Manchmal kehren sie wieder...
Autoren: Felix Tauscher, Iris Schischmanow, Magnus Herrmann, Marten Knopp, Oliver H. Herde und andere
OHH
Träge schleppt sich ein einsamer Reisender über die uralte, verregnete Reichsstraße. Die Eile, welche ihn noch vor kurzem trieb, ist inzwischen gewichen - fortgeschwemmt von einem Strom düsterer Gefühle. Selbst das Wetter scheint sich allein auf diesen Mann eingerichtet zu haben, als wolle es einem jeden seine Stimmung verkünden. Ja, beinahe vermeint man, über ihm regne es noch ein wenig unbarmherziger als anderswo.
Unvermittelt kommt raschere Bewegung in den Mann, jedoch nicht vorwärts, sondern abwärts; ein glitschiger Fleck auf der Straße bringt ihn zu Fall. Lange Augenblicke bleibt er dort liegen, regt sich kaum.
"Es ist doch zum kotzen!" murmelt er, dann erhebt er sich schwerfällig, als trüge er die Last Deres auf den Schultern und setzt seinen Weg fort.
Die Silhouette eines Gemäuers taucht aus dem Regen auf, schwacher Lichtschein dringt durch die Holzfugen der Fenster. Hufgetrappel erklingt, doch als der zunächst erschrockene Mann bemerkt, daß es sich entfernt, interessiert es ihn nicht weiter.
Als der Mann den Eingang erreicht, schaut er mürrisch auf das Holzschild mit dem ein geprägten Wildschwein. Soll er hier wirklich einkehren?
Ein unsicherer Blick den Weg zurück, ein zweifelnder voran. Selbst mit einem Siebengehörnten hinter sich würde er es wohl nicht vor der Schließung bis zum nächsten Gasthaus schaffen.
Die Hände tief in die Taschen vergraben, die Augen wieder unwillig auf das Schild gerichtet, schwankt er zwischen kalter Müdigkeit und eisiger Furcht.
Es hilft nichts, er muss hinein. Nur kurz zieht er die Rechte aus der Manteltasche, die Tür zu öffnen und hindurchzuschlüpfen, bevor sie wieder verschwindet.
Während sich die Pforte von selbst hinter ihm verschließt, wirft der Mann finstere Blicke in den Schankraum.
Er mag etwa vierzig sein, seine mit einer bunten Schleife zum Pferdeschwanz gebundenen Haare gehen auf der Stirn bereits zurück. Bartstoppeln ziehen sich das Kinn herauf bis in die Ohrmuscheln.
Liebfelder Stutzerkleidung, reich an Rüschen und Schleifen, ziert seinen für den Süden ungewöhnlich hochgewachsenen Körper; und doch bietet er ein eher mitleiderregendes Bild, wie er so offensichtlich frierend vor dem Eingang steht und von Hut und Degen die Tropfen fallen.
Müde schaut sich der neue Gast im Schankraum um. Dabei gelten seine ersten Blicke unwillkürlich den Tischen ihm gegenüber. Der am Kamin ist allein mit einem wunderlich wirkenden Alten beinahe leer. Der große in der Ecke hingegen schart eine höchst seltsame Familie um sich: Einen Zwergen, eine rothaarige Schöne, ein Mädchen, den passenden Großvater und als Familienkuscheltier ein junges Kätzchen!
Kopfschüttelnd wendet der Mann den Blick ab, schaut nach links und rechts. Die Tische sind allesamt reichlich besetzt. Die Theke eigentlich auch, doch dort scheint ein frohes Besäufnis stattzufinden, welches ihn vielleicht abzulenken vermag. Ein Zimmer dürfte um diese Zeit kaum noch zu haben sein, aber man kann ja mal fragen und etwas zum Aufwärmen bestellen.
So schlurft der stutzerhaft Gewandete zum Tresen hinüber, noch immer zitternd die Hände tief in die Manteltaschen vergraben.
Welch seltsames Volk!
Hier gibt es welche, die sich offensichtlich gerade geprügelt haben. Das Wettrinken hingegen wird scheinbar nur von einem Krüppel und einem jungen Dörfler ausgetragen. Noch mehr Leute wimmeln umher. Die pure Anzahl wäre geeignet, darin unterzutauchen. Doch optisch will keiner so recht zum Stutzer passen. Ein Löwe unter Hyänen ist auch kein sonderlich unauffälliger Anlblick...
Unsicher blickt sich der Neuankömmling nach der Bedienung um, die soeben vor seiner Nase restlos in alle Richtungen davoneilt. Verflixt! Geht das schon wieder los? Seine Reaktion war in der Tat schon besser. Man wird eben alt. Das erklärt manches.
Der leidvoll werdende Blick richtet sich unbewußt, gedankenabwesend - wie einem Instinkt gehorchend - auf den einäugigen Säufer, der gerade Gefahr läuft, mit unbedachter Äußerung den Zorn einer wehrhaften Frau auf sich zu ziehen.
Oh, da ist ja die Köchin! Schnell etwas zum aufwärmen bestellen! Die Augen des Stutzers huschen unschlüssig über die Speisetafel hinter dem Tresen, dann ruft er durch die Menge hindurch der Frau zu: "Ein Feu..." 'Aufwärmen, nicht betrinken!' "Äh, einen Felsfelder, bitte!"
Die Köchin nickt. "Sobald ich eine Hand frei habe."
Da stutzt der Stutzer, hält sie ihr Tablett doch nur in der Linken.
Nun gut, allzu wörtlich darf man diese Frau wohl nicht nehmen. Zu tun hat sie anscheinend genug. Allerdings ändert dies wenig am unwillig finsteren Blick, den der Mann der entschwindenden Köchin nachwirft.
Er setzt seine Drehung fort, schwenkt den Kopf weiter zu jenem Tisch gleich nebenan, welcher momentan noch am wenigsten besucht ist. Der Gast mit dem Gesicht zur Theke scheint ein Edler zu sein, sehr passend.
Den bislang leicht gebeugten Rumpf aufrichtend und sich um einen dynamischen Schritt bemühend, nähert sich der Stutzer dem Tisch am Kamin. Beinahe will er seine Worte noch mit den Händen in den Taschen an die beiden dort sitzenden Männer richten, doch dann zerrt er zumindest die Rechte heraus, nimmt mit elegantem Schwunge den Hut ab und stellt sich vor: "Ähm... Geron von Reinickenberg, wenn Ihr gestattet..." Die Bewegung wird erweitert, bis die große Kopfbedeckung mit der nassen Feder auf den freien Platz neben dem Adeligen weist.
MH
Bernhelm, immer noch in Betrachtungen versunken, wedelt nur unwirsch mit der Hand. Ob nun 'hinweg', oder 'setz Er sich' gemeint ist, bleibt wohl der Interpretation des Betrachters überlassen.
'Reinickenberg... hm, nordländisch, Mittelreich? Bauernadel. Was macht denn dieser zerlumpte Tölpel dort?'
FT
Der Alchimist setzt gerade dazu an, Bernhelm über seine finanzielle Lage und den Zunderbüchsenmangel in diesem Gasthaus aufzuklären, als noch ein anderer Gast erscheint. Erstaunt verfolgt er dessen Begrüßung und Bernhelms Reaktion darauf, schweigt aber. Stattdessen nickt er nur unbestimmt und trinkt einen weiteren Schluck aus seiner kräftigen Teemischung.
OHH
Für einen Moment erstarrt der Geck. Welch schweigsame Gesellschaft!
Doch schon stößt er ein staubtrockenes "Danke" aus, um sich alsogleich theatralisch seufzend auf den Stuhl fallenzulassen.
PD
Connar kommt an den Tisch. "Ich räum hier mal ab", gibt er zur Auskunft und fängt damit an, die leeren Teller zu stapeln und die geleerten Krüge und Becher zusammenzuschieben. In einem schwappt noch ein Rest von irgendetwas, doch nachdem der Krug keinen Besitzer mehr hat, kommt er zu dem Übrigen.
FT
Der Alchimist wartet, bis sich der Neuankömmling hingesetzt hat, bevor er auch ihm die Frage stellt - die Frage, die scheinbar nur negative Antworten kennt: "Verzeiht mir die Frage, aber habt Ihr eine Zunderbüchse, eine Ersatzzunderbüchse, vielleicht, die Ihr nicht mehr benötigt und die ich Euch abkaufen kann?"
OHH
Die beiläufige Bemerkung des zerschlagenen Söldners quittiert Geron mit einem ebenso beiläufigen Deuten des Hutes über die Krüge und Becher - einer Wendung, zu deren Ende die Kopfbedeckung wieder auf seinem Haupte Ruhe findet. Nur die Mimik spricht davon, wie sehr er sich über dieses eigentümliche Wirtspersonal wundert.
Doch damit nicht genug, scheint der alte Mann am Tische, welcher sich ebensowenig vorzustellen beliebte, wie der Adelige, IHN für einen Krämer zu halten! Es wirkt gekünstelt entrüstet, als Geron aus der schlaffen Sandsackhaltung, mit der er eben noch im Stuhle hing, emporwächst. "Nein, wahrlich nicht! Ich pflege auf Reisen alles Notwendige in Gasthäusern zu finden, weshalb ich mit leichtem Gepäck reise." Dabei holt er eine Dokumentenmappe unter dem Mantel hervor, welche er offenbar bis eben zum Schutze vor dem Regen unter den linken Arm gedrückt hielt.
Sein Ton nimmt ironische Züge an: "Ist Euch der Kamin nicht warm genug?"
MH
Die Köchin überbringt das Geschlachtete. Bernhelm, nun vollens aus der Betrachtung gerissen, nickt ihr zu: "Sei Sie bedankt. Bringe Sie noch einen guten Wein, zwei Gläser und bitte Sie die Domna Amazonii dort, wenn so gewünscht nebst ihrer Begleitung, an den Tisch."
Dann wendet er sich dem Neuankömmling zu: "Nun, mit wem habe ich die Ehre?"
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Ob Geron wohl den alten Mann beleidigt hat, daß er so schweigt? Aber vielleicht denkt der noch über eine Antwort nach.
Trübsinnig auf die Mappe starrend, läßt der Stutzer seine Hand wieder in der Manteltasche verschwinden. Die nahende und wieder verschwindende Köchin beachtet er nicht, da sie offenbar noch immer 'keine Hand frei' hat.
Um so überraschender trifft ihn die Frage seines Tischnachbarn. Mit hochgezogenen Brauen betrachtet er ihn einen Moment lang, bevor er diesmal auf höfisches Gehabe verzichtend erwidert: "Noch immer mit Geron von Reinickenberg. Ihr werdet Euch erinnern, daß ich mich nicht ohne gebührende Vorstellung an Euren Tisch setzte." Um seinen Vorwurf nicht allzu sehr zu übertreiben, zieht er mit den Worten immerhin noch einmal die Hand heraus, um sie grüßend an die Hutkrempe zu führen.
MH
Bernhelm mustert Geron, Bewaffnung, Kleidung und grüßt dann mit leichtem Nicken und der zum Herzen geführten Faust: "Bernhelm Firdayon di Tarêsellio-Leonesco, mein Name."
Aus einer Tasche zieht er eine kleine, vielleicht 3x2 Finger große Karte, die mit feingeschwungenen Lettern bedruckt ist, eine im Horasiat durchaus übliche Form des Sich Vorstellens, und reicht sie mit einer angedeuteten Verbeugung dem Gegenüber:
'Bernhelm Firdayon di Tarêsellio-Leonesco - Ensignio des 2. herzöglichen Garderegimentes zu Grangor', darunter das Wappen des Regimentes zu Grangor und das Wappen von Arivor, sowie ganz zuunterst: 'p.p.'
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Nachdem sich Gerons erste Überraschung gelegt hat, kann man deutlich erkennen, wie es hinter seiner Stirne zu rattern beginnt, als er von den vielen Informationen auf der Karte möglichst viele herauszulesen versucht. Passend hierzu ändert sich die Mimik hin und her. Die Wappen sind für ihn noch vergleichsweise leicht zu deuten, das p.p. am unteren Rande hingegen weniger. In jedem Falle ein genialer Einfall, die eigene Wichtigkeit durch etwas Gedrucktes zu untermalen!
Schließlich blickt er mit Gleichmut heuchelnder Miene auf und erwidert: "Sehr angenehm! Firdayon... So seid Ihr der Kaiserin familiär verbunden?"
MH
Bernhelms Miene bleibt unbewegt. "Nur weitläufig. König Therengar begründete den Seitenast unserer Stammlinie. Sie wird nicht weiter zum Hauptast gezählt, da einer meiner Vorfahren eine Mittelreicherin in den Traviabund führte. Unser Stammhaus steht in einer der drei Signorien die zur Stadtmark Arivor gezählt werden"
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"Ahja", raunt Geron und will die Karte schon wegstecken, da fällt ihm noch etwas auf: "Was bedeutet eigentlich dieses p.p. hier unten?"
MH
Bernhelm, ohne eine Miene zu verziehen, den Blick fast schon wieder gen Theke gerichtet: "Bosparano: Por prensentare, um sich vorzustellen. Woher kommt Er, sagte Er?"
Der Ton in der Stimme ist ein Hauch horasisch-überheblich: Deutlich genug, um zu zeigen, was man von solchem Unwissen hält, undeutlich genug, um nicht offen zu beleidigen.
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"Das merkt man ja, wenn man es in der Hand hält", entgegnet Geron mit leichtem Näseln und gelangweiltem Ausdruck.
"Ich komme aus dem schönen Yaquir..." An dieser Stelle unterbricht ihn unvermitteltes Husten, so daß offen bleibt, ob er mit Land, Bruch oder Tal enden wollte. Auch die unbestimmt nordöstlich fuchtelne Hand ist hier für den Hörer wenig hilfreich.
MH
Bernhelm zieht nur etwas die rechte Augenbraue nach oben, die Stimme ist mit einem Hauch Sarkasmus gespickt: "Nun, Er sieht nicht gerade aus, als käme Er direkt aus dem Fluß. Obwohl sich Sein Husten durchaus so anhört."
Nach dem Husten kommt er wieder auf die Karte zurück: "Nun, zu Seiner ersten Bemerkung: diese Karten werden normalerweise durch die Bediensteten eines Hauses dem Hausherren, den man zu besuchen gedenkt, überbracht. Die Höflichkeit gebietet es, diese Sitte auch in direktem Contakt beizubehalten. Aber das ist nur eine von vielen Verwendungsformen."
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Nachden er sich beiläufig mit der Hand die Nase abgewischt hat, erwidert Geron offenbar ganz ernsthaft: "Herzlichen Dank für Eure Besorgnis! In der Tat bin ich immerhin so durchnäßt, als käme ich dorther."
Wer aber nun meint, er wolle noch auflösen, woher genau er denn käme, wird enttäuscht, da er sich im Folgenden wieder auf das Kärtchen bezieht: "Wahrlich eine praktische Angelegenheit, die der Nachahmung lohnt." Mit dem kleinen Finger schnippt er den Deckel der Dokumentenmappe auf. Zuoberst kommt die Portraitzeichnung einer jungen Frau zum Vorschein, auf welche er nach kurzem Innehalten die Karte fallen läßt. "Wenngleich ich das p.p. wohl weglassen werde", setzt er halblaut hinzu, als er den Ordner wieder schließt.
Er scheint noch immer zu frösteln, da er nun, nachdem er alledies nur mit der einen Hand erledigte, sie wieder in die Manteltasche versenkt, der anderen gleich.
Die Köchin bringt dem Arivorer eine Flasche Bosparaniers samt zweier Becher, dem Stutzer einen Krug Felsfelder Sandweines. "Sonst noch einen Wunsch?" fragt sie in die Runde.
MH
Auf Sarinas Frage: "Seid bedankt, so die Domna Amazonii uns die Ehre gibt, mag es sein, daß ich Ihre Dienste nochmals brauche, aber ansonsten, von mir aus wäre es erst einmal alles."
Zu den anderen "Ihr erlaubt." Da jetzt der Wein am Tisch ist, die Amazone momentan noch nicht den Eindruck macht, als käme sie herbei, beginnt er nach einem kurzen stummen Gebet an Travia, zu essen.
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Da der Stutzer auch nur dankend den Kopf schüttelt, blickt die Köchin noch den älteren Mann an, doch scheint dieser bereits eingeschlummert zu sein. So begibt sie sich zurück an die Theke.
"Wohlsein", murmelt Geron, derweil er zur Theke hinüberschaut, wer diese Frau ist, von der Bernhelm ständig redet. Sicher, sie könnte ihm auch gefallen - wie so viele Frauen. Aber welche hat er schon auf Dauer halten können!
Die Personen am Tresen verschwimmen und entschwinden. Allein ein verträumtes, mystisch grün schimmerndes Augenpaar scheint dort noch sich in Melancholie ergehend zu schweben.
Traurig senkt er den Blick ab, starrt auf den Weinkrug, als wisse er mit ihm nichts anzufangen.
MH
Ruhig und zügig ißt Bernhelm, auch hierbei fast irritierend präzise. Ein zwei Bissen, ein Blick in den Raum, ruhig und entspannt, wenn auch wachsam, kauen, schlucken, ein zwei Bissen, ein Blick in den Raum, kauen, schlucken...
So ist die sicher nicht kleine Protion schnell vermindert.
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Ein Zittern geht durch Geron, dann ein Ruck. Die Hand fährt aus der Tasche, langt nach dem Kruge, ihn zum Munde zu führen. Erst nach einem kräftigen Zuge setzt er das Gefäß wieder ab, einen stimmlosen Rülpser durch die Nase ausstoßend.
FT
Der Alchimist nimmt des Mittelreichers Rülpser zum Anlass - ob er ihn tatsächlich gehört hat, ist mehr als fraglich - sich wieder ins Reich der Wachen und Aufgeweckten zu begeben. Etwas durcheinander, was den Ablauf der jüngsten Ereignisse betrifft, nimmt er, um richtig wach zu werden, erst einmal einen Schluck Tee zu sich. Nachdem dies vollbracht und die Tasse leer ist, nimmt er sich die Zeit, einen ausgiebigen Blick in den Raum zu werfen. Seine beiden Tischkameraden widmen sich mittlerweile der Aufnahme von Speis und Trank und an den anderen Tischen scheint auch nichts Außergewöhnliches stattgefunden zu haben. Diese erfreulichen Neuigkeiten veranlassen den Wissenschaftler zu einem flüchtigen Lächeln; immerhin hat er nicht die Nacht verschlafen.
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Trotz allen Trübsals ob seines ihm momentan so unerfolgreich erscheinenden Lebens entgeht Geron nicht die Bewegung des alten Mannes am Tische. Er ist wohl wieder aufgewacht.
Die Hand am Krug behaltend, beugt sich Geron vor, als wolle er ihn schützen. Dabei wirkt er unschlüssig. Wieviel hat der Mann vorhin wohl noch mitbekommen?
MH
Bedächtig beendet Bernhelm sein Mahl, trinkt einen kleinen Schluck, stellt den Teller beiseite.
Kurz mustert er den Adligen in kusliker Mode, wirft einen Blick auf dessen Bewaffnung. 'Typisch. Ob er damit wenigstens ordentlich umgehen kann? Und sich so offen für Galahan zu bekennen! Er soll aufpassen, je nachdem, wer ihm begenet, bleibt es nicht wie damals bei einer Schlägerei. Obwohl ich bezweifele, daß er dabei länger als drei Lidschläge stehen geblieben wäre.' Ein leichtes Lächeln zieht sich über seine Lippen, als die Erinnerung vergangener Tage durch seinen Kopf schießt.
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Den kritischen Blick des Nachbarn spürend, schaut Geron auf. Was mag dem nun wieder nicht passen?
Die Brauen emporziehend und wie unter rheumatischen Beschwerden stöhnend, lehnt sich Geron wieder zurück. Seine Hand läßt dabei vom Kruge ab und fährt zum rechten Knie hinab, dieses zu reiben. Die Augen hingegen bleiben dazu unpassend standhaft auf Bernhelm gerichtet.
AMi
Der Wirt kommt zum Tisch. Schon will Tesden einen Krug des georderten Weines servieren, als ihm der Bosparanjer ins Auge springt. Er räuspert sich angesichts des in Gedanken versunkenen Bernhelms vernehmlich und spricht, sobald dieser aufmerksam wird. Fragend schaut er ihn an: "Ihr hattet Wein bestellt, Herr. Habt Ihr Euch anders entschieden, oder..." - '... oder habt Ihr vor, Euch zu betrinken?'
MH
Bernhelm schaut etwas verdutzt. "Nun, stellt den Wein hier hinzu, seid bedankt."
FT
Gadir verfolgt das Gespräch zwischen Wirt und Bernhelm interessiert und fühlt sich verpflichtet, ebenfalls einen Beitrag zu leisten. "Der Tee war gut, zwar nicht mehr ganz warm, aber das ist wohl meine Schuld. Trotzdem ein guter Tee. Nicht perfekt, aber gut."
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Gerons leidvolle Mine klart angesichts dieses Wortwechsels sichtlich auf. Offenbar hat Bernhelm bereits den Überblick über seine Bestellungen verloren.
Das spöttische Grinsen wird von Verwunderung unterspült, als der alte Mann sich so ausführlich über den Tee ausläßt. Kopfschüttelnd lacht Geron in sich hinein. Es war doch richtig, den Eber nochmals zu betreten. Er ist immer für eine Überraschung gut. Und wie fade wäre das Leben ohne Überraschungen! Es ist auch so schon schlimm genug.
Die kleine, massive Gestalt in seinem Rücken, die sich so suchend umschaut, bemerkt Geron dabei zunächst nicht.
AMi
Ob Bernhelms verdutzten Blickes ist sich der Wirt mit einem Male gar nicht mehr sicher, ob er sich nicht irrt und ihm vielleicht der Arrati noch einen Streich spielt, doch da er den Wein trotzdem annimmt, beschließt der Wirt für sich, dieses Mißverständnis müsse wohl an dem Arivorer gelegen haben.
Gerade will er sich mit einem verbindlichen Nicken zurückziehen, als der alte Mann sich einschaltet und seine Gedanken zum Thema Tee anfügt. Tesden lauscht, teils interessiert ob des Urteils eines Gastes, teils amüsiert ob der Art der Erläuterung.
Kurz erwägt er, den Alten zu fragen, worin der Unterschied bestünde, was einen guten zu einem perfekten Tee machen würde, doch so gerne er mit seinen Gaesten plaudert, so fürchtet der Wirt doch, dieser könnte seine Geduld auf eine harte Probe stellen, und das möchte er sich zu dieser späten Stunde nicht antun. Daher erwidert er lediglich: "Das ist... schön", um sich dann zurück zur Theke aufzumachen.
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Der Alte blickt sichtlich betrübt. Anscheinend hat der Wirt kein Interesse daran, Teerezepte auszutauschen. Nun, was nicht ist, kann ja noch werden.
Gerade als er diesen Gedanken beendet hat, setzt sich der Fellträger wieder an den Tisch. Erst jetzt fällt ihm auf, daß dieser überhaupt nicht vor hatte, das Gasthaus für längere Zeit zu verlassen, da er sonst wohl seine gesamte Habe mit sich genommen hätte.
"Jedenfalls kann ich den Tee nur empfehlen", schließt er seine Ausführungen ab, als hätte er sie nie unterbrochen. "Aber man sollte ihn heiß geniessen."
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Was hier für eigenartige Leute umgehen! Teeschlürfer und Fellknäuel!
Im Grunde fände Geron derlei durchaus höchst interessant, würden ihm nicht die Grübeleien über sein Leben die Laune trüben. Gedankenverloren reibt er weiter sein schmerzendes Knie.
Was erwartet er eigentlich noch vom Leben? Vielleicht sollte er sich zur Ruhe setzen, aber wo? Vielleicht einen kleinen Ort jenseits der Reiche, wo man ihn nicht kennt, wo er neu anfangen könnte? Einen Ort, wo jemand mit seinen Fähigkeiten noch Anerkennung fände und zu Ehren käme, ohne seine Freiheiten zu verlieren. Am besten mit einem netten Rahjatempel und buntem, verrücktem Volk. Elfen und Zwerge müßte es geben - mit denen kam er immer gut aus, und es gab immer etwas zu lachen. Eine Immanmannschaft wäre natürlich auch unverzichtbar, ebenso Wagenrennen! Nicht zu tief im Süden sollte der Ort liegen, damit die Alikorni es nicht allzu weit zu ihm haben. Aber auch in Küstennähe, damit seine Geschäfte nicht gefährdet wären.
Geron seufzt laut vernehmbar und zieht seine Hand wieder zurück, um sie neuerlich in der Manteltasche verschwinden zu lassen. Einen solchen Ort gibt es bestimmt in ganz Aventurien nicht! Oder doch?
Zumal der Neuankömmling sich als ebenso schweigsam wie der Rest am Tische herausstellt, bleibt dem Stutzer viel Raum, wieder in seine Traumbilder abzusinken.
Wie aus nächtlichem Wüstenwinde heraus dringen vom Tresen her neuerlich die Augen der Sharisad in sein Bewußtsein - verträumt, mit diesem beeindruckenden grünen Schimmer. Sie hypnotisieren ihn selbst jetzt noch, da sie gar nicht mehr zugegen sind.
Irgendeine heftige Bewegung an der Theke verweht die Vision einem Sandsturme gleich. Der Blick Gerons bleibt unvermittelt an der Speisetafel haften. Unwillkürlich schweift er über die eingebrannten Lettern, da stiehlt sich ein zaghaftes Grinsen auf Gerons Antlitz. Das Tagesgericht scheint so zu heißen, weil es dies jeden Tag gibt.
FT
Der Alte sieht sich nachdenklich um. Das Interesse für Tee tendiert bei seinen Nachbarn deutlich gegen Null, und so ist es wohl für das erste besser, dieses Thema zumindest vorläufig unter den Tisch fallenzulassen.
Unvermittelt beginnt er mit einem anderen Thema: "Vor zwei Monden gab es wieder einen Alchimisten, der die Lehre von den Elementen geleugnet und öffentlich kritisiert hat. Er meinte doch tatsächlich, Wasser sei kein richtiges Element, Feuer schon gar nicht und Erde auf gar keinen Fall. Erz mochte er sowieso nicht und Eis hatte er schon immer als zu kalt erachtet. Zu allem übel hat er auch noch die Götter verleugnet, da sie nicht 'beweisbar' seien." Er schüttelt traurig den Kopf.
MK
Die Bemerkung des Alten reißt Pagaron aus seinen Betrachtungen, und ob der ersten Worte stielt sich ein Lächeln um seine Lippen, das allerdings bei den letzten Worten schlagartig verschwindet. "Nicht beweisbar? Ist besagter Frevler blind und taub? Er braucht doch nur seinen Blick nach unten oder nach oben zu richten, um Sumu und Los zu sehen und zu spühren. Woraus besteht er, wenn nicht aus den Elementen, welche Teil sind von Sumus Leib? Selbst wer noch nie das sah, was die meisten 'Wunder' zu nennen pflegen, sieht doch täglich das Wunder der Schöpfung. Was habt ihr mit ihm gemacht?"
MH
Bernhelm erstarrt sichtlich als dieser Satz mit dem Götterverleugnen fällt. Dann reißt er den Blick von den Bechern auf dem Tisch los, hin zu dem Alchemisten. Der Kommentar des Pagaron wird mit einem Nicken kommentiert, dann: "Nun, dieser Wirrkopf wird wohl schnell seine Strafe ob seines lästerlichen Tuns bekommen haben. Aber besser die Diener der heiligen Noiona kümmern sich um ihn."
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Von Gerons Seite her kommt nur ein wehmütiges Nicken. Oh ja, es gibt sie, die Götter! Und wenn man ihnen zu nahe kommt, bekommt man eine Menge Ärger an den Hals. Sicher gibt es da Unterschiede. Aber hat nicht gerade die Schöne Göttin, der man eine Liebe zu ihm mit am ehesten unterstellen könnte, ihn mit dem größten Kummer beschenkt? Was ist nun noch übrig von seinen Liebesabenteuern? Nichts.
FT
"Was wir mit ihm gemacht haben? Nun, nachdem er selbst nach mehreren Verwarnungen nicht damit aufgehört hat, seine widersinnigen Ideen und Ideologien im Unterricht zu verbreiten, wurde ihm seine Lizenz entzogen." Der alte Wissenschaftler blickt so traurig, als wäre dies das Schlimmste, was einem zustoßen kann. "Das half aber nicht viel, und so wurde er zu einer... Befragung abgeholt, wie es hieß. Bei Hesinde, ich weiß nicht, was er ihnen erzählt hat, aber damals habe ich ihn das letzte Mal gesehen. Er soll danach nach Vinsalt gebracht worden sein..."
MH
Bernhelm nickt ernst als er von dem Verschwinden hört. "Nun, seine gerechte Strafe wird ihm zuteil geworden sein. Letztlich ist das das beste Mittel gegen solch lästerlichen Unfug."
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Der Fortgang des Gespräches ist nicht gerade geeignet, Gerons Stimmung zu heben. Allzu gut kann er sich vorstellen, wie mit dem Unglücklichen Alchimisten verfahren wurde.
Während er so auf Bernhelm schaut und dessen letzte Worte verdaut, erregt etwas in seiner Peripherie seine Aufmerksamkeit. Das Mädchen vom Nachbartisch kriecht schopn beinahe unter denselben. Possierlich! Schade, daß er selbst keine Kinder hat!
MH
Bernhelm schaut wieder etwas konsterniert auf die Flaschen vor sich. 'Wer hat hier denn jetzt was nicht mitbekommen?'
Dann zu dem Doktor: "Nun, gelehrter Herr, und was treibt Euch in diese Gegend? Er hatte doch nicht engeren Kontakt zu diesem Ketzer?"
"Dom Bernhelm?!"
Bernhelms Blick schweift vom Gesicht des Alchemisten ab, als der in Blau und Gold Gewandete herantritt. Sein Blick fällt auf den goldenen Adler auf dem Wappenrock, das junge Gesicht. Als dieser ihn anspricht: "Ja?"
"Dom Allesandro di Baligûr mein Name. Der Orden sendet mich, Euch Botschaft zu überbringen." Knapp und zackig überreicht er einen gesiegelten Umschlag. Wer genauer hinsieht, erkennt das Siegel des Staatsordens vom Goldenen Adler. Mit ausdrucksloser Miene bleibt er stehen. 'Was wollen die bloß von ihm...'
Mit einem Mal scheint der Rest des Tisches, die Unterhaltung vorher, alles andere vergessen. Bernhelm nimmt den Umschlag entgegen, erbricht ihn und holt das darin befindliche Schreiben auf feinstem Papier heraus. Mit keiner Miene bietet er dem Boten an, Platz zu nehmen oder ähnliches, was dessen durchfeuchtete Lage verbessern könnte.
Er wendet sich leicht von den anderen ab, so daß keiner in den Brief direkt Einsicht bekommt. Leicht runzelt sich seine Stirn, als er leise vor sich hin murmelnd ließt. "Ravendossa... Süden... dringenst... Domna Oleana ya Eslabon..."
OHH
Der herantretende Bote lenkt Geron von dem Kinde und seinem wunderlichen Spiel ab. Der Brief scheint von hoher Bedeutung zu sein. Die Wortfetzen geben Geron allerdings keine wirkliche Auskunft. Zumnidest hat dies nichts mit ihm zu tun.
MH
Bernhelm erhebt sich rasch, die Hand schon am Schwert, mit der anderen steckt er den Brief weg. Zu den anderen am Tisch: "Verzeiht, aber ich sehe mich gezwungen, noch diese Nacht aufzubrechen. Mögen die Götter über euch wachen. Ach ja... der Wein steht selbstverständlich zur Dispositio."
Dann zu dem Botenreiter: "Regelt alles mit dem Wirt, gebt ihm diesen Schlüssel zurück, ich packe."
Dann rauscht er ab, jedoch nicht ohne die unangebrochene Flasche mitzunehmen, vorerst gen Theke. Und auch der Bote geht.
MK
Den Bericht des Schicksales des lästernden Alchimisten quittiert Pagaron mit einem wissenden Nicken. Anscheinend gibt es hier doch nicht nur Wilde. Ohne großes Interesse hingegen registriert er den Boten und den Abgang des Empfängers; beides ist für ihn ohne Belang.
Da bemerkt er, daß am Nebentisch ein kleines Mädchen einen großen Hammer auf den Tisch hebt, der bei den anderen Personen an jenem Tisch sofort im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. So merkwürdig das ist, bemerkt er jetzt auch, daß die Frau dort, anscheinend eine Magierin, auf den Hammer starrt und dabei Worte intoniert. Zwar hört er die Worte nicht, aber die Art und Weise erkennt er sofort als den Weg der Magier, die Kraft zu nutzen - Worte als Krücke, weil ihr Geist zu schwach ist. Da auch ein Tischnachbar die Ereignisse am Nebentisch betrachtet hat, fragt er: "Könnt Ihr erkennen, was dort am Nebentisch passiert?" Die Zwergin, die hinter ihm zum Kamin geht, scheint er nicht zu bemerken.
FT
Der Alchimist blickt ebenfalls interessiert zum Nachbartisch, als der Fellträger eine Frage bezüglich der Vorgänge dort stellt. Stillschweigend, höchstens ein paar seltsame Sachen murmelnd, wartet er ab, was noch passieren mag.
OHH
Geistesabwesend nimmt Geron Bernhelms Abreise zur Kenntnis. Soviel zu der Tarnung, die er sich von ihm erhoffte.
Aber wie süß das kleine Mädchen drüben mit sich selber beschäftigt! Ja, so spielen eben nur Kinder mit Alltagsgegenständen wie Kriegshämmern. Äh... Hammer? Das kann doch nicht...!
Verwirrt schaut er sich um, die Frage seines Tischgegenübers nur am Rande bemerkend. "Ich... ich weiß nicht", stammelt er. Da bleibt sein Blick an der kleinen Gestalt am Kamin hinter dem anderen Gast hängen. Auch das noch!
Wahrhaftig, sie ist es!
Erstarrt sitzt Geron an seinem Platze, nicht recht schlüssig, was er nun tun soll. Seine Tarnung! Sie wird ihm sein Incognito zertrümmern!
Unwillkürlich rutscht er auf seinem Stuhl zusammen, macht sich kleiner - doch bringt er sich damit beinahe noch mehr in ihre Augenhöhe. Sie dreht sich um, kommt heran...
Plötzlich richtet er sich wieder auf, sein Blick wird fester. Angriff ist die Beste Verteidigung! Jetzt nur den richtigen Spruch!
IS
Die Zwergin wendet sich vom Kamin ab und schickt sich an, zu ihrem Tisch zurückzugehen. Da fällt ihr Blick auf den Tisch vor ihr und bleibt an der halb daruntergerutschten Gestalt hängen. Für einige Sekunden sieht man es in ihrem Gesicht arbeiten. Die Haare anders, ohne Bart... Dann endlich hat der sie vorhin so irritierende Gedanke sein Ziel gefunden, sie erkennt die Person und ihr Mund verzieht sich zu einem Grinsen.
"Atreo, du alter Gauner, hier treibst du dich also rum! Na so ein Zufall!" schallt es durch die Gaststube. Dann geht sie mit ausgestreckter Hand auf den Stutzer zu.
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Irgendwas wie 'Hallo, Frau Gudelne! Schön, Euch hier zu treffen!' wäre angebracht. Dann merkt sie gleich was los ist.
Schon weitet er die Arme zur Begrüßung, doch sein vorbereiteter Satz bleibt ihm im Halse stecken, als sie ihm zuvorkommt: "Ha... äh... gmpff..." Heute klappt aber auch gar nichts!
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Gadir späht recht erfolglos zum Nachbartisch, der aus nicht erkennbaren Gründen die Aufmerksamkeit seiner Tischkollegen auf sich zieht. Anscheinend geht es um irgendein Handwerksgerät, vermutlich ein Taschenspielertrick oder ein Zauberkunststückchen, bei dem ein Werkzeug eine wichtige Rolle spielt.
In diesem wichtigen Moment der irrigen Annahme dringt ein Ruf an seine Ohren; jedoch scheint sich die Rufende zu irren, hat sich doch keiner der am Tisch Anwesenden als Atreo vorgestellt. Oder doch, und er hatte es vergessen? Gerons seltsame Laute könnten immerhin den Schluß zulassen, daß er einen Atreo kennt. Stillschweigend beschließt der Alchimist, die Auflösung dieses Rätsels einfach abzuwarten.
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Während Geron noch zu überlegen scheint, tritt die Zwergin an ihn heran, und - als sie seine Hände nicht sehen kann - umarmt sie ihn samt Stuhl.
Kurz scheint sie noch zu überlegen und macht schon Anstalten, Atreo auf die Wange zu küssen, als sie es sich scheinbar noch einmal überlegt und ihm stattdessen mit einem: "Schön, dich wiederzusehen!" auf die Schulter klopft.
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Verloren. Aber was solls! Man ist ja flexibel. Einfach drüber hinwegspielen, vielleicht merkt es niemand.
Im Grunde ist Atreo froh, seine alte Freundin wiederzutreffen. Ob sie ihn in allen Punkten verstehen würde, mag dahingestellt sein. In jedem Fall tut etwas nette Gesellschaft immer gut - und jetzt ganz besonders.
So gibt er noch ein Stückchen seiner Tarnung auf und zieht nicht nur die Rechte, sondern auch erstmals an diesem Abend die Linke aus den Taschen - obwohl das nicht ganz stimmt, denn eine linke Hand hat Atreo schon seit vielen Jahren nicht mehr - und umarmt nun seinerseits den kleinen Haudrauf.
"Ja", erwidert er, herzhaft in einer Mischung aus Bedrücktheit und Erleichterung seufzend.
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Nachdem Pagaron erfolglos versucht hat, die Ereignisse am Nebentisch zu erkennen, wird seine Aufmerksamkeit von der lautstarken Äu?erung eines Zwergen abgelenkt - nein, einer Zwergin. Anscheinend ein Wiedersehen nach langer Zeit. Dem Umstand, daß sein Tischnachbar sich mit einem anderen Namen vorgestellt hat, schenkt er keine Beachtung, schließlich pflegen viele Leute die seltsame Sitte, Namen zu sammeln wie andere Kräuter. Nun, ihm solls recht sein; jeder Name ist eine Hintertür zum Geist, auch wenn man den Haupteingang - den wahren Namen - nicht kennt.
FT
Der Wissenschaftler ist einmal mehr verwirrt. Die Zwergin scheint fest davon überzeugt zu sein, daß Geron nicht (nur) Geron heißt, sondern (auch) Atreo. Und plötzlich ist allem Anschein nach auch Geron dieser Auffassung. Außerdem fehlt ihm offensichtlich eine Hand. Diese mag er als Strafe für irgendein kleineres Verbrechen verloren haben, vielleicht im Kampf, oder auch bei einer unvorhergesehenen Explosion, wenn auch letzteres bei Nicht-Alchimisten nicht allzu wahrscheinlich ist.
IS
Immer noch freudestrahlend läßt Gudelne endlich von ihrem alten Freund ab und schaut ihn von oben bis unten an. "Hast dich aber ganz schön verändert", meint sie. "Mit Bart siehst du besser aus," fügt sie mit einem schelmischen Blitzen in den Augen hinzu. Und nach kurzem Nachdenken: "Hast du eigentlich schon gegessen? Ich nehme doch an, daß du die Nacht hier verbringst und nicht auch überstürtzt abreist."
OHH
Klar, daß sie Atreo mit Bart bevorzugt! Sie trägt ja selbst einen. Ein kurzes Schmunzeln huscht über sein Gesicht, doch vermag es seine Sorgenfalten nicht endgültig zu vertreiben.
"Gegessen? Nein, nur den Schluck Wein hier. Und ich glaube kaum, daß jetzt noch etwas frei ist. Aber wenn du ein Zimmer hast, nehme ich bei diesem Schweinewetter gern den Boden anstatt des Unterstandes."
Die Anspielung auf schnelles Abreisen versteht Atreo nicht so, wie sie gemeint ist. Er bezieht sie ganz auf sich und raunt ihr leise zu: "Ich denke, ich kann es riskieren. In einer solchen Nacht geht niemand auf Jagd."
IS
Bei einem Zwergen würde Gudelne sagen, daß etwas Alkohol im Blut eigentlich Nahrung genug ist, aber bei einem Menschen - selbst bei einem relativ trinkfesten - sollte da doch noch etwas Festes in den Magen kommen. "Hast du denn schon versucht, was zu Essen zu bekommen? Vielleicht hat die Köchin ja noch etwas auf dem Herd."
Irgendwie ist Gudelne jetzt doch froh, daß sie ein Zimmer gemietet hat und nicht ein Bett im Schlafsaal. "Wenn du keinen Unfug machst, dann hätte ich da vielleicht noch ein Plätzchen für dich", meint sie nach einer kurzen Pause. "Allerdings werden wir da zu dritt sein, aber das sollte ja kein Problem werden."
Dann runzelt sie die Stirn und schaut etwas unintelligent drein: "Jagd? Nacht? Was meinst du? Hast du etwa so wenig Geld, daß du dir nicht mal ein Abendbrot leisten kannst und dir was im Wald fangen wolltest?"
Dann werden ihre Augen größer, als ihr die zweite Bedeutung seiner Worte aufgeht. 'Wer weiß, wen er wieder mal geärgert hat. Vielleicht hat er auch wieder mal der falschen Frau schöne Augen gemacht... Das ist ja so typisch!' Keinen Moment aber denkt sie daran, ihren alten Freund im Stich zu lassen. Im Geiste fängt sie schon an, sich mal vorsichtshalber eine Liste zu machen mit den Sachen, die noch erledigt werden müssen, falls es zu einer überstürzten Abreise kommt.
OHH
"Keinen Appetit", murmelt Atreo zum Thema Essen.
Auf die Bemerkung, 'wenn du keinen Unfug machst', wirft er der Zwergin einen finsteren, zutiefst gekränkten Blick zu. Gibt es auf dieser Welt eigentlich eine einzige Frau, die ihm vertraut? Nicht einmal diese enge und so vertraut geglaubte Freundin scheint dazu in der Lage zu sein.
Bei ihren letzten Worten aber verzieht er das Gesicht, als habe er den Eindruck, sie wolle ihn verulken. Er könnte einen Scherz einwerfen, nur drei Münzen zu haben, und dann die Kusliker Räder zeigen; aber nach Witzeleien steht ihm kaum der Sinn.
IS
Auf Atreos 'Keinen Appetit' schaut sie sich ihn näher an. "Du siehst aber gar nicht gut aus!" stellt sie unnötigerweise fest.
Als dann auch noch dieser finstere Blick kommt, wird ihr Gesicht richtig besorgt. 'Was hat der denn nur? Früher konnte er doch auch Spaß verstehen.' Schnell setzt sie hinzu: "Tut mir leid, sollte ein Witz sein."
Dann rühren sich wieder ihre Mutterinstinkte und sie fragt: "Soll ich denn versuchen, dir was zu essen zu besorgen?"
OHH
"Schon gut." Atreo versucht zu lächeln, auch wenn dies nicht so recht gelingen will. "Es ist spät; ich mag jetzt nichts. Vielleicht zum Frühstück."
IS
"Tja, also ich habe ein Zimmer gemietet. Wenn du willst, kannst du da übernachten. Allerdings wirst du dich mit dem Fußboden zufriedengeben müssen."
Dann schaut sie mal wieder zu ihrem Tisch hinüber und bemerkt, daß der Hammer darauf liegt. Aber da ansonsten alles in Ordnung ist, wendet sie sich wieder Atreo zu. "Wenn du sehr müde bist, kann ich dir schon den Schlüssel geben, damit du dich hinlegen kannst."
OHH
Der Einhändige nickt stumm, denn der Fußboden ist allemal besser als der
feuchte Unterstand.
"Müde..." Er überlegt, ob dieses Wort zutrifft. Irgendwie schon. Er ist
weit gelaufen, doch ist es mehr eine geistige denn eine körperliche
Müdigkeit, die ihn ergriffen hat. Gewiß, es wäre sicherlich besser,
gleich nach oben zu verschwinden, falls doch noch irgendwelche Büttel
auftauchen, aber selbst dazu ist er irgendwie zu müde und lustlos. Und
er ängstigt sich vor der Einsamkeit.
"Nicht so eilig", murmelt er wie zu sich selbst, während er auf seinen
halb leeren Krug blickt.
IS
Müde sieht er ja aus, der Freund den sie schon so lange nicht mehr gesehen hat. "Tut mir leid, ich habe nicht gesehen, daß du dein Bier noch nicht ausgetrunken hast. Wäre ja auch eine Schande, was Gutes verkommen zu lassen", sagt Gudelne mit einem Augenzwinkern. Eigentlich hat sie ihm ja so viel zu erzählen, aber sie will Marlit auch nicht zu lange mit ihrem Hammer allein lassen. Sonst kommt der Kleine Feigling tatsächlich noch auf dumme Gedanken. Und so fügt sie nur hinzu: "Ich würde mich ja zu dir setzen, aber ich will die Kleine nicht so lange allein lassen. Wenn du aufs Zimmer willst, sag mir einfach Bescheid und ich gebe dir den Schlüssel. Ich sitze übrigens direkt hinter dir."
OHH
Wieder schafft es die Zwergin, Atreo ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern - weniger wegen der Verwechslung von Wein und Bier, als aufgrund ihres Verständnisses für wohltuende Getränke allgemein.
Auf ihre letzte Bemerkung wendet er sich im Stuhle um. "Ja, ich habe deinen kleinen Freund schon entdeckt." Er schaut hinüber zu dem Kinde, unschlüssig, ob er gehen oder bleiben soll.
IS
Atreos zaghaftes Lächeln bringt Gudelne zum Grinsen. Mit einem "Laß es dir schmecken!" und einem freundschaftlichen Klaps auf seine Schulter, wendet sie sich ab und tritt zu ihren alten Tisch hinüber.
MK
Während die Zwergin und sein Tischnachbar sich unterhalten, rückt Pagaron den Stuhl etwas in Richtung Feuer und wärmt sich wieder auf. Durch das lange Stehen im Regen ist er doch feuchter geworden als gedacht. Als er am Windzug merkt, daß die Tür schon wieder offensteht, allerdings ohne daß er etwas gehört hätte, lenkt er ohne großes Interesse seinen Blick dorthin und erblickt eine Gestalt in einem dunkeln Umhang - an sich nichts Ungewöhnliches. Plötzlich klappt im die Kinnlade runter und seine Augen weiten sich - die Dunkelheit setzt sich auch unter der Kapuze fort! Treibt hier doch ein Dämon sein Unwesen, oder sollten die abergläubischen Geschichten über schwarze Menschen doch wahr sein?
OHH
Wieder ist Atreo allein - zumindest gedanklich. Wie eisam man doch selbst in Gesellschaft sein kann! Ein Weilchen hallt Gudelnes letzter Satz noch nach, dann stürzt er unvermittelt den Wein in sich hinein.
Dem bestürzten Blick des Bepelzten folgend erblickt er die Kaputzengestalt in der Tür. Verflixt, er hat sie nicht bemerkt. Überhaupt läßt seine Aufmerksamkeit doch arg zu wünschen übrig. Ob das ein Spitzel ist? Schon verschwindet der Armstumpf wieder in der Tasche.
Aber offenbar hat die dunkle Gestalt doch nichts mit ihm zu tun. Vielmehr scheint sie sich selbst zu verstecken. Sie drückt sich hinter dem Tisch neben dem Eingang vorbei zu dem in der Ecke. Und da es eine Moha ist, wird sie kaum für örtliche Behörden spitzeln.
So widmet sich Atreo wieder der furchtbar schwierigen Frage, ob er aufs Zimmer gehen, sich zu Gudelne gesellen oder einfach hier sitzen bleiben soll. Dumpf glotzt er in seinen geleerten Krug.
MK
Anscheinend wird Pagaron sich plötzlich bewußt, wie er momentan aussehen muß, denn genauso schnell, wie er aufgeklappt ist, klappt sein Mund wieder zu. Seine Augen huschen schnell hin und her, um sich zu vergewissern, daß niemand den Fehler macht, über ihn zu lächeln, kehren dann jedoch wieder zu der Moha zurück, wenn auch weniger intensiven Blickes. Eine Frage drängt sich auf seine Zunge, bleibt kurz harren, als er überlegt, ob er mit seiner Unwissenheit nicht dem Ansehen seiner Brüder schaden würde, löst sich aber, als ihm bewußt wird, daß ihn hier sowieso niemand kennt: "Ist DAS eine der Waldmenschen aus dem Süden?"
OHH
"Hm?" Achsoja, der Pelzige hatte Atreo ja erst auf die Moha aufmerksam gemacht. Wenn heute Abend noch etwas geschieht, ist seine Intuition hoffentlich noch nicht schlafen gegangen, sonst endet das böse!
So weit, wie sie nun hinter ihm stehen muß, verzichtet Atreo darauf, sich nochmal zu der Frau umzudrehen. Statt dessen erwidert er: "Ja, das ist so eine. Im Süden gehören die zum Stadtbild."
AMi
Vom mittleren der drei Stuützbalken aus, klatscht der Wirt zweimal gut vernehmlich in die Hände, und sagt dann, nachdem des einen oder der anderen Aufmerksamkeit sich ihm zuwendet: "Herrschaften, die letzte Runde, Ausschank und Eber schliessen in Kürze." Aufmerksam sieht er sich nun um, ob und wo jemand noch etwas bestellen möchte.
MK
"Faszinierend. Wahrhaftig dunkle Haut! Dere ist doch voller Wunder!" Pagaron mustert die Moha aus der Entfernung mit etwa dem Blick, den ein Alchemist für eine besonders interessante Laborratte reserviert haben mag. "Allerdings hätte ich nicht gedacht, daß sie derart viel geschmiedetes Metall verwenden."
OHH
Soll Atreo noch etwas bestellen? Wohl besser nicht, wenn es das Kind ist, welches außerdem in Gudelnes Zimmer schlafen wird. Da will er sich nicht gleich als jämmerlicher Säufer entlarven.
Er folgt wieder dem Blicke der Pelzträgers. "Ich glaube nicht, daß der Schmuck mohisch ist..." Er wird leiser am Schluß. Nach einer kurzen Pause haucht er: "Hübsch, die dunkle Haut... sehr hübsch..." 'Und die andere sieht auch nicht übel aus.'
Ruckartig wendet er den Blick wieder ab. 'Was sollten diese beiden jungen Dinger für ein Interesse an mir haben! Laß mich endlich in Ruhe, Rahja! Wenigstens bis Bethana!'
Einen Schluck, er braucht jetzt unbedingt etwas Kräftiges! Und obwohl der Wirt gerade zu jenem anderen Tische schaut, ruft er heiser und beinahe klagend: "Ein doppeltes Feuer!"
FT
Der Wissenschaftler öffnet wieder die Augen und hat Mühe, sie in diesem Zustand zu halten. Mehrmals blinzelt er und zwingt sich dazu, wach zu bleiben. Vor zwanzig oder dreißig Sommern war ihm das noch leicht gefallen, durchwachte Nächte im Labor waren durchaus keine Seltenheit. Und im Notfall nahm man eben eines dieser Mittelchen, welche die Müdigkeit vertrieben. Heute jedoch sieht das anders aus. Das Labor ist einem Gasthaus gewichen, das Mittelchen ist ein Kraftelixier, das allem Anschein nach die Müdigkeit eher fördert, und nicht zuletzt hat er noch besagte dreißig Jahre mehr auf dem Buckel. Vielleicht sollte er sich auch ein Feuer bestellen.
OHH
Anscheinend weiß der Wirt nicht recht, auf wen zuerst reagieren, aber so eilig hat es Atreo nun auch nicht. Kaum daß er diesen Gedanken faßt, beginnt er wieder zu frösteln, und auch das Knie meldet sich wieder.
Diese Abende! Immer sind es die Abende, an denen sich seine Einsamkeit besonders ins Gedächtnis ruft. An denen er darüber nachdenkt, was er an diesem Tage geschafft hat. An denen er die Frage so oft ohne Antwort belassen muß. Scheiß Leben!
Was nicht heißen soll, daß Atreo Boron etwas schenken würde. Der grimmige Gedanke baut ihn ein wenig wieder auf und zaubert ihm ein verbissenes Lächeln um die Lippen.
Gudelne huscht am Tische vorbei auf dem Weg zur Theke. Hoffentlich geht sie bald schlafen! Atreo möchte den Tag endlich hinter sich bringen. Die Tischnachbarn schlafen ja schon im Sitzen ein, und was man erblickt, wenn man geradeausschaut, will er nicht sehen, obwohl er es gerne sieht: Frauen. Immerhin drei an der Zahl, wenn man die Köchin mitzählt. Wenigstens die andere von der Wirtschaft ist ihm zu alt, ein Glück!
Etwas später saust der Wirt difargleich am Tische vorüber, und es grenzt an ein Wunder, daß das dabei zurückgelassene doppelte Premer Feuer nicht vom Sog weiter mitgerissen wird.
Es dauert nicht lange, bis Atreo das widersprüchliche getan und seinen Brand mit Feuer halbwegs gelöscht hat. Viel besser fühlt er sich nicht dadurch, aber doch ein wenig.
Das von der Theke her nahende Gesicht der Zwergin weiß diesen Effekt erheblich zu verstärken. Mit einem traurigen Lächeln empfängt er die Freundin.
IS
Zügig steuert Gudelne den Tisch mit ihrem Freund an. Kaum ist sie dort angekommen, stellt sie den Bierkrug vor den Stutzer. "Hier, du siehst so elend aus, da kannst du was zu Trinken sicher gut gebrauchen. Wohl bekomm's!"
OHH
"Womit du in keinem Punkte Unrecht hast. Komm, setz dich!" Mit dem Stumpf weist er auf den freien Platz neben sich.
"Oder" - er schaut zu dem Kind am Nebentisch hinüber - "willst du die Kleine lieber ins Bett bringen?"
FT
Gadir beobachtet in Gedanken versunken den Feuerkonsum Atreos. Premer Feuer. Ein interessantes Getränk, mit einem durchaus interessanten Herstellungsverfahren. Unwillkürlich muß der alte Mann lächeln. Es hatte die Alchimisten einiges Geld gekostet, aber trotzdem oder gerade deswegen war die Studienfahrt nach Prem ein voller Erfolg gewesen, damals vor - wie lange war das jetzt her? Zehn Jahre? Oder fünfzehn? Eher letzteres... Fast zwei Wochen hatte der Aufenthalt in Prem gedauert, und jeder Abend wurde mit einem hochwissenschaftlichen Test der Rotbrandvorräte beschlossen.
Zwar sind Gelehrte im Allgemeinen nicht gerade trinkfest zu nennen - bis vielleicht auf die Studenten, die dem zweifelhaften Genuß des Selbstgebrannten huldigen - aber das hatte auch seine Vorteile gehabt, denn so wurde der Geldbeutel nicht zu sehr geschmälert; war dieser doch schon durch die Reisekosten und ungebildete Wegelagerer mit mangelhaften Manieren stark beansprucht worden.
Der Wissenschaftler seufzt. Eigentlich sollte man eine solche Fahrt wiederholen, aber mittlerweile ist das Reisen doch ziemlich anstrengend geworden. Außerdem sind die alten Tester in der letzten Zeit mit erstaunlicher Plötzlichkeit zu Boron gegangen, die meisten ohne sich vorher verabschiedet zu haben... ja, wenn er diese Nacht nicht noch einen klaren Kopf bräuchte, er würde sich jetzt ein Feuer bestellen.
IS
Bei Atreos Einladung schleicht sich ein breites Grinsen auf Gudelnes Gesicht. Doch dann blickt sie hinüber zu ihrem alten Tisch, sieht Marlit gähnen und meint: "Vielleicht bringe ich Marlit besser ins Bett. Sie scheint mir doch recht müde zu sein." Dann stellt sie auch ihren Krug auf dem Tisch ab: "Pass mal so lange auf mein Bier auf!" Dann dreht sie sich um und steht auch schon vor dem fast leeren Tisch.
OHH
Eigentlich wollte Atreo anbieten, gleich mit hinaufzugehen, doch die Zwergin hat es mal wieder eilig. Vielleicht hat Astrolabius sie doch ein wenig zu häufig beschleunigt?
Die Tatkraft, ihr einfach zu folgen, bringt Atreo noch nicht auf. Wenn oben das Kind schläft, will er es nicht unbedingt stören. Hier unten wird aber wohl auch kein wirklich lockeres Gespräch zustande kommen. Es sind noch immer zu viele Leute hier, und Atreo ist auch nicht in der Lage, von sich aus etwas zu sagen. Wenn er eine Schwäche hat, so vor allem anderen diese.
Das Bier vor sich hat er vergessen, obgleich er es die gesamte Zeit unwillkürlich betrachtet.
MK
Nachdem Pagaron eine Weile fasziniert die Waldfrau aus dem Süden und ihre Kommunikationsversuche beobachtet hat - schließlich wird er sich auf seiner Reise mit einigen von ihrem Volk auseinandersetzen müssen - steht er abrupt und ohne Worte auf, hängt seine Tasche um und greift seinen Stock. Erst dann wendet er sich an seine Tischnachbarn: "Möge Satinav Euren Schlaf beschirmen!"
FT
Der Alchimist fährt aus seinen Überlegungen auf und stellt fest, daß der Fellträger gerade dabei ist, den Tisch zu verlassen. "Und Boron den Euren.
Und Boron den Euren..." wiederholt er halblaut, während er seine Gedanken zu ordnen versucht. Bei dieser Taetigkeit scheint ihm etwas einzufallen. "Ach, wenn Ihr nach Kuslik kommt, solltet Ihr Doctor Piort aufsuchen, er kocht exzellenten Tee und seine Abhandlungen über das Rauschkraut sind brilliant. Nur seine Kekse würde ich lieber nicht anrühren, und unter uns" - der alte Mann senkt die Lautstärke seiner Stimme vorsichtshalber um fünf Prozent - "er ist ein wenig verdreht, wenn Ihr versteht, was ich meine." Er grinst breit und hebt vielsagend die Brauen.
OHH
"Oh, ja, danke!" gibt Atreo aufgeschreckt wieder. "Auch Euch einen gesunden Schlaf!"
Er hat es sich schon lange abgewöhnt, noch irgendwelche Götter zu beschwören. Besser, sie werden gar nicht erst auf ihn aufmerksam.
Tee... Einen Moment lang überlegt er, ob ihm zu diesem Thema irgend etwas einfällt, wo es den Alchimisten doch so zu begeitern scheint. Leider bleiben die Ideen aus. Dies zu kaschieren, spült er einstweilen den Hals mit Bier aus.
MK
Pagaron versucht ein freundliches Lächeln auf die Worte des Alchimisten. 'Da kenne ich noch jemanden. Aber ich schätze, ich werde tatsächlich dorthin gehen. Ein hiesiger Kräuterkundiger...' "Danke für den Rat. Ich werde ihn von Euch grüßen." Mit einem knappen Nicken entfernt er sich zur Theke.
IS
Gudelne geht auf den Tisch mit ihrem Bier zu und läßt sich auf den gerade freigewordenen Stuhl plumpsen.
OHH
"Das ging schnell", raunt Atreo, als Gudelne auf den Stuhl ihm gegenüber
hüpft. Seine Erfahrungen mit den Schlafgewohnheiten von Kindern liegen
doch etwas zurück - so zwanzig bis dreißig Jahre.
Da wird sein Blick durch einen schwer Gerüsteten abgelenkt, der eine
leicht Beschürzte durch den Schankraum trägt. Schon wieder zwei, die
dieses Gasthaus für eine Gebetsstätte der Rahja zu halten scheinen.
Normalerweise fände er das amüsant, doch momentan macht es ihn beinahe
ein wenig neidisch - denn die Frau in seinen Armen hat was.
Über die Göttin und sich selbst seufzend wendet er sich wieder Gudelne
zu.
IS
"Ich glaube, die Kleine ist so müde, daß sie keine Schwierigkeiten haben wird, einzuschlafen", meint Gudelne bevor sie nach ihrem Bier greift und einen Schluck nimmt.
"Aber sag, was treibt dich in diese Gegend? Solltest du etwa wie ich in geschäftlichen Dingen unterwegs sein, dann bist du - genauso wie ich - viel zu früh dran."
Sie lehnt sich zurück und mustert ihr Gegenüber. 'Gut schaut er ja nicht aus', denkt sie zum wiederholten Male. 'Und was soll dieser alberne Aufzug?' wundert sie sich. Na, er wird es ihr schon früher oder später erzählen, da ist sich die Zwergin sicher. Und so wartet sie erst mal ab, ob Atreo nicht von sich aus was erzählt, bevor sie ihm Löcher in den Bauch fragt.
OHH
Er merkt sehr wohl, wie sich die kleine Freundin über seinen Aufzug wundert. Doch darüber kann er ihr erst etwas verraten, wenn sie allein sind.
Pracktischerweise stellt sie nicht nur unausgesprochene Fragen. "Ich habe wohl denselben Brief erhalten, wie du selbst. Es geht um ein außerordentliches Treffen der Gesellschafter. Keine Ahnung, was passiert ist, da man es mir noch nicht sagen wollte, bevor alle versammelt sind. Deswegen dachte ich, schau dir doch einfach mal die Gegend an." Je länger er redet, desto gelöster und entspannter wirkt er. Dieses Thema ist eine willkommene Abwechslung. Erst beim letzten Nebensatz schwingt der Unterton der sprichwörtlichen Eisbergspitze mit.
IS
Bei Atreos Worten legt Gudelne die Stirn in Falten: "Na, wenn da mal nichts schiefgegangen ist. Ich würde nur ungerne auf so ein gutes Geschäft verzichten." Dabei sieht man an ihrem sorgenvollen Gesicht, daß das eine unglaubliche Untertreibung ist. So beschäftigt ist sie, daß sie Atreos Kummer nicht wahrnimmt, und antwortet darum nur: "Ja ja, wenn dieser verfluchte Regen nicht wäre, dann ist die Gegend sicher sehr schön. Aber seit wann interessierst du dich denn für Landschaft?" Mit einem verschwörerischen Zwinkern fügt sie hinzu: "Früher warst du doch an ganz anderen 'Schönheiten' interessiert."
OHH
Atreos erste Antwort besteht aus einem Schnaufen, halb belustigt, halb angestrengt durch die komplizierte Geschichte, die er jetzt eigentlich erzählen müßte.
"Das bin ich noch", erklärt er fast ein wenig gequält, als gäbe er eine lästig gewordene Angewohnheit zu. "Aber eben nicht ausschließlich. Man hat schließlich mehrere Interessen." Damit prostet er der Zwergin zu und leert den Bierkrug.
FT
"Hm... ja, nun, es ist langsam an der Zeit..." murmelt Gadir, an die Welt im Allgemeinen gerichtet. Er steht auf, greift nach seinem Umhang und schafft es schon beim zweiten Versuch, diesen richtig herum anzuziehen. Das Schultern des Beutels gelingt sogar auf Anhieb, ruft aber auc ein leises Ächzen bei ihm hervor, dem ein "Früher waren die Beutel noch nicht so schwer..." folgt.
Dann wendet er sich dem seltsamen Atreo und der Zwergin zu. "Eine gute Nacht, wuensche ich."
IS
Auch Gudelne erhebt ihren Krug und prostet Atreo zu. Als der dritte am Tische aufsteht und sich entfernt, erwiedert Gudelne seinen Gruß nur mit einem gebrummten "Ja, gute Nacht", und schon wendet sie sich wieder Atreo zu. Mit ihrem gewohnten Feingefühl kommt sie auch schnell zur Sache: "Sag mal, mit dir stimmt doch was nicht. So habe ich dich das letzte Mal gesehen, als Alandra dir den Laufpaß gab."
Und nach einem Schluck aus ihrem Krug fährt sie fort: "Mir kannst du doch sagen, was los ist. Schließlich sind wir doch alte Freunde", versucht sie ihn zu ermuntern. Dabei schaut sie ihn mit einem Blick an, der wohl vertrauenserweckend sein soll, aber eher neugierig wirkt.
OHH
"Schlaft wohl", bekommt der Alchimist von Atreo zu hören, der dadurch verpaßt, wie sein gerade erst geleerter Krug auch schon von einem gewissen Raufbold abgeräumt wird.
Etwas in Gudelnes Worten gibt ihm die Willkommene Gelegenheit, vor dem eigentlichen Thema davonzulaufen. Entrüstet erwidert er: "Laufpaß!? Alandra war einfach sauer, daß ich nicht heiraten wollte!"
IS
Bei Atreos Worten muss Gudelne kichern. "Tja, wer versucht, so einen windigen Burschen einzufangen, darf sich nicht wundern, wenn das etwas schwerer ist." Und nach einem weiteren Schluck: "Sie hat aber auch viel zu schnell aufgegeben, wenn du mich fragst. Das war eigentlich gar nicht so ihre Art."
Dann schaut sie in den Krug um festzustellen, daß ihr Getränk der Neige zugeht. Und der Wirt hat schon die letzte Runde ausgerufen - so ein Pech aber auch! Also nippt sie vorsichtig an ihrem Bier, um möglichst lange was davon zu haben.
"Apropos Alandra; hast du inzwischen wieder was von ihr gehört? Ich habe keine Neuigkeiten von ihr, seit sie uns verlassen hat, um ihren eigenen Weg zu gehen. Und das ist schließlich auch schon mindestens 10 Jahre her." Ein trauriger Ausdruck macht sich auf Gudelnes Gesicht breit und man sieht ihr an, daß sie besagte Alandra wohl sehr gemocht hat.
OHH
Ernst und wie distanziert zurückgelehnt lauscht Atreo den Worten der Zwergin, die Linke hat sich längst wieder in die Manteltasche vergraben.
"Nichts. Alles Suchen brachte nichts, aber letztlich war dies ihr eigener Entschluß." Bitterkeit schwingt in seiner Stimme mit. "Sie hatte mich längst gefangen. Was braucht sie da ein Gelöbnis vor der Göttin? Ich mache keine Verträge über die Liebe."
Plötzlich kraftvoll wie den gesamten Abend zuvor nicht, erhebt er sich mit einem Ruck. "Laß uns hinaufgehen; die Leute wollen den Schankraum schließen."
IS/OHH
Als Atreo so plötzlich aufsteht, erhebt sich auch Gudelne, trinkt in einem Zug ihr Bier aus, stellt den Krug auf den Tisch und geht zur Treppe.
Atreo folgt ihr wortlos. Vermutlich hat er sie nicht auf Dauer vom Thema abgelenkt. Und zumindest den vordergründigen Teil sollte er ihr wirklich sagen, falls es doch noch Schwierigkeiten mit den örtlichen Behörden geben sollte. Grübelnd legt er sich ein paar Worte zurecht, um sie wieder zu verwerfen.
Schweigend gehen sie die Treppe hinauf und auf das erste Zimmer im oberen Stockwerk zu. Oben angekommen, öffnet Gudelne vorsichtig die Tür und tritt ein. Nachdem auch Atreo im Zimmer, ist schließt sie die Tür wieder und greift nach der kleinen Kerze, die sie vorhin abgestellt hat. Kurze Zeit später erleuchtet ein schwacher Kerzenschein das kleine Zimmer.
OHH
Atreo staunt nicht schlecht, daß Gudelne ausgerechnet das Zimmer hat, in dem auch er vor zwei Abenden schlief. Doch solche Zufälle kommen immer wieder mal vor, und deswegen denkt er sich auch nichts weiter dabei.
Sein Blick fällt auf den Hammer am Bett. "Hallo", schmunzelt er ihn an, als er dort ein Auge gesehen zu haben glaubt. Armer kleiner Kerl, eigentlich! Dem ist bestimmt furchtbar langweilig, wenn alle anderen schlafen!
Tja, was wissen die Menschen schon über Koboldmagie!?
IS
Im trüben Schein des Kerzenstummels, der jeden Moment wieder zu verlöschen droht, beginnt Gudelne, in einer ihrer Taschen zu wühlen. Schließlich fördert sie eine kleine Lampe und ein Fläschchen Öl zu Tage. Nachdem sie die Lampe mit etwas Öl gefüllt hat, hällt sie den Kerzenstummel an den Docht, und ein warmes Licht erstrahlt in dem kleinen Raum.
Auf einem der Betten schläft Marlit, die gerade zu träumen scheint, auf dem anderen Taschen, Kleidung und Rüstung. So leise wie möglich räumt Gudelne das Bett frei und legt die Sachen auf den Boden. Das leise Klappern des Kettenhemdes quittiert sie mit einem unterdrückten Fluch.
Als sie damit fertig ist, weist sie nur auf das Bett und nickt Atreo zu.
OHH
Jener zeigt sich überrascht. "Und du? Ich will dir nicht dein Bett wegnehmen..." Noch nähert er sich dem angebotenen Schlafplatz nicht, beginnt nur, sich von dem durchnäßten Mantel zu befreien.
IS
"Pha!" erwiedert die Zwergin, "du glaubst doch nicht wirklich, daß ich heute Nacht zum schlafen komme!" Mit einer vagen Handbewegung deutet sie auf die am Boden liegenden Sachen. "Wenn ich morgen weiterreisen will, muss ich erst mal meine Sachen in Ordnung bringen, besonders das Kettenhemd muss repariert werden."
Gesagt, getan. Nach diesen Worten setzt sie sich auf den Boden und beginnt, in ihrer Tasche nach Nähzeug zu suchen. Das findet sie auch schnell, und dann nimmt sie sich ein Hemd und fängt an, die abgerissenen Knöpfe anzunähen.
WS
Einmal wälzt sich Marlit noch auf die andere Seite, dann versinkt sie in eine traumlose Schwärze, tief und ruhig ist nun ihr Schlaf.
OHH
"Ja, wenn das so ist..." Atreo wirft den Mantel über einen Hocker, streift die klammen Stoffschuhe ab und tapst zu seiner Schlafstatt hinüber.
Ächzend und keuchend kuschelt er sich hinein. Es dauert ein Weilchen, bis er damit fertig ist. Und die Stille danach währt nicht lang, da er sich unvermittelt wieder aufrichtet. "Achso, äh... Nur für alle Fälle: Es gab da gestern in Shenilo eine Prügelei, bei der sich ein paar Bauern am Lilienhaken eines Einhändigen verletzten..."
IS
Bei den Worten Atreos fährt die Zwergin wie von der Maraske gestochen hoch. Das hat sie doch geahnt, daß der Kerl mal wieder in Schwierigkeiten steckt! Na, da kann man nichts mehr machen, und in die nasse Nacht will sie auch nicht raus. "So so, ein paar Bauern haben sich verletzt. War wohl ihre eigenen Tolpatschigkeit?" fragt sie ironisch. Dann seufzt sie und fährt fort: "Na, bei dem Regen wird wohl nicht mal die Obrigkeit unterwegs sein. Aber morgen früh sollten wir uns schnell aus dem Staub machen." Dabei kommt es ihr gar nicht in den Sinn, nur Atreo auf den Weg zu schicken, so als sei sie es gewöhnt, früh morgens aus Gasthäusern zu flüchten.
Dann wirft sie Atreo einen fragenden und leicht mißtrauischen Blick zu. "Gibt es da vielleicht
noch was, das ich wissen sollte?"
Ihre geschickten Hände sind inzwischen mit den Knöpfen fertig und greifen automatisch zum Umhang, um eine geplatzte Naht zu reparieren.
OHH
"Nicht ihre Tolpatschigkeit, sondern ihre Großmäuligkeit", grummelt der Einhändige mißmutig. Daß ihn in dieser Nacht wohl niemand mehr suchen wird, dazu kann er nur nicken. Auch morgen früh wird es eher besser sein, die eigene Hast nicht allzusehr zu veröffentlichen, doch wird er die kleine Freundin notfalls schon zu bremsen wissen.
Auf ihre andere Frage hin, stockt er kurz. Fast vermeint man, das Klicken und Rattern eines filigranen Uhrwerkes vernehmen zu können. Dann erwidert er wie aus dem Ballestrino geschossen: "Nein!"
Er wirft sich im Bette herum, brummt noch "Gute Nacht, ihr beiden!", wie er es gewohnt ist, wenn er mit der Zwergin spricht, und zieht zuletzt die Decke über den Kopf.
Der Hammer aber schweigt, dem Austausch blanker langweiliger Höflichkeiten nach seiner Ansicht angemessen.
IS
Misstrauisch blickt die Angroschim von ihrer Arbeit auf. Das 'Nein' von Atreo kam zu schnell und zu heftig. Irgendwas stimmt da nicht. Schon setzt sie zu einer bissigen Erwiderung an, da dreht sich der Freund um, scheinbar in der Hoffnung, jede weitere Diskussion meiden zu können. Na, machts nichts, sie wird es schon irgendwann aus ihm rausholen! Jetzt wünscht sie ihm noch eine "Gute Nacht" und wendet sich wieder ihrer Handarbeit zu.
Weiter geht es mit hoffnungsvoller Morgenstund
Ausschnittliste / Ehemalige Gäste / Lageplan / Speisekarte
Redaktion und Lektorat: OHH