Die verrückte Tischgesellschaft I: Von Essen, Onkeln und Aves-Priesterei

Verfasser: Astrid Brandt, Dunja Steinhausen, Matthias von Zedlitz, Oliver Baeck, Oliver H. Herde und andere

DS

Myrana hat mit leichter Belustigung das herzhafte Zugreifen Zaünins und das darauffolgende Stühlchen-wechsel-dich ihres Gegenübers wahrgenommen. Nun sitzt der arme Lerano ihr zwar direkt gegenüber, aber auch neben Urszula. Aber die Spannung, die noch bis vor kurzem greifbar war, scheint immerhin etwas abgenommen zu haben. Mal sehen, wie sich das noch weiterentwickelt.
Mit einem direkten Blick zu Urszula bemerkt sie schließlich: "Ich hoffe, Ihr nehmt mir nicht übel, wenn ich es wie der Capitano halte und erst eine Grundlage schaffe, bevor ich diese Köstlichkeit versuche. Wobei ich gestehen muss, dass mir schon jetzt das Wasser im Mund zusammenläuft."

AB

Angesichts der Tatsache, dass ihr Mund derzeit mit köstlichem Braten gefüllt ist, beschränkt sich Urszula auf ein freundlich-dankendes Nicken. In der Tat, es wäre eine Schande, wenn dieses Essen ebenfalls ungegessen kalt werden würde.

OHH

Gefräßiges Schweigen also. Doch auch hierbei lässt sich bestens beobachten, bisweilen gar mehr als im Gewirr irritierender Stimmen, die bisweilen doch viel weniger aussagen als ein Gesichtsausdruck.
Wie Reska dergestalt kauend ihre Blicke umherschweifen lässt, stößt das Augenmerk auf eine Unregelmäßigkeit am sonst so gepflegt wirkenden Kapitän, genauer an seinem Gehrock. Fehlt da nicht was? Oder verbirgt sich der Knopf unter einer im Schummerlicht nicht erkennbaren Falte?

MvZ

'Myrana braucht für den Kuchen eine Grundlage in der Form einer anderen Speise?' Bisher hat Zaünin in dieser Form Menschen reden hören, wenn es um die Einnahme alkoholischer Getränke ging. 'Also, wenn hier Alkohol drin ist, dann in einer so geringen Menge, dass ich es nicht herausschmecke.' Myranas Schmunzeln in ihre Richtung interpretiert Zaünin als Bestätigung, dass ihr bisheriges Verhalten am Tisch unauffällig menschlich ist. 'Gut so.'
Reska scheint völlig versunken und zufrieden mit ihrem Mahl zu sein. 'Vornübergebeugt blickt sie sich gelegentlich wie eine Raubkatze aus der Deckung um, mehr als Beobachterin denn Teilnehmerin des Treibens hier am Tisch.'
Urszula hat sich jetzt zwar auch ihrem Essen zugewandt, aber sie wirkt weiterhin so, als sei sie sich der Aufmerksamkeit aller anderen Tischbesetzer voll bewusst. 'Wie ein Barde beim Singen, nur dass sie halt isst, aber irgendwie scheint sie auch eine Vorstellung zu geben. Oder wie Häuptling Damigan, wenn er Leute zum Essen einlädt, von denen er etwas will.
Und der Magier... Göttin! Den wollte ich doch noch etwas fragen!' Zaünin schluckt den Rest ihres zerkauten Kuchenstücks herunter. "Dom Lerano?"

OB

Beinahe unmerklich ist Lerano zusammengezuckt, als das Stück Honigkuchen - von dem man bestimmt mehrere kleine Bissen hätte nehmen können - mit einem großen Happs in Zaünins Mund verschwindet. Kurz taucht vor seinem inneren Auge das noch frische Bild eines anders geformten Kopfes mit einer deutlich größeren Mundöffnung auf.
Sein Blick ruht länger auf der Heilerin. Er sitzt kerzengerade da, keine Falte in seinem Uniformrock verdeckt, dass dort ein Knopf fehlt und eine leere Schlaufe baumelt.
'Wie dicht ist ihre Illusion? Fällt es auf, wenn sie nach Besteck greift und es mit ihren Krallen anders hält?'
Als Zaünin ihn anspricht, wird er jählings aus diesen Gedanken gerissen. "Ja?!" erwidert er wie von der Bogensehne geschnellt und etwas lauter, als an diesem Tisch eigentlich nötig wäre.

AB

Die Zackigkeit und auch die Lautstärke von Leranos Antwort machen es schwer, das sich anbahnende Gespräch ihrer beiden neuen Tischnachbarn zu ignorieren. Und im Inneren ist die Freiin den beiden sogar dankbar. Muss sie sich doch jetzt nicht unnötig anstrengen, sondern kann ganz unverholen lauschen.
"Oi me!" Urszula lässt die Hand mit dem Messer sinken und legt die linke wie schützend auf den Busen. "Habt Ihr mich erschreckt, Herr Lerano!"

MvZ

Als Lerano sich Zaünins echtes Aussehen vorstellt, verschwimmt die Illusion vor seinen Augen. Er sieht ihr Echsengesicht mit der kurzen Schnauze, in die das komplette Kuchenstück tatsächlich problemlos hineinpasste. Verliert der Zauber gerade seine Wirkung? Das Verhalten der anderen Tischgäste spricht eher dafür, dass nur Lerano die tatsächliche Gestalt der kleinen Echsenfrau durchschimmern sieht.
Zaünin schaut kurz zu Urszula, um sich zu versichern, dass es ihr gut geht. Dann stellt sie den Kopf leicht schräg, während sie Lerano in die Augen sieht. Ihre Hände ruhen mit den Fingern auf der Tischkante. "Wie finde ich die Aves-Priesterin?"

OHH

Nein, die Haltung des Kapitäns scheint gar zu aufrecht, um unerwünschte Kniffe in seiner Gewandung zuzulassen. Zumindest obenrum im sichtbaren Teil.
Auch Reska zuckt ein klein wenig aufgrund seiner Spontanität, allerdings kaum sonderlich merklich. Lediglich der Blick springt dauerhaft hinauf zu des Mannes Antlitz. Was dem wohl eben durch den Kopf spukt?
Diese Frage und Urszulas Worte lassen Reska still schmunzeln. Die kürzlich ob der angestrengten Beobachtung unterbrochene Kautätigkeit wird wieder aufgenommen. Aves? Dies müsste einer der Zwölfgötter sein, da Reska den Namen schon häufiger gehört hat, selbst im Norden.

OB

"Einmal Soldat, immer Soldat", sagt Lerano mit einem leichten Achselzucken an die offenbar ziemlich schreckhafte Dame gewandt. Kurz zuckt sein linker Mundwinkel. 'Ob sie's wohl schon bereut, mich an ihren Tisch eingeladen zu haben?'
Als Zaünin ihre Frage stellt, schaut er wieder zur Heilerin. Nun wandern beide Mundwinkel ein Stück nach oben und bleiben auch für einen längeren Augenblick dort. "Wenn Ihr ein bisschen Glück - oder Geduld - habt, findet sie Euch. Sie wird früher oder später durch diese Tür" - er deutet kurz und lässig mit der rechten Hand Richtung Eingangstür - "hereinkommen. Wir sind nämlich hier verabredet." Er beendet den Satz, scheint aber in Gedanken noch eine Bemerkung anzuhängen. Zumindest lässt sich sein versonnener Blick und das für einen winzigen Moment noch etwas breitere Lächeln so deuten. 'Eher später, wie ich sie so kenne...'

OHH

Es ist ja nicht so, dass sich Reska sonderlich für Götter interessieren würde, Mokoscha sei Zeuge. Äh. Nun gut.
Jedenfalls sinkt der Blick unwillkürlich wieder hinab und bleibt erneut an besagter Lücke hängen. Ja, wirklich, da fehlt was! Ob der Kapitän das wohl schon bemerkt hat? Möglicherweise ist er ja gar nicht mal so ordentlich wie der erste Eindruck. Womöglich spricht letzterer nicht einmal von derlei, wenn man sich an die Begegnung draußen erinnert. Selbst später sprang er ja noch auf Strümpfen umher! Ob es sich noch immer so verhält, vermag Reska nicht durch die Tischplatte hindurch festzustellen. Sich deswegen hinunterzubeugen, erscheint gar zu auffällig.
Erst einmal noch etwas zum Kauen nachlegen!

AB

Nein, einen reuigen oder nachhaltig verschreckten Eindruck macht Urszula nicht. Im Gegenteil, sie winkt beschwichtigend in Richtung des Capitanos und meint mit einem verschwörerischen Lächeln: "Ach, das sagt mein Bruder Mischka auch immer. Euch möchte ich es auch gern glauben, aber bei ihm scheint es mir eher ein Versuch, sich bei den Damen interessant zu machen." Die letzte Bemerkung wird duch ein Augenzwinkern untermalt.
Dann wendet sich die Freiin wieder ihrem Abendessen zu - 'Noch jemand, der hier in diesem Gasthaus verabredet ist. Haben wir zufällig ein besonderes Haus für die Nachtruhe gewählt?' - um dann doch, nachdem Lerano über seine Verabredung mit der Aves-Priesterin gesprochen hat, das Wort an die Söldnerin zu richten: "Und Ihr, Frau von Wolfenstein, seid Ihr auch mit jemandem verabredet?"

MvZ

Während sie Lerano zuhört, wechselt Zaünin ein paarmal die Seite, zu der sie ihren Kopf schief legt, und blinkt ihren Gesprächspartner mit den Augen an. Als er das Kommen der Aves-Priesterin in Aussicht stellt, setzt sie sich kurz kerzengerade hin, bevor sie sich zur Eingangstür umblickt und in dieser Haltung verharrt, ganz so, als würde sie erwarten, dass der neue Gast im nächsten Moment die Stube betritt.

OB

Immer noch schmunzelnd schaut Lerano auf Zaünins Hinterkopf, da die Heilerin nun so unverwandt zur Tür blickt. Wie lange sie wohl in dieser Position verharren wird, bevor sie sich wieder zu den anderen am Tisch dreht?
Da Domna Urszula nun die Kriegerin anspricht, kann sich der Capitano ein wenig entspannen und zu Domna Myrana blicken. Ungefähr aus der Richtung ertönen dann vom anderen Ende des Schankraums vernehmlich Hammerschläge. Ah, Dom Tesden zapft das Bier an. Das wird er gewiss gleich stolz bekanntgeben. Lerano reckt sich unauffällig - zumindest ausgesprochen unauffällig für einen Mann seiner Statur - um den Geschehnissen an der Theke aufmerksam zu folgen.

MvZ

'Moment, die ganze Zeit die Tür anzustarren, weil jemand kommen könnte, ist unter Menschen, glaube ich, nicht üblich. Zumal, wenn eigentlich eine Unterhaltung stattfindet.' Um ganz sicherzugehen, ob sonst niemand die Tür anstarrt, dreht sich Zaünin wieder um und schaut in die Runde. 'Nein, niemand starrt zur Tür. Dann verhalte ich mich besser genauso seltsam wie die Anderen und tu so, als würden wir nicht erwarten, dass irgendwann eine Aves-Priesterin in die Gaststube kommt.'
Schließlich fällt Zaünins Blick auf die Wirtin. 'Ob sie wohl gerade die Suppe und den Kräuteraufguss für die Kriegerin und mich bringt?'

OHH

Alle glotzen irgendwohin, weil sie wohl alle auf das eine oder andere warten. Reska hat hierin einen Vorteil, ist doch bereits mehr vorhanden, als man auf einmal bewältigen kann: nicht allein die Speisen, auch die menschlichen Beobachtungsobjekte. Ob es in dem vorhin besprochenen Theater wohl auch etwas zu essen für nebenbei gibt? Bei den Vorführungen, welche Reska aus dem Norden von Markt- und Dorfplätzen her kennt, konnte dies jeder halten, wie er mochte und mitgebracht hatte, wenn mit den Schaustellern nicht auch gleich ein findiger Koch mitgereist war und seinen Eintopf anbot.
Jedenfalls gibt es hier und heute genug zu schmecken wie zu sehen. So gemütlich hatten sie es schon länger nicht. Sogar das befürchtete vom Essen ablenkende Stimmgewirr bleibt bislang aus. Vermutlich unter anderem, weil Urszula den Mund voll hat.

AB

Während sie auf eine Antwort der Söldnerin wartet, genießt die Bornländerin weiterhin ihr Abendessen.

DS

Myrana wendet sich Urzsula voll zu und wägt für einen Moment die Antwort ab. Dann schüttelt sie den Kopf und antwortet schließlich: "Nein. Nicht wirklich. Eher im Gegenteil. Eigentlich wäre ich auf der Durchreise, und wäre mir nicht dieser verdamme Ast in die Quere gekommen, hätte es mich sicher nicht hierher verschlagen." Mit einem kurzen Blick zu Lerano und Zaünin folgt dann die weitere Antwort: "Allerdings hätte ich dann einiges verpasst. Die interessantesten Begegnungen findet man ja oft am Wegesrand."

MvZ

Erneut dreht sich Zaünin zur Eingangstür um, wendet sich aber kurz darauf dem Magier mit einer Verständnisfrage zu: "Früher oder später als wann? Früher oder später als die Suppe gebracht wird?"

AB

"Richtig, Ihr seid auf dem Weg zu Eurem Onkel. Frau D'Aminovitch erzählte davon und auch von Eurer Sorge, dass Euch das Missgeschick mit dem Ast die Verabredung mit ihm verpassen lassen könnte. Aber wenn ich Euch so betrachte, sollte das kein Problem mehr dastellen, oder? Ich meine, Ihr macht einen sehr viel besseren Eindruck als noch vor einer halben Stunde. Obwohl..." Urszula legt den Kopf ein wenig zur Seite, als würde sie nachdenken. "Vielleicht wäre ja eine kleine Verspätung gar nicht so schlecht."

OHH

Was die Ritterin wohl so Interessantes hier entdeckt haben mag? Vielleicht ergibt sich dies noch durch bloßes Zuhören. Doch Reska sieht sich angeregt, auch das andere Gespräch nebenan näher zu verfolgen. Das Muttchen benimmt sich schon ein klein wenig seltssam. Nicht, dass seltsam auch gleich schlecht wäre! Es weckt lediglich die Neugier und macht gar nicht mal selten sympathisch.

OB

Lerano muss sich mühen, um das Schmunzeln zu unterdrücken. Die Heilerin ist ja so ungeduldig wie ein kleines Kind - und sie nimmt auch eine simple Redewendung ebenso wörtlich. Aber woher soll sie es auch wissen, wenn man es ihr nicht erklärt?
"'Früher oder später' sagt man" - er schluckt ein 'unter uns Menschen' gerade noch rechtzeitig herunter und ersetzt es durch ein unverfängliches "hierzulande, wenn man es nicht genauer weiß. Selbst bei der Flotte rechnen wir meist mit halben Stunden, das reicht für unsere Zwecke meistens aus."
Nun wirft er selbst einen kurzen Blick zur Tür, bevor er fortfährt: "Und was die Verabredung angeht: die heißt 'Anfang Tsa im Grünen Eber'. Heute ist der dritte. Sie kann noch mindestens drei Tage lang pünktlich sein. Sorgen mache ich mir erst, wenn sie in einer Woche noch nicht da ist."

DS

Myrana ist froh, die Geschichte nicht noch einmal in aller Ausführlichkeit erzählen zu müssen, da Jana wohl schon genügend Informationen weitergegeben hat.
Auf die Bemerkung Urzsulas antwortet sie mit einer kurzen Verzögerung: "Wie meint Ihr das, Domna Urszula? Jana hat Euch wahrscheinlich doch erzählt, dass ich besser vor meinen etwas hitzköpfigen Männern ankommen sollte. Es gibt schließlich einen Grund, warum ich alleine losgeritten bin. Sie hegen noch weniger Sympathie für meinen intriganten Onkel als ich, da sie meine Familiengeschichte zur Genüge kennen. Ohne diese wäre ich natürlich auch nicht in der Position der Anführerin gelandet. Meine Gefühlslage schwankt deshalb wohl zwischen Wut über das dreiste Verhalten meines Verwandten und den Wunsch, ihn zur Rechenschaft zu ziehen auf der einen Seite; auf der anderen Seite steht die Tatsache, dass mir mein momentanes Leben ganz gut gefällt. Die Freiheit... die Verantwortung für andere zu übernehmen... Ich war auch nie wirklich der Typ Mädchen oder Frau, der mit Stickrahmen oder Haushaltsführung etwas anfangen konnte. Kein Wunder eigentlich, wenn der eigene Vater einem frühzeitig eine Waffe in die Hand gedrückt hat. Das ist wohl mein momentanes Dilemma."

MvZ

'Anfang-Tsa-Im-Grünen-Eber ist ein ungewöhnlicher, wenn auch hübscher Name', geht es Zaünin durch den Kopf, ehe sie begreift, dass Lerano nicht den Namen der mit ihm Verabredeten meint, sondern die Verabredung als Vorgang. 'Eine Woche. Deshalb meinte er, ich müsse Geduld haben. Jetzt weiß ich auch, wieso niemand die Tür anstarrt.'
Gerade, als sie dem Magier für seine Erklärungen danken will, zieht die Wirtin am Nachbartisch Zaünins Aufmerksamkeit auf sich. Die Heilerin winkt Siona zu und ruft: "Wir drei hätten auch gerne etwas zu essen." Dabei zeigt sie mit der rechten Hand auf Myrana und mit der linken auf Lerano.

AB

Verschmitzt lächelnd spinnt Urszula den Gesprächsfaden weiter. "Seht Ihr, das scheint mir das eigentliche Problem zu sein: Ihr seid selbst innerlich uneins ob der Angelegenheit. Aber wenn ich Euch richtig verstehe, wäret Ihr nicht abgeneigt, wenn Ihr Euch auch in Zukunft nicht um Haus und Hof kümmern müsstet. Was Euch stört, ist die Art und Weise, wie es Euch aus der Hand genommen worden ist. Und hier kommt die kleine Verspätung ins Spiel." Die Freiin ist offensichtlich in ihrem Element - ihre Augen strahlen, die Haltung ist aufrecht und die Stimme nicht laut aber eindringlich.
"Stellt Euch das folgende Szenario vor: Eure Mannen erreichen den Hof des intriganten Onkels und finden Euch nicht vor. In der Annahme, dass der Onkel nun ob Eures unverhofften Besuchs zum letzten Mittel gegriffen und die unliebsame Konkurrenz um Haus und Hof einfach beseitigt hat, werden die Mannen energisch und bedrängen den Onkel - ja bedrohen sogar sein Leben. Der Onkel bestreitet natürlich, dass er Euch auch nur ein Haar gekrümmt hätte - was ja auch stimmt - aber es nutzt ihm nichts. Dann, im allerletzten Moment, erreicht Ihr den Hof und haltet die Mannen auf. In einer flammenden Ansprache tadelt Ihr deren eigenmächtiges Handeln und dankt dem Onkel dafür, dass er Euren Besitz so gut für Euch verwaltet hat. Ihr selbst hättet es nicht besser gekonnt, blabla und so weiter. Was für ein prächtiges Stück Land und wie geschaffen als Basis für Euch und die Mannen. Erweckt ruhig in ihm den Eindruck, Ihr könntet jetzt sofort den Besitz wieder von ihm übernehmen wollen, und schaut zu, wie er sich windet."
Urszula holt tief Luft und blickt Myrana fragend an: "Könnt Ihr mir soweit folgen?"

OHH

Langsam wird es doch etwas unübersichtlich, zwei Gesprächen gleichzeitig zu folgen. So fällt naturgemäß jenes in Reskas Betrachtungen etwas zurück, welches um ein bis zwei Stühle weiter entfernt ist als das andere.
Die Ritterin scheint ja über ebensoviel Luft zu verfügen wie Urszula und die Daminowitsch. Das hätte man ihr zuerst gar nicht recht zugetraut. Möglicherweise sammelt sie ja auch immer erst ein wenig an. Jedenfalls wirkt sie ansonsten recht angenehm unkompliziert.
Kurz wird ob Tsaünins Ruf zum Nachbartische demselben mit einem irritierten Blicke gefolgt, dann kehrt Reska gedanklich wieder zur den beiden direkten Tischnachbarinnen zurück. Wahrlich, das ist eine hübsche Schenkelklopfkomödie, welche Urszula da entwirft. Beinahe kann Reska die darbietenden fahrenden Schausteller vor Augen gestikulieren sehen.

DS

Myrana folgt den Ausführungen der Freiin mit gespannter Aufmerksamkeit. In ihren Gesichtszügen arbeitet es von nachdenklich bis amüsiert. 'Eins steht fest; die Dame hat eine ganz schön ausgeprägte Phantasie. Klingt ja wie ein klassisches Drama oder Theaterstück. Aber tatsächlich vielleicht gar kein schlechter Ansatz für das Problem.'
Auf die Frage, die am Ende der Ausführung steht, entgegnet die Kriegerin wie folgt: "In der Tat kann ich Euch sehr gut folgen. Fahrt ruhig fort."

MvZ

'Zu dumm auch; sie hat mich nicht gehört. Ich will aber auch nicht durch den ganzen Saal brüllen.' Zaünin verlegt sich wieder auf's Winken, um die Wirtin auf sich aufmerksam zu machen.

AB

Kann die Bornländerin da ein gewisses Interesse in den Gesichtzügen der Wolfskriegerin erkennen? Ihre Antwort und die Aufforderung lassen es zumindest vermuten. Auch Reska scheint dem Gespräch zu folgen, wie ein rascher Seitenblick verrät. Gut, so ist sie dann später auf dem Laufenden - falls eine weitere Involvierung notwendig wird. Nun aber gilt es den Gedanken weiterzuspinnen.
"Fabelhaft. Also, der Onkel windet sich, die Mannen dräuen im Hintergrund, und Ihr - Ihr haltet mit einem Mal in Euren immer detailierteren Ausführungen inne und 'bemerkt' das Unwohlsein des hinterlistigen Onkels. Natürlich ist Euch sofort klar, dass er sich selbstverständlich einfach nur große Sorgen darum macht, wie er jetzt so viele zusätzliche Mäuler satt bekommen soll, von den Pferden ganz zu schweigen. Und jetzt kommt es: Er kann ganz beruhigt sein; Ihr und eure Mannen können aus was für einem Grund auch immer jetzt gar nicht bleiben, sondern müsst sofort weiter. Dringend, lebenswichtig, reichsbehütend - irgendwas. Aber - und das sagt Ihr ihm mit Nachdruck - Ihr werdet, da ja das Anwesen sich in so gutem Zustand befindet, von nun an regelmäßig vorbeikommen. Nicht zwingend Ihr persönlich, aber Einheiten der Truppe. Ihr erklärt, dass Ihr Euren Besitz, wenn schon nicht als ständige Basis, so doch als Rückzugsort für die Truppe anseht. Und da er das Ganze ja so prächtig in Schuss gehalten hat, geht Ihr einfach mal davon aus, dass er das auch weiterhin tun wird. Sollte es ihm allerdings zuviel werden oder solltet Ihr oder einer Eurer Abgesandten merken, dass der Besitz verkommt, so werdet Ihr leider gezwungen sein, Euch wieder persönlich darum zu kümmern."
Urszula fixiert Myrana und legt den Zeigefinger an die Lippen. "Die ganze Sache hat nur einen Haken."

OB

Wieder muss Lerano schmunzeln, als Zaünin schon eine Bestellung abgibt, während die Wirtsfrau noch am Nachbartisch steht. 'Sie würde tagelang auf eine Tür starren, aber keine drei Atemzüge warten, wenn es ums Essen geht', denkt er bei sich.
"Äh, nein", hakt er dann ein. "Für Domna Myrana und mich habe ich schon an der Theke bestellt."
Das Gespräch der Bornländerin mit der Kriegerin lässt er an seinem Ohr vorbeirauschen. Es geht um irgendwelche Intrigenspiele. Davon hat er genug für ein Leben gehabt.

MvZ

Zaünin wendet wieder sich Lerano zu: "Aber Ihr habt noch nichts zu essen. Ich hatte auch schon bestellt, aber scheinbar habe ich irgend etwas verkehrt gemacht. Vielleicht reicht das Bestellen nicht, und man muss noch etwas tun."

OB

Lerano schüttelt den Kopf als Antwort auf Zaünins Sorgen. "Ich bin in diesem Haus noch nie hungrig vom Tisch aufgestanden."

MvZ

'Ich schon mehrfach in der kurzen Zeit, aber das hat vielleicht damit zu tun, dass ich schon hungrig war, als ich hier angekam, und seitdem einige Male aufgestanden bin', denkt sich die Heilerin, die ihre Aufmerksamkeit gleich darauf wieder der Wirtin zuwendet. 'Was hat sie da in der Hand? Ist das meine Suppe?'

OHH

Im Grunde haarsträubend, was Urszula da daherschwadroniert. Möglicherweise ist die Unehrlichkeit dahinter der erwähnte Haken. Solches rächt sich meist. Wobei Reska den Onkel nicht kennt und sein verdienst an derartiger Behandlung nicht recht einzuschätzen vermag.
Nun nur nicht über solche Geschichten das leckere Fleisch vergessen! Inzwischen ist die Wärme darin auch ganz genau richtig.

OB

Lerano sieht vor seinem inneren Auge wieder ein anderes Gesicht, das unverwandt in Richtung der Wirtsfrau - oder besser: des Essens - blickt. So unverwandt, dass nicht einmal eine Antwort auf seine Bemerkung mehr erfolgt - nun gut, so wichtig war dieser Satz auch nicht. Andere Leute sind besser als er darin, unverfängliche Konversation zu betreiben.
Der Capitano sitzt so an seinem Tisch, dass er ohne Mühe in dieselbe Richtung schauen kann wie die Heilerin. Damit befinden sich auch Dom Avessandro und seine Auftraggeberin in seinem Blickfeld. So richtig deuten kann er allerdings nicht, was dort vor sich geht. Er hätte sich den Schriftsteller lebhafter vorgestellt, wo er doch in seinem Element sein sollte.
Die Konversation an seinem eigenen Tisch plätschert weiter an ihm vorbei. Man wird ihn schon ansprechen, wenn man etwas von ihm will.

VW

Die Eierpfanne in der Hand nähert sich die Wirtsfrau nun dem Tisch, von welchem aus sie angesprochen wurde: "Die zwei Suppen sind fertig und kommen gleich. Aber mir schien es, als gebe es noch weitere Bestellungen?"

OHH

Besonders neugierig wirkt die Ritterin ja nicht, aber vielleicht wartet sie lediglich darauf, dass Urszula einfach von selbst fortfährt. Derweil kann sich Reska bestens dem Ohren wie Magen wohltuenden Stille widmen - und dem leckeren Essen. Nach so einem langen Ritt schmeckt alles nochmal so gut, und die hiesige Küche versteht offenkundig ihr Handwerk.
Der Wirtin wird dabei auf deren Frage hin lediglich freundlich kopfschüttelnd zugelächelt. Man spräche nicht mit vollem Munde, so hat Reska bei den Südländern gelernt. Kein Problem!

DS

Myrana zögert ein wenig mit ihrer Antwort. Die Phantasie und Geschichten der Freiin brauchen eine Weile, bis sie zur Gänze bei ihr durchgedrungen sind. Nach einer gewissen Pause setzt sie dann zur Antwort an: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass Ihr mir diesen Haken gleich noch erläutern werdet, Domna Urszula. Aber vorerst ein Wort zu Euren Ausführungen. Das Szenario, das ihr hier entworfen habt, könnte sehr wohl als Theaterstück mit vielen Intrigen und überraschenden Wendungen herhalten. Vielleicht täte es meinem Onkel tatsächlich ganz gut, wenn ihm ein gehöriger Schreck eingejagt würde. Und in der Tat zieht es mich im Moment nicht wirklich in ein anderes Leben als das, welches ich führe.
Aber ich kann es kaum mit meinem Ehrgefühl und Gewissen vereinbaren, sowohl meine hitzköpfigen Männer als auch meine Verwandtschaft durch diese Konfrontation in Gefahr zu bringen. Das war mein Hauptgrund, alleine loszureiten. Im Prinzip ist es eine Sache zwischen ihm und mir. Obwohl ich zugeben muss, dass sein Verhalten nach dem Tod meiner Eltern mich nach wie vor wütend macht, werde ich ihm zumindest die Chance einer Rechtfertigung geben müssen. Wenn alle Stricke reißen bleiben mir tatsächlich als letzte Option meine 'Wölfe'."
Der während des Gesprächs hinzugekommen Wirtin entgegnet Myrana: "Ja, die Suppe wäre jetzt höchst willkommen. Und in der Tat hat Lerano wohl auch noch etwas Herzhaftes für uns bestellt."

MvZ

Das Küchenstück war so klein, dass es für Zaünin gerade einmal als Appetitanreger gut war. Die Aussicht auf eine Suppe als alleiniges Mahl ist bei ihrem Hunger alles andere als verlockend. Als Vorspeise schon eher. Nachdem Myrana die Wirtin angesprochen hat, setzt Zaünin daher nach: "Könnte ich nach der Suppe vielleicht noch etwas anders bekommen?"

VW

Siona runzelt die Stirn und blickt in Richtung Myranas: "Was die Bestellung angeht, so ist mir nur die Suppe bekannt. Aber dann wird er dies wohl bei meinem Mann bestellt haben. Ich frage mal nach. Und was weitere Speisen nach der Suppe angeht", wendet sie sich dann Zaüin zu, "kann ich die Bestellung ja aufnehmen, wenn ich die Suppe bringe. Es sei denn, es soll die Eierspeise sein. Davon habe ich gerade eine da."

OHH

Reskas Brauen hüpfen. Eine einfach so vorhandene Eierspeise? Ist die übriggeblieben und kurz vorm Umkippen? Die geschickten Verkaufsmechanismen sind Reska jedenfalls nicht unvertraut, wenn auch eigentlich unsympathisch. Allerdings wirkt die Wirtin so unbedarft und freundlich, dass der Fall hier vielleicht anders liegt.

AB

Urszula lauscht interessiert der Ausführung der Söldnerin. 'Ehrgefühl und Gewissen, nun ja... Man wird sehen, wie weit es sich damit bringen lässt. Ob der Herr Onkel das auch so sieht? Wer weiß. Aber die Hoffnung stirbt ja immer zuletzt.'
Nach außen hin verliert die Freiin offenbar zunehmend an Interesse, als klar wird, dass Myrana eher nicht auf den Vorschlag eingehen und Urszula somit der Gesprächsstoff ausgehen wird. Die Augen, welche zuvor unverwandt auf Myrana geruht haben, beginnen von einer zum anderen zu huschen, als sie erwidert: "In der Tat, die Idee dazu kam mir, als ich mit Frau D'Aminovitch über ihr neues Theaterprojekt sprach. War auch nur so eine Idee..."
Fast schon resignierend hebt Urszula die Hände in einer abwinkenden Bewegung, um sich anschließend, dem Beispiel der schweigsamen Norbardin neben ihr folgend, wieder dem Abendbrot vor sich zu widmen. Der angesprochene Haken bleibt unerklärt.

MvZ

Da bietet sich also die Gelegenheit, endlich etwas größeres als ein Kuchenstückchen in den Bauch zu kriegen. Nach der Suppe oder vor der Suppe - das ist mittlerweile völlig unwichtig. Zaünin schaut in die Runde, ob jemand anderes die Eierspeise für sich beansprucht. "Wenn sie sonst niemand haben will..."

VW

Über Sionas Gesicht huscht ein erleichtertes Lächeln. "Dann bleibt sie direkt hier. Ich hatte mich wohl in der Bestellung vertan. Und dann bringe ich gleich die Suppe und bis dann ist Zeit genug, sich zu überlegen, was es danach geben soll?" Die Frage schwebt über dem Tisch, die Wirtin steht an selbigem bereit, wenn nichts mehr ist, nach der Suppe zu laufen.

OB

Das Gespräch der beiden Damen plätschert nach wie vor an Lerano vorbei. In jeder Hinsicht näher liegt ihm die Heilerin und ihr Hunger. 'Wo sie das alles hinsteckt?', fragt er sich in Gedanken.
Sein Blick bleibt allerdings an Dom Tesden und Alrik hängen. Dass dort etwas nicht in Ordnung ist, kann man selbst aus dieser Entfernung erkennen.

MvZ

Eier vom Neunauge, Eier vom Frosch, Eier von der Hornechse, Ameiseneier... alle auf ihre Art schmackhaft, wenn gut zubereitet, und so unterschiedlich, dass man kaum glauben mag, dass alles in ihrem eigenen Proviant Verpackte Tierembryonen sind. Der Geruch, der der Heilerin vom Teller in die Nüstern steigt, spricht dafür, dass es sich bei der Würzigen Eierpfanne im Wesentlichen um Eier von Hühnern oder einem anderen Geflügel handelt.
Mit großen Augen verfolgt Zaünin, wie die Wirtin den Teller mit der duftenden Speise vor ihr auf dem Tisch abstellt. Fertig, bevor es bestellt wurde - das reinste Schnell-Essen! Offenbar hat Zaünin aber das System mit den Kannen und Tassen auf den Tischen nicht durchblickt, denn sie fragt die Wirtin noch: "Und mit der Suppe bekomme ich dann auch einen Kräuterau..., äh, -tee?"

OHH

Wo kein Plan, da kein Haken, schon richtig. Vielleicht wäre er dennoch kurzweilig zu erfahren gewesen, doch ist es nicht an Reska, seine Preisgebung herauszufordern.
Dagegen ist die Heilerin irgendwie niedlich zu beobachten. Trotz ihres sichbaren Alters wirkt sie recht kindlich. Ein Kopfschütteln bekundet, dass Reska zusätzlich zu Suppe, Ochsenkeule und nachher dem Kuchenstück nicht noch mehr benötigt.

Weiter...


Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan

Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2020