schlechten Augen und im Schummerlicht des Raumes nicht allzu viele Details zu erkennen vermag. Lediglich scheint es dortens zwei Frauen zu geben, welche ihrerseits herüberblicken - möglicherweise ja Mutter und Großmutter der Kleinen, aber letztere ist dann auch schon mit der Magd beschäftigt.
JS
Da die Mutter stetig lächelt und die Guttli mit der Magd spricht, bekommt Tygrid ein wenig Zeit, sich umzusehen. So bleiben ihr die Blicke des Botenreiters neben ihr auch nicht verborgen. Ein wenig düster sieht er ja schon aus, ganz wie so der dunkle Reiter aus einem von Mamas Liedern. Da kann Tygrid ein Schaudern nicht unterdrücken, was sich durch ein leichtes Schütteln und ein Hochziehen der Schultern zeigt. Noch immer hat sie ihre Arme um sich geschlungen und wartet brav auf die Rückkehr der Magd. Aber ab und an lächelt sie dem Fremden ein wenig schüchtern zu. Schließlich würde ein dunkler Schurke sicher nicht so ruhig in einer Schenke an der Theke stehen und seinen Tee schlürfen.
Gemütlich schaukelnd guckt Tygrid umher. Ein weiterer Blick trifft den düsteren Herrn, bis eine Bewegung ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die Mutter winkt sie heran. Nun gut, dann eben doch zurück zum Tisch. Darauf bedacht, den Tanzenden nicht in die Quere zu kommen, kehrt das Mädchen dahin zurück.
OHH
Gerade will der als so düster Empfundene eine Bemerkung machen, das frierende Mädchen könne es doch einmal mit größerer Nähe zum Kaminfeuer versuchen, da hüpft es ihm auch schon wieder von hinnen. Schade. Wo er sich doch so gern mit jedermann unterhält und insbesondere junge Leute eine so herzerfrischende Unbefangenheit an den Tag legen, die einfach nur gut tut.
Im Wissen, dass die Kurze das eh nicht mitbekommen wird, winkt er ihr ein wenig mit seinem Tüchlein nach, als hätten sie sich gerade wunderbar unterhalten. Dann verliert sich sein Blick in der Tiefe des Raumes, derweil der Teebecher wieder zum Munde geführt wird.
Rührend, wie das Kind von der Mutter begrüßt wird, als wären sie für Stunden getrennt gewesen. Solches Familienglück hat der alte Reiter nie kennengelernt und wähnt sich nun auch zu alt, es wenigstens aus der Perspektive des Vaters erleben zu können. Er wollte Erinnerungen finden; die hat er nun - auch wenn es ganz andere sind als erwartet. Es war eine Schnapsidee in Vorwegnahme des erst noch kommenden Getränks.
Irgendwie wird gerade alles noch unschärfer. Besser, er kippt sich endlich den Tee herunter und verschwindet hier!
JS
Noch während sie an der Mutter lehnt, schaut Tygrid noch einmal zu dem Reiter an der Theke zurück und fängt noch kurz seinen Blick, als er schon wieder fort schaut. Schade, eigentlich guckte der ganz nett.
OHH
So stellt der Botenreiter die Tasse etwas zu eilig und geräuschvoll auf den Tresen. Fast möchte er schon hinausstürmen, aber bezahlt will ja auch werden. Im Vergleich mit der Tafel hinter dem Tresen, die er gerade so entziffern kann, rundet er seine Zeche auf fünf Heller auf, welche er aus einem Brusttäschchen unter dem Hemde hervorkramt. Gar nicht so leicht mit nur einer Hand, dennoch kommt er zurecht, denn die Linke fehlt ihm schon seit Jahrzehnten.
Als der alte Haudegen wieder aufblickt, ist als einziger Eberbewohner der bärtige Knecht zu sehen, welcher soeben im Küchendurchgang gegen irgendein Unwohlsein zu kämpfen hat.
"Alles in...?" Ein unvermutetes Lächeln des Beobachteten lässt den Dreispitzträger seine Frage abbrechen.
VW
Kaum hat Siona die Theke umrundet, fällt ihr nicht nur der ein wenig entrückte Blick des Eberknechtes, sondern auch der fragende des Gastes auf. "Kann ich helfen?"
OHH
Zunächst überlegt der Einhändige, dem Knecht den Vortritt mit einer Antwort zu lassen, zumal er eben selbst eine halbe Frage an jenen gerichtet hat. Doch der junge Bursche schwebt ganz in anderen Welten und nimmt auch die Magd nicht weiter wahr, so dass auch der Botenreiter nicht beleidigt sein muss.
Nach einem kurzen Blick erahnt er das Ziel des Knechtes - eben jenes Fräulein vom Hofe, welches sich so um Pferde im Regen sorgt. Mit breitem Schmunzeln, kann er kennerisch dieses Thema abhaken und sich der Frage widmen, die mindestens zum Teile ihm galt:
"Ja, wenn Ihr die Zeche eintreiben dürft und mögt", spricht er höflich. Lieber eine Magd aufwerten, als hinterher womöglich noch unnötig länger warten müssen. Das alte Mädel wird auch was davon haben. Zudem weiß sie ja, was er hatte. Fünf vorbereitete Heller schiebt er ihr hinüber. "In dem Falle würde das so stimmen."
VW
"Habt Dank." Die Münzen werden freundlich nickend entgegengenommen, dann dem Reiter ein herzliches Lächeln geschenkt. "Ihr müsst raus in das Unwetter, oder?" Es ist nicht nötig, mit warmem Feuer, gutem Essen oder einer trockenen Bettstatt zu locken. All dies, das ist Siona klar, weiß der Reiter. Wenn er trotzdem aufbricht, so ist dies wahrscheinlich einem Auftrag geschuldet. Nichtsdestotrotz möchte sie alle Eventualitäten zumindest in den Raum gestellt haben.
OHH
"In der Tat, so ist das", brummt der in die Jahre Gekommene, welcher der geistigen Aufzählung der Magd noch Gesang und Tanz hinzufügen könnte. Dies mag sie an seinem nur recht kurzen Blick über die Schulter zu dem überschwänglichen Trubel erahnen.
Freilich könnte er jetzt die Schuld der Königin zuschieben, obgleich sein eigener Anteil doch mindestens ebenso groß ist. Im Grunde tut er das gar in gewisser Weise, indem er nichts weiter dazu sagt.
"Mja, vielen Dank für Euer... Euren Beistand." Formfollendet wie ein Vinsalter nimmt er den Dreispitz an der vorderen Ecke vom Haupte mit der hochgezogenen Stirne und schwenkt ihn elegant etwas umher, bevor er wieder landet, wo er hingehört.
VW
Elegant sein kann die alte Magd auch und so macht sie einen geübten und grazil aussehenden Kratzfuß, während sie dem Reisenden ihre guten Wünsche schenkt: "Dann muss es wohl so sein. Mögen die Götter sein zwischen Euch und dem Leid auf allen Wegen, die ihr noch zu gehen habt. Und möge Travia auf Eure Kehle und Euren Magen achten." Der letzte Satz wird mit einem fröhlichen Lächeln dargebracht.
OHH
Für einen Moment liegt ihm auf der Zunge, er werde das schon selbst besorgen. Mit Einmischungen der Götter hat er bislang eher schlechte Erfahrungen gemacht. Aber natürlich wäre es gar nicht nett, damit der armen, wohlmeinenden Magd die Freude aus den Segeln zu nehmen.
"Habt vielen Dank!" nickt er lächelnd. "Die Götter mit Euch!" Vielleicht sind sie dann ein wenig beschäftigt. Efferd und Rondra zum Beispiel könnten sich gern woanders austoben.
Schwungvoll drückt er sich vom Tresen fort und wendet auf die Türe zu. An den Tanzenden wird er schon irgendwie vorbeikommen.
Unvermutet löst sich der Reigen der Leute auf, dass der Botenreiter sich nicht um ein Mittanzen bemühen muss, um besser zur Türe zu gelangen. "Entschuldigung, dankeschön", murmelt er unbestimmt in die Versammlung und drückt sich daran vorüber zum Eingang, der ihm heute zum zweiten Male zum Ausgang werden soll.
Schon greift die Rechte nach der Klinke, da hält der Botenreiter doch noch inne, als Melodie und Verse eines neuen Liedes in seinem Bewusstsein angelangen. Albernia - wovon sonst sollten die Kalleigidinsbums auch sonst singen!
Sein Leben lang ist er in ganz Aventurien umhergeirrt, einem Abenteuer nach dem anderen nachjagend, bis er auf diese völlig absurde Art und Weise in der Heimat am Königshof gelandet ist. Das verbindet dann doch.
Für lange Momente innehaltend, wendet der eben noch so Eilige sein Haupt dem Barden zu und lauscht.
OHo
Während Twina nun so vor sich hinspielt, fällt ihr Blick aber doch noch an Posh vorbei auf die Tür und den gerade Hinausgehenden. Irgendwie kommt ihr der Mann bekannt vor. Aber woher denn bloß?
Fast verspielt sie sich einmal, da berührt der Finger leicht eine Saite, die eigentlich nicht hätte angeschlagen werden sollen. Doch schnell kann sie den Griff wieder korrigieren.
OHH
Zwar fehlt es dem Botenreiter an Musikalität den kaum wahrnehmbaren Ausrutscher der zweiten Bardin mitzubekommen, doch erahnt er, wie sie zu ihm herübersieht. Nur ein flüchtiger Blick, der nichts bedeutet, wie in so einem Gasthaus täglich wohl Hunderte, wenn nicht gar Tausende geschehen? Irgend etwas lässt den Einhändigen noch einen Moment länger zu ihr zurückschauen. Wenn doch das Licht besser wäre!
Vermutlich hat er sich getäusch, da die Frau gleich wieder wegsieht, zuerst zu ihrem Tischnachbarn, dann zu ihrem nahenden Töchterlein. Ein hübscher, wenngleich unscharfer Anblick.
Die Pflicht ruft, mag sich der Botenreiter sie sich auch in mancher Hinsicht selbst aufgeladen haben. Ihm sebst ist die Mission zu wichtig, als dass er bereits hier seine Übernachtung nehmen möchte. Zudem fürchtet er, doch noch von allzu niederdrückenden Erinnerungen eingehlt zu werden. Der ganze Halt war eine Schnapsidee - und den Schnaps hat er ja nun gehabt.
Die Hand muss noch einmal nach der Klinke greifen, da sie zwischenzeitlich den Halt verloren hatte. Dann reißt er schwungvoll die Türe auf.
Im nächsten Moment ist der nun wieder Eilige auch schon zur Türe hinaus, ohne zu ahnen, wie knapp er soeben ein Wiedersehen mit einer alten Kampfgefährtin aus der Dämonenschlacht verpasst hat. Zum Glück ist Aventurien klein und mag ihrer beider Leben noch einige Jahre währen, in welchen es weitere Gelegenheiten geben mag.
Sein Augenmerk gilt nun ganz dem Pferde. "So, wir sind fertig hier, mein Alter!" Sanft wird der Halsansatz des Tieres getätschelt, dann der Zügel losgemacht.
Mit nur einer Hand ist das Aufsteigen merklich schwieriger denn das Absteigen, doch der gealterte Recke ist es seit seiner Jugend geübt. Ohne Steigbügel bräuchte er wohl jedes Mal einen zufällig herumstehendes Möbel.
Oben angekommen, zieht der Mann die Zügel herum, das Tier auf die Straße zu lenken. Ein Blick zum Himmel zeigt leichtes Nachlassen des Gewitters. Das Schlimmste scheint einstweilen vorüber, auch wenn es wohl noch eine ganze Weile weiterregnen wird. Trotzdem ist der Reiter schon jetzt wieder durchnässt. Nichts Neues, nichts Ungewöhnliches. Nur die Gelenke nehmen es übler als es früher der Fall war.
"Das nächste Gasthaus ist unseres", verspricht er dem Pferde. Dann versetzt er es in rasche Beschleunigung und galoppiert kurz darauf die Straße gen Osten hinfort. Mit seiner Vergangenheit in diesem Hause - dies weiß er nun - hat er schon lange abgeschlossen.
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Redaktion und Lektorat: OHH 2014