Im Grünen Eber
Zwei Premer Feuer
Autoren: Antje Michael, Hartmut C. Lehmler, Oliver H. Herde, Toni Vanzetti und andere
AMi
Tesden ist ein Mann im besten Alter, mit sauber gestutztem Bart und beginnender Halbglatze, kräftig und so breit gebaut, dass er sich keine Sorgen um Störenfriede beinahe jeglicher Art machen braucht. Seit vielen Jahren schon führt er mit nur ein paar wechselnden Gehilfen ein kleines Landgasthaus an der großen Straße zwischen Pertakis und Bethana. 'Zum Grünen Eber' ist dieses geheißen.
Für ihn ist das Reisen nichts; sein Fernweh, eines der wenigen Laster, denen er sich hingibt, wird gestillt von seinen Gästen, Fremden, die aus allen Teilen des Landes kommen und in die entlegendsten Winkel des Kontinents reisen. Nur selten bleibt jemand länger als eine Nacht. Die meisten - fast alle - sind Durchreisende, die entweder aus Bethana kommen oder dorthin wollen.
Tesdens Platz ist hier hinter dieser Theke, und wieso sollte er in die große, weite Welt ziehen, wenn die große, weite Welt nichts Besseres zu tun hat, als ihn im Eber zu besuchen?
Es ist ein heißer Wassertag im Rondra. Einer von vielen im Sommer des Jahres 2511 nach Horas' Erscheinen. Noch lange ist Praios' Antlitz nicht im Westen versunken, sondern hüllt Mensch und Tier mit seinem warmen Schein ein, mit warmer, erbarmungsloser Glut und Hitze, von denen man in den letzten Tagen und Wochen genug gehabt hat.
Auch wenn es heute noch verhältnismäßig früh ist, hat sich bereits eine bunt gemischte Gästeschar im Schankraum niedergelassen und Zimmer oder Schlafplätze im Stall für die Nacht gemietet. Die Hitze treibt die Menschen früher als sonst in die Häuser. Tesdens kühles Bier kommt ihnen gerade recht, und wenn sie kein Bier trinken, so erfrischen sie sich mit Wein aus seinen Kellern.
Tesdens Blick fällt auf den Kamintisch in der Nähe der Theke, an dem eine eher zwielichte Gestalt sich soeben mit ihrem linken Ärmel den Bierschaum von den Mundwinkeln wischt und dabei lauthals seufzt. Der Ärmel, wie auch die übrige Kleidung, die aus seidenem Hemd und ebensolcher Hose besteht, ebenso seine dunklen Stulpenstiefel und auch die Krötenhaut, die Tesden im einen oder anderen Moment erblickt, haben bestimmt schon bessere Tage gesehen. Einzig ein rechter Handschuh hebt sich positiv von diesem verschlissenen Eindruck ab. Es ist ein großer, kräftiger Kerl, mit schwarzem, langem Haar, das ihm in unregelmäßigen Wellen über den Rücken fällt. Er trägt dazu einen Vollbart, so dass man von seinem Gesicht kaum mehr als die Nase, etwas Stirn und dunkelbraune Augen sieht. Trotzdem gibt es etwas in diesem Gesicht, das, ohne dass dem Wirt ein handfester Grund dafür einfallen würde, allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Vielleicht ist es die Erfahrung von über dreißig Sommern, die man in ihm liest?
Als der Mann den linken Arm wieder sinken lässt, stutzt Tesden, endet der Arm doch nur in einem vernarbten Stumpf. Wie ertappt schaut Tesden zur Seite.
Sein Gesicht hellt sich sofort wieder auf, als sein Blick auf eine junge Frau fällt, die beschwingten Schrittes die Treppe aus dem Obergeschoss herabkommt. Eine Tulamidin ist es, mit feiner, heller Haut, funkelnden, grünen Augen und lockigem, rotem Haar, das sie mit einem grünen Tuch im Nacken zusammengebunden hat. Fast schmunzelt Tesden ob der Größe dieser Frau, die nur wenig mehr denn einen Schritt und drei Spann betragen kann. Dennoch strahlen ihre Bewegungen Kraft und Anmut aus, wie er es zuvor selten erlebt. Ihre Füsse stecken in feinen Lederstiefeln, dazu trägt sie grüne, seidene Pluderhosen und eine Bluse aus dem gleichen Stoff, über letzterer eine enge kurze Lederweste mit schwarzen Stickereien. Im Gürtel steckt ein zierlicher, versilberter Dolch.
Die Tulamidin sieht sich zunächst unschlüssig im Schankraum um. Als sie sich dann auf einem Hocker an der Theke niederlässt, fallen Tesden einige ihrer Schmuckstücke und Amulette ins Auge, die bei diesem Volk so üblich sind und bei ihren Bewegungen sachte vor sich hin klirren. Bei dieser Frau scheint es sich aber weniger um wertlosen Tand zu handeln, mit dem sie sich behängt, als vielmehr um echte Wertgegenstände.
Mit angenehmer, melodischer Stimme ordert sie einen Sandwein aus dem Yaquirtal; nickend und mit einem gemurmelten "Kommt sofort, werte Dame!" verlässt Tesden den Wirtsraum, um das Gewünschte frisch aus dem Keller zu holen.
Als er wiederkommt, befinden sich zwei neue Gäste im Schankraum, ein Mensch und ein Elf. "Willkommen im Grünen Eber! Was wünscht Ihr, meine Herren?" begrüßt Tesden die neuen Gäste. Diese bestellen sich beide ein Bier und treten zunächst ebenfalls an die Theke. Während Tesden die Biere zapft, nimmt er sich die Zeit, beide näher in Augenschein zu nehmen.
Der Mensch bestellt zu seinem Bier nun noch zwei Premer Feuer und schaut sich um, als suche er jemanden, mit dem er das Feuer vernichten könne. Der mehr als zwei Schritt große Hüne wird von rotblondem Haar gekrönt, das er an den Seiten mit Lederbändern zu Zöpfen geflochten und am Hinterkopf offen trägt.
Der Thorwaler trägt eine Krötenhaut, blaue Hosen aus dünn gewebter Wolle und wildlederne Stiefel. Seine bloßen Oberarme sind mit vielerlei farbigen Hautbildern geschmückt, die verschiedene Symbole der Kinder Swafnirs zeigen, wie einen weißen Wal, eine Delphin-Schule und ein Drachenschiff. Im Gürtel hängen eine Skraja und ein Schneidzahn.
Gerade nimmt er seine abgestellte Streitaxt in die Linke, die Premer Feuer in die Rechte, und strebt auf den Tisch mit dem Einhändigen zu.
HCL
Das Bier und ein Feuer stellt er vor dem freien Platz gegenüber dem Schwarzhaarigen ab und lehnt seine Axt daneben an den Tisch. Das zweite Feuer stellt er grinsend vor sein Gegenüber.
"Swafnir zum Gruß mein Freund! Du scheinst mir jemand zu sein, der einem kräftigen Schluck nicht abgeneigt ist."
Die rauhe Stimme des Seemannes scheint dafür geschaffen zu sein, auch bei Efferds zornigstem Wüten noch seine Kammeraden an Bord eines Drachen zu erreichen. Danach schiebt er den Stuhl etwas zurück, da er offensichtlich nicht glaubt, dass seine Beine unter den Tisch passen, und setzt sich hin.
"Aaahhh! Das tut gut!"
Das Bier scheint förmlich in der Kehle des Thorwalers zu verdampfen. Während der ganzen Zeit hat er sein Gegenüber nicht aus den Augen gelassen und scheint es einzuschätzen. Jetzt hebt er sein Feuer hoch und wartet scheinbar darauf, das der Fremde das gleiche tut.
OHH
Der Einhändige beantwortet die spendable Geste mit einem ebenso gewinnenden wie schelmischen Lächeln. "Wohl richtig! Aber will man in Thorwal nicht wissen, mit wem man trinkt, dass man sich nicht vorstellt?" Ganz offensichtlich nimmt er diesen Etiketteverstoß selbst nicht ernst. Jedenfalls bekommt man eher den Eindruck, er mache sich über eine nicht anwesende Person lustig, von der er solches zu hören pflegte.
Noch immer grinsend schiebt er den eigenen geleerten Becher mit dem Stumpf beiseite, während er mit der Rechten das Premer Feuer hebt und dem Thorwaler entgegenhält, um mit ihm anzustoßen. "Atreo vom Wolfsberg", erklärt er.
HCL
An seiner ganzen Haltung sieht man dem Thorwaler an, was er von Etikette hält, nämlich gar nichts. Gänzlich unbekümmert stößt er mit seinem Gegenüber an.
"Faenwulf Isleifson aus Prem. Auf dein Wohl." Mit diesen Worten führt er den Becher zu seinem Mund, um ihn mit einem Zug zu leeren. Jetzt beginnt er versonnen zu lächeln und seufzt leise. "Bei so einem guten Feuer kommen bei mir immer heimatliche Gefühle hoch."
Als sich an einem Nachbartisch eine zornige Stimme erhebt, fährt Faenwulf herum, um die Ursache festzustellen. Als er die beiden streitenden Magier erblickt, zieht er die Stirn kraus und schüttelt leicht den Kopf.
"Hrmpf!" Offensichtlich ungehalten über die Störung wendet der rotblonde Hüne sich wieder seinem Trinkgefährten zu. Dabei bessert sich seine Stimmung offensichtlich, den er zwinkert Atreo zu.
JG
Ein kleiner Junge mit zerrissenen Kleidern und einer abgewetzten Mütze betritt den Schankraum.
"Der Bote, der neue Bote ist da! Ein Gesandter der Niederhöllen in des Kaisers Haus - Der Adlerhorst entzweit - Kronrat und Reichsfrieden... Der Bote Nr. 61, gerade per Beilunker Reiter eingetroffen! Lehen, alt und neu - Expedition nach Altaia - Nostria rüstet auf - Goldrausch im Norden... Der Bote, kauft, Leute, kauft! Nur 8 Silberlinge, hier nur eine Mada später als in Gareth. Lest, was den Kronregenten und die Kaiserin bewegt. Der Bote! Der Schandzug - Das Weidener Ifirnskind - Seeblockade vor Maraskan - Foggwulf segelt gegen Hranngar."
HCL
"Nun, Atreo vom Wolfsberg, kommst du einfach vom Wolfsberg, wo auch immer das sein mag, oder hat das Vom in deinem Namen einen besonderen...?"
Irritiert unterbricht sich Faenwulf, als ein hereingekommener Zeitungsjunge, den er bisher ignoriert hat, den Namen von Hetmann Foggwulf erwähnt. Als er entdeckt, das es sich um eine Zeitung handelt erlischt sein Interesse aber sofort wieder.
"Heda, Herr Wirt! Noch zwei Starkbier!" Der Thorwaler unterstreicht seine Worte, indem er mit dem leeren Becher auf den Tisch klopft. Danach wendet er seine ganze Aufmerksamkeit seinem Tischgenossen zu, scheinbar fest entschlossen, sich nicht mehr ablenken zu lassen.
"Nun erzähl mein Freund, was machst du so?"
OHH
"Einen Augenblick..." bittet Atreo Faenwulf und ruft den Zeitungsjungen heran. "Einen Boten, bitte." Er lächelt dem Jungen zu, versteckt dabei seinen Stumpf hinter dem Rücken, um den Kleinen nicht zu verschrecken, und wirft ihm in Ermangelung der Einheimischen Währung einen Dukaten zu.
"Behalt den Rest!" Die erhaltene Zeitung wirft er einstweilen achtlos auf den Tisch, da er den Thorwaler nicht noch länger warten lassen möchte.
"Also, was wolltest du gleich wissen...?" Er gibt sich furchtbar angestrengt überlegend und erklärt schließlich, bevor Faenwulf etwas sagen kann, dessen erste Frage übergehend: "Was ich so mache? Nun, einen rechten Beruf habe ich nicht, falls du das meinst. Sicher, in meiner Jugend verdingte ich mich als Fuhrmann, aber seither ist viel Wasser den Großen Fluß herunter... Schon lange ziehe ich herum, nehme auch mal einen Auftrag an, falls es sich zu lohnen verspricht.
Und jetzt sitze ich in dieser borbaradjanischen Hitze!" Er zupft an seinen am Leib klebenden Gewändern. "Ich hoffe, du lässt mir Gelegenheit, mich für die Getränke zu revanchieren..." Mit diesen Worten beginnt er bei erstaunlichem Geschick der rechten Hand die Schnallen seiner Krötenhaut zu öffnen.
HCL
Lässig in seinen Stuhl zurückgelehnt sieht Faenwulf Atreo beim Zeitungskauf zu.
"Wohl wahr, mein Freund, dieses Wetter macht einen richtig träge. Da ist mir ein Schneesturm doch lieber. Nun gut, eine Einladung zu einem Trunk habe ich noch nie abgeschlagen, das wohl!"
Interessiert schaut er dem Einhändigen beim Ablegen seiner Krötenhaut zu. "Deine Aufträge scheinen sich aber gelohnt zu haben." Dabei lächelt Faenwulf seinem Gegenüber freundlich zu, eine Antwort scheint er aber nicht zu erwarten.
"Aus welcher Gegend Aventuriens kommst du denn, und wohin bist du unterwegs? Ich bin auf dem Weg nach Bethana, um dort das Haus des Herren Efferd zu besuchen. Noch nie habe ich das größte Heiligtum des Herren der Meere erblickt."
Als Faenwulf den Herren Efferd erwähnt, drückt seine Stimme und auch seine plötzlich gar nicht mehr lässige Haltung eine tiefe Ehrfurcht vor dem launenhaften Gott der Meere aus. In seine Augen tritt ein Glitzern, wie man es sonst nur von religiösen Eiferern kennt. Seine Verehrung für Efferd geht wohl weit über das übliche Maß hinaus. Der plötzliche Stimmungswandel lässt ahnen, dass eine Lästerung Efferds in Faenwulfs Nähe nicht sehr gesund wäre. Genauso schnell, wie diese Stimmung gekommen ist, scheint sie aber auch wieder zu verschwinden, und der Thorwaler wirkt wieder so entspannt wie vorher.
OHH
Atreo hingegen muss erst einmal schlucken. Die Erwähnung Efferds kommt ihm nicht recht gelegen. Er entschließt sich, schnell das Thema zu wechseln: "Ich bin Albernier und komme gerade aus Bethana. Allerdings" - er stellt die Krötenhaut gegen die Wand und nutzt so die Gelegenheit, den Blickkontakt abzubrechen - "hatte ich leider nicht die Zeit für Besichtigungen."
Bevor er sich wieder setzt, schüttelt er genüsslich sein feuchtes Hemd aus, und sofort verteilt sich seine Duftwolke einige Schritt um ihn. Ganz nebenbei beäugt er wie uninteressiert die anderen Gäste und die Neuankömmlinge, dann nimmt er wieder Platz.
"Mein weiteres Reiseziel steht noch nicht fest."
Angesichts der leeren Becher wendet er sich sogleich Richtung Theke und brüllt: "Zwei Starkbier wurden bestellt! Mache Er vier daraus!"
HCL
Als Atreos Duftwolke bei ihm ankommt, scheint Faenwulf nicht gerade erfreut zu sein, andererseits macht es ihm wohl nicht viel aus. "Du solltest ein Bad nehmen, Atreo vom Wolfsberg, das soll sehr erfrischend sein." Deutlich ist leiser Spott aus seiner Stimme zu hören. "Aber in diesem angeblich so zivilsierten Land muss man schon recht lange suchen, bis man ein richtiges Badehaus findet. Hier bespritzen sich die Leute und meinen, damit wären sie sauber. Ha! Du solltest mal ein richtiges Badehaus in Prem besuchen, da würdest du schwitzen lernen! Und dann ein Sprung ins herrlich kühle Wasser, ahhh! Nun, hier bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als uns von innen her zu kühlen."
OHH
"Na, notfalls kann man sich ja auch an dem Brunnen hinter dem Haus vergehen. Aber da warte ich noch ein Weilchen, bis er im Schatten steht."
Sein zuckender Blick verrät, dass er bemerkt, wie in diesem Moment ein Elf an der Theke zu singen anfängt. Allerdings scheint es ihn nicht sonderlich zu überraschen. Er wirkt nur einen Augenblick lang abwesend.
"Aber wozu soll es gut sein, sich absichtlich zum Schwitzen zu bringen? Habt ihr nicht genug Durst im Norden?" Er lacht ungestüm.
HCL
Faenwulf nimmt dem an den Tisch tretenden Wirt dankbar zwei der Biere ab und plaziert sie vor sich auf dem Tisch. Er prostet Atreo zu.
"Soso, aus Albernia kommst du. Diese Gegend kenne ich recht gut, denn ich war schon recht oft in Havena. Auch Honningen und Abilacht habe ich schon besucht. Sogar die Muhrsappe habe ich schon durchquert, das ist ein götterverlassenes Stück Erde, kann ich dir sagen. Nichts als Gestank und trügerischer Boden, ganz zu schweigen von den lichtscheuen Gestalten, die sich dort herumtreiben. Alleine hätte ich mich da nicht hineingetraut."
Faenwulf nimmt einen Schluck Bier und scheint kurz an etwas zu denken.
"Sag Atreo, kommst du etwa gar aus Havena?"
Als ein anderer Thorwaler den Grünen Eber betritt und ihn mit "Efferd zum Gruß" begrüßt, nickt er diesem erfreut zu und deutet einladend auf einen freien Stuhl an seinem Tisch.
OHH
"Havena, ja natürlich! Ich bin dort aufgewachsen." Die Erinnerungen daran scheinen Atreo nicht gerade zu berauschen.
"Hatte dort einige Jahre lang ein kleines Häuschen mit zwei Freunden, aber der eine hat mich dann ausbezahlt, als mir der Sinn nach einem Rennwagen stand."
Als in der Nähe ein Säugling aufschreit, schaut sich Atreo verwundert um. "Bei Phex und Rahja! Man möchte meinen, man säße im Goldenen Drachen, so voll ist es hier!" Daraufhin schluckt er das nächste Bier weg und schiebt anschließend den leeren Becher zu den anderen beiden.
"Ich kannte da mal einen Wirt..." Kopfschüttelnd unterbricht er sich selbst und kippt das letzte Bier in sich hinein.
"Jetzt sieh dir diesen Kerl an: Will einen Wirt unter den Tisch trinken! Wie tollkühn!" Er lacht verächtlich,während er auf den neuen thorwalschen Gast an der Theke weist. "Soll er es doch mit uns versuchen, was?" Damit haut er seinem Gegenüber die Pranke auf die Schulter.
HCL
"Nun ja, wir sind hier in einer Gegend, wo die Leute mehr Wein denn Bier oder Schnaps trinken. Ob der Wirt hier soviel Feuer verträgt? Und es heißt ja auch, ein Thorwaler vertrage soviel an Gebranntem, wie andere an Gebrautem.
Aber hüte Dich davor, jemanden danach zu bewerten, wieviel er verträgt. Ich kannte da mal einen Adepten aus Elenvina, der vertrug weder Gebranntes noch Gebrautes, selbst Wein trank er nicht. Aber im Kampfe hat er immer seinen Mann gestanden. Sogar mich und auch einige großspurige Krieger übertraf er bisweilen an Tapferkeit. Er war ein gänzlich untypischer Vertreter seines Berufsstandes. Leider ereilte ihn Borons Gnade schon vor einiger Zeit."
Wie um traurige Gedanken wegzuwischen, leert Faenwulf einen Krug Bier.
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"Das tut mir leid", erklärt Atreo teilnahmsvoll.
"Aber so hatte ich es auch nicht gemeint. Ich kenne da zum Beispiel einen Elfen, der fällt auch schon beim ersten Schluck unter den Tresen. Aber" - er wird leiser und beugt sich zu Faenwulf hinüber - "der würde es glatt mit jenen drei Magiern aufnehmen." Er schaut nochmals hinüber, ob ihn auch ja kein Unbefugter gehört hat.
"Laß uns von schöneren Dingen reden! Du sagtest, du kennst Havena gut? Wann warst du zuletzt dort? Bei mir ist es fast schon wieder zwei Jahre her..."
TN
Der Hüne von der Theke lächelt Faenwulf dankend an und läßt sich auf einem freien Stuhl nieder.
"Seid gegrüßt! Mein Name ist Gralian Drachentöter. Wie ist Euer werter Name?" fragt er den Thorwaler.
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Atreo lehnt sich zurück und beäugt den Neuling verwundert. Der scheint ihn gar nicht recht zu bemerken! Andererseits für einen Thorwaler erstaunlich höfliche Ausdrucksweise.
Seine behandschuhten Finger trippeln auf dem Tisch, da fällt sein Blick auf die Speisekarte über dem Tresen , die er sogleich studiert, wobei er immer wieder die beiden Thorwaler darunter beäugt.
Kurz darauf winkt Atreo den Wirt heran. "Diese 'Kräuter und Kaninchenpfeffer', das klingt sehr interessant, wenn ein Kaninchen unter dem Pfeffer zu finden ist. Ich hätte es gerne zum Abend und dazu einen Krug Felsfelder. Nur, dass Ihr vorbereitet seid."
Er legt die Karte beiseite, da steigt ihm der Geruch verbrennenden Krautes in die Nase. "Ein Elf, der raucht!" murmelt er, als er das Spitzohr entdeckt, das den Säugling im Arme hält. "Das ist ja ganz was Neues! Das arme Kind!"
Doch schon rutscht Atreos Blick von dem Elfen ab auf die anmutige, tulamidisch gewandete junge Frau, die weiter hinten scheinbar allein an der Theke steht. Er betrachtet sie wie verzaubert. Die Farbe ihrer Haare scheint dafür zu sprechen, dass ihre Vorfahren weiter aus dem Norden stammen. Versonnen stützt er seinen Kopf auf den Stumpf und vergißt dabei völlig die beiden Thorwaler am Tisch.
AMi
Etwa eine Stunde ist wohl vergangen, seit der Thorwaler Faenwulf und der Elf Coenna den Schankraum des Ebers betreten haben, und mehr als doppelt so viele Personen sind nun schon anwesend, obwohl es noch immer hell ist.
Die Praiosscheibe steht merklich tiefer am Himmel, doch dass die Hitze weniger wird, davon ist nichts zu merken. Eher das Gegenteil: Die schwüle Luft scheint sich in allen Winkeln, derer sie habhaft werden kann, einzunisten und zu verkriechen, um von dort aus am nächsten Tag noch erbarmungsloser über das Land herfallen zu können. Manchmal könnte man fast denken, sogar den Zwölfen ist es in diesen Tagen zu heiß, so dass auch Efferd und Rondra mit ihrer göttlichen Macht nichts gegen das Wetter auszurichten vermögen, weder sein erfrischender Regen noch ihr zorniger Wind und ihr Donnergrollen.
'Bald kann ich die Fensterläden öffnen, um vielleicht doch dem einen oder anderen Lüftchen den Weg in das Gasthaus zu weisen', denkt sich Tesden. Wahrlich, viel Volk hat sich in der letzten Stunde im Eber eingefunden, fast so, als wäre es das einzige Gasthaus weit und breit. Die ungläubigen Novadis sind doch nicht ins Land eingefallen, wie damals vor vielen Jahren, als nur eine begünstigte der heiligen Leuin ihnen ernsthaften Widerstand entgegenbringen vermochte, von der man heutzutage in ehrfürchtigem Ton als Thalionmel von Brelak spricht? Wenn dem so wäre, hätte der eine oder andere davon Kunde mitgebracht und sich nicht seelenruhig hier niedergelassen, beruhigt sich der Wirt selbst. Wobei von Seelenruhe eigentlich tatsächlich nicht mehr viel zu merken ist...
Die Magier sitzen mittlerweile zu dritt an dem kleinen Tischchen vor der Treppe ins Obergeschoß und scheinen einigermaßen friedlich. Wieviele Themen mag es in den kommenden Stunden noch geben, über die sie sich in die Haare bekommen werden?! Der eine, der bereits vor zwei Tagen im Eber eingekehrt war, Mithrandir, ist wohl sehr leicht zu erregen, hat er doch auch einem der Elfen bereits die eine oder andere 'Nettigkeit' an den Kopf geworfen. Schon zweimal ist es so fast zu einem Blutvergießen gekommen.
Thorwaler und Einhändiger unterhalten sich bereits längere Zeit bei dem einen oder anderen Bier oder Feuer, und lassen sich dabei nicht von den anderen stören. So etwas gefällt dem Wirt. Auch der Neue wird sich sicher gut dazu gesellen.
Was er von dem Braunhaarigen, der an dem großen Tisch in der Ecke gedankenverloren mit zwei Würfeln spielt, halten soll, weiß er noch nicht genau. Einen gepflegten Umgangston legt er an den Tag; viel mehr kann Tesden aber im Moment nicht sagen.
Das Mädchen aus dem Süden sitzt nicht mehr alleine da, ein wenig lebhafter als zuvor ist sie nun. Ob sie mit ihren Tischnachbarn, dem Krieger und dem älteren Herren, auskommen wird?
Und dann die Gruppe an der Theke: Auf der einen Seite die Tulamidin, zur Zeit von tiefen Gefühlen aufgewühlt ihre fröhliche Natur verleugnend, dass sie kaum mehr einen Blick für ihre Umgebung übrig hat.
Auf der anderen Seite die Elfen. Einer von ihnen trägt ein Menschenkind im Arm und hat einen glimmenden Stengel im Mund. Der zweite scheint kurz zuvor seiner Herzensdame begegnet zu sein; verliebt, und mehr noch, verwirrt ist er nun ob des Benehmens der Tulamidin. Der dritte Elf hält einen Beutel voller bunter Steinchen in der Hand; ein verirrter Sonnenstrahl läßt einen von ihnen hell aufleuchten.
HCL
"Sei mir gegrüßt, Gralian Drachentöter. Ich bin Faenwulf Isleifson aus der ruhmreichen Otta der Sturmspeere. Prem, die Hüterin des Golfs, ist die Stadt wo ich das Antlitz Deres erblickte. Zusammen mit Hetmann Beorn Laskesson bin ich lange Zeit gegen das al'anfanische Geschmeiß gefahren, bevor mich die Abenteuerlust und der Dienst am Herren Efferd dazu brachten, alleine in die Fremde aufzubrechen. Es freut mich immer, in der Ferne einen Landsmann zu treffen. Dies ist übrigens Atreo vom Wolfsberg, er stammt aus Havena."
Faenwulf deutet auf sein Gegenüber. Dieser ist im Moment damit beschäftigt die Tulamidin an der Theke zu betrachten. Faenwulf folgt seinem Blick und ein leises Lächeln umspielt seine Lippen als er den Grund für Atreos Abwesenheit entdeckt.
Als ein Elf seine Waffe gegen einen der Magier zieht und es lauter zugeht, blickt Faenwulf sich beunruhigt und wachsam um und legt die rechte an seinen Gürtel in der Nähe des Schneidzahns. Als er den Gesichtsausdruck des Wirtes mit dem Kind im Arm sieht, lacht er lauthals los.
"Wahrlich Herr Wirt, ihr gebt eine gute Amme ab! Gebt der Kleinen immer gut Feuer, dann wird sie groß und stark!" Faenwulf schüttelt sich vor Lachen.
Als ein Mann die Herberge betritt, der ganz offensichtlich Musikant ist, mustert ihn der Thorwaler interessiert. Als er sich an die Theke stellt, ruft Faenwulf ihn an.
"He Skalde, komm mal hier rüber! Kennst du das Lied von Hetmann Faenwulf und seiner Schar? Sing es für uns, es wird dein Schaden nicht sein!"
AMi
Noch immer, eine kleine Weile gar schon, sitzt die zierlich gewachsene Tulamidin alleine am abgelegeneren Ende der Theke, dicht beim Kamin, ohne jemand anderem als sich selbst ihre Aufmerksamkeit zu schenken.
Sie ist ungewöhnlich still und äußerlich sehr ruhig. Ihre Augen sind wach und blicken rastlos hin und her, als würde sie mit sich ringen oder einen inneren Kampf ausfechten; unbeteiligt und leer ist ihr Blick jedoch dabei, und ohne jegliche Aufmerksamkeit für die Dinge um sie herum. Was der Grund dafür sein mag, kann man nicht erahnen.
Bedächtig nippt sie bisweilen an dem Becher Wein, der vor ihr steht; weniger scheint sie zu trinken, als nur ihre leicht geöffneten Lippen mit der Flüssigkeit zu benetzen.
Langsam tastet ihre Linke nach einem ihrer Amulette, wie die Hand eines Streuners, der sich seiner Waffe versichert. Fahrig wischt sie sich über die Schläfe, auf der sich drei kleine Schweißperlen sammeln. Ihr Mund formt einige Worte, doch kein Laut dringt über ihre Lippen.
Sie schließt nun die Augen, wie um die Umgebung, den Schankraum und die lärmenden Leute, aus ihren Gedanken herauszuhalten und von diesen unbeeinflußt zu bleiben.
Als sie die Augen wenig später wieder öffnet, entzündet sich ein heller Funke in deren dunkelgrünen Tiefen und wird langsam heller. Stetig nimmt er zu, breitet sich allmählich über ihr Gesicht aus und erfüllt ihren Blick und ihr beginnendes Lächeln mit tiefer Freude.
TN
Gralian wendet sich in Richtung des Wirts und ruft: "Zwei Premer für diese Recken! Ich bezahle!" Darauf steht er auf und geht zur Theke.
OHH
Als ein instrumentenbehangener Barde die Tulamidin anredet, platzt Atreos Traum wie eine Seifenblase. Verflixt viel Konkurrenz unterwegs heute! Wenn er hier Eindruck schinden will, muß er sich etwas einfallen lassen. Vielleicht sollte er jetzt zum Brunnen gehen? Tulamidinen werden sich wohl nicht für Pheromone in diesem Übermaß interessieren...
Er schaut die beiden Thorwaler an, was die gerade treiben, da endlich erkennt Atreo, dass eben sein Name genannt wurde. "Ähm, sei mir gegrüßt, Gralian!"
Doch da dieser nach seiner Bestellung schon wieder aufspringt, ruft Atreo ihm nach: "Und danke für das Feuer!"
Dann wendet er sich lächelnd an Faenwulf: "Das scheint mir ja mal ein besonders sprunghafter Landsmann von dir zu sein! Immerhin muß er irgendwie erraten haben, dass mich schon wieder der Durst plagt." Dabei schielt er zu seinen vier geleerten Bechern auf dem Tisch.
Schon gerät Atreos Aufmerksamkeit Faenwulf gegenüber wieder ins Wanken. Jedoch versucht er, dies seinen Gesprächspartner nicht merken zu lassen und zumindest mit den Ohren am Tisch zu bleiben.
Mit den Augen jedoch schweift er erneut hinüber zur Theke. Die Tulamidin macht so ein trauriges Gesicht. Den Barden scheint sie gar nicht wahrzunehmen.
Einem aufmerksamen Beobachter mag die Muskelanspannung Atreos verraten, dass er gleich aufstehen will, da breitet sich jenes bezaubernde Lächeln in ihrem Gesicht aus. Erstaunt bleibt er sitzen. Wie kommt es zu dieser plötzlichen Wandlung? Fast scheint ihm Magie im Spiel. Doch geht sie wohl von der Tulamidin selbst aus, oder von jenem Schmuckstück?
Atreo ist jetzt fest entschlossen, mehr über diese Frau zu erfahren. Doch darf er hier nicht so stürmisch herangehen wie sonst.
HCL
Faenwulf sieht seinem Landsmann verwundert nach und wendet sich wieder Atreo zu.
"Nun, wir waren gerade dabei, über Havena zu reden, bervor wir unterbrochen wurden. Ich habe durchaus gute Erinnerungen an diese Stadt, sie hat ein wirklich lebendiges Hafenviertel, ganz nach meinem Geschmack. Besonders die Brücke, die dieser Mechanikus gebaut hat, habe ich sehr bewundert und mit den 'Bullen' hat Havena wirklich eine gute Mannschaft, fast so gut wie 'Pottwal Prem'.
Vor zwei Jahren war ich zum letzten Mal dort. Ich stand dort eine Zeitlang mit ein paar Freunden im Dienste eines Kaufherren, welcher uns auf eine Queste schickte. Das war ziemlich einträglich, aber in Havena muß man sich schon seiner Haut zu wehren wissen, ansonsten hat man schlechte Karten. Besonders die Unterstadt ist ein gefährliches Pflaster. Du mußt dir mal vorstellen, wir haben dort Anhänger eines H'Ranga-Kultes bei ihrem dunklen Treiben entdeckt, aber wir haben dem Schlangengezücht ein verdientes Ende bereitet."
Bei den letzten Worten wirkt Faenwulf ungemein befriedigt. Was er als verdientes Ende seiner Feinde betrachtet, ist ziemlich offensichtlich.
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"Was das gefährliche Pflaster angeht, erzählst du mir gewiß nichts Neues, da ich wie gesagt meine Kindheit dort verbrachte. Von dem H'Ranga-Kult jedoch wußte ich noch nicht."
Atreos Blick zuckt erneut zu der Tulamidin hinüber, als ein Elf zu ihr tritt, um auf sie einzureden. Seine Mimik wirkt dramatisch, dass Atreo die Gefühlswallungen erahnt, die ihn treiben mögen. Was soll man davon halten?
Doch sogleich bemüht sich Atreo, seine Konzentration wieder Faenwulf zu widmen: "Du sprichst von Schlangengezücht. Waren solche Wesen unter den Kultisten, oder meinst du ihre Götzen? Und wie seid ihr auf die Echsanbeter gestoßen?"
Nochmals schweifen Atreos Augen kurz ab. Der Elf entfernt sich, ohne auf eine Reaktion der Tulamidin zu warten.
Nun blickt Atreo wieder Faenwulf an. Allerdings lehnt er sich wie zufällig ein wenig zur Linken, um ihn und die Tulamidin gleichzeitig im Blickfeld zu haben.
HCL
Faenwulf scheint bei der Erinnerung an zurückliegende Ereignisse richtig in Fahrt zu kommen, und er freut sich offensichtlich, einen Zuhörer gefunden zu haben.
"Nun, ich war mit ein paar Freunden in Havena hängengeblieben und wir waren alle ziemlich pleite. Jedenfalls trug es sich damals zu, dass in der Stadt und der Umgebung Tiere und auch schon zwei Menschen verschwunden waren. Davon wußten wir allerdings noch nichts. Aber eines Tages hörten wir, das die Tochter eines reichen und bedeutenden Bürgers verschwunden war und ihr Vater eine hohe Belohnung ausgesetzt hatte. Na, ich kann dir sagen, wir haben nicht lange gefackelt und sind hin zu - na, wie hieß er doch gleich - egal! Wir waren aber nicht die einzigen, die hinter dieser Belohnung her waren. Ein Söldner aus Lowangen namens Irian Bran hatte sich auch schon auf die Suche gemacht.
Wir erfuhren von dem besorgten Vater, dass seine Tochter wohl bei einem heimlichen Treffen mit einen jungen Burschen überfallen und verschleppt wurde. Den haben wir uns dann sofort gekauft, viel konnte er aber nicht sagen. Ein paar Vermummte waren auf sie zugestürmmt und hatten ihn mit Knüppeln niedergeschlagen. Er hörte nur noch, dass die Strolche zu einem Boot wollten."
Faenwulf nimmt einen Schluck und macht eine kurze Pause.
"Dann mußten wir uns noch mit diesem Bran auseinandersetzen, ein wirklich beindruckender Kerl, er führte einen Pailos und nach dem, was ich später noch sah... Nun, ich möchte nie auf der Seite seiner Feinde stehen. Jedenfalls konnten wir ihn nach einer Weile überzeugen, dass es besser wäre, gemeinsam zu handeln und die Belohnung zu teilen, als sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Er hatte auch noch eine interessante Information: In der letzten Nacht, als das Mädchen verschleppt worden war, hatte die Stadtwache eine Aktion gegen die Schmuggler gestartet. An den Ufern hat es nur so von Gardisten gewimmelt, wir konnten uns also ziemlich sicher sein, dass die Entführer und ihr Opfer noch in der Stadt waren."
Faenwulf nimmt noch einen Schluck und schaut nach, ob seine Erzählung bei Atreo auf Interesse stößt, bevor er fortfährt. Er selber ist von seiner Erzählung sichtlich begeistert.
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Atreo lauscht so aufmerksam Faenwulfs Worten, dass er immer seltener zur Theke blickt.
"Allerhand!" bestätigt er in seiner Sprechpause. Er kippt das durch Gralian spendierte Feuer herunter, kaum dass es gebracht wurde, und bestellt sichtlich angespannt eine Flasche Bosparanjer, in der Hoffnung, sie möge länger halten.
Dann wendet er sich wieder Faenwulf zu: "Erzähl weiter! Eine Geschichte ohne Schluß ist wie eine Balz ohne Erfolg!"
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Erfreut fährt Faenwulf mit seiner Erzählung fort.
"Wir wußten also nun, dass dieses Gesindel sich mit dem armen Mädchen noch in der Stadt versteckt hielt, und dass sie wohl mit einem Boot fliehen wollten. Sie in Havena zu finden, war von Anfang an hoffnungslos. Also versuchten wir, das Boot zu finden. Nun, ich will dich nicht mit den Deatils unserer Suche langweilen, aber gegen Abend fanden wir schließlich ein verstecktes Boot an diesem Damm, Bennain-Damm heißt er, glaub' ich, der Havena zur Unterstadt hin abgrentzt.
Unser Plan war es nun, einfach dem Pack aufzulauern und sie zu überraschen. Das verhinderte aber die Stadtwache, denn bei Nacht wurde der Damm wegen der Schmuggler gesperrt. Da wir die Belohnung aber nicht den Gardisten überlassen wollten, verrieten wir ihnen nichts.
Stattdessen besorgten wir uns ein Boot und näherten uns heimlich dem Damm. Die Riemen hatten wir umwickelt, um möglichst leise zu sein. Wir kamen nicht mehr rechtzeitig, um sie auf dem Damm zu stellen, aber wir sahen wie ihr Boot ablegte. Heimlich versuchten wir ihnen zu folgen. Bei Nacht ist die Unterstadt ein wirklich unheimlicher Ort. Überall waren Geräusche zu hören, und manch einem von uns sank das Herz in die Hose. Mit Mühe gelang es uns, das andere Boot nicht zu verlieren, glücklicherweise entdeckten die Entführer, wer auch immer sie sein mochten, uns nicht.
Schlußendlich landete das andere Boot an einer Insel, welche aus den untergegangenen Resten des alten Havena hervorragte. Wir gingen etwas abseits ebenfalls an Land, aber die Besatzung des anderen Bootes war verschwunden. Auf dieser kleinen Insel standen nur drei zum Teil verfallene Häuser. Die ersten beiden, die wir untersuchten waren offenbar trotz ihres schlechten Zustandes bewohnt, wir fanden Decken und Kochgeschirr.
Das letzte und größte Gebäude war offensichtlich ein alter Travia-Tempel. Die Gans am Giebel des Hauses war im Mondlicht noch zu erkennen. Nun, dieses Gebäude war aber nicht verlassen, denn wir sahen Licht, und beim Näherkommen hörten wir auch merkwürdigen Gesang. Was wir dann durch ein Seitenfenster sahen, ließ uns erstarren, machte uns gleichzeitig aber grimmig. Im Haus war eine an die drei Schritt große Statue einer Echsengottheit aufgestellt, davor befand sich ein Altar, auf dem das vollkommen entblößte Mädchen ausgestreckt angekettet war. Eine Gestalt in dunkler Kutte näherte sich ihr mit einem Opferdolch in der Hand. Vor dem Altar knieten zwanzig bis dreißig Menschen - als das muß man sie wohl bezeichnen, auch wenn sie dem Gott der Schlangen dienten.
Gegen eine solche Übermacht hätten wir wohl nichts auszurichten vermocht. Aber einer meiner Freunde, ein lustiger Gesell mit rotem Haar und einer speziellen Art der Magie begabt, Zik Zak sein Name, ließ eine Illusion entstehen, die eine enorme Wirkung auf die Götzendiener hatte. Als auf einmal ihre Statue den Kopf hob und zornig brüllte, fuhr Angst und Furcht in sie. Es war schrecklich anzusehen. Ein Teil von ihnen lief schreiend weg.
Wir nutzen die Situation aus und stürmten das Gebäude. Wir fuhren unter sie, wie Schnitter durch das hohe Graß. Kein Erbarmen kannten wir in unserem gerechten Zorn, wußten wir doch, dass die Götter wohlwollend auf unser Tun schauten. Dieses Schlangengezücht muß mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden!
Letztlich blieb nur der Priester mit dem Opfermesser noch übrig. Er setzte dunkle Kräfte gegen uns ein, denn er zeigte einfach auf einen von uns und beraubte ihn dadurch der Sinne. Aber auch seine Kräfte waren begrentzt und als er sah, dass alles verloren war, versuchte er zu fliehen. Aber er entging unserem Zorn nicht. Die Frevel die er begangen hatte, mußte auch er mit dem Leben zahlen."
Faenwulf ist mit dem Ausgang der Geschichte scheinbar sehr zufrieden, und gönnt sich erstmal einen Schluck.
OHH
Während der Erzählung bekundet Atreo immer wieder seine Aufmerksamkeit durch ein Kopfnicken oder ein "Unerhört!"
Als Faenwulf endet, bestätigt Atreo anerkennend: "Eine verdiente Strafe für einen Mörder und Entführer! Dieser Zik Zak scheint mir ein rechter Schelm zu sein..."
Abermals hallt sein Lachen durch das Gasthaus.
"Seltsam nur, wie dieser Kult nach Havena kam, wo doch sein Ursprung weit im Süden liegt, wenn ich mich recht erinnere."
Unvermittelt blickt Atreo auf, während seine Hand langsam zum Oberschenkel wandert. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört. Doch dann erkennt er, es war im Gegenteil das Fehlen des Schanklärms, das ihn aufmerksam werden ließ. Es scheint ihm unnatürlich still geworden in dem Gasthaus, in dem doch fast so viel Kundschaft wimmelt wie in einer Havenaischen Taverne. Ob das nur an dem Ilmenblatt liegt?
TV
Der Barde an der Theke dreht sich um und geht nun langsam auf den Tisch zu, an dem zwei Männer sitzen, darunter ein Thorwaler, und sich lauthals unterhalten. "Verzeiht mir, dass ich Eure Unterhaltung störe, doch Ihr fordertet von mir, Euch das Lied von Hetmann Faenwulf zu spielen. Ich kenne dieses Lied und werde es Euch auch spielen, doch ich bin keiner Eurer Landsmänner und deswegen keineswegs ein Skalde. Eher nenne ich mich einen Troubadour, Unterhalter und Abenteurer." Der Barde macht eine kleine Verbeugung. "Doch bevor ich Euch das Lied spiele, das übrigens im Musikantenjargon eine Ayre genannt wird, würde ich mich gerne niedersetzen." Der Barde blickt in die Gesichter der Sitzenden. "Falls Ihr erlaubt, natürlich."
HCL
"Nun setz dich, Mann, ich möchte heute die alten Lieder hören und singen."
Offensichtlich amüsiert ihn der höfliche Umgangston des Troubadours. Danach ordert er neue Getränke für drei Personen und wendet sich kurz an Atreo: "Ich hoffe, es stört dich nicht, Atreo, aber ich höre die alten Weisen immer wieder gerne."
Nun wendet der sich an den Neuankömmling.
"Verrätst du uns auch deinen Namen? Und dann spiel mir bitte dieses Lied."
OHH
"Es stört mich durchaus nicht, ein wenig Musik zu lauschen. Ich kann auch trinken, ohne zu sprechen." Erneut lacht er.
Dann blickt er den Barden an. "Komm, setz' dich! Dir stehen ja nun wieder zwei Stühle zur Auswahl. Dies ist Faenwulf Isleifson aus Prem, ich bin Atreo vom Wolfsberg."
Abermals wird Atreo kurz von einer Bewegung an der Theke abgelenkt. Was mögen ein Elf und eine Tulamidin miteinander zu tuscheln haben?
Doch dann blickt er wieder den Barden an und wartet auf seine Vorstellung in doppeltem Sinne.
Da steigt Atreo ein köstlicher Bratenduft in die Nase, und er bemerkt endlich, dass Tesden das Abendessen serviert hat. Wie ist es doch wundervoll angerichtet! Sogleich will er sich darüber hermachen. Aber würde dies von den anderen vielleicht als unhöflich empfunden? Dem Thorwaler macht das gewiß nichts, was aber mit dem Barden, der sicher schon eher Wert darauf legt, sich erst einmal angemessen vorzustellen? Wie war das gleich gewesen, was Alandra ihm über Etikette beigebracht hatte?
Er entschließt sich, zu warten.
Dieser Duft...
Nein, er wird seinen Namen ja gleich herausrücken.
Diese Weinsoße!
Es kann sich nur noch um Bruchteile eines axxeleratusbeschleunigten Augenzwinkerns handeln.
Dieses leckere, braune, ungeduldig wartende Kaninchen!!!
"Entschuldigt, ich bin völlig ausgehugrmfmjam!"
Weiter kommt Atreo nicht mehr mit seiner Erklärung, da ihm eine Bratenkeule den Mund versperrt.
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Sichtlich erfreut rückt der Barde sich einen freien Stuhl zurecht und setzt sich.
Lachend schlägt sich Nando auf den Schenkel, als er sieht, wie Atreo die Kontrolle verliert und sich über den Braten hermacht. "Du mußt wohl lange gehungert haben, Atreo." Nando blickt erst Atreo und dann den Braten lächelnd an, als ihm das Wasser im Munde zusammenläuft.
"Nun ja, da ihr mich duzt, werdet ihr sicher nichts degegen einzuwenden haben, wenn auch ich euch duze. Meinen Namen sollt ihr kennen, denn der Name sagt viel aus über die Person. Mein Name lautet Nando diGregorios und ich stamme aus der der Stadt des Raben, Al'Anfa. Gemeinhin nennt man mich den 'Wanderer'.
Doch der Hunger plagt mich. Könntet ihr mir etwas empfehlen, zumal ich nicht mal eine Speisekarte finden konnte?" Bei diesen Worten nimmt der Troubadour seinen schweren Rucksack vom Rücken und seine teure Harfe vom Gürtel ab.
"Sobald ich satt bin, werde ich euch gerne einige Lieder spielen und singen, und nicht nur thorwalsche Lieder. Es sollen ja schließlich auch die anderen etwas davon haben, wenn schon ein al'anfanischer Troubadour spielt. Vielleicht werde ich gar den einen oder anderen der zahlreichen Elfen dieser Gaststätte fragen, ob sie mich mit oder ohne Instrument begleiten wollen. Übrigens, kennt einer von euch Hetmann Faenwulf, dessen Lied ich euch spielen soll?"
OHH
Atreos Augen weiten sich, als er Nandos Herkunft erfährt. Wie wird Faenwulf darauf reagieren? Schließlich weiß Atreo nur zu genau, wie Thorwaler normalerweise Al'Anfanern begegnen.
Als Nando so unbekümmert nach einer Speisekarte fragt, weist Atreo seinen Blick auf jene über der Theke, die wohl von Nando übersehen wurde, weil sie hinter ihm hängt. Dies tut er wortlos, da er mit seiner Keule ja gerade erst angefangen hat.
TV
Nachdem Nando einen kurzen Blick auf die Karte geworfen hat, entschließt er sich: "Nun, der Braten den du da hast, scheint mir sehr schmackhaft." Nando fährt sich grübelnd mit den Fingern der rechten Hand über den Stoppelbart. Die Rechte, das ist die Hand an der dem Al'Anfaner zwei Finger fehlen. Nun reißt Nando plötzlich den Arm empor, und ruft nach dem Wirt. "Guter Mann! Bei Travia, bringt mir doch bitte solchen Kaninchenbraten, falls noch etwas da ist! Und auch einer Runde Bier für uns drei wäre ich nicht abgetan!"
Dann wendet er sich zu Faenwulf: "Warum so verschwiegen, Faenwulf Eslei... nein Isleifson? Wahrlich, Imman spielen könnt ihr Thorwaler, das muß ich euch lassen. Sag, welche Mannschaft bevorzugst du, Faenwulf? Orkan, Pottwal oder gar Hjaldinga Olport? Ich jedenfalls schwärme für die Kusliker Kavaliere."
AMi
Die Tulamidin wirft Coenna noch einen freundlichen Blick zu und geht dann mit wenigen Schritten zu dem Tisch, an dem sich der Barde niedergelassen hat.
Dieser will scheinbar gerade anfangen, eines seiner Lieder zum Besten zu geben, als die junge Frau herantritt und ihn anspricht, nicht ohne kurz auf einen stillen Moment zu warten, in dem sich die Aufmerksamkeit der drei Männer langsam ihr zuwendet:
"Bei der Göttin der schönen Künste, verzeiht meine Störung", beginnt sie mit melodischer Stimme.
Ihr lächelnder Blick wandert dabei von dem Sangesmann über den Thorwaler bis hin zu dem Einhändigen, einem jeden tief und neugierig, doch nicht aufdringlich, in die Augen blickend. Einen Moment lang verharrt ihr Blick auf dem Letztgenannten, verliert sich dann für einen kurzen Moment in den Weiten des Schankraumes, um schließlich zu dem Barden zurückzukehren.
"Man nennt mich Yshija", erklingt es aus ihrem Munde in selbstbewußtem, femininen Ton; danach fährt sie, an den Barden gewandt, erklärend fort: "Und ich möchte nicht stören, sondern - in dem Falle, da mein Verhalten Euch verärgert hat - Euch nur darauf aufmerksam machen, in welch einem... wenig günstigen Momemt Ihr mich anspracht. Sahet Ihr dies nicht?"
Ein leicht spöttelnder Unterton mischt sich bei der Frage deutlich vernehmbar in ihre Stimme; sie scheint nicht zu beabsichtigen, sich zu entschuldigen oder gar solcherlei vorzuheucheln.
JG
Coenna bleibt stehen und blickt Yshija einige Momente lang einfach nur nach, während sie ihn stehen läßt und den Barden anspricht.
Dann kommt wieder Bewegung in ihn.
"Yshija, komm, laß uns an jenen Tisch dort setzten!"
AMi
Yshija hätte nicht so schnell mit einer Antwort des Elfen gerechnet; so überrumpelt ist sie, dass sie sich von dem jungen Spitzohr an den Tisch führen läßt und den Barden und seine beiden Gefährten darüber völlig vergißt.
OHH
Atreo ist wie versteinert, als die Tulamidin unvermutet an den Tisch tritt. Als sie ihn so sonderbar verträumt anblickt, schlägt ihm das Herz bis zum Halse. Ihm ist, als bräuchte sie Hilfe. Und er sitzt da mit dieser albernen Bratenkeule im Mund!
Sofort legt er sie auf den Teller, bemüht sich eilig zu schlucken, um nicht mit vollem Munde zu ihr sprechen zu müssen, da folgt ihr abermals jener Elf, der schon den ganzen Abend auf sie einschwatzt, und führt sie fort. Vor Schreck verschluckt Atreo sich, hustet, dann schaut er den beiden mit gemischten Gefühlen nach.
Was sollte das jetzt wieder? Es scheint nicht, als hätte die Tulamidin ein tiefergehendes Interesse an dem Elfen. Sollte er zudringlich werden...
TV
Sichtlich überrascht wendet sich der Barde zu der Tulamidin, deren tiefen Blick er erwidert. Erst als ihr Blick sich auf den schmatzend essenden Atreo legt, realisiert Nando, dass dies die Tulamidin ist, die eben nicht mal eine Begrüßung für ihn übrig hatte. Doch nun stellt sich die Tulamidin mit einer bezaubernden, melodischen, ja elfengleichen Stimme als Yshija vor. Yshija, welch wundervoller Name, denkt Nando der die Tulamidin nun träumerisch anblickt. Schlagartig bemerkt Nando, dass er schon seit einer geraumen Zeit Yshijas Körper beguckt, gar anstarrt. Auch die Worte der Tulamidin hat Nando, der sich völlig in seine Traumwelt geflüchtet hatte, nicht mitbekommen. Jetzt reißt er sich zusammen und versucht, seine Worte zu sammeln, Worte die poetisch genug sind, um Yshijas Anmut angemessen zu sein. Nun, wo er sich gesammelt hat, steht er auf und macht eine elegante Verbeugung, kombiniert mit einer einladenden Handbewegung.
"Yshija, lautet also Euer Name. Ein Name der Euch wahrlich..." Doch was ist das? Plötzlich ergreift eine Hand Yshijas Schulter und zieht die Tulamidin an einen freien Tisch. Auch scheint sie sich gar nicht zu wehren und folgt dem Spitzohr gar freiwillig. Zurück bleibt nur der erschütterte, verlegene Nando, der nicht weiß, was nun zu tun ist. Der Barde läßt sich schwer wie ein Mehlsack auf seinen Stuhl fallen. Doch scheint er gar nicht so mitgenommen zu sein.
"Ha! Yshija... na ja, wenn sie lieber mit einem Spitzohr redet, von mir aus!" Doch so leicht hat es ihn, als vermeintlichen Frauenheld, wohl doch nicht getroffen. Zumal er - dank Yshija - seit langem mal wieder von Rajahs Hauch erfaßt worden war. Scheinbar um sich abzulenken, wendet er sich an Faenwulf, nicht ohne noch etwas vor sich herzugrummeln.
"Faenwulf, worüber unterhielten wir uns gerade, ich glaube, es war das Imman-Spiel, nicht wahr?"
OHH
Eben war es noch so unheimlig ruhig, jetzt plötzlich überstürzen sich die Ereignisse! Die Tulamidin erscheint und verschwindet und Faenwulf steht kurz vor dem befürchteten Wutausbruch, den Nando gar nicht zu bemerken scheint, da er munter weiterplaudert. Weiß er denn gar nicht um den Haß, den die Piraten aus dem Norden den Sklavenhändlern Al'Anfas entgegenbringen?
So versucht Atreo denn krampfhaft, die beiden in ihren Absichten zu durchschauen, und gleichzeitig ein Auge auf Elf und Tulaidin zu behalten. Dabei räuspert er sich nochmals - nicht etwa, um Aufmerksamkeit zu erregen, sondern, weil ihm noch immer eine kleine Faser feinsten Kaninchenfleisches im Halse steckt. Schnell einen Schluck des Bosparaniers!
AMi
'Endlich wieder ein wenig Platz an der Theke! Da kann sich Alrik doch noch etwas Zeit lassen.' Tesden holt tief Luft, als der Trubel sich von der Theke in die Mitte des Schankraumes verlagert. Mit dem einen Elfen hatte es angefangen, und nun ist von der ganzen Truppe nur mehr der Thorwaler übrig, der etwas unschlüssig vor sich hinstarrt.
Sei es drum. Tesden ist zufrieden, dass sich nicht mehr solche Scharen um die Theke lagern und ihm den Weg in den Schankraum versperren.
Grüppchenweise sitzen sie nun an den Tischen; die Magier an einem, die Elfen in sich noch etwas uneins. Elf und Tulamidin scheinen wichtiges zu besprechen zu haben; der Barde dagegen ein sprunghafter Geselle, nicht ahnend, welches zornige Gewitter sich in dem Gesicht des Thorwalers zusammenbraut.
'Apropos Gewitter: Ein solches mit viel Regen und Wind wäre eine willkommene Abkühlung für... eigentlich jeden und alles!'
Tesdens Blick fällt kurz aus dem Fenster. 'Um die sechste oder siebte Abendstunde ist es wohl; immernoch einige Stunden bis Sonnenuntergang. Vielleicht findet sich bis dahin noch ein Schamane ein und zaubert uns ein bißchen Regen...'
HCL
Als Nando erzählt, dass er aus Al'Anfa kommt, hat das eine durchschlagende Wirkung auf Faenwulf. Eine Ader auf seiner Stirn schwillt bedenktlich an, und Zornesröte steigt ihm ins Gesicht. Nachdem der Musikant geendet hat, sieht es so aus, als wolle Faenwulf laut losbrüllen, aber da tritt die Tulamidin an den Tisch heran. Während diese am Tisch verweilt, versucht Faenwulf augenscheinlich, sich zu beruhigen und hält die Luft an. Nachdem die Tulamidin von einem Elfen abgeschleppt wurde, schnappt der Thorwaler nach Luft.
"So so. Aus Al'Anfa kommst du, dieser Pestbeule des Südens, diesem Geschwür auf Sumus Leib, dieser stinkenden Kloake, die das Angesicht Deres beschmutzt. Aus der Stadt, wo die Brut der Paligans und Zornbrechts herrscht."
Faenwulf spuckt auf den Boden. Seine Abscheu und Wut sind deutlich zu erkennen.
"Ich hoffe für dich, das du dieser abscheulichen Ausgeburt der Niederhöllen für immer den Rücken gekehrt und dich von ihrer Herrschaft losgesagt hast. Wenn nicht, dann solltest du jetzt besser gehen. Tot den Sklavenhaltern, das wohl!"
Faenwulf fixiert Nando mit seinem Blick.
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Nando, der sich den Thorwaler, der vor ihm sitzt während des ganzen Gespräches nicht genauer angesehen hat, erkennt erst jetzt - mitten in seinem Wortschwall - dass sein Gegenüber rot angelaufen ist und recht erzürnt dreinblickt. Nun spuckt der Thorwaler auch noch auf den Boden und spricht von Al'Anfa, wie das Bauernvolk es pflegen würde, von den Zorgan-Pocken zu sprechen. Doch Nando antwortet nicht. Scheinbar sucht er den Blick des Thorwalers, während er sich gut überlegt, was zu antworten sei. Nun hebt Nando seine tiefe und ernste Stimme.
"Beherrscht Eure Taten, solange wir in dieser traviagefälligen Taverne weilen!" Nando deutet auf den Spuckefleck. "Was gibt Euch das Recht dazu, über einen Menschen zu richten, nur seiner Herkunft wegen? Lange schon bereise ich Aventurien, ach was, ganz Dere! Doch nirgends schlug mir ein solcher Frevel an allen göttergefälligen Werten entgegen, wie durch die Sklaverei am Anfangspunkt meiner Reise, meiner Heimatstadt Al'Anfa. Doch trotzdem stehe ich zu meiner Heimatstadt. Ich kann sie zwar nicht rechtfertigen, doch sie ist ein Teil meines Lebens, da ich dort meine Jugend verbrachte. Auch wenn ich mich der Handlungen der Al'Anfanischen Obrigkeit wegen schäme, schäme ich mich nicht, meine Herkunft zuzugeben. Und ich glaube, genügend gute al'anfaner Menschen zu kennen, um Euch zu sagen, dass Euer frühes Urteil völlig unberechtigt ist." Nando macht eine kurze Pause um seinen Worten Ausdruck zu verleihen. Mit unbewegter Miene und den Thorwaler direkt anblickend, spricht er weiter.
"Doch nun zu Eurer Handlung, mit der Ihr den Fußboden einer sauberen Gaststätte beschmutztet. Ich bin ein stolzer Mensch und dulde solche Beleidigungen nicht, falls ihnen keine Entschuldigung folgt. Solltet Ihr bei Eurer Meinung bleiben und mich weiterhin nur meiner Herkunft wegen schikanieren und beleidigen, können wir gerne unseren Zwist außerhalb dieser Gaststätte zu einem Ende bringen. Schließlich wollen wir dem Wirt nicht die Unannehmlichkeit bereiten, Blutlachen aufzuwischen."
AMi
Tesden nimmt drei frische Biere und einen Kaninchenpfeffer in seine großen Hände und stellt sie nach kurzem Zögern auf den Tisch, an dem der Thorwaler rot anläuft. "Wohl bekomms! Ich hoffe, ich finde Trank und Speise nicht morgen auf dem Fußboden wieder!" meint er nur und geht weiter, darauf vertrauend, dass sich der Thorwaler so schnell wieder beruhigt, wie sein Gemüt in Wallung geriet.
HCL
Faenwulf hält den Blick fest auf Nando gerichtet. Scheinbar hat er sich wieder etwas beruhigt und antwortet nun mit rauher Stimme.
"Wohl gesprochen, Musikant. Da du die schändlichen Taten der al'anfanischen Obrigkeit erkennst als das was sie sind, scheinst du mir anders zu sein, als alle anderen Al'Anfaner denen ich bisher begegnet bin. Doch wie kannst du zu einer Stadt stehen, die am verfaulen ist, die man am besten mit Stumpf und Stiel ausrotten müßte, zumindest ihre gesamte Oberschicht und ihre Söldlinge. Wenn du zu deiner Stadt stehst, solltest du dich nicht an Spitze der Kampfes gegen die Unterdrücker und Ausbeuter stellen?
Du sollst wissen, dass ich eine Zeit lang Gast deiner schönen Stadt war." Das Wort Gast spuckt Faenfulf förmlich aus. "Ich habe am eigenen Leib erfahren, was die Sklaven in dieser Stadt erdulden müssen. Oh ja, und ich könnte nicht sagen, dass es mir sonderlich Spaß gemacht hat. Seitdem hege ich einen tiefen Groll gegen alles al'anfanische, an dem nichts und niemand etwas ändern kann."
Mittlerweile hat sich der Thorwaler wieder etwas in Rage geredet. Die nächsten Worte spricht er allerdings betont ruhig: "Ich verdamme dich nicht, wegen deiner Geburt, denn sogar in Daspota gibt es gute Kerle, und du magst hier in Ruhe mit mir sitzen bleiben und einen trinken. Das ist aber alles, was du an Entschuldigung bekommen wirst. Ist dir das nicht genug, so werde ich dir zeigen, dass das Volk der Thorwaler mutige Söhne hervorbringt, bei Swafnir!"
OHH
In der Hoffnung, die streithafte Stimmung vollends abzuwürgen, mischt sich Atreo ein: "Auch ich war einst als Gefangener in Al'Anfa. So staune ich über deine Weltoffenheit nur um so mehr, mein lieber Nando!
Und wie ich das sehe, haben wir uns unhöflicherweise noch nicht für das spendierte Bier bedankt. Dies soll nun von meiner Seite her geschehen sein!"
Mit einem charismatischen Lächeln führt er den Humpen an die Lippen, wobei sein fröhlich glitzernder Blick zwischen Nando und Faenwulf hin- und herwechselt, bis Nando hinter dem Gefäß verschwindet.
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Noch immer ist Nandos Blick keinen Fingerbreit von Faenwulfs Angesicht gewichen. Doch nun legt sich ein kleines, wohlwollendes Lächeln auf Nandos Lippen. Eines der Biere schiebt Nando zu dem Thorwaler hinüber.
"Stolzer Faenwulf, entschuldige meine Worte von vorhin. Wie konnte ich nur an ein Duell denken? Es war die Intensität des Momentes, durch die Rondra die fröhliche Tsa aus mir vertrieb und sich selbst in meine Gedanken webte."
Nando blickt einen kurzen Moment lang gedankenverloren an die Decke der Gaststätte, während er überlegt, ob er den Satz, den er soeben sprach, wohl in sein Poesiealbum übertragen sollte.
Doch jetzt erhält Nandos Gesicht einen ernsteren Ausdruck. Überhaupt scheinen seine Züge, wie auch seine Gefühle sehr wechselhaft zu sein.
"Es schmerzt meiner Seele, dass ihr Beide - so grundgute Menschen - einst Gefangene meiner Heimatstadt wart. Denn ich wurde von eurer Heimat herzlich empfangen. Ach, ich erinnere mich allzu gerne an meine Zeit als Freibeuter auf dem kleinen Drachenschiff Frejda Thorbindotters. Und auch in Havena weilte ich für kurz, eine schöne Stadt ist es wahrlich."
Wieder verliert sich Nando träumerisch in seine Gedanken.
"Wie recht du hast, Faenwulf wenn du sagst dass ich gegen die Al'Anfanische Obrigkeit kämpfen sollte, und ich tat dies auch einst, doch ich sah, dass es auch anderswo auf Dere Ungerechtigkeit gibt. Und im Gegensatz zu Al'Anfa kann ich anderswo diese Götterlosigkeitkeit besiegen, also machte ich es mir zur Aufgabe, im Namen Tsas Dere zu verbessern."
Nando bemerkt erst jetzt, dass sein Essen ganz kalt geworden ist und so wendet er sich an letzteres. "Ach ja, lasst euch das Bier schmecken!"
Weiter geht es mit Viel Lärm um nichts
Ausschnittliste / Ehemalige Gäste / Lageplan / Speisekarte / Atreo
Redaktion und Lektorat: OHHerde 1996