Von Liebe und Adel

Verfasser: Matthias von Zedlitz, Oliver Baeck, Oliver H. Herde, Volker Weinzheimer und andere

MvZ

Zaünin pustet kühlend auf ihren Tee. Ihr Blick wandert dabei zwischen den essenden Menschen am Tisch herum.

OB

Wahrscheinlich ist Floris mit den Gedanken wirklich weit weg, im Bornland nämlich. "Fast wie zuhause", murmelt er zwischen zwei Löffeln seiner Suppe.

OHH

Derweil die letzten Krümel sich im Mundraum auflösen oder von der Zunge zwischen den Zähnen aufgestöbert werden, beteiligt sich Reska an Zaünins Beobachtungen.
Floris' Bemerkung erinnert an die Gegenfrage, zu welcher Reska vorhin nicht mehr gekommen ist. "Was führt Euch so weit fern der Heimat?" Fast scheint der Hals selbst etwas überrascht über die unvermutete Frage, da sich die Stimme mit den ersten Silben noch rauh anhört.

OB

"Ursprünglich waren es Geschäfte, da war ich noch ein Jungspund", antwortet Floris auf die Frage der Norbardin. "Es ist dann aber etwas dazwischengekommen." Das leichte, aber wahrhafte Lächeln zeigt, dass es wohl nichts Unangenehmes war, das ihm dazwischengekommen ist.

MvZ

"Liebe", mischt sich Zaünin mit einer Mutmaßung ein und pustet dann wieder auf ihren Tee.

OHH

Derweil sich die eine Braue hebt, sinkt die andere eher ein wenig ab. Möglicherweise sind Floris' Motive ja präzise die Gegensätzlichen zu Reskas? Wenn er mehr darüber verraten möchte, wird er dies wohl tun, zumal Zaünin bereits so etwas wie einen Einstieg hierzu bietet.

OB

"Genau die", bestätigt Floris die ausgesprochene und unausgesprochene Vermutung seiner beiden Tischgenossinnen. "Wenn auch etwas unerwartet."

MvZ

"Dann werdet Ihr auch weiterhin der Heimat fernbleiben", mutmaßt Zaünin weiter, "oder zusammen mit Eurer Liebe dorthin zurückzukehren."

OHH

Gibt es denn erwartete Liebe? Reskas Blick verrät zu diesem Punkte höchste Skepsis. Aber Zaünin tut alles Nötige für weitere Informationseinholung; da muss man sich nicht einmischen. Als stiller Beobachter bekommt man in der Regel viel mehr mit. Wenn dann noch etwas fehlt, kann sich Reska immer noch regen - allerdings wird hier ja nun nicht gerade über Dinge gesprochen, welche noch für andere als Floris und seine Liebschaft grundwesentliche Bedeutung tragen dürften.

VW

Horathio isst langsam seine Suppe. Jungspund. Das ist Floris eigentlich immer noch. Aber gut. Er selbst zählt sicherlich nicht als Messlatte. Ansonsten hört er zu und schweigt. Das entspricht ganz seiner Aufgabe und noch besser seinem Selbst.

OB

"Vermutlich ersteres", antwortet Floris zwischen zwei gelöffelten Happen. "Es hat uns an andere Orte verschlagen."

MvZ

Zaünin legt den Kopf schief. "An mehr als einen Ort? Seid Ihr dann auch Aves-Geweihte?"

OB

Floris muss bei der Vorstellung ein wenig schmunzeln. "Nein, keine Aves-Geweihten. Wir sind sesshaft. So sehr man sesshaft sein kann, wenn man sein Leben auf drei verschiedene Orte aufteilt."

MvZ

Zaünin legt ihren Kopf zur anderen Seite schief. "Wieso sind es drei Orte?"

OB

"Es hat sich so ergeben, einer nach dem anderen", antwortet Floris. "Das kann bei Geweihten passieren: Man übernimmt eine Aufgabe, dann bekommt man eine neue dazu, aber will oder kann von der vorherigen nicht lassen."

MvZ

Zaünins Kopf zuckt rasant von links nach rechts, von vorn nach hinten und diagonal, während sie nachdenkt. "Eure Liebe gehört der Boronkirche an", schlussfolgert sie schließlich.

OHH

Ein amüsiertes Lächeln umspielt Reskas Lippen beim aufmerksamen Verfolgen des Gespräches. In Zaünins Kopf scheinen die Gedanken wie Geschosse an den inneren Schädelwänden abzuprallen und somit drastisch ihren Kurs zu wechseln. Dazu würde fast ein weiteres Käsetörtchen passen. Oder besser noch ein paar Augenblickchen warten und dann ein richtiges Abendessen?

OB

"Ich sagte ja: unerwartet", antwortet Floris auf die offenbar völlig richtige Vermutung der Heilerin.

MvZ

Zaünin wundert sich, dass Floris das Unerwartete an seiner Liebe betont. Schließlich fragt sie nach: "Ist das außergewöhnlich? Nachdem ich Priesterin wurde, waren viel mehr Männer an mir interessiert, wenn ich paarungsbereit war, als zuvor."

OB

Floris führt gerade den nächsten Löffel Eintopf zum Mund, als die Heilerin das Gespräch wieder in eine sehr eigenwillige Richtung lenkt. Schnell bugsiert er die Suppe in den Mund, um sich ein bisschen mehr Zeit zum Sortieren und Antworten zu verschaffen.
"Tsa ist ja auch die lebensspendende Göttin", erwidert er dann. "Boron ist der Gott des Todes, des Schlafes und des Vergessens. Da ist es vielleicht doch eher unerwartet, dass seine Geweihten sich dauerhaft an Derisches binden."

MvZ

Zaünin denkt wieder kurz nach. Dann erwidert sie ruhig: "Auch wenn sich Sterbliche mit Göttern befassen, bleiben sie Sterbliche und haben Bedürfnisse wie andere Sterbliche."

OB

"Das ist wahr", antwortet Floris, "aber nicht unbedingt auf den ersten Blick einsichtig. Und es gibt nun einmal Kirchen, deren Geweihte den Menschen stärker zugewandt sind - wer der Travia dient, hat meistens eine Familie um sich herum."
Er legt den Löffel kurz ab. "Aber sei es, wie es sei - es geht ja nicht um die Boronkirche als Ganzes, sondern um einen Menschen aus ihren Reihen."

OHH

Zögerlich lassen sich die Gedanken auf das eigentliche Gesprächsthema zurück lenken. Es geht folglich um eine Priesterin - oder einen Priester - des Totengottes. Solche lassen sich in der Tat ganz allgemein weniger leicht in einer Lebensbeziehung vorstellen. Zudem bietet Floris einen eher lebensbejahenden ersten Eindruck. Doch solches fachkundig zu beurteilen, ist es für Reska noch viel zu früh.

MvZ

"Und zu diesem Menschen seid Ihr unterwegs", stellt Zaünin fest.

VW

Hinter dem Löffel mit der Linsensuppe verbirgt sich ein Grinsen. Weit gefehlt, junge Frau. Oder besser: Falsche Richtung...

OB

"Nein, tatsächlich nicht", erwidert Floris. "Ich bin auf einer Pilgerreise."

MvZ

"Wohin?" fragt Zaünin unverblümt. Sie fühlt sich in ihrem Verdacht bestätigt, dass in der Nähe ein Boron-Heiligtum sein muss.

VW

Horathio blickt kurz in Richtung der Sprecherin. Sie will viel wissen. Verdammt viel.

OB

"Es gibt viele bedeutende Tempel der Zwölfe hier im Lieblichen Feld", erwidert Floris und fängt den kurzen Blick seines Reisegefährten aus dem Augenwinkel auf. "Wir waren in Vinsalt, Silas, Kuslik... nur Bethana fehlt uns noch."

VW

Horathio bemüht sich um eine ausdruckslose Miene. Er ist lediglich die Bedeckung. Und dass ein Pilgerzug im Namen der Kirche des Schweigsamen eher einer Bildungsreise gleichkommt, muss wohl nicht betont werden. Insofern ist sein Auftrag interessant. Und er muss sich beständig ermahnen, nicht in seiner Aufmerksamkeit nachzulassen. Unter den halb geschlossenen Lidern beobachtet er die ominöse Tischgefährtin, während er gesättigt die leere Schale in Richtung Tischmitte schiebt.

MvZ

"Ist Bethana in der Nähe?" will Zaünin wissen. Falls nicht, müsste sie ihre Theorie wieder verwerfen.

OB

"Einen Tagesritt von hier", erwidert Floris auf die Frage der Heilerin. Er wirft seinem Begleiter einen Seitenblick zu. "Wir nähern uns dem Ziel unserer Reise."
Besagter Blick schweift an Horatio vorbei kurz etwas weiter in den Schankraum. An der Theke steht die Soldatin in ihrem Wappenrock.

VW

Horathio nickt verstehend verstohlen kurz und... unterlässt es geflissentlich, sich in die angedeutete Richtung zu wenden.

MvZ

Ein Tagesritt. Das ist nahe genug, um zu begründen, warum sich gerade überdurchschnittlich viele Boron-Anhänger in dem Gasthaus tummeln.
"Vielleicht sollte ich den Tempel in Bethana dann auch einmal besuchen."

OHH

Es ist doch wirklich beachtlich, wie viele Fragen in einem Menschen stecken können - oder vielmehr aus einer unbedarften Echse heraussprudeln. Jedoch kommt dies Reska durchaus entgegen. So gibt es einmal mehr viel zu beobachten und anzuhören.
Sollte etwas Besonderes an der Soldatin sein? Dies könnte in vielem bestehen von der gemeinsamen Bekanntschaft bis hin zu ihrem Berufsstand. Für Reska gibt es allzu viele Möglichkeiten, als dass es sich damit jetzt schon zu beschäftigen lohnte.

VW

Horathio blickt auf das Gesicht der scheinbar jungen Frau, die anscheinend mehr ist als das, und nickt nachdenklich: "Bethana ist sicherlich eine Reise wert... aber wartet auf das Bardentreffen."

MvZ

Zaünins Kopf geht erneut in Schräglage. "Ein Bardentreffen im Borontempel?" Damit hätte sie nicht gerechnet. Aber vielleicht ist Musik ja der Ausgleich für das Schweigen, dem man in Boron-Tempeln so oft ausgesetzt ist. "Wann findet das statt?"

VW

Horathio schüttelt den Kopf: "Nicht im Boron-Tempel. In der Stadt selbst. Aber wann das das nächste Mal ist, kann ich jetzt auf Anhieb nicht sagen. Die Barden treffen sich alle vier Jahre vom 7ten bis 12ten Peraine in Bethana. Die restlichen Jahre findet das Treffen in Honingen, Norburg oder Zorgan statt. Aber in den Tagen des Treffens wird überall in der Stadt Musik gemacht, gesungen und getanzt."

MvZ

"Überall in der Stadt", wiederholt Zaünin, "außer im Boron-Tempel." Die Heilerin nickt verstehend.

OB

"Ich könnte mir das auch nicht merken", ergänzt Floris zu den Schwierigkeiten seines Begleiters bei den Terminen für das Bardentreffen. "Alles zu weit weg von Punin."

OHH

Selbst mit sicherer und fester Zeitangabe wären die Bardentreffen für Reska momentan nur sehr am Rande bedeutsam, da alles so sehr nach Urszula auszurichten ist. Zudem bleibt die Frage, ob man bei einem solchen denn unbedingt so viel mehr oder Besseres zu hören und sehen bekäme als ohnehin auf jeder Reise und in jeder größeren Stadt. Wie oft sind es gerade die zufälligen Ereignisse, die das Leben so viel mehr bereichern als die mühsam angestrebten!

MvZ

Zu weit weg von Punin? Zaünin versteht nicht, was das mit den Stadtfesten zu tun hat. Schließlich kommt ihr eine Idee. "Also kommen die Barden jedesmal aus Punin?"

OB

Nun schaut Floris seinerseits verständnislos drein. "Wieso sollten sie das?"

OHH

Reska wollte schon in ein Schmunzeln ausbrechen und hatte eigentlich mit einer Antwort im Sinne von 'Nein, ich' gerechnet. Entsprechend hüpfen die Brauen etwas in die Höhe. Vielleicht handelt es sich ja sogar um ein dreiseitiges Missverständnis.

MvZ

"Weil Ihr sagtet, es sei weit von Punin zu diesen Städten", sagt Zaünin. Offensichtlich hat sie die falsche Schlussfolgerung gezogen, aber vielleicht hilft diese Erklärung Floris dabei, Worte zu finden, die für sie verständlicher sind.

OB

"Ja, das bedeutet", antwortet Floris, "dass man in Punin davon nicht viel mitbekommt. Die Barden und Spielleute werden es wohl schon wissen, und die reisen nicht über Punin, wenn es nicht auf dem Wege liegt oder sich der Abstecher lohnt."

MvZ

Zaünin blinkt einige Male mit den Augenlidern, während sie zu begreifen versucht, was das alles mit Punin zu tun hat. Sie ruft dich in Erinnerung, was sie über Punin gehört hat, und schließlich fällt der Heller: "In Punin ist der Haupttempel einer der zwei Boron-Kirchen. Richtig?"

OB

Auf eine theologische Debatte über seinem Teller Kohlsuppe möchte Floris lieber verzichten. Ein einfaches Nicken kommt aber - so borongefällig es möglicherweise wäre - an dieser Stelle nicht in Frage. "In Punin ist der Haupttempel der Boronkirche, das Gebrochene Rad. Dort residiert der Rabe von Punin als Oberhaupt der Kirche, ja."

OHH

Irgendwie scheint man vom ursprünglichen Thema abzukommen. Dies ist nicht ungewöhnlich bei jeglichem Gespräch, doch verspürt Reska einen gewissen Unwillen bei Floris, irgendeine Anspannung oder Unzufriedenheit. Sollte Zaünin schon wieder in ein Fettnäpfchen gesprungen sein? Dann bliebe zu hoffen, dass sie nicht gleich noch tiefer darin eintaucht.

VW

Ein Schmunzeln huscht über Horathios Gesicht. Gut beantwortet und dabei implizit darauf verwiesen, dass es nur einen Haupttempel der Boron-Kirche gibt. Was ist schon Al'Anfa...

MvZ

Zaünin, der es hier nicht um eine kirchenpolitische Diskussion, sondern um Verständnisfragen geht, sieht sich in dem für sie wesentlichen Punkt bestätigt. "Dann ist Punin einer der drei Orte?"

OHH

Dennoch kommt Reska das Gesprächsthema durchaus sehr kirchenpolitisch vor. Immerhin geht es um Tempel - das genügt. Mokoscha kommt von Festum abgesehen ja recht gut ohne derartige Zentren aus, was Reska viel volksnäher und persönlicher erscheinen will.
Unwillkürlich wird der Mund zu einem herzhaften Gähnen aufgetan.

OB

Diese Sprunghaftigkeit im Denken - oder besser: das unvermittelte Zurückkehren zu schon längst abgeschlossen geglaubten Gesprächsinhalten - kennt Floris aus dem Noionitenkloster. Deswegen dauert seine Verwirrung nur einen Wimpernschlag, bis er die gedankliche Verbindung zwischen zwei Kulten und drei Orten kappt und sich an die früher gewechselten Sätze erinnert.
"Ganz recht, Punin ist einer der drei Orte. Und der mit Abstand größte und bekannteste von ihnen."

MvZ

Erneut zuckt Zaünins Kopf hin und her, während Gedanken ihr durch den Kopf schießen. Als Sitz des Haupttempels einer Gottheit ist anzunehmen, dass Punin eine große Stadt ist. Ob Bethana wohl auch einer der drei Orte ist? Wahrscheinlich eher nicht; Floris sprach von einer Pilgerreise, und dass sein geliebter Mensch derzeit nicht in Bethana weilt. Und Horathio hatte mehr als drei Orte genannt, in denen sie bereits waren. Im Grunde kann es ihr auch gleich sein.
"Es ist bestimmt schwierig, sein Leben auf drei Orte zu verteilen", sagt sie schließlich.

OB

Floris schmunzelt. "Dazu hat Pasqua Sfalia, die Vorsteherin des Regenbogentempels zu Punin, mir einmal einen treffenden Satz gesagt: 'Das Leben ist schön. Von 'einfach' war nie die Rede.'"

MvZ

"Weise Worte", kommentiert Zaünin. "Schön und manchmal voller Überraschungen, aber nicht leicht."

OHH

Mal zwei, mal drei - irgendwas hat Reska wohl nicht ganz mitbekommen. Möglicherweise ist das nötige Verbindungsglied zwischen zwei Teeschlucken untergegangen? Doch dann wir klar, was nur logisch ist: Es geht um verschiedene Sachverhalte. Ob wenigstens einer davon noch irgendeine Bedeutung für Reisende aus dem Norden in sich bergen mag, wird die Zeit erweisen. Zunächst einmal scheint das Thema in den Bereich der Philosophie abzutreiben.

VW

Im Augenblick scheint der Bedarf an der eigenen Person nicht zu bestehen. Horathio blickt sich am Tisch um. Alle Portionen sind verzehrt. So sammelt er das Geschirr ein, so weit nicht immer noch von der Kohlsuppe gezehrt wird, und blickt sich um: "Noch jemand ein Quarkküchlein?"

OB

"Ich melde schon einmal Bedarf an", antwortet Floris in der typischen Diktion eines Kontoristen, was ihm selber ein belustigtes Lächeln abringt. Dann macht er sich daran, den so lange nur mit halber Aufmerksamkeit bedachten Teller auszulöffeln. Kalt schmeckt die Suppe schließlich nicht mehr so recht.

OHH

Noch ein Küchlein? Schon ist Reska versucht, das Angebot anzunehmen. Andererseits war ja ein richtiges Abendessen Gegenstand der weiteren Planung. Wie spät mag es sein? Mit den geschlossenen Fensterläden ist das gar nicht so leicht einzuschätzen. Dem durch die Ritzen nicht mehr sichtbar eindringenden Tageslicht zufolge hat sich selbiges wohl mindestens weitgehend zurückgezogen. Womöglich ist die Dämmerung längst abgeschlossen? Im Winter geschieht solches jedoch früh, also könnte man noch etwas warten. Vorher dann also noch mehr Nascherei? Oder besser hinterher?
Bei so vielen Fragen an sich selbst vermag Reska natürlich nicht sofort zu antworten. Statt dessen wird immerhin der Mund geöffnet und mit einem in die Höhe gehenden Blick der Vorgang eifrigsten Nachgrübelns auch nach außen hin getragen. Selbst der Körper hat sich bei alledem entsprechend gestrafft, als würde ein Sprung vorbereitet.
Vielleicht sollte man sich nicht schon wieder so vollstopfen? Was soll's! Wenn der Kuchen hier steht, kann die Entscheidung über den Zeitpunkt seines Verzehrs noch beliebig erfolgen. "Gern!" lautet daher die schlussendliche Auskunft an Horathio.

MvZ

"Nein, Danke", schiebt Zaünin hinter Reskas Antwort her. Ihr Bauch fühlt sich bereits so überfüllt an, dass sie aufgehört hat, Tee zu trinken.

VW

Horathio nickt: "Also drei Stück." Damit steht er auf und geht in Richtung Theke.

MvZ

Vielleicht würde etwas Bewegung gegen das Völlegefühl helfen, denkt sich die Echse. "Bitte entschuldigt mich. Ich prüfe kurz die Wetterlage, bevor Domna Urszula kommt." Damit macht Zaünin Anstalten, von ihrem Stuhl hinabzuklettern.

OHH

Einmal mehr heben sich Reskas Brauen. Was hat Zaünin nur immer mit dem Wetter? Oder vielmehr: Was unterstellt sie Urszula, damit zu haben? Doch auf der Heilerin Worte wird beiläufig genickt, bevor der Blick zum verbleibenden Tischgefährten hinüberwechselt.

OB

Floris wundert sich leicht über den Abgang der Heilerin. "Hat Frau Urszula ein Zipperlein, dass ihr das Wetter zu schaffen macht?" fragt er die norbardische Begleiterin der Adligen.

MvZ

Zaünin watschelt in Richtung Haustür. Das Kuchenstück zuviel in ihrem Bauch lässt ihr übliches Huschen nicht zu.

OHH

Von beständigen Zipperlein wüsste Reska eigentlich nichts. Wobei ganz aktuell... "Kopfschmerzen", lautet die achselzuckende und rätselnde Antwort. Dass die mit dem Wetter zusammenhängen sollen, kommt nicht allzu wahrscheinlich vor.

OB

"Kopfschmerzen? Ja, das hört man von bornischen Adligen öfter", sagt Floris, der selbst aus dem Bornland stammt und einen adligen Nachnamen trägt. 'Wenn der letzte Schank Meskinnes verdorben war', setzt er in Gedanken hinzu und schmunzelt in sich hinein.

OHH

Bei diesem Kommentar hüpfen die Brauen nur leicht, denn Reska weiß nicht wirklich viel um den bornischen Adel und seine Krankheitsgewohnheiten. Den Tischgefährten jedenfalls scheint seine Äußerung oder der darin enthaltene Sachverhalt milde zu erheitern, doch mögen die winzigen Anzeichen täuschen. "Kennt Ihr ihn gut?"

OB

"Wen?" fragt Floris etwas verdutzt. Wer ist mit 'ihn' in der Frage der Norbardin gemeint?

OHH

Eventuell wurde Floris durch die mögliche Selbstbelustigung bereits ein wenig vom Letztgesagten abgelenkt, sofern er das persönliche Fürwort nicht unbewusst auf eine Einzelperson übertragen hat. Freundlich wird daran erinnert: "Den Adel."

VW

Das ist mal ein schneller Service. Vielleicht hat er sich aber auch lediglich zu lange an der Theke aufgehalten. Horathio zuckt leicht mit den Schultern und folgt der Wirtsfrau, die ihr Tablett durch die Gaststube balanciert auf dem Fuße, bis diese den Leckereien mit einem "Wohl bekomms!" auf dem Tisch abstellt und alles vorsichtig herunternimmt. Dann fädelt er sich selbst wieder ein und blickt in die Runde. Die 'wohl alles denn Mensch' hat ihren Platz verlassen, wie er eben verfolgen konnte, und anscheinend hat das Gespräch daraufhin gestockt. So lächelt er in die Runde und meint zu niemand Besonderem: "Guten Appetit!" während er das eine Quarkküchlein zu sich heranzieht.

OB

"Ach so", erwidert Floris. "Ja, das kann man wohl sagen. Ich gehöre schließlich dazu, ältester Festumer Brückenadel..."
Der Wirtin und seinem Reisegenossen nickt er freundlich und dankbar zu und greift ebenfalls nach einem Küchlein. "Besten Dank, ebenso!"

OHH

Ob Brückenadel sich dadurch bezeichnet, dass er darunter zu hausen pflegt? Reska zögert, diese Überlegung auszusprechen. Natürlich könnte man die Frage auch einfach stellen, doch wäre die Antwort womöglich eine allzu ausufernde, wenn sich eine ungeahnt komplizierte Herleitung des Begriffs oder seiner beinhaltenden Umstände herausstellen.
So wird erst einmal weiter beobachtet. Nun finden ja wieder reichlich Bewegungen am Tische statt.

OB

Da sein Reisegenosse nun an den Tisch zurückgekehrt ist, werden die Gespräche hoffentlich wieder lebhafter und ergiebiger. Aber da Floris gerade beim Thema war, setzt er es gegenüber Horathio fort: "Kennt man hierzulande auch Brückenadel?"

OHH

Vortrefflich! Wie erhofft und schon so oft in Erfüllung gegangen, werden sich Reskas Fragen an diesen Begriff anscheinend rasch von selbst beantworten. Zufrieden schmunzelnd wird ein weiteres Mal der Teebecher ergriffen.

VW

Horathios Augenbrauen gehen ein kleines Stückchen in die Luft: "Nun, ich kenne einen Esquirio de Ponte. Aber das ist wohl nicht gemeint?"

OB

"Ich vermute", schmunzelt Floris, "dass dieser Esquirio seinen Namen daher trägt, dass er AN einer Brücke lebt und vielleicht VON ihrem Brückenzoll. Das ist tatsächlich eher nicht gemeint."

VW

Horathio nickt und blickt dann in Richtung seines Kameraden in Erwartung der Auflösung des gestellten Rätsels.

Nachdem die Gäste wieder ihre Plätze und die Bestellungen sortiert haben, bewegt sich Siona zurück zur Theke.

OB

"Im Bornland", fährt Floris fort, als sein Reisegenosse nicht in Worten reagiert, "meint man damit, dass die Titelträger unter Brücken hausen. Weil sie ihren Titel - oder genauer, ihre Abstammung von den Theaterrittern - ihr eigen nennen und sonst gar nichts."

OHH

Nun ist Reska doch etwas überrascht, als sich der erste Gedanke als so treffend herausstellt. Ein gesundes Bauchgefühl ist eben mehr wert als alle Bildung.

VW

Horathio grinst. "Bei uns ist es eher umgekehrt. Da haben viele einen Titel, weil sie sich alles leisten können und ansonsten schon alles haben. Und je 'geringer' der Titel, desto mehr Geld steckt meist dahinter. Aber wer von Stand ist, der hat in der Regel ein gutes Auskommen."

OB

"Das kann daheim im Bornland ganz unterschiedlich sein", antwortet Floris und dreht das Törtchen in seinen Fingern. "Es gibt Fürstentümer, die kann man an einem Vormittag umrunden und braucht nicht einmal ein Pferd dazu."

OHH

Dass die großen Herrschaften vor allem aus Schall und Rauch bestehen, ist Reska nun auch nicht mehr völlig neu. Im Grunde können die nur so beliebig handeln, weil es genügend Trottel gibt, die ihre Spinnereien mitmachen - und sei es allein des Geldes wegen. Freilich wäre zu bedenken, ob Reska sich um ein Weniges auch so verhält. Doch eigentlich bietet die Reise mit Urszula viel Angenehmes, derweil deren Geschwätz durchaus zu ertragen ist und bisweilen seinen Witz hat.
Unwillkürlich geht der Blick einmal mehr zu den Stiegen hinüber und erklettert dieselben wenngleich erfolglos, da er sich oben im Dunkel verlieren muss, ohne die Freiin zu erheischen.

VW

Auch Horathios Grinsen geht in die Breite: "Bei uns gibt es Edelentitel, da gehört nicht einmal ein Pferd dazu."

OB

"Und manchmal hat das Pferd einen längeren Stammbaum als der Reiter", gibt Floris amüsiert zurück.

MvZ

Zaünin geht - geringfügig schneller als auf ihrem Hinweg - zurück zum großen Tisch und ihrem alten Platz.

OHH

Bei der Nennung von Stammbäumen muss Reska eher an Hunde denken, aber dies ist fraglos nicht gemeint. Unwillkürlich folgen die Augen nebenbei der Heranhuschenden. Was jene wohl wieder gleich zum Besten geben mag...!

VW

Horathio nickt der Ankommenden zu, dann runzelt er die Stirn: "Alles gut und schön, aber worum ging es bitte bei den Brückenrittern?"

OB

"Unsere Tischgenossin hat mich gefragt", erwidert Floris auf die Bemerkung seines Reisegefährten, "ob ich mich mit dem bornischen Adel auskenne. Da sah ich mich veranlasst, meine reichhaltigen Kenntnisse vor ihr auszubreiten."

VW

Horathio nickt, während er ein Stück des Käsetörtchens abbeißt: "Da kann ich nun wirklich nichts zu beitragen. Das Bornsche ist mir ein Tuch mit sieben Siegeln."

OB

"Sieben? Dutzende!", erwidert Floris. "Die 'Große Einung' ist mit so vielen Siegeln bestückt, dass sie den Spitznamen 'Igelbrief' trägt."

MvZ

Zaünin blickt zwischen den jeweiligen Sprechern hin und her und versucht den Gesprächsfaden wiederzufinden, den sie durch ihre kurze Anwesenheit verloren hat. Adel, Siegel, große Einung? Ihre großen Einungen mit Elimja sind schon lange her, aber sie hat das Gefühl, dass Herr Floris gerade über etwas völlig anderes als Fortpflanzung redet.

OHH

So richtig ausgebreitet kommen Reska die Kenntnisse Floris' noch nicht vor, aber dies mag ja noch bevorstehen. Auch versiegelte Tücher werfen einige Fragen auf, doch mag es sich um eine der hiesigen Redensarten handeln, deren Herunkft oft selbst dem Sprecher nicht hinlänglich klar ist. Am überraschendsten ist freilich Zaünins vorläufiges Schweigen, doch wird auch ihr gewiss erheiternder Wetterbericht vermutlich nicht lange auf sich warten lassen - wobei... der ist ja wohl vornehmlich für Urszula bestimmt.

VW

Horathio kann sich das Prusten gerade so verkneifen. Ein Gasthaus im lieblichen Feld ist natürlich genau der Ort, wo man sich über bornschen Adel austauscht.

OB

"Das Siegel meiner Vorfahren muss da auch irgendwo prangen", fügt Floris hinzu. Es klingt nicht gerade danach, als würde er vor Stolz darüber platzen.

MvZ

"Famile", sagt Zaünin gedankenverloren vor sich hin und blickt dabei ins Leere.

OHH

Ob er wohl noch mehr über die Große Einung verlieren wird, von der Reska bislang zwar gehört hat, deren genauere Bedeutung und Aussehen sich jedoch hinter diffusem Nebel verbergen? Geduldig und ergebnisoffen wird noch ein Schluck Tees genippt.

OB

Die Bemerkung der Heilerin ist Floris nicht entgangen. Da kann einiges dahinterstecken: Heimweh, Sehnsucht, vielleicht gar Einsamkeit. Aber wie geht man darauf ein - wenn man das denn überhaupt will?
"Ein großes Wort, gelassen ausgesprochen", zitiert er eine geläufige Wendung.

OHH

Erst durch Floris' Bemerkung widmet sich Reska der durch Zaünin vorausgegangenen und stellt einen Bezug zu sich selbst her. Wieder tritt der Vater in den übermächtigen Vordergrund, derweil der gesamte Rest der Familie lediglich hinter seinem breiten Rücken hervorzuschauen vermag. Vorbei der entspannte Ausdruck Reskas, welcher nun durch herabgesunkene Mundwinkel und Lider verunziert wird. Der gesamte Blick und Kopf haben sich etwas gesenkt.

MvZ

Zaünin blickt von Floris zu Horathio, zu Reska und wieder zu Floris, bevor sie sich sicher ist, dass sie selbst angesprochen war. "Ein großes Wort, ja", bestätigt sie, "und enorm wichtig für Menschen, wie ich auf meiner Suche schnell festgestellt habe."

VW

Auf Horathios Stirn zeigt sich eine Falte, während er aufmerksam in Richtung der Bornländerin schaut.

OB

"Für Menschen..." wiederholt Floris, bevor er der Heilerin die naheliegende Frage stellt: "Für Euch nicht?" Die umwölkten Mienen der Norbardin und seines Reisegefährten entgehen ihm dabei wohl.

MvZ

"Ich weiß nicht, wer mein Vater ist oder wer meine Urgroßmutter war, aber das ist für Echsenmenschen" - hier hält Zaünin eine Spezifizierung für wichtig, da sie nicht weiß, ob dies auch bei den anderen Wesen, die von den Menschen als Echsenmenschen bezeichnet werden, so ist - "also für Echsenmenschen aus meinem Dorf zumindest, völlig unwichtig."

OHH

Als Reska wieder aufblickt und dabei unwillkürlich allen am Tisch kurz ins Antlitz schaut, wird rasch die Aufmerksamkeit Horathios bemerkt. Wie ertappt verändert sich die Mimik, zieht sich Reskas Gesicht ein wenig in die Länge und heben sich die Brauen. Was schaut der denn so streng? Oder ist das Mitgefühl? Unschlüssig zucken die Mundwinkel bei dem Versuch eines scheuen Lächelns.

VW

Mit dem scheuen Lächeln geht eine Entspannung durch den älteren Kämpen, der sich im Stuhl wieder ein wenig zurücksinken lässt. Und das Lächeln wird erwiedert, wobei es von Horathios Seite aus langsam in die Breite wächst.

OB

"So etwas gibt es bei Menschen auch", sinniert Floris, "aber als unwichtig würde es wohl kaum jemand bezeichnen."

MvZ

Zaünin nickt. "Selbst für die meisten erwachsenen Menschen ist die Familie wichtig, aber ganz besonders für Kinder. Wenn sie ohne Familie sind, werden sie seelisch krank. Elinja hat schon lange keine Familie mehr. Vielleicht ist sie deshalb stumm."

OHH

Zuerst entspannt sich auch Reskas verlegener Ausdruck und wird das Lächeln unbekümmerter. Dann jedoch blitzt die Frage auf, ob Horathio sich wohl innerlich bezüglich seines Gegenübers belustigt. Entsprechend taucht für einen Moment auch dort eine stirnmittig Falte auf ähnlich der bei ihm kürzlich zu betrachtenden. Schon weicht sie einem kecken grinsen - soll er doch denken, was er will! Nur wenige erraten in leichteren Fällen, was im anderen vor sich geht, ohne darüber ausführlich gesprochen zu haben. Letzteres hingegen ist Reskas Sache nun einmal wider alle Erkenntnis auch eher nicht, zumindest nicht aus eigenem Antrieb.
Nebenbei den zaüninteils kuriosen, jedoch allemal faszinierenden Ausführungen des Gespräches zu folgen, ist gar nicht einmal so einfach, gelingt hingegen dank langer Übung des Lauschens dennoch.

VW

Horathios Braue hebt sich ein wenig. Stummheit als Folge einer schlechten Kindheit? Da fallen ihm - leider - sehr viel einfachere Antworten ein. Auf dem Schlachtfeld hat er so manches erlebt und dann war da noch das Abenteuer, das ihn nach... hier verbietet er seinen Gedanken, weiterzurattern.

OHH

Fast möchte man im Ausdruck des alten Kämpen über Mitgefühl hinaus eine Frage erahnen. Wenngleich er diese nicht offen stellt, löst sie bei Reska ein Gefühl im unteren Rumpfbereich aus, welches nach draußen treibt - ein Gruß des reichlich genossenen Tees. Mit einem entschuldigenden Blick, aber ansonsten wiederum wortlos wird der Stuhl etwas zurückgeschoben und aufgestanden. Dass mit einer Rückkehr zu rechnen sei, mag man sowohl an noch halb gefüllten Becher erahnen wie an der noch oben schlummernden Urszula und mangelnder Ausrüstung für eine Weiterreise.

Anscheinend hat Reska bereits viel zu lange gewartet, denn mit der Bewegung gerät der Unterleib in eine Unruhe, die keine Gemächlichkeit mehr zulassen möchte. Nicht einmal mehr als flüchtig streifende Blicke auf die Tischgefährten erscheinen möglich. Schon eilt Reska mit großen Schritten der Türe zu und ist kurz darauf dem Sichtfeld aller Eberbewohner und -gäste entwichen.

VW

Horathio schmunzelt, während er der Davoneilenden hinterherblickt. Nun ja, solche Momente gab es in seinem Leben auch schon öfter. Man sitzt da und verspürt ein Drängen, aber die Witterungsverhältnisse sorgen dafür, dass man wirklich bis zuletzt wartet. Und dann muss es halt möglichst schnell gehen.

MvZ

Zaünin hätte Reska ja noch gewarnt, dass es draußen bereits dunkel geworden ist. Leider hat die Norbardin sie nicht nach dem Wetter gefragt.

OB

Floris setzt gerade zu einer Antwort an die Heilerin an, als die Norbardin zur Eilerin wird. Er schaut ihr kurz etwas überrascht hinterher, aber deutet dann Horathios Blick. Also kann er beruhigt den Gesprächsfaden wieder aufnehmen.

Weiter...


Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2023