Tischeinladungsvorbereitung
Verfasser: Astrid Brandt, Oliver H. Herde, Ralf Büngener und andere
RB
Um die Unterhaltung in Gang zu halten, fährt sie gleich fort: "Einen gütig verzichtenden Oheim könnte Domna Myrana gut brauchen. Ich hoffe, es geht ihr besser nach ihrer Kopfverletzung." 'Ist das der Grund, dass sich alle dort oben herumtreiben?' überlegt sie mit einem Blick zur Treppe, wo alle anderen Gäste verschwunden sind. "Der Oheim könnte in ihrem Fall den Unterschied zwischen Tragödie und Komödie ausmachen."
AB
Die Ernsthaftigkeit im Gesicht der Bornländerin weicht einem spitzbübischen Lächeln. "Naja, wie man es nimmt. Mir sind schon so einige Situationen daheim eingefallen, die durchaus die Bezeichung Tragödie verdient hätten. Aber bislang ist dabei niemand zu Tode gekommen, den Zwölfen sei Dank."
Fast, als wolle sie das Thema abschließen, nimmt sie einen Schluck vom gewürzten Biere, um sich dann zu erkundigen: "Oheim? Die junge Dame von vorhin, um deren Wohl sich anscheinend alle anderen Gäste immer noch bemühen, hat einen Oheim, der ihr Übel will? War das etwa auch die Ursache für diese hässliche Platzwunde? Nicht dass der Schurke mit seinen Handlangern jetzt auch noch hierher in das Gasthaus kommt!" Beunruhigt wirft sie einen Blick zur Tür.
OHH
Noch bevor sich Reska allzu ausführlich darüber verwundern kann, woher die Dame einen Oheim heranführt, wird dies auch schon durch Urszula aufgeklärt. Unwillkürlich wird der vorhin von der Ritterin besessene Stuhl betrachtet, bevor die Augen ihr Merk wieder auf die Tischdamen richten, um sogleich zurück und noch etwas fort dem Blicke der Freiin zu folgen. Aufregung ist Reska dabei jedoch nicht anzumerken, wird doch gleichmütig ebenfalls am Biere genippt.
RB
"Keine Sorge, das ist eher unwahrscheinlich, noch dazu bei diesem Wetter. Da jagt man ja keinen Hund vor die Tür." Zumindest in diesem Land. Dass es in Urszulas Heimat anders sein mag, darüber denkt Jana gerade nicht nach, während sie der Sitznachbarin beruhigend die Hand auf den untätigen Unterarm legt.
"Allerdings klingt die Geschichte, die sie vorhin erzählt hat, stark nach einem Theaterstück. Demnach befänden wir uns momentan im vierten Akt und ihr Sturz wäre das retardierende Moment."
Sie nimmt die Hand wieder zurück und beginnt am Anfang: "Im ersten Akt starben ihre Eltern und sie wurde von ihrem Onkel aufgenommen. Im zweiten Akt lief sie davon und wurde zur Söldnerführerin. Im dritten wollte ihr Onkel sie für tot erklären lassen, um sich ihr Erbe unter den Nagel zu reißen, woraufhin sie losgeritten ist, um das zu verhindern. Ihren Männern hat sie befohlen, nach drei Tagen zu folgen, wenn sie nicht zurückkehrt. Und im aktuellen Ast, nein Akt, traf sie auf einen Ast, der sie vom Pferd warf und ihre Weiterreise wohl verzögern wird. Im Theater würde man jetzt wahrscheinlich tuscheln, dass sei unglaubwürdig und ein durchsichtiges Manöver des Autors", scherzt die Schauspielerin.
Aber sie ist noch nicht fertig: "Wenn ich das Stück jetzt fortsetzen müsste, würden ihre Männer vor ihr beim Onkel ankommen. Im letzten Akt wären sie drauf und dran, dem Onkel etwas anzutun. Im letzten Moment taucht aber Myrana auf und hält sie davon ab. Aus Dankbarkeit und Einsicht lässt der Onkel von seinem Treiben ab und gibt ihr das Erbe zurück." Jana legt kurz den Kopf schief und überlegt: "Da ihr aber das Söldnerleben besser gefällt, überträgt sie dem Onkel die Verwaltung und reitet mit ihren Männern wieder davon." Mit den Händen lässt sie den Vorhang schließen, das Stück endet als Komödie.
AB
"Nein, den Hund sicherlich nicht. Vor allem, wenn es sich um eine wertvolle Hündin handelt, mit deren Würfen man gutes Geld verdienen kann. Man erzählt sich bei uns von einem Bronnjaren, der, sobald es zu regnen oder schneien anfing, dem nächsten Leibeigenen das Hemd vom Leibe riss, um damit seine Wolfshündin zu schützen."
Die Freiin schüttelt leicht den Kopf, als sei selbst ihr soviel Tierliebe zu viel - aber vielleicht teilt sie ja auch prinzipiell die Haltung des besagten Bronnjaren nicht.
Wie auch immmer, Janas Worte scheinen die aufkeimende Besorgnis um das Eintreffen des wütenden Oheims beseitigt zu haben. Dankbar lauscht Urszula den weiteren Worten. 'Soso, die Unglücksrabin ist eine Söldnerführerin, welche derzeit in eigenem Interesse auf dem Weg in die Heimat ist. Das heißt, ich muss damit rechnen, dass in den nächsten Tagen ihr Söldnerhaufen hier in der Gegend auftaucht, um nach ihr zu suchen. Und wenn er sucht, dann fragt er auch herum. Der Onkel kann auch nicht allzu weit von hier entfernt hausen, denn sonst hätte diese Myrana nicht drei Tage bis zu ihrer Rückkehr als Zeitmaß gesetzt. Ergibt eigentlich nur Sinn, wenn sich der Wohnsitz des Onkel nur eine Tagesreise weit vom Standort des Söldnerhaufens befindet. Ein Tag hin, ein Tag reden, ein Tag zurück. Oder eben nicht. Wie auch immer, wir müssen sehen, dass sich unsere Abreise morgen nicht allzusehr verzögert.'
Über diese Überlegung hin ist Jana inzwischen am Ende ihrer Zusammenfassung angekommen. Auf das Schließen des Vorhangs hin beginnt Urszula leise zu applaudieren. "Bravo! Ein wunderbares Ende. Vielleicht..." Die Bornländerin zieht die Luft ein und schaut Jana aus großen Augen an. "Vielleicht solltet Ihr der Söldnerführerin Myrana genau diesen Vorschlag machen? Also, sie sollte ihrem Haufen befehlen, direkt zu dem Onkel zu reiten und dort nachdrückllich nach ihr zu fragen, sie sei bereits drei Tage fort und so weiter und so weiter...
Und dann, wenn der Onkel meint, die Schwingen Golgaris über seinem Haupt rauschen zu hören, dann erscheint Myrana mit blutiger Kopfwunde, vielleicht noch in Begleitung eines der Helfer von heute und rettet ihn. Ob das dann mit der Einsicht und Dankbarkeit funktioniert, wird sich zeigen müssen, aber einen Versuch wäre es wert."
OHH
'Reitet mit ihren Männern davon...' Vermutlich in den Sonnenuntergang, schmunzelt Reska vor sich hin, oder so weit im Westen wohl eher in den Sonnenaufgang, wenn sie keine nassen Hufe bekommen sollen.
Für Urszulas durchtriebenes Realtheater erntet jene erstaunte Blicke. Vor der muss man sich gut in Acht nehmen, aber das blitzte ja schon länger hier und dort durch.
RB
Als Reaktion auf den Applaus verneigt Jana sich leicht im Sitzen. Dann lauscht sie dem Vorschlag der Bornländerin. 'Oha, die Dame hat ja eine intrigante Phantasie, die sollte man lieber nicht als Feindin haben. Aber bei Hofe würde sie sich damit wohl problemlos zurechtfinden.'
"Brillante Idee", gibt sie zu, ohne sich diese Gedanken anmerken zu lassen, "So weit hatte ich das noch gar nicht durchgedacht. Vielleicht solltet Ihr ihr das selber vorschlagen, wenn sie irgendwann hier wieder auftaucht. Mit ihrer Kenntnis des Onkels könnt Ihr sicherlich einen Ablauf planen, der größtmöglichen Eindruck auf ihn macht. Wenn das klappt, ist der Stoff für das nächste Theaterstück gesichert."
AB
'Aha, jetzt ist das Interesse geweckt, gute Reska. Mal sehen ob du dich überwinden kannst und mich darauf ansprichst.' Äußerlich ist Urszula nicht anzumerken, dass sie die Verwunderung ihrer schweigsamen Begleiterin überhaupt bemerkt hat.
Geschmeichelt geht sie auf die Worte der Schauspielerin ein: "Meint Ihr? Aber wir wurden uns noch gar nicht vorgestellt." Wie befangen nestelt sie an dem blonden Zopf, der ihr über der Schulter liegt. "Würdet Ihr, also wenn Ihr diese Myrana - und wer immer sich jetzt noch in ihrer Begleitung befindet - vielleicht einladen, uns Gesellschaft zu leisten? Ich könnte sie ja auch ansprechen, aber damit habe ich in diesem Gasthaus heute Abend bereits zweimal eine Abfuhr erhalten. Keine Ahnung warum, anscheinend 'passen' wir nicht zusammen, wie man neuerdings zu sagen pflegt. Und ein Theaterstück könntet Ihr so oder so daraus machen, oder?"
OHH
Warum wohl braucht die Schauspielerin wahre Begebenheiten als Vorlage für ihre Stücke? Vielleicht möchte sie möglichst nahe an der Wirklichkeit bleiben. Dadurch könnten sie glaubwürdiger werden - wenn man mal nicht bedenkt, wie unwahrscheinlich einem das Leben manchmal mitspielen kann.
Urszulas Hoffnung hingegen wird schon aufgrund deren Bemerkbarkeit bitter enttäuscht: Reska hat unverändert gar keinen Anlass, etwas von sich zu geben. Wenn es am Tisch noch voller wird, mag sich dies gar weiter verstärken. Kein Problem. Aufzufallen, war noch nie Reskas Absicht. Zumindest nicht seit der Flucht.
RB
"Das kann ich mir ja kaum vorstellen; wer würde eine Einladung von Euch denn ausschlagen? Ihr seid doch eine reizende Gastgeberin und betreibt ausgesprochen anregende Konversation." Verständnislos schüttelt die Signora den Kopf.
Auch wenn sie der Freiin die Befangenheit nicht abkauft, fährt sie fort: "Umso mehr wäre es mir eine Freude, Euch einander vorzustellen. Und überaus passend, wenn ich für Euch eine andere Gesprächspartnerin finden könnte, die meinen Platz einnimmt, während ich mich mit Dom Avessandro an die Arbeit begebe." Bei der Erwähnung der Arbeit legt Jana die flache Hand auf die Mappe mit ihren Aufzeichnungen, die immer noch neben dem Teebecher auf dem Tisch liegt. "So können wir beide einen Teil eines Stückes schreiben, Ihr eines realen und ich eines fiktiven", schließt sie lächelnd. Dann ergreift sie den Teebecher und trinkt einen Schluck des lauwarmen, süßen Gebräus.
AB
"Ach, das wäre überaus reizend, wenn Ihr das tun würdet", nimmt die Freiin das Angebot der Signora bereitwillig an. "Ich weiß ja auch nicht, was genau den Herren vorhin über die Leber gelaufen ist, aber vielleicht handelt es sich ja auch nur um ein großes Missverständnis. Mit Eurer Hilfe lässt sich das hoffentlich aus der Welt schaffen."
Mit einem Blick deutet sie sodann auf die Mappe, welche Jana durch ihre Geste in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt hat. "Ich wünsche für Euch, dass Herr Avessandro in der Tat in der Lage sein wird, die Geschehnisse um Eure Mutter in die rechten Worte zu kleiden. Die... das Aufeinanderfolgen der Ereignisse auf der Bühne werdet aber Ihr selbst arrangieren, oder nicht? Dieses Vorspiel vorhin war ja sowas von..." Ganz offensichtlich fehlen Urszula hier die richtigen Worte, denn sie bendet den Satz mit einem hörbaren Auspusten der Luft.
OHH
So langsam verliert Reska das Interesse an dem gestelzten Geplänkel der Damen und vertieft sich zunehmend in das Würzbier, für sich selbst herumratend, was da wohl alles drin sein mag. Langeweile kann ja so enstpannend sein - um so mehr, wenn man mit solch einer Brotherrin unterwegs ist!
RB
"Zuviel der Ehre", wehrt die Schauspielerin bescheiden ab, "das eben war doch nur ein kleines" - sie zögert kurz, sucht nach dem richtigen Wort - "Hörspiel. Ich hoffe, dass das mit Dom Avessandro genauso läuft. Dass ich ihm vorspiele, was mir vorschwebt und er es dann so niederschreibt, dass andere es verstehen und nachspielen können. Wenn es erst einmal niedergeschrieben ist, liegt natürlich die Reihenfolge der Ereignisse fest. Aber im Detail wird dann noch die Regisseurin der Produktion ihren Stempel aufsetzen, denn wenn ich selber die Hauptrolle spiele, kann ich nicht auch noch Regie führen. Oder vielleicht ist das keine gute Idee. Wenn sie und ich dann unterschiedlicher Meinung sind, wie eine Szene ausgestaltet werden soll..." Im Geiste sieht Jana schon die Fetzen fliegen, wenn zwei Künstlerinnen sich streiten. Das kann heftig werden.
"Vielleicht sollte ich doch nicht mitspielen? Aber ich kann mir nicht vorstellen, eine andere Schauspielerin in der Rolle zu sehen, die meiner Mutter womöglich gar nicht ähnlich sieht. Oder doch selber Regie führen? Wo soll ich bloß die Zeit hernehmen?" Die letzten Sätze hat sie eher zu sich selbst gesprochen und wird sich erst jetzt wieder ihrer Zuhörerinnen bewusst: "Aber ich sollte Euch nicht mit meiner Lebensplanung langweilen. Was ist denn eigentlich vorhin passiert, wenn ich vorsichtig fragen darf?"
AB
"Ihr langweilt überhaupt nicht, Frau D'Aminovitch, und ich finde, Ihr solltet sowohl Regie führen als auch die Hauptrolle spielen. Schließlich ist es die Geschichte Eurer Familie, Eurer Mutter und die sollte doch - egal was es kostet - richtig erzählt werden." Die Worte, begleitet von einem ernsten Blick, kommen mit Nachdruck und Überzeugung und haben für einen Augenblick nichts Flatterhaftes der Oberflächliches.
Doch schon mit dem nächsten Atemzug, der wogend den Busen der Bornländerin hebt, verfliegt diese Ernsthaftigkeit wieder, und Urszula plappert munter weiter. "Ja, also ganz genau weiss ich eigentlich auch nicht, was vorhin passiert ist. Wir, Reska und ich, sind vor dem Gasthaus angekommen, und dann war da noch die Kutsche mit Herrn Avessandro und um die Ecke des Gasthauses kamen zwei Männer. Der eine hat mir von Ninoschka herabgeholfen und der andere - nur mit einer Hose bekleidet, aber sehr ansehnlich - hat sich auf meine Frage hin angeboten, das Gepäck hineinzubringen. Weil der andere sich ja schon um Ninoschka und Mokosch kümmern wollte. Herr Avessandro war derweil beim Aussteigen aus der Kuschte ausgerutscht und hatte sich wohl wehgetan, zumindet war er danach ein wenig steif. Und wie sich dann drinnen herausstellte, war der Herr ohne Hemd und Schuhe nicht der zweite Knecht, sondern Capitano Lerano. Wobei er nur Capitano war, jetzt ist er ein Magus. Oder so ähnlich. Und beide wollten nicht mit mir Tee trinken."
OHH
Vor allem auf den ungewohnten, doch interessanten Charakter des Liebfelder Würzbieres, konzentriert, hört Reska dennoch weiter zu. Was sich manche Leute doch selbst für Probleme bereiten!
Etwas sei passiert? Da mag wohl die Unstimmigkeit zwischen Urszula und den eineinhalb Herren gemeint sein, bei welcher Reska auch nicht endgültig durchblickt.
Derweil die Freiin die naheliegende Lösung beim Theater unterbreitet, vermag sie im anderen Falle zumindest Reska nicht wirklich weiterzuhelfen. Das ist doch alles wirklich kein Grund zum Groll! Manche sind aber auch zimperlich!
Apropos: Da strömen sie ja auch schon wieder allesamt die Treppe herab.
RB
Viel klarer ist Jana jetzt auch nicht, was vorgefallen ist. Interessanter als die eigentliche Geschichte sind eher die Nebenbemerkungen, wie die, dass Dom Avessandro ausgerutscht sei und sich möglicherweise verletzt hat und dass der sogenannte Capitano ein Magus sei. Allerdings ähnelt er keinem der Magier, denen Jana bis jetzt begegnet ist. Das waren aber auch meistens Jahrmarktzauberer oder Akademiemagister.
Die Frage der Regie geht ihr noch nicht ganz aus dem Kopf. Natürlich wird es ihrer eigenen Vorstellung am nächsten kommen, wenn sie alles selber macht. Aber wird so auch das beste Theaterstück daraus? Gerade der kreative Konflikt mit einer anderen Künstlerin schafft oft ein besseres Werk als jede einzelne für sich schaffen könnte. Vielleicht sollte sie den Konflikt also nicht meiden sondern geradezu suchen.
Zunächst einmal mit Dom Avessandro. Der kam nämlich gerade, genau wie alle anderen, wieder die Treppe herab. Anlass genug, an die Arbeit zu gehen, zumal er offenbar seine Unterhaltung mit Zaünin beendet hat und allein an der Theke steht. "Dann werde ich mich mal an die Arbeit begeben und für Gesellschaft für Euch sorgen. Wenn Domna Myrana erst einmal sitzt, wird es schwerer, sie hierhin zu lotsen. Und vielleicht mag sie ja Honigkuchen, falls ihre Therapeutin das erlaubt." Sie nickt den beiden Damen am Tisch zu und erhebt sich.
AB
Höflich erhebt sich Urszula kurz von ihrem Platz, als die Signora aufsteht, um zu gehen. "Habt Dank, Frau D'Aminovitch. Dank für die kurzweilge Unterhaltung und dank dafür, dass Ihr Euch noch um eine weitere Gesellschaft für uns kümmern wollt. Vielleicht, wenn es nicht zu viel verlangt ist, könntet Ihr ja dem Capitano Lerano meine Hochachtung ausrichten und ihm mein Angebot einer gemeinsamen Tasse Tee zwecks Beilegung der Unstimmigkeiten unterbreiten. Auf Euch hört er ja vielliecht und dreht sich nicht gleich wieder um. Und die Dame Myrana und ihre Begleitung sind selbstverständlich gern hier willkommmen. Es ist doch auch viel näher am Kaminfeuer hier als dort drüben neben der Tür."
OHH
Wieso stehen denn jetzt beide auf? Ach so, Höflichkeit. Davon hat Reska schon mal gehört.
Ganz recht, hier dürfte es weniger zugig sein als beim Eingang. Und wenn Urszula die gesamte Gästeschaft hier an Tische zu versammeln verstehen sollte, wird man sich noch gegenseitig wärmen. Obgleich diese Gedanken wenig ernst gemeint sind, beginnt Reska doch unwillkürlich durchzurechnen, wieviele Stühle man dafür noch heranrücken müsste. Nur einen womöglich? Kein Wunder bei dieser Witterung!
RB
Jana hängt das Täschchen über die Schulter und nimmt ihre Kladde in die Hand, während sie Urszula bis zum Ende zuhört. "Es war mir ein Vergnügen", erwidert sie das Kompliment mit vergnügtem Gesichtsausdruck, ehe sie sich endgültig abwendet und den von der Treppe kommenden Menschen entgegengeht.
Als erstes begegnet sie ihrer ursprünglichen Verabredung, die an der Theke steht und mit der Wirtin spricht: "Dom Avessandro, wie schön Euch wieder hier unten zu sehen", spricht sie ihn im Vorbeigehen an und betrachtet ihn genau, um eine mögliche Verletzung zu erkennen. "Ich werde gleich Zeit für Euch haben, ich muss nur vorher kurz mit Domna Myrana reden."
AB
Ein letztes Zunicken, dann lässt sich die Freiin wieder auf dem Stuhl nieder. Der Bick folgt indes der Davonschreitenden. Da geht sie hin, die nette Abendgesellschaft. Wie wohl die Chancen stehen, dass sie mit ihrem Vorhaben Erfolg haben und Urszula nicht einen weiteren schweigsamen Abend mit Reska verbringen wird? Sie wiegt abwägend das Haupt. Man wird sehen.
Mit einem vielsagenden Blick auf ihre verbleibene Tischgesellschaft zieht die Bornländerin die Schale mit der Suppe an sich heran und beginnt langsam - und schweigend - die noch mäßig warme Suppe zu löffeln.
OHH
Da geht sie hin, in der Tat. Im Nachschauen nimmt Reska am Rande zu Kenntnis, dass die Frau mittleren Alters anscheinend am Türtisch einzuschlafen gedenkt. Seltsam, aber solches muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.
Dann bemerkt Reska gerade noch den seltsamen Ausdruck auf Urszulas Antlitz. Den hatte sie schon bisweilen. Ein heben der Brauen bleibt zunächst die einzige Antwort, möglicherweise mit einem der Mundwinkel in Folge, wenn man ganz genau hinsieht und etwas Phantasie aufbringt.
MvZ
Zaünin richtet sich ruckartig auf ihrem Stuhl auf und hat die Augen weit aufgerissen.
AB
Ohne eine Miene zu verziehen füllt Urszula den Löffel erneut und führt ihn betont langsam zum Mund, den Blick unverwandt auf die Norbardin gerichtet. Ja - dampfend und warm würde sie besser schmecken, die Suppe, aber das kommt davon, wenn man beim Essen redet.
OHH
Beiläufig nimmt Reska wahr, wie die Frau drüben aufschreckt. Anscheinend hat sie schlecht geträumt. Kurios, dass gleich zwei Kümmerer zur Stelle eilen.
Für Reska wichtiger ist der Ausdruck Urszulas. Jene wirkt irgendwie unzufrieden. Liegt es bloß an der gewiss recht kühl gewordenen Suppe? Dann wäre ja alles in Ordnung zu nennen. Dennoch steigen die kaum niedergesunkenen Brauen nun noch höher.
AB
'Ach, habe ich dein Interesse geweckt, liebe Reska? Wollen doch mal sehen...'
Die Freiin hält - nachdem sie den Löffel geleert hat - inne und schaut Reska über das leere Besteck an. Auch ihre Augenbrauen wandern langsam die Stirn empor, so dass ein leicht fragender Ausdruck entsteht. Den Kopf neigt Urszula dabei leicht zur Seite.
OHH
Dies wirkt ja nun gar nicht mehr so missvergnügt. Eher will es scheinen, als treibe die Freiin irgendein Spiel mit Reska. Sollte irgendeine Etiketteregel gebrochen worden sein? Mangelndes Aufstehen vielleicht?
Vermutlich will Urszula lediglich noch ein paar Worte hören. Warum eigentlich, wenn sie sich doch so gern selbst reden hört? Ist sie misstrauisch geworden? Natürlich ist das Gerede auch eine Maske. Für Selbstunsicherheit wohl nicht, sofern Reska noch einen Rest von Intuition in sich trägt. Ob sie wohl ein Geheimnis gegen das andere tauschen möchte? Womöglich könnte solches manches vereinfachen - oder schlimmstenfalls dieses Dienstverhältnis sofort geräuschvoll beenden. Viel zu gefährlich, zumindest für den Moment noch.
Reskas Blick ist gedankenverloren auf die Tischplatte niedergesunken, ohne jene so recht wahrzunehmen. Eher durchbohrt er sie und verliert sich irgendwo weit darunter im unbeleuchteten Keller.
AB
Unverwandt und beinahe ohne zu Blinzeln ruhen die blauen Augen auf der Norbardin. Ist es möglich, in den Gesichtszügen einen Hauch dessen abzulesen, was im Inneren vorgeht? Geht etwas im Inneren vor?
Nein, so sehr Urszula auch versucht, etwas in dem ihr inzwischen doch recht vertrauten Gesicht zu lesen, Reska ist und bleibt ihr ein Rätsel. Was bei den Zwölfen hat diese Frau nur dazu gebracht, sich so zu verschließen. Kaum ein Wort, kaum eine Gemütsregung, und auch sonst ist die Norbardin eher zurückhaltend in allem, was sie tut.
Aber irgend etwas ist heute, gerade jetzt, anders als sonst. Es ist wie ein innerer Zwang, ein nagendes Bedürfnis, diesem Raetsel namens Reska auf den Grund zu gehen. Nicht durch bohrende Fragen, nein - diese Lektion hat Urszula gelernt. Aber vielleicht durch einen Tausch? Oder... der Listige sei Zeuge... einem Handel
Doch noch ist die Zeit dafür nicht reif. Und so legt Urszula langsam und leise den Löffel neben die fast geleerte Suppenschüssel, lehnt sich im Stuhl zurück und wartet mit im Schoß verschränkten Händen darauf, dass die Norbardin ihre eingehenden Betrachtung der Tischplatte beendet.
OHH
Tatsächlich ist es für lange Momente die düstere Leere, welche Reska erfüllt, nicht etwa irgendein Gedanke. Dieses beklemmende Gefühl hatte sich für eine beträchtliche Weile verabschiedet.
Doch alsbald bemerkt Reska die sonderbare Stille um sich herum. Das beständig unbeständige Rauschen des Windes und die ruhigen Wortwechsel in ferneren Bereichen des Schankraumes scheinen nahegleich durch das Schweigen der Tischnachbarin und Reisegefährtin aufgesogen zu werden. Zuerst rollen die Augen empor, schielen Urszula von unten herauf unter den tiefen Brauen des geneigten Hauptes hervor an.
Dann strafft sich Reska, richtet sich ein wenig auf und lächelt unsicher, rat- und etwas hilflos. Ja, alles offenzulegen, könnte befreiend wirken. Damals mit Shiannon, Jarolech und den anderen hatte es letztendlich auch keine großen Folgen, als alles herauskam - aber es war trotzdem furchtbar peinlich! Und irgendwie gingen die Wege danach auseinander.
AB
Eine pointierte Bemerkung über den Ausdruck auf Reskas zuerst abgewandtem Gesicht bahnt sich ihren Weg zu Urszulas Lippen, doch die Bornländerin versteht es, dem Drang zu widerstehen und hält die Lippen geschlossen. 'Reden ist Silber, Schweigen ist Gold' heißt es doch so schön - auch wenn der Silberbatzen in der Hand allemal mehr wert ist als das Goldstück in der wohlbehüteten kaiserlichen Schatzkammer zu Gareth. Nein, Worte sind jetzt fehl am Platz, jetzt gilt es der Hilfe-, Rat- und Sicherheitsuchenden ein angemessenes Angebot zu unterbreiten.
Der unverwandte Blick der blauen Augen wird weicher und die vollen roten Lippen lassen eine Andeutung von einem Lächeln erahnen, als Urszula die Hände aus dem Schoß löst und sie - mit den Handflächen nach oben - zwischen sich und Reska auf den Tisch legt.
OHH
Ohnehin bereits hinreichend aufgewühlt, starrt Reska nun irritiert auf die Geste. Was denn nun? Es wirkt nicht, als solle etwas hineingelegt werden - wenn nicht gar die eigenen Hände. Was soll das bedeuten?
Reskas Blick wandert wieder fragend empor zu Urszulas Antlitz, derweil die Finger zumindest schon mal am Tischrand emporklimmen.
AB
So viel Misstrauen, soviel... Angst? Der Anblick der Aufgewühltheit, die sich in Blick, Haltung und Gesichtsausdruck der Norbardin deutlich zeigt, lässt Urszula ihren Vorsatz, dieses Gespräch nicht als erste zu beginnen, vergessen. Oder vielmehr über den Haufen werfen.
Während sie die rechte Hand auf der Tischplatte umdreht und mit dem Zeigefinger dreimal leicht auf die Tischplatte klopft, behält sie die Norbardin im Auge. Vorhin hat Reska sie verstanden - Phex steh ihnen bei.
Langsam beginnen die Finger, das Zeichen für 'Geheimnis/Verborgenes/Kostbares' auf den Tisch zu malen, während die linke Hand sich langsam aufstellt und so den Blick auf die Finger für jemanden, der weiter entfernt steht, verbirgt. Nachdem das Zeichen beendet ist, fährt die Bornländerin mit der linken Hand über die rechte und umschließt diese wie schützend mit der linken.
Mit dann vor sich verschränkten Händen blickt sie Reska weiterhin abwartend an.
OHH
Nun verharren die Finger an der Tischkante, da sie nicht mehr erwartet werden.
Wie fremd oder doch zumindest ungewohnt Urszula jetzt ist! Vielleicht einfach nur, weil sie einmal nicht ihre Maske trägt? So mag dies Teil weiterer ihres wahren Selbst sein. Vermutlich kann man ihr vertrauen; jedenfalls spricht bislang keine Erfahrung Reskas mit ihr dagegen.
Aber es gehört mehr dazu, sich zu öffnen! Zum Beispiel die rechte Situation. Reskas Blick geht zum Tresen, wo sich wohl bereits eine Wolke von Tischgästen zu bilden beginnt. Nein, dies ist nicht die rechte Zeit und nicht der rechte Rahmen für eine lange Geschichte! Um so weniger, wenn die Hörerschaft so schwierig einzuschätzen ist, mag sich gar ihre Zusammensetzung doch in Kürze ändern.
AB
Mit kurzer Verzögerung folgt der Blick der Bornländerin dem der Norbardin. Ah... Frau Jana hat ihr Wort wahr gemacht und sowohl die Protagonistin des sich anbahnenden Familiendramas als auch den feschen aber abweisenden Capitano-Magus wie versprochen angesprochen. Nun, man wird sehen, ob die Zweisamkeit hier am Tisch demnächst erweitert wird oder nicht.
Angesichts der unsicheren Gesprächssituation hält Urszula es jedoch für unwahrscheinich, dass Reska gerade jetzt in diesem Augenblick über ihren Schatten springen und ein womöglich - hoffentlich - längeres Gespräch anfangen wird.
Sich wieder der Gefährtin zuwendend, löst Urszula die verschränkten Hände erneut. Hinter der aufgestellten linken Hand bedeuten die Finger ein 'später/bald' in Kombination mit dem Zeichen für 'Frage', bevor die Freiin erneut beide Hände mit den Handflächen nach oben wie eine Einladung zwischen Reska und sich auf den Tisch legt.
OHH
Ja, vielleicht später. Ein seltsamer Abend! So zerrissen hat sich Reska schon seit ein paar Jahren nicht mehr gefühlt.
Für Momente ruht der Blick auf Urszulas Händen, dann endlich legt Reska sanft und etwas zögerlich die Rechte mit dazu - und lächelt scheu und sehr verlegen.
AB
Sanft umschließen die beiden Hände der Bornländerin die rechte der Norbardin. Mit einem leichten Druck gibt Urszula zu verstehen, dass sie die Zurückhaltung der Anderen respektiert.
"Später dann", sagt sie leise und nur für Reska hörbar, ehe sie mit normaler Lautstärke fortfährt.
"Meine gute Reska, du hast doch sicherlich ein Messer dabei, nicht wahr? Es will mir scheinen als bekämen wir bald Gesellschaft, und daher wäre es an der Zeit, den Honigkuchen zu zerteilen. Ich hoffe ja sehr, dass sich das Missverständnis von vorhin noch aus der Welt schaffen lässt und dass der Capitano Lerano nicht allzu nachtragend bleibt. Aber man kann sich ja mal irren, oder etwa nicht?"
OHH
Auf dir Frage nach dem Messer nickt Reska nur beiläufig, denn diese muss wohl eher rhetorisch gemeint gewesen sein, da es ja unentwegt offen sichtbar neben der zusammengerollten Peitsche am Gürtel getragen wird - wenn nicht gerade der Mantel alles unter sich verbirgt. Schon liegt die kleine Waffe in Reskas linker Hand und wird der Reisegefährtin präsentiert.
Auch die letzten Worte werden mit einem Nicken, diesmal einem etwas deutlicheren, begleitet.
AB
Leiser als bisher üblich ertönt das perlende Lachen der Freiin. Nicht mehr alles übertönend, sondern vielmehr nur jemanden der, sich in der Nähe befindet, einladend die Heiterkeit zu teilen. "Wie konnt' ich nur fragen, natürlich hast du ein Messer griffbereit. Man sollte es sich nicht mit dir verscherzen." Urszula ergreift die angebotene Klingenwaffe - dabei den Griff um Reskas rechte Hand lösend.
Als sie den freundlichen Gruß Myranas bemerkt, hebt sie die Hand um freundlich zu winken. Sowie sie allerdings bemerkt, dass sie noch das Messer in eben dieser Hand hält, lässt sie sie rasch wieder sinken und beeilt sich mit der anderen den Gruß überschwenglich zu erwidern.
"Wie peinlich", flüstert sie Reska über den Tisch zu. "Man muss ja denken, ich sei nicht ganz bei Sinnen." Das Augenzwinkern ist nur für Reska erkennbar.
OHH
Viel Grund zum Schmunzeln gibt die so unerwartet herzlich und vertraulich Gewordene: Zunächst ist es ein irgendwie geschmeicheltes; ja, man lernt, sich zu verteidigen. Dann ein sehr amüsiertes, da die Freifrau solch lustiges Schauspiel bietet. In der Tat, das muss man wohl denken!
So wandelt sich Reskas Schmunzeln für kurz beinahe zu einem Lachen, bevor es dann ebenfalls etwas verlegen wird und der Blick etwas absinkt. Jetzt nur nicht gehässig werden, wo Urszula doch so lieb ist!
AB
Da es anscheinend noch ein bisschen dauern kann, ehe die neuen Tischgenossen hinzustoßen werden, konzentriert sich Urszula vorerst noch auf die anwesende Norbardin. Während sie das Honigkuchenpäckchen zu sich zieht, plaudert sie leise weiter. "Wenn sie mich für harmlos und oberflächlich halten, ist das nur gut. Dann sind sie nicht so vorsichtig, und man erfährt mehr, weißt du? Immer Augen und Ohren offen halten."
Das Päckchen ist inzwischen geöffnet, und die Bornländerin nimmt mit dem Auge und der Klinge Maß. "Was meinst du, wie viele Stückchen soll ich schneiden? Die Söldnerin scheint die Einladung ja angenommen zu haben, und ich denke, sie könnte die Dame an der Tür ebenfalls hierherbitten. Vier Stücke also? Oder hat Frau D'Aminovitch den Capitano auch dazu bewegen können, sich uns anzuschließen? Dann wären es fünf Stücke..."
Reskas Heiterkeitsausbruch scheint Urszula nicht zu stören.
RB
Jana legt die wenigen Schritte zu ihrem bisherigen Tisch zurück, um ihren Becher zu holen. Die Freiin hantiert mit einem übergroßen Messer, offenbar wird es jetzt wirklich Honigkuchen geben. Die Signora ist ganz froh, dass sie den verpasst; so richtig frisch sieht er nach der langen Reise wirklich nicht mehr aus. Stattdessen überbringt sie Urszula die freudige Nachricht: "Eure Gäste werden gleich kommen." Und mit einem unmissverständlichen Zwinkern fügt sie hinzu: "Alle."
OHH
Noch hallt ein Wort in Reskas Hinterkopf nach: 'Später'! Dies ist nicht unbedingt dazu geeignet, einen entspannten Abend zu versprechen. Doch Urszulas weiterer Redefluss spült solch unangenehme Gefühle einstweilen hinfort.
Soso, also ganz so durchtrieben, wie Reska es schon geraume Zeit vermutet hat - wenn nicht mehr. Nur, dass sie dies jetzt zumindest in dieser vertrauten Zweisamkeit zuzugeben bereit ist. Sollte es denn bloße Neugierde sein, die sie treibt? Reskas weitgehend noch intuitives Bild von Urszula sieht ein wenig anders aus.
Aber diese Überlegung muss ebenfalls dem Nachfolgenden weichen. Im Grunde könnte man den Kuchen in noch kleinere Teile zerlegen, um auf alles vorbereitet zu sein. Wer sagt denn auch, ob jeder überhaupt ein Stück abbekommen möchte und gegebenenfalls wieviel! Oder Urszula zählt einfach alle Gäste zusammen, da sie über kurz oder lang womöglich doch noch allesamt hier am Tisch stranden. Noch schlauer erscheint Reska hingegen die Übung in Geduld. Soeben wollen die Worte 'Warte halt!' über die Lippen rollen - man wird ja bald sehen, wer kommt und wer nicht - da steht schon wieder die andere Dame mit so etwas wie einem Ergebnis am Tische.
Alle. Das war ja zu erwarten, oder? Wer verbringt schon gern einen Abend allein! Wobei, manchmal will man ja auch seine Ruhe haben. Das könnte leicht noch für Reska gültig werden.
Weiter...
Ausschnittliste / anwesende Gäste / Lageplan
Redaktion und Lektorat: Oliver H. Herde im Jahre 2019/20