Erzählet davon

gedichtet und vorgetragen von Gwydon Silbersang

Ein einsames Gasthaus im Lieblichen Felde,
Rot-Gold steht im Westen der Praiosscheibe Glanz.
Drei Männer steh'n schweigend am Brunnen und warten,
Eine Jungfer macht grade bereit sich zum Tanz.

Saphirblaue Augen voll innerem Feuer,
Wie Gold glänzt ihr Haar in der Sonne letztem Licht.
Auf grünem Brokat blitzen güldene Ketten,
Ein Lächeln voll Freude auf ihrem Gesicht.

Zu magischen Klängen beginnt sie zu tanzen,
Und Bilder entstehen, so leuchtend und klar,
Als flöge ein Vogel über Felder und Flüsse
Zur Stadt der Erhabenen, ins stolze Fasar.

Der Tanz setzt sich fort, und die Bilder werden klarer:
Eine ärmliche Hütte, am Fenster eine Frau.
Vernarbt ihr Gesicht; sie betrachtet voll Liebe
Und Sorge zwei Kinder aus Augen stahlgrau.

Zwei Kinder - so ähnlich und doch so verschieden,
Und beide mit einem Talente bedacht.
Sie leben und lernen allein bei der Mutter -
Der Vater ist verschwunden wie ein Fuchs in der Nacht.

Nach dem Tode der Mutter versuchen die beiden,
Den Mann nun zu finden, der ihr Vater sich nennt.
Doch sinnloser Streit reißt die zwei auseinander -
Die Wege der Schwestern von nun an getrennt.

Der Tanz geht zu Ende, die Bilder verblassen.
Erschöpft neigt die Tänzerin gen Westen ihr Haupt
Und weint um die Schwester, die im Streit sie verloren,
Die wiederzusehen sie schon gar nicht mehr glaubt.

Von Liebe entbrannt tritt da einer der Männer
Heran an die Tänzerin und tut einen Schwur.
Ruft Phex an am Brunnen mit kraftvollen Worten,
Dass dieser ihm weise der Verlorenen Spur:

"In Havena soll'n einhundert Schatten sie suchen,
Hundert Münder soll'n fragen, ob in Gareth sie sei.
In Punin soll'n einhundert Augen nach ihr spähen,
Hundert Falken im Osten fliegen wachsam und treu!"

Und bin ich nur einer von einhundert Mündern,
Ich zieh' durch die Lande, versuche mein Glück.
Und find' ich Ajishy, bring' ich sie zu Yshija,
Und bring' so Yshija dem Liebsten zurück.


Melodie: ?
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© Stefan Unteregger