Gaukelspiel und Glücksbriefe

Autoren: Günter Hölscher, Oliver H. Herde, Uwe Krautz und andere

OHH

Durch den Wirt auf die nahende Magd - und wichtiger: das Huhn! - aufmerksam gemacht, hebt Zulhamina nicht nur den Blick, sondern sich insgemat in eine aufrechte Position. Für einen Moment hat sie ganz vergessen, sich auf so einem ungewohnt hohen Sitzmöbel zu befinden. Sie hält sich ja ohnehin noch fest. Während Wirt und Magd noch irgend etwas zu besprechen haben, wird sogar der schlanke Hals gereckt, um auf das nicht mehr allzu ferne Tablett zu schauen.

VW

Vorsichtig die Speisen balancierend, nähert sich Siona dem Tisch, von dem gerade der Wirt aufgestanden ist, ein freundliches Lächeln für das Kind auf den Lippen, welches den Magus mit einschließt. Dann ist der Tisch erreicht, und das Tablett wird vorsichtig mit einer Seite so abgestellt, dass die Magd eine Hand frei hat, um die Teller zu verteilen. "Was solls zuerst sein? Huhn oder Ei?"

GH

Während die Tür aufschwingt, wird von der Straße eine lebhafte, fröhliche Flötenmelodie hörbar.

UK

"Das Huhn ist für die junge Dame", antwortet Amirato jovial der Magd und zeigt mit dem Handrücken in Richtung Zulhamina. Das beim Anblick der Eierspeise plötzlich aufkommende Magenknurren unterdrückt der Magier dabei geflissentlich.

VW

Siona lächelt den Magier dankbar an und positioniert den Teller vor dem jungen Fräulein. "Dann ist das Ei wohl für Euch?" meint sie verschmitzt, während sie auch schon eine der beiden Eierspeisen anlupft.

OHH

Als sich die Türe im Hintergrund öffnet, wird Zulhamina klar, dass sie die Klänge leiser schon kurz durch die Fenster gehört hat. Fast scheinen sie nur Begleitmusik zum Auftragen der Speisen zu sein. Oh, wie das duftet! Heller könnte sich das Gesicht der kleinen Frau kaum darbieten.
Ihr Nicken mag als angedeutete Verbeugung erkannt werden oder nicht. "Danke!" kommt es nicht sehr laut und dennoch herzlich. Die übliche Anrede hingegen lässt Zulhamina weg, mag dies doch keine Herrin, sondern lediglich Bedienstete des Hauses sein - und erfahrungsgemäß nimmt man das hier ja alles nicht so genau, falls sie doch die Wirtin sein sollte.

GH

Es ist eine Frühlingsmelodie, die hineinweht und mit immer sicherer werdenden Flötentönen einen ergrünenden Wald mit Kiefern, Faulbäumen und aufblühenden Anemonen dahintupft, dazu das lustige Rauschen, Gurgeln und Glucksen eines vom Schmelzwasser belebten Flusses.
Die kleine Tanzweise malt das Bühnenbild, während der Flötenspieler den an den Tischen Sitzenden zublinzelt und sich seinen Weg zwischen eben diesen Tischen, wie zwischen den Uferfelsen des Flusses, hindurchsucht.
Zwischen den besetzten Plätzen links von ihm, dem verwaisten Tisch zur Rechten und der Theke, da wird sein Platz sein. Dorthin hüpft er, während der Erhabene auf seiner Schulter mit gar nicht so erhabenem Wackeln das Gleichgewicht zu halten sucht.
Mag sein Spiel auch nicht künstlerisch ausgereift sein, lebendig ist es.

UK

"So ist es es. Die Eierpfanne. Habt dank!" antwortet Amirato der Magd, während in seinen Augen die Gier auflodert. Endlich eine ordentliche Mahlzeit! Und was für ein Wohlgeruch!
Dass Musik vom Eingangsbereich her durch die Luft weht, entgeht dem Magier dabei vollständig, zu sehr ist seine Aufmerksamkeit auf die flockigen, gelben Stücke und das duftende, frische Brot fixiert.
Als der Teller schließlich vor ihm liegt, kann sich Amirato für ein paar Lidschläge von dem Anblick lösen. "Guten Appetit!"

VW

"Wohl bekomms", lächelt die Magd und nimmt das Tablett wieder auf. Dass es den Gästen schmeckt ist schön. Dass sie hungrig sind und das Mahl so auch genießen können, ist besser.

OHH

Wahrhaftig vermag das Brimborium des flötenspielenden Possenreißers ein wenig von der Frau, dem Magier und sogar dem Huhn abzulenken. Hoffentlich merkt es keiner und nimmt es ihr übel! Die guten Wünsche der beiden am Tische sprechen dagegen. Fast ein wenig beschämt lächelnd nickt Zulhamina in beide Richtungen zum nochmaligen Dank.
Dann atmet sie tief durch und lässt erst mit der einen, dann mit der anderen Hand höchst achtsam die Tischkante los. Beide bleiben für Augeblicke konzentriert emporgehoben.

GH

Im Vierertakt tänzelnd und hüpfend erreicht der Alte den von ihm angesteuerten Platz zwischen Tischen und Theke. Dort, wo er für alle sichtbar ist. Hörbar ist er ja sowieso, doch um nicht unagenehm aufzufallen, nutzt er nicht alle Luft, die ihm zum Spielen zur Verfügung steht.
Am Bestimmungsort angekommen, nimmt er einen kleinen Zirkel, gerade als umtanze er eine heimelige Waldlichtung, auf der Huflattich und Tausendschön soeben die ersten Blüten entfalten. Dies ist seine Bühne.
Die schnörkelige Melodie erklimmt keck eine letzte Höhe und endet mit einem Male. Die Haltung des Wandergauklers macht aber deutlich, dass die Geschichte gerade erst begonnen hat. Er beugt sich leicht mit ausgebreiten Armen vor, den Schankgästen zulächelnd.

UK

Irritiert blickt Amirato erst auf den Musikanten, dann auf Zulhamina. Von ersterem nimmt er nur kurz Notiz, von letzterer wundert er sich, dass das Mädchen auf etwas zu warten scheint. Etwa auf ihn? Oder den grimmigen Begleiter, der gerade draußen mit dem gemeinen Difar ringt?
"Lass es dir schmecken", wirft er freundlich in Richtung von Zulhamina, während er sich das Besteck greift und den ersten Bissen munden lässt. Dabei scheint der Magier ganz passabel mit Messer und Gabel umgehen zu können, obwohl er eindeutig kein Horasier ist. Amiratos Aufmerksamkeit bleibt auf Zulhamina hängen, als warte er darauf, dass sie seinen Beispiel folgt.

GH

So beginnt der alte Gaukler nach einer genau richtig bemessenen Pause, sein Märlein zu deklamieren:
"Dereinst gewann mit diesem Liede
Herr Ritter Kuno das Herz von Elfriede."
Die Derbheit des Moritatenerzählers mischt sich in seiner Stimme mit einem Hauch Selbstironie, während er mädchenhaft schüchtern zu dem imaginären hochgeborenen Verehrer aufschaut, und unter gespieltem Erröten die Hände ans Herz drückt - selig lächelnd.

OHH

Nun ist es an Zulhamina, verwirrt dreinzusehen. Ob der Herr Magier es irgendwie eilig hat? Möglicherweise will er baldigst mit dem Spielen beginnen.
So dauert es noch ein Momentchen, bis Zulhamina nach einem gemurmelten "Jawohl" seinem Wunsch ebenso wie der eigenen Absicht folgt und die Hände auf das hochwillkommene Geflügel herabfahren lässt. Wenig andächtig führt sie es zwischen die Zähne. Oh, welch ein Genuss!
Nebenbei verirren sich die Augen wieder in Richtung des selbstunterbrochenen Flötenspielers. Ein Gedicht? Das verspricht, eine willkommene Abwechslung zu werden! Allerdings sollte sie dabei ihrem großherzigen Gastgeber nicht das Gefühl geben, von hr vergessen zu werden. So erhält auch jener einiges freundliches Wimpernklimpern.

UK

Mit jedem Bissen um Bissen, der im Magen landet, bessert sich sichtlich die Laune des Magiers.
Langsam haben die Töne des Flötenspielers die Gelegenheit, an sein Ohr und in seinen Geist zu dringen. Mit einem lächelnden Nicken deutet Amirato seiner Tischbegleitung an, dass er sie vor lauter Hunger nicht vergessen hat. "Lass uns doch anhören, was der Geschichtenerzähler zu berichten hat", meint Amirato in der Zunge Tulamidiens.

OHH

"Fehr berm, Herr", erfolgt die buchstäblich vollmundige Bestätigung Zulhaminas.
Den leckeren Geschmack reichlich auf der Zunge, schenkt sie dem Gaukler nun etwas mehr Aufmerksamkeit. Hat er nicht etwas von einem Ritter aufgesagt? Ganz sicher ist sie sich nicht über die Wortbedeutung, jedoch erahnt sie die Herleitung von reiten und dass es sich demnach um einen halbwegs wohlhabenden und freien Mann handeln muss. Wer würde auch ein Gedicht über Sklaven oder Bettler anfertigen!

GH

Wenn sich einem einige Augen- oder Ohrenpaare zuneigen, macht die Arbeit doch gleich doppelt soviel Vergnügen. Dementsprechend gestimmt fährt der Märleinerzähler mit seinem Vortrag fort.
"Herr Kuno war ein kräft'ger Reiter
ein guter Sänger, Liedbegleiter."
Hatte die Stimme das Alten in diesen Zeilen einen recht herzhaften Ton, schraubt sie sich im Folgenden zu zarter Höhe:
"Oh, lass mich deine Laute sein!'
wispert zu ihm das Fräulein fein.
So macht, in schöner Frühlingszeit,
man zur Vermählung sich bereit."
Nun gilt es! Es ist lange her, dass er die folgenden Handgriffe das letzte Mal geübt hat. Doch mit unhörbarem Herzklopfen zaubert der Alte mit der Linken ein weißes Schleiertuch aus seinem rechten Ärmel, wirft dies in die Höhe und lässt es sacht über seinen Kopf sinken.
Dies ist der Moment, wo ein gefiederter Begleiter verständlicherweise die Flucht ergreift und flatternd von der Schulter des Gauklers abhebt.

OHH

Eher schmatzend denn andächtig verfolgt Zulhamina die Darbietung. Derlei Liebeswerben ist ihr bislang völlig fremd. Aber es ist schon sehr niedlich, wie der alte Mann die Szenen verbildlicht.
Mit je drei Fingern beider Hände wird zwischendurch immer wieder mit dem Fleisch hantiert. Auf diese Weise fettet sich das Mädchen trotz allen ungezügelten Appetits kaum ein.

GH

Nahezu sanft und selbstverständlich lässt sich der graue Vogel auf der Schulter des Geweihten der schönen Göttin nieder, geradezu als ob er da hingehörte.

"Herr Kuno wohnte ein Schloss weiter,
dazwischen lag ein Wald, ein breiter",
deklamiert der alte Wandergaukler mit tragender Stimme fort, die sich im Folgenden wieder in weibliche Höhen schraubt.
"Elfrieden denkt mit sichrer Ruh:
'Wer fügte mir schon Leides zu?
Ich bin ja unbescholten, ehrlich,
und noch dazu nicht mal volljährlich!'
Steckt sich ein Blümlein noch ins Haar -
und alsbald ist der Aufbruch da."
Ganz beiläufig hat der Moritatenerzähler während seiner Verskunst ein buntes Tüchlein aus dem linken Ärmel gezogen und daraus -schnuppdiwups - eine zarte Blüte geknotet, die er nun stirnseitig an seiner Kopfbedeckung anheftet. Fertig ist die schöne Braut.
"Da sie es gar so eilig hat,
schaut sie auch nicht ins Ritterblatt",
erzählt der Gaukelalte weiter, während er die beiden vorderen Zipfel seiner Kappe über dem Schleier zusammenknüpft, so dass seine Kopfbedeckung nun in der Tat wie eine bräutliche Haube wirkt,
"und liest dort nicht ihr Horoskop,
wie sonst sie sich von dannen hob.
Der Bettler mit den Glücksdepeschen
sieht sie auf stolzem Hengst fortpreschen.
Verliebte lässt das Schicksal kalt,
bald schon ist sie allein im Wald."
Hier macht der Erzähler eine schicksalsträchtige Pause mit seinem bedenklichsten Gesicht, greift zur Flöte und entlockt ihr einige fahle Töne, dem Winde gleich, der unheilverheißend durch kahle Zweige streicht - und selbige gibt es natürlich auch in einem sonst grünen Frühlingswald.

OHH

Dem davonflatternden Papageien gilt nur für kurz Zulhaminas nachfolgender Blick, welcher sogleich wieder zurückkehrt. Wie überaus bildhaft im buchstäblichsten Sinne sich das besungene Frauenzimmer ihr darbietet! Nun ja, nicht besonders hübsch ist es und schon ziemlich ältlich. Zulhamina versteckt ihr Schmunzeln hinter der Hand.
Vom Begriff 'Ritterblatt' ist sie für einen Moment so verwirrt, dass sie fast den Fortgang der Handlung verpasst und einstweilen das Kauen unterbricht.

UK

Blatt? Glücksdepeschen? Vor lauter Verwirrung stochert Amirato unbewusst in seinem Ei herum, die leckere Speise schließlich ganz vergessend. So wenig, wie er den bunten Alten bis jetzt wahrgenommen hat, so beeindruckt ist der Magier von dem Schauspiel, das ihm von dem Geschichtenerzähler und seinem seltsamen Vogel in der Gaststube geboten wird. Ein kurzer Blick zu seiner schmatzenden Tischbegleitung zeigt Amirato, dass nicht nur er in den Bann gezogen wurde.
"Hast du verstanden, was gemeint ist?" flüstert er im Tulamidischen bleibend zu Zulhamina.

GH

"Begleitet nur von ihrem Tross,
zwei Reisigen auf hohem Ross",
führt der Erzähler seinen Faden nun wieder gesprochen weiter, allerdings mit einer Stimme, die die bedrohliche Kühle des kurzen Flötenzwischenspiels aufnimmt,
"dem Barden Gisbert mit der Laute
Fra Travian, der sie erbaute;
und Plock, dem kleinen Fötennarren,
dazu ihr Hausstand auf drei Karren;
so trabt Elfrieden schlecht bewacht
durch frühlingsgrüne Waldespracht.
Hinträumend von ihrem stolzen Galan
singt sie sein Lied mit hohem Sopran."
Zu diesen Worten rafft der Alte, nun wieder hold lächelnde Braut, die Säume eines unsichtbaren Kleides. Und alsogleich beginnt er, das bewusste Lied zu trällern - mit einer durchaus sauber intonierenden Kopfstimme und neckischer Kolloratur. Es ist just jene kleine Frühlingsmelodie vom Anfang:
"Lalala lala la - lala la la lala lalala,
lalala lala la - lalalala lalalalala..."
Dazu schreitet er mit zierlichen Schrittchen tänzerisch auf und ab - wobei man richtiger sagen müsste: 'sie' - das Edelfräulein natürlich.

OHH

Ein paarmal blinzelt Zulhamina den Magus lächelnd an. Wie es den Anschein hat, begreift sie mehr als er? Das hätte sie nicht erwartet! Aber möglicherweise irrt sie ja.
"Ich glaube, die Frau reist nun zu ihrem nicht weit wohnenden Geliebten, Herr. Ich bin nur nicht recht sicher, ob sie nun zwei oder drei Begleiter hat." Zwei Fettfinger reiben die Unterlippe von außen nach innen entlang, bis sie sich begegnen. "Bestimmt reiten zwei, und einer steuert den Wagen", kommt freudestrahlend die Erkenntnis.
Das textlose Singen sowie vor allem die begleitenden Gesten des alten Gauklers entlocken dem Mädchen ein verhaltenes Gekichere, welches seinerseits recht unvollkommen hinter einer Hand versteckt wird.

GH

Schrittchen für Schrittchen beschreibt das Tanzfräulein einen Halbkreis, um in dieser Bewegung schließlich dem Großteil der Gäste den Rücken zuzudrehen. Diese Gelegenheit braucht es nämlich, um unauffällig ein weiteres Utensil aus der umgehängten Tasche zu ziehen, gerade in dem Moment, in dem die Strophe endet.
Schweißtröpfchen stehen auf dem Gesicht des Alten, der fahrig in der Tasche kramt, seine Gedanken auf den Punkt zusammenzuzwingen sucht.

UK

"Geliebten... hmm", murmelt Amirato, während er lustlos in seiner Eierspeise herumstochert. Mit Liebeleien und rahjanischen Verflechtungen scheint der Magier nicht viel Erfahrungen zu haben, jedenfalls sagt dies sein irritiert bleibender Gesichtsausdruck aus.
Gespannt folgt Amirato weiterhin den Ausführungen des alten Geschichtenerzählers, um einen Anhaltspunkt zur Logik des Stücks zu erhaschen - ein Ruhepol, einen zentralen Fokus, so wie er es aus den Lehren seiner Zunft gelernt hatte. Als der Haimamud plötzlich mit seiner Ausführung ins Stocken kommt, regt sich in Amirato ein alarmierendes Gefühl. Irgendetwas läuft hier falsch, auch wenn es der Magier nicht zuordnen kann, ähnlich wie das verräterische Aufblitzen in den Augen eines Karakil, bevor er seinen Reiter in den Hals beisst, statt ihn aufsitzen zu lassen. Reflexartig wird die Gabel fallengelassen und Amirato springt von seinem Stuhl auf.

GH

Der kleine Mann atmet heftig, und findet in den fahrigen Fingern die gesuchten Schellen.

OHH

Als eine unerklärliche Verzögerung im Vortrag eintritt, gefriert Zulhaminas Lächeln für einen Moment, dann fällt es in sich zusammen. Ob dem Gaukler schlecht ist? Er wäre ja wie gesehen nicht der erste heute. Die Leute hier halten aber auch gar nichts aus, die armen!
Noch bevor sie aber ihre Spekulation preisgeben kann, ist der Zauberer aufgestanden, was ihr einen um so irritierteren Gesichtsausdruck entlockt. Ob sie sich besser wieder am Tisch festhalten sollte?

GH

Ein silbriges Schellen durchschneidet die Luft; der Alte hat die Arme emporgerissen und die Zimbeln aneinandergeschlagen.
"Da bricht aus dem Walde mit dumpfem Rumor
ein wüstes Räubergesindel hervor."
Mit aller Kraft stößt der kleine Mann die Worte aus, während er sich umwendet. Blass sieht er aus. Aber als habe man ein Gefäß unter Druck geöffnet, strömt es nur so aus ihm hervor:
"Zwei Schlingen rauschen vom Baume hernieder,
Hanf legt sich den Rittern um schreckstarre Glieder.
Und während sie zappelnd um Hilfe rufen,
treibt fort man die Rösser mit fliegenden Hufen.
Das ist ein Gestampf und ist ein Gewimmel,
der Priester schickt ängstlich Gebete zu Himmel,
büßt ein seine Robe in fliehendem Lauf;
Hohnlachen folgt ihm, das nimmt er in Kauf."

OHH

Schon scheint der seltsame Augenblick wieder vergange. Mag sein, der Vortragende hat nur zur Steigerung der Dramatik ausgeharrt, bis ihm wirklich alle zuhören - naja, Ausnahmen gibt es bei so vielen Leuten bestimmt immer.
So schwingt Zulhaminas Blick kurz zu dem noch stehenden Magus herüber, dann an ihm vorbei, wo die vorhin Schwächelnde Frau gerade wieder herunterkommt. Auch ihr geht es offenbar besser.
Was Räuber? Aha, doch zwei - nein, zwei, die Hängen, und einer der flüchtet. Was für ein Durcheinander!
Die Fettfinger haben inzwischen sämtlich den Halt an der Tischkante wiedergefunden, derweil das köstliche Geflügel für den Moment vergessen ist.

UK

Amiratos straffe Haltung entspannt sich, als der alte Gaukler seinen Moment der Schwäche überwindet. Verlegen setzt sich der Magier mit einem sichtlichen Seufzen wieder auf den Schemel.
"Ein seltsamer Kauz. Hoffentlich klappt er uns nicht zusammen", kommentiert Amirato das Geschehen, dann bemerkt er den an ihm vorbeistreichenden Blick seiner Tischgenossin. Diesem folgt er und bleibt kurz bei der Gestalt der Rahjani. Argwöhnisch werden die Priesterin und ihr Ziel, der am großen Tisch sitzende Mann, gemustert. Ein erstaunlich edel gekleideter Tulamide - mit seltsamen Schmuckstücken. Der Argwohn steigert sich zu drückendem Unbehagen.
Amirato reißt seine Aufmerksamkeit zurück an den Tisch und verfällt in ein unruhiges Grübeln. "Kennst du den Magier an dem Tisch neben uns?" flüstert er mit schnellen Worten zu Zulhamina. Das tumbe Mädchen mit den fettigen Fingern wird mit ihrer Reaktion schon verraten, ob der Söldling mit dem Elementaristen etwas zu tun hat.

OHH

Für buchstäbliche Augenblicke ist das Zulhamina angetragene Beobachtungsobjekt wieder der Possenreißer. Dann aber wendet sie höchst verwundert und in keinster Weise unauffällig den Kopf zur rechten Seite, wo jenes andere sitzt und soeben Gesellschaft bekommt. "Nein, Herr. Ich glaube, ich sehe ihn heute zum ersten Mal, und er hat auch noch nicht zu mir gesprochen." Selbst einen solchen Anfang zu unternehmen, fiele ihr natürlich nicht ein. Zumindest nicht ohne entsprechende Anweisung.
Dennoch verbleibt ihr Augenmerk bei jenem Meister der arcanen Künste, welcher gut aus Rashdul stammen könnte. Ob er da schon mal im Gewimmel auf dem Markt gewesen sein mag? Warum sollte er! Bestimmt hat er dafür seine Sklaven. So einer muss sich doch seinen Studien widmen. Seinen Büchern.
Seltsam, dass man zaubern durch lesen lernen kann.

RB

Hätte der Magier den neugierigen Blick der Sklavin vom Nebentisch bemerkt, würde er ihn noch mehr ignorieren als den Rest des Schankraums.

GH

Und damit folgt bereits das Finale des kleinen Stückes. Nämlich das, was der Räuberchor zu sagen, oder besser zu singen hat.
Soviel Lebenskraft hat der Wandergaukler wiedergefunden, dass er sich in einer Fünferreihe aufstellen kann. Nacheinander mimt er einen sehr langen, einen sehr dicken, einen sehr dünnen, einen sehr kurzen und einen sehr hässlichen, schielenden Räuber, wobei er in jeder Position den Räuberhut ein wenig verschiebt.
Und so singt er mit vereinter, rauher Räuberstimme in der rythmisch leicht veränderten Weise Elfriedens:
"All dieses wär nicht so gekommen,
hätt einen Glücksbrief sie genommen!
Drum seht Euch vor, Ihr lieben Leut,
kauft Euren Glücksbrief Euch noch heut!"
Bei den letzten Worten greift er noch einmal in seinen Ärmel und zaubert eine Banderole hervor, auf der in großen Buchstaben geschrieben steht: 'Wohlfeile Glücksbriefe! Nur 1 Heller!'

UK

"Hmm." Mit diesem wortlosen Brummen kommentiert Amirato die Worte seiner Tischgenossin, während er sich mit verschränkten Armen sitzend das plötzliche Kitzeln an der Nase wegwischt. Die Augenwinkel ziehen sich zu vorsichtig blickenden Schlitzen zusammen, die sich argwöhnisch, aber nicht auffällig, hin und wieder umblicken und recht oft auf dem Elementaristen und seiner Begleitung hängen bleiben. Volle, lärmende Tavernen - dagegen hat Amirato nichts, davon gibt es in Brabak das Dutzend voll. Mit Huren, Halsabschneidern, Boltan-Spielern, Seeleuten, alles Leuten, die einem ehrlichen Dämonologen keinen Ärger machen. Der Mann am Tisch gegenüber sieht nach Amiratos Geschmack jedoch nicht danach aus, er ist schwer einzuschätzen.
Mit einem tiefen Atemzug atmet Amirato die düsteren Gedanken aus und widmet sich wieder den Resten der Eierpfanne und der Vorstellung des alten Gauklers. "Seltsame Geschichte. Was er wohl für Glücksbriefe hat? Vielleicht sollte ich ja einen kaufen. Willst du einen", scherzt er zu Zulhamina. So richtig entspannt ist das Lächeln jedoch nicht.

OHH

Hektisch wird wieder zum Gaukler gesehen. Von dem hat Zulhamina wegen der Ablenkung wohl leider einiges verpasst. Glücksbriefe? Das klingt faszinierend geheimnisvoll. Sogleich hellt sich ihre Mine wieder auf.
Der Magier muss wirklich wohlhabend sein - oder vielleicht ist er dies gerade nicht, wenn er doch so freigiebig andere Leute und selbst fremde Sklavinnen einläd? Wiederum andererseits weiß das Mädchen durchaus durch ihr Leben bei ihrem früheren Herrn, dem verschlagenen und geizigen Händler Mufat ibn Saiman, dass derlei Geschenke oftmals viel wertvollere Beziehungen einbringen können. Ihren eigenen Wert für ihn zu hinterfragen, steht ihr nicht an; das wird er selbst am besten wissen.
"Sehr gern, Herr! Wobei... Was ist ein Glücksbrief?" Zumindest wird es nicht schaden, einen zu haben.

GH

Die Banderole in seinen Händen schnappt wieder so plötzlich zusammen, wie sie entrollt wurde. Und bevor Applaus aufbranden kann, fügt der Geschichtenerzähler an:
"Elfriede - das bleibt zu vermelden -
dacht länger nicht an ihren Helden.
Der Kuss schmeckt süß auf ihren Lippen,
solchen will sie noch öfter nippen.
Wer von so süßer Frucht genommen,
kann davon nicht genug bekommen.
Zwar gibt es eine Hochzeit bald,
doch diese feiert man im Wald.
Die Kunst gesellt sich der Natur -
so wird sie Räuberbraut nicht nur:
Mit musikalscher Leidenschaft
schult sie der Räuber Sangeskraft.
Und lebt so froh, wie nie zuvor,
als Leiterin im Räuberchor."
Und damit setzt er seine Flöte an die Lippen und spielt ein anderes Mal Elfriedes Weise - als fröhlichen Kehraus.

UK

"Ehrlich gesagt, ich weiss es nicht. Lassen wir uns doch überraschen", wendet sich Amirato zu Zulhamina. Was immer diese Briefe darstellen, Glück werden sie sicherlich nicht verschaffen, da ist sich der Magier sicher. Nichtsdestotrotz kann ein wenig Aufheiterung seiner etwas angekratzten Stimmung nur gut tun.
"Admirabilis incredibilisque!" Mit diesem Ausruf schließt sich Amirato der Rahjani vom Tisch gegenüber beim Klatschen an, als sich die Geschichte dem Ende neigt. Schließlich gewinnt die Neugier über den Hintergrund der seltsamen Briefe die Oberhand. Mit einer winkenden Geste zeigt der Magier dem alten Geschichtenerzähler, dass er ihn an seinem Tisch wünscht.

OHH

Es ist gar nicht so leicht, Gespräch und Vortrag gleichzeitig zu verfolgen und mit dem einen oder anderen Seitenblick auch noch über die beiden tanzenden Herrinnen zur Rechten zu schmunzeln.
Als die Darbietung des Haimammud dann endet, ist sich Zulhamina für ein Momentchen unsicher, ob sie ihrer trotz verpasster Stellen vorhandenen Freude und anerkennung Ausdruck verleihen darf. Da aber nicht nur andere Anwesende, sondern auch ihr Tischherr Beifall ekunden, schließt sie sich selbst in angemessen bescheiden zurückhaltender Form an. Ihr Lächeln und Blinzeln verraten dem guten Beobachter freilich ihre Fröhlichkeit - versehen mit einer unterschwelligen Prise neugieriger Vorfreude auf einen eigenen Glücksbrief. Das ist vielleicht auch ein schönes Mitringsel für die Herrin.

GH

Unter dem freundlichen Applaus, der ihm zuteil wird, neigt sich der Alte mehrmals in Richtung Boden, wobei er allerdings das eine Mal bei gleichzeitigem Aufziehen der Schleierkappe einen schüchternen Knicks mit gekreuzten Beinen vollführt und beim anderen Male unter Zurhilfenahme des Räuberhutes einen derben Bückling.
Mit einem "Seid herzlich bedankt, Meister Tesden!" bewegt er sich ein mit ein paar Schritten zur Theke. Dort nimmt er er mehrere Schluck des erfrischenden Nasses und beim Absetzen des Glases wahr, dass der exotische Gelehrte in dunkler Gewandung ihm winkt.
Nach einem weiteren Schluck Minzwasser legt er die verschiedenen Spielutensilien auf dem Tresen ab und wendet sich dann auf direktem Weg dem Tisch des Winkerichs und seiner niedlichen Begleitung zu.

UK

Mit einem gönnerhaften Lächeln kommentiert Amirato die Tatsache, dass der alte Gaukler sein Rufen bemerkt hat. "Jetzt werden wir gleich sehen, was für Glück seine Briefe verheißen", wird mit verschwörerischer Stimme und einem Augenzwinkern zu Zulhamina geworfen. Die Spannung steigt!

GH

Mit so frischem Schritt, wie eben möglich, tritt der alte Mann an den Tisch des Bosparanisierenden und verneigt sich feierlich: "Gratias ago tibi propter magnam be...nignitatem tuam!"
Das ging fast glatt. Doch so herrliche Schreibstubenatmosphäre solche Altertümeleien auch ausstrahlen, man sollte es mit der Blenderei nicht zu weit treiben. So wechselt er - auch in Ansehen des jungen Mädchens am gleichen Tische - in die ihm geläufigere Alltagssprache über.
"Seid gegrüßt, gelehrter Herr - und auch Ihr, junge Dame!" Südländer eben. Da kann es ratsam sein, den Herrn zuerst zu nennen, auch wenn es der guten Erziehung schwerfällt.

OHH

Auch Zulhamina erwartet das Nahen des alten Mannes mit großen Augen, nickt aber in aufmerksamer Höflichkeit zu den Worten des Magus.
Wie seltrsam, dass auch der Gaukler diese fremde und irgendwie alt klingende Sprache von sich gibt! Sollte sie hierzulade so üblich sein wie das Garethi? Offenbar hat Zulhamina noch einiges über dieses Land zu erlernen. Womöglich ist es gar nicht ganz so arm, wenn es sich zwei Sprachen leisten kann.
Dem Grüßenden wird auf eine Weise zugenickt, dass es wie ein Knicks im Sitzen wirkt.

UK

"Nunc maxime... mihi delectat", kommt das altergraute Bosparano bei weitem nicht so fließend aus Amiratos Mund hervor, wie die knurrende Sprache Tulamidiens.
Die verschiedenfarbigen Augen des Magiers mustern den Gaukelalten ausgiebig, allerdings nicht arrogant abschätzend, sondern eher mit dem Blick des naiven Forschers, der gerade seinen ersten Breitmaulfrosch seziert und sich über die Länge des wuchtigen Kauorgans wundert. Vielleicht sind noch Spuren des Schwächeanfalls zu sehen - oder hat sich Amirato in der Einschätzung der Konstitution des alten Geschichtenerzählers geirrt?
"Eine interessante Vorstellung habt Ihr gegeben - auch wenn ich zugeben muss, dass ich einigen Passagen nicht ganz folgen konnte. Insbesondere... was hat es mit diesem ominösen Glücksbrief auf sich?"

GH

Dunkelblaue Augen ruhen äußerst interessiert in einem Paar anderer von unterschiedlicher Färbung. Doch, da gibt es etwas zu sehen für den anderen. Einen leichten Nebel, der den Glanz der Iris verhüllt, so wie er als Bote des Herbstes über funkelnden Waldseen liegt. Leichte Tröpfchen, die auf der Haut zwischen jenen Augen zutage treten, wie Tau, der sich über verfärbende Blätter gelegt hat. Aber noch ist es heiterer Brittsommer in dem Gesicht darumher, Altgauklersommer.
"Nun, was das Glück für Anlass hat, solche Briefe auf sich zu nehmen, weiß ich nicht. Es mag uns damit narren oder gnädig sein. Was die Briefe auf sich haben, das weiß ich - Schrift und Schleife. Aber wiederum weiß ich nicht, was auf ihnen geschrieben steht. Nur dass sie von Feenhand auf mich gekommen sind, weil meine Gevatterin mir auftrug, sie zu tragen. Und dass ich mich fühle, wie der Alrik im Glück, der umso glücklicher wurde, je mehr er Wertvolles um Wertloses tauschte, etwa Feengabe gegen schnödes Metall..."
Ein schalkhaftes Lächeln umspielt die Lippen des Glücklichen, während ein Funkeln den Augennebel durchbricht und zwischen Herrn und Dame hin- und herwandert.

OHH

Trotz ihrer einstigen Beobachtungen des raffinierten Händlergehabes ihres seinerzeitigen Herrn kann Zulhamina nicht umhin, immer größere Augen zu machen. Jaja, bestimmt übertreibt der alte Gauner, aber wertvolle Feenbrieflein! Was sind Feen? Ein etwas unsicherer Zug schleicht sich in ihre Erwartungsfreude ein - ein winziges Fältchen nur in der Mitte ihrer sonst so glatten Stirne. Dennoch beugt sie sich vor, als könne sie dadurch schon einen Blick auf die verhießenen kleinen Dinger erheischen.
Etwas rutschig, diese Tischkante...!

UK

"Feen..." murmelt Amirato, während seine linke Augenbraue einen skeptischen Hüpfer nach oben macht. Der alte Gaukler mag ein guter Geschäftsmann und noch besserer Märchenerzähler sein, so dass der Inhalt der Briefe sicherlich nichts besseres als ein krakelig dahergekritzelter Sinnspruch oder ein Phexbildchen enthalten wird. Doch die Neugier des Magiers senkt sich dadurch nur wenig, schließlich ist von Feen die Sprache - außersphärischen Wesen, die hin und wieder, wenn auch selten, Schabernack mit den Sterblichen treiben, vielleicht auch mit diesem alten Mann vor ihm. Nebenbei gesagt hat er Zulhamina aus ihm unverständlichen Gründen einen Brief versprochen.
"Nun gut, ich nehme zwei dieser Briefe. Aber bitte die Glücklichsten", erwidert Amirato das schalkhafte Lächeln des Geschichtenerzählers und kramt aus seiner gut gefüllten Geldkatze zwei garethische Heller heraus, um sie vor sich auf den Tisch zu legen.

GH

"Oioioi", gibt der Glücksbesitzer und -verkäufer von sich und kratzt sich am Kopf, "die Glücklichsten! Das ist wahrhaftig keine einfache Aufgabe. Aber wir wollen sehen, was wir tun können!"
Damit hat er bereits sein Beutelchen losgenestelt, öffnet es und hebt es auf Augen- und Ohrenhöhe. Ein Auge kneift er zu, mit dem anderen schielt er in das Lederbehältnis. Dann schüttelt er traurig den Kopf.
Aber was wäre er für ein Glücksbote, wenn er selbiges nicht an den Mann oder an die Frau bringen könnte. Also senkt er ungebrochenen Mutes ein Ohr an die Öffnung, während im selben Moment ein grauer Alter zielstrebig auf seiner gegenüberliegenden Schulter landet. Dessen ungeachtet lächelt der kleine Mann plötzlich auf und fährt mit zwei Fingern in den Beutel, greift etwas und umschließt es mit der Faust.
"Hab ihn! Der hat sich durch sein Schnarchen verraten! Seht Ihr? Er zappelt noch!" Damit öffnet er die Hand, und sichtbar für die beiden am Tisch liegt dort ein recht großes Röllchen, das mit einer regenbogenfarbigen Schleife zugeknüpft ist und in der Tat leicht hin- und herwackelt.

OHH

Wie aufregend! Briefe, die glücklich sind! Erwartungsvoll verfolgt Zulhamina die neue Vorführung. Inzwischen hat sie die Ellenbogen auf den Tisch gelegt, was mehr Halt verspricht als die Fettfinger. Zudem kann sie sich so noch weiter zum Geschehen vorbeugen.
Ohja, dieses kleine Briefchen muss wirklich guter Laune sein, wenn es so herumtanzt! Ein Glück muss Zulhamina nun wohl nicht mehr lange darauf warten, was es wohl für eine Botschaft bergen mag.
Ihr Blick streift wieder dem Magus. Bestimmt wird er dieses glücklichste selbst behalten, aber vielleicht darf sie ja dennoch wissen, was darin steht. Außerdem ist auch das zweitglücklichste Brieflein schon eine Kostbarkeit. Die Herrin wird Augen machen!

UK

Irritiert blickt Amirato auf den unruhigen Glücksbrief in der Hand des alten Gauklers, doch schließlich besiegt die Neugier den Argwohn. So greift er sich die beiden Heller auf dem Tisch, nimmt das Röllchen mit der Schleife vorsichtig entgegen und drückt als Ersatz die Kupferplättchen in die Hand des Alten.
Mit den Augen des Forschers begutachtet der Magier das Papier und die seltsame Schleife ausgiebig, legt das Objekt schließlich in seine eigene Hand und murmelt leise einige Worte in einer dunkel und kehlig klingenden Sprache. Einen Wimperschlag später macht sich Erstaunen auf dem Gesicht des Magiers breit. "Sehr hübsch, wirklich interessant... wie ich mir gedacht habe."
Amirato wendet sich wieder dem Geschichtenerzähler zu: "Das war jetzt ein Brief. Ihr habt doch sicher noch einen weiteren für die Dame? Es sind immerhin zwei Heller."

GH

"Seid herzlich bedankt, Eure Großzügigkeit!" antwortet der Alte, als er die Hand des Geldgebers mit den harten Metallstücken in der seinen spürt. "Für den Augenblick macht Ihr mich glücklich. Denn ich hoffe, der kleine Racker wird Euch viel Freude bereiten."
Um den Moment der Übergabe zu würdigen und dem Anderen die Möglichkeit zu geben, sich tatsächlich zu freuen, schweigt er, blickt aber durchaus interessiert auf das Tun des Gelehrten. Das selbige gerne ihr Sprüchlein auf die Dinge machen, das hat er schon oft gemerkt. Das Wohlgefallen auf dem Gesicht des Empfängers registriert er mit einem Breiterwerden des eigenen Lächelns.
"Für die Dame!" nimmt er dankbar den ihm hingworfenen Faden auf, und wendet das gerade entstandene Strahlen dem kleinen Fräulein zu. "Für die Dame habe ich extra meinen gelehrsamen Assistenten herbeifliegen lassen, der ein großes Geschick darin hat, die passende Wahl zu treffen!"
Damit hält er das Beutelchen direkt vor den Schnabel des grauen Vogels auf seiner Schulter, der nichts eiliger zu tun hat, als hinein- und wiederherauszufahren. Mit einem kühnen Schwung und Kopfwurf lässt er ein weiteres Röllchen durch die Luft fliegen, das direkt vor der Nase der jungen Frau auf dem Tisch landet - und dankenswerterweise nicht in ihrer Speise.
Selbiges Brieflein sieht sehr glücklich aus, denn es darf eine rosa Schleife tragen.

OHH

Irgendwie will es in Zulhaminas Ohren nicht zu seinem Gesichtsausdruck passen, dass sich der Magus 'das schon gedacht' habe. Andererseits fällt es ihr nicht ein, diese kleine Auffälligkeit in irgendeiner Weise öffentlich zu bemerken. Das wäre unziemlich - auch wenn sie als 'Dame' vertituliert wird - und darüber hinaus ganz undankbar.
Im Übrigen sind Gaukler und Papagei gerade viel anziehendere Beobachtungsobjekte. Wirklich ganz erstaunlich, was sie da gerade miterleben darf!
Das fliegende Objekt zieht ihren Blick nach sich und auf die Tischplatte hinab. Entzückt schaut sie es einen Moment lang an. Das soll jetzt wirklich ihr gehören!?
"Dadanke, Herr...!" stottert sie halblaut vor sich hin, ohne den Blick wieder zu heben. Im Grunde meint sie beide zugleich damit, weswegen die Mehrzahl angebracht wäre. Allein, dies fällt ihr vor Verzückung gar nicht auf.

RB

Der Blick des Magiers schwenkt zum steinernen Freund des Freundes der Lüfte und seinem Freund, die gerade der Sklavin einen Glücksbrief verkaufen. Der Sklavin einen Glücksbrief verkaufen? Kurz zieht sich die Stirn in Falten: Hat er sich vorhin verguckt? Nein, das Halsband ist ziemlich eindeutig. 'Offenbar pflegen die Brabaker Collegae', denkt Erkan, während sein Blick zu jenem wandert, 'einen anderen Umgang mit ihren Sklaven, bevor sie sie dann in ihren Kellern...' Er führt den Gedanken lieber nicht zu Ende. 'Wo ist eigentlich sein Beschützer?'
In anderer Gesellschaft würden diese Fragen ihn jetzt beschäftigen, so aber kehrt seine Aufmerksamkeit alsbald an den eigenen Tisch zurück.

GH

"...und Vogel!" ergänzt der Alte den Dank des kleinen Fräuleins, während er ihr dabei zuzwinkert.
Allerdings scheint die Hast des Letztgenannten beim Briefwurf durchaus ihren Grund gehabt zu haben, denn er beginnt nun, mit seinem Schnabel heftig am Kragen seines Alten zu ziehen, was die daran hängenden Schellen zu hellem Läuten bringt.
Der kleine Gaukler verlagert auf der Stelle sein Gewicht auf sein linkes Bein, hebt das rechte und gerät so in leichte Schräglage in Richtung des Vogels. Es sieht daher gerade so aus, als wolle der Gefiederte seinen Freund und Herrn mit sich fortzerren.
"Oh verzeiht!" schwankt jener wieder in Gleichgewichtslage zurück, "aber mein gelehrsamer Assistent hat offensichtlich ein dringendes Bedürfnis da draußen, so dass es besser ist, ihm zu folgen, sonst haben wir hier gleich eine Bescherung auf dem Fußboden..." Das Letzte kommt leicht gehastet über seine Lippen, da das Alterchen auf der Schulter weiter zieht und zerrt. So taumelt der Menschenalte ein wenig rückwärts, wobei er versucht, mit ausgestreckten Armen das Gleichgewicht zu halten. Für ein bloßes Spiel wirkt das doch recht wirklich.
Aber natürlich fängt sich der Schwankende nach wenigen Augenblicken wieder. "Entschuldigt uns einen Moment!" fügt er noch an, dann wendet er strax auf dem Hacken und strebt der Tür der Gaststube zu.

OHH

"Und Vo..." will Zulhamina zum Papageien gewandt bestätigen. Sie kommt nicht mehr dazu, über eine passende Anrede für den Herrn Vogel nachzudenken; selbst die Wiederholung bleibt ihr ja im Halse stecken, wie sich der Gefiederte mit seinem buchstäblichen Halter aus dem Staube macht.
Nach erster Verwunderung aber muss sie schmunzeln. Das sieht wirklich zu ulkig aus!
Für einen Moment kommt dem Mädchen der Gedanke, diese beiden könnten auf dem Wege zum Abort dem Überbringer begegnen. Wo der wohl so lange bleibt? Es wird ihm doch nicht richtig schlecht gehen!? Er muss sie doch noch der Herrin übergeben! Was macht sie nur, wenn er nicht weiterkann?
Recht verstört starrt sie auf die sich hinter dem Glücksbriefeverkäufer schließende Türe.

UK/GH

Schmunzelnd blickt Amirato dem Alten hinterher, wie er mit seinem Federvieh aus der Schänke entflieht. Dann widmet sich seine Aufmerksamkeit wieder dem zappelnden Glücksbrief in seiner Hand zu. Was wohl in diesem verzauberten Röllchen stecken mag? Soll er es erst in einer langwierigen Zeremonie zerlegen und analysieren, oder gar sicherheitshalber dem reinigenden Feuer angedeien lassen? Nein, die Neugier verlangt von ihm ein gewisses Risiko, ein Boltan-Spiel der besonderen Art.
Vorsichtig knüpft der Magier die Schleife auf, rollt das Papier aus und blickt auf eine glänzende, verschnörkelte Schrift, die wirkt, als wäre sie gerade erst frisch geschrieben. Buchstaben in allen Farben des Regenbogens, bunt gemischt. Leise murmelnd liest sich Amirato den Text durch, während er zwischendurch Gedankenverloren an seinem Humpen nippt:
'Gute Dinge brauchen manchmal ein wenig Zeit. Schwarz, grau, weiß - viele Sterbliche sehen die Dinge so, weil sie kurz zu leben und wenig Geduld haben. Doch, hei!, das Leben ist bunt! Und ändert die Farbe, wenn Du etwas änderst! Sei ein wenig fröhlich, denn hier kommt etwas Heiteres!
Badilak schrieb den Bornländern: 'Leibeigenschaft solltet ihr ändern!'
Badilak schrieb den Tulamiden: 'Mit Mehrehe lasst mich zufrieden!'
Badilak schrieb den Nordmärkern: 'Albernier sollt ihr nicht ärgern!'
Badilak schrieb auch nach Weiden: 'Du armes Volk, du musst viel leiden!'
Badilak schrieb nach Al Anfa: 'Die Orgien lasst! Raucht keinen Hanf da!'
Badilak schrieb den Horasiern: 'Lernt erst einmal, euch zu friesiern!'
Badilak schrieb den Borbaradiern: 'Euch wird man auch noch ausradiern!'
Badilak schrieb den Nivesen: 'Euch schreib ich nichts. Ihr könnt nicht lesen.'
Und wenn Du nicht schmunzeln magst, weil dies lästerlich scheint - denk dran, dass die Herrin Travia gütig ist! Und die Regenbogenfarbige ebenso! Darum lass auch das Folgende gelten: Badilak rät allen Weisen: 'Ihr solt nicht mit Dämonen reisen!'
Und just in diesem Moment rauschen die Buchstaben zusammen, wie ein Wasserfall, und vereinen sich zu dem Bild eines winzigen Zauberers mit spitzem Hut, der auf einem großen Drachenwesen dahinfliegt. Tatsächlich ist es ein bewegtes Bild, denn die Dämonenkreatur macht einige Flügelschläge und löst sich mit ihrem Reiter plötzlich in einer bunten Explosion auf. Allein drei in gewöhnlicher schwarzer Tinte geschriebene Worte bleiben dauerhaft auf dem Papier zurück: 'LACH MAL WIEDER!'
Die Augenbrauen des Magiers erheben sich erneut zu einem verständnislosen Erstaunen.

OHH

Geräusche und Düfte holen Zulhamina bald wieder in den Schankraum zurück. Mindestens das Huhn sollte sie noch essen, bevor sie den Herrn suchen geht. Um so mehr, wenn ihm etwas passiert sein sollte, da man es ihr dann nicht mehr wegnehmen kann. Und, ach ja, der Glücksbrief!
Unwillkürlich schaut sie zu ihrem Tischherrn, bevor sie das Papierchen öffnen will, da erheischt sie dessen dem seinen Text angesichtige Miene. Neugierig geworden, blinzelt sie zu ihm hinüber.
Ein paar Fetzen bekommt sie sogar noch vom Inhalt mit, da sie ihrem Tischnachbarn immer mal kurz auf den Zettel spicken kann, und er auch stellenweise vor sich hinmurmelnd vorliest. Dieser Badilak will nicht heiraten? Alles sehr wunderlich, um so mehr aber diese faszinierende Buntheit.
Als sich das Gesamtbild dann verändert, zuckt sie kaum merklich zusammen. Wie überaus zaubermagisch!

UK

Nachdem Amirato lange Zeit zwischen Schmunzeln und Erstaunen hin- und hergerissen auf den Brief gestiert hat, faltet er schließlich das Stück Papier zusammen und legt es vor sich auf den Tisch. Einen tiefen Schluck aus dem Bierkrug später fängt er lauthals zu kichern an und wendet sich schließlich wieder Zulhamina zu. "Diese Briefe sind wirklich Feenwerk, ein wahrer Schabernack. Ein interessanter Zauber, definitiv eine Illusion der Oculus-Klasse, ich glaube, das werde ich in einem ruhigen Moment tiefer analysieren. Und der Alte muss mir sagen, woher er die Briefe hat."
Bedauernd bemerkt der Magier, dass sein Gegenüber den Brief noch nicht geöffnet hat. "Und was steht bei deinem Brief geschrieben? Bist du nicht neugierig?"

OHH

Kurz ist Zulhamina abgelenkt, denn der Gaukler ist wieder hereingekommen und hat einen Moment lang herübergesehen. Ihr Lächeln kommt möglicherweise zu spät, zaghaft und kurz, um noch bemerkt zu werden, zumal der Magus zu kichern beginnt und sie dann auch noch anspricht.
Kopfwackelnd findet ihr Blick für einen Moment das Brieflein, dann wieder das Antlitz ihres Tischherrn. "Ohja, Herr, doch!"
Eilig werden die Finger beider Hände aufs Gröbste saubergeleckt. Einen rosa beschleiften Glücksbrief einzufetten, wäre sehr respektlos. Dann endlich nimmt sie das Papier an sich und entfernt sehr sorgsam - und somit langsam - die Schleife, indem sie diese nicht etwa abstreift, sondern mit spitzen Fingerchen aufnestelt.
Aufgeregt weiten sich die Augen, wohingegen sich der Atem Zulhaminas trotz ebenfalls leicht geöffneter Lippen eher zu verabschieden scheint.
Tulamidische Lettern! Was für ein Glück, da sie die mittelländischen kaum überhaupt als solche erkennen würde. Diese Feen scheinen recht gebildet zu sein. Oder es liegt eben an der Zauberei.
Passend zu der schweren Entzifferung - so gut kann sie leider noch nicht lesen - ist offenbar von Schwernissen auf ihren künftigen Wegen die Rede. Ziemlich verwirrend, all das!
Der letzte Absatz wirkt klarer, da sich die Feen darin selbst vorstellen. Offenbar sind sie mächtiger als Dschinne oder halten sich zumindest dafür.
Aber für alle Fälle stellt Zulhamina dann doch lieber das Unterlippengeknabber ein und richtet den Blick wieder auf den Magus. "Herr, ich verstehe nicht ganz alles. Währet Ihr so großmütig, es mir vorzulesen?" Gezeigt hat sie ihm den Inhalt ohnehin schon, während sie hineinschaute.

UK

Neugier macht sich in dem dunkelhäutigen Gesicht des Magiers breit, während sich die verschiedenfarbigen Augen erst mit tastenden, dann prüfenden und schließlich bohrenden Blick auf das ausgerollte Papier der Sklavin richten.
"Lang ist Dein Wandersteig. Und über viele Wüstendünen musst Du gehen, Türen und Pforten öffnen, die Deinen Weg versperren. Mag sein, dass Du durch fremde Hände gehen wirst, aber sei immer Du selbst. Bescheidenheit kann eine Zier sein, aber manchmal wirst Du reden und entschieden sein müssen, um Dein Ziel zu finden. Der Falke kann sich lange von der Luft treiben lassen, in der er segelt, aber einmal muss er mit aller Kraft niederstoßen. Dann ist sein, was er ersehnt hat."
Amirato unterbricht das Vorlesen kurz für einen Schluck des Gerstensafts, bevor er fortfährt.
"Was Feen sind, fragst Du Dich? Liebes Kind, das ist nicht einfach zu erklären. Vielleicht hast Du von den Dschinnis gehört, die von Zauberkundigen beschworen werden, die Teppiche in die Luft erheben oder in einer Nacht ein Schloss bauen. Nun, so in der Art. Nur dass Du nie eine Fee beschwören kannst. Die sind ein Volk von freien Geistern, und das wird auch immer so bleiben..."
Schließlich rollt er das Papierstück wieder zusammen und reicht es zurück an Zulhamina. In seine Körpersprache prägt sich dabei ein großes Fragezeichen. "Interessant. Wirklich interessant."

OHH

Offene Verwunderung prägt Zulhaminas glattes Antlitz. Interessant? Ja, auch, aber ihr würden wohl eher andere Prädikate für die gehörten und teils mitgelesenen Worte einfallen. Wundersam, zum Beispiel. Vor allem, weil man sie anscheinend mit einem Falken vergleicht. Unwillkürlich schielt sie auf ihre eher stupsige Nase hinunter.
Dann erinnert sie sich wieder der eben gehörten Stimme. "Vielen Dank, Herr!" Unschlüssig lächelt sie. Reden soll sie also. Ja, das wäre sicher angebracht, wo sie doch den freundlichen Herrn unterhalten soll!
Die kleine Schriftrolle wird auf dem Tisch platziert. Anbei wartet noch ein gehöriger Teil Hühnerfleisches. Aber jetzt einfach so weiteressen wäre nicht eben höflich.
Da endlich kommt ihr ein passender Einfall: "Habt Ihr schon einmal eine Fee gesehen, Herr?"

UK

Ein Runzeln zeigt sich auf der Stirn von Amirato, und seine verschiedenfarbenen Augen schweifen suchend durch den Raum. Die Frage des Mädchens hat ihn sichtlich irritiert. "Feen? Daran kann ich mich nicht erinnern. Ich habe schon mit allerlei außerderischen Wesen zu tun gehabt, aber nicht mit solchen. Aber es wäre sicher interessant zu wissen, ob man sie beschwören und zu Diensten zwingen kann."
Nachdenklich blickt Amirato auf seinen leeren Teller und in den ausgetrunkenen Humpen. Mit einem Winken in Richtung der Theke zeigt er an, dass hier erst einmal Abhilfe notwendig ist, bevor er sich gedanklich der 'Feenfrage' stellt.

OHH

Etwas erschrocken blickt Zulhamina zu dem großen Nachbartisch. Aus irgend einem Grunde hat die rothaarige Herrin, der vorhin so unwohl war, nun auf die Tischplatte geschlagen.
Das Gespräch mit dem Magus holt Zulhamina wieder zu diesem zurück. "Aber Herr, Ihr habt doch eben selbst vorgele...!" Huch, wie überaus vorlaut von ihr - wieder einmal! Bestimmt hat der Zauberer noch viel unangenehmere Möglichkeiten, solches zu bestrafen, als Mufat ibn Saiman. Besser, sie baut darauf, er möge sich nicht an fremdem Eigentum vergreifen, und unterstützt dies mit einer kleinen Ablenkung. "Ihr misstraut dem Briefeschreiber, Herr?"
Unwillkürlich schielt sie zu dem Huhn. Ob der Tischherr wohl etwas dagegen hätte, wenn sie jetzt einfach nebenbei weiteräße?

UK

Erst bildet sich ein mürrischer Blick auf dem Gesicht des Magiers, als er die Worte seines Gegenübers vernimmt, dann entspannt er sich jedoch kurz darauf wieder. Interessiert und ein wenig erstaunt mustert Amirato das Mädchen, dessen Scharfsinn ihn überrascht.
"Du hast recht. Das Ganze ist Feenwerk, also warum sollte eine Fee kundtun, dass sie kontrollierbar wäre. Nullhypothese - das Gegenteil ist viel eher der Fall. Interessant sind natürlich die Rahmenbedingungen für die Invokation, insbesondere da Feen doch aus einer Halbsphäre stammen."
Nach diesem Monolog, der eher für Collega an einer Akademie der magischen Künste gedacht war, mustert Amirato Zulhamina genauer und bemerkt ihren Blick auf das Huhn. Verkniffen lächelnd schüttelt er den Kopf, als wenn er sich an alte, längst vergangene Zeiten erinnern würde. Zeiten, in denen er selbst einmal in einem goldenen Käfig gelebt hatte. "Iss ruhig weiter." Als Amirato den neuen Ankömmling im Gasthaus bemerkt, wendet er sich der Person zu und mustert diese. Erst oberflächlich, schließlich intensiv. "Was für eine seltsame Gewandung. Könnte fast eine Fee sein, fehlt nur noch der wahre Name", flüstert Amirato in nicht ganz ernsthaftem Unterton zu Zulhamina. "Wer das wohl ist?"

OHH

Nur ganz am Rande bekommt Zulhamina mit, wie am Nachbartisch mehrmals offenbar verschiedene Personen von ihrer Herrin sprechen. Unter weniger beanspruchten Umständen würde sie dies aus persönlicher Fehldeutung heraus sehr interessieren, ebenso der Vogel, welcher soeben den Schankraum von dort zum Tresen hin durchquert.
So zucken die Augen nur ob etwas labiler Aufmerksamkeit umher und bleiben letztlich dennoch immer auf den Magus konzentriert. Welch verwirrende Rede mit so unverständlichen Begriffen! So sind sie eben, die Herrschaften. Nicht allein, doch insbesondere die Zauberer, wie man hört. Trotzdem kann sie darunter die Kernaussage, die Begründung des Anzweifelns der Feenbehauptung erkennen und nachvollziehen, weswegen sie auch brav dazu nickt.
Essen? Ach ja.
Doch während die Hände wieder zugreifen, lenkt Zulhaminas Tischherr ihre Blicke bereits auf ein neues Ziel. Feen hat sie sich doch irgendwie anders vorgestellt - eben dschinnhafter. Wie immer das auszusehen haben mag, ist sie doch noch keinem begegnet. "Sehen Feen wie Bettler aus, Herr?" bleibt die zwangsläufige Schlussfolgerung.

UK

"Bettler", wiederholt Amirato lachend seine Tischnachbarin. Er hat wohl vergessen, dass Zulhamina aus einer Kultur kommt, in der sich Macht und Einfluss allein durch das Aussehen und die Prunkhaftigkeit der Gewänder definieren. Seufzend erinnert er langatmige Lehrstunden über Illusionen und manch schwache Kausalität zwischen Sein und Schein.
"Nicht immer ist das, was vor uns steht, das was es zu sein scheint." Diese nebulösen Worte werde nicht genauer erklärt; seine Aufmerksamkeit lenkt der Magier auf das Gespräch zwischen Tesden und der Frau, die sich Wind nennt.

OHH

Kurz kann man eine kleine Falte des kritischen Nachdenkens auf Zulhaminas Stirne sehen. Dann heben sich die Brauen. "So wie der Glücksbrief, Herr? Meint Ihr, die Fee gehört zu dem Gaukler?" Warum geht sie dann nicht zu dem großen Tisch, zu ihm?
In den Fingern lässt sich das Hühnerfleisch aller Ablenkung zum Trotze nicht so leicht vergessen wie auf dem Teller. Und da der Tischherr es erlaubt hat, schiebt sie es sich nun zwischen die Zähne - freilich nicht, ohne dem Manne ihre Aufmerksamkeit durch große Augen zu bekunden.

UK

"Ich glaube das Thema mit den Feen lassen wir für heute lieber auf sich beruhen", wirft Amirato nach langer Denkpause zurück - sich bemühend, nicht doch hin und wieder den Rücken zu drehen, um verstohlen in Richtung der Theke zu der seltsamen Frau zu schielen. Wind scheint sie zu heißen, das hat er noch mitbekommen. Was sie wohl mit dem Wirt bespricht?
Dieser nagende Gedanke lässt sich zum Glück recht schnell unterdrücken, als Amirato die Magd mit dem Humpen Bier sieht. In der Hoffnung, dass diese ihn bemerkt, hebt der Magier seine Hand. Das Wort erheben oder gar Aufstehen ist erst einmal nicht angebracht, dafür sitzt Amirato zu bequem.

OHH

"Jawohl, Herr", erwidert Zulhamina brav, obgleich sie doch gern mehr darüber erfahren hätte. Jedenfalls tragen Feen - was immer sie nun genau sind und wie sie aussehen - sehr zu der Exotik dieses Landes bei.
Andererseits hat der Anblick des Tresens mit dem Wirt, dem zerlumpten Gast und dem auf dem Möbel herumspazierenden Papageien auch durchaus sehr vertraute Elemente.
Nebenbei setzt Zulhamina ihr Mahl nun wieder konsequenter fort.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: OHH 2011