Ein unverhofftes Gespräch

Verfasser: Matthias von Zedlitz, Oliver H. Herde und andere

OHH

Nein, die Luft hier drinnen ist wirklich alles andere als erfrischend. Unter dem Rauch des Kamins schleichen sich noch andere Duftnoten daher, die Reska nicht recht einzuordnen weiß - gewiss auch ein paar angenehme aus der Küche, wie man zugeben muss. Diese erinnern an das Ziel, den großen Tisch, welchem Reska nun in großen, doch gemächlichen Schritten zusteuert.

MvZ

'Ah, da ist die Norbardin ja. Domna Reska', ruft sich Zaünin die hier übliche Anrede ins Gedächtnis. Wenn sie könnte, würde die Echsenfrau ihr zulächeln. Stattdessen folgt sie mit stoischer Mine den Schritten der hochgewachsenen Menschin und nickt ihr zu, wenn sich ihre Blicke treffen.

OHH

Ob bereits Gäste abgereist sind? Jedenfalls ist der Schankraum nun leerer als ihn Reska in Erinnerung hatte.
Da trifft der Blick der Heilerin sein Ziel und wird bemerkt, was Reska etwas langsamer werden und auf gleiche Art antworten lässt. Jetzt könnte man doch die Frage loswerden! Auch wenn das kleine Weib vermutlich auch nicht mehr weiß.
So wechselt Reska unversehens die Richtung und nähert sich der Beobachterin.

MvZ

Zaünin stellt fest, dass die Norbardin jetzt auf sie zusteuert, und legt ihren Kopf schief, da sie gespannt ist, wieso. Derweil rattern Gedanken durch ihren Kopf: 'Soll ich sie mit einem Praios zum Gruße begrüßen? Was weiß ich denn über Norbarden? Sie leben in der gleichen Region wie Bornländer und Nivesen, also da, wo es im Winter noch kälter wird als zuhause. Sind Norbarden zwölfgötter-gläubig? Und wenn ja, haben sie es nicht eher mit Firun, als mit Praios? Oder mit Phex? Norbarden sollen doch vor allem Handel treiben. Aber vielleicht ist das auch nur die einzige Profession, die Bornländer bei Norbarden kennen, und Reska macht etwas ganz anderes.'
Zaünin hat zu wenig Zeit, ihre Gedanken zu Ende zu sortieren, bevor die Frau mit ihren großen Schritten bei ihr angekommen ist, und so lässt sie ein neutrales "Guten Morgen, Domna Reska!" vernehmen.

OHH

Zwar könnte man nun maulfaul mit 'Morgen' antworten, doch will Reska keinen unhöflichen Eindruck machen und damit womöglich noch die Bereitschaft zur Auskunft bei der Heilerin mindern. Drum erfolgt nach einem vergleichsweise beiläufigen und leisen Räuspern ein Nicken mit der mehr oder weniger vollständigen Antwort "Guten Morgen", wenn man nich auch eine Namensnennung hinzuzählen wollte. Tsadingsda würde kaum weiterhelfen und unnötig die Stimmbänder belasten.
Dessen ungeachtet sieht sich Reska genötigt, mal etwas ausführlicher zu werden: "Verzeihung - ich wüsste nur gern, ob die Baronin heute früh schon gesehen wurde..." Wenn man sich erstmal warmgeredet hat, geht es eigentlich.

MvZ

Baronin? Zaünin legt ihren Kopf zur anderen Seite schief. Sie ist keine Expertin für bornischen Adel, aber bislang hat sich ihr nur eine Person in diesem Haus mit einem Adelstitel vorgestellt. Und Adelstitel haben erfahrungsgemäß eine seltsame Tendenz, zusammenzufinden und sich immer wieder in demselben kleinen Personenkreis zu manifestieren. Insofern würde es die Heilerin nicht wundern, wenn die Freiin von Überuntervorderhinternebendrangurken zusätzlich auch noch Edle von Maraskan, Herzogin von Bosparan und Königin von Thorwal wäre.
Sie antwortet daher nach einer vergleichsweise kurzen Denkpause: "Vermutlich schläft sie noch. Die andere Dame und Dom Avessandro habe ich auch noch nicht gesehen."

OHH

Reska bemerkt den eigenen Irrtum gar nicht, sondern nickt lediglich. "Danke." Das waren mehr Informationen als erhofft. Damit könnte man eigentlich schon wieder gehen und sich weiter Leckereien zwischen die Zähne schieben. Besonders freundlich wäre solches freilich nicht, also wartet Reska wenigstens noch einen Moment mit der Abkehr.

MvZ

Reskas Verharren am Tisch wird von Zaünin prompt fehlinterpretiert. "Wollt Ihr Euch zu mir setzen, während Ihr auf die Baronin wartet?"
Da die getarnte Echsin eigentlich nie genug über die Menschen erfahren kann, setzt sie hinzu: "Vielleicht kann ich von Euch etwas über die Norbarden lernen. Bislang weiß ich über Euer Volk fast nichts."

VW

Nun aber hurtig, den Teller geschnappt und auf zu der Heilerin. Zumindest hofft Siona, dass es die Heilerin war, doch halt, die hat doch schon ihr Rührei bekommen... jetzt ist es geschehen. Nun ist sie wirklich tüddelig. Aber sie ist sich sicher... da hilft nichts. Kurz räuspert sich die Wirtsfrau, dann ruft sie in den Raum: "Hatte noch jemand der anwesenden Herr- und Frauschaften ein Rührei bestellt?" So oder so, vielleicht findet sich ja ein Abnehmer. Und sie ist sich so sicher gewesen...

OHH

"Von mir aus..." Gerade, weil das Muttchen so wunderlich auftritt, ist es Reska sympathisch. Normale Menschen sind, so die reichliche Erfahrung, eher unbequem und in der Masse ein zerstörerisches Übel.
Für einen buchstäblichen Augenblick wird der direkt zwischen ihnen beiden stehende Stuhl gemustert, doch dann umrundet Reska den Tisch, um statt dessen auf dem Platz an der anderen Wand neben Zaünin niederzugleiten. Man will ja schließlich ohne zwischenzeitliche Verrenkungen alles mitbekommen, insbesondere wenn Ihre Durchlauchten die Treppe herabschweben.
Nebenbei erlangt die Wirtsfrau Reskas Aufmerksamkeit. Das klingt doch eigentlich nach einer sehr angenehmen Entschädigung fürs Warten! Offenbar ist dies ein besseres Gasthaus als geahnt, aber die Rechnung ist ja Urszulas Angelegenheit. Man kann sich ja mal melden - und falls dies auch noch jemand anderes tut, wird eben einfach noch welches bestellt. So wird also die Hand gehoben.

MvZ

Dass sich Reska zu ihr setzt, signalisiert eindeutig Einverständnis. Zaünin erwartet, dass die Norbardin sogleich einen langwierigen Vortrag über ihr Volk und ihre Kultur halten will. Um unnötiges Drumherumgerede zu vermeiden, grenzt Zaünin ein, was sie interessiert. Sie rückt ihren Stuhl etwas schräg, um sich besser ihrer Gesprächspartnerin zuwenden zu können und sagt: "Ich habe immer nur von norbardischen Händlern gehört. Gibt es auch Norbarden, die anderen Berufen nachgehen?"

OHH

Anscheinend hat die Wirtin das Handzeichen nicht gesehen. Doch Reska wird eh gerade abgelenkt. Das könnte für die Stimmbänder noch anstrengend werden.
"Natürlich, man braucht ja zum Beispiel auch Handwerker im Familienverband. Das ist günstiger." Eigentlich unfassbar, sich nach alledem so reden zu hören! Aber manche Dinge gelten eben auch dann, wenn man sie nicht mag oder sich nicht dafür interessiert.

MvZ

"Dachte ich mir's doch. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, dass alle in einem Volk nur Handel treiben. Wenn man nichts sammelt oder herstellt, könnte man ja immer nur die gleichen Sachen hin- und herhandeln. Dann hätte man nichts zu essen und würde verhungern", sagt die Heilerin im Brustton der Überzeugung.

OHH

Mittlerweile sinkt die Hand unwillkürlich abwärts. Zu viel passiert gerade gleichzeitig, denn Reska hat nun das Erscheinen der beiden Damen mitbekommen. Allerdings steuern die wie irgendwie erwartet den gestrigen Tisch an.
"Richtig", stimmt Reska der Heilerin etwas gedankenabwesend zu. "Wobei Norbarden ja nicht bloß mit ihresgleichen handeln, sondern vielmehr vor allem mit anderen."

MvZ

"Vor allem mit anderen?"
Zaünin muss unwillkürlich daran denken, wie viel Wert ihr eigenes Volk darauf legt, von niemand anderem entdeckt zu werden. Was haben es die Warmblüter gut, frei einander besuchen und Handel miteinander treiben zu können. Niemand muss Angst voreinander haben. Obwohl... ganz so friedlich geht es ihrer Erfahrung nach bei den Menschen auch nicht immer zu. Trotzdem entfährt ihr: "Was für ein glückliches Volk Ihr seid!"

NW

So kommt er an den Tisch und sieht Reska fragend an, da diese gerade im Gespräch ist und er sie nicht unnötig stören möchte.

OHH

Glücklich? Ja, im Vergleich geht es wohl ganz gut - zumindest für die, welche nicht irgendwie dann doch anders sind. Wobei letztendlich ja bereits der Vater auf seine Weise anders ist und nicht akzeptiert, wenn man etwas nicht mitmachen will. Aber jetzt bloß nicht wieder in diese trübsinnigen Gedanken verfallen!
Dabei hilft die Ankunft des Wirtes, zu welchem Reska nun aufblickt. "Wenn sonst niemand das Rührei möchte, nehm' ich es."

RB

Als die Signora den Tisch passiert, nimmt sie Kontakt zum Ecktisch auf. Reska ist offenbar mit dem Wirt beschäftigt, also gilt Janas Aufmerksamkeit vornehmlich Zaünin, als sie mit einem weiteren Kopfnicken und "Guten Morgen" in diese Richtung grüßt. Sie würde die Heilerin gerne fragen, wie es ihrer Patientin geht und vielleicht auch ein paar Worte mit Reska wechseln, die heute Morgen in Gesprächslaune zu sein scheint. Aber das kann auch nach dem Frühstück passieren. Deshalb ist ihr eigenes Ziel nicht der Tisch, an dem die beiden Damen sitzen, sondern der große Tisch zu ihrer Rechten. So steuert sie nach dorthin, auf den Stuhl an der Wand möglichst nahe am Kamin zu.

MvZ

"Es ist sehr lecker", kommentiert Zaünin in Reskas und Tesdens Richtung. "Und sättigend", setzt sie nach, als Meldung von ihrem Bauch kommt, doch bitte nichts mehr hinterherzuschieben. Menschen verputzen bei jeder Mahlzeit Mengen, die für sie einen ganzen Tag lang reichen würden.
Der morgendliche Gruß der Signora reißt sie aus den Gedanken. "Guten Morgen und Praios Segen", gibt Zaünin zu Jana und Urszula zurück, ziemlich sicher, diese Grußformel schon mal gehört zu haben. Im nächsten Moment ist sie allerdings unsicher, ob sie eine Geweihte sein müsste, um einen Segen im Namen eines Gottes zu sprechen.

NW

"Dann lasst es Euch schmecken." Mit einem freundlichen Nicken wird der Teller vor Reska abgesetzt, und Tesden wendet sich dem vollen Tisch zu, an dem auch der Zwerg sitzt.

OHH

Obwohl anscheinend nicht direkt adressiert, aber auch gewiss nicht ausgeschlossen, nickt Reska der vorbeigrüßenden Dame zu. Jene wird sich mutmaßlich nicht am Mantel auf der Stuhllehne stören, wenn sie diesen Platz so zielgerichtet anvisiert - ebensowenig wie an dem Stab dahinter.
Auch Zaünin bekommt ein allerdings bestätigendes Nicken, da Reska keinen Moment daran zweifelt - auch nicht am zweiten Teile, denn der Bauch ist ja nicht mehr leer wie zuvor noch beim Erwachen. Eine dritte gleichartige, diesmal hingegen dankende Kopfbewegung gilt dem eifrigen Wirte, welcher sie ja vielleicht noch im Augenwinkel mitbekommt.
Dann kehrt der Blick auf den bislang nur kurz zwischendurch besuchten Teller zurück. Ach, wie herrlich, wenn man so schlemmen kann und für gar nichts aufkommen muss! Dies um so mehr, wenn sich der Spender deswegen nicht über den Empfänger irgendwelche Entscheidungsgewalt herausnimmt! Jeglicher Handel muss freiwillig sein, lieber Vater!
Und damit beginnt ein wohliges Schaufeln des Löffels. Ja, wirklich: köstlich!
Schmausend ist sich Reska selbst genug, derweil die Heilerin wohl noch auf eine Erwiderung der Damen lauert. Ein kurioses Wesen wie aus einer anderen Welt, aber gerade dies gefällt Reska so eigenartig. Normalen Menschen geht man besser aus dem Wege. Insofern trifft es sich gut, dass Urszula auch nicht zu solchen zu gehören scheint.

RB

Die Signora hat anscheinend weder an Zaünins Grußformel noch an Reskas stillem Gruß etwas auszusetzen. Zwar hätte sie die Heilerin gerne noch nach dem Befinden ihrer Patientin gefragt, da diese den Weg in den Schankraum offenbar noch nicht geschafft hat, aber da schon die Wirtin herbeieilt, setzt sie sich erst einmal. Den Mantel auf der Stuhllehne erkennt sie als zur Norbardin gehörig wieder. Da diese aber schon am Nachbartisch sitzt, wird er einfach auf den Stuhl nebenan platziert, bevor Jana sich setzt.

MvZ

Der Gruß scheint in Ordnung gewesen zu sein. Zumindest gab es keine empörte Reaktion darauf.
Faszieniert sieht die Heilerin mit ihrem gleichmütigen Gedichtsausdruck nun Reska dabei zu, wie sie das Rührei in einem kleinen Bruchteil der Zeit in sich verschwinden lässt, den sich Zaünin dafür genommen hatte. Dabei zwinkert sie einige Male gleichzeitig mit beiden Augen.

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Was schaut das alte Weib nur so verwundert drein? Ob Reska irgend einen Fleck im Gesicht trägt? Unwillkürlich fährt die Linke über die Nasenspitze. Oder sollte... "Möchtet Ihr kosten?" Man ist ja nicht irgendwo in der Wildnis, wo jeder Krümel das eigene Überleben sichern kann.

MvZ

Mit vogelartig ruckartigen Kopfbewegungen blickt Zaünin von Reska zu deren Teller, dann zu ihrem eigenen Teller und schließlich wieder zu Reska, bevor sie sagt: "Nein, danke. Ich hatte schon Rührei." Um die Qualität des Essens nicht zu schmälern, fügt sie an: "Es schmeckt sehr gut." Damit kein Zweifel aufkommt, dass sie wirklich nicht kosten möchte, ergänzt sie noch: "Aber ich bin schon satt."

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Geradezu bezaubernd, diese Frau! Reska schmunzelt immer breiter sowohl aufgrund derer Mimik und Gestik als auch wegen ihrer Worte.
Dann erfolgt ein zustimmendes Nicken. Ja, es ist lecker. Um so besser, wenn man dann doch alles allein aufessen darf!

MvZ

Reskas Schmunzeln verunsichert Zaünin. Sie vermutet, dass sie etwas gesagt oder getan hat, das Reska lustig findet. Vielleicht kann sich diese hochgewachsene Frau nicht vorstellen, dass jemand nach einer Portion Rührei schon satt ist, und glaubt, das wäre ein Spaß gewesen. Die Heilerin versichert daher: "Ich bin wirklich schon satt."

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Ein herbes Lachen entfährt Reska, welches nicht ganz zur bislang vernommenen Stimme passt - am ehesten zu den gelegentlichen Räusper-Lauten. Allerdings endet es noch abrupter, als es begonnen hat.
Aus gleich mehreren Gründen verunsichert lächelnd erwidert Reska schließlich: "Ja, ich glaube Euch. Warum auch sollte ich daran zweifeln?"
Der recht gründlich entleerte Teller wird etwas beiseitegeschoben.

MvZ

Beruhigt zuckt Zaünins Kopf leicht in verschiedene Richtungen. "Gut", meint sie nur. Nach einer kurzen Pause ergänzt sie: "Lasst Euch aber nicht davon abhalten, mehr zu essen."

RB

Jana steht mit dem Teebecher in der Hand auf, legt der Freundin kurz die Hand auf die Schulter und begibt sich zum Tisch, an dem Zaünin und Reska sitzen, um das eben verschobene Gespräch nachzuholen.

OHH

Diesmal kann sich Reska von neuerlichem Ausbruch zurückhalten und auf ein Schmunzeln beschränken. "Ich denke, ich hatte genug." Erstmal. Auch das Ei war ja für den Appetit, nicht gegen Hunger. Da die einheimische Dame - seltsamerweise ohne Urszula - naht, richtet Reska den Blick nunmehr auf diese.

MvZ

Zaünin bemerkt, wie sich Jana dem Tisch nähert. Unerwarteterweise. Normalerweise bleiben die Menschen, die sich an einen Tisch gesetzt haben, dort längere Zeit sitzen, mindestens bis sie gegessen haben oder austreten müssen. Das unvorhersehbare Verhalten der feinen Dame sorgt bei der Heilerin für eine leichte Panik-Attacke. Also wirft sie Jana den letzten Gedanken entgegen, auf den sie sich mit Reska hat einigen können: "Das Rührei schmeckt gut!"

RB

"Davon bin ich überzeugt", entgegnet die Signora, ohne sich die Überraschung über den ungewöhnlichen Beginn der Unterhaltung anmerken zu lassen. "Hat es Euch auch gemundet, Domna Reska?" nimmt sie das Thema auf, "und hattet Ihr eine gemütliche Nacht?" Die nächste Frage geht dann wieder an Zaünin: "War Eure Nacht auch geruhsam? Und wie geht es Eurer Patientin? Hat sie sich heute schon gerührt?"
An dieser Stelle fängt sich Jana, sie ist wieder in ihre Unart verfallen, zu viele Fragen auf einmal zu stellen. Sie ruft sich ins Gedächtnis, was sie in welcher Reihenfolge gefragt hat. Bei ihrem letzten Besuch hier hatte sie nämlich einen Begleiter, der ihre Fragen in der Reihenfolge, wie sie gestellt wurden und meistens mit je einem Wort beantwortet hat, was sehr verwirrend ist, wenn man es nicht erwartet. Derweil bleibt sie am Tisch stehen und bedenkt beide Frauen gleichmäßig mit einem freundlichen Lächeln.

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Aufgrund der raschen Fragenfolge wird von norbardischer Seite her nur auf die beiden an Reska gestellten Fragen hin bejahend genickt. Dies wird wohl als Antwort genügen, wenn die Dame doch eh keine Zeit bereitstellt, längeren zu lauschen. Auch, wenn sie dann am Schlusse doch unvermutet eben dieses tut, wäre es Reska irgendwie unangenehm, auf Ja-Nein-Fragen hin ausführlich zu antworten - nicht nur aus der gewissen Gewohnheit heraus.

MvZ

Zaünin kann nicht so schnell zuhören, wie Jana spricht, aber sie hört zumindest eine Frage heraus, die sie als wichtig einordet: die nach dem Wohlergehen eines Menschen. "Domna Myrana schläft noch, und das sollte sie auch."

RB

Reska antwortet so wortreich, wie zu erwarten war. Dennoch fühlt sich Jana bemüßigt zu erklären: "Domna Urszula hat sich gestern Abend Sorgen gemacht, als Ihr verschwunden wart. Aber Alrik hat Euch dann im Stall gefunden und meinte, es sei warm genug, dass keine Gefahr für Euch bestehe. Deshalb haben wir beschlossen, Euch in Ruhe schlafen zu lassen. Ich hoffe, Ihr nehmt ihr das nicht übel."
Einen winzigen Moment zögert die Signora, aber da war keine Frage, also ist von der Norbardin keine verbale Antwort zu erwarten. So wendet sie sich gleich ihrer anderen Gesprächspartnerin zu: "Wenn Ihr das sagt, klingt das nach einer guten Sache. Es freut mich, dass sie auf dem Weg der Besserung ist. Sie hatte Glück, dass sie es bis hierher in Eure Fürsorge geschafft hat. Peraine möge es Euch vergelten."
Sie hält einen Moment nachdenklich inne, aber nicht lange genug, um Zaünin Zeit zur Antwort zu geben, denn gleich redet sie weiter: "Wisst Ihr, mir kommt gerade der Gedanke, dass der Sturz vielleicht Glück für Domna Myrana sein könnte, so verrückt es klingt. Ich mag mich irren, aber so wie sie gestern von ihrem Onkel und ihrer leiblichen Familie sprach im Gegensatz zu ihren Gefährten, die viel mehr eine Familie für sie zu sein scheinen, bin ich mir nicht sicher, ob sie wirklich glücklich würde, wenn sie ihr Erbe antritt. Vielleicht wäre sie glücklicher da, wo sie jetzt ist? Möglicherweise gibt ihr diese ungewollte Pause die Chance, darüber nachzudenken und sich selber bewusst zu werden, was sie wirklich will. Oder was denkt Ihr?" Mit fragendem Gesichtsausdruck blickt Jana Zaünin an.

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Zaünin ist sich nicht sicher, ob es ihr gelingt, all das Gehörte schnell genug zu verarbeiten und zu durchdenken, um dann auch noch zu antworten, bevor die Gesprächspause seltsam lang wird. Sie begnügt sich daher damit, ungefähr herauszuhören, worum es der Dame geht und und sagt nach einer vergleichsweise kurzen Dauer treffsicher: "Vielleicht."

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Obgleich es keine direkte Frage war, antwortet Reska dennoch mit einem freundlichen Kopfschütteln. Ob die Dame wohl noch weiß, worauf, wenn sie es wahrnimmt. Ein lustiger Haufen ist das hier! Entsprechend verbreitern sich die Mundwinkel noch zu einem Grinsen. Da wirkt auch Zaünins Antwort durchaus passend, denn auch Reska müsste diese Gedanken über die Ritteriun erst einmal selbst in Ruhe durcharbeiten, um etwas anderes dazu sagen zu können.

RB

Aus den Augenwinkeln nimmt die Signora das Nicken der Norbardin wahr. Aber ihr Hauptinteresse gilt der Heilerin. Deren Antwort interpretiert sie auf ihre Weise: "Genau, das denke ich nämlich auch." Sie zieht den Stuhl zurück, hinter dem sie steht und setzt sich kurzerhand. Als sie sich vorbeugt, um intensiver auf Zaünin einreden zu können, bemerkt sie das leichte Grinsen Reskas und bezieht sie in ihre Erklärung mit ein.
"Als Domna Myrana gestern von ihrer Familie erzählte, wirkte sie zurückhaltend, ihrem Onkel gegenüber geradezu feindselig; nicht gerade überraschend, findet ihr nicht auch? Als wäre sie dort, selbst ohne Onkel, nie wirklich glücklich gewesen", erklärt sie, jeden Gedanken mit Gesten unterstreichend. "Aber dann sprach sie von ihren Kameraden. Nicht nur von dem einen ganz Besonderen, sondern von allen. Und von dem Leben, das sie gemeinsam leben. Da leuchteten ihre Augen und trotz ihrer Verletzung konnte man ihr die Begeisterung anmerken. Dort ist sie glücklich." Bestätigung heischend sieht sie ihre Zuhörerinnen an, während sie zur Schlussfolgerung ansetzt.
"Aber das würde sie verlieren, wenn sie heimkehrt und ihr Erbe antritt. Als Gräfin oder Baronin kann sie nicht einfach mit einer Gruppe Söldner davon reiten. Ich weiß nicht, ob das das richtige Leben für sie ist." Sie zuckt mit den Schultern. "Ich mag mich irren, aber vielleicht könnt Ihr sie ja dazu bringen, mal darüber nachzudenken", endet Jana in Richtung der Heilerin. Dann blickt sie sie erwartungsvoll an.

MvZ

"Äääh," setzt Zaünin an. Trotz Janas Redegeschwindigkeit kann sie größtenteils folgen, da sie die Sache mit dem Onkel und den Kameraden mehrfach von Myrana gehört hatte. Das Anliegen der Signora verursacht bei ihr allerdings sofort ein Störgefühl. Sie braucht ein paar Atemzüge, um es in Worte zu fassen.
"Nein", sagt sie schließlich, "das kann ich nicht. Ich kenne mich nicht damit aus, was eine Gräfin kann oder was sie nicht kann. Und ich kann nicht jemanden von etwas überzeugen, das ich nicht verstehe."

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Lauschend wiegt Reska den Kopf ein wenig. Diese Ansichten der Dame über die Ritterin haben viel für sich. Es kommt sehr überraschend, sich auf einmal letzterer aufgrund von vergleichbaren Bedingungen in Verwandtschaft, Geschäftlichem und Erbe verbunden zu fühlen, da sie ansonsten doch so überaus wenig mit Reska gemein zu haben scheint. Aber so ist das wohl: Niemand ist völlig anders, so wie niemand völlig gleich ist.
Als Zaünin schließlich antwortet, blickt Reska sie anerkennend an. Diese Worte zeugen von Weisheit - und vom Respekt gegenüber anderen, die nun einmal ihre eigenen Entscheidungen zu treffen haben.

RB

Zaünin ist eine seltsame Person. Ihre Worte und Taten machen sie sympathisch, aber ihre Mimik kann Jana nicht entziffern. Das passiert ihr selten, und vielleicht ist es deshalb zu diesem Missverständnis gekommen. Aber zumindest scheint sie jetzt verstanden zu haben, worauf Jana hinauswill.
"Das verstehe ich", stimmt sie zu, "und das ist auch nicht das, worum ich Euch bitten möchte. Es tut mir leid, wenn ich mich unklar ausgedrückt habe. Ich wünsche mir, dass Ihr ihr den Rat gebt, einmal innezuhalten und zu überlegen, was sie eigentlich will. Dann soll sie selbst entscheiden."
Hier zwingt sich die Signora einen Moment selbst innezuhalten, damit die Botschaft ankommt. Dann fährt sie mit der Erklärung fort: "Niemand kennt sich in ihrem Leben besser aus als Domna Myrana selber, und niemand sollte das für sie bestimmen. Aber manchmal sind wir so gefangen in empfundenen Zwängen, dass wir gar nicht wissen, ob die Ziele, die wir verfolgen auch die sind, die wir erreichen wollen."

MvZ

"Hmm", macht Zaünin und blinkt Jana mit beiden Augen zweimal an. Innerlich muss sie grinsen. Ein Mensch bittet eine Echse, einem anderen Menschen einen Rat zu erteilen. Würde ihre Verkleidung nicht so gut funktionieren, käme die Signora bestimmt nicht auf diesen Gedanken. Äußerlich bleibt Zaünins Miene so nichtssagend wie immer.
"Ich werde es gerne versuchen, Domna Jana. Trotzdem glaube ich, dass Ihr es besser könntet, weil Ihr den Hintergrund dieses Rates gleich miterklären könntet und weil Ihr, glaube ich, demselben Kulturkreis angehört."

OHH

In der Tat, in diesem alten Mädchen steckt mehr, als man auf den ersten Blick sieht, stellt Reska für sich nicht unbedingt zum ersten Mal fest. Sie hat etwas Beeindruckendes wie jene weisen Kräuterweiber oder Hexen des Nordens, die es hierzulande auch geben mag. Aber wenn sich Reska recht erinnert, kommt Zaünin ja auch aus dem Norden. Vermutlich kein Kuststück, so weit im Süden. Woran erkennt man eine Hexe? Aufmerksam wird die Frau gemustert. Einen Besen oder eine Katze hat sie jedenfalls nicht dabei, wie es aussieht.

RB

"Das werde ich", versichert die Signora, "wenn ich noch hier bin, wenn sie aufwacht. Ich muss nämlich heute noch nach Vinsalt zurückkehren und erwarte im Laufe des Vormittags eine POST-Kutsche, die mich mitnehmen wird. Wenn Domna Myrana bis dahin noch nicht aufgestanden ist, muss ich Euch darum bitten. So schwierig wird es schon nicht werden, es geht ja nur darum, sich zu überlegen, wo sie glücklich wird. Und das Glück suchen wir Menschen doch alle, unabhängig von unserer Kultur, nicht wahr?" Zustimmung heischend blickt die Schauspielerin die anderen beiden Frauen an.

MvZ

Zaünin fühlt sich ein wenig von den Blicken Reskas und Janas in die Zange genommen und weiß nicht so recht, wieso. Wird jetzt von ihr erwartet, dass sie Jana zustimmt oder dass sie ihr ehrlich antwortet?
Auf ihren Reisen sind der Echsenfrau nur selten Glücksritter begegnet. Hilfsbereite, pflichtbewusste, götterergebene Menschen, Helden, die ihrem Gewissen gefolgt sind, das waren bislang die Menschen, die sie in ihre Reihen aufgenommen haben und mit denen sie vielfältige Abenteuer erleben durfte - ohne sich als Mensch ausgeben zu müssen. Ja, viele Menschen stellen ihr persönliches Glück zurück, riskieren sogar das eigene Leben für ein höheres Ziel.
Zaünin blickt Jana mit schräg gestelltem Kopf an und kommt zu dem Ergebnis, dass die ehrliche Antwort von ihr wahrscheinlich eher nicht gewollt ist. Ohne jeglichen Enthusiasmus antwortet sie mit: "Gewiss."

OHH

Nun kann sie einem leidtun, die gute Heilerin, da sie der Dame aufgrund ihrer Gütmütigkeit nicht gewachsen scheint. Drum ist es inzwischen ein eher mitfühlender Ausdruck, welchen man in Reskas Antlitz entdecken mag. Kein Gedanke jedoch, sich womöglich selbst in die Angelegenheit einzumischen! Was würde eine Ritterin wohl auch auf die Worte dahergelaufener norbardischer Handlanger geben! Zudem imnteressiert Reska diese Geschichte ohnehin nur sehr am Rande.

RB

Jana lässt sich von dem mangelnden Enthusiasmus nicht abschrecken. Wer weiß, was das in der sparsamen Mimik der Heilerin heißen mag? Drum redet sie sofort weiter: "Ihr erwähntet gerade, dass Ihr einem anderen Kulturkreis entstammt. Dann muss das für Euch sehr spannend sein, unsere Kultur kennenzulernen. Ist es das erste Mal, dass Ihr sie erlebt oder habt Ihr schon mehr Erfahrung?"
Die Signora holt Luft, um die vielen weiteren Fragen zu stellen, die ihr in den Sinn kommen, fängt sich dann aber. Dieses Mal wird sie Zaünin erst Zeit zum Antworten geben.

MvZ

Zaünin erwartet eigentlich, dass die Signora nach dem Luftholen weiterreden will, wodurch eine längere Pause entsteht, als nötig.
Dann sagt sie: "Ich bin vielen verschiedenen Menschen auf meinen Reisen begegnet. Aber es ist das erste Mal, dass ich in diesem Land so viele neue Leute auf einmal kennengelernt habe. Allerdings kommen auch nicht alle hierher." Beim letzten Satz fällt ihr Blick kurz auf Reska.

OHH

Nicht alle? Hierauf erntet Zaünin einen höchst verwirrten Blick, da Reska sich nicht vorstellen kann, worauf sie hinauswill.

RB

"Da habt Ihr recht", stimmt Jana zu und blickt einmal umher. Neben Urszula und Reska fallen natürlich die Elfe und der Zwerg besonders auf. "Ist das günstig für Eure Suche, wenn Ihr Menschen - und andere Wesen - aus fernen Ländern befragen könnt, ohne extra dorthin reisen zu müssen? Oder durchstreift Ihr die ganze Welt systematisch, und es ist egal?"

MvZ

Zaünin lässt sich nur kurz von Reskas irritiertem Blick irritieren, da reißt sie schon die nächste Fragensammlung der Signora aus den Gedanken oder bringt sie vielmehr auf andere solche. Ehrlicherweise antwortet sie mit: "Das weiß ich nicht."
Sie überlässt es Jana, auf welche ihrer Fragen sie die Antwort beziehen will. Tatsächlich weiß sie weder, ob ihr Vorgehen als systematisch zu bezeichnen ist, noch ob es günstig ist, Menschen aus vielen Gegenden auf einmal zu treffen, oder es egal ist. Wenn man in göttlichem Auftrag unterwegs ist, neigt man vielleicht dazu, nicht allzu viele Fragen in dieser Richtung zu stellen.

OHH

Dem weiteren Gesprächsverlauf zufolge - odere vielmehr den Worten der Dame - mag Zaünin eine Gesamtheit aller verschiedener Menscghengruppen nach Berufen, Herkunft oder dergleichen meinen. In der Tat kann sich Reska schwer vorstellen, dass hier beispielsweise bisweilen auch Waldmenschen aus dem Süden verkehren. Selbst bei Bauern des Umlandes erscheint dies kaum sicher. So kann man sich irren.

RB

Diese Unterhaltung fließt nicht richtig. Ist es der besagte andere Kulturkreis, der verhindert, dass Zaünin und Jana wirklich ins Gespräch kommen oder ihr eigener leerer Magen? Sie weiß es nicht. Während sie noch überlegt, welche ihrer Fragen sie als nächstes stellen sollte, bemerkt die Signora die Bewegungen hinter sich, die ihr einen einfachen Ausweg bieten: "Oh, es sieht so aus, als käme gerade unser Frühstück. Dann sollte ich mich wohl mal wieder auf meinen Platz begeben. Vielen Dank für die Auskünfte und weiterhin guten Appetit." Mit diesen Worten beginnt sie sich von ihrem Stuhl zu erheben.

MvZ

"Danke, gleichfalls", bringt Zaünin noch heraus, bevor die Signora sich dem Nachbartisch zugewandt hat. Sie ist mit dem Verlauf der Konversation zufrieden, insbesondere damit, dass es ihr zuletzt gelungen ist, mehrere Fragen auf einmal korrekt zu beantworten.
Zu Reska sagt sie, ohne die Lautstärke zu dämpfen: "Das war eine schöne Unterhaltung."

OHH

Ach so? Na das ist doch "Schön", kann Reska obgleich verdutzt von einem leicht verunsicherten Lächeln begleitet hervorbringen.
Da jedoch die Dame entschwinden möchte, stellt sich die Frage, ob Reska sie begleiten sollte. Mögliche Wünsche Urszulas verlocken zwar nicht, ebensowenig wie das Geplapper der beiden Damen untereinander, andererseits könnte auch mal eine wichtige Information darunter sein. Mit Zaünin ist es nicht eben ungemütlich; auch will Reska sie nicht gern einfach so allein sitzen lassen. "Sollen wir auch hinüberwechseln?" ist daher eine sehr halblaut gestellte Frage, an niemanden speziell gerichtet außer am ehesten an Reska selbst.

RB

Jana schüttelt äußerlich nicht sichtbar den Kopf, wie unterschiedlich doch die Einschätzungen der Unterhaltung sind.
Gerade will sie sich abwenden, als Reska ihre Frage stellt. Sie ist überrascht, nicht nur über die vielen Worte, sondern auch über den Vorschlag. Aber eigentlich ist die Idee gut, so kann sie diese interessante Unterhaltung weiterführen und gleichzeitig mit dem Frühstück beginnen. "Bitte fühlt Euch herzlich eingeladen", entgegnet sie mit einer einladenden Handbewegung in Richtung des großen Tisches. "Platz genug haben wir ja." Dann steuert sie auf ihren Platz zu.

MvZ

Durch ihre langsame Art zu sprechen kommt Zaünin nicht mehr dazu, Reska gegenüber Bedenken äußern, dass sie gar nicht wüsste, ob sie am Tisch der feinen Damen willkommen wäre. Nach einem Blick zu Jana und einem rückversichernden Blick zu Reska erhebt sie sich von ihrem Platz und nimmt ihren Teebecher vom Tisch.

OHH

Oh, dann ist das jetzt wohl so. Unnötig, sich noch lange zu fragen, ob man in Zweisamkeit womöglich einen geruhsameren Morgen verbracht oder mehr über die Tischgefährtin erfahren hätte. Solches mag sich zudem auch am großen Tisch noch als ebenso umsetzbar erweisen.
Folglich erhebt sich etwas verzögert auch Reska, den anderen zu folgen - ganz gemütlich, versteht sich.

Weiter...


Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2021/22