Zu Bett

Autoren: Günter Hölscher, Oliver H. Herde, Tamara Schorn und andere

OHH

Die Kerze vor sich hertragend, mit der er bereits draußen umherspaziert ist, gelangt er nach wenigen Schritten bei der Treppe an und steigt empor, nachdem er den auf Knechtesbeinen wandelnden Gepäckstapel kurz gemustert und dann überholt hat.
Es ist nicht gar so einfach, den Rock zu raffen und mit derselben Hand einen Stab um die Ecke zu führen, ohne überall anzuschlagen, doch schließlich biegt Yashkir um die weitere Ecke und erblickt den langen Gang, dessen Verstopfung in Gestalt des Priestergauklers und eines weiteren Gastes sich gerade durch den Vorhang am anderen Ende entsorgt.
Fast die gesamte Zeit, die Yashkir den Gang entlang benötigt - und um der Kerze Willen hat er einen gemäßigten Schritt eingelegt - hört er die Stimme des Dicken, als trüge jener dem anderen eine Abendandacht oder Predigt vor.
Mit dem Stabe den Vorhang beiseiteschiebend, tritt der Verschleierte in den Schlafsaal ein, nickt den beiden Anwesenden nur zu und steuert erst einmal sein Bett an.

TS

Gebannt hört Samuel der Erzählung Rudeblads zu. Das Eintreten des Verhüllten nimmt er scheinbar nicht wahr, oder er ignoriert es, um nicht abgelenkt zu werden.
Nachdem Rudeblad seine Erzählung beendet hat, nickt Samuel kurz. Er scheint noch einen Augenblick in der Geschichte verhaftet oder denkt über deren Aussage nach.
Hörbar atmet er ein. "Meint Ihr, wenn ich ich nur recht auf mein Tun besinne, könnte ich auch solch schöne Dinge schaffen? Es kommt also nur darauf an das versteckte im Holz zu finden?" Wieder denkt Samuel einen Augenblick mit leerem Gesichtsausdruck nach. "Aber ist eine Woche Fasten nicht etwas aufwendig für jedes Stück, das ich als Tischler anfertigen soll? Ich meine, ein Tischler oder Schreiner hat doch allerhand Aufträge." Noch ein Augenblick, in dem es hinter Samuels blasser Stirn arbeitet, seine Miene wandelt sich am Ende des Gedankengangs fast ins Erschrecken. "Was ist, wenn ich zum Beispiel einen Stuhl fertigen soll, aber ich finde kein Holz, das ein Stuhl werden will? Was ist dann mit meinem Auftrag? Wisst Ihr auf derlei Fragen eine Antwort?"

GH

"Nun", antwortet der Bruder zögernd, sichtlich von der ernsten Anfrage des Jünglings bewegt, wobei er wiederum einen kurzen Moment die Augen schließt, um die Konzentration aufrecht zu erhalten. Das Eintreten des Südländers scheint auch er nicht zur Kenntnis zu nehmen, als er fortfährt: "Ganz sicher wird nicht jede Handwerksarbeit zu einem solchen Meisterstück werden, wie Luthen es schuf. Aber ich denke, der Weg, den er einschlug, ist dennoch richtig", öffnet er die Augen wieder und wirkt nun so, als blicke er auf irgendeinen weit entfernten Punkt.
"Um Eure Frage letztgültig beantworten zu können, müsste ich selber schon den Status der Vollendung erreicht haben, ganz wie jenes Bild der Herrin. Seht einmal, mit uns Menschen ist es vielleicht ganz ähnlich, wie mit jenem Baum. Es gibt gewiss ein verborgenes Bild, das in uns angelegt ist. Dennoch muss es sich langsam herausschälen, oder es muss jemand kommen, der es in uns entdeckt. Vielleicht ist in Euch das Idealbild eines Meisterschnitzers angelegt, oder in mir das eines Geweihten. Vielleicht auch etwas völlig anderes. Und dennoch sind wir es noch nicht - und werden die Vollendung vielleicht nie erreichen. Aber das ist kein Grund traurig zu werden, meine ich. Annähern können wir uns doch.
Ich denke, die Geschichte handelt nicht nur von der Meisterschaft in einem Handwerk, sondern auch von der Kunst der Überredung und Verwandlung. Sicherlich wusste der Baum, den Luthen erblickte, nicht, dass er ein Bildnis der Göttin werden sollte - sonst hätte die Herrin ja auch ein solches vom Himmel fallen oder aus der Erde wachsen lassen können statt eines Baumes. Aber mittels der inneren Sammlung, konnte Luthen offensichtlich das finden, was in dem bestimmten Stamm angelegt war, das Holz gleichsam zur Hingabe und zum Sterben 'überreden' und es dann verwandeln. Offensichtlich hat er es nicht in die Form gezwungen, sondern das Holz spielte mit.
Und bei kleineren Arbeiten müssen es vielleicht ja gar nicht sieben Tage Fasten sein, die Ihr aufwenden müsst, um diese Sammlung zu erreichen. Wichtig scheint mir vielmehr die regelmäßige Übung an jedem Tag zu sein, wenige Augenblicke Stille und Besinnung zu einer bestimmten Zeit täglich, um die inneren Augen zu üben. Obwohl ich das täglich übe, täusche ich mich oft in meinen Einschätzungen der Menschen - aber was vielleicht viel wichtiger ist: Ich meine sehr oft einen guten Kern in ihrem Inneren zu erkennen.
Mag sein, Ihr habt ein Stück Holz, das kein Stuhl werden will. Aber Ihr entdeckt dann in ihm, das es zur Verwandlung angelegt ist. Dann kann womöglich doch das Zweitbeste geschehen: Dass Ihr das Holz durch Eurer Hände liebevolle Arbeit überredet, doch ein Stuhl zu werden. Vielleicht ist es meine innere Bestimmung gewesen, ein Gastwirt zu werden, wie mein Vater. Doch die Zeit hat es anders gefügt, ich wurde Geweihter. Vielleicht werde ich nie ein meisterlicher Seelsorger oder ein erleuchteter Mystiker. Gleichwohl kann ich dann doch der Herrin mit kleineren Gaben dienen, so wie jenes Stück Holz als Stuhl gute Dienste tut, obwohl es vielleicht zum Dachbalken bestimmt war. Ich glaube, wichtig ist es dann nur, nicht unzufrieden mit sich und der Welt zu werden, sondern lieber das Zweitbeste zu tun, als zu verzweifeln.
Mangelhaft sind wir und alle Dinge, die Dere hervorbringt - sicher ist mir nur: Wir gehen auf ein Ziel zu, an dem wir arbeiten, worauf wir uns einstellen können - wenngleich wir nicht sehen können, wie und wann wir es erreichen... Und wenn Ihr einen anderen Weg einschlagen sollt, als den jetzigen, werdet Ihr das mittels Eurer inneren Augen auch irgendwann erkennen, wenn Ihr ihnen folgt."
Noch einmal räuspert der Priester sich und wird dann gelöster: "Das war jetzt sehr viel - und ich weiß nicht, ob es für Euch stimmt. Denn ganz sicher müsst Ihr Eure Erfahrungen an Eurem Ort machen. Ich wünsche Euch nur von Herzen, dass Euch das gelingt!" Achtungsvoll und ermutigend nickt er Samuel zu.

OHH

Der erste Blick Yashkirs gilt dem Bettlaken. Welch Erleichterung, der Fleck ist fort! Beruhigt lehnt der Vermummte seinen Stab an und stellt die Kerze ins Fenster.
Dann wendet er sich der Truhe zu, wobei er das höchst eigenwillige Gespräch mitanhört. Zweifellos, der Gaukler will nun auch diesem armen Handwerksburschen einen Bären aufbinden! Dennoch sind manche Aspekte philosophisch nicht ganz uninteressant.
Der eine Koffer wird herausgehoben und geöffnet. Viele zusammengefaltete Stoffe, zumeist seidig glänzend, liegen hier aneinandergereiht wie Bücher in einem Regal. Wohl wenigstens zwei von dreien sind schwarz, doch auch rot, violett und vereinzelter gelb, weiß, blau und grün sind zu finden.
Nachdenklich schaut Yashkir hinein, denn er braucht Zeit, sich zu entscheiden und dann das richtige überhaupt zu finden - viel Zeit, in welcher der Dicke ihn mit endlosen Reden immer wieder ablenkt. Wann wohl jemand ihn entdeckt?
Während noch seine Finger, die er von den Handschuhen befreit hat, über die Stoffe streichen, erwägt er, in welchen Fällen er selbst wohl das Zweitbeste ertragen könnte und in welchen nicht. Wie genügsam und gutmütig er sein kann - unter bestimmten Voraussetzungen!
Wie schade, dass es für seine Lieblingsnachthemden zu kalt ist! so wird eines aus Bausch herausgezogen, dann der Koffer wieder in der Truhe verstaut.
Der wahrste Satz kommt fast zum Schlusse. Yashkir muss sich sehr beherrschen, über 'das war jetzt sehr viel' nicht zu lachen. Breit lächelnd, was man unter seinem Schleier zum Glück nicht sieht, entfaltet Yashkir das Nachtgewand und breitet es über das Bett. Dann zieht er sich das Turbantuch vom Haupte, den beiden Herren im Saale den Rücken weiter zugewandt.

TS

Nachdem der Priester seine Ausführugen beendet hat, blickt ihn Samuel an. Auf das Nicken antwortet er mit einem vielleicht noch etwas zaghaften, aber dennoch Hoffnung und Vertrauen ausstrahlendem Lächeln. "Ich danke Euch. Ich werde diese Geschichte als einen Anreiz und Vorbild behalten. Hoffentlich kann ich aus Euren Worten lernen. Werde mich um Sammlung und Konzentration bemühen, wenn ich arbeite."
Plötzlich wird Samuels Antort von einem herzhaften Gähnen unterbrochen, das gleich hinter einer Hand versteckt wird. "Es muss schon spät sein. Ich denke, ich gehe nun doch nicht mehr in den Schankraum hinunter. Es wird wohl schon längst Schlafenszeit sein. Was meint Ihr?" Seine Stimme wandelt sich dabei vom philosophisch-getragenen zum leichten Plauderton.

GH

Während er bei Samuels Antwort nickt und den Worten des jungen Mannes nachsinnt, reißt ihn weniger der Wechsel des Tonfalls als vielmehr ein bestimmtes Wort aus seiner Ruhe: 'Schlafenszeit? Ist es schon so spät?' Bei aller Unruhe und Aufregung des heutigen Abends hat er dies gar nicht richtig wahrgenommen.
"Jaja, Ihr habt wohl recht", gibt er dem Jüngling etwas nervös zurück. "Ich will nur noch kurz nach unten, meine zweite Tasche holen und mich dann auch zur Ruhe begeben. Auch für mich ist es an der Zeit. Habt im übrigen keine Sorge, mein Gepäck schaffe ich diesmal allein, wenn ich kurz meine Lampe an Eurer Kerze entzünden dürfte."
Der Geweihte beugt sich zu seinem Rucksack und holt nach einigem Kramen eine tönerne Öllampe daraus hervor, deren Öffnungen praktischerweise mit Pfropfen aus Kork verschlossen sind. Diese zieht er ab, hat nach einem kurzen Augenblick den Docht zu fassen und entzündet ihn an Samuels Kerze.
"So, dann will ich mal gehen. Es hat mich gefreut, mit Euch zu sprechen. Vielleicht finden wir morgen noch Zeit für weitere Worte. Erst einmal wünsche ich Euch eine gute und erholsame Nachtruhe! Und Euch auch, Eure Magnibilität", wendet er sich kurz an den Brabaker. Er verbeugt sich darauf leicht vor dem Wandergesellen, im Begriff, den Weg in den Schankraum anzutreten.

TS

Schweigend schaut er dem Geweihten zu, wie dieser die Lampe hervorholt und anzündet. Die Verbeugung beantwortet Samuel mit den Worten "Ich wünsche Euch eine angenehme Nachtruhe" und noch einem verstohlenen Gähnen. Als sich Rudeblad zum Gehen wendet, nimmt Samuel die Kerze wieder auf, bleibt aber noch stehen.

OHH

"Auch Euch!" erwidert Yashkir sich kurz umwendend. 'Falls Ihr je welche findet.'
Dann schaut er sich nach einem geeigneten Plätzchen für seine Sachen um. Nur der Truhendeckel kommt hierfür in Frage, also landen Handschuhe und Turbantuch dort, zudem auch der Ledermantel. Ein Halstuch folgt. Aus dem Rock zu steigen, benötigt Yashkir allerdings etwas mehr Zeit.

GH

Nach seiner Verabschiedung wendet sich der Dicke ab, tritt auf den Vorhang zu und zieht ihn mit der rechten Hand beiseite - vorsichtig wohlgemerkt, soll es doch durch das offene Licht in seiner anderen Hand nicht doch noch zu einem Brand kommen.
Schon halb in den Durchgang getreten, dreht er noch einmal kurz den Kopf und flüstert in den Raum zurück: "Also - Gute Nacht dann!"
Jenseits der Öffnung lässt er dann den Vorhang zurückfallen.

TS

Noch einen Moment blickt Samuel Rudeblad hinterher, bis dieser durch den Vorhang verschwunden ist, die letzten Worte des Geweihten bedenkt er mit einem leisen Gemurmel, das man ebenfalls als ein "Gute Nacht" interpretieren könnte.
Samuel dreht sich bedächtig um, macht sich auf den Weg zum anderen Ende des Schlafsaals zu seinem Bett. Dabei balanciert er die Kerze und seine Holzstücke vorsichtig in den Händen. Auf die letzten Meter werden seine Schritte sichtlich schneller. Offensichtlich sind zwei Gegenstände in einer Hand etwas zu viel, so dass diese ins Rutschen geraten. Gerade noch rechtzeitig erreicht er sein Bett.
Nach einigem Herumgekrame wechselt er seine Kleidung zu einem Leinenhemd. Das Hemd ist dem Jungen viel zu groß, die Hände sind in den Ärmeln verschwunden, der Ausschnitt lässt beide Schlüsselbeine sehen, das Hemd reicht ihm fast bis zu den Knien. Samuel sieht in diesem Hemd fast aus wie ein kleiner Knabe, der sich an den Sachen seines Vaters bedient hat.
Nun nimmt Samuel die Kerze, nimmt sie mit zum Kopfende des Bettes. "Gute Nacht", wüncht er noch einmal, dem anderen Gast geltend. Samuel zieht die Bettdecke zurück, setzt sich ins Bett, bläst die Kerze aus, die er dann auf den Boden stellt. Danach kuschelt er sich mit einem letzen Gähnen in die Kissen.

OHH

Dem Geweihten gilt nur ein kurzes Nicken, da Yashkir nicht vorhat, Nachtwünsche mehrfach zu vergeben.
Unter dem Rock erscheint eine schwere Lederhose. Versonnen streift Yashkir mit den Fingern über die seitlichen Schnürbänder, die lang herabbaumeln, doch es ist eine flüchtige Bewegung. Im warmen Bett kann er auch noch träumen!
Die eiligen Bewegungen des anderen Gastes bemerkt er sehr wohl, da er in dessen und seines Bettes Richtung steht. Erstaunlich, wie schnell sich manche ausziehen können, aber der hat ja auch fast nichts an. Allein die Vorstellung jagt Yashkir wieder eisige Schauer über die Haut. Und auch jener bekommt wieder nur ein freundliches Nicken auf den schon hinreichend gehörten Nachtgruß.
Die Hose folgt dem Rock, dann die Schärpe. Anschließend schält sich Yashkir angestrengt aus seinem eigentlich weiten, doch höchst unflexiblen Lederhemd. Zwei aus Bausch und eines aus Samt müssen ebenfalls entfernt werden.
Ein ärmelloses Seidenhemdchen bleibt übrig, über das Yashkir das lange Nachthemd zieht - allerdings zunächst nur bis zur Hüfte, um noch aus der Samthose herauszukommen. Anschließend zeigt sich auch, warum: Es reicht ihm bis zu den Knöcheln hinab und ist insgesamt recht enganliegend geschnitten.
Schlussendlich schaut er an sich herab und vom Bett zur Truhe und wieder zurück. Hat er soweit alles? Etwas zum Trinken wäre gut gewesen, falls er des Nachts aufwacht. Aber jetzt nochmal in diesem Aufzug hinuntertrippeln, möchte er nun auch wieder nicht.
So vollführt er nur ein paar kleine Schritte vom Fußende des Bettes empor, um unter die Bettdecke zu schlüpfen. Fröstelnd rollt er sich darin bis zum Halse ein. Doch sogleich muss er sich wieder aufrichten, um die Kerze auszublasen. Leise vor sich hin ächzend und seufzend, müht er sich im Finsteren um eine optimale Liegeposition, was das Bett noch ein kleines Weilchen knirschen lässt.
Auch nach einem kleinen Weilchen der Konzentration will es dem Südländer nicht so recht warm werden. Da hilft es auch nicht, dass die Bettdecken dicker als in den Seereichen, Dschungelnationen und Stadtstaaten sind. Folglich richtet er sich noch einmal auf und rutscht zum Fußende hinunter, um auf der dortigen Truhe nach dem unter all der Kleidung vergrabenen Mantel zu tasten. Die meisten Gewandungsteile scheiden schon nach oberflächlicher Berührung aus, doch leicht könnte man in nächtlicher Blindheit Umhang und Rock verwechseln. Zudem muss Yashkir schon bald eingestehen, dass er das Herunterfallen vor allem kleinerer Dinge nicht verhindern kann, ebenso wie es in der Dunkelheit schwierig sein dürfte, sie alle zu finden und geziemlich ihrem Werte wieder fein zusammenzulegen. Wenigstens dürfte der Boden hier oben nicht so verschmutzt sein wie sicherlich unten im Schankraum.
Nachdem er endlich gefunden hat, was er suchte, sortiert er sich wieder im Bette zurecht, Decke und Mantel werden hier und da geradegezogen, dann rollt er sich wieder ein und seufzt angestrengt.

TS

Samuel öffnet noch einmal die Augen ob der Unruhe im Schlafsaal. Er schaut in den Raum hinein, ob er den Störenfried ausfindig machen kann. Doch Samuel sieht nichts - es ist schließlich dunkel im Schlafsaal. Mit einem leisen Seufzen dreht er sich auf die Wand des Schlafsaals zu, noch einmal kuschelt er sich zurecht, dann herrscht Ruhe im Bett.

OHH

Derweil sein Körper langsam zur Ruhe kommt, saust der Geist Yashkirs wie üblich an den Dingen vorüber, die ihn an diesem Tage beschäftigten oder morgen mutmaßlich beschäftigen werden: Die Reise, die Leute im Gasthaus... Wenn er das nun recht verstanden hat, wird er also vier Begleiter morgen haben. Es ist schon eine ungewöhnliche Gauklertruppe, die er sich da angelacht hat! Andererseits sind es garade diese Menschen, die ihn reizen, ist er doch selbst nicht unbedingt ein Durchschnittmensch, nicht einmal ein Durchschnittsmann oder Durchschnittsscharlatan.
Seine Gedanken wandeln mit zunehmender Entspannung weiter und suchen ihrerseits nach einer solchen. Schnell ist ist ein Thema gefunden, das Yashkir einen Hauch von Geborgenheit vermittelt. Wieder sieht er das Halsband mit den hübschen echsischen Symbolen an der Wand des Schankraumes hängen. Doch schon wird es von zarten Händen herabgenommen und ihm sanft umgelegt. In seiner Vorstellung sind ihm die Handgelenke bereits auf dem Rücken gekreuzt zusammengebunden. Er lächelt still - im Traumbild wie auch in der Realität.
Behutsam fixiert die Frau mit einem weiteren Seidenband die Handfesselung an der Hüfte, wobei der Schlussknoten außerhalb der Reichweite der Finger vorn auf dem Bauche angebracht wird.
Wer diese Traumfrau ist? Yashkir hat kein klares Bild von ihr, da er ihr seines Wissens noch nicht begegnet ist. Natürlich könnte er sich das gesicht seiner Lieblingspiratin Zylya vorstellen - oder das irgendeiner netten Dame aus dem Schankraum. Doch es kommt ihm weniger darauf an, wer sie ist, als was sie für ihn empfindet.
Während sie im Wachtraume auch die Oberarme unter gefühlvollem Drucke an den Körper bindet, dreht er sich auf den Bauch. Schon ragen seine Füße ob der nun gestreckten Körperlage unter der Decke hervor, und auch die linke Schulter liegt nun bloß der Kühle des Schlafsaales ausgesetzt. Warum müssen immer alle Betten für Zwerge gebaut sein!?
Fast ist Yashkir, als hielte ihn Boron so fest im Griff, dass er schon deswegen nicht einzuschlafen vermag. Wäre er doch gestern Nacht zu Bett gegangen, als diese Handvoll Leute die ohnehin wunderliche Tsafeier ohne Tsasignor durcheinanderbrachten! Was hat ihn nur geritten, sich bei der Suche nach irgendwelchem Kochgeschirr zu beteiligen? Er ist einfach zu gutmütig! Wenigstens ist die Tante oder Mutter des Signors - das hat er nicht so recht überblickt - nun wohl wieder bei Kräften. Auch wenn er davon nur aus Hörensagen weiß.
Ächzend dreht er sich auf die rechte Seite, da die andere ihm auch ohne das Pochen schon flach genug gelegen vorkommt. Die Übermüdung hat seine Sinne so sensibilisiert, dass ihm selbst das Kopfkissen wie ein etwas weicheres Brett vorkommt.
Das kann ja morgen eine heitere Weiterreise werden!

HCL

Mandragon kommt in den Schlafraum. Dort stellt er die Kerze auf dem Boden neben seiner Schlafstätte ab. Dann räumt er recht geräuschvoll seine Ausrüstung ab. Etwas steif macht er es sich bequem und löscht die Kerze. Der Söldner gehört zu den glücklichen Menschen die überall und jederzeit schlafen können. Ein Eigenschaft, die er sich auf langen Tagen des Marsches und es Wache stehens angeeignet hat. Und so ist nach ein paar Augenblicken lautes Schnarchen zu vernehmen.

GH

Der Vorhang schwingt hinter ihm zu, und der Wohlgenährte lässt mit einem dumpfen Laut den Sack neben dem anderen an seinem Bett zu Boden gleiten. Das Lämpchen wird leise auf die Truhe gestellt. So beugt er sich nieder, öffnet die eben abgestellte Lasttasche und beginnt in ihr, nach seiner Nachtgewandung zu wühlen.
Ein zylindrischer Lampenschutz aus schwarzem Metall wird über die Lampe gestülpt, so dass ihr Licht nur noch gedämpft darunter hervorleuchtet und hoffentlich niemanden weckt. Bevor er wieder ans Einräumen geht, wirft der Bruder einen letzten Blick in den Sack - und holt noch eine lange weiße Zipfelmütze daraus hervor. Sie landet neben Nachthemd und Stoffbär, dann wird so leise wie möglich das Unbenötigte wieder im Sack verstaut.
Ein wenig stöhnend, lässt der Priester sich nach dem Umziehen auf der Bettkante nieder, was die Lagerstatt mit einem deutlichen Knarren beantwortet. Dann hebt er die Beine und dreht sich rasch ins Bett, wobei er gleichzeitig díe Bettdecke über sich zieht, abermals vom Ächzen des Bettgestells begleitet. Ein paar Mal ruckelt er unter leichtem Knarzen noch hin und her, dann endlich liegt er gut und nimmt den Stoffbären in den Arm.

OHH

Nun tummelt sich auch noch so ein rücksichtsloser Nordlandbarbar im Saal! Yashkirs einziger Trost ist, dass dieser Mensch bei seinem Benehmen sicherlich nicht alt werden wird. Ein anderer Barbar wird ihm eines Tages den Schädel einschlagen - völlig zu recht.
Was denn, nun schläft er bereits!? Wie ungerecht die Welt doch ist! Wäre Yashkir bereits entschlummert, würde ihn das Schnarchen kaum stören können, doch so hält es ihn noch tatkräftig weiter davon ab. Dagegen ist das stillebewusste Rascheln und Wursteln des Gaukelpriesters regelrecht anhgenehm.
'Rastullah, hilf einem Verzweifelten! Dein Sohn Boron ist offenkundig nicht dazu in der Lage.'
Als habe man ihn endlich erhört, sinkt der geplagte Südländer nach einer Weile immerhin in einen Halbschlaf, den das späte Herumgeistern anderer Gäste nur noch geringfügig erschüttert. Immer tiefer sackt er in diesen für ihn eher beunruhigenden Schwebezustand zwischen konfuser Wachheit und verworrenen Traumbildern, in denen die Gesichter des Tages mit unerfüllten Phantasien ebenso wie mit Befürchtungen verschwimmen.

Weiter...


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Redaktion und Lektorat: OHH